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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
die Verwendung von Hyaluronsäure
oder deren Derivaten zur Herstellung einer Matrix als Träger für das Zellwachstum
zur Herstellung von biologischem Material zur Behandlung von Geschwüren, Läsionen und
Divertikeln des Verdauungs- und Magen-Darm-Apparats.
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Die Matrix kann gegebenenfalls pharmakologisch
oder biologisch wirksame Stoffe umfassen. Die Matrix, die Zellen
umfaßt,
kann zur Rekonstruktion der Wand des Verdauungsapparates verwendet
werden.
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Technischer
Hintergrund
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Die Therapie von Magengeschwüren hing lange
von H2-Rezeptorantagonisten
wie Cimetidin und Ranitidin ab, die die Magensäuresekretion hemmen können.
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Seit kurzem werden Arzneistoffe wie
Omeprazol verwendet, die die Sekretion von Magensäure durch
einen spezifischen Mechanismus der Hemmung der Protonenpumpe auf
der Ebene der Parietalzellen reduzieren.
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Die Arzneistoffe werden häufig mit
Antibiotika wie Amoxicillin, Tetracyclin, Metronidazol und Claritromycin
verwendet, die wirksam gegen Heliobacter pylori sind, den Gram-negativen
Mikroorganismus, der für
das Wiederauftreten von gastrointestinalen Geschwüren verantwortlich
gemacht wird.
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Auf die Chirurgie wird nur in den
Fällen
von Magengeschwüren
zurückgegriffen,
die als bösartig vermutet
werden, oder in Fällen
von gastrointestinalen Geschwüren,
die durch Stenose verkompliziert sind, was den Nahrungsdurchtritt
beeinträchtigt.
Fälle von
Perforation erfordern ebenfalls dringend eine Operation, um die
Läsion
zu schließen
und potentiell tödliche
Konsequenzen wie Peritonitis zu vermeiden.
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Eine weitere Pathologie, die das
Verdauungssystem betrifft, ist eine Divertikulitis der Speiseröhre.
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Divertikel des Verdauungstraktes,
insbesondere der Speiseröhre,
sind begrenzte, trichterförmige oder
sackartige Ausstülpungen,
die alle Schichten oder gerade die Schleimhaut oder Submukosa der Darmwand
beinhalten.
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Nahrungsmittelreste, die in einem
Divertikel verbleiben, verursachen dessen Entzündung und können ebenfalls ihren Weg in
das respiratorische System als Ergebnis von Husten oder Rückstauung finden,
was Bronchitis, Bronchialpneumonie und Lungenabszesse ab ingestis
verursacht.
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Komplikationen wie oesophago-bronchiale Fisteln,
Oesophagitis, Blutungen, bösartige
Neoplasie des Divertikels können
ebenfalls auftreten.
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Die Behandlung der Pathologie muß eine geeignete
Ernährung
und die Verwendung von antispastischen und prokinetischen Arzneistoffen
einschließen,
während
ernstere Fälle
eine Operation erfordern können.
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Geschwüre im Verdauungstrakt können nicht nur
durch Pathologien verursacht werden, sondern ebenfalls durch ein äußeres Trauma,
indem scharfe Fremdkörper
oder ätzende
Substanzen verschluckt werden.
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Im letzteren Fall kann sich die Chirurgie
als nutzlos erweisen und der betroffene Teil kann unwiederbringbar
seine Funktionen von Absorption, Sekretion und Peristaltik verlieren.
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Die Rolle von Hyaluronsäure, einem
natürlichem
Polysaccharid, im Prozeß der
Gewebereparatur ist seit langem bekannt (P. H. Weigel et al.: "A Model for the role
of hyaluronic acid and fibrin in the early events during the inflammatory
response and wound healing",
J. Theor. Biol., 119: 219, 1986), speziell in den frühen Stufen
der Granulation, da sie die Koagulationsmatrix stabilisiert und
ihren Abbau steuert, was die Rekrutierung von Entzündungszellen,
wie polymorphonukleären
Leukozyten und Monozyten, Mesenchymzellen wie Fibroblasten und Endothelzellen, begünstigt und
schließlich
die anschließende
Migration der Epithelzellen ausrichtet.
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Aus den obigen Gründen wird Hyaluronsäure weithin
in pharmazeutischen Formulierungen in Form von Cremes, Sprays und
Mullbinden (Connettivina
®) verwendet, die die Heilung
von Abszessen, Wunden und Verbrennungen beschleunigen können (
EP 0138572 ).
