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Verfahren zur Verdickung wäßriger Aufschlämmungen Wasserunlöslicher,
feinverteilter Feststoffe, insbesondere von Anstrichmassen Die Verwendung erdalkalisch
.gelöster; carboxylgruppenhaltiger Polymerisate oder Mischpolymerisate von Äthylenverbindungen
als Binde-, Gleit-oder Verdickungsmittel für Pigmente, Farben, Fasern usw. ist bekannt.
Die Wirkung der Erdalkalisalze der genannten Polycarbonsäuren besteht darin, ,daß
sie z. B. auf die in Wasser aufgeschlämmten mineralischen Stoffe, wie Kreide, Schwerspat,
Lithopone, oder auf die in Wasser unlöslichen Farbstoffe eine Gleitwirkung ausüben
und andererseits durch Viskositätserhöhung der wäßrigen Phase eine Sedimentation
der ungelösten Teilchen verhindern. Ferner hinterlassen sie nach dem Auftrocknen
der Anstrichmassen einen Film, der ein Abbröckeln von der Unterlage verhindert und
den Anstrich wischfest macht.
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Fügt man z. B. zu einem dicken, kaum noch aufrührbaren Brei aus Wasser
und Kreide o,25 °/o einer roo/oigen Lösung eines Erdalkalisalzes einer Polycarbonsäure,
wie es z. B. bei der Umsetzung eines Mischpolymerisatcs aus 3o Teilen Acrylsäure
und 7o Teilen Acryl.säureäthylester mit Kalkmilch entsteht, so erhält man eine Anstrichfarbe
mit hoher Läufigkeit, die nach dem Auftrocknen wischfest auf der Unterlage haftet.
Man muB hierbei den Zusatz der erdalkalisch gelösten Polycarbonsäure so bemessen,
,daß die Läufigkeit der Anstrichfaribe nicht unerwünscht hoch wird, da sonst ein
nachträgliches Absacken der aufgebrachten Tünche eintreten kann. Will man jedoch
z.. B. Anstrichmassen für plastischen Wandanstrich mit höherer Konsistenz erhalten;
so kann man dies durch größere Zugaben von erdalkalisch gelösten Polycarbonsäuren
nicht .erreichen, wie man vielleicht auf Grund der makromolekularen Struktur der
Polycarbonsäure hätte erwarten
köiineri, ".da -die hierbei-.auftretende
Gleitwirkung: überwiegt. @ Eine nennenswerte Zunahme 'der Konsistenz tritt erst
durch die Zugabe derartiger Men= gen an polycärbonsauren #Erdalkalisalzen ein, die
wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind. Außerdem läßt sich die Masse dann nicht
mehr streichen und - platzt nach dem Auftrocknen von,der Unterlage ab. " Es wurde
nun gefunden, daß .durch gewisse -Zusätze zu Anstrichmassen, die als Bindemittel
wasserlösliche Erdalkalisalze carnboxylgruppenhaltiger Polymerisate oder Mischpolymerisate
-von Äthylenverbindungen enthalten, ein unerwarteter Verdickungseffekt eintritt,
ohne daß die Polymerisatmenge bzw. deren Viskosität erhöht -werden müßte. Die erfindungsgemäß
zu verwendenden Zusatzstoffe sind Substanzen, !die ein Fällungsmittel für die Erdalkalisalze
oder die Polycarbonsäure .darstellen, wenn sie in größeren Mengen zugegeben werden.
Die auf diese Weise -ausgefällten Erdalkalisalze lassen sich leicht wieder in Wasser
lösen.
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Setzt man jedoch den Aristrichmassen z. B. .dieselbe Menge .der erfindungsgemäß
zu verwendenden Zusatzstoffe zu, wie polycarbonsaure Erdalkalisalze zugegen sind,
so erhält man nach kräftigem Umrühren eine Masse, die derart verdickt ist, daß sie
vom Rührholz nicht .mehr abläuft, sich aber sehr gut streichen läßt. Diese Wirkung
ist um so überraschender, als -,die erfindungsgemäß zu verwendenden Zusatzstoffe
für sich allein zugesetzt (ohne das Polymerisat als Bindemittel) keinerlei Verdickungseffekt
zeigen. Die Menge, in der die gemäß der Erfindung verdickend wirkenden Substanzen
zuzusetzen sind, richtet sich nach der betreffenden Substanz sowie nach den in der
Masse enthaltenen Komponenten.
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Den Grad der Verdickung. kann ,man dadurch variieren, .daß man die
Komponenten der Anstrichmasse aufeinander :abstimmt und insbesondere die Menge .der
verdickend wirkenden Substanz entsprechend dosiert.
