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Herstellung von aromahaltigen und gereinigten alkoholischen Getränken
Trinkbranntwein wird vielfach durch A1>destillieren von vergorenem Obst, von der
sog. Fruchtmaische, in absatzweisem Betriebe ge-,vomten. Dieses Verfahren hat folgende
Nachteile: r. Durch das Destillieren bedingt, ist eine scharfe Trennung der Vorlauf-,
Mittellauf- und Nachlaufprodukte unmöglich, was unvermeidbare Verluste an trinkfähigem
Äthylalkohol und ein unreines, 'd. h. schädliches und nicht ganz wohlschmeckendes
Erzeugnis an Mittellaufprodukt zur Folge hat. Die Ausbeute ist daher schlecht und
das Erzett-nis nicht von bester Qualität. ?. Es ist aus den Phasengleichgewichtsbeziehungen
bekannt, daß beim Destillieren des Dreistoffgemisches Äthy#lalkohol'Wasser-Amylalkohol,
welch letzterer hauptsächlich in dem bei der Gärung entstehenden Fuselöl als Hauptbestandteil
auftritt, im Destillat stets Amylalkohol enthalten ist, solange ersteres wenigstens
nicht angenähert die Zusammensetzung des azeotropischen Punktes und damit einen
sehr hohen Äthylalkoholgehalt besitzt. Diesen Zustand leim Destillieren von Fruchtmaischen
zu erreichen, ist aber unmöglich. Das den Mittellauf darstellc-tide Erzeugnis ist
also nicht nur durch
Vorlaufprodukte, sondern auch durch Amvlalkoliol
verunreinigt, der die bekannten Störungen des Wohlbefindens zur Folge hat.
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3 Trinkbranntwein ist um so begehrter. je mehr @\ohlriechende
Stoffe er enthält. Diese Aromen kiinneii aber in den allgemein angewendeten Apparaten
nicht genügend im Destillat (Erzeugnis) aufgefangen werden. In dem Wärmeaustauscher,
in welchem der Erzeugnisdampf kondensiert und das gebildete Kondensat sowie nichtkondensierbare
Restgase gekühlt werden, bewegen sich nämlich zur Vermeidung von Alkoholverlusten
alle Stoffe im Gleichstrom, so daß kaltes Kondensat und kaltes Restgas den Kondensatorkühler
am gleichen Ende verlassen. An dieser Stelle kommt das bei niedriger Temperatur
am stärksten aromaaufnahmefähige Erzeugnis mit demjenigen Restgas in Berührung,
welches vorher auf seinem Wege durch den Wärmeaustauscher Riechstoffe an das letztere
absorbierende Kondensat abzugeben Gelegenheit hatte.
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Iss liegt also der bei allen Absorptionsvorgängen ungünstige Fall
des Gleichstromes vor. Nur beim Gegenstrom wird es erfindungsgemäß möglich, die
Flüssigkeit von kleinstem Aromagehalt mit dem Restgas von kleinstem Aromagehalt
sowie die Flüssigkeit vom größten Aromagehalt mit dem Restgas von größtem Aromagehalt
in Berührung zu bringen. Die Folge der Anwendung des Gegenstromes ist also eine
Steigerung des Aromagehaltes im Erzeugnis und eine Verminderung des Aromagehaltes
im Restgas. Der Schwerpunkt der Erfindung liegt aber nicht in der Erkenntnis der
Bedeutung der Gegenstromabsorption in ihrer Anwendung auf die Erzeugung von Trinkbranntwein
aus Fruchtmaischen, sondern in ihrer Kombination mit demjenigen Verfahren, das zur
Vermeidung der unter den Punkten i und 2 aufgezählten Nachteile angewendet werden
muß. Dieser Gegenstand der Erfindung wird im folgenden erläutert.
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Eine scharfe Trennung der Einzelstoffe und zugleich ein hoher Äthylalkoholgehalt,
z. B. 9o bis 95 Gewichtsprozent, im amylalkoholfreien Mittellaufprodukt wird nämlich
durch die gleiche lIaßnahme auf einmal erzielt, welche in der Anwendung der Rektifikation
besteht. Bei ihr werden die aus der Destillierblase entweichenden Dämpfe in eine
Austauschsäule geführt, in der sich das Kondensat der Dämpfe im Gegenstrom zu letzteren
bewegt. :1m Kopf dieser Säule bildet sich der -eichtest siedende Stoff. Dort wird
nacheinander der Vorlauf, dann der -,Mittellauf (hochprozentiger Äthylalkohol) und
zum Schluß der Nachlauf entnommen. Dabei stellt sich aber mit der üblichen Schaltung
des absatzweise arbeitenden Rektifizierapparates ein schwerer Nachteil ein. Fast
alle Aromastoffe gehen nämlich verloren, weil deren Lösungsfähigkeit sehr stark
sinkt, sobald die Konzentration des Ätlivlalkoliols über 6o Volumprozent steigt.
