Die Erfindung bezieht sich auf ein Schienenfahrzeug gemäß Oberbegriff
Patentanspruch 1 oder 3.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schienenfahrzeug aufzuzeigen, welches für den
Einsatz auf bestehenden Schienenwegen- bzw. Strecken einsetzbar ist und einen im
Vergleich zu bekannten Fahrzeugen verbesserten Betrieb ermöglicht.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Schienenfahrzeug entsprechend dem Patentanspruch
1 oder 3 ausgebildet.
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Die Erfindung
wird im folgenden anhand der Figuren an Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es
zeigen:
Fig. 1 in vereinfachter Darstellung und in Seitenansicht einen Zug gemäß der
Erfindung; Fig. 2 eine Darstellung ähnlich Fig. 1 zur Erläuterung der Neigetechnik des Zuges; Fig. 3 in vereinfachter Darstellung einen Querschnitt durch den Rumpf eines Moduls
im nichtgeneigten Zustand (Position a) und im geneigten Zustand (Position b); Fig. 4 einen Teilquerschnitt durch ein Modul des Zuges der Fig. 1, zusammen mit einer
schematisch dargestellten Radaufhängung; Fig. 5 in vergrößerter Darstellung ein Rad des Zuges zusammen mit einem
Schienenquerschnitt; Fig. 6 in verschiedenen Positionen einen Sitz des Zuges der Fig. 1 bei
unterschiedlichen Beschleunigungen (Positionen a - c); Fig. 7 in vereinfachter Darstellung des Cockpit des Zuges der Figur 1; Fig. 8 verschiedene Diagramme über den zeitlichen Verlauf des Weges (s), der
Geschwindigkeit (v), der Beschleunigung (b) sowie der ersten Ableitung der
Beschleunigung (b').
Der in den Figuren allgemein mit 1 bezeichnete und zum Fahren auf bestehenden
Gleisanlagen bestimmte Zug setzt sich aus mehreren Modulen 2 bzw. 3 zusammen,
die gelenkig mit einander verbunden sind und jeweils eine verhältnismäßig kurze
Länge von beispielsweise vier bis fünf Metern aufweisen und von denen die an
wenigstens einem Ende des Zuges 4 vorgesehenen Module 2 u.a. zur
Energieversorgung und oder Aufbereitung sowie Steuerung der Fahrantriebe dienen,
während die Module 3 als Nutz-Module unterschiedliche Funktionen haben,
beispielsweise als Sitzmodule für Fahrgäste, als Sanitärmodule mit
Einstiegsmöglichkeiten usw..
Jedes Modul 2 bzw. 3 besitzt vier Einzellaufräder 4, die zwei Fahrwerkachsen bilden
und von denen in den Figuren 4 und 5 jeweils ein Rad dargestellt ist. Jedes Rad 4 ist
durch einen eigenen Fahrantrieb (Motor) angetrieben, d.h. abweichend von der bisher
üblichen Fahrwerks-Ausbildung bei Schienenfahrzeugen sind die beiden Räder 4 jeder
Fahrwerkachse individuell und unabhängig voneinander angetrieben, und zwar jeweils
durch ein Einzelradantrieb. Die notwendige Differenzialwirkung wird durch
entsprechende elektronische Steuerung der Einzelradantriebe bewirkt. Wie die Figuren
4 und 5 zeigen, besitzen die Räder 4 abweichend von der üblichen Ausbildung von
Schienenfahrzeugrädern eine im wesentlichen kreiszylinderförmige, die Radachse 5
umschließende Lauffläche 6, an die sich an einer Seite ein Radkranz 7 anschließt. Mit
der Lauffläche 6 liegen die Räder 4 flächig auf der Schienenlauffläche oder -ebene 8
der Schiene 9 auf. Der üblichen Neigung (1:40) der Laufebene 8 von Schienen 9
angepaßt, sind auch die Radachsen 5 der einzelnen Räder 4 geneigt, so daß die
flächige Auflage dieser Räder auf der Laufebene 8 der Schienen 9 erreicht wird.
Hierdurch wird eine Erhöhung der Reibung zwischen den Rädern 4 und der Schienen
9 erreicht, was u.a. eine Reduzierung des Verschleißes der Räder, eine Erhöhung der
Beschleunigung des Zuges 1 sowie eine erhöhte Bremswirkung möglich macht. Die
Räder 4 besitzen Einzelradantrieb und Einzelradaufhängung. Durch die
Einzelradaufhängung wird Platz außerhalb der jeweiligen Radebene zur Unterbringung
weiterer Funktionselemente geschaffen.