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Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Anstrichmassen
.für. blatten oder plastischen Wandanstrich- sacken beim -Auftragen und Auftrocknen
nicht ab und ergeben wischfeste Überzüge, ' --- Den erfindungsgemäßen Verdickungseffekt
können z.. B. folgende bekannte Substanzen bewirken: verdünnte Säuren, wie Phosphorsäure;
Essigsäure, Citronen.säure; sauerwirkende Salze, wie Alwniiniumchlorid; Ester, wie
Glykoldiacetat, Methylglykölacetat; (Essigester; Alkohole, wie Äthylalkohol, Methylalkohol;
Aldehyde, wie Formaldehyd, Metaldehyd.
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$ei der Zugabe von Säuren oder sauer wirkenden, Salzen ist :darauf
zu achten, ,daß der pH-Wert der Mischung nicht unter den Neutralpunkt sinkt, da
sonst .eine sofortige und vollständige Ausfällung der Pölycarbonsäure eintritt,
die in Wasser unlöslich ist.
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Als carboxylgruppenhaltige Polymersate kommen z. B. die Erdalkalisalze
vonPolymerisatenvon Acryl- und Methacrylsäure in Betracht sowie diese enthaltende
Mischpölyrnerisatd; z. B. -niit Aciyl-und Methacrylverbindungen, #besonders Estern,
Nitrilen und 'Amiden sowie mit Vinylestern und Styrol. _ .
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- Beispiel r ioo Gewichtsteile Kreide werden in q.o bis 5o Gewichtsteilen
Wasser eingeweicht. Der Kreidebreiwird mit 8 Gewichtsteileneiner ioo/oigen Polymerisatlösung
verrührt, die in nicht beanspruchter Weise folgendermaßen hergestellt wird: io Teile
eines Mischpolymerisates aus 7o Teilen Methacryl--säüre und 3o Teilen; Methacrylsäuremethylester
werden mit 7,5 Teilen Bariumcarbonat vermischt und in Wasser zu einer ioo/oigen
Salzlösung gelöst. Die Mischung wird schrankgeschlagen, wobei die Masse äußerst
läufig wird. Dann wird ein Gewichtsteil Methylglykolacetat, das mit 2o Teilen Wasser-
verdünnt ist, eingerührt. Die Masse. verdickt so stark, daß sie voin Rührholz nicht
mehr abläuft, bleibt aber sehr gut streichfähig. Beispiel 2 ioo Teile eines Mischpolymerisates
aus 5o '/o Methacrylsäure, 350/0 Methacrylsäuremethylester und 150/0 Methaerylsäureamid
sowie q.o Teile gebrannte Magnesia und 8 Teile Citronensäure werden in goo Teilen
Wasser gelöst. ioo Teile der so hergestellten Lösung läßt man zu einem Kreidebrei
laufen, der iooo Teile Kreide und q.oo Teile Wasser enthält. Die Masse wird gut
verrührt und stellt eine Anstrichmasse für plastischen Anstrich dar. Die so hergestellten
Wandplastikmassen sind sehr gut streichfähig. Die Plastik steht, bleibt lange feucht,
läßt sich ,daher ansatzfrei verarbeiten. Die Oberfläche hat einen weichen glatten
Griff und ist hart. Plastische Anstriche -aus den in angegebener Weise hergestellten
Anstrichmassen haben gegenüber den bisher üblichen, mit Hilfe von Leim oder Emulsionsspachtelmassen
hergestellten oder Lack bzw: C51 als Bindemittel enthaltenden Anstrichmassen für
plastischen Wandanstrich den Vorteil, mit Wasser verhältnismäßig leicht entferrnhar
zu sein. Sie kommen daher besonders in Frage z. B. bei Neubauten als atmender Wandbelag
an Stelle von Tapeten, wenn die Wände noch nicht völlig ausgetrocknet sind. Beispiel
3 Eine als glatter Wandanstrich geeignete Anstrichschlämme setzt sich zusammen aus
ioo Gewichtsteilen Kreide, 6o Gewichtsteilen Wasser, 2o Gewichtsteilen einer ioo/oigen
Lösung eines Mischpolymerisates aus q.o Teilen Acrylsä5ure und 6o Teilen Acrylsäuremethylester,
das unter Zusatz von q. Teilen Kalk in Wasser zu einer ioo/oigen Salzlösung gelöst
wurde, und 0,5 Gewichtsteilen Äthylpolyglykol. Herstellung: In 'üblicher
Weise werden ioo Gewichtsteile Kreide in 4.o Gewichtsteilen Wasser eingeweicht und
dieser Kreideansatz mit 2ö Gewichtsteilen der Mischpolymerisatlösung schlankgeschlagen.
Das Verdickungsmittel kann bereits der pulverförmigen Kalk-Mischpolymerisatmischung
beigegeben
werden. Ebensogut kann man es auch vor oder während des Schlankschlagens zufügen.