DE78537C - Einrichtung, um an elektromagnetischen Apparaten die Einflüsse der Hysteresis zu beseitigen - Google Patents
Einrichtung, um an elektromagnetischen Apparaten die Einflüsse der Hysteresis zu beseitigenInfo
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Description
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KAISERLICHES
PATENTAMT.
Es ist bekannt, dafs bei allen elektromagnetischen Apparaten, bei denen Eisen Verwendung
findet, z. B. bei einem Elektromagneten oder einer Spule (Solenoid), welche auf einen Kern,
einen Anker oder eine Scheibe einwirkt, es Unmöglich ist, eine magnetische Wirkung zu
erzielen, welche in einem bestimmten Verhältnifs zu dem Strom in dem Elektromagneten
oder in der Spule steht. In der That bildet die vollständige Magnetisirungscurve des Eisens
immer eine geschlossene Curve. Die Wirkungen sind also stets von den Strommengen oder
Stromstärken abhängig, welche vorher erreicht worden sind. Diese Thatsache bezw. dieses Gesetz
ist unter dem Namen magnetische Hysteresis bekannt; der zurückbleibende Magnetismus,
welcher die Herstellung äufserst empfindlicher und genau arbeitender elektromagnetischer
Apparate unmöglich macht, ist ein besonderer Fall der Hysteresis. Die Beseitigung dieser
störenden Einflüsse an elektromagnetischen Apparaten, welche ihren Ursprung in den eigenthümlichen
Eigenschaften des Eisens selbst haben, ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
und zwar wird der angestrebte Zweck mit Hülfe einer neuen elektromagnetischen Anordnung
erreicht. Diese ermöglicht nämlich die Erlangung einer magnetischen Strömung, welche eine ganz bestimmte Function des ihn
erzeugenden elektrischen Stromes ist. Das Verhältnifs dieser beiden Ströme zu einander
kann ganz nach Wunsch geregelt werden.
Die erwähnte Anordnung besteht in der Hauptsache darin, dafs man auf die Leitung,
den Anker oder dergleichen nicht einen, sondern zwei Elektromagnete einwirken läfst, deren
Ströme entgegengesetzt gerichtet sind oder in entgegengesetzter Richtung auf ein und dasselbe
Eisenstück einwirken, oder von denen der eine Strom in der einen Richtung auf ein
Eisenstück, der andere Strom in der entgegengesetzten Richtung auf ein zweites Eisenstück
einwirkt in der Weise, dafs die daraus sich ergebende Wirkung eine dirferentiale ist.
Wählt man die Abmessungen der beiden Elektromagnete oder der beiden Eisenstücke
in dem richtigen Verhältnifs, so ergiebt sich
1. dafs die erzielte magnetische Wirkung eine bestimmte Function des Hauptstromes ist,
welcher, die Elektromagnete erregt, und dafs diese Wirkung Null wird, sobald der Hauptstrom
aufhört;
2. dafs man das Verhältnifs der erzielten magnetischen Wirkung (d. h. der Differenz der
beiden magnetischen Ströme) zu dem Hauptstrom, welcher die beiden differentialen Ströme
erzeugt, nach Wunsch regeln kann.
Der praktischen Ausführung des neuen Verfahrens stellen sich keine Schwierigkeiten entgegen,
weil die Magnetisirungscurven des Eisens und des Stahls einander sehr ähnlich sind, nur
dafs die einen mehr Hysteresis besitzen als die anderen.
Angenommen, es erzeuge ein Elektromagnet mit einem Eisenkern an einer Stelle des Raumes
für den bestimmten Hauptstrom ein Feld von 100 Einheiten und der zurückbleibende Magnetismus
betrage 3 pCt., so wird das zurückbleibende Feld an derselben Stelle gleich + 3 Einheiten sein. .Wird ein zweiter Elektro-
magnet hinzugefügt, welcher für denselben Hauptstrom an derselben Stelle ein Feld von
io Einheiten erzeugt, jedoch von entgegengesetzter Richtung, und wird an Stelle .von
Eisen Stahl verwendet, dessen remanenter Magnetismus 30 pCt. beträgt, so läfst sich das
zurückbleibende Feld dieses Ausgleich-Elektromagneten durch — 3 ausdrücken. Man hat
also für den bestimmten Hauptstrom ein Feld von 100— 10 = 90, und für den Fall, dafs
der Hauptstrom = ο ist, ein Feld von 3 — 3=0. Der zurückbleibende Magnetismus läfst sich
demnach unter Verlust eines kleinen Theiles des Hauptstromes gänzlich beseitigen.