Die Räder 4 sind mit ihren Antrieben, Bremsen usw. an einem nicht dargestellten
Rahmen des jeweiligen Moduls 2 bzw. 3 vorgesehen. In diesem Rahmen ist dann der
Aufbau oder Rumpf 10 des Moduls gehalten, und zwar bei den Modulen 3 um eine
Achse 11 parallel zur Modullängsachse schwenkbar oder neigbar. Wie insbesondere
auch die Figuren 3 und 4 zeigen, besitzt jeder Rumpf 10 eine kreiszylinderförmige
Außenhaut 12, deren Achse mit der Achse 11 zusammenfällt. Auf einem
Zwischenboden 13 sind dann in den Sitzmodulen die Sitze 14 und in anderen
Modulen die entsprechenden Funktionselemente angeordnet. Jeder Rumpf 10 jedes
Moduls 3 kann gesteuert von einer Steuereinrichtung durch einen Neigungsantrieb um
die Achse 11 individuell geneigt werden. Die Module 2 sind nichtneigende Module.
Bei einer Kurvenfahrt erfolgt das Neigen der Rümpfe 10 in einer Weise, wie dies in der
Figur 2 erläutert wird. Bei einer Einfahrt in eine Kurve werden beispielsweise gesteuert
durch einen zentralen Sensor 15, der sich am vordersten Modul 2 befindet, die Module
3 zeitlich verzögert nach einander so geneigt, daß diese Module entsprechend der
Fahrgeschwindigkeit und der jeweiligen Krümmung, den die Kurve an dem von dem
betreffenden Modul 3 augenblicklichen passierten Ort aufweist, optimal geneigt wird,
d.h. im einfachsten Fall beim Einfahren in eine Kurve werden die einzelnen Module 3
zeitlich nacheinander beginnend mit dem in Fahrtrichtung ersten Modul 3 geneigt.
Beim Durchfahren einer gleichbleibenden Kurve besitzen dann sämtliche Module 3
eine gleichbleibende Neigung. Beim Herausfahren aus der Kurve werden dann die
Module 3 zeitlich nacheinander, und zwar wieder beginnend mit dem im
Fahrtrichtung ersten Modul 3 in die Ausgangslage zurückgeschwenkt.
Wie die Figur 3 verdeutlicht, besitzen die Module 3 auch im geneigten Zustand keine
größere effektive Breite, d.h. sie ragen nicht weiter seitlich über das jeweilige Gleis
hinaus als im nichtgeneigten Zustand. Dies wird durch die kreiszylinderförmige
Ausbildung der Außenhaut 12 erreicht. Ein weiterer Vorteil besteht selbstverständlich
darin, daß die Module 3 durch den kreisylinderförmigen Rumpf eine Hohe Festigkeit
selbst bei geringem Gewicht aufweisen.
In der Figur 4 ist mit 16 eine seitliche Schürze bezeichnet, die ausgehend von dem
Rumpf 10 über die Räder 4 nach unten reicht. Durch die Schürze 16 werden
Fahrgeräusche wesentlich unterdrückt, aber auch durch Reduzierung des
Luftwiderstandes hieraus resultierende Fahrgeräusche. Die Schürzen 16 können
zumindest an den Einzelmodulen 2 zur Kühlung der dortigen für die
Energieversorgung vorgesehenen Aggregate dienen. Die Schürzen 16 sind hierfür
doppelwandig ausgebildet. Die Kühlung erfolgt dann durch reine Konvektion und
Wärmeabstrahlung an die Umgebung ohne Lüfter, so daß auch laute Lüfter an den
Modulen 2 vermieden werden können, was ebenfalls zur Reduzierung der
Lärmentwicklung beiträgt.
In der Figur 6 ist nochmals ein Sitz 14 im einzelnen dargestellt. Dieser Sitz 14 ist durch
einen Antrieb in seiner Neigung veränderbar, wie dies aus den Positionen a - c
ersichtlich ist. Die Neigung des Sitzes wird durch Sensoren, die die Beschleunigung
messen, gesteuert. Die Position a zeigt den Sitz 14 bei fehlender Beschleunigung. Die
Position b zeigt den Sitz 14 bei einer Beschleunigung in der in dieser Figur mit dem
Pfeil A angegebenen Fahrtrichtung. Die Position c zeigt den Sitz 14 bei einem
Bremsen. Der Sitz 14 wird also exakt im erforderlichem Maß derart gesteuert, daß in
jedem Zustand für den Fahrgast ein angenehmes Sitzes erreicht ist, wie dies in der
Figur 6 mit der dortigen Flasche 17 angedeutet ist, die auf einem am Sitz 14
vorgesehenen Tisch steht.
