Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entlüften von Druckgiessformen nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Ventilvorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
Um beim Druckgiessen Lufteinschlüsse im fertigen Gussteil zuverlässig verhindern
zu können, muss die Druckgiessform bzw. der Formhohlraum der Druckgiessform
während dem Druckgiessvorgang entlüftet werden. Dabei muss nicht nur die in den
Hohlräumen der Druckgiessmaschine und der Druckgiessform vorhandene Luft entweichen
können, sondern es muss darüber hinaus auch sichergestellt werden, dass
die aus der flüssigen Giessmasse austretenden Gase ebenfalls entweichen können.
Eine Problematik beim Entlüften von Druckgiessformen besteht darin, dass das
Entlüftungsventil so spät wie möglich geschlossen werden soll, damit der Formhohlraum
möglichst bis zu seinem vollständigen Füllen entlüftet wird, dass aber andererseits
verhindert werden soll, dass flüssiges Giessmaterial in das Entlüftungsventil
eindringt. Um dieser Problematik Rechnung zu tragen, sind Ventilvorrichtungen bekannt,
deren Entlüftungsventil mit einem Kraftaufnehmer in Wirkverbindung steht,
der von dem vom Formhohlraum in den Entlüftungskanal vordringenden Giessmaterial
betätigt wird. Mit solchen Ventilvorrichtungen lassen sich sehr schnelle und zuverlässige
Ventilvorrichtungen realisieren. Um am Kraftaufnehmer den für den
Schliessvorgang notwendigen Staudruck aufbauen zu können, weist der Entlüftungskanal
Richtungs- und Querschnittsänderungen auf. Zudem muss der Entlüftungskanal
zwischen dem Kraftaufnehmer und dem eigentlichen Ventilkörper des
Entlüftungsventils eine gewisse Mindestdistanz aufweisen und abgewinkelt ausgeführt
sein, damit das Entlüftungsventil geschlossen wird, bevor das flüssige Giessmaterial
das Entlüftungsventil erreicht. Durch eine abgewinkelte Ausführung des
Entlüftungskanals zwischen dem Kraftaufnehmer und dem Entlüftungsventil wird zudem
verhindert, dass die dem eigentlichen Giesstrom vorauseilenden Spritzer der
Giessmasse in das Entlüftungsventil eindringen und dieses zusetzen. Um die Effizienz
derartiger Entlüftungsventile zu steigern, ist am Entlüftungsventil üblicherweise
eine Vakuumpumpe angeschlossen.
Aus der EP 0 612 573 ist eine gattungsgemässe Ventileinrichtung zum Entlüften von
Druckgiessformen bekannt, welche mit einem Entlüftungskanal, einem im Entlüftungskanal
angeordneten Entlüftungsventil und einer Betätigungsvorrichtung zum
Schliessen des Entlüftungsventils versehen ist. Die Betätigungsvorrichtung weist einen
Kraftaufnehmer auf, welcher durch das aus dem Formhohlraum in den Entlüftungskanal
vordringende Giessmaterial beaufschlagbar ist und mit dem beweglichen
Verschlussteil des Entlüftungsventils in mechanischer Wirkverbindung steht. Dabei
ist der Kraftaufnehmer als Stossorgan ausgebildet, dessen Arbeitshub auf einen
Bruchteil des vom beweglichen Verschlussteils des Entlüftungsventils zurückzulegenden
Schliessweges begrenzt ist. Im weiteren ist der Verschlussteil des Entlüftungsventils
über den Arbeitshub des Kraftaufnehmers hinaus im Freilauf bewegbar,
und die Betätigungsvorrichtung weist ein Kraftübertragungsorgan für die Übertragung
des Stossimpulses vom Kraftaufnehmer auf den beweglichen Verschlussteil
des Entlüftungsventils auf.
Obwohl derartige Entlüftungsventile in der Praxis sehr zuverlässig funktionieren, wäre
es insbesondere bei Formhohlräumen mit einem grossen Volumen wünschenswert,
wenn die Entlüftungsleistung gesteigert werden könnte. Die maximale Entlüftungsleistung
wird insbesondere durch die Richtungs- und Querschnittsänderungen
im Entlüftungskanal begrenzt, da durch diese der Strömungswiderstand für die aus
dem Formhohlraum entweichenden Gase erheblich erhöht wird.
