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Diese
Anmeldung ist eine Fortsetzungsanmeldung von U.S.-Seriennummer 60/016.117,
eingereicht am 24. April 1996 und U.S.-Seriennummer 60/017.785,
eingereicht am 15. Mai 1996, welche hiermit ausdrücklich durch
Bezugnahme einbezogen werden.
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Die
Arbeit an dieser Erfindung wurde durch die Regierung der Vereinigten
Staaten gemäß der Stipendien
HL53777 und HL52173 unterstützt,
welche durch das National Institute of Health verliehen wurden.
Die Regierung kann bestimmte Rechte auf diese Erfindung haben.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft im Allgemeinen prokoagulatorisch
aktive Proteine und genauer gesagt Nucleotidsequenzen, die ein Faktor
VIII-Protein codieren, welches zur Sekretion von höheren Mengen
im Stande ist, als sie üblicherweise
mit dem Wildtyp-Faktor VIII, APC-resistentem Faktor VIII-Protein
und Inaktivierungs- resistentem Faktor VIII-Protein erhalten werden.
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Menschlicher
Faktor VIII:C (FVIII) ist der Koagulationsfaktor, welcher in der
mit dem X-Chromosom verbundenen Bluterkrankheit Hämophilie
A, einer Hauptquelle der hämorrhagischen
Morbidität
und Mortalität in
betroffenen Männern,
fehlerhaft ist. Traditionell werden Bluter mit Transfusionen von
Vollblut behandelt. In letzter Zeit ist die Behandlung mit Präparationen
von FVIII-Konzentraten durchgeführt
worden, die aus menschlichem Plasma stammen. Die Verwendung von
aus dem Plasma stammenden Produkten setzt den Bluterpatienten allerdings
dem möglichen
Risiko von durch Viren übertragbaren
Krankheiten aus, wie zum Beispiel Hepatitis und AIDS. Teure Reinigungsmaßnahmen
zur Verminderung dieses Risikos erhöhen die Behandlungskosten.
Mit der Steigerung der Kosten und begrenzter Verfügbarkeit
an aus dem Plasma stammendem FVIII, werden Patienten eher episodisch,
auf Bedarfbasis, als prophylaktisch behandelt. Rekombinant erzeugter
FVIII hat im Hinblick auf Reinheit und Sicherheit wesentliche Vorteile
gegenüber
dem aus Plasma stammendem FVIII, sowie auch erhöhte Verfügbarkeit und es ist demgemäß viel Forschungsaufwand
auf die Entwicklung von rekombinant erzeugtem FVIII gerichtet worden.
Aufgrund der labilen Natur von FVIII, besonders nach seiner Aktivierung,
müssen,
ob aus Plasma oder rekombinant-erlangt, große und wiederholte Dosen an
Protein verabreicht werden, um einen therapeutischen Vorteil zu
erzielen. Die Menge an FVIII-Protein, welcher der Patient ausgesetzt
ist, ist jedoch mit der Entwicklung von Antikörpern in Zusammenhang gebracht worden,
die seine Aktivität
hemmen. Im Lichte seiner bekannten Immunogenität ist eines der Ziele bei der
Entwicklung von neuen rekombinanten Formen von FVIII zur Verwendung
als ein therapeutisches Agens die Entwicklung von Produkten, die
eine solche Immunantwort vermindern oder eliminieren.
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FVIII
wirkt in der intrinsischen Blutgerinnungskaskade als ein Co-Faktor,
um die Aktivierung von Faktor X durch Faktor IXa zu beschleunigen,
eine Reaktion, die auf einer negativ geladenen Phospholipidoberfläche in der
Gegenwart von Calciumionen stattfindet. FVIII wird als ein einkettiges,
2351 Aminosäuren
langes Polypeptid synthetisiert, das eine Domänenstruktur von A1-A2-B-A3-C1-C2
aufweist. Wehar, G.A. et al., Nature 312:337–342 (1984) und Toole, J.J.
et al., Nature 312:342–347
(1984). Die Domänenstruktur
von FVIII ist identisch zu jener des homologen Gerinnungsfaktors
Faktor V (FV). Kane, W.H. et al., PNAS (USA) 83:6800–6804 (1986)
und Jenny, R.J. et al., PNAS (USA) 84:4846–4850 (1987). Die FVIII A-Domänen sind
330 Aminosäuren lang
und haben 40% Aminosäureidentität miteinander
und zu der A-Domäne
von FV und dem Plasma-Kupfer-bindenden Protein Ceruloplasmin. Takahashi,
N. et al., PNAS (USA) 81:390–394
(1984). Jede C-Domäne ist
150 Aminosäuren
lang und weist 40% Identität
mit der C-Domäne
von FV auf, und mit Proteinen, die Glykokonjugate und negativ geladene
Phospholipide binden. Stubbs, J.D. et al., PNAS (USA) 87:8417–8421 (1990).
