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Hintergrund
der Erfindung
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Das
Vorliegende betrifft allgemein das Gebiet polymerer Materialien
für die
Modulation der Wechselwirkungen zwischen Zellen, insbesondere für biomedizinische
Anwendungen.
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Hydrogele als Träger für eine verzögerte Freisetzung
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Biologisch
abbaubare Hydrogele können Träger für biologisch
aktive Materialien wie Hormone, Enzyme, Antibiotika, antineoplastische
Mittel und Zellsuspensionen sein. Es sind die temporäre Erhaltung
der funktionellen Eigenschaften einer in ihnen enthaltenen Spezies
sowie die verzögerte
Freisetzung der Spezies in lokale Gewebe oder in den systemischen
Kreislauf möglich.
Die geeignete Wahl der Hydrogelmakromere kann zu Membranen mit unterschiedlichen
Permeabilitäten,
Porengrößen und
Abbaugeschwindigkeiten führen,
die für
verschiedenste Anwendungen in der Chirurgie, der medizinischen Diagnose
und der Behandlung geeignet sind.
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Klebstoffe
und Versiegelungsmittel
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Polymere
Hydrogele werden auch als Klebstoffe und Versiegelungsmittel für Gewebe
verwendet. Fibringele werden in Europa extensiv als Versiegelungsmittel
und Klebstoffe in der Chirurgie verwendet (Thompson el al., 1988,
Drug Intell. and Clin. Pharm. 22: 946, Gibble et al., 1990, Transfusion 30(8):
741). Synthetische Polymere sind als Klebstoffe erforscht worden
(Lipatova, 1986, Advances in Polymer Science 79: 65-93), aber diese
Materialien sind im Allgemeinen mit einer lokalen Entzündung, Zytotoxizität und schlechten
Biokompatibilität
assoziiert.
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Verhinderung
von postoperativen Adhäsionen
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Die
Bildung von Adhäsionen
nach einem chirurgischen Eingriff, an denen Organe der Bauchhöhle und
die Bauchwand beteiligt sind, ist ein häufiges und unerwünschtes
Ergebnis der Unterleibschirurgie. Eine chirurgische Verletzung des
Gewebes, die durch die Behandlung und Austrocknungsprozesse hervorgerufen
wird, führt
zur Freisetzung eines serös-blutigen
(proteinhaltigen) Exudats, das dazu neigt, sich im Beckenraum anzusammeln
(Holtz, G., 1984). Wenn das Exudat innerhalb dieses Zeitraums nicht
absorbiert oder lysiert wird, wird es von Fibroblasten besiedelt,
und die nachfolgende Kollagenablagerung führt zur Bildung von Adhäsionen.
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Es
sind zahlreiche Ansätze
zur Verhinderung der Bildung von Adhäsionen erprobt worden, allerdings
in den meisten Fällen
mit begrenztem Erfolg. Zu diesen Ansätzen gehören eine Lavage der Bauchhöhle, die
Verabreichung von Pharmaka und der Einsatz von Barrieren zur mechanischen
Trennung der Gewebe. Allerdings ist keiner dieser Ansätze kosteneffektiv
und wirksam in In-vivo-Studien gewesen. Lösungen von Poloxamer 407 wurden
mit einem gewissen Erfolg zur Behandlung von Adhäsionen eingesetzt. Poloxamer
ist ein Copolymer von Ethylenoxid und Propylenoxid, und es ist löslich in
Wasser. Die Lösungen
sind bei Raumtemperatur Flüssigkeiten. Steinleitner
et al., 1991, Obstetrics and Gynecology 77(1): 48, und Leach et
al., 1990, Am. J. Obstet. Gynecol. 162(5): 1317, untersuchten Poloxamer-Lösungen in Modellen der peritonealen
Adhäsion
und beobachteten statistisch signifikante Abnahmen der Adhäsionen;
sie konnten jedoch die Adhäsionen nicht
beseitigen, möglicherweise
aufgrund einer begrenzten Adhäsion
und Retention an der Stelle der Verletzung. Oxidierte regenerierte
Cellulose ist ebenfalls extensiv zur Verhinderung von Adhäsionen eingesetzt
worden, und es ist ein zugelassenes klinisches Produkt mit dem Handelsnamen
Interceed TC7. Für
dieses Sperrmaterial wurde gezeigt, dass es beim Kaninchen (Linsky
el al., 1987, J. Reprod. Med. 32: 17, Diamond et al., 1987, Microsurgery
8: 103) und beim Menschen (Interceed (TC7) Adhesion Barrier Study
Group, 1989) eine gewisse Wirkung zeigt. Es wurde gezeigt, dass
es wirksamer ist, wenn es mit Heparin vorbehandelt wurde, aber es
war immer noch nicht imstande, die Adhäsionen vollständig zu
beseitigen (Diamond et al., 1991, Fertility and Sterility 55(2):
389). Das US-Patent Nr. 5 410 016 an Hubbell et al. beschreibt photopolymerisierbare,
biologisch abbaubare Hydrogele als Materialien, die mit Gewebe in
Kontakt stehen, und als Träger
für eine verzögerte Freisetzung.
