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Düngemittel Die Verwendung von, Schlacken zur Herstellung von Düngemitteln
ist bekannt; man hat hierbei in erster Linie die beim Thomasprozeß anfallende Schlacke
benutzt, die das bekannteThomasphosphat-Düngemittel ergibt.
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Weiter ist auch vorgeschlagen worden, gemahlene wassergranulierte
Hochofenschlacke, an der Luft allmählich zerrieselte Schlacke oder gemahlene Stückschlacke
als Düngemittel zu verwenden. Die Wirkung dieser Düngemittel hat bei Topfversuchen
wechselnde Erfolge gezeitigt; bei einem bekanntgewordenen' Großversuch hat sich
jedoch ergeben, daß mit Hochofenschlacke fast genau die gleichen Ernteerträge erzielt
wurden wie mit Kalkhydrat (Gutmann, »Die Verwendung der Hochofenschlacke«, a. Auflage,
1934, S. 375 bis 382).
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Ferner ist es nicht mehr neu, kurz mit Wasser behandelte und dann
durch einen starken Druckluftstrahl fortgeblasene Hochofenschlacke als Düngemittel
zu verwenden. Diese Schlacke fällt in Form von porösen Brocken und Stückchen. an,
die in der Technik mit »Granulat« bezeichnet und vor ihrer weiteren Verwendung fein
gemahlen werden.
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Eine andere Art der Schlackenverwertung besteht nun darin, die flüssig
anfallenden Schlacken derart mit Wasser in Berührung zu bringen, daß die Schlacke
sich schaumigporös aufbläht und mit dieser Struktur in mehr oder weniger großen
Brocken oder Kuchen erstarrt, die bisher nur zur Herstellung von Leichtsteinen,
Isolationsmaterial u. dgl. benutzt worden sind.
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Es wurde jedoch gefunden, daß diese hochporöse und schaumige Schlacke
bei entsprechender Zerkleinerung, als Düngemittel verwendet, eine überraschend günstige
Wirkung ausübt. Wahrscheinlich liegt der Grund hierfür darin daß die beim Schaumigmachen
der Schlacke sich abspielenden Vorgänge die in der Schlacke enthaltenen, für die
Düngung wertvollen Bestandteile, wie Kalk, Kieselsäure, Phosphor usw., derart beeinflussen,
daß sie im Erdboden leicht löslich sind und von den Pflanzen gut aufgenommen und
ausgenutzt werden können.
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Die Vorteile, welche das aus Schaumschlacke bestehende Düngemittel
gegenüber den aus anderen Zustandsformen der Hochofenschlacke (Stückschlacke, Schlackenwolle,
zerrieselte Schlacke, granulierter Schlackensand, Schlackengranulat) gewonnenen
Düngemitteln aufweist, dürften auf folgende Umstände zurückzuführen sein: z. Bei
der Stückschlacke werden die für Düngezwecke wichtigen Bestandteile nicht genügend
aufgeschlossen und nicht bodenlöslich gemacht.
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2. Dasselbe trifft für die Schlackenwolle zu, welche sich nur für
Isolierzwecke eignet, hierfür allerdings in den letzten Jahren erhebliche Bedeutung
gewonnen hat.
3. Das aus porösen Brocken und Stückchen bestehende
»Schlackengranulat« muß vor seiner Verwendung einer Feinmahlung unterworfen werden,
wodurch gerade für die Düngung sehr wertvolle Eigenschaften derz Schlacke zerstört
werden.
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d.. Beim granulierten Schlackensand gehen wohl die für Düngerzwecke
in Betracht kommenden Bestandteile teilweise in Lösung, werden aber dann durch den
erheblichen Wasserüberschuß, welcher zum Granulieren oder Körnen der Schlacke erforderlich
ist, ausgelaugt und dem Schlackensand teilweise entzogen.
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5. Bei der restlos aufgelockerten und aufgeschlossenen, hochporösen
Schaumschlacke gemäß *der Erfindung dagegen sind diese wertvollen Stoffe in leicht
bodenlöslicher, kolloidaler Form vorhanden und kommen weitestgehend dem Pflanzenwachstum
zugute, da beim Schäumen kein Wasserüberschuß gebraucht wird und die Schaumschlacke
nur an ihrer Unterseite etwas mit Wasser in Berührung kommt, so daß keiner der leicht
löslichen Stoffe aus den großen, hochporösen Schlackenkuchen ausgelaugt und fortgeschwemmt
werden kann.
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Als weitere Vorteile der Schaumschlacke gemäß der Erfindung gegenüber
den anderen Schlackensorten sind folgende Tatsachen kennzeichnend: Die Schaumschlacke
wird gleich am Hochofen vollständig trocken gewonnen und braucht daher nicht erst
mit einem erheblichen Brennstoff- und Arbeitsaufwand künstlich getrocknet zu werden,
wie z. B. granulierter Schlackensand.