Der leichteren Erklärung wegen soll die Ueberfragung dieser Vorrichtung ins Praktische
an der Hand einiger einfacher Beispiele erklärt werden. Es sei z. B. angenommen, dafs ein
Spannungsmesser für Gleichstrom hergestellt werden soll, welcher in seiner Form mit der
Fig. ι beiliegender Zeichnung übereinstimmt. Das Potential wird durch die bewegliche Wickelung
gemessen und der Strom veranlafst, durch die Wickelungen H des Hauptelektromagneten
und diejenigen h der Neben- oder Ausgleichmagneten hindurch zu fliefsen. Der Kern 2V1,
welcher den Hauptstrom hervorruft, sollte aus einem Metall hergestellt sein, . welches den
kleinstmöglichen Grad von Hysteresis besitzt, z. B. aus weichem Eisen, während der Kern iV2,
welcher den Ausgleichstrom hervorruft, aus Gufseisen oder Stahl hergestellt sein sollte,
d. h. aus einem Metall, welches einen hohen Grad von Hysteresis aufweist. Die Richtung
der magnetischen Kraftlinien und diejenige der elektrischen Ströme sind durch Pfeile veranschaulicht.
Durch Veränderung des Querschnittes der beiden Kerne 2V1 2V2, der Amperewindungen
derselben und des Luftraumes der magnetischen Kraftlinien ist es möglich, eine Vorrichtung zu scharfen, bei welcher der zurückbleibende
Magnetismus vollständig oder doch theilweise ausgeglichen wird, bei welchem ferner
der erzeugte magnetische Strom immer im geraden Verhältnifs zu dem Hauptstrom / steht,
so dafs das resultirende, die Drehung veranlassende Kräftepaar ebenfalls im geraden
Verhältnifs zur Strommenge steht.
Dasselbe Verfahren sei nun auf den Fall angewendet, wo eine Spule einen Kern aus
weichem Eisen beeinflufst, wobei dieser Kern durch die Wirkung der Spule bis zu einer bestimmten
Stelle in letztere hineingezogen werden soll, sobald der Strom einen bestimmten Werth
erreicht hat.
Bei mancher Art von Apparaten wirkt, wie Fig. 2 erkennen läfst, eine Spule A, durch
deren Windungen ein Strom / fliefst, auf einen Eisenkern 2V, der an einer Feder R aufgehängt
ist oder mittelst eines Gegengewichtes im Gleichgewicht erhalten wird. Bei einem gewissen
Werth /° des Stromes soll der Kern in eine bestimmte Lage gerathen, z. B. in eine
solche, dafs er oben den Anschlag α berührt. Diese Bedingung kann niemals erfüllt werden,
wenn man einen Apparat gemäfs Fig. 2 benutzt, wie aus dem oben bezüglich der Hysteresis
Gesagten hervorgeht. Aber auch dieser Uebelstand läfst sich vorliegender Erfindung gemäfs
beseitigen. Wie aus der Fig. 3 zu erkennen, werden nämlich zwei Kerne 2V1 und 2V2
mechanisch mit einander verbunden. Dabei ist der erstere als Haupt-, der letztere als Nebenkern
anzusehen. Der erstere weist ferner einen geringen Grad von Hysteresis auf, hinsichtlich
des letzteren trifft das Gegentheil zu. Das Hauptsolenoid A1 hat das Bestreben, den
Kern in einer bestimmten Richtung anzuziehen, die Nebenspule A? hat dagegen das Bestreben,
eine entgegengesetzte Bewegung hervorzurufen und wirkt deshalb ausgleichend. Die aus diesen
beiden Beeinflussungen sich ergebende Gesammtwirkung ist somit die Differenz beider, und mit
Berücksichtigung . des oben Gesagten ergiebt sich darin, dafs die Wirkungen der Hysteresis
auf solche Weise ausgeglichen werden können, besonders in Bezug auf die Stellung des Kernes
zum Anschlage α, wenn die beiden Spulen von demselben Strom oder von zwei Strömen
durchflossen werden, welche ■ stets in einem bestimmten Verhältnifs zu einander stehen.