Diese Polymere schlossen einen wasserlöslichen Bereich ein, der von
biologisch abbaubaren Linkern, die in photopolymerisierbaren Gruppen
enden, flankiert wird. Trotz vielversprechender Ergebnisse in einem
Kaninchen-Modell für
Adhäsionen
waren die Ergebnisse klinischer Studien zur Verhinderung von Adhäsionen nach
Kaiserschnitten gemischt, möglicherweise
aufgrund einer unzureichenden Polymerdicke der Schichten.
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Ein
Ziel der vorliegenden Erfindung besteht darin, polymere Materialien,
die Beschichtungen bilden, sowie mehrschichtige Strukturen, die
bioinert sind und deshalb für
eine Vielzahl biomedizinischer Anwendungen, einschließlich der
Verhinderung von Adhäsionen,
als Versiegelungsmittel und für
die verzögerte
Zufuhr nützlich
sind, bereit zu stellen.
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Ein
weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung besteht darin, Verfahren
zur Verwendung dieser polymeren Materialien zur Bildung von Beschichtungen und
Medizinprodukten bereit zu stellen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
werden Boronsäure-haltige
Polymere zur Bildung von mehrschichtigen Oberflächenstrukturen eingesetzt.
Diese Polymere bilden vernetzte Hydrogele, die in Wasser stark gequollen
sind. Die Vernetzung kann entweder chemischer oder physikalischer Art
sein. Wasserlösliche
Polymere, die Boronsäuregruppen
enthalten, wie Phenylboronsäure
(PBA), können
durch das Mischen der Polymere in Wasser mit anderen Polymeren,
die Hydroxygruppen oder Carbonsäuren
enthalten, physikalisch vernetzt werden. Oberflächen können schrittweise über eine
Inkubation mit einer Lösung
des Boronsäure-haltigen Polymers,
gefolgt von einer Inkubation mit einer Lösung eines Diol- oder Carbonsäure-haltigen
Polymers, behandelt werden. Es können
viele aufeinanderfolgende Schichten erzeugt werden, wobei bei jedem
Schritt die Dicke der gebildeten Struktur ansteigt. Die Behandlung
der Oberfläche
hängt von
der Oberflächenaktivität des Boronat-haltigen
Polymers oder des Diol- oder Carbonsäure-haltigen Polymers oder dem Einsatz einer
Primer-Schicht ab, die aus einem Molekül besteht, das eine Affinität für die Oberfläche sowie
eine Affinität
für das
Boronat-haltige Polymer oder das Diol- oder Carbonsäure-haltige
Polymer besitzt. Das Primen ist bei einer Bindung an eine Zell-
oder Gewebeoberfläche
möglicherweise
nicht erforderlich, da die Boronsäure-Domänen an Diole binden, die in
glycosylierten Proteinen vorliegen, die in den Zellen vorhanden
sind.
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Die
bioinerte Oberflächenbeschichtung
kann zur Passivierung der Oberflächen
medizinischer Implantate (insbesondere solcher, die auf transplantiertem
Gewebe basieren) oder zur Passivierung der Oberflächen von
Gewebe in situ verwendet werden, wodurch die Häufigkeit oder Schwere solcher
pathologischer Zustände
wie die Bildung von Adhäsionen nach
einem chirurgischen Eingriff und eine Thrombose nach einer Angioplastie
verringert wird.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Es
werden Boronsäure-Polymere
für die
Verwendung in biomedizinische Anwendungen beschrieben. Sie werden
in Kombination mit Diol- oder Carbonsäure-haltigen Polymeren zur
Erzeugung mehrschichtiger Strukturen eingesetzt. Die Polymere und
Strukturen können
für die
Arzneimittelzufuhr, für Beschichtungen
oder Medizinprodukte verwendet werden, oder sie können modifiziert
werden, um die Anheftung oder die Wechselwirkung von Zellen zu verändern.