Um der geschilderten Problematik zu begegnen, wäre es nun naheliegend, den
Querschnitt des vorhandenen Entlüftungsventils und des Entlüftungskanals zu vergrössern.
Allerdings hat sich bei diesbezüglichen Versuchen gezeigt, dass eine Vergrösserung
des Ventilquerschnitts zusammen mit dem Entlüftungskanal nicht den
gewünschten Erfolg mit sich bringt, da der Strömungswiderstand durch die verwinkelte
Gestaltung des Entlüftungskanals einer effizienten Entlüftung nach wie vor im
Wege steht. Eine Vergrösserung des Entlüftungsventils bringt zudem mit sich, dass
sich die Masse der zu bewegenden Teile vergrössert, wodurch automatisch die aufzubringenden
Schliesskräfte steigen und/oder sich die Schliesszeit des Entlüftungsventils
in unerwünschter Weise erhöht. Ausserdem bewirkt eine Vergrösserung des
Ventilquerschnitts und des Entlüftungskanals, dass sich die Abmessungen der Ventilvorrichtung
erhöhen, was ebenfalls nicht erwünscht ist.
Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Entlüften von Druckgiessformen
vorzuschlagen, mit welchem sich bei zuverlässiger Funktionsweise höhere
Entlüftungsleistungen erzielen lassen.
Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angeführten Verfahrensschritte
gelöst.
Mit dem vorgeschlagenen Verfahren lässt sich die Entlüftungsleistung erheblich
steigern, da durch ein zweites Entlüftungsventil, welches vor dem vollständigen Füllen
des Formhohlraums geschlossen wird, einerseits der mittlere Querschnitt der für
die Entlüftungsleistung massgebenden Kanäle zumindest verdoppelt werden kann
und zudem der zum zweiten Entlüftungsventil führende Entlüftungskanalabschnitt in
Bezug auf den Strömungswiderstand optimiert werden kann.
In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, als Kriterium zum
Schliessen des zweiten Entlüftungsventils die seit dem Beginn des Füllvorgangs
verstrichene Zeit, die Position des Giesskolbens, den vom Giesskolben zurückgelegten
Weg, den Füllstand der Druckkammer oder den Füllstand des Formhohlraums
heranzuziehen. Dadurch kann sichergestellt werden, dass das zweite Entlüftungsventil
geschlossen ist, wenn das Giessmaterial bis zu diesem vorgedrungen ist.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Ventilvorrichtung zu schaffen,
mit welcher sich das erfindungsgemässe Verfahren vorteilhaft durchführen lässt.
Diese Aufgabe wird durch eine Ventilvorrichtung gelöst, welche die im Kennzeichen
des Anspruchs 6 aufgeführten Merkmale aufweist.
Bevorzugte Weiterbildungen der Ventilvorrichtung sind in den abhängigen Ansprüchen
7 bis 14 umschrieben.
Nachfolgend wird das erfindungsgemässe Verfahren sowie ein Ausführungsbeispiel
einer Ventilvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens anhand von Zeichnungen
näher erläutert. In diesen Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 eine schematisch dargestellte Druckgiessmaschine mit einer Druckgiessform
und einer daran angeordneten Ventilvorrichtung im Ausgangszustand; Fig. 2 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer ersten Phase; Fig. 3 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer zweiten Phase; Fig. 4 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer dritten Phase; Fig. 5 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer vierten Phase; Fig. 6 die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung in einer Draufsicht; Fig. 7 einen ersten Querschnitt durch die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung
entlang der Linie A-A in Fig. 6; Fig. 8 einen zweiten Querschnitt durch die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung
entlang der Linie B-B in Fig. 6, und Fig. 9 die in einer Druckgiessform eingebaute Ventilvorrichtung in einem Querschnitt
gemäss der Fig. 7.
Anhand der Fig. 1 wird der prinzipielle Aufbau und die prinzipielle Funktionsweise
einer sich in der Ausgangsstellung befindlichen Druckgiessmaschine sowie der erfindungsgemässen
Ventilvorrichtung näher erläutert, wobei nur auf die im Zusammenhang
mit der Erfindung wesentlichen Merkmale und Verfahrensschritte eingegangen
wird.
