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Verfahren zur Herstellung eiweißreicher Futtermittel Es gibt bis heute
eine Anzahl von: Verfahren, nach denen aus kohlenhydrathaltigenAusgangsstoffen durch
die Tätigkeit von Kleinlebewesen an Eiweiß angereicherte Futtermittel erhalten werden.
Alle diese Verfahren erreichen ihren Endzweck (ein eiweißreiches Futtermittel) ausschließlich
auf zwei Wegen: i. durch Zugabe von stickstoffhaltigen Nährsalzen, wie Nitraten,
Ammoniaksalzen und ähnlichen, zu den kohlenhydrathaltigen Ausgangsstoffen als Bakteriennahrung,
a. durch Darbietung von Substanzen, welche von vornherein eiweiß- oder amidhaltig
sind, zur Befriedigung des Stickstoffbedarfs der Gärungsorganismen.
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Daraus geht hervor, daß die Voraussetzung zur' Erzielung eiweißreicher
Futtermittel durch die Tätigkeit von Mikroorganismen das Vorhandensein von Stickstoffverbindungen
ist, aus welchen die Mikroben körpereigene Eiweißsubstanz aufbauen.
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Das Verfahren der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, daß den
kohlenhydrathaltigen Ausgangsstoffen keine stickstoffhaltigen Salze zugesetzt und
auch keine amid-bzw. eiweißhaltigen Ausgangsstoffe verwendet werden. Trotzdem werden
bei demselben beachtliche Eiweißmengen gebildet. Dies wird dadurch ermöglicht, daß
erfindungsgemäß als vergärende Mikroorganismen ausschließlich stickstoffbindende
Bakterien, wie Azotobakter und Bacillus radicicola, zur Anwendung gelangen, welche
bekanntlich- den Stickstoff der Luft als Nahrungsquelle ausnutzen. Das Verfahren
der Erfindung gestaltet sich folgendermaßen: Man benutzt als Ausgangsstoffe solche
Massen, die von Natur aus möglichst arm an Eiweiß, dagegen reich an Kohlenhydraten
sind; am geeignetsten erweisen sich Möhren, Kohl- und Runkelrüben, Gemüse- und Obstabfälle
aller Art, Pastinaken, Topinambur, Turnips, Zuckerrüben und ähnliche. Diese Stöffe
werden so fein als möglich zerkleinert und gelangen dann in Pfannen oder ähnliche
flache Gefäße. Dort wird die zerkleinerte
Masse mit Wasser, welches
einen Zusatz filtrierter Erdabkochung enthält, so weit bedeckt, daß sie überall
- flach ausgebreitet -aus dem Wasser herausragt. Dies ist für die spätere aerobe
Entwicklung sehr wichtig. Dann wird noch ein wenig Dikaliumphosphat und etwas kohlensaurer
Kalk zugegeben.
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Die jetzt vorzunehmende Sterilisation erfolgt am besten dadurch, daß
die Pfannen mit porösen Tondeckeln verschlossen werden, worauf der Gehalt etwa eine
Stunde lang bei zwei Atmosphären gekocht wird. Nach dem Erkalten werden unter vorsichtigem
Anheben der Deckel die Inhalte der Pfannen gleichmäßig mit Reinkulturen von Azotobakter
und Knöllchenbakterien versetzt. Dann werden die Pfannen bei einer möglichst konstanten
Temperatur von 2o bis 30° an ruhigen staubfreien Orten (Kellern) sich selbst überlassen.
Durchschnittlich nach drei Wochen ist die gewünschte Umsetzung vollzogen und- ein
an Eiweiß beträchtlich angereichertes Futtermittel gewonnen.
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Hierauf kann das Endergebnis sofort zur Verfütterung verwendet oder
auch durch irgendein gebräuchliches Verfahren konserviert werden. Zu Beginn des
Verfahrens verschafft man sich die Reinkulturen durch landwirtschaftlich-bakteriologische
Institute. Später benutzt man die bestgeratenen Pfanneninhalte als Impfmasse.
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Auch gegenüber einem neueren deutschen Verfahren unterscheidet sich
dasjenige der Erfindung durch den Wegfall der Zugabe einer stickstoffhaltigen Nährlösung.
Dadurch wird die Anlage sehr verbilligt und namentlich unter den heutigen Verhältnissen
in den meisten Fällen überhaupt erst ermöglicht, denn stickstoffhaltige Salze, besonders
Harnstoff, sind sehr teuer und heute kaum zu haben.
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Bei einem anderen Verfahren handelt es sich ausschließlich um die
Herstellung eines Düngemittels statt eines Futtermittels, und es ist daher sowohl
in der Anlage, in den Ausgangsstoffen und iin Enderzeugnis von diesem grundverschieden.
