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Verfahren und Vorrichtung zur Räumung von Fernzündungsminen, insbesondere
von Druckminen Bekanntlich kann man die Druckdifferenz, welche in begrenztem Abstand
um ein fahrendes Schiff im Wasser entsteht, zur treffsicheren Zündung von Seeminen
ausnutzen. Die hierbei angewendete Fernzündungsapparatur - allgemein unter der Bezeichnung
Druckdose bekannt - spricht auf einen Druckunterschied von etwa 2 cm Wassersäule
an und ist gegen die Auslösung durch Nachbardetonation, Knall und Wellengang sowie
Tidenhub verriegelt. Die Druckdose wird meistens noch mit magnetischen und akustischen
Fernzündapparaturen kombiniert, um die Treffsicherheit zu erhöhen und die Räumung
zu erschweren.
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Die Beseitigung von Seeminen mit Druckdosen-Zündung (kurz Druckminen
genannt) mittels Fernräumgesäten ist ein noch heute nicht befriedigend gelöstes
Problem. Die Druckmine wird deshalb oft als unräumbare Fernzündungsmine bezeichnet.
Es hat nicht an Vorschlägen und Versuchen zur Schaffung eines geeigneten Fernräumgerätes
gefehlt. Ein zufriedenstellendes Ergebnis war aber in keinem Fall zu verzeichnen.
Im folgenden sollen die bisher beschrittenen Wege kurz gestreift werden: a) Zum
Räumen von Druckminen kann der Sperrbrecher eingesetzt werden. Im Gegensatz zu seiner
großen magnetischen Räumbreite ist die Einwirkbreite auf die Druckdosenzündung kaum
mehr als 2 - 30 m größer als die Schiffsbreite. Eine innerhalb dieser Räumbreite
detonierende
Seemine führt stets zumindest zum Ausfall oder zur
Zerstörung der Maschinenanlage.
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b) Ein sehr schnell fahrendes Schiff, wie z. B. ein Zerstörer, erzeugt
eine genügend große Druckdifferenz auf eine seitliche Entfernung vom fahrenden Schiff,
die ein Vielfaches der Schiffsbreite beträgt. Leider läßt sich diese große Räumbreite
voll nur gegen einfache Druckminen, aber nur zu einem geringen Teil zum Beseitigen
kombinierter Druckminen ausnutzen, da sich die gesamte Räumbreite nur begrenzt magnetisch
und akustisch überdecken läßt. Weil ein sehr schnell fahrendes Schiff außerordentlich
teuer und beim Räumeinsatz selbst sehr gefährdet ist, hat man von dieser Druckminen-Räummethode
praktisch noch keinen Gebrauch gemacht.
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c) Es ist versucht worden, ein an Bojen aufgehängtes großes Segel
durch das Wasser mit mäßiger Geschwindigkeit zu schleppen, wobei durch die Art der
Standeraufhängung und Schräglage im Wasser bedingt ein Unterdruckgebiet am Meeresboden
erzeugt wird. Bei dieser Räummethode werden entsprechend der Segelbreite einfache
Druckminen beseitigt, aber jede Druckminendetonation bewirkt auch gleichzeitig die
restlose Zerstörung des Segels. Magnetisch oder akustisch kombinierte Druckminen
werden nicht erfaßt.
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d) Statt des unter c) angeführten Schleppsegels kann man auch eine
mindestens 2o₧4o m große eiserne Scherfläche verwenden. Damit werden dann
auch magnetisch kombinierte Druckminen angesprochen. Der erweiterten Räummöglichkeit
steht als Nachteil eine stark vergrößerte erforderliche Schleppkraft und ein nicht
tragbarer Materialverlust bei der Detonation einer Seemine gegenüber.
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e) Es ist auch vorgeschlagen worden, der Scherfläche ein Tragflächenprofil
zu geben, diese als schwimmenden Auftriebskörper zu gestalten und mit einem eigenen
Antrieb zu versehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden gemäß diesem Vorschlag
einfache Druckminen wie auch magnetisch und akustisch kombinierte Druckminen erfaßt.
Bei der erforderlichen Größe der Tragfläche und bei der notwendigen Antriebsleistung
ist aber der durch eine Nahdetonation bewirkte wahrscheinliche Materialverlust sehr
erheblich. Eine konstruktive Lösung zu diesem Voschlag liegt noch nicht vor.
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f) Nach einem anderen Vorschlag soll auch die gewünschte Druckdifferenz
mittels eines viele Meter langen, nachgeschleppten eisernen Schwimmkörpers erzeugt
werden können, der viele fischgrätenartig abgespreizte Scherflächen trägt. Abgesehen
von der versuchsmäßig noch zu beweisenden Wirkungsweise ist mit Sicherheit großer
Materialaufwand und im Schadensfalle großer Materialverlust für ein Räumgerät nach
diesem Vorschlag unvermeidlich. Einfache und kombinierte Druckminen dürften aber
hiermit zum Ansprechen zu bringen sein.
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g) Kein Fernräumgerät betreffend, aber der Vollständigkeit halber
zu erwähnen ist in der Aufzählung bekannter Methoden zur Beseitigung von Druckminen
das Aufsuchen der Seeminen mittels mechanischer, akustischer oder optischer Hilfsmittel
und das nachfolgende Beseitigen durch persönlichen Einsatz oder Sprengstoffe.
