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Verfahren und Einrichtung zur Gewinnung von keimhaltigem Getreidemehl
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur Gewinnung von keimhaltigem
Getreidemehl.
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Bei den -bis jetzt üblichen Verfahren zur Vermahlung von Getreidemehl
wurde darauf geachtet, den Keim der vermahlten Getreidekörner so vollständig als
möglich aus dem Mahlgut zu entfernen, weil im Mehl verbleibende Keimpartikeln rasch
ranzig werden und das Mehl verderben würden. Der Keim wurde bis jetzt schon bei
Beginn des Mahlprozesses möglichst vollständig entfernt, indem ein oder mehrere
anfängliche Mahlgänge eng eingestellt wurden, ,damit die Keime zu Flocken flach
gequetscht wurden. In den darauffolgenden Sichtungen des Mahlgutes wurden diese
Keimflocken entweder zusammen mit der Kleie oder in einem besonderen Sichtvorgang
entfernt. Infolge .dieser Ausscheidung des Keimes gelangt aber der größte Teil der
Vitaminbestandteile der Getreidekörner nicht in das Mehl, und insbesondere hat das
weiße oder sog. Patentmehl nur einen sehr geringen Nährwert.
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Die Erfindung bezweckt nun die Herstellung eines Mehles, welches den
Keimanteil der Getreidekörner in pulverförmiger und nicht ranzig werdender Form
enthält. Erfindungsgemäß werden nach der Verschrotung der Getreidekörner das Endosperm
und der leim Schroten unverletzte Keim in einer Mehrzahl aufeinanderfolgender Mahlgänge
und Sichtungen, ohne Ausscheidung,des Keimes aus dem Mahlgut, miteinander zu Mehlfeinheit
mit der Voraussetzung vermahlen, daß jegliche Erwärmung des Mahlgutes während der
Vermahlung mittels kräftiger Belüftung ausgeschaltet wird. Dadurch wird der Keim
zu Mehlfeinheit vermahlbar. Außerdem wird verhindert, daß -der im Mehl vorhandene
Keimanteil ranzig wird. Es ist bei Mahlverfahren zwar allgemein bekannt, das Mahlgut
durch eine Anzahl aufeinanderfolgender Mahlgänge und Sichtvorrichtungen zu führen
und das Gut während der Vermahlung und Sichtung zu lüften, doch wurde bis jetzt
die Belüftung nicht .dazu benutzt, die Vermahhing des Keimes zu ermöglichen, sondern
sie diente nur zur Entfernung leichter Unreinigkeiten aus dem Mahlgut. Es ist ebenfalls
bekannt, das Mahlgut in den Mahlgängen einem Kühlluftstrom auszusetzen, der aber
nur dazu benutzt wurde, die Vermahlung des stärkehaltigen Endosperms zu erleichtern.
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Während bei bekannten Einrichtungen zum Vermahlen von Getreidekörnern,
die,eine Anzahl aufeinanderfolgend angeordnete Mahlgänge und Sichtvorrichtungen
und Einrichtungen zur Belüftung es Mahlgutes aufweisen, die anfänglichen Mahlgänge
so eingestellt sind, daß die Keime zu Flocken zerquetscht werden, .damit sie hei
den nachfolgenden Sichtungen ausgeschieden werden können, sind in der erfindungsgemäßen
Einrichtung
die ersten Mahlgänge mit derart weitem llalilspalt
eingestellt, daß die Keime der zu vermahlenden Getreidekörner nicht zerquetscht
werden, bis durch Belüftung des \lalilgutes die Verniahlbarkeit des Keimes mit dem
En#losperm erreicht ist. Zweckmäßig wird die Belüftung so durchgeführt. claß das
Mahlgut wahrend der Ausinahlung t{nd in den Sichtzonen einem Unterdruck unterworfen
wird und das Mahlgut in dünnen, in pulsierender Bewegung befindlichen Schichten
durch diese Zonen hindurchgeführt wird, während zugleich von unten her einannähernd
w gleicliförniiger Luftstrom am Anfang und Enrle jeder Sichtzone und in ihrem mittleren
Teil rasch pulsierende Luftströme durch die Mahlgutschichten dringen. wobei die
Luftpulsationen mit den Pulsationen des Mahlgutes in den Sichtzonen so gesteuert
werden, daß eine saubere Ausscheidung der leichten Verunreinigungen ohne Entfernung
der Keimpartikel erhalten wird. Durch diese ausgedehnte Belüftung des Mahlgutes
während der Vermahlung und Sichtung wird erreicht, daß der Kein vollständig bis
zti Mehlfeinheit mit dem Endosperin vermahlen und daß jedes Ranzigiverden des Keimanteiles
im Mehl verhindert wird. Mittels dieses Verfahrens wird eine sehr holte Mehlausbeute
erzielt, indem bis 97 ° o der Mehlprodukte in Form von erstgradigein .Mehl
erhältlich sind, welches den Keim ini wesentlichen in demselben Verhältnis aufweist,
das er in bezug auf den Endosperm der zur Vermahlung gelangenden Getreidekörner
besitzt. Die Prüfung des Vitamingehaltes des erfindungsgemäß hergestellten Mehles
hat gezeigt, daß der Gehalt an Vitamin B1 dieses Mehles ungefähr i internationale
Einheit je Gramm beträgt und daher (lein Vitamingehalt des besten auf dein -'\Zarkt
befindlichen Grahainniehles entspricht.
