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Metallgesellschaft Akt.-Ges. in Frankfurt, Main Verfahren zur Herstellung
von Baugips Gips gelangt im Baugewerbe in verschiedenen Sorten zur Verwendung. Die
hauptsächlichsten Baugipssorten sind Stuckgips, der bei r5o bis 18o° C gekocht wird.
A"valith oder Putzgips, der bei Zoo bis 6oo° C gebrannt ist, und der über goo° C
caleiiiierte Estric.hgips. Zur Herstellung dieser verschiedenen Sorten ist außer
den in älteren Anlagen noch vielfach gebräuchlichen Kochern und Schachtöfen neben
Drehrohrö fen der Rührkessel in Gebrauch. Diese Vorrichtungen können, damit Überhitzungen
vermieden «-erden, nur mit relativ kleiner Leistung betrieben werden. Für ihre Beheizung
eignet sich im wesentlichen nur langflammige Kohle, oder es wird vor dem Brennen
bereits eine Feinmahlung des Rohgipses nötig, die nach dem Brennen wiederholt werden
muß.
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Es wurde nun gefunden, daß Erzeugnisse mit bester Bindefähigkeit dadurch
erzielt werden können, daß der Brennprozeß des Gipses, der dabei mit einer maximalen
Korngröße von 3 bis 5 mm verwendet werden kann, im Saugzugsinterverfahren durchgeführt
wird, wobei sich dieses für Sinterverfa.hren übliche Prinzip je nach Wahl der Reaktionsdauer
niit der gleichen Einrichtung zur Herstellung aller der drei genannten Baugipssorten
heranziehen läßt.
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Während man in normalen Gipswerken verschiedene Gipssorten herstellt
und mischt, uni die gewünschten Eigenschaften des Erzeugnisses zu erreichen, kann
man nach der Erfindung auch mittels der gleichen Einrichtung, d. li. also auf demselben
Sinterrost, z. B. durch Änderung der Feinheit des I\"ohgipscs, der Menge, der Art
und der Nfahlung des Brennstoffes, der Menge des zum Ankriiineln dienenden Wassers,
der Dauer des Saugens und insbesondere durch Regelung der Feuchtigkeit der angesaugten
Luft jede Gipsqualität einstellen. Im übrigen ist es bei dem Verfahren gemäß der
Erfindung keineswegs erforderlich, daß der Gips ]),ei der Behandlung zur Sinterung
gebracht wird.
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Zur Herstellung von schnell bindendem Stuckgips werden z. B. der Wassergehalt
für das Ankrümeln
und der Wassergehalt der angesaugten Luft hoch
eingestellt, z. B. 85 bis 95% r. F., oder es werden der Brennstoff und der Rohgips
weitgehend zerkleinert, oder es wird eine Abfallkohle, z. B. Flugstaub finit 50
bis 52% Kohle gewählt, woraus auch noch der Vorteil entsteht, daß die Zerkleinerung
des Brennstoffes entfällt, oder es werden zwei oder mehrere dieser Nfaßna innen
gleichzeitig angewendet. Die Dauer des Saugens wird z. B. auf 3 bis 5 Minuten begrenzt.
Entsprechende Änderungen dieser Bedingungen werden getroffen, wenn ein Produkt mit
geringerer lbbindegeschwindigkeit, aber hoher Endfestigkeit erwünscht ist.
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Auf diese Weise gelingt es auch, Übergänge in den Eigenschaften der
bisher bekannten Bau,#ipssorten direkt einzustellen, was so weitgehend bisher nur
durch Mischen von in verschiedenen Apparaturen hergestellten Sorten gelang.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist darin begründet, daß die für
das neue Verfahren verwendete Apparatur mit hoher Durchsatzleistung betrieben werden
kann und daß alle bisher für das Verblasesintern vorgeschlagenen Brennstoffe, z.