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I. Boronsäure-haltige
Zusammensetzungen
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Boronsäurepolymere
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Phenylboronsäure und
ihre Derivate binden mit hoher Affinität an Moleküle, die benachbarte oder nahe
gegenüberliegende
Diole oder Carbonsäuren enthalten.
Diese Eigenschaft wurde in der Biotechnologie bereits ausgenützt zur
Herstellung von Vorrichtungen, die Glucose freisetzen (A. Kikuchi
et al., 1996, Anal. Chem. 68:823-828), von chromatographischen Medien
mit Affinität
für Polysaccharide
(K. Tsukagoshi et al., Analytical Sciences, 1997, 13: 485-487) und
als Mittel für
die Wechselwirkung mit Zelloberflächen zur Förderung der Zellanheftung oder
eines Rezeptor-Clustering (T. Aoki et al., J. Biomat. Sci. Polym.
Ed., 1997, 9: 1-14, T. Ikeya et al., Reactive & Functional Polymers, 1998, 37: 251-261).
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Zu
nützlichen
Boronaten gehören
Phenylboronsäure
(PBA), 2-Carboxyethanboronsäure,
1,2-Dicarboxyethanboronsäure, β,β'-Dicarboxyethanboronat, β,γ-Dicarboxypropanboronat,
2-Nitro- und 4-Nitro-3-succinamidobenzolboronsäuren, 3-Nitro-4-(6-aminohexylamido)phenylboronsäure, {4-[(Hexamethylentetramin)methyl]phenyl}boronsäure, 4-(N-Methyl)carboxamidobenzolboronsäure, 2-{[(4-Boronphenyl)methyl]ethylammonio}ethyl-
und 2-{[(4-Boronphenyl)methyl]diethylammonio}ethylgruppen, Succinyl-3-aminophenylboronsäure, 6-Aminocaproyl-3-aminophenylboronsäure, 3-(N-Succinimidoxycarbonyl)aminophenylboronat, p-(ω-Aminoethyl)phenylboronat,
p-Vinylbenzolboronat, N-(3-Dihydroxyborylphenyl)succinamidsäure, N-(4-Nitro-3-dihydroxyborylphenyl)succinamidsäure, O-Dimethylaminomethylbenzolboronsäure, 4-Carboxybenzolboronsäure, 4-(N-Octyl)carboxamidobenzolboronsäure, 3-Nitro-4-carboxybenzolboronsäure, 2-Nitro-4-carboxybenzolboronsäure, 4-Bromphenylboronat,
p-Vinylbenzolboronat, 4-(ω-Aminoethyl)phenylboronat,
Catechol[2-(diethylamino)carbonyl, 4-brommethyl]phenylboronat und
5-Vinyl-2-dimethylaminomethylbenzolboronsäure. Diese Boronat-haltigen Gruppen
unterscheiden sich bezüglich ihres
pKa, ihrer Spacerarme oder der mit ihnen assoziierten unterschiedlichen
Kopplungsbedingungen.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Boronatgruppe von Phenylboronsäure (PBA) bereit gestellt,
von der bekannt ist, dass sie reversible Konjugate mit koplanaren
Diolen bildet, wie Kohlenhydraten mit einem geschlossenen Ring und
Polyvinylalkohol, sowie mit sauren Liganden wie Dicarbonsäuren und α-Hydroxycarbonsäuren. PBA
hat eine starke Affinität
für viele
biologische Oberflächen,
da die Oberflächen
von Zellen und die extrazelluläre
Matrix reich an Proteoglycanen und anderen Kohlenhydratgruppen sowie
vielen sauren Gruppen sind. Für PBA
wurde auch gezeigt, dass es reversible Komplexe mit Glycokonjugaten
auf den Membranen von Endothelzellen (T. Aoki et al., 1995, Journal
of Biomaterials Science Polymer Edition 7: 539-550) und den Membranen
von Lymphozyten (H. Miyazaki et al., 1993, Biochemical and Biophysical
Research Communications 195: 829-836) bildet.