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Auf der Zeichnung ist eifit Ausführungsbeispiel einer in der erfindungsgemäßen
Einrichtung verwendeten Sichtmaschine sowie ein Schema zur 'Erl:ititeruilg (los
Mahlverfahrens dargestellt.
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F1-. I ist eine Seitenansicht, teilweise im Schnitt 1:ings der Linie
1-I der 2 und 3, einer Sichtvorrichtung mit zwölf Plansichtern, welche in eiuein
Gehäuse vereinigt :find.
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Fig.2 und 3 sind vertikale Querschnitte (los oberen "Feiles der Sichtvorrichtung
1:ü1gs den Linien II-11 und 111-11I der Fig. i.
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Fig.-I zeigt (las Schema.
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Die dargestellte Sichtmaschine 9 besitzt sechs übereinanderliegende
Plansichterpaare. Sie bildet einen Teil einer Mühleneinrichtung mit Beispielsweise
achtzig Sichtaggregaten zur Durchführung des erfindungsgemäßen Mahlverfahrens. Die
trogförmigen Plant' sind in einem Gehäuse io mit Seitenwänden i i und 12. Stirnwänden
13 und 14 tuid einen' Deckel 15 zickzackfi>rmig geneigt angeordnet. Die verschiedenen
Tröge 16, 17, Ih, i9 sind alle gleich gebaut und haben einen Boden 20, Seitenwände
21 und 22, eine vordere Stirnwand 23 und eine hintere Stirnwand 24. I?in in der
Längsrichtung laufen-(los Mittelbrett 25 bildet eine Trennwand, welche den Trog
in zwei nebeneinanderliegende Längskammern 26 und 27 teilt. kiese Kammern bilden
Teile von zwei verschiedenen Sichtaggregaten, welche nur zum Zwecke der Einfachheit
der Konstruktion und der Arbeitsweise miteinander verbunden sind, indem ein einziger
"Trog für zwei Sichtaggregate dient. Natürlich könnte ein einziger Sichtertrog mehr
als zwei Kammern enthal -ten oder auch nur eine einzige.
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.jede Kammer 26 oder 27 hat in der Nähe der Stirnwand 24 eine untere,
quer verlaufende Trennwand 28. Ein Sieb 29 liegt parallel zum Boden 20 und erstreckt
sich über die gesamte Länge des Troges von der vorderen Stirnwand 23 bis zur Trennwand
28. Praktisch wird dieses Sieb gewöhnlich aus drei einzelnen Teilsieben gebildet.
Diese können alle dieselbe Maschenweite oder verschiedene Maschenweite aufweisen.
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Die Seitenwände 21, 22 des Troges sind mit je zwei Längsschlitzen
30 (Fig. 2) und 31 (Fig. i) zum Lufteinlaß versehen. Ein Schlitz 32 im :\-littelbrett
25 dient zur Anordnung einer Siebbürstenvorrichtung (nicht dargestellt). Biegsame
Lederventilklappen 33 wild 34 sind mit ihrem obern Rand auf der inneren Seite der
Seitenwände 21 und 22 oberhalb der Schlitze 30 und 31 befestigt und gestatten
das Ansaugen von Luft durch die Schlitze in den Raum unterhalb des Siebes 29, aber
verhindern das Ausströmen von Luft in umgekehrter Richtung.