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Ein Hinweis in dem Buche: @@Mikroorganismen der Gärungsindustrie,c,
6. Auflage, 1940, Verlag Gustav Fischer, Jena, Seite 386, erinnert nur an die Existenz
stickstoffbindender Erdbakterien. Die dem Verfahren der. Erfindung zugrunde _ liegenden
Tatsachen i. daß man stickstoffsammelnde Mikroorganismen bei geeigneter aerober
Anordnung bei kohlenhy drathaltigen Ausgangsstoffen zur Herstellung eiweißreicher
Futtermittel verwenden kann, und 2. daß hierbei die Zugabe teuerer Stickstoffsalze
und eiweißhaltiger Ausgangsstoffe völlig entbehrlich ist, werden weder in diesem
Buche noch in ähnlichen Veröffentlichungen, die ein auf biologischem Wege hergestelltes
Futtermittel zum Gegenstand haben, erwähnt.
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Ausführungsbeispiele i. In einer flachen Schale wurden 6oo g geschnitzelte
Möhren und d.oo g geschnitzelte Runkeln (Schnitzel o,5 cm Durchmesser) ausgebreitet,
nachdem dieselben vorher längere Zeit gewaschen worden waren. Dann wurde die Schale
mit Wasser gefüllt, bis dieses etwas über den Schnitzeln stand. Die Schale wurde
mit einem passenden Deckel lose bedeckt und an drei aufeinanderfolgendenTagen je
30 'Minuten gekocht. Nach dem dritten Kochen wurde der Inhalt nlit Knöllchenbakterien,
die aus E?rbsenwurzeln gewonnen waren, und finit Azotobakter aus Gartenerde geimpft.
Die Schale blieb .dann 3 Wochen bei einer Durchschnittstemperatur von 25° ruhig
stehen. Die in ganz flacher Schicht ausgebreitete Masse bedeckte sich nach etwa
5 Tagen allmählich immer mehr mit einer braungrauen dicken Schicht .und nahm einen
scharf aromatischen, durchaus angenehmen, aber in nichts mehr an die Ausgangsstoffe
erinnernden Geruch an. Das Gewicht betrug am Ende des Versuches 1050 g (Mehrgewicht
vom Wasser).
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Eiweißgehalt der Ausgangsstoffe = o,8°%, Eiweißgehalt des Enderzeugnisses
= 4,o°/". Anmerkung: Dein Wasser wurden o,o5 K. H P 04 und i o °/o Bodenextrakt
beigefügt. Der Schaleninhalt wurde ohne weitere Behandlung unter Weichfutter (gekochte
Kartoffeln) gemischt und an Stelle von Körnern (in doppelter Menge) an Hühner verfüttert.
Das Futter wurde gerne genommen und gut verwertet, d. h. ohne erkennbare Unterschiede
gegenüber dem gewohnten Futter.
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Durchführung wie bei i, nur als Ausgangsstoffe wurden reine Möhrenschnitzel
(ohne Runkelheimischung) benutzt.
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Eiweißgehalt des Enderzeugnisses 5,o°/0 E=iweiß.
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3. Durchführung wie bei i, auch Ausgangsstoffe dieselben. Geimpft
wurde nur mit Azotobakte r.
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Eiweißgehalt des Enderzeugnisses = 2,2°/o. .I. Durchführung wie bei
i, die-Ausgangsstoffe wurden gröber geschnitzelt (Schnitzeldurc.hinesser 1,5 cm).
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Eiweifl:gehalt = 2,o°%.
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5. Durchführung wie bei 1. nur eine Impfung erfolgte nicht.
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Eiweißgehalt des Enderzeugnisses = 0,5°/0. Die Fütterungsversuche
erfolgten nur bei Beispiel i und 2.
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6. Ausgangsstoff kleingeschnitzelte Möhren. Eiweißgehalt der Möhren
0,7501'0- Wasser.
+ 0,05 % K2 H P04 -(- ioao% Bodenextrakt
wurde so beigefügt, daß die Möhrenschnitzel eben noch aus. dem Wasserspiegel herausragen.
Hierauf wurde das Ganze 3o Minuten langgedämpft, ,mach Eialten m'it Azotobakter-Knöllchenbakterien-Gemischgeimpft
und bei 25° ,der Entwicklung überlassen.
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Eiweißgehalt nach 24 Tagen = 6,2 °/a.
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7. Ausgangsstoff = kleingehackte Gemüseabfälle.
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Eiweißgehalt des Ausgangsstoffes = 0,5'1". Weitere Behandlung wie
-im Beispiel 6. Eiweißgehalt des Enderzeugnisses nach 3 Wochen = 3,9 %.
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B. Wiederholung von Ausführung i. Enderzeugnis 4,201, Eiweiß.
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g. Wiederholung von Beispiel 6. Ausgangsstoff 0,7, Enderzeugnis
6°/o Eiweiß.
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io. Wiederholung von Beispiel 7. Ausgangsstoff o,55, Enderzeugnis
4,io/o Eiweißi i. Ausgangstoff = klei.ngesohnitzelte Runkeln.
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Eiweißgehalt des Ausgangsstoffes o,9°%. Weitere Behandlung wie Beim
6. Beispiel. Eiweißgehalt nach 25 Tagen = 5,0'1,#