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Der „Arbeits-pH" der PBA-Einheiten
in jedem Copolymer kann durch das Anordnen von Aminogruppen in Nachbarschaft
zu den PBA-Einheiten oder durch das Anordnen von elektronenziehenden Gruppen
in der PBA-Einheit selbst eingestellt werden. Eine PBA-Einheit mit
einer Nitrogruppe im Ring und einer Succinamidsäurefunktionalität wurde
von Singhal et al., 1991, Journal of Chromatography 543: 17-38,
synthetisiert und konnte mittels Carbonyldiimidazol oder N-Hydroxysuccinimid
an Aminogruppen gekoppelt werden. Eine PBA-Einheit, die eine interne Koordinationsbindung
aufweist, wodurch das Bor tetraedrisch wird, und die eine Brommethylgruppe
aufweist, die mit der Thiolgruppe von Cystein umgesetzt werden konnte,
wurde von X.-C. Liu et al., 1994, Journal of Chromatography A 687:61-69,
synthetisiert. Ein Polymervorläufer
mit einem sehr niedrigen pKa-Wert, 5-Vinyl-2-dimethylaminomethylbenzolboronsäure, der
bei der Erzeugung von Zufalls-Copolymeren, die PBA enthalten, verwendet
werden konnte, wurde von G. Wulff, 1982, Pure and Applied Chemistry
54: 2093-2102, synthetisiert.
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Es
kann jedes beliebige aus einer Anzahl wasserlöslicher Polymere, die eine
beliebige der oben aufgeführten
Boronatgruppen enthalten, als das Boronat-haltige Polymer verwendet
werden. Derartige Polymere sind in diesem Fachgebiet bekannt. Beispiele
sind Poly(ethylenglycol), Poly(ethylenoxid), Poly(vinylalkohol),
Poly(vinylpyrrolidon), Poly(ethyloxazolin), Poly(ethylenoxid)-co-poly(propylenoxid)-Blockcopolymere,
wie Polypropylenoxid-Polyethylenoxid-Blockcopolymere,
Polysaccharide oder Kohlenhydrate, wie Hyaluronsäure, Dextran, Heparansulfat,
Chondroitinsulfat, Heparin oder Alginat, und Proteine, wie Gelatine,
Collagen, Albumin oder Ovalbumin. Der Bergriff „wenigstens im Wesentlichen
wasserlöslich" zeigt an, dass die
Löslichkeit
bei wenigstens ungefähr
5 g/100 ml der wässrigen
Lösung
liegen sollte.
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Synthese Boronat-haltiger
Polymere
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Polymere,
die Phenylboronsäuregruppen aufweisen,
können
beispielsweise durch das Umsetzen von Aminophenylboronsäure mit
Acryloylchlorid (D. Shino et al., 1996, J. Biomater. Sci. Polym.
Ed. 7: 697-701), gefolgt von einer radikalischen Polymerisation
mit Acrylamid unter Erzeugung von Poly(acrylamid-co-acrylamidophenylboronsäure), synthetisiert werden.
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Diol- oder
Carbonsäure-haltiges
Polymer
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Das
Diol- oder Carbonsäure-haltige
Polymer kann Dextran, Mannan, Polysialinsäure, Polyvinylalkohol, Hyaluronsäure, Polyacrylsäure (oder
ein Derivat von dieser, wie Methacrylsäure) sein, ist aber nicht auf
diese beschränkt.
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Synthese von Copolymeren
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Ein
Copolymer von Poly(acrylamid-co-acrylamidophenylboronsäure) und
Dextran kann durch das Lösen
der Poly(acrylamid-co-acrylamidophenylboronsäure) in gepufferter Saline
und das Mischen der Lösung
mit Dextran unter Bildung eines Gels synthetisiert werden. Die Phenylboronsäure bindet
bei niedrigem pH nicht an Diole, und somit könnte der pH der Lösung zunächst bei
pH 5 liegen, und dann könnte
der pH erhöht
werden, um die Gelbildung einzuleiten. Die Gelbildung könnte, beim
Einsatz zur Verhinderung von Adhäsionen
nach einem chirurgischen Eingriff über das Bereitstellen von Barrieren
zwischen Geweben, im Inneren des Körpers erfolgen.
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Polymermodifikationen
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Die
Boronsäure-haltigen
Polymere können mehrere
andere Funktionalitäten
in der Polymerkette aufweisen, die Eigenschaften wie die Wasserlöslichkeit,
die Bioinertheit oder die Ladung verbessern können. Die Diol- oder Carbonsäure-haltigen
Polymere können
so synthetisiert oder ausgewählt
werden, dass die Bioinertheit maximiert wird, oder sie können so
synthetisiert oder ausgewählt
werden, dass sie andere Funktionalitäten enthalten, die Eigenschaften wie
die Wasserlöslichkeit,
die Bioinertheit oder die Ladung verbessern. Es können weitere
polymere Komponenten, Domänen,
Verknüpfungsgruppen
und bioaktive, prophylaktische oder diagnostische Materialien einem
jedem der Polymere zugesetzt werden, um ihre Eigenschaften zu modifizieren.