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Segeltuchdichtungen 36 sind um den Rand der Schlitze 30 und
31 in den Seitenwänden 21 und 22 angeheftet, uni das Durchsickern von Luft zwischen
den Gehäusen i i und 12 und den T rogwänden zu verhindern, aber die Bewegung der
Tröge zu gestatten.
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In den Gehäuseseiten ii und 12, gegenüber den Schlitze"
30 und 31 der Siebtröge, befindet sich jeweils ein Schlitz 37 finit Schutzgt:flecht
38.
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Die Siebtröge sind wiegenförmig aufgehängt, so (laß sie in der Längsrichtung
schwingen oder vibrieren können. Zu diesem Zwecke tragen die Seitenwände 21 und
22 der Tröge an ihren vorderen und hinteren Enden 1)i-elizapfeil4o bz-,V. 41. Diese
Drehzapfen ((ringen durch bogenförmige Schlitze 43 in den Seitenwänden ii und 12
des Gehäuses io und sind in Laschen 44 gelagert. Diese Laschen drehen an "Zapfen
45 an der Außenseite
des Gehäuses. Das vordere Ende jeder Kammer
26 und 27 .des obersten Troges 16 ist über einer biegsamen Hülse 49 mit je einer
das Mahlgut zuführenden Leitung 50 verbunden. Die Seitenteile der hinteren
Trennwand 28 sind schräg abgebogen (Fig. 2 und 3) und bilden zusammen mit der Stirnwand
24 einen Trichter 51, in den das auf dem Sieb 29 verbleibende Gut fällt und dessen
Ausflußstück 52 durch eine Öffnung im Boden 2o dringt. Dieses Ausflußstück ist mittels
einer biegsamen Hülse 53 entweder mit einem Auslaßrohr oder, wie gezeigt, mit dem
vorderen Ende einer Einlaßleitung 54 des gerade unterhalb befindlichen Troges verbunden.
Das durch das Sieb fallende Gut gelangt auf den Boden 2o und fällt dann am hinteren
Ende desselben außerhalb der Trennwand 28 durch den Auslaß 55 (Fig. 2 und 3), welcher
entweder mit einem Auslaßrohr oder mit dem vorderen Ende einer Einlaßleitung des
gerade darunterliegenden Troges verbunden ist. Am hinteren Ende jederTrogkammer
ist an einem Querstück 56 ein Stück Leder 57 befestigt, dessen untere Kante gerade
oberhalb .des Siebes liegt. Das Lederstück wirkt als Luftdrossel, ohne den Durchgang
des nicht durch das Sieb passierenden Gutes unterhalb desselben zu verhindern. Am
vorderen Ende jeder Trogkammer ist an einem Querstück 58 ein Lederstreifen 59 befestigt,
dessen untere Kante sich über das Sieb 2A erstreckt. Das Lederstück .dient als Luftdrossel
und als Ausbreiter für das einströmende Mahlgut. Der vordere Teil jedes Siebes 29
zwischen dem Lederstreifen 59 und der vorderen Stirnwand 2-3 bildet eine
vordere Saugzone 6o. Zwischen den Lederstreifen 59 und 74 ist eine mittlere Saugzone
gebildet und zwischen .den Lederstreifen 74 und 57 eine hintere Saugzone 75.
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Der Streifen 74 wirkt ebenfalls als Luftdrossel, ohne das Gut zu verhindern,
durch das Sieb hinunter und unter dem Streifen hindurch zu passieren.
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Oberhalb jedes Troges ist ein Luftleitungssystem angeordnet, um Luft
und Staub abzusaugen. Über dem obersten Trog 16, beidseitig seiner Mitte, befinden
sich je vier Luftleitungen 76, 77, welche am Gehäusedeckel 15 befestigt und mit
Saugöffnungen 78 und 79 versehen sind: Die äußeren Enden dieser Leitungen reichen
bis zu den vorderen und den hinteren Saugzonen 6o und 75 und münden in quer verlaufende
Sammelrohre 8o, 84.
