Die Erfindung bezeichnet einen elektromagnetischen Sensor zur Erfassung des
Drehmoments einer sich drehenden, den magnetostriktiven Effekt aufweisenden
torsionsbeanspruchten elastischen Welle.
Derartige Sensoren werden zur berührungslosen Erfassung des Drehmoments einer sich
drehenden Welle verwendet, bspw. von Antriebswellen von handgeführten
Elektrowerkzeuggeräten.
Übliche Drehmomentsensoren, die auf dem magnetoelastischen Prinzip beruhen, messen
eine Änderung der Permeabilität des magnetischen Kreises, d.h. die Hysterese wird nur in
einem kleinen Bereich um Null ausgesteuert. Dies hat den Vorteil, dass geringe Leistungen
zur Aussteuerung benötigt werden und hohe Messfrequenzen realisiert werden können. Der
wesentliche Nachteil liegt in der Abhängigkeit des tatsächlichen Arbeitspunktes von der
Vorgeschichte des Materials und bei radialen Prinzipien zusätzlich in der starken Luftspalt-Abhängigkeit
des Messsignals. Vor allem radiale Messanordnungen von magnetischen
Kreisen sind empfindlich auf das radiale Wellenspiel. Besteht auch nur ein geringes
Wellenspiel, so wird dem Ausgangssignal des Sensors ein periodisches Signal überlagert,
welches durch die periodische Änderung des Luftspaltes zustande kommt. Der Luftspalt
liefert den dominanten magnetischen Widerstand in solchen Messanordnungen. Die effektive
Permeabilität des magnetischen Kreises hängt sehr stark vom Luftspalt ab. Radiale
Messanordnungen, die auf einer Auswertung der effektiven Permeabilität beruhen, leiden
also immer unter dem Einfluss des Luftspaltes. Dieser kann zwar durch Verwendung von
zwei oder mehreren, gegenüber angeordneten Sensoren oder durch ein differentielles
Messprinzip verringert werden, jedoch verdoppeln sich die Kosten und der Platzbedarf.
Nach der DE4323246A1 weist ein elektromagnetischer Sensor zur Erfassung des
Drehmoments einer sich drehenden, den magnetostriktiven Effekt aufweisenden
torsionsbeanspruchten elastischen Welle eine Erregerwicklung zur periodischen
Magnetisierung bestimmter Bereiche der Welle und eine Detektorwicklung zur Detektion des
sich aus der bei Torsionsbeanspruchung einstellenden magnetischen Anisotropie auf, wobei
aus der magnetischen Anisotropie von einem Mikrocontroller das Drehmoment der Welle
berechnet wird. Durch die Abhängigkeit des Arbeitspunktes von der Vormagnetisierung
sowie der thermischen und mechanischen Vorbelastung der Welle sowie den Einfluss des
Luftspaltes zwischen der Welle und der Detektorwicklung treten erhebliche
Messungenauigkeiten auf.
Nach der EP434089 wird bei einem elektromagnetischen Drehmomentsensor die zu
Messungenauigkeiten führende Verschiebung des Arbeitspunktes durch überlagerte Felder
über die Auswertung der geradzahligen Fourierkoeffizienten der phasenstarr detektierten
Hysteresekurve ermittelt oder durch gezielte Symmetrierung durch Überlagerung mit einem
Kompensationsfeld vermieden. Dazu werden bestimmte Bereiche der Welle periodisch bis in
die durch einen Kennlinienknick gekennzeichnete beginnende Sättigung magnetisiert, um die
Unsymmetrie durch die Größe der geradzahligen Fourierkoeffizienten detektieren zu können.
Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Realisierung eines einfachen elektromagnetischen
Drehmomentsensors hoher Messgenauigkeit.
Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Im wesentlichen weist ein elektromagnetischer Sensor zur Erfassung des Drehmoments
einer sich drehenden, den magnetostriktiven Effekt aufweisenden torsionsbeanspruchten
elastischen Welle mindestens ein Magnetisierungsmittel zur Magnetisierung bis in die
komplette Sättigung und eine Detektorwicklung zur Erfassung der magnetischen
Eigenschaften des Wellenmaterials auf, wobei aus der magnetischen Anisotropie das
Drehmoment der Welle bestimmt wird, zumindest Teilbereiche der sich drehenden Welle
periodisch bis in die komplette Sättigung magnetisiert werden und durch diesen
Magnetisierungszustand definierte Arbeitspunkte für die Erfassung der magnetischen
Eigenschaften des Wellenmaterials eingestellt werden.
Durch die Definition des Arbeitspunktes des elektromagnetischen Sensors nach vorheriger
kompletter Sättigung, bei welcher eine etwaige magnetische Vorgeschichte periodisch
gelöscht wird, werden undefinierte Arbeitspunkte vermieden und wird somit eine hohe
Messgenauigkeit erzielt. Bei einer Sättigungsfeldstärke Hsätt beträgt zur Erreichung der
Meßunsicherheit e die maximale Feldstärke Hmax für die Durchmagnetisierung mindestens
(1-e) Hsätt.
