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Verfahren zum Färben von Textilien Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zum Färben von Textilien.
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Bei dem üblichen Färbevorgang werden die Textilien mit einer wäßrigen
Lösung oder Dispersion eines Farbstoffes bei einer -von der Beschaffenheit des zu
färbenden Materials abhängigen Temperatur behandelt. Sie werden lange Zeit im Färbebad.
gelassen und hierauf gespült und, getrocknet. Das Färbebad kann auch ein oder mehrere
Färbehilfsmittelenthalten, z.B.KochsalzoderGlaubersalz oder andere Verbindungen,
welche dazu beitragen, daß die Ware den Farbstoff aufnimmt und eine gleichmäßige
Durchdringung der Farbe erreicht wird.. Bei dem. üblichen Färbeverfahren- -ist daher
Wasser das übliche Mittel, in welchem die Farbe auf die Textilwaren übertragen wird.
Es wurde auch schon Harn@atoff in Gegenwart von Wasser oder Dampf als Färbehilfsmittel
verwendet, so daß der Harnstoff also in der Tat in Lösung verwendet wunde. Nach
der Erfindung kann der Harnstoff zweckm.äßigerweise auf das Gewebe aufgebracht werden,
indem man es mit einer Lösung von Harnstoff imprägniert, jedoch wird das Gewebe
hierauf getrocknet, um das Wasser zu entfernen, und die tatsächliche Färbungsstufe
wird in Abwesenheit von Dampf bei erhöhter Temperatur ausgeführt.
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Nach der Erfindung wenden die Textilwaren mit einer wäßrigen Lösung
oder Dispersion des Farbstoffes und des Harnstoffes imprägniert, das imprägnierte
Material getrocknet und dann auf eine Temperatur, die über dem Schmelzpunkt des
Harnstoffes liegt, in Abwesenheit von Dampf erhitzt.
Die Imprägnierung
wird vorzugsweise bei Raumtemperatur ausgeführt. DieTextilwaren können mit Harnstoff
und einem Farbstoff im gleichen Bad oder in gesonderten Imprägnierungsbädern imprägniert
werden. Das Bad oder die Bäder sind vorzugsweise wäßrig, und die bevorzugte Aufnahme.
von Harnstoff ist 4o bis 55 Gewichtsprozent der trockenen Textilwaren. Das Trocknen
des imprägnierten Materials wird vorzugsweise bei etwa 8o° vorgenommen). Nach dem
Dörren werden die getrockneten Textilwaren gewaschen, um den Harnstoff zu entfernen,
und dann getrocknet.
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Beim Rösten nach. der Erfindung schmilzt der Harnstoff und wirkt als
Übertragungsmittel für die Farbe. Das Verfahren ergibt eine einfache Verbesserung
der üblichen Praxis des Färbens aus wäßrigen Färbebädern. Das Verfahren ist einfach,
schnell, leicht zu regeln und schließt viele Schwierigkeiten aus, mit welchen man
beim Färben mit wäßrigen Färbebädern rechnen müß.
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Das Verfahren nach der Erfindung eignet sich zum Färben mit Farbstoffen,
welche in aufgelöstem Harnstoff löslich sind, z. B. Direktfarbstoffe, dispergierte
oder lösliche Acetatseidenfarbstoffe, L.eukoester von Küpenfarbstoffen, Säurefarbstoffe
und l;Zetallkomplexfarbstaffe. Es -ist besonders geeignet zum Färben mit Direktfarbstoffen.
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Das Verfahren nach der Erfindung eignet sich zum Färben solcherTextilien,
welche durch Dörren bei einer Temperatur von 130 bis 16o° nicht schädlich,
beeinflußt werden, z. B. Textilwaren aus Baumwolle, Wolle, regenerierter Cellulose,
künstlichen Proteinfasern, Celluloseestern, Polyamiden, Polyestern und Waren, welche
aus Mischungen von zwei oder mehreren dieser Fasern 'hergestellt sind. Wenn das
Verfahren zum Färben von Textilien aus thermoplastischen Fasern angewendet wird,
welche einen verhältnismäßig niederen Schmelzpunkt haben, wie gewisse Vinylharzfasern,
so soll das Dörren bei einer möglichst niedrigen Temperatur und in der kürzesten
zulässigen Zeit ausgeführt werden.
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Die Textilwaren können nach der Erfindung in irgendeiner beliebigen
Gestalt gefärbt werden, z. B. kann das Verfahren angewendet werden auf gewebte oder
gestrickte Waren oder Fäden, Garne oder Fasern.
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Es können Versuche an Proben notwendig werden, um die besten Bedingungen
für die Aufnahme von Harnstoff und die beste Zeitdauer zum Dörren bei einem bestimmten
Farbstoff und einer bestimmten Textilware festzustellen. Die obere Temperaturgrenze
des Dörrens wird durch die Neigung des Harnstoffs, sich bei erhöhter Temperatur
zu zersetzen, bestimmt.