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Die Sammelrohre 8o und 84 erstrecken sich quer zwischen den Gehäuseseiten
ii und 12. Sie dienen zum Ansaugen von Luft aus diesen Leitungen sowie zum Ansaugen
von Luft aus der hinteren Saugzone 75 und :der vorderen Saugzone 6o durch regelbare
Lufteinlaßlöcher 81. Die Luftleitungssysteme 85, 86 und 87, 88 für die andern Sichterträge
sind gleichartig, nur sind sie, anstatt feststehend zu sein, am Boden 2o der Siebtröge
befestigt und schwingen daher mit den Trögen.
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Luft und Staub wird aus den Sammelrohren durch waagerechte Rohrstutzen
ioo, 103, 104, io6 abgesaugt, welche durch die Gehäuseseiten dringen und mit senkrechten
Saugleitungen ioi, 102, iio verbunden sind. Im Falle der an die Unterseite der Tröge
befestigten Sammelrohre ist jedes Ende dieser Sammelrohre mit einer Nut 105 versehen,
durch welche der entsprechende Rohrstutzen dringt, um dem Sammelrohr zu ermöglichen,
mit dem zugehörigen Trog zu schwingen. Jeder Rohrstutzen ist zur Regelung der Saugwirkung
mit einer Klappe io8, iog versehen. Die senkrechten Saugleitungen ioi, io2 und i
io sind oberhalb des Gehäuses io durch waagerechte Saugleitungen i i i und 112 miteinander
und mit einem Saugventilator und einem Staubsammler verbunden, welche auch für die
entsprechenden Saugleitungen dienen, die von den anderen Sichtvorrichtungen herkommen.
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Die Siebtröge werden in der Längsrichtung durch exzentrisch angetriebene,
durch die Seitenwand 14 des Gehäuses dringende Stoßstangen 128, 136, 138 und 140
in Schwingung versetzt, die mit den Trögen elastisch verbunden sind. Die Stoßstangen
1z8 und 136 werden von je einem Exzenterring auf der Welle 132 angetrieben, die
sich quer zum Gehäuse erstreckt und in am Gehäuse befestigten Tragstützen 133 gelagert
ist. Die beiden Exzenter auf der Welle 132 sind entgegengesetzt errichtet, so .daß
die Stoßstangen 128 und 136 die Tröge in entgegengesetzten Richtungen antreiben.
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Die zwei unteren Tröge 18 und ig werden in gleicher Weise von den
Stoßstangen 138 und 140 in Schwingung versetzt, die mit Exzentern auf der Welle
142 verbunden sind, welche parallel zur Welle 132 liegt. Eine dritte Welle 143 dient
zum Antrieb des mittleren Paares der Siebtröge mittels einer gleichartigen Vorrichtung.
Ein Elektromotor 144 treibt die Welle 132 mittels eines Riemens 145, die Welle 132
treibt die Welle 143 mittels eines Riemens 146, und die Welle 143 treibt die Welle
142 mittels eines Riemens 147.
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Auf dem Gehäuseboden oberhalb der dargestellten Sichtmaschine sind
eine Anzahl Walzensätze zum Schroten und Vermahlen des Kornes angeordnet. Fig. i
zeigt schematisch ein Walzenaggregat 153, von welchem das die Walzen verlassende
Mahlgut durch das Rohr 50 zum vorderen Ende der Kammer 26 .des Troges 16
gelangt. Dieses Walzenaggregat ist in ein Gehäuse 151 einbeschlossen,
und
(las Malilgut wird durch eine Leitung 152 zugeführt. Durch Öffnungen
154
kann Luft unmittelbar in (las Gehäuse unterhalb der Walzen eintreten.
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Beispielsweise können die Plansichter der beschriebenen Sichtmaschine
eine rechteckige Sieb- und Luftfläche von ungefähr 300 cl" Länge und
6o cm Breite- haben. Im dargestellten Beispiel beträgt die freie in der vorderen
Siebzone 6o ungefähr 30 cm, in der mittleren Zone 2-to cm und in der hinteren
Zone; 5 30 cm. Die Neigung der Tröge beträgt ungefähr d. cm pro Meter, und
diese werden d.5o bis d.eo Schwingungsperioden pro Minnte unterworfen, wobei die
Stoffstangen einen Hub voll etwa 2 cili besitzen.