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Das hochporöse, trockelie Material läßt sich auch sehr leicht mit
geringstem Kraftaufwand und einfachsten Mitteln, beispielsweise mittels eines Walzenbrechers,
zerkleinern, wodurch im Gegensatz zur Feinmahlung seine wertvollen Eigenschaften
erhalten bleiben; auch ist es dieserhalb viel wirtschaftlicher, wie z. B. die sehr
harte, basaltartige Stückschlacke.
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Gegenüber der zerrieselten Schlacke oder dem Hüttenmehl hat die Schaumschlacke
den Vorteil, daß sie aus fast jeder flüssigen Hoch ofenschlacke u. dgl. hergestellt
werden kann, während die zerrieselte Schlacke (Hüttenmehl) nur ausnahmsweise abs
sehr kalkreichen Schlacken entsteht.
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Die zerkleinerte Schaumschlacke wird vor ihrer- weiteren Verwendung
einer Siebung, z. B. auf einem Vibrationssieb, unterworfen, wodurch die für die
zu behandelnden Bodenarten zweckmäßigsten Korngrößen (staubfein, grießfein und graupenfein)
erhalten werden.
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Für Viehweiden und Wiesen z. B. erscheint die Grieß- oder Staubform
am zweckmäßigsten. Auch für Ackerboden und Gartenland sind diese Körnungen verwendbar;
hier empfiehlt es sich aber, außerdem oder auch allein -gröbere Körnungen, z. B.
bis zu 1o mm und mehr, zu benutzen. Dadurch wird dann auch der Vorteil erreicht,
schwere und kalte Böden lockerer und wärmer zu machen, was die Ertragfähigkeit dieser
Bodenarten wesentlich steigert.
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Bei einem gartenbaulichen Versuch mit Weißkohlpflanzeh ergab die zusätzliche
Düngung mit feinkörniger Schaumschlacke gemäß der Erfindung bei im übrigen gleichmäßiger
Düngung mit Stalldünger, Thomasschlacke und 4zofoigem Kali Pflanzen mit einem Stückgewicht
bis über 4,5 kg gegenüber einem Stückgewicht bis zu 1,25 kg ohne Schaumschlackendüngung.
Dabei zeigte sich ferner, daß in den mit Schaumschlacke gedüngten Beeten alle Pflanzen
gesund und frei von Kohlhernie waren, während in den unmittelbar daneben liegenden
Beeten ohne Schaumschlackendüngung die Pflanzen stark von Kohlhernie befallen waren.
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Die hochporöse oder schaumige Beschaffenheit dieser Schlacke bringt
es mit sich, daß sie leicht Flüssigkeiten in großer Menge, bis zu 7o bis So 0(o
des Eigengewichtes und darüber, aufsaugen und festhalten kann.
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Gemäß einer weiteren Ausbildung des vorliegenden Erfindungsgedankens
wird die Schaumschlacke mit irgendwelchen, als Düngemittel wertvollen, flüssigen
oder schlammigen Stoffen gemischt, wie z. B. tierische und menschliche Ausscheidungen
aus Stallungen und Bedürfnisanstalten, aus den städtischen Kanalisationen, Abfallstoffe
aus Schlachthäusern, weiter industrielle Abfallstoffe, z. B. Abwässer von Leimsiedereien,
chemischen Werken, Gaswerken usw. Es wird auf diese Weise möglich, lästige Abfallstoffe,
die bisher nur schwierig zu beseitigen waren, in günstiger Weise zu verwerten und
streufähig zu machen. Dabei kann man diese Abfallstoffe ihrer Zusammensetzung nach
derart gegeneinander und gegen die Schaumschlacke abstimmen, daß das durch die Tränkung
der Schaumschlacke gewonnene Düngemittel alle, je nach der Bodenart erforderlichen
oder gewünschten Stoffe enthält, so daß sich dann sozusagen ein Einheitsdüngemittel
ergibt, das die Gefahr einer einseitigen Anreicherung des Bodens mit einem bestimmten,
an sich wirksamen Stoff, wie Kalk, Kieselsäure, Phosphor o. dgl., beseitigt.
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Selbstverständlich läßt sich das gemäß der Erfindung aus Schaumschlacke
bestehende Düngemittel in Mischung mit anderen Düngemitteln oder zur Düngung geeigneten
Stoffen, die staubförmig,, mehlförmig oder eine ähnliehe
Beschaffenheit
zeigen, verwenden, und zwar allein oder in Verbindung mit flüssigen oder schlammigen
Düngestoffen.