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Die
Erfindung betrifft das Gebiet der Krebsdiagnostik und die Anwendung
von diagnostischen Verfahren in der Pathologie und Hämatologie.
Die Erfindung betrifft insbesondere Verfahren, die auf das Vorhandensein
von chromosomalen Aberrationen verweisen, wobei tumorspezifische
Genprodukte detektiert werden, die ausschließlich von Tumorzellen exprimiert
werden, die solche Chromosomen enthalten.
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Chromosomale
Abnormalitäten
oder Aberrationen sind ein wichtiger Grund für genetische Störungen oder
Erkrankungen, einschließlich
angeborener Störungen
und erworbener Erkrankungen, wie beispielsweise Malignome. Maligne
Zellen haben ein gemeinsamen klonalen Ursprung, da angenommen wird,
dass sie von einer einzelnen, autonom wachsenden Zelle abstammen,
die sich wachstumsregulierenden Signalen der Umgebung entzieht.
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Der
Begriff „Krebs" umfasst eine heterogene Gruppe
von Neoplasmen, in der jede Art ihre eigenen Charakteristika im
Hinblick auf ihr malignes Potential und ihre Ansprechbarkeit auf
eine Therapie aufweist. Gegenwärtig
wird die Wirksamkeit einer Krebsbehandlung empirisch bestimmt. Die
am besten geeignetste und wirksamste Behandlung wird in Abhängigkeit
von der Entwicklungsphase des Krebses, dem Ursprung und der Ausbreitung
des Krebses sowie dem physiologischen Zustand des Patienten bestimmt.
Gegenwärtig
kann eine Auswahl aus chirurgischer Behandlung, Bestrahlungstherapie
und Chemotherapie (oder Kombinationen der genannten Therapien) getroffen
werden. Es ist jedoch erkannt worden, dass jede Therapie Nebenwirkungen
aufweist, die die Vorteile einer Behandlung enorm gefährden. Es
versteht sich von selbst, dass die genaue Diagnose der verschiedenen
Krebsarten eine herausragende Bedeutung als Hilfestellung bei der
Auswahl der wirksamsten Therapie hat.
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Die
Grundlage für
Krebs liegt in chromosomalen Aberrationen wie beispielsweise Translokationen,
Inversionen, Insertionen, Deletionen und anderen Mutationen innerhalb
oder zwischen Chromosomen. Häufig
sind ein Chromosom oder zwei verschiedene Chromosomen bei der Entwicklung
von Malignomen beteiligt. Dabei werden Gene oder Fragmente von Genen
aus ihrem normalen physiologischen Kontext des nicht-aberranten
Chromosoms entfernt und fusionieren mit einem Empfänger-Chromosom oder finden
eine Stelle in einem Empfänger-Chromosom
(sei es dasselbe oder ein zweites Chromosom), wo sie an nicht verwandte
Gene oder Fragmente von Genen (oft Onkogene oder Proto-Onkogene)
grenzen, und wobei die neue genetische Kombination die Grundlage
für ein
Malignom sein kann.
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Umlagerungen,
wie beispielsweise Translokationen passieren oftmals in einem relativ
etablierten Muster, wobei Gene oder Fragmente derselben von nicht-aberranten
Chromosomen an einer Bruchstelle (breakpoint) oder an einer Bruchstellen-Cluster-Region (breakpoint
cluster region) von entfernt und an einer Fusionsregion in das Rezipienten-Chromosom
insertiert werden, wodurch umgelagerte (deletierte, translozierte)
oder fusionierte Gene erzeugt werden, die für den speziellen Krebs spezifisch
sind. Darüber
hinaus können
die Umlagerungen oder Translokationen reziprok verlaufen, sodass
zwei Chromosomen Teile austauschen, wodurch Zellen mit zwei reziprok
umgelagerten Chromosomen entstehen, die beide neue fusionierte Gene
enthalten.
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Wenn
das fusionierte Gen translatiert wird, erzeugt es ein Genprodukt
(mRNA), die einzigartig für
den Tumor ist. Die chimäre
mRNA umfasst Teile oder Fragmente von zwei mRNAs, die den ursprünglich getrennten
Genen entsprechen und ursprünglich von
diesen transkribiert wurden. Diese tumorspezifische mRNA ist einzigartig
durch einen Fusionspunkt charakterisiert, an dem die RNA-Fragmente
sich treffen. In einigen Fällen
können
diese Fusionspunkte mittels Hybridisierungsnukleinsäuresonden
detektiert werden. Jedoch wird es angesichts der großen Variation
innerhalb der einzelnen Umlagerungen, die bei diesen Translokationen
beobachtet werden, und in Abhängigkeit
von der Lokalisierung der Bruchstelle innerhalb des nicht-aberranten
Gens, wodurch (sogar wenn die Translokationen innerhalb derselben zwei
Gene auftreten) verschiedene tumorspezifische Gene erzeugt werden
können,
als wahrscheinlich angesehen, dass bei jedem einzelnen Fall dieser Krebsarten
neue Fusi onspunkte entstehen. Die Detektion von Krebs durch spezifische
Detektion des Fusionspunktes des tumorspezifischen Genproduktes
(mRNA) ist aus diesem Grund niemals in breiter Form anwendbar gewesen.
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Ist
das fusionierte Gen in frame fusioniert, so wird die fusionierte
mRNA in ein Fusionsprotein translatiert, welches einzigartig für den Tumor
ist. Das Protein umfasst Teile von zwei Proteinen, die den ursprünglich getrennten
Genen entsprechen und ursprünglich
von diesen transkribiert und translatiert wurden. Tumorspezifische
Proteine sind in einzigartiger Weise durch einen Fusionspunkt charakterisiert, an
dem die zwei Proteine sich treffen. Die Fusionspunkte sind antigenisch
exponiert und umfassen einzelne Epitope, die manchmal immunologisch
detektiert werden können.
Jedoch wird es angesichts der großen Variation innerhalb der
einzelnen Umlagerungen, die bei diesen Translokationen beobachtet
werden, und in Abhängigkeit
von der Lokalisation der Bruchstelle innerhalb des nicht-aberranten
Gens, wodurch (sogar wenn die Translokationen in denselben zwei
Genen auftreten) verschiedene tumorspezifische Gene erzeugt werden
können,
als wahrscheinlich angesehen, dass bei jedem einzelnen Fall dieser Krebsarten
neue Fusionspunkte entstehen. Die Detektion von Krebs durch spezifische
Detektion des Fusionspunkt-Epitops des tumorspezifischen Proteins
ist aus diesem Grunde niemals in breiter Form anwendbar gewesen.
