KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 71: Schuhwerk.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 28. August 1892 ab.
Das. bisherige Verfahren zur Herstellung von Rahmenschuhen bezw. zur Verbindung der
Rahmen mit Brandsohle und Oberleder bestand darin, dafs dieselben sowohl bei Hand- als
auch Maschinenarbeit mittelst eines gepichten oder kalt gewachsten Fadens an Brandsohlen
und Oberleder und dann die Sohle an den Rahmen angenäht wurden. Die Maschinen konnten diese Arbeit bis jetzt nur erfolgreich
mittelst einer sogenannten Kettenstichnaht ausführen, und machte sich hierbei als hauptsächlicher
Uebelstand bemerkbar, dafs die »Kette« der Naht entweder in den Rifs der Brandsohle
oder auf die äufsere Fläche des Rahmens zu liegen kommt, wodurch auf der einen oder
anderen Seite eine unliebsame Wulst entsteht. Auch wird beim Durchziehen des im Haken
der Nadel liegenden doppelten Pechfadens das von der Ahle vorgestochene Loch zu sehr erweitert,
wodurch die dauernde Haltbarkeit der Naht erheblich beeinträchtigt wird.
Das neue Verfahren, bei welchem diese Uebelstände vermieden werden, besteht darin,
dafs in das von der Ahle vorgestochene Loch kurze Stücke Messingdraht oder dergleichen
eingeführt werden, so dafs diese Drahtstücke auf der inneren und äufseren Seite ein bestimmtes
Stück, etwa der Stichlänge entsprechend, vorstehen. Diese beiden Enden werden dann mittelst einer eigens hierfür geformten Zange umgebogen, in eine klammerartige
Form gebracht und zusammengeprefst, so dafs die beiden umgebogenen Drahtenden
sich fest gegen das Leder legen, wobei durch die so hergestellte Klammernreihe eine feste
Verbindung zwischen Brandsohle, Oberleder und Rahmen hergestellt wird.
Dieses Verfahren kann sowohl mit Hülfe eines geeigneten Werkzeuges durch Handarbeit
(wie schon erwähnt) oder mit Hülfe einer Maschine hergestellt werden. Das Einführen
der verhältnifsmäfsig dünnen Drahtstücke erfordert nur das Vorstechen von verhältnifsmäfsig
kleinen Löchern und wird auch die Rahmennaht eine sehr flache, ohne irgend
welche Wulste auf der inneren oder äufseren Seite.
Mit dem gleichen Verfahren kann dann auch die äufsere Sohle mit dem Rahmen verbunden
werden.
Wie in der Zeichnung dargestellt, werden die beiden Drahtenden vorzugsweise nach derselben
Seite umgebogen und womöglich an den Enden noch ein kleiner Zacken angebracht,
welcher in das Leder eingreift und so jede Drehung des umgebogenen Drahtes gegen das
Leder verhindert.
Man kann aber auch die beiden Drahtenden mit der Zange oder mit der Maschine nach
entgegengesetzten Seiten umbiegen, doch wird dies nicht so vortheilhaft sein, wie die dargestellte
Art der Umbiegung.
Patenτ-Anspruch:
Ein Verfahren zum Befestigen der Rahmen an Brandsohle und Oberleder oder zum Be-
festigen der Sohlen an den Rahmen, dadurch gekennzeichnet, dafs Drahtstücke quer durch
Rahmen, Oberleder und Brandsohle bezw. Sohle getrieben und die beiderseits an Rahmen
und Brandsohle vorstehenden Drahtenden nach derselben Richtung hin so umgebogen werden,
dafs dieselben sich beiderseits an die zu verbindenden Lederstücke legen und dieselben
zwischen sich zusammenpressen, eine Pressung, welche durch die endseitige Umbiegung und
Einpressung der Spitzen in Rahmen und Brandsohle noch verstärkt werden kann.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.