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Verknüpfungsgruppen oder -polymere
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Beispiele
für zusätzliche
polymere Komponenten für
eine Befestigung von Verknüpfungsgruppen
oder bioaktiven, prophylaktischen oder diagnostischen Materialien
sind PEG, Polyacrylsäure,
Poly-N-vinylpyrrolidon, Hyaluronsäure und andere Polysaccharide.
Zu anderen Domänen,
die in die Boronsäure-
oder Diol- oder Carbonsäure-haltigen
Polymere eingearbeitet werden können,
gehören
bioadhäsive
Moleküle,
Domänen,
die sich in vivo von einer bindenden Domäne in eine nicht-bindende Domäne umwandeln,
und Domänen,
die sich in vivo von einer nicht-bindenden Domäne in eine bindende Domäne umwandeln,
wie es im US-Patent
Nr. 5 410 016 an Hubbell et al. beschrieben wurde. Beispiele für Verknüpfungsgruppen
sind biologisch abbaubare Verknüpfungen,
wie Anhydrid-, Ester-, Amid- und Carbonatverknüpfungen.
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Materialien, die die Eigenschaffen
der polymeren Materialien modifizieren
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Die
Domänen
und/oder Verknüpfungen
können
dazu verwendet werden, dem polymeren Material bestimmte Eigenschaften
zu verleihen. Zum Beispiel können
Domänen
so in das Polymer eingearbeitet werden, dass es selektiv an bestimmten
Typen von Zellen oder Molekülen
haftet oder selektiv auf enzymatischem oder nichtenzymatischem Weg
abgebaut wird. Der Abbau der Zusammensetzungen kann über die
Einarbeitung von Stellen gesteuert werden, die entweder chemisch
oder enzymatisch abbaubar sind, wodurch ein Mechanismus für die Entfernung der
Struktur bereit gestellt wird. Die Domänen können aus einem anderen Polymer
bestehen, beispielsweise einem biologisch abbaubaren Polymer, wie
einem Polyanhydrid, einer Polyhydroxysäure oder einem Polycarbonat,
das das polymere Material biologisch abbaubar macht. Photopolymerisierbare
Substituenten, einschließlich
von Acrylaten, Diacrylaten, Oligoacrylaten, Dimethacrylaten oder
Oligomethacrylaten, und andere biologisch annehmbare photopolymerisierbare
Gruppen können
ebenfalls an die polymeren Materialien gekoppelt werden. Diese können dazu
verwendet werden, das Polymer weiter zu polymerisieren, sobald es
sich in Kontakt mit Gewebe oder anderen Oberflächen befindet, was zu einer
verbesserten Haftung an die Oberfläche führen kann.
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Monomere
oder funktionelle Gruppen, die eingearbeitet werden sollen, sowie
Verfahren zu ihrer Einarbeitung sind Fachleuten auf diesem Gebiet
bekannt. Die Zeit, die für
den Abbau eines Polymers erforderlich ist, kann über die Auswahl der geeigneten Monomere
maßgeschneidert
werden. Unterschiede hinsichtlich der Kristallinität verändern ebenfalls
die Abbaugeschwindigkeiten. Aufgrund der relativ hydrophoben Natur
dieser Polymere beginnt ein wirklicher Massenverlust erst dann,
wenn die oligomeren Fragmente so klein werden, dass sie wasserlöslich sind. Somit
beeinflusst das anfängliche
Molekulargewicht des Polymers die Abbaugeschwindigkeiten. Abbaubare
Polymere, die wasserlösliche
Polymerelemente enthalten, sind beschrieben worden. Zum Beispiel copolymerisierten
Sawhney et al., 1990, J. Biomed. Mater. Res. 24: 1397-1411, Lactid,
Glycolid und ε-Caprolacton
mit PEG, um ihre Hydrophilie und ihre Abbaugeschwindigkeit zu erhöhen. Das
US-Patent Nr. 4 716 203 an Casey et al., 1987, berichtet auch die Synthese
von PGA-PEG-Diblockcopolymeren, wiederum mit PEG im Bereich von
5 – 25
%. Abbaubare Materialien biologischen Ursprungs sind gut bekannt, beispielsweise
vernetzte Gelatine. Hyaluronsäure wurde
vernetzt und als ein abbaubares, quellendes Polymer für biomedizinische
Anwendungen verwendet (Della Valle et al., 1991, Polym. Mater. Sci.