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Während des Betriebes saugt der Ventilator. zti -,velcheni die Saugleitungen
i i i und i 12 führen, Luft voll -den Sammelröhren 8o, 84, 86 und verursacht einen
Unterdruck oberhalb jeder Siebzone. Es bildet sich ein aufwärts gerichteter Saugluftstrom
durch die dünne, in Bewegung befindliche Schicht voll Mahlgut, die auf dein schwingenden
Sieb liegt, wobei Frischluft durch die Lufteinlaßschlitze in den Seiten der Tröge
angesogen wird. In den vorderen und hinteren Saugzonen ist die nach oben gerichtete
Luftströinung im wesentlichen gleichförmig und unterwirft das Gut einer mehr oder
weniger gleichbleibenden Lüftung. Dagegen ist das auf dein mittleren Teil des Siebes
befindliche Gut einem rasch pulsierenden Stroni unterworfen, der durch (las Gut
hindurchdringt, wobei eine Pulsation je Periode der Siebschwingung eintritt. Die
Pulsationen sind also mit den Siebsc hwingungen und daher finit den Pulsationen
des 2vlalil"tites auf dein Sieb svnclironisiert.
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Die Luftpulsationen entstehen infolge der schwingenden Bewegung der
schrägen Tröge mit ihren Sieben und der Wirkung der Ventilklappen vor den Lufteinlaßschlitzen
in den Trogseiten, welche den Luftstrom nach außen verhindern. jeder Punkt einer
Siebfläche bewegt sich in einem Bogen, welcher dein Bogen der Schwingzapfen .Io
uni die Achse der Zapfen 45 entspricht. In dieser Weise bewegen sich die Siebe ini
wesentlichen in «waagerechter Richtung. Während die geneigten Siebe von einer Endstellung
zur anderen schwingen, bewegen sie sich rasch gegen (iie vor ihnen befindliche,
infolge der Saugwirktilig ansteigende Luftschicht und voll <fieser hinweg. Außerdem
verursacht die entgegengesetzte Bewegung der geneigten übereinanderliegenden Tröge
eineVeränderung im gegenseitigen Abstand der Tröge. `Fenn z. B. (fier Troz; 1g in
Fig. 1 nach rechts schwiligt. so schwingt der über ihni liegende "Trog z8 nach links,
und derAbstand zwischen deli "Trugen nimmt ab. während der Druck der dazwisclietiliegerideti
Luft zunimmt und bestrebt ist. Luft durch die Siebe zu drücken. Im umgekehrten Falle,
wenn derTrog z9 nach links schwingt, schwingt der darüberliegende Trog nach recht:,
der Allstand wird größer, und es entstellt eine `'erniinderung des Druckes der Luft
zwischen den Trögen. Ein Rückfluß voll Luft durch die Lufteinlaßschlitze in den
Trogseiten unterhalb der Siebe wird jedoch durch die Ventilklappen 33, 3d verhindert.
In dieser Weise entstellt ein ]in wesentlichen gleichgerichteter Luftstrom nach
ollen durch die Siebe, und dieser Luftstrom pulsiert, d. h. die Stro ingeschwindigkeit
niinnit von einem maximalen Wert bis ungefähr auf Null ab und nimmt dann wieder
zti bis zu ihrem Maximum. An den vorderen und hinteren Siebzonen 6o und 7 5 wird
aber der Luftstrom von den schwingenden Trögen nur wenig beeinflußt und kann als
im wesentlichen gleichförmig betrachtet werden, im Gegensatz zu dein ausgesprochen
pulsierenden Luftstrom ini mittleren Teil der Tröge.
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Da die über jedem Siebtrog angeordneten Saugleitungen stälidig Luft
oberhalb der Sielte absaugen und (la der Zufluß von Luft in die Plansichter infolge
der kammerartigen Anordnung der ganzen Putzmaschine in einem Gehäuse: auf die durch
die Lufteinlaßschlitze und Guteinlaßöffnungen angesogene Luft beschränkt wird. so
ergibt sich, daß (las auf den Sieben befindliche Gut jederzeit einem Unterdruck
unterworfen ist wie auch dein obengenannten gleichförmigen oder pulsierenden Luftzug.
Die ständige Absaugung von Luft aus den Sichtmaschinen verursacht ebenfalls, daß
ein teilweises Vakuum in den Verbindungsröhren aufrechterhalten wird, durch welche
(las Gut von einem Aggregat zum andern strömt und voll einer Sichtmaschine zur andern,
und in den Röhren, .mittels welchen das Gut zu den @Valzensätzen und von diesen
wegbefördert wird.