Die B-Domäne
von FVIII wird durch ein einzelnes Exon codiert und weist geringe
Homologie zu jedem bekannten Protein, einschließlich der B-Domäne von FV,
auf. Gitschier, J. et al., Nature 312:326–330 (1984) und Cripe, L.D.
et al., Biochemistry 31:3777–3785
(1992).
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FVIII
wird als ein Heterodimer einer schweren Kette (Domänen A1-A2-B)
und einer leichten Kette (Domänen
A3-C1-C2) ins Plasma sezerniert, die durch eine nicht-kovalente
Verknüpfung über ein
divalentes Metallion zwischen den A1- und A3 Domänen verbunden sind. Im Plasma
wird FVIII durch Bindung an von Willebrand-Faktor stabilisiert. Genauer gesagt
wird die leicht Kette von FVIII durch nicht- kovalente Interaktionen an die primäre Bindungsstelle
im Aminoterminus des von Willebrand-Faktors gebunden. Bei der proteolytischen
Aktivierung durch Thrombin wird FVIII zu einem Heterodimer von 2
schweren Ketten-Fragmenten (A1, ein 50 kDa-Fragment, und A2, ein
43 kDa-Fragment) und der leichten Kette (A3-C1-C2, einer 73 kDa
Kette) aktiviert. Die aktive Form von FVIII (FVIIIa) besteht daher
aus einer A1-Untereinheit, die durch die Verknüpfung über ein divalentes Metallion
mit einer Thrombin-gespaltenen leichten Kette A3-C1-C2 verbunden
ist, sowie einer freien A2-Untereinheit, die mit der A1-Domäne durch
eine Ionenverbindung verbunden ist (siehe 1A). Eaton,
D. et al., Biochemistry 25:505 (1986); Lollar, P. et al., J. Biol.
Chem. 266: 12481 (1991); und Fay, P.J. et al., J. Biol. Chem. 266:8957
(1991). Dieses FVIIIa-Heterodimer ist instabil und unterliegt unter
physiologischen Bedingungen einer schnellen Inaktivierung durch
Dissoziation der A2-Untereinheit.
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Frühere Transfektionsstudien
zeigten, dass FVIII 10-fach weniger effizient sezerniert wurde als
FV. Die ineffiziente Sekretion von FVIII korreliert mit der Bindung
and das Protein Chaperonin, welches als das Immunglobulin-Bindeprotein
(BiP) identifiziert wurde, auch bekannt als das durch Glucose regulierte
Protein mit 78 kDa (GRP78) (Murno, S. et al., Cell 46:291–300 (1986))
innerhalb des Lumens des ER (Dorner, A.J. et al., EMBO J. 4:1563–1571 (1992)).
BiP ist ein Mitglied der Hitzeschock-Proteinfamilie, welches eine
Peptid-abhängige
ATPase-Aktivität
aufweist. Flynn, G.C. et al., Science 245:385–390 (1989). BiP-Expression
wird durch die Anwesenheit von aufgefaltetem Protein oder nicht
zusammengesetzten Proteinuntereinheiten innerhalb des ERs induziert.
Lee, A.S., Curr. Opin. Cell Biol. 4:267–273 (1992) und Kozutsumi,
Y. et al., Nature 332:462–464 (1988).
Es ist gezeigt worden, dass hohe FVIII-Expressionsmengen die BiP-Transkription
induzieren. Dorner, A.J. et al., J. Biol. Chem. 264:20602–20607 (1989).
Zusätzlich
benötigt
die FVIII-Freisetzung von BiP und der Transport aus dem ER große Mengen
an intrazellulärem
ATP. Dorner, A.J. et al., PNAS (USA) 87:7429–7432 (1990). Im Gegensatz
dazu ist festgestellt worden, das FV nicht mit BiP assoziiert und
keine großen
ATP-Mengen zur Sekretion benötigt.
