-
Verfahren und Vorrichtung zur Beschleunigung des Rotteprozesses von
untergepflügtem Stroh und anderen Ernterückständen im Boden In allen Ländern der
Erde stellt die wirtschaftliche Verwertung überschüssig erzeugten Strohs ein Problem
dar, das bis heute noch nicht befriedigend gelöst werden konnte. Eine zusätzliche
Verwertung des Strohs in der Stallmistwirtschaft ist aus arbeitstechnischen Gründen
im allgemeinen nicht möglich. Einer Ablieferung an die Zellstoffindustrie stehen
zu große Schwierigkeiten bei der Gewinnung des Strohs sowie die hohen Transportkosten
entgegen. In vielen landwirtschaftlichen Betrieben ist man dazu übergegangen, das
Stroh auf dem Felde zu verbrennen. Eine derartige Maßnahme bedeutet aber einen gefährlichen
Raubbau auf dem Gebiete der Humuswirtschaft. Es bleibt daher nur die Möglichkeit,
das Stroh in den Boden zu bringen.
-
Wenn Stroh oder eine andere organische Substanz untergepflügt wird,
dann setzt im Boden ein Rotteprozeß ein, der darin besteht, daß die Bodenbakterien
die organische Substanz abbauen. Zu diesem Abbau benötigen die Bakterien Stickstoff,
den sie in erster Linie aus der organischen Substanz und darüber hinaus aus dem
Boden entnehmen. Während bei Gründüngung der Stickstoffgehalt grüner Pflanzen ausreicht,
um den Bedarf der Bakterien zu decken, steht in Stroh- und anderen Ernterückständen
nur eine verhältnismäßig geringe Stickstoffmenge, nämlich 0,4 bis o,5 °/o N, zur
Verfügung. Die Bodenbakterien greifen deshalb bei der Zersetzung dieser Stoffe den
Bodenstickstoff an, und die später auf dem Boden angebauten Pflanzen leiden aus
diesem Grund häufig unter Stickstoffmangel: Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zur Beschleunigung des Rotteprozesses zu entwickeln und die zur Ausübung
dieses Verfahrens
erforderliche Vorrichtung zu schaffen. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig mit dem Unterpflügen der
Ernterückstände dem Böden in an sich bekannter Weise wasserfreies Ammoniak in Gasform
zugeführt wird. Dadurch werden folgende Vorteile erreicht: i: Der in Form von wasserfreiem
Ammoniak in den Boden gebrachte Stickstoff steht den Bodenbakterien sofort zur Verfügung.
-Dementsprechend wird auch die Rotte schneller eingeleitet als bei der Anwendung
handelsüblicher Stickstoffdüngesalze, da die letzteren erst mehrfache chemische
Umsetzungen im Boden durchmachen müssen.
-
2. Wasserfreies Ammoniak benötigt für eine Umwandlung in eine pflanzen-
und bakterienaufnehmbare Form wesentlich geringere Feuchtigkeitsmengen als Stickstoffdüngesalze.
Es ist deshalb wahrscheinlich, daß sich wasserfreies Ammoniak auch in ariden Gebieten
noch als Stickstoffdüngemittel für die Einleitung von Rotteprozessen eignet.
-
3. Der Arbeitsgang des Ausstreuens von Stickstoffdüngesalzen entfällt,
womit erhebliche Zeit-, Arbeits-und Kosteneinsparungen verbunden sind.
-
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Ausübung dieses Verfahrens ist
dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Mehrscharpflug die Austrittsrohre für das
dem umgepflügten Boden zugeführte Ammoniakgas an den Pflugscharen hinter den Wendeblechen
befestigt sind. Die Austrittsrohre für das Ammoniakgas ragen in Richtung der Pflugschare
so weit über diese nach hinten hinaus, däß sie in der vom vorhergehenden Schar ausgehobenen
Furche liegen. Auf diese Weise wird erreicht, daß das aus den Austrittsrohren strömende
Ammoniakgas direkt in den Boden in Höhe der Pflugsohle eingeblasen wird. Damit ist
der Vorteil verbunden, daß das Ammoniakgas direkt an die unterzupflügenden organischen
Substanzen herangebracht wird.
-
Zur Erläuterung des Verfahrens nach der Erfindung dienen folgende
zahlenmäßig belegte Ausführungsbeispiele: i. In einem landwirtschaftlichen Betrieb
mit Mähdrusch wird das Getreide mit einer Stoppellänge von 3o bis 40 cm geschnitten.