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Außerdem ist bekannt, daß Hyaluronsäure-Derivate
(
EP 0216543 B1 )
als Gerüste
für die
Kultur von Zellen wie Fibroblasten, Keratinozyten und Knochenmarks-Stammzellen
verwendet werden (WO 97/18842), um Transplantate für Knochengewebe,
Knorpel und Haut herzustellen.
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Schließlich gibt es bekannte pharmazeutische
Zubereitungen in Form von Tabletten oder Granalien, die Ester von
sauren Polysacchariden mit Cholin (
EP
0605478 ) mit Antigeschwüreigenschaften auf
der Ebene des Magens aufgrund ihrer Fähigkeit zur Bildung von Gelen
und zum Schutz der Schleimhaut enthalten.
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JP-B-6048950 betrifft Antigeschwürmittel, die
als Wirkstoff wenigstens ein Zinksalz einer Verbindung mit niedrigem
Molekulargewicht von sauren Polysacchariden, einschließlich Hyaluronsäure, enthalten.
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JP-B-61047418 offenbart eine pharmazeutische
Zusammensetzung zum Schutz der Magenschleimhaut, die Hyaluronsäure oder
ein Salz davon, Lecithin und Protein enthält.
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WO 98/10773 betrifft pharmazeutische
Zusammensetzungen mit antimikrobieller Wirkung, die als wirksamen
Bestandteil Assoziate (Komplexe) von Hyaluronsäure enthalten, d. h. Zink- und Cobalthyaluronate.
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EP-B-526 756 beschreibt eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur Revitalisierung von Narbengewebe, die ein biologisch
wirksames Material umfaßt,
ausgewählt
aus natürlich
vorkommenden Wachstumsfaktoren, aktiven Peptidsegmenten verschiedener
Wachstumsfaktoren, synthetischen Wachstumsfaktoren und Mischungen
daraus; und die zusätzlich
eine pharmazeutisch akzeptable Matrix zur kontrollierten Freisetzung
umfaßt,
einschließlich Hyaluronsäure, worin
das biologisch wirksame Material immobilisiert ist.
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Obwohl Hyaluronsäure und ihre Derivate topisch
verwendet werden, ist ihre Anwendung im Verdauungs- und Magen-Darm-System bislang unbekannt.
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Es wurde jetzt überraschend gefunden, daß Zusammensetzungen
auf Basis von Hyaluronsäure oder
deren Derivaten in Verbindung mit Wachstumsfaktoren oder Zellkulturen,
die geeignet zur endoskopischen Verabreichung sind, wirksam in der
Behandlung von Läsionen
oder Geschwüren
im Verdauungs- und
Magen-Darm-System verwendet werden können.
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Wenn es einen Verlust oder eine Degeneration
einer großen
Gewebefläche
oder eine Perforation des Wand des Verdauungsapparates gibt, kann eine
Operation durchgeführt
werden, und es ist möglich,
den verletzten Teil durch Transplantieren von Zellkulturen zu rekonstruieren,
die auf Gerüsten
gezüchtet
wurden, die durch Hyaluronsäure-Derivate gebildet
werden.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Der Anmelder hat unerwartet gefunden,
daß Hyaluronsäure oder
Derivate davon vorteilhaft in der Behandlung von Geschwüren, Läsionen und
Divertikeln des Verdauungs- und Magen-Darm-Apparates verwendet werden können.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
daher die Verwendung von Hyaluronsäure oder einem Derivat davon
zur Herstellung einer Matrix als Träger für das Zellwachstum zur Herstellung
eines biologischen Materials zur Behandlung der oben genannten Krankheiten.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: 14,97 k X) am 38. Kulturtag,
gezüchtet
auf Petrischalen;
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2 zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: 17,50 k X) am 38. Kulturtag,
gezüchtet
auf "Transwells";
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3 zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: R 17,50 k X) am 38.
