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Verfahren zur Herstellung von Gerbbildern von hoher mechanischer Widerstandsfähigkeit
Die Herstellung von Gerbbildern aus härtbaren Kolloiden durch Lichteinwirkung unter
Verwendung bestimmter lichtempfindlicher Azidoverbindungen ist z. B. aus dem Patent
752 852 bekannt. Unter der Einwirkung des Lichtes in Gegenwart der :\zido%-eri)indungen
verliert das Kolloid seine Löslichkeit. Nach dem Belichten können die vom Licht
nicht getroffenen Stellen ausgewaschen werden, und man erhält so von positiven Vorlagen
negative Gerbbilder. Für Druckzwecke sind die so erhaltenen Gerbbilder nicht direkt
verwendbar, da die gehärtete Kolloidschicht entweder keine Druckfarbe annimmt oder
nur eine geringe mechanische Festigkeit besitzt, so daß höchstens niedrige Auflagen
gedruckt werden können. Um derartige _lzidoverl)indttngen enthaltende lichtempfindliche
Kolloidschichten für die Herstellung von Druckformen zu benutzen, ist man daher
bis jetzt so vorgegangen, daß man nach dem Belichten unter einer Vorlage die nicht
belichteten Stellen ausgewaschen und dann die freigelegten Metallteile mit einem
Lack üherzogen hat. Anschließend wird das gehärtete Kolloid entfernt, beispielsweise
mit Wasser und Bürste. Auf diese Weise erhält man von positiven Vorlagen positive
Druckformen.
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Es ist nun gefunden worden, daß man mit Hilfe der mit Azidoverbindungen
lichtempfindlich gemachten negativ arbeitenden Kolloidschichten dadurch äußerst
widerstandsfähige Bilder direkt erhält, die besonders zur Verwendung als Druckformen
für
den Flachdruck geeignet sind, daß man die auf geeignete Schichtträger, z. B. auf
Platten oder-Folien aus Zink, Aluminium oder anderen in der Reproduktionstechnik
üblichen metallischen und nichtmetallischen Materialien, aufgebrachten lichtempfindlichen
Kolloidschichten nach dem Belichten unter einer Vorlage und der Entfernung der nicht
vom Licht getroffenen Kolloidteile der Einwirkung höherer Temperaturen aussetzt.
Hierbei gehen die unter dem Einflug des Lichtes und der Azidoverbindungen veränderten
Kolloidschichten in eine unlösliche Form über, die auf dem Schichtträger, z. B.
Metall, fest verankert ist und Fettfarbe gut annimmt.
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Die Temperaturen, die für diesen Vorgang notwendig sind, liegen im
allgemeinen etwa zwischen Zoo bis 400° C. Im einzelnen ist die optimale Erhitzungstemperatur
von der besonderen Zusammensetzung der Schicht, insbesondere von der Art des benutzten
Kolloids abhängig. Während des Erhitzens tritt in der Regel ein deutlich sichtbarer
Farbumschlag nach dunkleren Nuancen ein.
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Für das vorliegende Verfahren kommen alle :\zidoverbindungen in Frage,
die imstande sind, Kolloide im Licht zu härten, beispielsweise Azidostyrylverbindungen,
wie sie im Patent 752852 beschrieben sind, oder Azidoverbindungen mit mehreren Az,idogruppen
im Molekül, wie i, 5-di@ azidonaphthalin-3, 7-disulfosaures Natrium.
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Als Kolloide für die Herstellung der lichtempfindlichen Schichten
können zahlreiche Verbindungen benutzt werden. Es kommen dafür praktisch alle wasserlöslichen,
filmbildenden und härtbaren Stoffe mit kolloidalen Eigenschaften in Betraclit. Beispielsweise
werden Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylalköhol, Polyacrylsäure oder ihre Salze, Polyacrylsäureamide,
Gummiarabikum, Leim, Kasein, Eiall)umin, Fischleim, Celluloseäther, Tragant genannt.
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Den Schichten können in an sich bekannter Weise auch Sensibilisatoren,
Weichmacher, Farbstoffe und andere für lichtempfindliche Schichten übliche Zusatz-
und Hilfsmittel zugesetzt werden.
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Die erhaltenen Bilder sind Negative, wenn positive Vorlagen, und positive,
wenn negative Vorlagen' benutzt werden. Beispiele i. Eine Aluminiumfolie wird unter
Zuhilfenahme einer Schleuder mit einer Lösung beschichtet, die aus ioo Teilen Wasser,
3 Teilen Polyvinylpyrrolidon, 0,3 Teilen 4, 4 -diazidostilben-2, 2'-disulfosaurem
Natrium und 0,3 Teilen Eosin hergestellt ist.
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Nach dem Trockjien durch mäßige Wärme wird die lichtempfindlicheFolie
unter einernegativen Vorlage belichtet. Anschließend werden die nicht vom Licht
betroffenen Kolloidteile mit Wasser ausgewaschen, wodurch ein rotes positives Kolloidbild
sichtbar wird. Nach dem Antrocknen wird die Folie etwa 5 bis io Minuten einer Temperatur
von 330 bis 350° C ausgesetzt. Dieser Prozeß kann in einem geeigneten Ofen, der
mit Gas oder elektrischem Strom geheizt ist, ausgeführt werden. Das Ende dieser
Behandlung ist deutlich zu erkennen, wenn das anfangs rote Bild eine dunkelbraune
Farbe zeigt. Nach der üblichen Fixierung der Folie mit einer wäßrigen Lösung von
Gummiarabikum oder Dextrin, der noch etwas Phosphorsäure zugesetzt sein kann, ist
sie druckfertig.