Die oben beschriebene Anordnung, welche in.. mechanischer Hinsicht in der mannigfachsten
Weise abgeändert werden kann, bezweckt, die Resultante der anziehend wirkenden Kräfte
unabhängig von den Wirkungen der Hysteresis zu machen. Dieser Zweck wird durch geeignete
Beschaffenheit der Kerne 2V1 2V2, durch ein passendes Verhältnifs der Windungen auf den
Spulen A1 A2 (oder auch durch das Verhältnifs der Amperewindungen, falls beide hinter einander
geschaltet sind, ferner durch die gegenseitige .Stellung der Spulen zu den Kernen
erreichbar.
Bei vielen Arten von Apparaten ist ein Elektromagnet vorhanden, welcher eine als
Anker dienende Platte von weichem Eisen beeinflufst, durch deren Bewegung gewisse Verrichtungen
möglich werden. Z. B. benutzt man eine solche Einrichtung, um einen Stromschlufs
herzustellen, was eintritt, sobald der Anker angezogen wird. Bei dieser Gattung von
Apparaten wird eine genaue Wirkung wieder unter Verwerthung der Hysteresis herbeigeführt.
Die Stellung des Ankers bei einer bestimmten Stromstärke ist nicht immer dieselbe, wenn die
letztere einmal einen bestimmten Werth überschritten hat. ' Die Abweichung würde eine
noch gröfsere sein, wenn der Apparat mit Wechselströmen gespeist wird. Für den letzteren
Fall eignet sich besonders die durch die Fig. 4 veranschaulichte Einrichtung.
Der Hauptelektromagnet E1 zieht einen aus weichem Eisen bestehenden Anker .ZV3 entgegen
der Spannung einer Feder R und der Wirkung eines Differentialelektromagneten E2 auf einen
zweiten Anker N* an, welche letztere einen hohen Grad von Hysteresis aufweisen. Die
beiden Elektromagnete müssen derart geschaltet werden, dafs sie durch denselben Strom / im
entgegengesetzten Sinne erregt werden. Durch geeignete Wahl der Verhältnisse hinsichtlich
der magnetischen Felder läfst sich bei einer solchen Einrichtung leicht erreichen, dafs der
Stromschlufs bei C C immer genau in dem Augenblicke stattfindet, in welchem die Stromstärke
einen ganz bestimmten Werth erreicht hat, gleichviel, welchen W'erth dieselbe vorher hatte.
Es ergiebt sich also, dafs die Anziehungskraft, welche von Seiten des zurückbleibenden
Magnetismus im Elektromagneten E'2· und dem Anker iV4 hervorgerufen wird, gleich sein
sollte der Anziehungskraft, welche durch den zurückbleibenden Magnetismus im Elektromagneten
E1 auf die Armatur N3 bei der dem
Stromschlufs entsprechenden Stellung ausgeübt wird.
Claims (1)
- Patent-Ansprüche:
Verfahren zur Beseitigung der nachtheiligen Einflüsse der Hysteresis bei elektrischen Apparaten, welche auf Aenderung der magnetischen Wirkung eines Eisen, Stahl oder andere magnetische Körper enthaltenden magnetischen Stromkreises beruhen, dadurch gekennzeichnet, dafs der zu beeinflussende Körper aufser durch vorgenannten durch einen zweiten, dem ersteren entgegengesetzt wirkenden magnetischen Stromkreis beeinflufst wird, welcher von denselben elektrischen Strömen erregt wird wie der magnetische Hauptstromkreis, oder von einem Theil dieser Ströme oder von einem anderen oder anderen Strömen, welche während der Aenderung dem mit dem Erreger des Hauptstromkreises gleichen Gesetze folgen.
Das durch Anspruch i. gekennzeichnete Verfahren mit der besonderen Anordnung, dafs die in dem Haupt- und Differentialstromkreise befindlichen, magnetisch zu erregenden Körper aus in hysteretischer Hinsicht verschiedenen Stoffen bestehen.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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