Die tumorspezifischen Genprodukte (Fusionsprodukte) der fusionierten
oder umgelagerten Gene können
zu der weiteren Entwicklung des Krebses beitragen.
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Ein
Bereich, in dem Chromosomen-Aberrationen relativ gut untersucht
sind (im Vergleich zu anderen Krebsarten) ist das Gebiet der Leukämie. Im Vergleich
zu den meisten malignen Tumoren, unterscheiden sich die der Leukämie hinsichtlich
des Differenzierungsgrades der Tumorzellen. Gemäß des klinischen Bildes werden
Leukämie-Tumoren
in akute und chronische Formen unterteilt, abhängig von der Geschwindigkeit,
mit der sie sich entwickeln und mit der sie, sofern unbehandelt,
zum Tode führen.
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Abhängig von
der Abstammung der Zelle, die bei dem leukämischen Prozess involviert
ist, werden akute Leukämien
als akute lymphoblastische Leukämien
(ALL) und akute nicht-lymphoblastische Leukämien (ANLL) klassifiziert,
wobei ALL die vorherrschende Form (> 80 %) ist, die in der Kindheit auftritt.
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Chronische
Leukämien
sind Malignome, bei denen die unkontrolliert proliferierenden leukämischen
Zellen in der Lage sind, zu reifen. Zwei Subtypen werden unterschieden,
chronische lymphozytische Leukämie
(CLL) und chronische myeloische Leukämie (CML). Innerhalb dieser
vier Gruppen lässt sich
eine beachtliche Heterogenität
hinsichtlich der Biologie und der Prognose beobachten, die gegenwärtig gemeinsam
mit morphologischen Merkmalen berücksichtigt wird. Dieses Vorgehen
ist bislang für das
Verständnis
und die Vorhersage der Prognose eines leukämischen Patienten sowie hinsichtlich
einer sinnvollen Therapieplanung von geringem Wert.
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Kürzlich konnten
molekulargenetische Untersuchungen von leukämischen Patienten jedoch zeigen,
dass eine große
Vielzahl von chromosomalen Aberrationen innerhalb der verschiedenen
Formen der Leukämie
gefunden werden kann. Eine Gruppe besteht aus Immunglobulin (IG)-Gen-Umlagerungen
oder T-Zellrezeptor (TCR)-Gen-Umlagerungen,
die Gen-Umlagerungen von Antigen-Rezeptoren umfassen, die über die
normalen physiologischen Prozesse hinausgehen, die für die Erzeugung der
Diversität
der Antigen-Rezeptormoleküle,
die die lymphoide Zellpopulation typisieren, notwendig sind. Es
ist eine große
Gruppe von typischen IG- und TCR-Umlagerungen bekannt, die mit Leukämie assoziiert
ist, wobei bei verschiedenen dieser Umlagerungen tumorspezifische
Antigen-Rezeptormoleküle exprimiert
werden. Eine weitere Gruppe von Aberrationen umfasst Deletionen
eines ganzen Gens oder Teilen eines Gens aus dem Genom. Als Ergebnis
der Deletion können
Promotorregionen, die normalerweise zu dem nunmehr deletierten Gen
gehören,
Kontrolle über
andere Gene ausüben,
was zu einer aberranten Transkription des Gens führt. Ein Beispiel ist die Deletion
der kodierenden Region des SIL-Gens in T-Zellen, die zur Transkription
des normalerweise nicht exprimierten TAL-1-Gens in T-Zellen und
zu einer ektopischen Expression von TAL-1 Fusionsprotein führt. Eine
weitere Gruppe umfasst Translokationen von Genfragmenten zwischen
Chromosomen, die zu Fusionsgenen führt, die einzigartige Fusionsproteine
transkribieren können,
die zu der Entwicklung eines Malignoms beitragen. Hinreichend bekannte
Beispiele sind die zu BCR-ABL-Fusionsgenen
führenden
Translokationen, die in 95 % aller Fälle von CML und in 30 % der
Fälle ALL
bei Erwachsenen gefunden werden, sowie TEL-AML1, dass in 25 – 30 % aller
Fälle von
ALL im Kindesalter gefunden wird. Es sind jedoch noch weitere Fusionsgene
bekannt, wie beispielsweise E2A-PBX1, ETO-AML1 und PML-RAR.
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Chromosomen-Aberrationen
können
durch eine große
Anzahl von Verfahren detektiert werden, von denen zahlreiche Verfahren
moderne biomolekulare Technologie erfordrlich machen. Traditionelle Verfahren,
wie beispielsweise cytogenetische Analysen mittels herkömmlicher
Chromosomen-Bandierungs-Verfahren sind (obgleich in hohem Maße präzise) sehr
arbeitsintensiv, erfordern Fachpersonal und sind dementsprechend
teuer. Automatisierte Karyotypisierung ist für einige diagnostische Anwendungen
hilfreich, wie beispielsweise pränatale
Diagnostik, ist jedoch bei der Analyse von komplexen Eigenschaften
von Malignomen nicht effektiv. Des Weiteren ist es möglich, die
gesteigerte Aktivität
von Proteinen zu detektieren, beispielsweise die Tyrosin-Kinaseaktivität (vergl.
WO 95/31545) in tumorspezifischen Zellen. Die oben beschriebenen
Verfahren erfordern frische Zellen, die nicht immer verfügbar sind. Andere,
modernere Verfahren verwenden Southern-Blotting oder andere Nukleinsäure-Hybridisierungs-
oder Amplifikationsverfahren (wie beispielsweise PCR) zum Detektieren
hinreichend etablierter Chromosomenaberrationen, für die geeignete Nukleinsäuresonden
oder Primer verfügbar
sind. Bei diesen Verfahren können
frische oder gefrorene Zellen verwendet werden; in einigen Fällen können sogar ältere Proben,
die in geeigneter Weise gelagert wurden (wie beispielsweise nach
Formalinfixierung) verwendet werden, solange die Nukleinsäure, die
hybridisiert oder amplifiziert werden soll, zugänglich und intakt bleibt. Jedoch
lassen sich sogar bei den obigen, modernen Verfahren einige Nachteile
feststellen, die eine Verwendung dieser diagnostischen Verfahren
bei dem schnellen Screening nach chromosomalen Aberrationen, die
mit den besagten Malignomen in Verbindung stehen, behindern. Southern-Blotting
dauert 3 – 4
Wochen, und ist somit viel zu langsam, um in die Therapie von Malignomen einzugreifen,
und es erlaubt lediglich die Analyse von Nukleinsäuren von
10 – 15
kb pro Sondenanalyse.
