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Verfahren zur Regelung mehrerer Übergabeleistungen Sind mehrere Netze,
deren jedes Stromerzeuger und Verbraucher enthält, zu einem Netzverband zusammengeschlossen,
so werden entweder ständig oder zu gewissen Tageszeiten Übergabeleistungen von .°inem
Netz zum anderen geliefert, um dadurch den Betrieb innerhalb des Netzverbandes,
z. B. durch zeitweiligen Einsatz von Speicher"verken od, d-1., möglichst wirtschaftlich
zu gestalten. Die Einhaltung der Übergabeleistungen in der vereinbarten Höhe ist
aber dadurch erschwert, daß jeder größere Lastzu- oder -abgang in einem der gekuppelten
Netze eine mehr oder minder große Frequenzänderung im ganzen Netzverband hervorruft.
Einer solchen Frequenzänderung, beispielsweise Frequenzabsenkung, suchen alle Teilnetze
durch Erhöhung ihrer Leistungserzeugung entgegenzuwirken. Es kommt dadurch zu vermehrter
Leistungserzeugung auch in solchen Netzen, in deren Grenzen keine Laständerung aufgetreten
ist, (l. h. also, in denen immer noch Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch
herrscht. Die durch die Frequenzabsenkung veranlaßteLeistungsmehrerzeugung fließt
.deshalb über die Grenzen solcher Netze hinaus zu der Stelle des Lastzugangs und
hat somit eine Veränderung der von diesem Netz zu liefernden Übergabeleistung zur
Folge. Der Vorgang muß nachträglich durch Reglereingriffe wieder rückgängig gemacht
werden, und so kommt es zu unerwünschtenLeistungstransporten innerhalb des Netzverbandes.
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Es ist für zwei miteinander gekuppelte Netze schon ein Verfahren zur
Regelung von übergabeleistungen bekannt, das an Hand der Fig. i der Zeichnung erläutert
sei. Es sind zwei Netze i und 2 vorhanden, -deren jedes die durch Pfeile angedeuteten
Verbraucher sowie eigene Kraftwerke bzw. Generatoren besitzt. Im Netz i erfolgte
beispielsiveise eineLeistungserzeugung von 4.5 NIW, während die Verbraucher in diesem
Netz 4.o MW anfordern. Daher kann von hier aus über eine Leitung 3 und
eine
Übergabestelle 4 eine Übergabeleistung in Höhe von 5 MW an das Netz 2 geliefert
werden, dessen Maschinen ebenfalls nur 45 MW erzeugen, während .der Verbrauch
50 MW beträgt. An der Übergabestelle 4 befinden sich Meßeinrichtungen, .die
ständig den Betrag der vereinbarten Übergabeleistung messen. Ändert sich nun die
Übergabeleistung beispielsweise auf 6 MW, so kann dies seine Ursache entweder in
einem Lastzugang im Netz 2 oder eine Verbrauchsabnahme im Netz r bei zunächst ungeänderter
Leistungserzeugung in beiden Netzen haben. Dementsprechend muß ein von der Übergabestelle
ausgehender Regelimpuls entweder die Leistungserzeugung im Netz 2 erhöhen oder die
Leistungserzeugung im Netz i erniedrigen. Die Entscheidung über die Auswahl der
beiden an sieh bestehenden Möglichkeiten wird bei dem bekannten Verfahren mit Hilfe
der Frequenz getroffen. Im ersten Fall (Lastzugang im Netz 2) wird die Frequenz
des Netzverbandes sinken, im zweiten Fall dagegen (Lastabgang im Netz i) wird sie
steigen. Der von der Übergabestelle 4 ausgehende Regelimpuls muß also nicht nur
leistungsabhängig, sondern- auch frequenzempfindlich gesteuert werden. Es wird infolgedessen
an der Übergabestelle beobachtet, ob sich Übergabeleistung und Frequenz im gleichen
oder verschiedenen Sinne ändern. Aus der Richtung der Abweichung dieser beiden Größen
vom Sollwert kann geschlossen werden, auf welcher Seite der Übergabestelle eine
Änderung des Gleichgewichts zwischen Erzeugung und Verbrauch eingetreten ist. Der
Regelimpuls wird nur diesem Netz zugeleitet, der Regler des anderen Netzes dagegen
bleibt gesperrt.