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Wie in Fig. i gezeigt ist, wird Luft vom Walzensatz 1.53 im Gehäuse
151 durch das Rohr 5o abgesogen, wodurch ein teilweises Vakuum auch im Gehäuse 151
und im Rohr 1,52 aufrechterhalten wird, durch welches das Gut zugeführt wird. Der
Luftdruck unterhalb der Walzen ist ungefähr 5 °j, kleiner als Atmosphärendruck.
Der Luftzug hilft nicht nur das Gut zu den Walzen und durch diese hindurch und nach
unten auf die Sielte zu bringen, sondern er kühlt die Walzen und lüftet und kühlt
das Gut auf seinem Weg durch die Walzen. Die Erwärmung des Gutes wird so auf ein
Mininntni reduziert, und das Gut besitzt ungef:ihr normale Ziniinertemperatur und
wird in trockenem Zustand gefialten. Die Lüftung erleichtert (las Pulverisieren
und vermeidet Glas Zusammenquetschen
der Keime im Gut; sie verhindert
auch ein Erwärmen des Keims, was den Vitamingehalt beeinträchtigen würde.
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Das gewalzte Gut strömt vom Walzensatz 153 auf (las vordere
Ende' des Siebes 29 und strömt längs der schwingenden Siebfläche abwärts gegen den
Streifen 59, wobei es, wie beschrieben, in pulsierender Bewegung gehalten wird.
Es fließt weiter unter .dem Streifen 59 hindurch und bewegt sich als dünner pulsierender
Strom über den mittleren Teil des Sieles, wo es dem rasch pulsierenden Saugluftstrom
ausgesetzt ist, welcher nach oben durch Blas Sieb und das Gut hindurchströmt und
durch die Einlaßschlitze 78, 7,9 in den .darüberliegenden Luftleitungen 76, 77 abgesogen
wird. Das Gut auf dem Sieb strömt dann unter dem Streifen 74 hindurch zu der hinteren
Saugzone 75, wo es einer weitern Saugung durch die nach oben strömende Zugluft unterworfen
wird, welche durch,die Einlaßlöcher 81 in der Seitenwand des Sammelrohres 8o fortströmt.
Der Übergang, d. 11. ,las auf dem Sieb gebliebene Gut, strömt unter dem hinteren
Streifen 57 hindurch und fällt vom Ende des Siebes in den Trichter 51. Der Durchfall,
d. h. das durch das Sieb auf den Boden 2o fallende Gut, wird durch den Gegenstrom,
welcher von unten durch .das Sieb nach oben gesogen wird, einer weiteren Lüftung
unterworfen.
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Die Geschwindigkeit des Luftzuges durch die verschiedenen Teile des
Siebes wird durch die Ventile 1o8, 1o9 in den Rohrstutzen ioo, 103, 104,
1o6 und durch Regelung der Einlaßlöcher in die Sammelrohre 8o, 84, 86, 88 so eingestellt,
daß die Unreinigkeiten .des Mahlgutes, aber keine wertvollen Bestandteile entfernt
werden. Durch richtige Wahl der Stärke der Saugluftströme kann eine vollständige
Entfernung der Unreinigkeiten erhalten werden, bevor das Mehl für die letzte Siebung
zu den Schleudersichtern gebracht wird, aber der Keimanteil wird zurückgehalten
und pulverisiert und bleibt -im Mehl.
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Die Lüftung bewirkt sozusagen eine Konditionierung der Keimpartikeln
im Mahlgut, wobei als Ergebnis der Keim. pulverisierbar wird und in einen fein zerteilten
Zustand gebracht werden kann, ohne zusammengequetscht zu werden, und im Mahlgut
verbleibt, ohne ,daß der pulverisierte Keim und daher das ihn enthaltende Mehl ranzig
wird.
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In Fig. 4. ist schematisch eine erfindungsgemäße Mahleinrichtung zum
Mahlen von Weizenmehl dargestellt. Diese besteht aus zwei Abteilungen, welche durch
zwei Rechtecke dargestellt sind. Das obere Rechteck 16o stellt die Vermahlungsanlage
dar, während das untere Rechteck 161 das Sortier- und Reinigungssystem darstellt.