Als wesentliche Bestandteile der Druckgiessmaschine sind im vorliegenden Beispiel
eine Druckkammer 1 und ein darin angeordneter, hydraulisch betätigter Giesskolben
2 eingezeichnet. Zum Einfüllen des flüssigen Giessmaterials ist die Druckkammer 1
mit einer Einfüllöffnung 4 versehen. Am auslasseitigen Ende der Druckkammer 1 ist
eine Druckgiessform 5 angeordnet, welche aus zwei Formhälften 5a, 5b besteht.
Von der Druckkammer 1 führt ein Verbindungskanal 6 in den Formhohlraum 8 der
Druckgiessform 5. Auf der Oberseite der Druckgiessform 5 ist die Ventilvorrichtung
10 angeordnet, welche über einen Entlüftungskanal 9 mit dem Formhohlraum 8 verbunden
ist. Die Ventilvorrichtung 10 weist zwei Entlüftungsventile 11, 12 auf, welche
über zwei Verbindungsleitungen 14, 15 mit einer Vakuumpumpe 18 verbunden sind.
In den beiden Verbindungsleitungen 14, 15 ist je ein Sperrventil A, B angeordnet.
Das rechte Entlüftungsventil 11 steht mit einem aus dieser Darstellung nicht ersichtlichen
Kraftaufnehmer in Wirkverbindung, der von dem vom Formhohlraum 8 in den
Entlüftungskanal 9 vordringenden Giessmaterial betätigt wird. Das linke Entlüftungsventil
12 wird fremdbetätigt, was durch eine unterbrochen eingezeichnete Leitung 16
angedeutet ist, über welche das Entlüftungsventil 12 mit einer Steuereinrichtung 19
verbunden ist. Um die Position des Giesskolbens 2 zu erfassen, ist ein Sensor 17
vorgesehen, der ebenfalls mit der Steuereinrichtung 19 verbunden ist.
Die Figuren 2 bis 5 zeigen die Druckgiessmaschine und die Ventilvorrichtung in vier
verschiedenen Phasen.
In der ersten Phase wird der Druckkammer 1 über die Einfüllöffnung 4 das flüssige
Giessmaterial G zugeführt. Danach wird der Füllvorgang gestartet, indem der Kolben
2 nach rechts in Richtung der Druckgiessform 5 verschoben wird. Nachdem sich der
Kolben 2 vor die Einfüllöffnung 4 (Fig. 3) geschoben hat, wird die Vakuumpumpe 18
in Betrieb genommen und die beiden Sperrventile A und B geöffnet. Dadurch können
die sich in der Druckkammer 1 und im Formhohlraum 8 befindlichen Gase über die
beiden geöffneten Ventile 11, 12 der Ventilvorrichtung 4 entweichen bzw. abgesaugt
werden.
Aus der Fig. 4 ist die Druckgiessmaschine in einer dritten Phase ersichtlich, in der
sich der Kolben 2 so weit nach rechts verschoben hat, dass der rechts des Kolbens
2 verbleibende Teil der Druckkammer 1 vollständig mit dem Giessmaterial G gefüllt
ist, letzteres jedoch noch nicht bis in den Formhohlraum 8 vorgedrungen ist. In dieser
Phase wird nun das linke Entlüftungsventil 12 geschlossen. Die Schliessung des
linken Ventils 12 erfolgt pneumatisch über die Leitung 16.
Als Kriterium zum Schliessen des linken Entlüftungsventils 12 wird im vorliegenden
Beispiel die absolute Position des Giesskolbens 2 herangezogen, da aufgrund der
Position des Kolbens 2 der Füllstand der Druckkammer 1 bekannt ist bzw. ermittelt
werden kann. Da das Füllen des Formhohlraums 8 mit dem Giessmaterial G in der
Regel innerhalb von ca. 20 bis 80 Millisekunden vor sich geht, wird das linke Entlüftungsventil
12 geschlossen, bevor das Giessmaterial G in den Formhohlraum 8 eingetreten
ist. Natürlich muss das linke Entlüftungsventil 12 erst unmittelbar bevor das
Giessmaterial G dieses erreicht geschlossen werden. Dies ist dann der Fall, wenn
der Formhohlraum 8 vollständig gefüllt ist und das Giessmaterial G in den Entlüftungskanal
vordringt. In diesem Fall besteht jedoch die Gefahr, dass die der eigentlichen
Giessmasse G vorauseilenden Spritzer in das linke Entlüftungsventil 12 eindringen
und dieses zusetzen. Durch ein frühes Schliessen des linken Entlüftungsventils
12 wird diesem Umstand Rechnung getragen. Ein frühes Schliessen des linken
Entlüftungsventils 12 hat zudem den Vorteil, dass prinzipbedingte Schwankungen
von bestimmten Betriebsgrössen, beispielsweise dem in die Druckkammer eingefüllten
Volumen des Giessmaterials, unkritisch in Bezug auf eine zuverlässige
Funktionsweise der Ventilvorrichtung sind und ausserdem eine verhältnismässig
einfache Steuerung eingesetzt werden kann. Allerdings kann der genaue Zeitpunkt
des Schliessens des Entlüftungsventils 12 den herrschenden Rahmenbedingungen
angepasst werden.