Eng. 62: 731-735). Das US-Patent Nr. 5 410 016, erteilt am 25. April
1995, beschreibt biologisch abbaubare Copolymere, die wasserlösliche Polymere
einschließen, für eine Verwendung
als photopolymerisierbare Gewebebeschichtungen und als Vehikel für eine verzögerte Freisetzung.
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Materialien, die an die
Polymere gekoppelt oder über diese
zugeführt
werden sollen
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Beispiele
für bioaktive
Materialien, die an die polymeren Materialien gekoppelt oder in
diese eingearbeitet werden können,
sind Proteine und Peptide, Zucker und Polysaccharide, organische
Verbindungen mit Arzneimittelaktivität, Nucleinsäuren und Kombinationen von
diesen, wie Glycoproteine und Arzneimittelkonjugate. Es kann ein
Peptid wie RGD, oder sogar eine einzelne Aminosäure, die dazu eingesetzt wird,
eine Polyaminosäure
zum Ziel für
die Spaltung durch ein Enzym zu machen, in die Polymerstruktur eingearbeitet
werden, um die Anheftung zu steuern oder das Polymer anschließend zu
modifizieren.
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Die
bioaktive, prophylaktische oder diagnostische Spezies kann an den
Copolymeren befestigt werden, und zwar entweder kovalent oder ionisch oder
durch Mischen der Spezies mit dem polymeren Material, vorzugsweise
ehe es dem Gewebe appliziert oder zur Bildung eines Medizinprodukts
oder einer mehrschichtigen Struktur eingesetzt wird.
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Es
kann eine große
Vielzahl biologisch aktiver Materialien verkapselt oder eingearbeitet
werden, einschließlich
von Proteinen, wie Antikörpern,
Rezeptorliganden und Enzymen, Peptiden, wie Adhäsionspeptiden, Zuckern, Oligosacchariden
und Polysacchariden, organischen oder anorganischen Arzneimitteln,
Nucleotiden und Nucleinsäuren,
sowie von Zellen, Geweben oder subzellulären Organellen oder anderen
subzellulären
Komponenten.
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Zu
exemplarischen Liganden, bei denen es sich nicht um RGD handelt,
gehören
das Pentapeptid Tyr-Ile-Gly-Ser-Arg (YIGSR), das die Adhäsion von Endothelzellen,
glatten Muskelzellen und Fibroblasten unterstützt, aber nicht die Adhäsion von
Blutplättchen,
sowie das Tetrapeptid Arg-Glu-Asp-Val (REDV), für das gezeigt wurde, dass es
die Adhäsion von
Endothelzellen unterstützt,
aber nicht die Adhäsion
von glatten Muskelzellen, Fibroblasten oder Blutplättchen,
wie es bei Hubbell et al., 1991, Bio Technology 9: 568-572, beschrieben
wurde. YIGSR, aus Laminin, bindet an Rezeptoren auf Endothelzellen,
aber nicht auf Blutplättchen.
Somit würde
man für die
Applikation eines Copolymers, das mit dem Peptid YIGSR konjugiert
ist, auf eine geschädigte
Gefäßwand erwarten,
dass es eine Thrombose an der Gefäßwand blockiert, aber nicht
die Reendothelisierung durch die umgebende, ungeschädigte Gefäßwand.
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Zu
exemplarischen diagnostischen Mitteln gehören diagnostische Enzyme und
radioaktiv markierte und fluoreszierende Verbindungen.
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II. Bildung von mehrschichtigen
Strukturen
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Boronsäure-haltige
Polymere werden dazu verwendet, mehrschichtige Oberflächenstrukturen
zu bilden.
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Bildung von
Gelen und Beschichtungen
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Es
werden mehrschichtige Strukturen unter Verwendung alternierender
Schichten aus Boronsäure-haltigen
Polymeren und einem Diol- oder Carbonsäure-haltigen Polymer, das auf
jede Oberfläche
aufgetragen wird, auf die das Boronsäurepolymer aufgetragen wird,
gebildet, um Stellen für
eine Adhäsion bereit
zu stellen.
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Das
Boronatpolymer kann in einer fluiden Phase auf die Oberfläche, wie
ein Gewebe oder Zellen, die geschützt werden soll, aufgetragen
werden, woraufhin die Boronatgruppen das polymere Material an die
Oberfläche
adsorbieren. Die fluide Phase kann auf isoliertes Gewebe oder auf
Gewebe während
eines chirurgischen Eingriffs oder mittels eines Katheters oder
einer anderen weniger invasiven Vorrichtung aufgetragen werden.