Das Stroh wird in der Wirtschaft verwertet, während die Stoppeln in Verbindung mit
wasserfreiem, flüssigem Ammoniak; das beim Austritt aus dem Verteiler in Gasform
übergegangen ist, in den Boden eingearbeitet werden.
-
Die dem Boden zugeführten Mengen betragen bei Wintergetreide 25 bis
3o dz/ha Stroh einschließlich Stoppeln, etwa 25 kg/ha wasserfreies Ammoniak entspr.
2o kg/ha N; bei Sommergetreide 2o bis 25 dz/ha Stroh einschließlich Stoppeln, 2o
bis 25 kg/ha wasserfreies Ammoniak entspr. 15 bis 2o kg/ha N.
-
2. In einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Mähdrusch bleibt das
geschnittene Stroh auf dem Felde liegen und wird in Verbindung mit wasserfreiem,
flüssigem Ammoniak, das beim Austritt aus dem Verteiler in Gasform übergegangen
ist, in den Boden eingearbeitet.
-
Die dem Boden zugeführten Mengen betragen bei Wintergetreide 6o bis
8ö dz/ha Stroh einschließlich Stoppeln, 55 bis 65 kg/ha wasserfreies Ammoniak entspr.
45 bis 50 kg/ha N; bei Sommergetreide q.6 bis 6o dz/ha Stroh einschließlich
Stoppeln, 4.o bis 50 kg/ha wasserfreies Ammoniak entspr. 3o bis 40 kg/hä N.
-
3. In einem landwirtschaftlichen Betrieb wird das Getreide aus arbeitswirtschaftlichen
Gründen auf dem Felde gedroschen und das überschüssige Stroh in Verbindung mit wasserfreiem,
flüssigem Ammoniak, das beim Austritt aus dem Verteiler in Gasform übergegangen
ist, auf benachbarten Schlägen der Druschstelle in den Boden eingearbeitet.
-
Die einzuarbeitenden Mengen betragen ioo dz/ha Stroh, go kg/ha wasserfreies
Ammoniak entspr. 7ö kg/ha N.
-
In den Abbildungen ist ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung nach
der Erfindung dargestellt. Fig. i zeigt einen Seiten- und Fig. 2 einen Gründriß
der mit einem Mehrscharpflug kombinierten Ammoniäkgasdüngungsvorrichtung. Auf dem
Rahmen i eines Mehrschärpfluges sind eine oder mehrere Ammoniakflaschen 2 auswechselbar
angeordnet. Von der Ammoniakflasche 2 wird das Ammoniak unter dem in der Flasche
herrschenden Dampfdruck in flüssiger Form über die Hochdruckleitung 3 durch den
Kühler q. zur Ammoniakförderpumpe 5 geleitet. Die letztere ist als Doppelmembranpumpe
ausgebildet. Das als Fördermittel dienende C51 wird durch eine in einem Gehäuse
6 untergebrachte, im Hub verstellbare Drehkolbenpumpe in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit
des Düngungsgerätes gefördert. Die Dosierung der von der Ammoniakpumpe 5 geförderten
Ammoniakmenge erfolgt durch Verstellen der Förderleistung der Ölpumpe. Die Verstellvorrichtung
wird durch den Einstellhebel 7 betätigt. Die im Gehäuse 6 untergebrachte Drehkolbenpumpe
wird über den Kettenantrieb 8 und das Getriebe g von der Welle 17 eines Laufrades
18 des Mehrscharpfluges angetrieben. Das von der Pumpe 5 geförderte Ammoniak wird
zunächst durch den Kühler q. und von dort aus über die Leitung io zum Verteiler
ii geleitet. Von dort ausgelangt das inzwischen teilweise in Gasform übergegangene
Ammoniak über Rohre in die Schlauchleitungen 12. Diese Schlauchleitungen werden
hinter den Wendeblechen 13 in die hinter den Scharen 1q. liegenden Austrittsrohre
15 geführt. Mit 1ö ist das Stützrad des Mehrscharpfluges bezeichnet.
-
Die Ammoniakfördereinrichtung ist nicht Gegenstand der Erfindung,
sie ist Gegenstand eines gesonderten Schutzbegehrens.