Anstelle der absoluten Position des Kolbens 2 kann auch die relative Position des
Kolbens als Kriterium zum Schliessen des Entlüflungsventils 12 herangezogen werden.
Weitere Varianten bestehen darin, dass die seit dem Beginn des Füllvorgangs
verstrichene Zeit, der Füllstand der Druckkammer 1 oder der Füllstand des Formhohlraums
8 herangezogen werden, wobei diese Aufzählung keinesfalls als abschliessend
zu betrachten ist.
Nachdem das linke Entlüftungsventil 12 geschlossen wurde, kann auch das Sperrventil
A der Vakuumpumpe 18 geschlossen werden. Die sich noch im Formhohlraum
8 befindlichen Gase können nunmehr über das rechte Entlüftungsventil 11 entweichen
bzw. abgesaugt werden. Das rechte Entlüftungsventil 11 bleibt solange geöffnet,
bis das in den Entlüftungskanal 9 vordringende Giessmaterial den aus dieser
Darstellung nicht ersichtlichen Kraftaufnehmer erreicht hat. Durch die kinetische
Energie des Giessmaterials wird der Kraftaufnehmer zusammen mit dem Ventilkörper
des rechten Entlüftungsventils 12 verschoben und letzteres geschlossen, wie
nachfolgend noch näher erläutert wird.
Fig. 6 zeigt eine Draufsicht auf die Ventilvorrichtung 10 in detaillierter Darstellung.
Der in die Ventilvorrichtung 10 führende Entlüftungskanal ist mit dem Bezugszeichen
9 versehen, währenddem der zum ersten Entlüftungsventil 11 führende Kanalabschnitt
mit dem Bezugszeichen 9b und der zum zweiten Entlüftungsventil 12 führende
Kanalabschnitt mit dem Bezugszeichen 9a versehen ist. Der zum zweiten Entlüftungsventil
12 führende Entlüftungskanalabschnitt 9a ist geradlinig ausgebildet,
damit der Strömungswiderstand für die entweichenden Gase möglichst klein gehalten
werden kann. Der zu dem Kraftaufnehmer 20 und dem Ventilkörper 30 des ersten
Entlüftungsventils 11 führende Entlüftungskanalabschnitt 9b ist verwinkelt ausgebildet.
Die verwinkelte Ausführung des Entlüftungskanalabschnitts 9b dient dazu,
die der eigentlichen Giessmasse G vorauseilenden Spritzer abzufangen und den
Fluss des Giessmaterials nach dem Erreichen des Kraftaufnehmers 20 derart zu
verzögern, dass der Ventilkörper 30 rechtzeitig seine Schliesstellung erreicht hat,
bevor das Giessmaterial bis zum Ventilkörper 30 vorgedrungen ist. Der Kraftaufnehmer
20 ist am Ende eines Seitenarms 9c des Kanalabschnitts 9b angeordnet.
Zudem ist im Bereich des Kraftaufnehmers 20 ein Stauraum 9d vorgesehen, in dem
der für die Schliessbewegung des Kraftaufnehmers 20 und der mit ihm in Wirkverbindung
stehenden Elementen notwendige Staudruck aufgebaut werden kann. Im
weiteren sind zwei Stössel 38, 39 eingezeichnet, die zum Spannen eines aus dieser
Darstellung nicht ersichtlichen Federpakets vorgesehen sind.
Fig. 7 zeigt einen ersten Querschnitt durch die sich in der Ausgangsstellung befindliche
Ventilvorrichtung entlang der Linie A-A in Fig. 6, wobei die beiden Stössel 38,
39 zum besseren Verständnis der Funktionsweise als in einer gemeinsamen Vertikalebene
liegend eingezeichnet sind.