Ein Primen ist im Allgemeinen in dem Falle nicht erforderlich, bei
dem die Lösung
auf Zellen oder eine Gewebeoberfläche aufgetragen wird, da die
Boronsäuredomänen an die
Diole binden, die in glycosylierten Proteinen vorhanden sind, die
in den Zellen vorkommen.
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Bildung polymerer
mehrschichtiger Strukturen
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Mehrschicht-Techniken
wurden bereits früher
im Hinblick auf eine Modifizierung von Oberflächen untersucht (G. Decher & J. Hong, 1991,
Ber. Bunsenges. Phys. Chem. 95: 1430-1434) und zur Verkapselung lebender
Zellen für
eine Transplantation eingesetzt (A. Sawhney et al., 1992, Biomaterials 13:
863-870). Frühere
Arbeiten setzten Polykationen und Polyanionen ein, die ebenfalls
Gele bilden, wenn sie in bestimmten Verhältnissen unter bestimmten Bedingungen
gemischt werden.
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Die
hier beschriebene Verwendung der Boronsäurepolymere zur Bildung mehrschichtiger Strukturen
aus Polymeren vermeidet einige der Toxizitätsprobleme, die mit den Polykation-
und Polyanion-Materialien assoziiert sind. Oberflächen können schrittweise über eine
Inkubation mit einer Lösung des
Boronsäure-haltigen
Polymers, gefolgt von einer Inkubation mit einer Lösung eines
Diol- oder Carbonsäure-haltigen
Polymers, behandelt werden, um viele aufeinanderfolgende Schichten
zu erzeugen, wobei bei jedem Schritt die Dicke der erzeugten Struktur
ansteigt. Die Behandlung der Oberfläche hängt von der Oberflächenaktivität des Boronat-haltigen
Polymers oder des Diol- oder Carbonsäure-haltigen Polymers oder
dem Einsatz einer Primer-Schicht ab, die aus einem Molekül besteht,
das eine Affinität
für die
Oberfläche
sowie eine Affinität
für das
Boronat-haltige Polymer oder das Diol- oder Carbonsäure-haltige Polymer besitzt.
Diese Moleküle
treten nicht über
die Bildung von Salzbrücken
in Wechselwirkung, wodurch die extreme Toxizität polykationischer Moleküle, wenn
sie sich in Lösung
befinden, vermieden wird (S. Choksakulnimitr et al., 1995, J. Contr.
Rel. 34: 233-241), die ein Problem bei der Anwendung der polykationischen/polyanionischen
Struktur und während
des Abbaus der Struktur ist. Die Bioinertheit derartiger Materialien
kann auch höher
sein, wenn wenigstens eine der Komponenten nichtionisch ist.
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Wie
oben festgestellt wurde, kann das Boronatpolymer in einer fluiden
Phase auf die Oberfläche, wie
Gewebe oder Zellen, die geschützt
werden soll, wobei die Zellen oder das Gewebe in isolierter Form vorliegen,
oder während
eines chirurgischen Eingriffs oder mittels eines Katheter oder einer
anderen weniger invasiven Vorrichtung appliziert werden. Das Diol- oder Carbonsäurepolymer
wird dann in einer fluiden Phase zugesetzt und vernetzt das bereits
applizierte Boronatpolymer.
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Dieser
Prozess wird wiederholt, bis die gewünschte Dicke erreicht worden
ist. Dieser Prozess wird hier als „Mehrschicht-Technik" bezeichnet. Wenn
nur ein Monolayer eines jeden Boronat-haltigen Polymers bei jeder
Inkubation adsorbiert wird, dann kann die Beschichtung auf einer
Oberfläche
jedes mal um ein paar Mikrometer aufgebaut werden. Es liegen vorzugsweise
mehr als fünf
alternierende Schichten, bevorzugter mehr als zehn alternierende Schichten
und am bevorzugtesten mehr als fünfzehn alternierende
Schichten der Polymere vor.
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Bei
einer anderen Ausführungsform
wird die Oberfläche
zwischen der Auftragung der Polymere nicht gründlich gespült. Das führt zur Bildung dickerer Strukturen.
Es kann eine mit einer Sprühdüse bestückte Apparatur
eingesetzt werde, beispielsweise, um abwechselnd eine Schicht aus
einem Boronat-haltigen Polymer und eine Schicht aus einem Diol-
oder Carbonsäure-haltigen
Polymer aufzusprühen.