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Es kann eine beliebige Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens benutzt
werden. Zum Beispiel kann die Textilware mit Harnstoff und einem Farbstoff aus einer
wäßrigen Lösung auf einer Pflatschmangel imprägniert und die imprägnierte Ware in
einem Ofen getrocknet und gedörrt werden. Eine Vorrichtung, wie sie üblicherweise
zur Ausführung einer Behandlung zum Knitterfestmachen mit einem Harnstoff-Formaldehyd-Harz
bei Textilwaren benutzt wird, kann ohne wesentliche Abänderungen verwendet werden.
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Beispiel i Ein 18,3 m langes und 9i cm breites Gewebe aus Garn aus
regenerierter Celluloses,tapelfaser wurde bei ioo% Auspressung bei Raumtemperatur
mit einer wäßrigen Lösung gepflatscht, welche enthielt: 5o % Harnstoff, i,25 0%
Chlorantine Brown BRLL 2000/0 (siehe S. 392o der »CIBA Review« Nr. 1o8 vom Februar
i955), i % sulfoniertes Rizinusöl. Das Gewebe wurde bei 80° 3 Minuten getrocknet,
indem man es einmal durch eine Trockenkammer mit Luftumlauf durchlaufen ließ. Das
Gewebe wurde dann gedörrt, indem man es nochmals durch dieselbe Kammer 3 Minuten
bei i4o° wandern ließ. Das abgekühlte, gedörrte Gewebe wurde bei 30° 15 Minuten
in Wasser gewaschen und schließlich bei 8ogetrocknet.
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Ein schmaleres Stück wurde auf dieselbe Nuance auf einer Haspelkufe
gefärbt, indem man folgende: Färbebad anwendete: 1,25% Chlorantine Brown BRLL 2oo%
(berechnet auf das Gewicht des Gewebes), 20% Glaubersalz (auf das Gewicht des Gewebes
berechnet), bei einem Flottenverhältnis von 4o : i. Die Färbezeit war 2g/4 Stunden
und die Temperatur des Färbebades 9o°.
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Beide Gewebe wunden Waschversuchen nach dem zweiten Bericht des »Fastness
Tests Committee of the Society orf Dyers and Colourists« (Journal of the Society
of Dyers and Colourists, 1948, Bd. 64, S. 136, 137) unterworfen. Es zeigte sich,
daß die beiden Gewebe vergleichbare Waschechtheit hatten. Ebenso wurde gefunden,
daß die beiden Gewebe vergleichbare Lichtechtheit zeigten.
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Beispiel 2 Ein Stück kettengewirkter Stoff aus Polyamidfasern wurde
bei Raumtemperatur mit einer Lösung gepflatscht, welche folgendermaßen hergestellt
war: i g einer Farbe, die als Perlon Fast Yellow G bekannt ist. Es handelt sich
um ein Chromderivat des Azofarbstoffs, Anthranilsäure+ Phenylmebhylpyrazolon, 2
g sulfoniertes Rizinusöl und 40 g Harnstoff, auf ioo ccm mit Wasser verdünnt.
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Der Stoff wurde bei. 8o° in einem Ofen mit umlaufender Luft getrocknet
und io Minuten bei 15o° gedörrt. Ein weiteres Stück Stoff wurde, wie oben angegeben,
mit einer Lösung gepflatscht, jedoch ohne Zugabe von Harnstoff, und ebenso
getrocknet und gedörrt. Es wurde gefunden, daß beim Waschen in kaltem Wasser der
ohne Harnstoff gepflatschte Stoff einen deutlichen Verlust von Farbstoff zeigte
und nur eine blasse Färbung zeigte. Die Gegenwart von Harnstoff ergab eine Nuance
von bedeutend größerem Farbwert.
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Beispiel 3 Eine Pflatschlösung wurde wie folgt hergestellt: 5o Teile
Harnstoff, 3 Teile i, 4-DiaminGanthrachinon (Duranol Violet R 300), i Teil Natriumcarboxymethylcellulose
und i Teil eines Netz- und
Dispersionsmittels aus einem Polyäthylenoxydkondensationsprodukt
mit einer langkettigen Fettverbindung, aufgelöst in ioo Teilen Wasser.
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Ein aus Garnen von Polyesterfasern gewobenes Zeug wurde bei 35% Auspressung
mit dieser Lösung gepflatscht, bei 80° 3 Minuten getrocknet, bei I45° 3 Minuten
gedörrt, bei Raumtemperatur mit Wasser gewaschen und bei 8o° getrocknet. Ein gleiches
Stück Zeug wurde bei Siedetemperatur 11/2 Stunden im Topf gefärbt unter Benutzung
eines wäßrigen Färbebades, welches enthielt: i 0/0 Duranol Violet 2 R
300 und 5 0/a eines Netz- und Dispersionsmittels aus einem Polyäthylenoxydkondensationsprodukt
mit einer langketti.gen Fettverbindung bei einem Flottenverhältnis von 40 : 1.