B. Steinkohle, Braunkohle, Koks, Holzkohle, Torf, Kohleabfälle, nach den verschiedensten
Verfahren -ewonnene Flugstäube, insbesondere von Kraftwerken, L,okonioti@@lösche,
kohle- oder koksführende Kesselschlacken, Abgänge der Kohlenaufbereitung, wie :Mittelprodukte
und Waschberge, Abfallteere und -peche, Schwelrückstände, z. B. von Olschiefern,
Holzmehl, und die verschiedensten anderen brennstoffhaltigen Abfälle und Nebenprodukte
benutzt werden können. Hiervon sind die sehr geringwertigen Brennstoffe oder Brennstoffabfälle
erfindungsgentäß besonders geeignet,, die für viele andere Sinterverfahren, z. B.
das Sintern von Eisenerzen, weniger brauchbar sind.
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Merraschenderweise stört der oft hohe Aschegehalt dieser Stoffe nicht,
sondern wirkt im Gegenteil in vielen Fällen günstig, auch wenn beim Brennen "Temperaturen
nicht erreicht werden, die zum Entstehen hydraulische Eigenschaften besitzender
:1luniitiate und Silicate des Calciums hätten führen können. Zu erwarten wäre gewesen,
daß sich beim Brenneu nach dem Saugsinterverfahren o. dgl. erhebliche -Mengen totgebrannten
Gipses bilden und ein Baustoff sich ergeben würde, der bereits 1lagerungsmittel
enthält und dem z. B. ein Mörtel aus reinem, nach dein Kesselverfahren hergestellten
Stuckgips mit gleicher Menge Zuschlagsstoff an Festigkeit erheblich überlegen sein
miißte.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß das erfindungsgemäße
Brennen des Gipses auch so geleitet werden kann, daß dabei Calciumoxyd entsteht.
Die Menge dieses Calciumoxydes iin ?Gips kann so eingestellt werden, daß die an
sich bekannten, durch bestimmte Calciumoxydzusätze zum Gips erreichten Verbesserungen
der Festigkeit auftreten.
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Zur Regelung der Abbindegeschwindigkeit kann es erfiiirluitgsgemäß
auch von Vorteil sein, den auf (lein Sinterrost produzierten Gips mit Stuck- oder
f''strichgips zu verschneiden, der nach anderen Verfahren hergestellt wurde. Die
erhaltenen Mischungen, wie das von der Sintermaschine erhaltene Material, sind sowohl
an der Baustelle wie in Platten- und Steinfabriken verwendbar.
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Beispiele 1. 14 Gewichtsteile Rollgips und o,98 Gewichtsteile Koks
werden auf eine maximale Korngröße von 3 tnm gebrochen und mit einer Leistung von
75o kg/qm und Stunde auf dem Sinterrost nach dem Saugzugverfahren behandelt. Die
Ausbeute beträgt 12 Gewichtsteile eines Materials, das 22,7% freien Kalle enthält.
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43,7 Gewichtsteile des so erhaltenen und gemahlenen zu 8o% durch 3600
Maschen gehenden Produktes werden vermischt finit 11,8 Gewichtsteilen Ziegelfein
o bis 31T111), 4.7 Gewichtsteilen Holzwolle, 4,7 Gewichtsteilen Holzmehl und schließlich
mit 35,1 Gewichtsteilen Wasser -- Zoo Gewichtsteilen.
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Das Gemenge wird nach dein Einformen kurz mit 0,7 atü gedrückt,
der Stempel arretiert und bereits nach 4o Minuten entfornit. Nach 7 Tagen hat die
entstandene Platte bei einem Raumgewicht von 0,97 eine Biegezugfestigkeitvon 16,9
kg/qcm.
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2. 3,5 Ge-,vichtstoile der Korngröße o bis 5 mm werden mit o,6 Gewichtsteilen
Kraftwerkflugstaüb und Wasser angekrümelt, in einer Schichthöhe von 15 cm
auf den Sinterrost gebracht und gezündet. Es ergibt sich ein Produkt mit 6,45% freiem
Kalk, das --- bei einem .F\ufwand von 466 kg/cbm mit Ziegelfein o bis 3 Tnm: zu
Ziegelspliitt 3 bis 7 mm = T : ,4 angemacht -- nach 7 Tagen eine Biegezugfestigkeit
von 33,1 kg/qcin ergibt gegen 32,0 kg/qcm bei Verwendung von normengemäßem
Stuckgips.