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Elektrisch durchschlagfester Gebrauchsschuh zur Verhütung elektrischer
Unfälle Es ist bekannt, daß eine ganze Reihe elektrischer Unfälle schwerer Art mit
Stromdurchgang durch den Körper, besonders bei den niedrigen Gebrauchsspannungen
wie 11o, 220, 380 und 5oo Volt nicht so schwere schädliche Folgen hätten
und gehabt hätten, wenn der vom Unfall Betroffene nicht an seinem oft noch dazu
sehr ungünstigen Standort mit seinen Schuhen den elektrischen Durchschlag und den
Übergang nach Erde sehr begünstigen würde. Das gilt für einen großen Personenkreis
beruflicher Art, wie Betriebselektriker einschließlich der Techniker und Ingenieure,
für Meß-' und Laboratoriumsingenieure, für Installateure, Schaltwärter, Kranführer,
Straßenbahner, Fernmeldemonteure usw., aber auch für den Haushalt am Kochherd, in
der Wasch- und Futterküche, im Stall, an allen Stellen, wo man täglich mit der elektrischen
Energie in Berührung kommt. Da das normale, gebräuchliche, mit mehr oder minder
großem Anteil an Nägelchen und kleinen Stiften aus Metall verarbeitete Schuhwerk
auch in trockenem Zustand sich immer wieder bei elektrischen Unfällen wegen der
geringen elektrischen Durchschlagfestigkeit auch in der sogenannten Niederspannung
als mitverursachend erweist, andererseits aber nicht immer Gummischuhe, ganz abgesehen
von den Kosten, getragen werden können oder getragen werden, wird gemäß der Erfindung
ein Schuh als normaler Gebrauchsschuh vorgeschlagen, der unter Beibehaltung der
Grundsätze der fabrikmäßigen Herstellungsverfahren und Verarbeitungsmethoden und
genügender Hygiene beim dauernden Tragen metallos aus Materialien möglichst hoher
elektrischer Durchschlagfestigkeit hergestellt wird, und zwar derart, daß diese
elektrische Festigkeit auch im nassen Zustand des Schuhes
erhalten
bleibt. Für den Träger solchen Schuhwerks, das vor Gebrauchfreigabe mit zulässiger
Hochspannung lauf Durchschlagfestigkeit geprüft ist, besteht für den unglücklicherweise
unter gefährliche Berührungsspannung gelangenden Menschen im Beruf oder Haushalt
nunmehr so gut wie keine Wahrscheinlichkeit, daß in dieser Unfallsituation der gerade
für den Körper und die Gesundheit gefährliche Stromdurchgang durch den Stromweg
im Schuh begünstigt wird: vielmehr besteht die höchste Wahrscheinlichkeit"daß der
durchschlagsichere Gebrauchsschuh dem Träger Leben und Gesundheit rettet. Der besondere
Wert liegt darin, daß der Schutz, ohne daß man sich dessen bewußt zu sein braucht,
immer vorhanden ist, wenn natürlich der Pflicht zur Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften
der Berufsgenossenschaften genügt wird und die jeweils gebotenen Schutz- und Hilfsmittel
gewissenhaft verwendet werden.
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Bei vorgekommenen Unfällen wurde immer wieder die Feststellung gemacht,
daß z. B. die sogenannten Mausezähnchen an den Schuhen, Sohlen und Absätzen, :die
Durchschlagstellen waren, und gerade da die Marken des Stromdurchganges, Austrittes
oder Eintrittes des Stromes in den Körper an den Fußballen und Zehen, an dem Sohlen,
Absätzen bzw. Fersen, auch an den-Strümpfen, begünstigt durch die besondere Anpressung
an, diesen Stellen, festzustellen waren und daß sich dann @da die Eiterherde bildeten.
Das bloße Einlegen oder Einheften von Gummisohlen dürfte zwar oft etwas bessern,
aber, abgesehen von der Unsicherheit des Gebrauches, nicht viel helfen. Es wird
.deshalb folgendermaßen vorgegangen.