Die vorbereiteten Getreidekörner, welche gereinigt und temperiert wurden, treten
durch die Leitung 162 in die Vermahlungsanlage ein, passieren die ersten Schrotwalzen,
und das aufgebrochene Gut geht zum Reinigungssystem und wieder zurück zu andern
Mahlgängen. Die zwischen den beiden Rechtecken hin und her gehenden Linien 163 und
164 zeigen den Strom des Gutes zwischen den Mahlgängen und den Sichtmaschinen.
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Luft tritt unmittelbar in die verschiedenen Walzensätze ein durch
Leitung 166, wie früher unter Bezugnahme auf Fig. i beschrieben wurde. Die Leitung
167 führt Luft zu den Sichtmaschiifen. Ein Saugventilator 165 saugt die Luft von
den verschiedenen Sichtinaschinen an, wobei, wie schon beschrieben, ein teilweises
Vakuum in den Sichtmaschinen aufrechterhalten wird. Die vom Ventilator angesogene
Luft enthält das Filtermehl, und diese Luft gelangt zu einem Staubsammler 168, wo
die festen Partikeln abgefiltert werden, bevor die Luft ins Freie ausströmt.
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Mit der dargestellten Einrichtung werden fünf Produkte erhalten. Vier
Produkte werden aus der Reinigeranlage durch die Leitungen 169, 170, 171 und 172
entfernt, und zwar: keimhaltiges Patent- oder erstgradiges Mehl, keimhaltiges Nachmehl
oder zweitgradiges Mehl, Kleie und Futtermehle. Durch die Leitung 173 wird als fünftes
Produkt das Filtermehl gewonnen.
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Eine vollständige Mahleinrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann z. B. sechzehn Walzenpaare, achtzig Plansichteraggregate und sechs
Schleudersichter umfassen. Z. B. werden fünf Paare von Schrotwalzen benutzt, ein
Paar Auflösewalzen, zwei Paar Sortierwalzen, zwei Paar grobe Grießwalzen und sechs
Paar feine Grießwalzen. Die Schrotwalzen sind gerauht, und die zwei Walzen jedes
Paares drehen mit einer Differenz von 2,5 : i (55o und 220 T/Min.). Die anderen
Walzen sind glatt und drehen sich mit einer Differenz von 1,5 : i (55o und 367 T/Min.).
Das Weizenkorn wird zum Mahlen zuerst vorbereitet unter Verwendung :der konventionellen
Reinigung, Temperierung usw. Es kann eine beträchtlich kürzere Temperierperiode
benutzt werden, so -daß das Korn in etwas trockenerem Zustand als gewöhnlich zum
Mahlen vorbereitet wird. Im allgemeinen wird ungefähr eine Temperierp:eriode von
12 Stunden benutzt, um den Feuchtigkeitsgehalt auf 15 bis 16 °%o zu bringen. Dadurch
erhält das Korn an den Walzen einen Feuchtigkeitsgehalt von ungefähr 14,5 bis 15
°/o.
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Nach der Vorbereitung gelangt das Gut zu den Schrotwalzenpaaren, welche
das Weizenkorn in seine Bestandteile aufbrechen, wobei
@iie ersten
llalilg:iiige finit derart weitem Malil-#15alt eingestellt werden, daß der Keim
nicht zerquetscht wird. Dieser wird dagegen zut' mit denn Endosperin zerkleinert.
so dah er mit dem letzteren in den zu anderen "feilen der Einrichtung fließenden
-falilgutströmen mitläuft.
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In normalen -Mühlen wird ungefähr i-2 °;'o der g,2sainteii -Mehlausbeute
als Schrotmehl von geringer Qualität erhalten. In der beschriebenen Einrichtung
wird infolge geeigneter Einstellung (ler ersten drei Schrotwalzen ungefähr 2o °
p Schrotmehl erhalten. Trotz. dieser größeren Ausheute ist dieses Schrotmehl von
guter Qualität. unti nach der Schleudersichtung wird es mit dein erstgradigen Mehl
aus dein übrigen Teil der E=inrichtung gemischt, uni ein ausgezeichnetes, erstgradiges
o-ler Patentmehl zu erhalten.
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\ach dein Sehroten erfolgt die Auflösung, <l. h. die Zerkleinerung
der größeren Endosperni- und Kennpartikeln aus dein Schrotverfahren zu Grieß. und
bei dieser Gelegenheit wird ein Teil dieser Partikeln zu Mehlfeinheit gemahlen und
wird während des Siebens und des Putzens entfernt.
