-
Verfahren und Vorrichtung zur materialgerechten Verarbeitung von Zahnprothesenkunststoffen
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von Zahnprothesen,
einschließlich Kronen- und Brückenersatz.
-
Bei der Herstellung von Zahnprothesen hat sich der Verarbeitende
besonders mit zwei Problemen zu befassen, wenn er bestrebt ist, möglichst formtreue,
gut sitzende Prothesen zu erzielen. Sie bestehen in folgendem: I. Die Prothesenhohlform,
in die der Kunststoff eingebracht wird; besteht aus Gründen der Preiswürdigkeit
aus Gips. Letzterer hat nur eine sehr beschränkte Härte, so daß es beim unvorsichtigen
Einkneten und anschließenden Zupressen leicht zu geringen Deformierungen der Hohlform
kommt, ohne daß dieselben sofort erkennbar sind. Eine so hergestellte Prothese wird
nie das maximale Paßvermögen aufweisen können. Es ist also nötig, den anlzuwendenden
Druck so zu begrenzen, daß es nicht zu Verpressungen der Prothesenform kommen kann.
-
2. Der in die Hohlform eingebrachte Kunststoff unterliegt während
der Härtung einem naturgegebenen Schrumpfungsprozeß. Damit nun die Hohlform am Schluß
derselben vollkommen ausgefüllt ist und somit eine exakt sitzende Prothese ergibt,
sind Geräte entwickelt worden, die zusätzlich Kunststoff entsprechend der Schrumpfung
aus einem Behälter in die eigentliche Prothesenhohlform durch Bedienung von Hand
oder automatisch nachschieben.
-
Es sind auch Geräte entwickelt worden, die beide Probleme, also das
eines begrenzten Druckes beim
Einfallen und das Atachschieben von
Kunststoff aus einem Behälter heraus, gelöst hahen. Der Nachteil dieser Geräte ist
jedoch der, daß sie trotz aller Vereinfachung einen ziemlichen Aufwand erfordern,
da für jede Prothese ein besonderes Nachpreßgerät zur Verfügung stehen muß.
-
Bei dem Verfahren und der Vorrichtung gemäß der Erfindung wird gLeichfalls
die Schrumpfung des Kunststoffes kompensiert, alter nicht, indem wie bisher der
Kunststoff aus einem Behälter nachgeschoben wird, sondern indem die Prothesenhohlform
nicht allseitig mit starren Wänden ausgestattet ist, sondern teilweise mit Wänden,
die sich entsprechend der Härtungsschrumpfung ausdehnen können. Dabei müssen dìejenigen
Wandungsteile starr sein, die sich im Interesse einer guten Paßform nicht verändern
dürfen, also der die Prothesenunterseite darstellende Anteil der Form und die die
Zähne tragende Gipseinbetttmg, während Teile, für die die Erhaltung genauer Maße
nicht +srichtig ist, wie die mundvorhofseitigen und zungenseitigen Teile des künstlichen
Kieferkammes und die zungenseitige Fläche der Gaumenplatte, sich ganz oder teilweise
ausdehnen und damit den Hohlraum verkleinern sollen. Die Verkleinerung des Prothesenhohlraumes
soll entsprechend dem Grad der Schrumpfung während der Härtung stattfinden. Sie
muß automatisch, z. B. durch den Einfluß der Wärme zur Wirkung gebracht werden.
-
Wichtig ist dabei, die Größe und Richtung des Expansionsdruckes so
zu wählen, daß er einen optimalen Wert besitzt. d. h. der Kunststoff muß stetig
unter Druck stehen. ohne daß dabei die Gipseinbettung Schaden nimmt.
-
Erfindungsgemäß soll die Verkleinerung der Prothesenhohlform dadurch
erreicht werden, daß zum Aufbau dieser bexveglichen Wände Massen verwendet werden.
die z.B. breiig auf die betreffenden Stellen der Wachsaufstellung aufgetragen werden
und dann erhärten. Diese Massen haben, wie bereits erwähnt, die Eigenschaft, sich
unter dem Einfluß der Wärme auszudehnen, wie es z. B.
-
Gips-Stärke-Gemische tun. Das Maß der -Ausdehnung der Gipsform muß
dem der Schrumpfung des Kunststoffes entsprechen. Da diese einmal von der Dicke
des Prothesenkörpers und zum anderen von der spezifischen Schrumpfung des Kunststoffes
abhängt müßte die Expansionsschicht entsprechend diesem Ausmaß verschieden dick
aufgetragen werden. So müßte z. B. der dünnen Gaumenplatte eine dünne Expansionsschicht
aufliegen, während dem dicken Kieferkammteil eine dicke Expansionsschicht anliegen
müßte, um eine möglichst gleichmäßige, spannungsfreie Kompression des Kunststoffes
zu erhalten. In der Praxis wird man mit einem internen Druckausgleich rechnen dürfen
und des halb zur Arbeitsrereinfachung die Kompressionsschicht als untersten Teil
des Gegengusses bis an die Zähne heran einfüllen~und darauf den restlichen Teil
mit einem Hartgips-ANeißgips-Gemisch auffüllen. Letzteres bezweckt dann die exakte
Einhaltun der vertikalen Dimension, d. h. des Abstandes zwisdien -dem Kieferkamm
und der - Kauflächenebene. Dadurch werden trotz der teilweise veränderbaren Prothesenhohlform
Änderungen der Bißhöhe vermieden.