Vorteilhaft werden die gemessenen magnetischen Eigenschaften über die Zeit einer ganzen
Umdrehung der Welle zeitlich gemittelt, um die Einflüsse radialen Wellenspiels zu verringern.
Vorteilhaft erfolgt die komplette Sättigung der Teilbereiche der sich drehenden Welle
ausschliesslich in genau einem Quadranten der magnetischen Kennlinie, wodurch eine
unsymmetrische Hysterese ausgebildet wird, welche grössere Hystereseverluste vermeidet
und somit die zusätzlich erforderliche Energie reduziert sowie den Schaltungsaufwand
wesentlich reduziert.
Vorteilhaft erfolgt die Berechnung des Drehmoments mittels der gemessenen magnetischen
Sättigungsinduktion, welche direkt messbar ist.
Vorteilhaft erfolgt zusätzlich oder alternativ bei der Berechnung des Drehmoments eine
Normierung auf eine Sättigungsfeldstärke Hsätt, bei welcher ein hoher Prozentsatz der
maximalen magnetischen Induktion erzielt wird, wodurch fertigungsbedingt durch
Montagefehler und radiales Wellenspiel schwankende Scherungseinflüsse der Welle
eliminiert werden.
Vorteilhaft erfolgt zusätzlich oder alternativ die Berechnung des Drehmoments aus einer
Änderung zumindest eines Polynomialkoeffizienten der in Echtzeit mit einem Mikrocontroller
durch ein Polynom approximierten Äste der Hysteresekurve, wodurch sich eine hohe
Störsicherheit ergibt.
Vorteilhaft erfolgt durch geeignete elektromagnetische Anordnungen der
Magnetisierungsmittel die komplette Sättigung der Teilbereiche der sich drehenden Welle
unter +/- 45° zur Wellenachse, wodurch die Magnetisierungen längs der Hauptspannungsrichtungen
der auf Torsion beanspruchten Welle verlaufen und somit sensibel auf
die Hauptspannungen reagieren.
Vorteilhaft sind zwei Detektorwicklungen vorhanden und in einer magnetischen
Brückenschaltung rechtwinklig zueinander angeordnet, wodurch die Unterschiede der
magnetischen Eigenschaften der Teilbereiche der Welle direkt detektierbar sind.
Vorteilhaft ist die Welle als Hohlwelle ausgebildet, welche am Innenmantel mindestens die
Hälfte der Spannungsbeanspruchung wie am Aussenmantel ausbildet, wodurch neben
weichmagnetischen oder magnetisch halbharten Materialien auch für Wellen handelsübliche
Maschinenbaustähle mit vertretbarer zusätzlicher Energie und vertretbarem
Schaltungsaufwand periodisch in die komplette Sättigung überführbar sind sowie einen
hinreichenden magnetostriktiven Effekt aufweisen.
Vorteilhaft ist das Magnetisierungsmittel konstruktiv so ausgebildet, dass es in Teilen an die
Welle im eingebauten Zustand angefügt werden kann, wodurch eine Nachrüstung und
eventuelle Wartung ohne Demontage der Welle möglich ist.
Vorteilhaft ist das Magnetisierungsmittel ein Elektromagnet, wodurch elektrisch steuerbar
zumindest Teilbereiche der sich drehenden Welle periodisch ummagnetisierbar sind. Die für
die komplette Sättigung zusätzlich erforderliche Energie ist insbesondere im
Verwendungsfall bei handgeführten Elektrowerkzeuggeräten im Vergleich zur
Antriebsleistung unwesentlich.
Alternativ vorteilhaft ist das Magnetisierungsmittel ein permanentmagnetischer Kreis, welcher
von der Detektorwicklung umfänglich beabstandet angeordnet ist, wodurch zumindest
Teilbereiche der sich drehenden Welle periodisch durch die Drehung der Welle
vormagnetisierbar sind, ohne dafür zusätzliche Elektroenergie zu benötigen.
In dem durch diese magnetische Sättigung eingestellten definierten Arbeitspunkt des
Wellenmaterials werden nach dem durch die Wellendrehung bewirkten Verlassen des
permanentmagnetischen Kreises die magnetischen Eigenschaften des magnetostriktiven
Wellenmaterials durch eine periodische elektromagnetische Kleinsignal-Ummagnetisierung
erfasst. Die für die ständig wiederkehrende komplette magnetische Sättigung des
Wellenmaterials erforderliche Leistung wird der mechanischen Antriebsleistung der
Maschine entnommen, wodurch hierfür keine zusätzlichen elektrischen Schaltungen
notwendig sind.