Kulturtag, gezüchtet
auf Laserskin® (zweidimensionale
Matrix, die Hyaluronsäureester
umfaßt);
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4 zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: 15,02 k X) am 38. Kulturtag,
gezüchtet
auf Hyaff11 3D (dreidimensionale Matrix, die Hyaluronsäureester
umfaßt);
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4a zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: 898 X) am 38. Kulturtag,
gezüchtet
auf Hyaff11 3D (dreidimensionale Matrix, die Hyaluronsäureester
umfaßt);
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5 zeigt
ein elektronenmikroskopisches Bild (Vergrößerung: 15,02 k X) am 38. Kulturtag,
gezüchtet
auf Polyurethan;
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6 zeigt
Diagramme mit der ALP-Aktivität (ALP:
alkalische Phosphatasen) (mE/mg Proteine) auf der Ordinate und mit
den Tagen der Kultur auf der Abszisse.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Von den Hyaluronsäure-Derivaten, die erfindungsgemäß verwendet
werden können,
sind die folgenden bevorzugt:
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- – Hyaluronsäureester,
worin ein Teil oder alle Carboxyfunktionen mit Alkoholen der aliphatischen, aromatischen,
arylaliphatischen, cycloaliphatischen oder heterocyclischen Reihe
verestert sind ( EP
0216453 B1 );
- – selbstvernetzte
Ester von Hyaluronsäure,
worin ein Teil oder alle Carboxy-Gruppen mit den alkoholischen Funktionen
der gleichen Polysaccharidkette oder anderer Ketten verestert sind
( EP 0341745 B1 );
- – vernetzte
Hyaluronsäure-Verbindungen,
worin ein Teil oder alle Carboxy-Gruppen mit Polyalkoholen der aliphatischen,
aromatischen, arylaliphatischen, cycloaliphatischen oder heterocyclischen Reihe
verestert sind, wobei die Vernetzung mittels Spacer-Ketten erzeugt
wird ( EP 0265116 B1 );
- – Halbester
der Bernsteinsäure
oder Schwermetallsalze des Halbesters der Bernsteinsäure mit Hyaluronsäure oder
mit Partial- oder Vollestern der Hyaluronsäure (WO 96/357207);
- – O-sulfatierte
Derivate (WO 95/25751) oder N-sulfatierte Derivate (WO 98/45335);
- – amidische
Derivate von Hyaluronsäure
oder von den oben aufgeführten
Verbindungen, erhalten durch Reaktion eines primären oder sekundären Amins
der aliphatischen, aromatischen, arylaliphatischen, cycloaliphatischen
oder heterocyclischen Reihe, das gegebenenfalls eine pharmazeutisch
aktive Substanz sein kann, mit einer freien Carboxyl-Gruppe der
Hyaluronsäure
oder eines Derivats davon; oder durch Reaktion einer Säure der
aliphatischen, aromatischen, arylaliphatischen oder cycloaliphatischen
Reihe, die gegebenenfalls eine pharmazeutisch aktive Substanz sein
kann, mit einer desacylierten Amino-Gruppe von Hyaluronsäure oder
einem Derivat davon.
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Die erfindungsgemäße Matrix kann ebenfalls pharmakologisch
oder biologisch aktive Substanzen enthalten, wie Antibiotika, insbesondere
Antibiotika, die gegen Heliobacter pylori wirksam sind, Wachstumsfaktoren,
Antimykotika, antimikrobielle Mittel und antivirale Mittel. Zusammensetzungen,
die Antibiotika enthalten, die gegen Heliobacter pylori wirksam
sind, sind z. B. in Form von Mischungen oder Salzen oder kovalent
gebunden mit den zuvor genannten Hyaluronsäure-Derivaten; Schwermetallsalze,
wie Zink und Cobalt, Salze des Halbesters der Bernsteinsäure oder
Hyaluronsäure
oder mit Partial- oder Vollestern der Hyaluronsäure.
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Die erfindungsgemäß verwendete Matrix ist bevorzugt
in Form von Vliesgewebe oder perforierten Membranen.
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Zweidimensionale oder dreidimensionale Matrix,
die ein Hyaluronsäure-Derivat
enthält,
kann als Träger
für das
Zellwachstum zur Herstellung von biologischem Material verwendet
werden, das geeignete Zellkulturen enthält, zur Regenerierung der Wände oder
zum Auffüllen
von Divertikeln im Verdauungsapparat. Die Zellen können reife
intestinale Zellen, Mesenchymzellen, Fibroblasten, Epithelzellen oder
eine Mischung daraus sein.
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Diese biologischen Materialien können z.
B. intestinale Zellen enthalten, die nützlich in der Rekonstruktion
des verletzten Verdauungsapparates sind. Diese biologischen Materialien
werden auf die Läsionsstelle
durch chirurgische Verfahren implantiert.