Nebst dem Kraftaufnehmer 20, dem in einem Ventilkanal 34 aufgenommenen Ventilkörper
30 und den beiden Stösseln 38, 39 sind aus dieser Darstellung ein mittels einer
Feder 25 belasteter Arbeitskolben 24, ein Tellerventil 27, eine Mitnehmerscheibe
23, eine Druckplatte 35 sowie ein Federpaket 36 ersichtlich. Der Ventilkörper 30
weist einen Bund 32 auf, der mit axialen Aussparungen 33 versehen ist, über welche
die Gase aus dem Entlüftungskanalabschnitt 9b in einen oberhalb des Ventilkörpers
30 angeordneten Auslasskanal 41 gelangen können, der mit der Vakuumpumpe
verbunden ist. Der Kraftaufnehmer 20 weist einen Bund 21 auf, der bei einer rückwärts
gerichteten Bewegung kraftschlüssig an der Mitnehmerscheibe 23 angreift. Die
Mitnehmerscheibe 23 greift am oberen Ende in den Ventilkörper 30 ein, währenddem
sie am unteren Ende in den Arbeitskolben 24 eingreift. Auf der Rückseite
der Mitnehmerscheibe 35 ist das Federpaket 36 angeordnet, welches mittels der
Druckplatte 35 den Kraftaufnehmer 20 sowie den Ventilkörper 30 und den Arbeitskolben
24 in der hier dargestellten Ausgangsstellung nach vorne drücken. Über die
beiden die Mitnehmerscheibe 23 frei durchsetzenden Stössel 38, 39 wird das Federpaket
36 beim Einbauen der Ventilvorrichtung 10 zusammengedrückt, so dass
der Kraftaufnehmer 20 durch die kinetische Energie der auftreffenden Giessmasse
nach hinten bewegt werden kann, wie anschliessend noch erläutert wird. Der
Schliessweg des Kraftaufnehmers 20 ist auf einen Bruchteil des Schliesswegs des
Ventilkörpers 30 und des Arbeitskolbens 24 beschränkt. Dadurch kann die von der
Giessmasse auf die beweglichen Teile 20, 23, 24, 30 übertragene kinetische Energie
in bestimmten Grenzen gehalten werden. Um den Ventilkörper 30 von der hier
dargestellten Offen- in die Schliesstellung zu bewegen, muss vom Kraftaufnehmer
20 lediglich einen Stossimpuls übertragen werden. Durch diesen Stossimpuls wird
die Mitnehmerscheibe 23 mitsamt dem Ventilkörper 30 und dem Arbeitskolben 24 im
Freilauf bis in ihre Endstellung bewegt. Zur Unterstützung der Schliessbewegung
und/oder um den Arbeitskolben 24, die Mitnehmerscheibe 23 und den Ventilkörper
30 in der Endstellung zu halten, kann der Arbeitskolben 24 über den Kanal 28
pneumatisch beaufschlagt werden. Sobald der Arbeitskolben 24 vom Tellerventil 27
abgehoben hat, wird die gesamte Stirnfläche des Arbeitskolbens 24 vom Druckmedium
beaufschlagt, wodurch die Schliessbewegung unterstützt bzw. der Arbeitskolben
24 in seiner Endposition gehalten wird.
Die Fig. 8 zeigt einen Querschnitt durch das zweite Entlüftungsventil 12 der Ventilvorrichtung.
Dieses besteht im wesentlichen aus einem Schliesskolben 45, einer
Mitnehmerscheibe 48, einer Druckplatte 49, zwei Federn 50, 51 sowie dem in einem
Ventilkanal 54 aufgenommenen Ventilkörper 52. Der bewegliche Schliesskolben 45
ist wiederum mit einem Bund 46 versehen, der in Stossrichtung kraftschlüssig an der
Mitnehmerscheibe 48 angreift. Die Mitnehmerscheibe 48 steht in Wirkverbindung mit
dem Ventilkörper 52, indem sie am oberen Ende in den Ventilkörper 52 eingreift.