-
Gegenüber dem Verfahren des Nachschiebens von zusätzlichem Kunststoff
aus einem Behälter heraus hat das eben beschriebene Verfahren den Vorteil, daß erstens
kein besonderes Nachpreßgerät erforderlich ist, zweitens das Nachdichten flächenhaft
erfolgt, wodurch, wie Versuche ergeben haben, die inneren Spannungen im Werkstück
verringert werden, und drittens das Auftreten von porösen Stellen an der Eintrittstelle
des Zuführungskanals zur Prothese, wie sie bei Nachprefigeräten mit Stempeln auftreten
können, vermieden wird.
-
Die Begrenzung und Kontrolle des bei dem Einbringen - von Kunststoff
in die Prothesenhohlform angewendeten Druckes kann erreicht werden, in-- dem der
Kunststoftbrei mittels einer besonders konstruierten Einfüllvorrichtung in Gestalt
einer Spritze in die geschlossene Küvette eingeführt wird. Der dabei angewendete
Druck wird dadurch begrenzt, daß die Spindelmutter mit dem Spritzengehäuse nicht
fest verbunden ist, sondern beweglich in Schlitzen desselben mittels zweier Stifte
geführt wird und durch eine Druckfeder geeigneter Dimension (etwa o,4kgZmm2) gepuffert
ist. Entsprechend dem Widerstande des eingetriebenen Kunststoffes ergibt sich beim
Betätigen der Schrauhspindel eine reaktive Kompression der Druckfeder. Das Maß derselben
kann an dem Stande der Mutter in den Schlitzen abgelesen und begrenzt werden, indem
eine angebrachte Strichmarke nicht überschritten werden darf.
-
Die in den Zeichnungen Abb. I bis 5 dargestellten Ausführungsbeispiele
sollen die Verhältnisse erläutern. Sie stellen Schnitte durch die Geräte dar, wobei
die Abb. I die Methode zeigt, bei der die Dicke - der expandierenden Schicht S entsprechend
der -unterschiedlichen Dicke der Prothese aufgetragen ist, während die Abb. 2 die
vereinfachte Methode zeigt, ,bei der die expandierende Schicht 8 den gesamten unteren
Teil des Gegengusses ausmacht. Gemäß der Abb. 3 kann der gesamte Gegenguß aus der
expandierenden Masse 8 bestehen.
-
Abb. 4 zeigt die Methode, bei der nur ein Teil der zungenseitigen
Fläche des Prothesenhohlraumes durch die expandierende Schicht begrenzt ist.
-
Abb. I und 2 zeigen das Einfüllen mittels des Einknetens, während
die Abb. 3 und 4 das Einfüllen mittels der besonderen Einfüllvorrichtung (Einspritzung)
darstellen.
-
Die Prothesenhohlform I ist als teilbare Form in der Küvette 2 bis
6 untergebracht. Letztere besteht aus dem Küvettenboden 2, den beiden ringförmigen
Seitenteilen 3 und 4, dem Deckel 5, der in Abb. 3 in - den Deckelring 5' und den
Verschluß deckel 6 uriterteilt ist. Die Teile sind durch einen Bügel 7 zusammengeschraubt.
Der Deckelring 5' trägt eine schräge Durchbohrung mit Innengewinde zur Aufnahme
der Einfüllvorrichtung (Spritze). Diese hat vorn eine Schraubkappe mit verlängertem,
konisch zulaufendem - Mundstück.
-
Die Herstellung der Prothesenhohlform kann folgendermaßen geschehen:
Auf die Außen- und Innenseite der in Wachs aufgestellten Prothese wird je nach der
Dicke der Wachsplatte eine verschieden starke Schicht einer Masse 8 aufgetragen,
die die Eigenschaft der baldigen Erhärtung und späteren Ausdehnung während der Wärmebehandlung
besitzt. Danach wird das Modell mit der Wachsaufstellung und der Expansionsschicht
in den unteren Teil der Küvette eingegipst. Nach dem Erhärten wird der obere Ring
4 eingesetzt und der verbleibende Raum innerhalb des oberen Ringes mit einem Hartgips-Alabastergips-Gemisch
gefüllt und mit dem Deckel verschlossen.
-
Nach der vereinfachten Anwendungsweise (Abb. 2) wird das Modell mit
der Wachsaufstellung in den unteren Küvettenteil gegipst. Nach dem Erhärten der
unteren Einbettung wird der obere Ring aufgesetzt. Nun wird die gesamte Wachsaufstellung
bis zu den künstlichen Zähnen mit der angerührten Expansionsmasse 8 bedeckt, nachdem
sie eventuell vorher zwecks Isolierung mit einer dünnen Gipsschicht überzogen wurde.
Auf die Expansionsmasse wird wieder das Hartgipsgemisch zur vollständigen Ausfüllung
des Küvettenraumes aufgebracht. Anschließend wird dann noch der Deckel aufgesetzt
und die Küvette im Bügel verspannt. Ist der Gegenguß erhärtet, wird das Wachs ausgebrüht.
Nach der Isolierung ist die Form zur Aufnahme der Prothesenbasismasse bereit. Sie
wird unter Beachtung des Preßdruckes entweder eingeknetet oder mit der Spritze in
die Hohlform eingefüllt. Dann wird die Spritze entfernt und die Einspritzöffnung
durch einen passenden Schraubbolzen IO verschlossen. Nun kann die Härtung wie üblich
unter Beachtung der Temperaturführung durchgeführt werden. Nach erfolgter Aushärtung
und sorgfältiger Abkühlung wird der Küvettenbügel entfernt und die Prothese herausgelöst.
Dies geht erleichtert vonstatten, da die Gips bettung im Gegenguß aus zwei verschiedenartigen
Schichten besteht. Abb. 4 zeigt eine besondere Ausführungsform der Küvette, bei
der die Haltevorrichtung für die Küvettenspritze am oberen Küvettenring angebracht
ist. In diesem Falle wird kein besonderer Deckelring 5' benötigt.