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Obgleich
die PCR im wesentlichen gut für eine
schnelle und massive diagnostische Untersuchung oder sogar für ein Screenings
geeignet ist, lassen sich lediglich 0,1 – 2 kb einer Nukleinsäure (DNA oder
RNA) in einer PCR-Analyse analysieren, was in hohem Maße das schnelle
Screening von großen Chromosomenabschnitten
und Bruchstellen-Clustern oder Fusionsregionen innerhalb der Chromosomen
und ihrer Genprodukte behindert. Ein zusätzlicher Nachteil der PCR ist
die ihr innewohnende Empfindlichkeit gegenüber fehlgepaarten Primern.
Kleine, normale und physiologische Veränderungen, die immer in der
Nukleinsäuresequenz
eines zu dem Primer komplementären
Genfragments vorhanden sein können,
machen es unmöglich,
die PCR mit der erwünschten
Wirkung durchzuführen
und können
zu einer falschen Diagnose und zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Insbesondere
falsch-negative Ergebnisse lassen einen auf einer PCR basierenden, diagnostischen
Test (obgleich sehr spezifisch) als nicht sensitiv genug für eine verlässliche
Diagnose erscheinen, und es versteht sich von selbst, dass nur eine
verlässliche
Diagnose von Malignomen zu einem Verständnis der Prognose und der
Erstellung einer geeigneten Therapie beitragen können.
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Fluoreszente
in situ-Hybridisierungsverfahren (FISH) sind nicht in derart starkem
Maße von
der exakten Paarung von Nukleinsäuresequenzen
abhängig,
um positive diagnostische Ergebnisse zu erhalten, können jedoch
nur bei der Detektion von chromosomaler DNA und nicht für die Detektion
der Genprodukte der Chromosomen angewendet werden. Üblicherweise
verwendet FISH Sonden-Analysen mit großen, weitestgehend unspezifischen
Nukleinsäuresonden,
die (oftmals jedoch mit variierender Stringenz) mit Genen oder Genfragmenten
hybridisieren, welche in dem umgelagerten Chromosom der malignen
Zelle lokalisiert sind. Die Verwendung großer Sonden macht das FISH-Verfahren
sehr sensitiv. Die Bindung von Sonden wird durch nachfolgende Detektion
der Sonden mit (oftmals multiplen) Fluorochromen mittels mikroskopischer
Beobachtung einer Population von Zellen, die von der getesteten
Probe erhalten wird, detektiert.
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Jedoch
haben sogar die gegenwärtig
verwendeten FISH-Protokolle ihnen innewohnende Nachteile, die im
wesentlichen mit der Auswahl der in den gegenwärtigen FISH-Protokollen verwendeten Nukleinsäuresonden
zusammenhängen
und oftmals zu falsch-positiven Ergebnissen bei der Diagnose von
chromosomalen Umlagerungen führen,
was zu diagnostischen Tests führt,
die (obgleich sensitiv) nicht sehr spezifisch sind, zumindest nicht
spezifisch genug, um Standard-FISH-Verfahren bei der massiven oder
schnellen diagnostischen Untersuchung einzusetzen, ganz zu schweigen
bei der automatisierten Untersuchung oder des automatisierten Screenings.
Ein falsch-positives Ergebnis macht ein umständliches erneutes Testen von
Patienten oder sogar von unbedenklichen Personen, die routinemäßig untersucht
wurden, erforderlich, und kann diese Personen in hohem Maße beunruhigen.
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Die
immunologische Detektion von Fusionsproteinen, die aus chromosomalen
Aberrationen resultieren, ist (obgleich vielfach versucht) nie erfolgreich
durchgeführt
worden. Dies wird hauptsächlich dadurch
bedingt, dass es schwierig ist, immunologische Reagenzien aufzufinden,
die ausschließlich
mit tumorspezifischen Proteinen reagieren, im Gegensatz zur immunologischen
Detektion von nicht-Fusionsproteinen, die normalerweise ebenfalls
vom Körper
produziert werden, wenn auch im geringeren Ausmaß (vergl. Beispielsweise Nagasaki
et al., J. Imm. Methods 162, 235-245, 1993). Üblicherweise kreuzreagieren
solche Antikörper
mit normalen zellulären
Proteinen. Nur wenn spezifische Fusionspunkte bekannt sind, kann
es möglich
sein, spezifische immunologische Reagenzien auszuwählen, die
ausschließlich
mit dem tumorspezifischen Protein durch selektive Bindung an das
Epitop des Fusionspunktes reagieren, Die Variation in den Fusionspunkten
ist jedoch so stark, dass eine spezifische immunologische Detektion
nur in wenigen Fällen
gelingt, oftmals nur von Patient zu Patient.
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Ferner
haben die obigen diagnostischen Tests den großen, ihnen innewohnenden Nachteil, dass
sie spezialisierte und gut ausgestattete Laboratorien sowie ausgebildetes
und in hohem Maße
qualifiziertes Personal erfordern. Ferner werden die obigen Tests
nur in Fällen
verwendet, in denen der Verdacht auf Malignome besteht, und sind
nicht im großen
Maßstab
für ein
Screening von Populationen auf das Risiko des Vorhandenseins von
chromosomalen Aberrationen geeignet. Ein Screening im großen Maßstab sowie
ein präventives
Screening können
zu einer frühzeitigen
Detektion von Malignomen führen, wodurch
der oftmals tödliche
Verlauf eines Malignoms in einer frühen Phase seiner Entwicklung
unterbrochen werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung stellt nunmehr ein Verfahren bereit, das bei
der diagnostischen Untersuchung von biologischen Proben, wie beispielsweise
Blutproben, Serumproben, Zellproben, Gewebeproben, Knochenmark,
Biopsien, auf Chromosomenaberrationen verwendet werden soll. Die
Erfindung stellt ein Verfahren bereit, das bei einer diagnostischen
Untersuchung verwendet werden soll, in der sowohl eine hohe Sensitivität als auch
eine hohe Spezifität
erforderlich ist. Die Erfindung stellt ein Verfahren bereit, das
wahlweise in Routinelaboratorien von Personal mit durchschnittlichen
Kenntnissen ausgeführt
werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung ist durch ein Verfahren zum Detektieren chromosomaler
Aberrationen in einer biologischen Probe über die ausschließliche Detektion
eines tumorspezifischen Genproduktes charakterisiert, wobei mindestens
zwei verschiedene Sonden verwendet werden, die gegen das tumorspezifische
Genprodukt gerichtet sind, welches von der chromosomalen Aberration
herrührt.