Alternativ können
beide Polymere gleichzeitig gesprüht werden, um relativ dicke
Schichten zu erzeugen.
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Die
Dicke der Beschichtung kann über
die Wahl der Reaktionskomponenten und/oder der Reaktionsbedingungen
variiert werden. Zum Beispiel kann die Schichtdicke über das
Einstellen der Zahl der Schichten und auch des Ausmaßes des
Spülens zwischen
den Schichten gesteuert werden. Die Steuerung der Tropfengröße und der
Dichte während
des Sprühens
des Polymers führt
zu Beschichtungen der gewünschten
Dicke, ohne dass notwendigerweise eine Spülung zwischen den Schichten
erforderlich ist. Außerdem
kann das überschüssige (nicht
gebundene) Material mittels anderer Verfahren entfernt werden, beispielsweise
mittels eines Luftstroms. Die Polymersysteme können dazu verwendet werden,
dicke, nicht-adhäsive
Filme über
die Erhöhung
der Zahl der Zyklen, zum Beispiel auf 50 oder mehr, zu erzeugen.
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Beschichtungen
für Implantate
oder Medizinprodukte
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Das
Boronsäurepolymer
wird vorzugsweise auf eine Vorrichtung aufgetragen, die auf ihrer
Oberfläche
Stellen aufweist, die mit dem Boronsäurepolymer eine Vernetzung
eingehen. Das kann entweder durch die Auswahl eines Trägers mit
geeigneten funktionellen Gruppen oder durch das Auftragen einer
Lösung
eines polymeren Materials, das Diol- und/oder Carboxygruppen enthält, auf
die Oberfläche
erzielt werden. Zum Beispiel kann eine gepufferte Lösung von
Poly(acrylamid-co-acrylamidophenylboronsäure) mit einem Implantat in
Form einer Schweineherzklappe inkubiert werden, woran sich ein Waschen
mit gepufferter Saline anschließt.
Das Implantat kann dann mit einer gepufferten Lösung von Hyaluronsäure, Dextran
oder Polysialinsäure
inkubiert werden, woran sich ein Waschen anschließt. Dieser
Prozess könnte
fünfmal
oder öfter
wiederholt werden, um eine bioinerte Oberflächenbeschichtung auf dem Implantat
zu erzeugen, und zwar von unterschiedlicher Dicke in Abhängigkeit
von der Zahl der Wiederholungen.
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III. Verfahren zur Anwendung
der Zusammensetzungen
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Mehrschichtige
Strukturen aus den Polymeren können
auf makroskopischen Gewebeoberflächen,
einschließlich
der Oberflächen
von Säugetiergeweben,
gebildet werden und dadurch den beschichteten Oberflächen verschiedene
Vorteile bereit stellen. Zu diesen gehören die Verhinderung einer Haftung
von Gewebe an Gewebe oder von Zellen an Gewebe oder die Bereitstellung
einer selektiven Anheftung, wie unten beschrieben wird. Die Schichten können dazu
verwendet werden, eine makroskopische Oberfläche zu verkapseln, zu verstopfen,
zu versiegeln oder zu stützen.
Die Auftragung einer mehrschichtigen Beschichtung kann dazu eingesetzt werden,
eine Gewebsadhäsion
zu minimieren oder zu verhindern, postoperative Adhäsionen zu
minimieren oder zu verhindern, eine Thrombose zu verhindern, eine
Implantation von Krebszellen zu verhindern, ein Gewebe zu beschichten,
um eine Heilung zu begünstigen,
oder eine Infektion zu verhindern oder die lokale Zufuhr bioaktiver
Mittel zu verbessern. Vorzugsweise werden wenigstens vier Schichten, und,
bevorzugter, wenigstens sechs Schichten zur Bildung der Beschichtungen
eingesetzt.
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Die
Zusammensetzungen können,
während sie
als bioinerte Gerüste
dienen, auch dazu dienen, spezifische biologische Signale bereit
zu stellen.
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Der
gleiche Techniktyp kann dazu eingesetzt werden, das Innere einer
Arterie nach einer Ballon-Angioplastie zu beschichten, eine Thrombose
zu vermindern, die Oberflächen
von roten Blutkörperchen
zu beschichten, um die Effizienz einer Bluttransfusion zu verbessern,
ein mittels Gewebe-Engineering hergestelltes Implantat zu beschichten
und ein Gewebe zu beschichten, das bei einem chirurgischen Eingriff
geschädigt
wurde.