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Beispiel
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Wachstum von Epithelzellen auf Gerüsten, die
aus Benzylestern von Hyaluronsäure
hergestellt sind
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Intestinale Zellen wurden auf Gerüste geimpft,
die aus dem Vollbenzylester von Hyaluronsäure hergestellt wurden, in
Form einer perforierten Membran und Vliesgewebe, um ihre Biokompatibilität zu testen,
und ihre morphologischen und biochemischen Reaktionen wurden beobachtet.
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Die Zellen gehörten zur CaCO2-Zellinie
(abstammend aus humanem Kolonkarzinom), die spontan zu Enterozyten
differenzieren, die typisch für
das reife intestinale Epithel sind.
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Die Zellen wurden im Durchgang 98
verwendet. Sie wurden mit einer Dichte von ca. 9 × 10 3/cm2 in DMEM, 4,5
g Glucose/L, enthaltend 20% FBS Penicillin/Streptomycin, Fungizon
und nicht-essentielle Aminosäuren
(1%), in einer angefeuchteten Atmosphäre mit 95% CO2 geimpft.
Das Kulturmedium wurde alle 48 Stunden gewechselt. Andere Zellen
wurden auf Petrischalen und Transwell-Vertiefungen mit Polycarbonat-Membranen
unter den gleichen Kulturbedingungen geimpft und dienten als Kontrollen.
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Polyurethan (ChronoflexTM),
ein Material für biomedizinische
Zwecke, wurde als Negativkontrolle verwendet. Am 3., 15., 20. und
40. Kulturtag wurden die Zellen zur Beobachtung unter Verwendung
eines Rasterelektronenmikroskops (REM) und zur Bewertung der Gesamtproteine
und der Aktivität
alkalischer Phosphatasen (ALP) gemäß den folgenden Verfahren vorbereitet:
REM: Fixieren in 2,5% Glutaraldehyd in Phosphatpuffer (PBS), pH
7,4. Osmiumtetroxid, 1% in PBS, Entwässern in Ethanol und Erhöhen der Konzentrationen
auf bis zu 100% und Entwässern
mit einem "Critical
Point"-Trockner.
Die Zellen wurden dann mit Gold metallisiert und im REM betrachtet. ALP-Aktivität: Die Zellen
wurden durch Abschaben in einem Lyse-Puffer, 2 mM Tris-HCl, 50 mM
Mannit pH 7,2 (1 ml Endvolumen) (mit Ausnahme derjenigen, die auf
Hyaff 3D geimpft wurden), geerntet und in Eis ultraschallbehandelt.
Die ALP-Aktivität
der zellulären Lysate
wurde durch Spektrophotometrie durch Hydrolyse des p-Nitrophenylphosphats
unter Verwendung eines Boehringer-Kits bestimmt. Die Gesamtproteine
wurden durch das Lowry-Verfahren bestimmt. Die vorhandene Aktivität in den
Fällen,
die auf einem Gerüst
in Form eines Vlieses gezüchtet wurden,
wurde in Lysaten bestimmt, die durch Ultraschallbehandeln der die
Zellen in toto enthaltenden Membran erhalten wurden.
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Die morphologische Differenzierung
wurde auf der Basis der Gegenwart von Mikrozotten auf der oberen
Oberfläche
der Zellen beurteilt, während
die biologische Differenzierung auf der Basis der Zunahme der ALP-Aktivität bewertet
wurde (siehe Ergebnisse in 6).
Beide wurden als Biokompatibilitätsparameter
betrachtet.
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1, 2, 3, 4, 4a und 5 zeigen elektronenmikroskopische Bilder
der Zellen am 38. Kulturtag, gezüchtet
auf Petrischalen, Transwells, Membranen aus Hyaluronsäure (Laserskin®), Hyaluronsäure-Matrizen
(Hyaff11 3D) bzw. Polyurethan-Membranen. Wie daraus ersichtlich
ist, zeigen die auf Laserskin und Transwell gezüchteten Zellen eine deutliche
Differenzierung aufgrund des Erscheinens zahlreicher Mikrozotten
auf ihren Oberflächen,
wohingegen diejenigen, die auf Petrischalen gezüchtet wurden, weniger und weniger
gut entwickelte Mikrozotten zeigen. Die auf dem Gerüst (in Form
eines Vliesgewebes) und auf Chronoflex gezüchteten Zellen zeigen keinerlei
Bildung von Mikrozotten, während
diejenigen, die auf Chronoflex allein gezüchtet wurden, eine Ausstülpung zeigen,
die bezeichnend für
eine Zellbeanspruchung ist.