Pittman, D.D. et al., J. Biol Chem. 269:17329–17337 (1994). Die Deletion
der FVIII-B-Domäne
ergab ein Protein, welches BiP in einem geringeren Maße band
und effizienter ausgeschieden wurde. Dornen, A.J. et al., J. Cell
Biol. 105:2665–2674
(1987). Um zu bewerten, ob die FVIII-B-Domäne für die Interaktion mit BiP verantwortlich
war, wurden FV- und FVIII-chimäre cDNA-Moleküle konstruiert,
in welchen die B-Domänensequenzen
ausgetauscht wurden. Pittman, D.D. et al., Blood 84:4214–4225 (1994).
Ein FVIII-Hybrid,
das die B-Domäne
von FV beherbergt, wurde als ein funktionelles Molekül exprimiert
und sezerniert, obwohl die Sekretionseffizienz des Hybrids schwach
war, ähnlich
dem Wildtyp FVIII. Pittman, D.D. et al., Blood 84:4225 (1994). Das
deutete darauf hin, dass der Unterschied an Sekretionseffizienz
zwischen FV und FVIII nicht direkt auf spezifische Sequenzen innerhalb
der FVIII-B-Domäne,
die divergentesten Bereiche zwischen diesen homologen Koagulationsfaktoren,
zurückgeführt werden
konnte.
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Um
zu bestimmen, ob spezifische Aminosäuresequenzen innerhalb der
FVIII-A-Domäne die Sekretion hemmen,
wurden chimäre
Proteine untersucht, welche die A1- und A2-Domänen von FVIII oder FV enthielten. Das
chimäre
Protein, welches die A1- und A2-Domänen von FV enthielt, wurde
mit einer ähnlichen
Effizienz wie der Wildtyp FV sezerniert. Die komplementären Chimären, welche
die A1- und A2-Domänen von
FVIII aufwiesen, wurden mit niedriger Effizienz, ähnlich dem
Wildtyp FVIII, sezerniert. Diese Ergebnisse deuteten darauf hin,
dass Sequenzen innerhalb der A1- und A2-Domänen für die niedrige Sekretionseffizienz
von FVIII verantwortlich waren. Ein FVIII-Molekül mit deletierter A1-Domäne wurde
konstruiert und die Sekretion war, verglichen mit dem Wildtyp mit
deletierter A2-Domäne,
ungefähr
10-fach erhöht. Die
Expression der FVIII-A1-Domäne
alleine ergab kein sezerniertes Protein, wobei die Expression der
FVIII-A2-Domäne
alleine, oder der FV-A1-Domäne
oder A2-Domäne
alleine, die Synthese des sezernierten Proteins steuerte. Die Sekretion
eines Hybrids, in welchem die carboxyterminalen 110 Aminosäuren der
A1-Domäne
durch homologe Sequenzen der FV-A1 Domäne (226–336 Hybrid FVIII) ersetzt
waren, war verglichen mit dem Wildtyp FVIII auch 10-fach erhöht, das
abgesonderte Protein war jedoch nicht funktionsfähig, d.h. zeigte keine prokoagulatorische
Aktivität und
die schweren und leichten Ketten waren nicht verbunden. Marquette,
K.A. et al., J. Biol. Chem. 270:10297–10303 (1995). Es wäre daher
wünschenswert,
ein funktionsfähiges
rekombinantes FVIII-Protein bereitzustellen, welches verglichen
mit dem Wildtyp eine erhöhte
Sekretion aufweist. Es wäre
auch wünschenswert,
ein funktionsfähiges
rekombinantes FVIII-Protein mit erhöhter Sekretion, sowie mit erhöhter spezifischer
Aktivität
bereitzustellen.
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FVa
und FVIII werden durch Aktiviertes Protein C (APC) in der Anwesenheit
von Phospholipid und CaCl2 inaktiviert und
APC-Resistenz wird als eine der Hauptursachen für vererbliche Thrombophilie
angesehen. Dahlbäck,
B. et al., PNAS (USA) 90: 1004 (1993). Die molekulare Basis für die APC-Resistenz
wurde der Resistenz gegen APC-Spaltung und Inaktivierung zugeschrieben.