Die Erfindung wird an Ausführungsbeispielen näher erläutert mit
Fig. 1a, 1b, 1c, 1d als Drehmomentsensor, Fig. 2a, 2b, 2c als Variante des Drehmomentsensors.
Nach den Fig. 1 weist ein Drehmomentsensor 1 einer um eine Wellenachse A drehbaren
hohlen Welle 2 ein zugeordnetes Magnetisierungsmittel 3 und zwei Detektorwicklungen 4a,
4b auf, wobei das Magnetisierungsmittel 3 mit zwei Planarspulen 5a, 5b ausgebildet ist,
welche jeweils ein Magnetfeld erzeugen, das in + 45° bzw. - 45° zur Wellenachse A
gerichtet ist. Die Felder treten über die oberhalb der Planarspulen liegenden Polschuhe 6a,
6b, in die Welle 2 ein und über den unterhalb der Planarspulen 5a, 5b liegenden und um 90 °
versetzten Polschuh 6c wieder aus der Welle 2 aus. Durch den Höhen- und Winkelversatz
ergeben sich insgesamt die ± 45 ° zur Wellenachse A. Die magnetischen Kreise werden über
die zwischen den Planarspulen 5a, 5b liegenden weichmagnetischen Zwischenstücke 7
geschlossen. Der magnetische Kreis ist so bemessen, dass die Welle 2 periodisch durch die
mit einer Wechselspannungsquelle AC verbundenen Planarspulen 5a, 5b so weit in die
Sättigung magnetisiert wird, dass der Einfluss der sich durch Fertigungsfehler ändernden
magnetischen Scherung unterdrückt wird. Die bei einem Drehmoment M unter ± 45° zur
Wellenachse A liegenden Hauptspannungen σ1 , σ2 führen zur Vergrösserung bzw.
Verkleinerung dieser Sättigungsinduktionen, deren Differenz vom Drehmoment M abhängt.
In den Detektorwicklungen 4a, 4b werden, bedingt durch die Ummagnetisierung, gemäss
Induktionsgesetz periodisch elektrische Spannungen induziert. Das in Integrationsgliedern
8a, 8b analog ermittelte zeitliche Integral der in den Detektorwicklungen 4a, 4b entstehenden
Induktionsspannungen ergibt die Hysteresekurven des Vorganges der Ummagnetisierung
und damit die positiven und negativen Sättigungsinduktionen. Die analogen Werte der den
Hysteresekurven entsprechenden Spannungen werden nach den Integrationsgliedern 8a, 8b
über einen Multiplexer (MUX) 9 und einen A/D- Wandler 10 in digitale Werte gewandelt und
in dem Mikrocontroller 11 zur Berechnung des Drehmoments M benutzt, welches digital zu
Verfügung steht.
Nach den Fig. 2 ist das Magnetisierungsmittel 3 mit zwei axial versetzten
Permanentmagneten 12a, 12b ausgebildet. Dabei ist der magnetische Kreis so
dimensioniert, dass eine ausreichende und eindeutige, von der Vorgeschichte unabhängige
Vormagnetisierung auch bei üblichen Wellenwerkstoffen erzielt werden kann. Die durch die
Permanentmagnete 12a, 12b erzeugten Magnetfelder werden hier so axial versetzt
angeordnet, dass getrennte Bereiche mit den Vorzugsrichtungen ± 45 ° zur Wellenachse A
entstehen. Die magnetischen Felder treten durch die untereinander liegenden oberen und
unteren Polschuhe 6a', 6b' in die Welle 2 ein und durch den gemeinsamen mittleren
Polschuh 6c' wieder aus. Auf der umfänglich einen Seite der Welle 2 erfolgt die kräftige Vor-
bzw. Durchmagnetisierung über die Permanentmagnete 12a, 12b, die definierte, weitgehend
von der Vorgeschichte unabhängige Arbeitspunkte einstellt, und auf der Rückseite der Welle
2 werden an den dadurch definiert eingestellten Arbeitspunkten mit den Detektorwicklungen
4a, 4b die drehmomentabhängigen Permeabilitäten erfasst, wobei die magnetischen Felder
durch die untereinander liegenden oberen und unteren Polschuhe 6a", 6b" in die Welle 2 einund
durch den gemeinsamen mittleren Polschuh 6c" wieder austreten, wodurch die
Detektorwicklungen 4a, 4b bezüglich der Magnetfelder eine magnetisch senkrechte
Ausrichtung aufweisen. Die durch Verschaltung der magnetisch senkrechten
Detektorwicklungen 4a, 4b in einer Messbrücke 13 entstehende Differenzspannung wird in
einem Differenzverstärker 14 verstärkt und in einer Präzisionsgleichrichterschaltung 15
gleichgerichtet. Nach Herstellung des Massebezuges und Tiefpassfilterung in einem
Tiefpassfilter 16 entsteht am Ausgang die analoge drehmomentabhängige Signalspannung
UM.