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Während der nachfolgenden Ausmahlung wird der Grieß, welcher das Endosperni
und den Keim enthält, mittels der Grießwalzen zerkleinert und dann gesichtet, um
den Hauptanteil des Mehles zu bilden.
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Das Filtermehl, welche: von der Absaugluft im Staul>sannniler
168 getrennt wird, kann entweder in einem Filterniehlbehälter gesaininelt
und besonders verwendet werden, oder es kann mit dein zweitgradigen Mehl oder Nacliinelil
vermischt werden.
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Die letzte Reinigung des Mahlgutes geschieht, wie üblich, durch die
Schleudersichter. Die Ausbeute an Patentmehl in normalen Mahleinrichtungen beträgt
höchstens 8o °'o der total erhaltenen Mehlmenge. In der beschriebenen Einrichtung
kann die gesamte Mehlausbeute derart gemischt werden, (iaß ein Produkt. von Patentmehlqualität
erhalten wird, welches beinahe den gesamten Endosperm des vermahlenen Kornes und
den größten Teil des Keinis enthält. Vom Standpunkt der Ausbeute aus betrachtet.
wurde dieses Mehl als durchgeniahlenes -Mehl angesehen, (ia finit dieseln Ausdruck
-fehle von hoher ausbeute bezeichnet werden, welche aus einer Mischung von Patentmehl
mit geringeren Mehlen (i\achinehl) gebildet werden und daher von geringerer Oualitä
t sind als das eigentliche Patentinelil. Aber diese Bezeichnung würde für (las finit
dein beschriebenen -`erfahren erhaltene -Mehl nicht zutreffend sein, da dieses Melil
nicht nur von besserer Qualität ist als das durchgeinahlene hehl der gebräuchlichen
Mahleinrichtungen. sondern auch se11)st von besserer Qualität als Standardpatentinehl.
Das erhaltene erstgradige Mehl ist daher als Patentmehl zu bezeichnen, trotzdeni
es im wesentlichen die gesamte Mehlausileute der Einrichtung darstellt.
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Die liolie. Ausbeute an Patentmehl ergibt sich infolge der besonderen
Lüftung, wodurch während derAusinahlung des Gutes kein totes Mehl erhalten wird
und die Unreinigkeiten vollständig entfernt «-erden, so (Maß die Verwendung des
größten Teiles der totalen Mehlausbeute ermöglicht wird, ohne ein Mehl von geringerer
Qualität zti erhalten. Dieses Mehl enthält nicht mir den Keim, sondern auch wertvolle
1rniilirungs- und Geschmacksbestandteile, welche ini äußeren Teil des Endosperins
des Weizenkornes enthalten sind und welche bei den gebräuchlichen Mahlverfahren
in die Mehle geringerer Qualität übergehen, weil die von dieseln Teil des Endosperms
erhaltenen -fehle normalerweise Unreinigkeiten aufweisen, welche nicht in genügendem
Maße entfernt sind. um sie finit den Mehlen erster Qualität vermischen zu können.
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1s ist bekannt, daß normale Patentmehle, wenn sie auch vollständig
keimfrei sind, Zeichen von Ranzigkeit entwickeln, nachdem sie etwa sechs Monate
gelagert wurden. Das mit dein beschriebenen Verfahren erhaltene Patentniehl zeigt
auch nach längerer Lagerung unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht die geringste
Spur von Ranzigkeit. Dies ist um so bemerkenswerter, als der Keimanteil keiner Wärmebehandlung
unterworfen wurde, sondern in seinem natürlichen Zustand vorhanden ist, ausgenommen,
daß er gelüftet und zerkleinert wurde. Der Weizenkeim, wie er in gewöhnlichen Mahlverfahren
ausgeschieden wird, wird in 6o bis 9o Tagen ranzig. Laborato- j riumsversuche mit
dem erfindungsgemäß hergestellten Patentmehl zeigen, daß dasselbe iricht ranzig
wird. Gebleichte und ungebleichte Mehle wurden bei ioo ° C während .I8 Stunden einer
Wärmebehandlung unterworfen, ohne ranzig zu werden. Das von diesem :Mehl extrahierte
Fett ergibt eine negative Ranziditätsprüfung, wenn es gemäß dem Verfahren von Kreis
(Modifikation Kerr) untersucht wird.