Dahlbäck,
B. et al., PNAS (USA) 91: 1396 (1994). Frühere Studien über die
APC-Inaktivierung von FVIII haben die Erzeugung eines 45 kDa-Fragments festgestellt
(Fulcher, C.A. et al., Blood 63: 486 (1994)), abgeleitet vom Aminoterminus
der schweren Kette, und es wurde vorgeschlagen, dass es aus der
Spaltung am Arg336 resultierte. Eaton, D. et al., Biochemistry 25: 505
(1986). Während
die leichte Kette von FVIII nicht durch APC gespalten wird, sind
mehrere Polypeptide beobachtet worden, welche von der schweren Kette
abstammende Zwischen- und Endspaltungsfragmente darstellen. Walker,
F.J. et al., Arch. Bioch. Biophys. 252:322 (1987). Diese Fragmente
resultieren aus den Spaltungstellen-Standorten bei Arg336, dem Übergang
der A1- und A2-Domäne, bei
Arg562, welches die A2-Domäne
halbiert und der Stelle am A2-B-Übergang,
wahrscheinlich bei Arg740. Fay, P.J. et al., J. Biol. Chem. 266:20139
(1991). APC-Spaltung von FVIII bei Rest 336 erzeugt ein 45 kDa-Fragment
vom Aminoterminus der A1-Domäne
und Spaltung bei den Resten 562 und 740 erzeugt ein 25 kDa-Fragment
vom Carboxyterminus der A2-Domäne
(siehe 1A).
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Frühere Studien
haben gezeigt, dass die B-Domäne
von FVIII für
FVIII-Co-Faktoraktivität unwesentlich
ist. Gentechnologisch erzeugte FVIII-Moleküle, die unterschiedliche Ausmaße an B-Domänendeletionen (BDD)
aufweisen, ergeben sezernierte Einzelketten-FVIII-Arten, in welchen
keine intrazelluläre
Proteolyse des primären
Translationsproduktes beobachtet wird. Diese BDD-FVIII-Mutanten
sind vorteilhaft, da sie in Säugerzellen
effizienter produziert werden. Funktionelle Charakterisierung dieser
BDD-FVIII-Moleküle
zeigte, dass FVIII-Cofaktoraktivität erhalten bleibt, wenn die
Thrombinspaltung nach Arg372, Arg740 und Arg1689 stattfindet. Daher
erzeugt jede gentechnisch erzeugte, funktionsfähige Konstruktion von FVIII
ein FVIIIa-Heterotrimer nach der Thrombinaktivierung. Die funktionellen
Vorteile von früheren
BDD-FVIII-Konstrukten waren daher durch schnelle Dissoziation der
nicht kovalent gebundenen A2-Untereinheit von FVIIIa eingeschränkt gewesen.
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Es
wäre daher
erstrebenswert, ein verbessertes rekombinantes FVIII-Protein bereitzustellen.
Es wäre auch
wünschenswert,
FVIIIa-Protein bereitzustellen, welches gegen Inaktivierung resistent
ist. Es wäre
ferner erstrebenswert, FVIIIa-Protein
bereitzustellen, das APC-resistent ist. Es wäre außerdem erstrebenswert, FVIII-Protein
bereitzustellen, welches, verglichen mit dem Wildtyp FVIII, erhöhte Sekretion
aufweist. Es wäre
ferner erstrebenswert, FVIII-Protein bereitzustellen, welches erhöhte Sekretion
und APC-Resistenz aufweist. Es wäre
auch wünschenswert,
FVIII-Protein bereitzustellen, welches erhöhte Sekretion und Inaktivierungsresistenz
aufweist. Es wäre
außerdem
erstrebenswert, ein Verfahren zur Behandlung von Bluterpatienten
mit verbessertem rekombinantem FVIII bereitzustellen. Es wäre ferner
erstrebenswert, ein Verfahren zur Behandlung von Bluterpatienten über Austauschtherapie
bereitzustellen, wobei die zur Behandlung des Patienten benötigte Menge
an FVIII-Protein verringert ist.
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Die
vorliegende Erfindung stellt neue gereinigte und isolierte Nucleinsäuresequenzen
bereit, die prokoagulatorisch aktives FVIII-Protein codieren. In
einer Ausführungsform
codieren die Nucleinsäuresequenzen der
vorliegenden Erfindung Aminosäuresequenzen,
die bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen entsprechen, wobei die
A1-Domäne,
im Speziellen der Aminosäurerest
309, Phenylalanin, durch Serin ersetzt ist. Das daraus resultierende
FVIII-Protein ist zur Sekretion in größeren als üblicherweise mit dem Wildtyp
FVIII erhaltenen Mengen im Stande und behält die prokoagulatorische Aktivität bei.