Ein überraschender
Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Erfindung ein Verfahren
zum Detektieren chromosomaler Aberrationen bereitstellt, die mit
einer großer
Vielzahl von Krebsarten im Zusammenhang steht; beispielsweise stellt
die Erfindung ein Verfahren zum Detektieren chromosomaler Aberrationen
bereit, die im Zusammenhang mit Leukämie stehen. Die Erfindung stellt
ein Verfahren zum Detektieren tumorspezifischer Genprodukte von
zahlreichen Arten chromosomaler Aberrationen bereit; beispielsweise
stellt die Erfindung ein Verfahren zum Detektieren von Genprodukten
bereit, die fusionierten Genen entsprechen, welche bei chromosomalen Deletionen,
Inversionen oder Translokationen gefunden werden. Als ein Beispiel
der Erfindung wird ein Verfahren zum Detektieren der „Philadelphia" Chromosomenaberration
bereitgestellt, die in Leukämien gefunden
wird. Die Erfindung stellt ein Verfahren zum Detektieren tumorspezifischer
Genprodukte, wie beispielsweise tumorspezifischer mRNA und tumorspezifischer
Proteine bereit. Die erfindungsgemäß verwendeten Sonden werden
wahlweise an die Natur des Genproduktes angepasst. Die mRNA-Detektion wird
unter Verwendung von mindestens zwei Nukleinsäuresonden durchgeführt, wobei
jede mit ganz bestimmten Stellen auf dem Genprodukt reagiert. Die Detektion
von tumorspezifischem Protein wird unter Verwendung von mindestens
zwei verschiedene Bindungsproteine als Sonden durchgeführt, wobei
jede mit ganz bestimmten Stellen auf dem Genprodukt reagiert. Eine
große
Anzahl von Proteinen ist im Stand der Technik als Bindungsproteine
bekannt, wie beispielsweise Rezeptormoleküle, polyklonale oder monoklonale
(synthetische) Antikörper,
Bindungspeptide oder „Phagen"-Antikörper, die über das
Phagen-Display-Verfahren erhalten wurden, usw. Durch die Verwendung
von Antikörpern
stellt die Erfindung ein Verfahren zum Detektieren chromosomaler
Aberrationen auf immunologischem Wege bereit. Als Beispiel der Erfindung
wird ein Verfahren bereitgestellt, in dem das tumorspezifische Genprodukt
mittels eines Sepharose-Western-Blotting-Verfahrens detektiert wird.
Als ein weiteres Beispiel der Erfindung wird ein Verfahren bereitgestellt,
in dem das tumorspezifische Genprodukt mittels eines Dipstick-Assays
detektiert wird. Es werden jedoch erfindungsgemäß auch andere Verfahren bereitgestellt,
mittels derer das tu morspezifische Genprodukt durch mindestens zwei
verschiedene Sonden detektiert wird. Beispielsweise stellt die Erfindung
ein Verfahren bereit, in dem mRNA, die von einem fusionierten Gen
abgeleitet ist, durch mindestens zwei Nukleinsäuresonden detektiert wird,
wobei mindestens eine Sonde gegen ein mRNA-Fragment gerichtet ist,
welches das 5'-Ende der
tumorspezifischen mRNA umfasst, und mindestens eine weitere Sonde
gegen ein mRNA-Fragment gerichtet ist, welches das 3'-Ende der tumorspezifischen
mRNA umfasst, wobei jedes der Fragmente einer nicht-tumorspezifischen
mRNA entspricht. Ferner stellt die Erfindung ein Verfahren bereit,
in dem ein Protein, das von einem fusionierten Gen abgeleitet ist,
durch mindestens zwei Bindungsproteine detektiert wird, wobei mindestens
ein Bindungsprotein gegen ein Proteinfragment gerichtet ist, welches
das aminoterminale Fragment des tumorspezifischen Proteins umfasst,
und mindestens ein weiteres Bindungsprotein gegen ein Proteinfragment
gerichtet ist, welches das carboxyterminale Fragment des tumorspezifischen
Proteins umfasst, wobei jedes der Fragmente einem nicht-tumorspezifischen
Protein entspricht. Als Beispiel stellt die Erfindung ein Verfahren zum
Detektieren eines tumorspezifischen Genproduktes bereit, in dem
das aminoterminale Proteinfragment des Genproduktes jeweils dem
ABL- oder BCR-Protein entspricht, wohingegen das carboxyterminale
Proteinfragment dem BCR- bzw. ABL-Protein entspricht. In diesem Beispiel
werden Sonden verwendet, die ähnliche
Antigen-Spezifitäten
aufweisen, wie sie bei den Antikörper
7C6, ER-FP1, Yae, 8E9, G98-271.1.3
beobachtet werden; vergl. experimenteller Teil. Die Erfindung stellt
ein Verfahren unter Verwendung von Sonden bereit, die mit Reportermolekülen, wie
beispielsweise Biotin, Digoxiginin, Enzyme wie beispielsweise Peroxidase,
alkalische Phosphatase oder anderen im Stand der Technik bekannten Reportermolekülen markiert
oder konjugiert sein können.
Die Erfindung stellt ferner ein diagnostisches Kit bereit, das alle
Mittel umfasst, wie beispielsweise (markierte) Sonden oder Reagenzien
oder Substrate oder Instruktionen, die notwendig sind, um das erfindungsgemäße Verfahren
auszuführen.
Die erfindungsgemäß bereitgestellten
Verfahren oder die diagnostischen Kits werden vorzugsweise verwendet, um
chromosomale Aberrationen zu detektieren, die bei bestimmten Arten
von Krebs, beispielsweise bei Leukämie gefunden werden, sei es
bei der Detektion von (verbleibendem) Krebs im Patienten oder beim Screening
nach Krebs in größeren Gesamtpopulationen.
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EXPERIMENTELLER TEIL
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Der
experimentelle Teil beschreibt die Erfindung genauer in Hinblick
auf das Gebiet der Leukämie.
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Die
reziproke Translokation t(9;22)(g34;q11), die bei chronischer myeloischer
Leukämie
(CML), bei akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) und akuter myeloischer
Leukämie
(AML) beobachtet wird, resultiert aus einer Fusion zwischen zwei
Genen: BCR und ABL. In Abhängigkeit
von der Lokalisierung der Bruchstelle im BCR-Gen werden verschiedene
tumorspezifische BCR-ABL-Gene erzeugt. Diese BCR-ABL-Gene werden in tumorspezifische BCR-ABL-mRNA
transkribiert bzw. in tumorspezifische BCR-ABL-Proteine translatiert.
Daher sind verschiedene diagnostische Ziele verfügbar, wobei jedes die spezifische
Diagnose von t(9;22)(g34;q11)-positiven Leukämien erlaubt.
