DE85155C - - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 3: Bekleidungsindustrie.

Büstenhalter.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 15. November 1894 ab.

Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Büstenhalter mit Rockträ'gervorrichtung, welcher durch seine Construction geeignet ist, sich genau den weiblichen Formen anzuschliefsen, die Büste zu stützen, ohne hierbei auf die inneren Organe schädlich einzuwirken oder die volle und freie Beweglichkeit der Trägerin zu behindern. Gleichzeitig entlastet die mit dem Büstenhalter verbundene Rockträgervorrichtung unter Verhütung jeglicher Einengung und Druckes der Bauchorgane die Hüfte von dem Gewichte der Kleidung.

In beiliegender Zeichnung ist die Erfindung zur Darstellung gebracht.

Der Büstenhalter mit Rockträgervorrichtung besteht aus einem die Büste miederartig umschliefsenden Theile α (Fig. 1 bis 3), welcher derart geformt ist, dafs derselbe sich an die weiblichen Formen anschliefst. Der miederartige Theil ist zweitheilig und wird rückwärts durch eine Schnürung b oder sonst zweckentsprechend verbunden. Die Verbindung an der vorderen Seite kann in verschiedenster Weise ausgeführt werden. Bei der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform befinden sich an einem Theile Gummibänder c mit Knopflöchern, mit welchen entsprechende Knöpfe correspondiren. Selbstverständlich kann diese Verbindung durch eine Schnürung/ Haken und Oesen etc. ersetzt werden. Zur Versteifung des Büstenhalters sind Schienen vorgesehen. Charakteristisch für diese Neuerung ist die Lage und Länge dieser Schienen. Die an der vorderen Verbindungsstelle befindlichen Schienen d reichen bis zum Ende des Brustbeins. Die Schienen e, welche die Taschen für die Brüste bilden, sowie die seitlichen Schienen f endigen mit den den Brustkorb bildenden Rippen. Auch die rückwärtigen Schienen g reichen nicht weiter als bis zum beweglichen Theile der Wirbelsäule. Dabei ist die Lage aller dieser Schienen eine derartige, dafs dieselben sich möglichst der. Lage der Rippen anpassen. Um auch schweren Brüsten eine sichere Stütze zu geben, werden zwischen den Schienen e und f zu den Büstenhaltern schräg verlaufende Schienen h angeordnet. Diese stützen die Brust von der Seite und bilden so eine feste Stütze für die Brust, so dafs ein seitliches Ausweichen ausgeschlossen ist und auch die Schulterbänder überflüssig sein dürften. Auch diese gestatten die freie Bewegung des Oberkörpers, ohne drückend oder beengend zu wirken. Um aber die Theile für die Brüste zu halten, werden Schulterbänder i vorgesehen, welche vorn in der Mitte beginnen, über die Schultern gehen und sich rückwärts gleichfalls in der Mitte des Büstenhalters anschliefsen. Rückwärts können diese Bänder fest mit dem Büstenhalter verbunden sein, während das vordere Ende mit einer Reihe von Knopflöchern versehen ist, durch welche die Verbindung an dem vorderen Ende mit einem an dem Büstenhalter befindlichen Knopfe der erforderlichen Länge der Bänder entsprechend erfolgt. Selbstverständlich kann diese Verbindung auch durch eine andere geeignete ersetzt werden. Durch die elastische Nachgiebigkeit des Büstenhalters wird ein zweites Tragband k nur bei ganz schweren Brüsten erforderlich. An der unteren Seite des Büstenhalters befindet sich seitlich je ein Lappen ,

mit Knopf zur Befestigung der Strumpfhalter. Rückwärts ist ein Lappen mit Haken m vorgesehen. An der vorderen Seite ist ein Band η mit Oesen befestigt, welches, in einen Haken ο eingehakt, eine Schlaufe bildet. Zum Tragen der Röcke werden an dieselben Bänder ρ angenäht, um rückwärts in den Haken eingehängt, vorn durch die der Länge nach verstellbare Schlaufe getragen zu werden.

Die schräg von den Schultern nach abwärts gehenden Tragbänder übertragen durch Vermittelung des Büstenhalters und dessen Ansätze I m η die Last der Kleidung auf die Schultern, so dafs das Gewicht der Kleidung so gering als möglich zur Geltung kommt. Die Schienen sind aus Fischbein oder einem anderen geeigneten elastischen Material hergestellt. Da die Enden aufserdem bei irgend einer Bewegung des Oberkörpers nicht in die Weichtheile eindrücken können, da ferner der Büstenhalter der Büste nur Stütze giebt, ohne dieselbe zu pressen, so ist eine schädliche Beeinflussung der inneren Organe durch Druck, Pressung oder gar eine Verschiebung aus ihrer normalen Lage oder eine Beeinflussung ihrer Thätigkeit ausgeschlossen.

Statt der vorbeschriebenen Ausführungsform des Büstenhalters mit Rockträgervorrichtung kann das demselben zu Grunde liegende Princip auch in der in Fig. 7 veranschaulichten Weise ausgeführt werden. In diesem Fall ist der Büstenhalter und die Rockträgervorrichtung getrennt, und kann der Büstenhalter je nach Bedarf ab- oder angelegt werden, ohne dafs die Rockträgervorrichtung hierdurch beeinflufst wird. Die in diesem Falle zur Verwendung gelangende Rockträgervorrichtung besteht aus je zwei von der Schulter ausgehenden, sich vorn und rückwärts kreuzenden Bändern q (Fig. 4 bis 6), welche entweder direct mit dem Kleidungsstück durch Knöpfe (Fig. 4) oder Haken und Schlaufe (Fig. 5 und 6), oder aber erst durch Vermittelung eines Gurtes r verbunden werden. Rückwärts sind die beiden Bänder fest verbunden, was durch Uebereinandernähen (Fig. 5) oder durch Einschalten eines Zwischenstückes s (Fig. 6) erfolgen kann. Die Kreuzung an der vorderen Seite ist zweckmäfsig verschiebbar, und ist der Rockträger derart anzulegen, dafs die Weichtheile der Brüste durch die Bänder nicht gedrückt werden. Das Princip des denkbar längsten Hebelarmes, um das Gewicht der Kleider zu vermindern, ist auch hier durch die Kreuzung der Tragbänder zur Durchführung gebracht.

Der Büstenhalter selbst ist wie der in Fig. 1 bis 3 beschriebene mit Schienen aus elastischem Material, deren Längen mit dem Brustkorb enden, ausgerüstet. Durch geeignete Haken t an der Vorderseite des Büstenhalters, welche in Oesen des Rockträgers u eingreifen, wird die Lage des Rockträgers gegen den Büstenhalter bestimmt. Unterhalb der Brusttasche sind Bänder ν angenäht, welche durch eine Schnalle mit einander verbunden werden, um das Zusammenhalten der beiden Theile des Büstenhalters zu unterstützen und das Tragen und Heben der Brust zu erleichtern. Bei der in Fig. 7 dargestellten Ausführungsform ist als Beispiel des vorderen Verschlusses eine Schnürung zur Darstellung gebracht.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Büstenhalter in Form eines Mieders, dadurch gekennzeichnet, dafs sämmtliche in demselben befindlichen Stäbe die Dimensionen des natürlichen Brustkorbes nicht überschreiten, und ferner gekennzeichnet durch ein bewegliches Stabsystem fh), welches zu dem Zwecke gegen die Brusttasche gerichtet ist, die Brust zu tragen und Figur zu machen.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.