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Die Erfindung besteht nun darin, mittels Rektifikation eine scharfe
Trennung der Stoffe durchzuführen und ein Mittellaufprodukt herzustellen, welches
sehr reich an Ätlivlalkohol ist und deshalb keinen Aniylalkohol besitzt. Die dabei
entweichenden Restgase enthalten sehr viel Aromastoffe. Aus diesem Grunde werden
si: nicht etwa ins Freie geleitet, sondern man führt sie durch eine besondere Rohrleitung
dem unteren Ende einer kleinen _11r sorptionssäule zu, in welcher sie von unten
nach oben strömen. Im Gegenstrom zu ihnen bewegt sich eine im Austausch stelzende
Flüssigkeit, welche aus dem erwähnten hochprozentigen gekühlten Mittellaufprodukt
und aus ilitn beigemischtem NT
erdiinnungs-,vasser besteht. Letzteres wurde
in einer solchen Menge hinzugeben, daß sich eine Konzentration ergibt, bei der die
Lösungsfähigkeit der Aromastoffe aus den Restasen genügend groß ist. Der Alkoholgehalt
kann gegebenenfalls gleich auf denjenigen des trinkfähigen Gemisches eingestellt
werden. Den unteren Teil dieser Absorptionssäule verläßt Trinkbranntwein mit dein
höchstmöglichen Gehalt an Aromastoffen, weil er dort mit den Restgasen höchsten
Aromagehaltes im Austausch steht. Dem oberen Ende der Absorptionssäule entströmen
Gase, die dort mit der aromafreien Flüssigkeit in Berührung kommen und deshalb weitestgehend
vom Geruchstoff befreit sind.
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Die beigefügte Schemazeichnung verdeutlicht das geschilderte Verfahren:
In der Rektifiziersäule i werden nach Abscheidung des Vorlaufes Dämpfe des Mittellaufproduktes
erzeugt, die durch die Leitung 2 in den Rücklaufkondensator 3 strömen. Aus ihm wird
die gebildete Flüssigkeit als Rücklauf durch die Leitung .M in die Rektifizierkolonne
i zurückgeleitet, während die Restdämpfe durch Leitung s in den Kondensatorkühler
6 gelangen. 1n ihm werden die Dämpfe kondensiert sowie das Kondensat und die Restgase
gekühlt. Beide strömen durch eine Leitung 7 in ein kleines Trenngefäß 8, welchem
unten durch die Leitung 9 das hochprozentige Alkohol-Wasser-Gemisch und oben durch
die Leitung io die aromageschwängerten Gase entströmen. Letztere treten unten in
die Absorptionssäule i i ein. Sie ist das Hauptmerkmal der Apparatur zur Durchführung
des Verfahrens der Erfindung. Der Absorptionskolonne i i, die beispielsweise mit
Füllkörpern ausgestattet sein kann, wird oben sowohl der aromaarme (oder aromafreie)
hochprozentige Branntwein durch die Leitung 9 zugeführt als auch aus einem Behälter
13 durch eine Leitung 14 kaltes Verdünnungswasser aufgegeben, dessen Menge
durch ein in die Leitung 1d. einzubauendes Ventil geregelt werden kann. Während
der Trinkbranntwein mit einer Höchstmenge von Aromastoffen der Absorptionssäule
i i unten durch die Leitung 12 entnommen wird, gelten die aromafreien Restgase durch
die Leitung 15 ins Freie ab. Daß auf diese Art die sehr alkoholarme Aufgabeflüssigkeit
in der Absorptionssäule i i durch Restgase bei der Verarbeitung von Fruchtmaischen
nach dem geschilderten '\'erfahren mit wohlriechenden und stark duftenden Aromastolfen
beladen werden kann, ist durch den Versuch bewiesen.
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Schon beim Abdestillieren des Vorlaufes fallen Aromastoffe an, die
in einem in der Leitung io einzubauenden Behälter (Gasglocke) gespeichert oder in
Flüssigkeit absorbiert werden können, um nachträglich
mit dem Mittellaufprodukt
zusammengebracht zu werden. Beim Abdestillieren des Vorlaufes werden jedoch Ester
und Aldehyde frei, welche nicht zu den angenehm riechenden Aroma-Stoffen zählen.
Die guten Aromen fallen vielmehr erst beim Abdestillieren des Mittellaufes an, welcher
das eigentliche Erzeugnis darstellt. Aus diesem Grunde dürfte die Speicherung von
Restgasen oder die Absorption von Aromastoffen während des Abdestillierens des Vorlaufes
nicht notwendig sein.
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Die Rückgewinnung der Riechstoffe nach dem geschilderten neuen Verfahren
ist nicht nur heim absatzweise arbeitenden Rektifizierapparat, sondern auch bei
stetiger Arbeitsweise möglich.