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Während die
herkömmliche
Cytogenetik auf der Detektion einer charakteristischen chromosomalen
Aberration beruht (d.h. das Philadelphia-Chromosom: ein Minute-Chromosom 22), werden
andere Verfahren verwendet, um das BCR-ABL-Fusionsgen spezifisch zu detektieren
(z. B., fluoreszente in situ-Hybridisierung) oder die BCR-ABL-Fusions-mRNA
spezifisch zu detektieren (z. B. reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion).
Obwohl alle der zuvor erwähnten
Verfahren als diagnostische Verfahren hinreichend etabliert sind,
kann keines dieser Verfahren problemlos routinemäßig und schnell ausgeführt werden.
Besonders bei ALL ist das Vorhandensein des Philadelphia (Ph) Chromosoms
bislang mit einer geringen Prognose assoziiert. Um das schlechte
Prognoseresultat zu verbessern, erfordern Ph-positive ALLs eine
frühzeitige
Identifizierung, um intensive Induktionsbehandlungen oder alternative Behandlungsprotokolle
zu ermöglichen.
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Es
wird ein neues diagnostisches Verfahren präsentiert, das auf der ausschließlichen
Detektion von tumorspezifischen Fusionsproteinen basiert. Dieses
Verfahren wird zur schnellen und einfachen Identifizierung von Krebs
(wie beispielsweise Ph-positive Leukämien) bei der ersten Diagnose
geschaffen.
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Das
Ph Chromosom war die erste karyotypische Aberration, von der gezeigt
wurde, dass sie im Zusammenhang mit Tumoren steht. Bislang ist das Ph
Chromosom so wohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern in zahlreichen
hematopoetischen Störungen
identifiziert worden; z. B. bei chronischer myeloischer Leukämie (CML),
akuter lymphoblastischer Leukämie
(ALL) und akuter myeloischer Leukämie (AML).
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Das
Ph Chromosom wird durch reziproke Translokation zwischen den langen
Armen der Chromosomen 9 und 22 erzeugt: t(9;22) (g34,q11) und betrifft
das ABL-Gen auf Chromosom 9 und das BCR-Gen auf Chromosom 22. Beide
Gene werden unterbrochen und umgelagert; dies führt zu einem tumorspezifischen
BCR-ABL Fusionsgen auf Chromosom 22q- und einem ABL-BCR Fusionsgen
auf Chromosom 9+.
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Während es
noch immer nur wenige Berichte über
das ABL-BCR Fusionsgen gibt, wurden die BCR-ABL-Fusionsgene intensiv
während
der letzten zwei Jahrzehnte studiert. Abhängig von der chromosomalen
Lokalisation der Bruchstelle wurden verschiedene Arten von BCR-ABL-Fusionsgenen
identifiziert. Es wurde gezeigt, dass die Bruchstellen in den BCR-Genen
innerhalb von zwei Regionen geclustert sind: die „Major-Breakpoint-Cluster"-Region (M-BCR),
die 5 Exons umfasst, die als b1 – b5 bezeichnet werden; und
eine „minor-Breakpoint-Cluster"-Region (m-BCR),
die 5' des M-BCR
im BCR-Gen lokalisiert ist. Im Gegensatz dazu sind die Bruchstellen
im ABL-Gen über große Entfernungen
verteilt und kommen meist am 5'-Ende
von Exon a2 vor. Sowohl in Ph+ CML-Patienten als auch in Ph+ ALL-Patienten sind
Bruchstellen im M-BCR gleichmäßig verteilt:
entweder befinden sie sich zwischen Exon b2 und b3 oder sie befinden
sich zwischen Exon b3 und b4. Die Bruchstellen in Ph+ ALL werden
hingegen hauptsächlich
(ungefähr
zu 70 %) innerhalb der m-BCR gefunden, die in einem Intron zwischen
Exon e1 und e2 lokalisiert ist.
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Da
die Bruchstellen über
große
Entfernungen verteilt sind (insbesondere im ABL-Gen) werden verschiedene Fusionspunkt-Introns
innerhalb der BCR-ABL-Gene erzeugt. Obwohl diese Fusionspunkt-Introns
im Hinblick auf die Länge
und Nukleotidsequenz des Fusionspunkt-Introns des BCR-ABL-Gens zwischen
Ph+ Patienten im hohen Maße
variable sind, sind die Fusionspunkte der BCR-ABL-Transkripte im
hohen Maße
konsistent. Daher wird (abhängig
von der ursprünglichen BCR-ABL-Gen-Umlagerung) üblicherweise
eine einzelne Art von BCR-ABL-mRNA detektiert: diese variiert von
einer 7kb-mRNA, die eine e1a2-Verbindung umfasst, bis zu einer 8,5-BCR-ABL-mRNA,
die entweder eine b2a2- oder b3a2-Verbindung umfasst. Da der translationale
Leserahmen der BCR-ABL-mRNAs beibehalten wird, expremieren Ph+ Leukämie-Zellen
einzigartige BCR-ABL-Proteine.
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Während Ph
Chromosomen fast unausweichlich in Fällen von CML vorhanden sind,
werden Ph Chromosomen in Leukämiezellen
von Patienten, die an AML oder ALL leiden, weniger häufig detektiert.
Immer noch werden 5 % der AML-Fälle,
25 – 30 %
der Erwachsenen mit ALL und 3 – 5
% der Kinder mit ALL als Ph+ diagnostiziert. Wie anhand der hohen
Rate von Behandlungsfehlschlägen
und Mortalität
bei Ph+ Leukämien
sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ersichtlich ist, stellen
die Ph Chromosomen signifikante Risikofaktoren dar, die auf Behandlungsfehlschläge verweisen.
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Die
Bedeutung der Identifizierung von Risikofaktoren, wie beispielsweise
des Ph Chromosoms, steht zweifelsfrei fest. Gegenwärtige Behandlungsprotokolle
können
durch Identifizieren des t(9;22)(g11;q34) zu einem frühen Zeitpunkt
der Erkrankung verbessert werden. Gegenwärtig werden Ph+ Leukämien durch
eine Reihe von Verfahren identifiziert, die entweder das aberrante
Chromosom, das Gen, die mRNA oder das aberrante Protein detektieren.
Jedes dieser Verfahren ist durch typische Spezifikationen und Grenzen
charakterisiert, die berücksichtigt
werden sollten, bevor man versucht, t(9;22)(g34;q11)-positive Leukämien spezifisch
zu diagnostizieren. In dieser Untersuchung beschreiben wir ein neues
diagnostisches Verfahren: ein Assay, der entwickelt wurde, um relativ
schnell und einfach bei der ersten Diagnose zwischen Ph+ Leukämien und
Ph- Leukämien
unterscheiden zu können.