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Durch die vorstehend angeführten Räummethoden gegen Druckminen wird
die oft erst in der Theorie vorhandene Räumwirkung mittels sehr großen Materialaufwands
erzielt. Die an ein ideales Fernräumgerät zu stellende Bedingung der Minenbeseitigung
ohne großen Materialaufwand und mit geringstem Materialverschleiß wird wohl bei
der Druckminenräumung niemals zu erfüllen sein. Es soll aber im folgenden ein Fernräumgerät
gegen Druckminen beschrieben werden, das gegenüber bisher bekanntem wesentlich geringeren
Materialaufwand und geringere Schleppkraft erfordert, bei Nahdetonationen nur teilweise
und an auswechselbaren Teilen zerstört werden kann und trotzdem auf etwa 6o m Breite
eine sichere Räumwirkung erzielt.
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Die Fernräummethoden bekannter Art gegen Druckminen benutzen, wie
unter a) bis f) ersichtlich, die Wasseroberfläche als Bezugsfläche, von der ausgehend
in der einen oder anderen Weise unter und neben dem Räumgerät die gewünschte Druckdifferenz
bewirkt werden soll. Da Druckminen allermeist auf dem Grunde liegende Seeminen sind,
besteht für die Räumwirkung ein sehr großes Abhängigkeitsverhältnis von der jeweiligen
Wassertiefe.
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Aufgabe der Erfindung ist es, die aufgezeigten Nachteile zu beseitigen.
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Dabei wird von der Erkenntnis ausgegangen, daß man gleichbleibend
gute Einwirkverhältnisse erzielt, wenn man ein Minen-Räumgerät einsetzt, indem man
vom Meeresboden als Bezugsbasis ausgeht. Es wird erfindungsgemäß ein Verfahren zur
Räumung von Fernzündungsminen, insbesondere von Druckminen, vorgeschlagen, bei dem
ein geeignetes Fernräumgerät in einem vorausbestimmbaren, festen, geringen Abstand
vom Meeresboden über diesen geschleppt wird. Die Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens soll erfindungsgemäß ein als Tragflügel ausgebildetes Fernräumgerät sein,
dem ein Schleppsegel nachgeschleppt wird.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird an Hand der Zeichnungen
erläutert; in den Zeichnungen ist F i g. i eine schematische Seitenansicht der Wirkungsweise
der erfindungsgemäßen Vorrichtung bei ihrer Anwendung nach dem vorgeschlagenen Verfahren,
F i g. z eine Draufsicht auf die Vorrichtung.
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Ein 3,5 - 2o m großer Tragflügel i wird, wie sich aus den Zeichnungen
ergibt, mittels zweier Schleppleinen z von einem beliebigen Schleppschiff unter
einem solchen Anstellwinkel durch das Wasser gezogen,
daß auf der
oberen (negativ gekrümmten) Seite des Tragflügels I ein Überdruck (+), auf der unteren
(positiv gekrümmten) Seite des Tragflügels dagegen ein Unterdruck (-) entsteht.
Der Tragflügel ist ein eiserner, druckfest konstruierter Auftriebskörper, der durch
die Druckdifferenz gegen den Meeresboden gedrückt wird. Zwei Laufrollen 3 - ebenfalls
eiserne, druckfeste Hohlkörper -halten entsprechend der Länge der Verstrebungen
4 den Tragflügel in dem vorgesehenen Abstand zum Meeresboden. Je ein Abweiserbügel
5 verhindert die Beschädigung der Laufrollen und Laufrollenlagerung durch Unrat
auf dem Meeresgrund.
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Zur Zündung einer Druckmine bedarf es einer Einwirkungszeit der Druckdifferenz
von etwa 8 Sekunden. Das Unterdruckgebiet unter dem Tragflügel wird durch ein Schleppsegel
6, welches selbst als Auftriebskörper ausgebildet ist bzw. durch einen oder mehrere
Auftriebskörper 7 hochgedrückt wird, während des Schleppvorganges entsprechend verlängert.
Kurz vor dem Ende des Schleppsegels bzw. dem aus Segeltuch, Nylon od. dgl. bestehenden
aufblasbaren Auftriebskörper 7 kommt die Druckmine zur Detonation. Schleppsegel
und Auftriebskörper werden dabei ganz oder teilweise zerstört und müssen erneuert
werden. Der wertvolle Tragflügel bleibt aber unbeschädigt, da er sich wegen der
geringen Höhe über dem Meeresboden und der vielfach größeren waagerechten Entfernung
zur Detonationsstelle im Druckschatten befindet.
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Magnetisch kombinierte Druckminen werden in gleicher Weise wie einfache
Druckminen geräumt, da die Eisenmasse des Tragflügels in der Nähe des Meeresbodens
eine genügend große Erdfeldveränderung hervorruft. Auch akustisch kombinierte Druckminen
lassen sich dadurch beseitigen, daß man mittels in den Laufrollen oder im Tragflügel
angebrachter Geräuscherzeuger das erforderliche Geräusch erzeugt. Bei komplizierten
akustisch kombinierten Druckminen ist das zusätzliche Fahren nachgeschleppter bekannter
akustischer Räumbojen möglich, da ja beim Schleppen des Druckminen-Fernräumgerätes
die Wasseroberfläche frei bleibt.
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Die Räumbreite kann durch paralleles Fahren mehrerer Druckminenräumgeräte
auf ein Mehrfaches der erwähnten Tragflügelbreite vergrößert werden, wobei die Tragflächen
gelenkig miteinander verbunden werden können. Das Schleppen kann auch durch mehrere
Schleppschiffe ausgeführt werden.
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Beim Aufhören des Schleppleinenzuges schwimmt das gesamte Druckminen-Fernräumgerät
auf und kann mittels Hilfsschleppleinen, ohne Ausübung einer Fernräumwirkung, nach
und von dem Einsatzgebiet abgeschleppt werden.