Die Figur 7 zeigt in vereinfachter Darstellung das dort allgemein mit 18 angegebene
Cockpit des Zuges 1. Dieses Cockpit befindet sich beispielsweise in einem Modul 3,
welches sich hinter den Modulen 2 befindet. Dargestellt ist ein Fahrstand 19 mit Sitz
20 für die den Zug steuernde Person 21. Dem Sitz 20 gegenüber ist ein großflächiger
Bildschirm 21 vorgesehen, der das Bild einer Kamera wiedergibt, die in Fahrtrichtung
weisend am in Fahrtrichtung vorderen Ende des Zuges vorgesehen ist. Zwei kleinere
Bildschirme 23 und 24 geben die Bilder jeweils einer Kamera wieder, die an den
Seiten des Zuges 1 vorgesehen sind und einen Rückblick vom vorderen Ende zum
rückwärtigen Ende des Zuges zeigen.
An den kleineren Bildschirmen und an weiteren Bildschirmen können aber auch Bilder
wiedergegeben werden, die von ortsfest installierten Kameras, beispielsweise von
Kameras an Bahnsteigen von außen mittels Fernübertragung auf die Bildschirme 23
und 24 übertragen werden. Die Bildschirme 22 - 24 sind beispielsweise mehrfach
vorgesehen, um beim Ausfall eines Bildschirmes auf einen anderen umschalten zu
können.
Hinter dem Sitz 20 ist ein Abteil gebildet, in welchem sich weitere Zugbegleiter
aufhalten können. Mit 26 sind weiterhin zwei Fenster bezeichnet. Eine Besonderheit
besteht darin, daß von einem Cockpit 18 aus der Zug 1 in beiden Fahrtrichtungen
bedient wird, wobei lediglich die die Bilder für die Bildschirme 22 - 24 liefernden
Kameras entsprechend umgeschaltet werden.
Entsprechend der Figur 8 erfolgt die Steuerung des Fahrantriebs für den Zug 1 in der
Weise, daß auch die dritte Ableitung des Weges s nach der Zeit, d.h. die erste
Ableitung der Beschleunigung b, d.h. die Kurve b' noch einen harmonischen Verlauf
aufweist. Hiermit wird eine optimale Verträglichkeit von Beschleunigungen für
Personen und auch lose Gegenstände im Zug erreicht.
Durch die beschriebene Steuerung des Zuges 1 von jeweils ein und demselben
Cockpit 18 sowohl bei Vorwärtsfahrt als auch bei Rückwärtsfahrt ist es vermieden, daß
bei Änderung der Fahrtrichtung die den Zug steuernde Person 21 das Cockpit
wechseln muß. Hierdurch werden auch bei Kopfbahnhöfen kurze Haltezeiten möglich.
Durch die Anordnung besonderer Einsteigmodule 3 mit extrem breiten Türen zwischen
den Sitzmodulen 3 ist weiterhin auch ein schnelles Ein- und Aussteigen möglich, was
ebenfalls zu einer Verkürzung von Halte- und Wartezeiten beiträgt.
Ein weiterer Vorteil des beschriebenen Zuges 1 besteht darin, daß die Module und
dabei insbesondere auch die Module 3 extrem leicht gebaut werden könne, so daß
auch hohe Beschleunigungen beim Anfahren erzielbar sind. Weiterhin hat die kurze
Länge der Module 2 und 3 sowie die Möglichkeit einer Bauweise mit geringem
Gewicht den Vorteil, daß bei Kurvenfahrten die jeweils an den Laufrädern 3 auf die
Schienen 9 übertragenen Zentrifugal kräfte gegen über herkömmlichen Zügen
wesentlich reduziert sind und damit auch höhere Fahrgeschwindigkeiten in Kurven
möglich sind.
Bezugszeichenliste
- 1
- Zug
- 2, 3
- Modul
- 4
- Rad
- 5
- Radachse
- 6
- Lauffläche
- 7
- Radkranz
- 8
- Laufebene
- 9
- Schiene
- 10
- Rumpf
- 11
- Neigungsachse
- 12
- Außenhaut
- 13
- Zwischenboden
- 14
- Sitz
- 15
- Sensor
- 16
- Schürze
- 17
- Flasche
- 18
- Cockpit
- 19
- Fahrstand
- 20
- Fahrstandsitz
- 21
- Zugführer
- 22 - 24
- Bildschirm
- 25
- Abteil