Das zugrundeliegende Prinzip des Assays basiert auf der Detektion
von tumorspezifischen Proteinen durch Antikörper, die spezifisch mit Fragmenten
reagieren, die den BCR-ABL-Fusionsproteinen
und Bruchstücken
der ursprünglichen,
nicht-fusionierten BCR- und ABL-Proteine
entsprechen.
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Material und Methoden
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Zellproben
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Zelllinien:
6 Ph+ Zelllinien wurden verwendet, um sowohl die Spezifität des Sepharose-Western-Blotting-Verfahrens
als auch die des BCR-ABL-Dipstick-Assays zu un tersuchen: LAMA-84
und K562, KCL-22 und BV-173 sowie TOM-1 und ALL/MIK. Alle Zelllinien
wurden in RPMI-1640 kultiviert, das mit 10 % fetalem Kälberserum
supplimentiert war.
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Leukämische Zellproben:
2 leukämische
gefrierkonservierte periphere Blutproben aus der Diagnose von leukämischen
Patienten wurden verwendet, um die Spezifität des BCR-ABL-Dipstick-Assays zu
untersuchen. Klinische Daten und Labordaten dieser Patienten wurden
zuvor beschrieben: ein Patient litt an einer Ph-negativen CML mit
umgelagerten b2a2-BCR-ABL-Genen, während der andere Patient an
einer Phpositiven Vorläufer-B-ALL
mit umgelagerten e1a2 BCR-ABL-Genen litt.
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Antikörper
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Alle
Antikörper
wurden mittels Protein G gereinigt und wie folgt kategoriesiert:
catching-Antikörper:
monoklonaler Antikörper
(moAb) 7C6 (ein großzügiges Geschenk
von Dr. S. Dhut), der gegen das b2-Epitop gerichtet ist, welches
in b2a2P210BCR–ABL, b3a2P210BCR–ABL,
P160BCR und P130BCR vorhanden ist;
moAb ER-FP1, der gegen den e1a2-Fusionspunkt in e1a2P190BCR–ABL gerichtet
ist; und moAb Yae (Santa Cruz Biotechn., Santa Cruz, Kalifornien, USA),
der gegen den Aminoterminus von E2A-Proteinen gerichtet ist. Detektions-Antikörper: moAb
8E9 (ein großzügiges Geschenk
von Dr. J. Wang), der gegen die SH2-Domäne gerichtet ist, die in e1a2P190BCR–ABL,
b2a2P190BCR–ABL,
b3a2P190BCR–ABL und
P145ABL gerichtet ist; und moAb G98-271.1.3. (ein großzügiges Geschenk
von Dr. G. Bain) der gegen den Carboxyterminus von E2A-Proteinen
gerichtet ist. Sowohl moAb 8E9 und moAb G98-271.1.3 wurden biotinyliert.
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Sepharose-Western-Blotting-Verfahren
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Die
Zellen wurden zweimal mit eiskalter phosphatgepufferter Saline (PBS)
gewaschen und in eiskaltem Lysepuffer (1 % Triton X–100, 0,05
% Natriumdodecylsulfat (SDS), 150 mM NaCl, 5 mM EDTA in 10 mM Natriumphosphat,
pH 7,0) bei einer Konzentration von 1 × 10
7 Zellen/ml
für 15
Minuten lysiert, wobei der Puffer mit 40
l
Phenylmethylsulphonylfluorid (PMSF: 100 mM in 2-Isopropanol) supplementiert war.
Nachdem die Lysate in einer Eppendorfzentrifuge zentrifugiert wurden,
um das un lösliche
Material zu entfernen (5 min., 4°C),
wurden die Überstände in gleiche
Volumina unterteilt, die 10
7 Zellen entsprachen.
-
Das
Sepharose-Western-Blotting wurde entweder durch Zusatz von 10
g
moAb 7C6 oder 2
moAb
ER-FP1 zu dem Überstand
der lysierten Zellen durchgeführt.
Die Antigen-Antikörper-Reaktion
wurde für
zwei Stunden auf einer Rotationsvorrichtung bei 4°C durchgeführt. Anschließend wurden
40
l
einer 80 %igen (v/v)-Suspension von GammaBind G-Sepharose-Kügelchen
(Pharmacia Biotech AB, Uppsala, Schweden) zugesetzt. Nach 30 Minuten wurden
die Kügelchen
(beads) gesammelt und dreimal in Lysepuffer ohne SDS gewaschen.
Die Kügelchen
wurden für
5 Minuten in 60
l
Probenpuffer (60 mM Tris-HCl, pH 6,8, 10 % Glycerol, 10 mM EDTA,
2 % SDS, 2 % ß-Mercaptoethanol
und 0,03 % Bromphenolblau) gekocht. Die Proteinproben wurden einer
6 %igen SDS-PAGE unterworfen und auf Nitrozellulose (0,45
M
Porengröße, Schleicher & Schuell, Dassel,
Deutschland) unterworfen (Mini Protean, Bio Rad, Richmond, CA, USA).
-
Die
Nitrocellulose-Membranen wurden mit 5%igem fettfreiem Trockenmilchpulver
(Protifar, Nutricia, Niederlande) in PBS blockiert, das mit 0,05% Tween-20
(5% MPBS) supplementiert war.
-
Anschließend wurden
die Membranen für
2 Stunden bei Raumtemperatur in Gegenwart von biotinyliertem moAb
8E9 (2μg/ml)
in 1 % MPBS inkubiert. Nach dreimaligem Waschen mit PBS, das mit 0,05
% Tween-20 supplementiert war, wurde an Streptavidin (South. Biotech.
Ass., Birmingham, AL, USA) konjugierte alkalische Phosphatase zu
einer 1:1500-Verdünnung
zugesetzt, und der Inkubation wurde erlaubt, für eine weitere Stunde fortzuschreiten.
Der Blot wurde zweimal mit PBS gewaschen, das mit 0,05% Tween-20
supplementiert war, und schließlich
mit 0,15 M Veronal-Acetatpuffer, pH 9,6, gewaschen. Zur Sichtbarmachung
der Antikörper-Antigen-Komplexe
benutzten wir (wie zuvor beschrieben) das Substrat der alkalischen
Phosphatase Nitroblautetrazolium / 5-Brom-4-Chlorindoxylphosphat
(NBT/BCIP; Sigma, St. Louis, MO, USA.).