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Weiter
werden Nucleinsäuresequenzen
beschrieben, welche Aminosäuresequenzen
codieren, die bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen entsprechen,
wobei APC-Spaltungsstellen mutiert worden sind. In einer bevorzugten
Ausführungsform
sind die Aminosäurereste
336 und 562 von Arginin zu Isoleucin bzw. Arginin zu Lysin mutiert
und der Aminosäurerest
309Phe ist durch Serin ersetzt. Das resultierende FVIII-Protein
ist APC-resistent und wird daher der Einfachheit halber im Allgemeinen
hierin als „APC-resistentes
FVIII" bezeichnet.
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Ferner
werden Nucleinsäuresequenzen
beschrieben, die Aminosäuresequenzen
entsprechend bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen codieren, wobei
die B-Domäne
deletiert ist, die von Willebrand-Faktor-Bindungsstelle deletiert
ist, eine Thrombinspaltungsstelle mutiert ist und ein Aminosäuresequenzspacer zwischen
die A2- und A3-Domänen
inseriert ist. Weiter beschreibt die Beschreibung, dass die Thrombinspaltungsstelle
Arg740 mutiert sein kann, z.B. durch Substitution mit Alanin. In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
stellt der Aminosäurespacer
den Aminobereich der B-Domäne
dar, vorzugsweise die 54 Reste des Aminobereichs der B-Domäne. In noch
einem weiteren Aspekt der Beschreibung können eine oder beide APC-Spaltungsstellen
mutiert sein. Es ist überraschenderweise
festgestellt worden, dass nach Aktivierung durch Thrombin dieses
Protein ein Heterodimer ist, wobei die A2-Domäne kovalent mit der leichten
Kette verbunden bleibt (siehe 1B). Diese
Heterodimer-Konfiguration
ist stabiler als die Wildtyp-Heterotrimerkonfiguration und weist,
verglichen mit dem gereinigten Wildtyp-FVIII, einen ungefähr fünffachen
Anstieg in der spezifischen Aktivität auf. Der FVIII der vorliegenden
Erfindung kann daher als ein einkettiges Polypeptid sezerniert werden,
welches nach Aktivierung durch Thrombin ein inaktivierungsresistentes
FVIII-Heterodimer erreicht. Der Einfachheit halber wird dieser neue
FVIII der vorliegenden Erfindung hierin im Allgemeinen als „inaktivierungsresistenter
FVIII" bezeichnet.
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Der
inaktivierungsresistente FVIII kann durch Bindung an von Willebrand-Faktor (vWF) induziert
werden. Es ist festgestellt worden, dass in der Anwesenheit eines
Antikörpers
gegen die leichte Kette, ESH8, der inaktivierungs-resistente FVIII,
dem die vWF-Bindungstelle fehlt, eine erhöhte Bindungsaktivität an vWF
aufweist. Ein solcher Antikörper
oder anderes vernetzendes Agens, das die Bindung an vWF induziert,
kann daher verwendet werden, um den inaktivierungsresistenten FVIII
noch weiter zu stabilisieren.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
codieren die Nucleinsäuresequenzen
der vorliegenden Erfindung APC-resistente FVIII-Aminosäuresequenzen,
die eine Mutation am Rest 309, Phenylalanin, aufweisen, wobei Phe390
durch Serin ersetzt wird. Die in der Beschreibung beschriebenen
Nucleinsäuresequenzen
codieren auch inaktivierungsresistente FVIII-Aminosäuresequenzen,
die eine Mutation bei Phe309 aufweisen. Nochmals gesagt, wird Phe309
vorzugsweise deletiert oder durch eine andere Aminosäure, z.B.
Serin, ersetzt. Die hierin beschriebenen Nucleinsäuresequenzen
können
daher FVIII-Proteine codieren, welche Inaktivierungsresistenz und/oder
erhöhte
Sekretion zeigen.
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Ein
Fachmann wird sich darüber
im Klaren sein, dass aufgrund der hierin beschriebenen Inaktivierungsresistenz
der Proteine und der damit in Zusammenhang stehenden erhöhten spezifischen
Aktivität,
eine niedrigere Dosierung an Protein, während der Ersatz-Therapie an
Bluterpatienten verabreicht werden kann. Durch Nutzung der Proteine
der vorliegenden Erfindung wird daher die gesamte Proteinbelastung
des Patienten vermindert, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Inhibitorbildung
gesenkt wird. Es wird ferner eingesehen werden, dass der neue FVIII
der vorliegenden Erfindung auch in Gentherapie-Anwendungen nützlich sein
wird.