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An Stelle des genannten 4, 4'-diazidostilben-2, 2'-disulfosaurem Natrium
können auch' andere Azide, wie z. B. i, j-diazidonaphthalin-3, 7-disulfosaures Natrium,
4-Azidonaphthalin-i, 8-dicarbonsäure, 4, . -Diazidodiphenylmethan-3, 3'-dicarbonsäure
u. a. Verwendung finden.
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2. Eine Zinkplatte wird in der in Beispiel i genannten Art mit einer
wäßrigen Lösung beschichtet, die 4 bis 5% eines Mischpolymerisats aus Polyacrylsäure
und Polyacrylsäureamid und o,9% 4, 4 diazidostilben-2, 2'-disulfosaures Natrium
enthält, getrocknet und unter einer negativen Vorlage belichtet. Anschließend werden
die vom Licht nicht getroffenen Stellen mit Wasser ausgewaschen. Da der Schicht
kein Farbstoff einverleibt ist, sind die gehärteten Stellen schwer zu erkennen,
treten jedoch deutlich sichtbar hervor, wenn man mit einer i %igen wäßri.gen Methylenblaulösung
anfärbt. Um von diesem blauen positiven Kolloidbild drucken zu können, erhitzt man
die Platte zuvor 5 bis Io Minuten auf 26o° C und fixiert.
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3. Eine Aluminiumplatte wird mit einer 3%i.geti wäßrigen Lösung von
Polyacrylsäureamid, die noch i 0/0 4, 4 -d'iazidostill>en-2, 2'-disulfosau@res Natrium
enthält, beschichtet und weiter behandelt, wie in Beispiel 2 angegeben. Zum Härten
des Kolloids ist eine Temperatur von etwa 36>o° C notwendig.
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4. Eine Glasplatte wird in üblicher Weise mit folgender, aus 8o Teilen
Alkohol, 2o Teilen Wasser, 3 bis .4 Teilen mittelviskoser Polyacrylsäure und i Teil
4, 4 -diazidostilben-2, 2'-disulfosaurem Natrium hergestellten Lösung beschichtet.
Nach Belichten unter einer negativen Vorlage, Entwickeln mit Wasser und Anfärben
mit einer i %igen wäßrigen Methylenblaulösung erhält man ein besonders fest haftendes
positives Bild, wenn man die Platte noch etwa io Minuten auf 200 bis 24o° C erwärmt.
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In den folgenden Beispielen werden der Kürze halber nur die zur Herstellung
der lichtempfindlichen Kolloidschicht dienende Lösung und die Temperatur angeführt,
auf die zum Schluß erwärmt werden muß, um gleich gute Ergebnisse zu erzielen wie
in den voraufgehenden, die Arbeitsweise genau angebenden Beispielen.
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5. Beschichtungslösung: ioo Teile Wasser, io Teile Knochenleim, i
Teil 4, 4 -diazidostilben-2, 2'-disulfosaures Natrium; Härtetemperatur 300° C.
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6. Beschichtungslösung: ioo Teile Wasser, io Teile Kasein, 5 Teile
Ammoniak, 20%ig, i Teil 4-azidobenzalazeton-2-sulfosaures Natrium; Härtetemperatur
280 bis 300° C.
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7. Beschichtungslösung: ioo Teile Wasser, Teile Weizenkleber, i Teil
4, . -diazidostilben-
2, 2'-disulfosaures Natrium; Härtetemperatur |
300° C. |
B. Beschichtungslösung: ioo Teile Wasser, |
io Teile Gummiarabikum, r Teil 4, 4=diazidostil- |
ben-2, 2'-disulfosatires Natrium; Härtetemperatur |
300 bis 330° C. |
g. Beschichtungslösung: roo Teile Wasser, 3 Teile |
Eialbumin, r Teil 4, 4'-diazidostilben-2, 2'-di- |
stilfosattres Natrium; fiärtetemperatur 36o° C. |
io. ioo Teile Wasser, i Teil Tragant, i Teil |
4. 4-diazidostilben-2, 2'-disulfosaures Natrium; |
Flärteteniperatur 300° C. |
i r. ioo 'Feile \1'asser, 5 Teile Fischleim, i Teil |
4. , -diazidostillien-2, 2'-disulfosaures Natrium; |
Härteteinlieratur 300° C. |
i2'. ioo "Feile Wasser, 5 Teile Poiyacrylsäure-N- |
n-<linietliylanii<l, r Teil .4, 4' -diazidostilben-2,
2'-di- |
stilfosaures Natrium; Härtetemperatur 350° C. |
13, 100 Teile Wasser, 3 Teile Tyiose INIGC |
(Lfethylcellulose), i Teil 4, . -diazidostilben-2, 2'-disulfosaures Natrium; Härtetemperatur
350
bis 36o° C.