-
BCR-ABL-Dipstick-Verfahren
-
Jeder
Catching-Antikörper
wurde als einzelner kleiner Punkt auf eine (± 2cm × 0,5 cm) Nitrocellulosestreifen
(0,45 μm
Porengröße) aufgetragen
und an der Luft getrocknet. Jeder Punkt enthielt entweder 2 μg moAb 7C6,
1 μg moAb
ER-FP1 oder 1 μg
moAb Yae. Anschließend
wurden diese Nitrocellulose-Streifen, die „Dipsticks" genannt werden, in PBS gewaschen, das
mit 0,05 Tween-20 supplementiert war, und anschließend in
5% MPBS (1 Stunde, RT) blockiert. An diesem Punkt können die
Dipsticks an der Luft getrocknet werden und in einem luftdichten Behälter bei
4 °C bis
zur weiteren Verwendung gelagert werden.
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Die Überstände der
zellulären
Lysate (verarbeitet wie im ersten Absatz des obigen Abschnittes beschrieben),
die 107 Zellen entsprachen, wurden zu den
Dipsticks gegeben. Der Bildung des Antigen-Antikörper-Komplexes wurde erlaubt über Nacht
bei 4 °C
auf einer rotierenden Vorrichtung fortzuschreiten. Anschließend wurden
die Dipsticks dreimal in PBS gewaschen, das mit 0,05% Tween-20 supplementiert war,
und die gebundenen Antigene wurden durch Inkubation des Dipsticks
mit einer Mischung aus biotinyliertem moAb 8E9 (2μg/ml) und
biotinyliertem moAb G98-271.1.3 (2μg/ml) detektiert, die in 1 % MPBS
verdünnt
waren. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Dipsticks weiter verarbeitet,
wie im Abschnitt Material und Methoden für die Sepharose-Western-Blotting-Verfahren
beschrieben.
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Ergebnisse
-
Um
zu bestimmen, ob die tumorspezifischen BCR-ABL-Fusionsproteine ausschließlich durch
immunologische Verfahren erkannt werden können, entwickelten wir ein
Sepharose-Western-Blotting-Verfahren. Ein Sepharose-Western-Blotting-Verfahren
ist eine Kombination einer Immunpräzipitations-Reaktion mit einem
Catching-Antikörper, gefolgt von
einem Western-Blotting-Verfahren mit einem Detektionsantikörper.
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Als
Catching-Antikörper
wurden jeweils die MoAbs 7C6 oder ER-FP1, präzipitierende Proteine aus zellulären Lysaten
von LAMA-84 und KCL-22 oder TOM-1-Zellen verwendet. Nach dem Immunoblot
wurden präzipitierte
Proteine durch Verwendung von biotinylierten moAb 8E9 als detektierende
Antikörper
und an Streptavidin konjugierter alkalischer Phosphatase detektiert.
Diese Sepharose-Western-Blotting-Experimente mit 7C6/8E9-Antikörperkombinationen
sowie diejenigen, die die Antikörperkombinationen
ER-FP1/8E9 verwendeten, erlaubten die ausschließliche Detektion von BCR-ABL-Proteinen. Die
ER-FP1-Antikörperkombination
detektiert e1a2P190BCR–ABL-Proteine, die durch die 7C6/8E9-Antikörperkombination
nicht erfasst wird. Die Kombination von 7C6/8E9 detektiert spezifisch b2a2P210BCR–ABL und
b3a2P210BCR–ABL-Proteine,
die beide nicht von ER-FP1-Antikörpern
erkannt werden.
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Es
lässt sich
feststellen, dass unsere Daten des Sepharose-Western-Blottings verifizieren,
dass tumorspezifische BCR-ABL-Fusionsproteine ausschließlich durch
geeignete Auswahl und Mischung von Antikörpern identfiziert werden können.
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Ausschließliche Erkennung
von BCR-ABL-Proteinen in einem Dipstick-Assay
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Als
nächstes
untersuchten wir, ob das Sepharose-Western-Blotting-Verfahren vereinfacht
werden kann. Durch Verwendung derselben Gruppe von Antikörpern, die
wir bereits in den Sepharose-Western-Blotting-Experimenten verwendet
haben, wurde ein altnatives BCR-ABL-Detketionssystem, das als BCR-ABL-Dipstick
bezeichnet wird, hinsichtlich seiner Fähigkeit untersucht, BCR-ABL-Proteine
ausschließlich
zu identifizieren.
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Der
BCR-ABL-Dipstick wird aus Nitrozellulose-Streifen hergestellt, auf
dem drei verschiedene Antikörper
immobilisiert sind:
-
- 1) moAb 7C6, 2) moAb ER-FP1 und 3) moAb Yae.
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Um
zu untersuchen, ob der BCR-ABL-Dipstick für die spezifische Identifizierung
von BCR-ABL-Proteinen verwendet werden kann, wurden BCR-ABL-Dipsticks
entweder mit zellulären
Lysaten von: 1) LAMA-84, 2) KCL-22 oder 3) TOM-1-Zellen inkubiert.
Fusionsproteine, die durch immobilisierte Antikörper eingefangen worden waren,
wurden durch nachfolgende Inkubation mit einer Mischung von biotinyliertem
moAb 8E9 (8E9-bio, er erkennt den Carboxyterminus sowohl von ABL-
als auch BCR-ABL-Proteinen)
und biotinyliertem moAb G98-272.1.3 (er erkennt den Carboxyterminus
von E2A-Proteinen) gefolgt von alkalischer Phosphatase, die an Streptavidin
konjugiert war, detektiert.
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Die
Inkubation eines BCR-ABL-Dipsticks entweder mit zellulären Lysaten
von LAMA-84 oder zellulären Lysaten
von KCL-22 führt
bei anschließender
Inkubation mit biotinylierten Antikörpern (d.h. 8E9-bio und G98.271.1.3-bio),
sowie mit Streptavidin-AP und seinem Substrat zu sichtbaren Punkten, die
an dem moAb 7C6-Antikörper-Punkt
lokalisiert sind. Bei Inkubation eines BCR-ABL-Dipsticks mit zellulären Lysaten
von TOM-1 kommt es bei nachfolgender Inkubation mit den zuvor genannten
Molekülen
zu einem sichtbaren Punkt, der am ER-FP1 Antikörper-Punkt lokalisiert ist.
Unter Berücksichtigung der
oben beschriebenen Daten aus dem Sepharose-Western-Blotting stellen
diese Punkte gebundene BCR-ABL-Proteine dar.
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Zusamenfassend
zeigten diese Daten, dass der BCR-ABL-Dipstick-Assay für die ausschließliche Detektion
von tumorspezifischen BCR-ABL-Proteine verwendet werden kann.
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Der
BCR-ABL-Dipstick-Assay detektiert spezifisch BCR-ABL-Proteine in
zellulären
Lysaten, die aus Zelllinien hergestellt wurden. Als nächstes haben wir
untersucht, ob der BCR-ABL-Dipstick-Assay für die spezifische Diagnose
von BCR-ABL-positiven Leukämien
verwendet werden kann.