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Zusätzliche
Gegenstände,
Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung werden von der
folgenden Beschreibung und den beigefügten Ansprüchen deutlich werden, in Verbindung
mit den begleitenden graphischen Darstellungen.
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Die
verschiedenen Vorteile der vorliegenden Erfindung werden durch Lesen
der folgenden Beschreibung und der hinzugefügten Ansprüche unter Bezugnahme auf die
folgenden graphischen Darstellungen offensichtlich werden, in welchen:
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1A ein
Diagramm der Wildtyp-FVIII- und -FV-Domänenstrukturen ist;
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1B ein
Diagramm des Inaktivierungs-resistenten FVIII der vorliegenden Erfindung
ist;
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2 eine
Tabelle ist, welche die Sekretionsaktivität der A1-mutierten FVIII-Proteine der vorliegenden Erfindung
verglichen mit dem Wildtyp FVIII zeigt.
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3 ein
Diagramm ist, das die Thrombinaktivierung des APC-resistenten FVIII
der vorliegenden Erfindung und vom Wildtyp FVIII zeigt;
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4A und 4B Photographien
von Gelen sind, welche die Expression und Thrombinspaltung des APC-resistenten
FVIII der vorliegenden Erfindung zeigen;
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5A und 5B Photographien
von Gelen sind, welche die APC-Spaltung des APC-resistenten FVIII
der vorliegenden Erfindung zeigen;
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6 eine
Photographie eines Gels ist, welches den gereinigten Wildtyp und
den APC-resistenten FVIII der vorliegenden Erfindung zeigt;
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7A und 7B Diagramme
sind, welche APC-vermittelte funktionelle Inaktivierung von Wildtyp- und
von APC-resistentem FVIII der vorliegenden Erfindung zeigen;
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8 ein
Diagramm der Domänenstruktur
des einkettigen inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden
Erfindung ist;
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9 ein
Diagramm der Domänenstruktur
des inaktivierungsresistenten, heterodimeren FVIII-Proteins der
vorliegenden Erfindung ist;
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10 eine
Photographie eines Gels ist, welches relative Synthese- und Sekretionsmengen
des inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden Erfindung zeigt;
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11 eine
Photographie eines Gels ist, welches die Spaltungsmuster des inaktivierungsresistenten FVIII
der vorliegenden Erfindung zeigt;
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12 ein
Diagramm ist, welches die funktionelle Aktivierung und Inaktivierung
des inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden Erfindung verglichen
mit dem Wildtyp FVIII zeigt;
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13 ein
Diagramm ist, welches die Aktivierung und reduzierte Rate der Inaktivierung
des durch Immunaffinität
gereinigten inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden Erfindung
verglichen mit dem Wildtyp FVIII zeigt;
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14 ein
Diagramm ist, welches die Ergebnisse eines ELISA-Tests illustriert,
der die Antikörper-induzierbare
vWF-Bindung des inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden
Erfindung beweist;
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15 ein
Diagramm ist, welches die Ergebnisse eines ELISA-Tests illustriert,
der die Antikörper-induzierbare
vWF-Bindung des inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden
Erfindung nach Aktivierung mit Thrombin zeigt; und
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16 ein
Diagramm ist, welches die Ergebnisse eines ELISA-Tests illustriert,
der die Antikörper-induzierbare
vWF-Bindung des inaktivierungsresistenten FVIII der vorliegenden
Erfindung nach Aktivierung mit Thrombin sowie bewahrte FVIII-Aktivität zeigt.
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Neue
gereinigte und isolierte Nucleinsäuresequenzen werden bereitgestellt,
die prokoagulatorisch aktiven FVIII codieren. Nucleinsäuresequenzen,
die Aminosäuresequenz
codieren, welche mit bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen übereinstimmen,
die eine A1-Domänenmutation
aufweisen, werden bereitgestellt. Genauer gesagt werden Nucleinsäuresequenzen
bereitgestellt, welche Aminosäuresequenzen
codieren, die mit bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen übereinstimmen,
wobei der Aminosäurerest
309, Phenylalanin, durch ein Serin ersetzt ist. Das resultierende
FVIII-Protein ist zur Sekretion von höheren Mengen im Stande als
sie üblicherweise
mit dem Wildtyp FVIII erhalten werden und behält die prokoagulatorische Aktivität bei.