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Dieses bekannte Verfahren befriedigt aber nicht, wenn mehr als zwei
Netze miteinander gekuppelt und zwei oder mehr übergabeleistungeneinzuhalten sind.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung mehrerer Übergabeleistungen
unter Beobachtung der positiven oder negativen Abweichungen sowohl,der Übergabeleistung
als auch der Frequenz. Gekennzeichnet ist dieses Verfahren durch eine Staffelung
der Regler nach der Dauer der Frequenzänderung und bzw. oder nach der Größe der
Laständerung derart, daß nur die dem Ort der Laständerung nächstgelegenen Kraftwerke
beeinflußt werden. Das Verfahren soll an Hand der Fig. z erläutert werden. Hier
ist vorausgesetzt, daß drei Kraftwerke i, 2 und 6 miteinander gekuppelt sind. Die
Übergabestellen sind mit 4 bzw. 5 bezeichnet. Unterstellt man, daß an denÜbergabestellen
4und 5 Meßeinrichtungen bzw. Regler der obenerwähnten Art vorhanden sind, und tritt
in dem ganz rechts befindlichen. Netz 6 ein plötzlicher Lastzugang auf, .der das
Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch im ganzen Netzverband stört, so ergibt
sich folgendes: Die Frequenz sinkt augenblicklich im ganzen Netzverband, und bekanntlich
suchen sämtliche parallel arbeitenden Maschinen dieser Frequenzärnderung im ersten
Augenblick dadurch entgegenzuwirken, daß der Lastzugang aus den Schwungmassen gedeckt
wird. Demzufolge wird zumindest im ersten Augenblick die vom Netz i an -das Netz
2 gelieferte Übergabeleistung steigen, und .der Regler an der Übergabestelle 4 stellt
einerseits .denAnstieg der Übergabeleistung, andererseits aber .das gleichzeitige
Absinkender Frequenz fest. Dies deutet darauf hin, daß eine Laständerung in den
Netzen 2 oder 6 aufgetreten ist, und der Regler an der Übergabestelle 4 wird, wenn
keine weiteren Maßnahmen getroffen werden, dafür sorgen, daß die Regeleinrichtungen
an den Generatoren des Netzes i gesperrt, an den Generatoren des Netzes 2 dagegen
freigegeben werden.
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Sinngemäß gilt für die Übergabestelle 5 folgendes: Die Meßeinrichtungen
an dieser Stelle stellen fest, daß sich -die Übergabeleistung erhöht und gleichzeitig
die Frequenz erniedrigt hat. Dies bedeutet, daß :der Lastzugang rechts von der Übergabestelle
im Netz 6 zu suchen ist, und demzufolge werden die Generatoren im Netz 6 zur Regelung
freigegeben, während die Generatoren im Netz 2 gesperrt werden. Das Netz 2 bekommt
daher zwei. einander entgegenwirkende Regelkommandos von den Übergabestellen 4 und
5. Wenn also die Übergabestelle 4 auch dafür sorgt, daß das Netz i von der Laständerung
praktisch freigehalten wird, so würde dennoch das Netz 2, wenn auch nur vorübergehend,
auf die Laständerung ansprechen. Die vorübergehende Inanspruchnahme des Netzes 2
für die Ausregelung ,des Lastzuganges im Netz 6 sollte, abgesehen von Katastrophenfällen,
vermieden werden, um, wie bereits dargelegt, normale Lastschwankungen auf das betreffende
Netz zu beschränken. Gemäß der Erfindung wird dies dadurch erreicht, daß man Regelimpulse
nur dann zuläßt, wenn nicht nur eine genügende Abweichung der Übergabeleistung vom
Sollwert, sondern auch eine länger dauernde Frequenzänderung zu verzeichnen ist,
deren Betrag im einzelnen nach praktischen Erfahrungen eingestellt werden muß. Da
die den Laständerungen nächstgelegenen Übergabestellen die verhältnismäßig größten
Leistungsänderungen erfahren, kann man hierauf eine natürliche Staffelung so aufbauen,
daß Regelimpulse nur von den der Laständerung unmittelbar benachbarten Regelgeräten
ausgehen.