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Der Aufbau des Schuhes muß (Abb. i) völlig metallos erfolgen. Es werden
für die Befestigung der Sohle c, aus Kunststoff, oder aus natürlichem oder künstlichem,
abreibefestem Gummi u. dgl. am Oberleder o, etwa für die Nähte 'b, keine metallischen,
sondern möglichst dielektrisch hochwertige Werkstoffe verwendet, die außerdem wasserabweisend
und nicht hygroskopisch sein sollen. Werden Holzstifte verwendet, so muß das Holz
oder halbkünstlicher Holzstoff oder geeigneter Preßstöff trocken und imprägniert
sein. Auch entsprechendes Nähgut oder Klebemittel müssen wasserfrei sein und womöglich
wasserabweisenden Charakter haben. Die sonstigen Materialien, besonders an der Sohle
usw. müssen nach dem Gesichtspunkt hoher Isolierfähigkeit, auch im nassen Zustand
ausgesucht werden, oder durch Zusätze und Imprägnierungendiese Eigenschaften erhalten.
Auch etwaige Stifte im Absatz c dürfen nicht aus Metall bestehen. Wenn sich aus
Festigkeits- und Anfertigungsgründen die Nähte b nicht vermeiden lassen, müssen
die Stichlöcher und die ganzen Nähte so gut wie irgend möglich gegen Feuchtigkeit
abgedichtet werden. Werden --für -die 'Verbindung und den Verschluß Ösen bzw. Löcher
für die Schnürsenkel vorgeschlagen oder will man sie beibehalten, so dürfen auch
sie einschließlich der Schnürriemen nichts Metallisches enthalten. Besser wäre es
aber, man geht zu dem Keilverschluß gemäß Abb. 2 über. Ein Gummi- oder Preßstoffkeil
e wird in die Tasche oder Aufweitung f des Schuhes gesteckt. Um das Heraussteigen
beim Gehen zu vermeiden, wird der Keile durch ein Leder- oder Gummiaufsteckstückchen
g mit Knöpfen h gesichert. Die taschenartige Ausweitung und der Gummikeil, der einzustecken
ist, sind aufeinander genau abgepaßt. Doch ist diese besondere Verschluß-art für
den elektrisch praktisch durchschlagsicheren Schuh an sich nicht wesentlich.
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Im Freileitungsbau traten und treten nicht selten schwere Unfälle
beim Gebrauch von Steigschuhen mit den bekannten stählernen Fußplatten dadurch ein,
daß über Hände, Körperoberfläche und Werkzeug aus einem Leitungsdraht oder einer
Klemme u. dgl. irgendwie unglücklicherweise Spannung auf den Körper übertritt, etwa
gar beim Aufsetzen des Steigschuhes auf fehlerhafte, am Mast befindliche Betriebstelefonleitungen
bzw. deren Isolatoren, Erdleitungen usw., die fehlerhafterweise Niederspannung oder
sogar Hochspannung führen, durch die Stahlplatten über die Füße erst in den Körper
und zur Erde. Dies verursacht unter Unständen, wie des öfteren geschehen, den Tod
oder schwere Verbrennungen. Die Gebrauchsschuhe gemäß der Erfindung schützen in
solchen Fällen und hätten schon viele schwere Unfälle verhütet, wenn sie vorhanden
gewesen wären. Diese Gebrauchsschuhe schützen aber auch in vielen sonstigen Fällen,
in denen man gegen gefährliche Berührungsspannungen, wie in Waschküchen oder Säurebetrieben
oder beim Arbeiten auf feuchten und durchtränkten Fußböden nebendervielleicht vorhandenen
und vielleicht wirksamen Schutzschaltung, keine besonderen Mittel anzuwenden gewöhnt
ist. Gummischuhe oder auch Holzschuhe werden nicht immer da sein oder nicht immer
eigens angezogen werden. Wird aber in solchen Fällen der durchschlagsichere Gebrauchsschuh
getragen, weil er etwa allgemein eingeführt ist, dann werden jährlich viele elektrische
Unfälle verhütet werden können. Das gilt auch für die demnächst auch in Deutschland
errichteten direkten Erdungen des Nullpunktes der Höchstspannungsleitungen und Anlagen,
an denen für die die Umgebung der Erder betretenden Bedienungsleute gefährliche
Berührungs- bzw. Schrittspannungen entstehen. Es soll zu den vorstehenden Ausführungen
aber ganz allgemein betont werden, daß' -die von der Berufsgenossenschaft fürFeinmechanikundElektrotechnik
und vom VDE vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen, etwa gar die Sondervorkehrungen bei
Arbeiten unter Spannung oder in der Nähe von spannungführenden Anlageteilen in den
besonderen Ausnahmefällen nicht entbehrlich werden. Dies ist durch die Erfindung
auch gar nicht beabsichtigt.