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Zwei
gefrierkonservierte, mittels Ficoll angereicherte Blutproben von
Patient A und Patient B, bei denen zuvor BCR-ABL-positive Leukämien diagnostiziert
worden waren, wurden lysiert und sowohl durch BCR-ABL-Dipstick-Assay
als auch durch Sepharose-Western-Blotting-Verfahren untersucht.
Die Blutproben von Patient A und Patient B stellen eine Ph- CML
mit kryptisch umgelagerten b3a2BCR-ABL-Genen bzw. eine Ph+ ALL mit
umgelagerten e1a2BCR-ABL-Genen dar. Beide Proben wurden bezüglich des
Vorhandenseins von BCR-ABL-Fusionsprotein als positiv gewertet.
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Diskussion
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Das
Vorhandensein des Ph Chromosoms in leukämischen Zellen ist mit einer
schwachen Prognose assoziiert. Insbesondere bei ALL ist es wichtig zwischen
Ph+ Leukämien
und Ph- Leukämien
zu unterscheiden, da das Vorhandensein des Ph Chromosoms eine große Gruppe
von Patienten identifiziert, die einer unsicheren Zukunft entgegensehen.
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Dieses
schwache therapeutische Ergebnis könnte nunmehr durch frühzeitigen
Start einer aggressiveren Induktionstherapie verbessert werden. Daher
sind sensitive und verlässliche
diagnostische Verfahren, die das Ph Chromosom oder seine Produkte
zu einem frühzeitigem
Zeitpunkt der Erkrankung identifizieren, bei der ALL-Diagnose extrem wichtig.
Gegenwärtig
ist die konventionelle cytogenetische Analyse bei der Identifizierung
zahlreicher chromosomaler Abnormalitäten bei ALL das Verfahren der
Wahl. Die Ergebnisse, die durch die cytogenetische Analyse erhalten
werden, sind jedoch nicht immer verlässlich, da die Ergebnisse in
hohem Maße von
der Anzahl der untersuchten Metaphasen abhängen. Lediglich Institutionen
mit spezieller Erfahrung im Bereich der ALL-Cytogenetik erhalten
in nahezu jedem Patienten eine erfolgreiche Karyotypisierungsanalyse.
Selbst unter diesen Umständen
entgehen manche kryptischen BCR-ABL-Umlagerungen der Detektion mittels
konventioneller cytogenetischer Analyse.
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Im
Gegensatz zur konventionellen Cytogenetic sind die Verfahren der
fluoreszenten in situ-Hybridisierung nicht auf arbeitsintensive
Analysen der Metaphase beschränkt.
Duch Anwendung von Sonden, die sich gegen die BCR- und ABL-Gene
richten, und von denen jede mit verschiedenen Flurochromen markiert
ist, lassen sich Ph+ Interphase-Zellen identifizieren. Wegen der
Co-Lokalisierung der zwei Hybridisierungssignale in einem Punkt
ist ihre Sensitivität beschränkt, da
eine Co-Lokalisierung in Form eines Artefaktes in nicht-malignen,
normalen Zellen beobachtet werden könnte.
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Die
polymerase Kettenreaktion (PCR) ist gegenwärtig die sensitivste Methode
zum Detektieren genetischer Abnormalitäten. Tatsächlich detektiert die molekulare
Analyse regelmäßig Aberrationen,
die auf karyotypischem Wege nicht beobachtet werden können. Da
jedoch die Bruchstellen in den der tumorspezifischen Fusionspunkt-Introns über große Entfernungen
verstreut sind, ist das Verfahren mittels PCR lediglich nach reverser
Transkription von BCR-ABL-Messenger-RNA anwendbar. Obwohl sehr sensitiv,
sind strenge Vorschriften erforderlich, um falsch-positive (bedingt
durch Kreuzkontamination) und falsch-negative (bedingt durch vorzeitige mRNA-Degradation) Ergebnisse
zu vermeiden.
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Vorliegend
wird die Entwicklung eines neuen, einfachen und schnellen Verfahrens
beschrieben, das auf der Detektion von zwei bestimmten antigenischen
Stellen auf dem BCR-ABL-Fusionsprotein basiert. Die kombinierte
Spezifität
von mindestens zwei verschiedenen Antikörpern erlaubt die ausschließliche Detektion
von BCR-ABL-Proteinen
innerhalb von 24 Stunden.
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Unsere
Schlussfolgerung hinsichtlich der ausschließlichen immunologischen Detektion
von BCR-ABL-Proteinen durch die geeignete Kombination von Antikörpern erwies
sich als richtig, da sie zunächst
in Sepharose-Western-Blotting-Experimenten getestet wurden. Diese
Experimente zeigten, dass b3a2BCR-ABL-Proteine und b2a2BCR-ABL-Proteine
spezifisch durch die moAn 7C6/8E9-bio Kombination detektiert werden
konnten, wohingegen e1 a2BCR-ABL-Proteine spezifisch durch den moAb ER-FP1/8E9-bio
Kombination identifiziert wurden.
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Als
nächstes
untersuchten wir, ob das Sepharose-Western-Blotting-Verfahren vereinfacht
werden konnte. Der resultierende BCR-ABL-Dipstick, ein kleiner Nitrozellulosestreifen,
auf dem drei verschiedene Antikörper
immobilisiert sind, wurde sowohl hinsichtlich der Spezifität als auch
der Sensitivität
durch Verwendung verschiedener Ph+ Zelllinien untersucht. Die Spezifität wurde
duch Analyse der Ph+ Zelllinien bestätigt: Jede exprimierte eine
unterschiedliche Art von BCR-ABL-Protein. Die Ergebnisse sind konsistent
und wurden bei der Untersuchung anderer Ph+ Zelllinien, wie beispielsweise
K562, BV173 und MIK-ALL, ebenfalls beobachtet. Die Ergebnisse zeigen,
dass dieser Assay als ein alternatives Screening-Verfahren zum Detektieren
von BCR-ABL-positiven Leukämien
bei der ersten Diagnose dienen kann. Die Dipstick-Analyse von zwei
leukämischen
Zellproben mit (zuvor beschriebenen) umgelagerten BCR-ABL-Genen
zeigen, dass die anfängliche
Diagnose von BCR-ABL-positiven
Leukämien
in der Tat realisierbar ist. Ferner zeigt sich ihr darüber hinausgehender
Wert in Bezug auf die konventionelle Cytogenetik bei der Analyse
des Patienten A. Obwohl dieser Patient an einer Ph-negativen CML
mit kryptisch umgelagerten BCR-ABL-Genen litt, wurden BCR-ABL-Proteine
problemlos durch Verwendung des BCR-ABL-Dipstick-Assays identifiziert.