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Blei einem Waschversuch, wie er im Beispiel i beschrieben ist, wurde
gefunden, daß beides Zeug gut waschecht war, das mit Harnstoff gefärbte Zeug zeigte
eine etwas bessere Echtheit.
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Beispiel 4 Ein Stück einfarbig gewebten fortlaufenden Fadens aus Celluloseacetat
wurde bei 70% Auspressung mit einer wäßrigen Lösung bei Raumtemperatur gepflatscht,
welche enthielt: 1,4 Teile Azofarbstoff aus p-Aminoacetanil.id -f- p-Kresol (Dispersol
Yellow G 300), 45 Teile Harnstoff und 2 Teile sulfoniertes Rizinusöl, aufgelöst
in foo Teilen Wasser.
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Das Stück wurde dann bei 8o° getrocknet und bei 145' 4 Minuten gedörrt.
Es wurde danach in kaltem Wasser ausgespült. Eigin weiteres Stück wurde auf dieselbe
Nuance gefärbt unter Verwendung eines wäßrigen Färbebades, welches i % Dispersol
Yellow G 3oo enthielt. Das Flottenverhältnis war 4o : i und die Zeit und die Temperatur
des Färbens g/4 Stunden bei 8o°. Bei einem Versuch auf Waschechtheit, wie im Beispiel
i beschrieben, zeigte es sich, daß beide Gewebe ähnliche Waschechtheit zeigten.
Beispiel 5 Ein Stück gewebtes, einfarbiges ioo%iges Baumwollgewebe wurde mit einer
wäßrigen Lösung bei Raumtemperatur gepflatscht, welche enthielt: i Teil Chlorantine
Brown BRLL Zoo 0/0 (siehe S. 392o der »CIBA Review« Nr. io8 vom Februar 1955) und
45 Teile Harnstoff, verdünnt zu ioo Teilen Wasser.
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Das Stück wurde bei 8o° getrocknet, bei 145° 4 Minuten gedörrt und
in kaltem Wasser gespült. Ein zweites Stück wurde mit einem wäßrigen Bad gefärbt,
welches enthielt: i % Chlorantine Brown BRLL (bezogen auf das Gewicht des Gewebes)
und fo% Glaubersalz. Das Flottenverhältnis war 40 : i und die Zeit und Temperatur
des Färbens 3/4 Stunden bei 9o°. Bei einem Versuch auf Waschechtheit, wie im Beispiel
i beschrieben, wurde diese für beide Muster als ähnlich festgestellt. Beispiel 6
Ein aus ioo%igem Zellwollstapelfaser gewebtes Stück wurde bei Raumtemperatur mit
einer Lösung gepflatscht, welche enthielt: i g Solochrom Cyani.n B (Colourindex
Nr. 720), 2 ccm basisches Chromacetat (spezifisches Gewicht i,i6) und 5o g Harnstoff,
auf ioo ccm Wasser verdünnt.
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Das Stück wurde bei 8o° getrocknet, bei r45° 4 Minuten gedörrt und,
schließlich in kaltem Wasser gewaschen. Nach Trocknung zeigte das Gewebe eine hellbraune
Farbe, welche aber während des Röstens in Blau umschlug. Beim Waschversuch nach
Beispiel i zeigte es sich, daß eine genügende Waschechtheit erreicht war. Die Fäden
aus dem Gewebe wurden im Querschnitt unter dem Mikroskop untersucht, und es wurde
beobachtest, daß sich der Farbstoff in den Fäden niedergeschlagen hatte. Beispiel
7 Ein Stück gewirktes Zeug aus Celluloseacetatgarn wurde mit einer Lösung gepflatscht,
welche enthielt: i g des Natriumsalzes des Schwefelsäureesters von Dimethoxydibenzanthron
und 5o g Harnstoff, auf ioo ccm Wasser verdünnt.
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Es wurde dann bei 8o° getrocknet, bei 145° 4 Minuten gedörrt und in
kaltem Wasser gewaschen. Während des. Röstens veränderte sich die Farbe des Stoffes
von Violett-braun (der Farbe des Leu#koesters des Farbstoffs) in Grün (Farbe des
Grundfarbstoffs). Nach einer halbstündigen Behandlung in o,2%iger Seifenlösung bei
8o° war keine bedeutende Änderung der Nuance zu erkennen.
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Es wurde gefunden, daß gewisse Leukoester von Küpenfärbstoffendiesen
Umschlag der Nuance des Grundstoffs beim Dörren nicht zeigten. In diesen Fällen
können die üblichen Methoden der Regenerierung nach dem Rösten angewendet werden,
z. B. Oxydieren an der Luft oder Oxydieren durch Oxydierungsmittel.