Über die beiden Federn 50, 51 wird die Mitnehmerscheibe 48 zusammen mit dem
Ventilkörper 52 und dem Schliesskolben 45 nach vorne gedrückt. Um den Ventilkörper
52 von der hier dargestellten Offen- in die Schliesstellung zu bewegen, wird über
einen zum Schliesskolben 45 führenden Kanal 44 ein Druckmedium zugeführt, welches
die Stirnfläche des Schliesskolbens 45 beaufschlagt und diesen zusammen mit
der Mitnehmerscheibe 48 und dem Ventilkörper 52 entgegen der Federkraft nach
hinten gegen einen Endanschlag bewegt. Der in den Ventilkanal 54 eintauchende
Kopf 53 des Ventilkörpers 52 dichtet dabei den Ventilkanal 54 ab.
Dadurch, dass das zweite Entlüftungsventil 12 fremdbetätigt ist, kann der zum zweiten
Entlüftungsventil 12 führenden Entlüftungskanalabschnitt 9a geradlinig ausgestaltet
werden, was sich in einem sehr geringen Strömungswiderstand niederschlägt.
Allerdings muss sichergestellt werden, dass das zweite Entlüftungsventil 12 geschlossen
wird, bevor das Giessmaterial bis zu diesem vorgedrungen ist.
Die Fig. 9 zeigt in einem entlang der Linie A-A in Fig. 6 ausgeführten Querschnitt die
in eine aus zwei Hälften 5a, 5b bestehende Druckgiessform eingebaute Ventilvorrichtung
10. Im eingebauten Zustand wird das Federpaket 36 durch die beiden an
der einen Hälfte 5b der Druckgiessform 5 anliegenden Stössel 38, 39 zusammengedrückt.
Der Ventilkörper 30 befindet sich unter der Einwirkung des Schliessfeder 25
des Arbeitskolbens 24 weiterhin in der Offenstellung, so dass die Gase aus dem
Formhohlraum über den Entlüftungskanal 9 und den Ventilkanal 34 in den Auslasskanal
41 strömen können, wie dies durch Pfeile 57 angedeutet ist. Sobald die
Giessmasse den Kraftaufnehmer 20 erreicht hat, wird dieser unter der Wucht des
anströmenden Giessmaterials schlagartig an seinen Endanschlag bewegt. Der Bund
21 am Kraftaufnehmer 20 überträgt diesen Kraftimpuls auf die Mitnehmerscheibe 23,
welche sich unter der Wirkung der ihr durch den Kraftaufnehmer 20 vermittelten kinetischen
Energie vom Kraftaufnehmer 20 abhebt, nachdem dieser sein Endlage erreicht
hat, und zusammen mit dem Ventilkörper 30 und dem Arbeitskolben 24 entgegen
der Rückführkraft der Schliessfeder 25 weiterbewegt wird. Dabei wird das Entlüftungsventil
11 geschlossen, indem der Kopf 31 des Ventilkörpers 30 in den Ventilkanal
34 eintaucht. Die Schliessbewegung des Entlüftungsventils 11 wird unterstützt
durch den am Arbeitskolben 24 anliegenden Druck eines Druckmediums, welches
nach dem Abheben des Arbeitskolbens 24 vom Steuerventil 27 die gesamte Stirnfläche
des Arbeitskolbens 24 beaufschlagt. Allerdings ist zu erwähnen, dass das Entlüftungsventil
11 im Normalfall auch ohne die Unterstützung des Arbeitskolbens 24
geschlossen werden kann, da die für die Schliessbewegung des Entlüftungsventils
11 notwendige Energie von dem vom Formhohlraum 8 in den Entlüftungskanal 9
vordringenden flüssigen Giessmaterial G aufgebracht wird.
Nach dem Aushärten der Giessmasse wird rechte Hälfte der Druckgiessform 5b
entfernt. Dabei wird der Steiger durch die beiden unter der Wirkung des Federpakets
36 stehenden Stössel 38, 39 ausgeworfen.
Mit einer derartig ausgestalteten Ventilvorrichtung 10 lässt sich die Entlüftungsleistung
gegenüber herkömmlichen Entlüftungsventilen erheblich steigern, ohne dass
die Ventilvorrichtung wesentlich grösser ausfällt. Durch das zweistufige Entlüftungsverfahren,
bei dem das eine Entlüftungsventil 12 fremdbetätigt geschlossen wird,
bevor der Formhohlraum 8 vollständig gefüllt ist und bei dem das andere Entlüftungsventil
11 durch das in den Formhohlraum 8 vordringende Giessmaterial betätigt
wird, kann zudem eine zuverlässige Funktionsweise sichergestellt werden.