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Nucleinsäuresequenzen,
die Aminosäuresequenzen
codieren, welche bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen entsprechen,
die mutierte APC-Spaltungsstellen
enthalten, werden auch bereitgestellt. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden die APC-Spaltungsstellen Arg336 und Arg562 zu Isoleucin bzw.
Lysin (R336I und R562K) mutiert und der Aminosäurerest Phe309 wird durch Serin
ersetzt. Das resultierende FVIII-Protein ist APC-resistent.
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Weiter
können
die hierin beschriebenen Nucleinsäuresequenzen Aminosäuresequenzen
codieren, die bekannten menschlichen FVIII-Sequenzen entsprechen,
wobei die B-Domäne
deletiert ist, die von Willebrand-Faktor-Bindungsstelle (d.h. der saure Bereich
des Aminoterminus der leichten Kette) deletiert ist, eine Thrombinspaltungsstelle
mutiert ist und ein Aminosäuresequenzspacer
zwischen den A2- und A3-Domänen inseriert
ist. Das kann ferner eine APC-Spaltungsstellen-Mutation einschließen, zum
Beispiel eine oder beide hierin beschriebenen APC-Spaltungsstellen-Mutationen.
Die Beschreibung beschreibt weiter, dass die Arg740-Thrombinspaltungsstelle
mutiert ist, vorzugsweise durch eine Substitution mit Alanin (R740A)
oder Lysin (R740K). Der Aminosäuresequenzspacer
besitzt eine ausreichende Länge,
um dem Protein zu ermöglichen,
durch Thrombin aktiviert zu werden, um ein Heterodimer zu erhalten,
wobei die A2-Domäne
kovalent mit der leichten Kette verbunden bleibt. Der Spacer ist
ungefähr
54 Reste lang. Der Spacer umfasst 54 Reste des Aminoanteils der
Wildtyp-FVIII-B-Domäne,
d.h. Reste 741 bis 794, wobei Rest 794 Threonin oder Leucin ist. Das
einkettige Polypeptid (neuer FVIII, hierin auch als IR8 bezeichnet)
wird nach Aktivierung mit Thrombin ein Heterodimer (neuer FVIIIa,
hierin auch als IR8a bezeichnet), welches eine ungefähr fünffache
Steigerung in der spezifischen Aktivität verglichen mit gereinigtem
Wildtyp-FVIII aufweist.
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Ferner
kann der inaktivierungsresistente FVIII in Kombination mit einem
Antikörper
oder einem vernetzendem Agens eingesetzt werden, welches die Bindungsaffinität des Proteins
an vWF erhöht.
Zum Beispiel wenn sich der Inaktivierungs-resistente FVIII, dessen
vWF-Bindungsstelle entfernt wurde, in der Anwesenheit von ESH8,
eines im Handel erhältlichen
monoclonalen Antikörpers
von der Maus (American Diagnostics, Inc. Greenwich, CT) befindet,
welcher ein Epitop bei Aminosäuren
2248 bis 2285 innerhalb der C2-Domäne erkennt, bindet der inaktivierungsresistente
FVIII an vWF. Wie in Beispiel 4 in mehr Einzelheiten dargelegt wird, weist
der inaktivierungsresistente FVIII, verglichen mit dem Wildtyp FVIII,
eine mindestens 10-fach reduzierte Affinität für vWF auf, in der Anwesenheit
von ESH8 weist er allerdings eine nur 2-fach reduzierte Affinität zu vWF
auf. Es ist vor kurzem berichtet worden, dass ESH8 durch Erhöhung der
Affinität
des mit Thrombin gespaltenen FVIII (FVIIIa) für vWF, als Inhibitor der Wildtyp-FVIII-Aktivierung agieren
kann. Saenko, E.L. et al., Blood 86, AbstraktNr. 749 (1995). Durch
Verzögerung
der Freisetzung von FVIIIa von vWF inaktivieren die A2-Dissoziation und
die weitere proteolytische Spaltung wahrscheinlich den FVIII bevor
er vollständig
von vWF freigesetzt werden kann und seine Cofaktorfunktion ausüben kann.
Von einem menschlichen inhibitorischen Antikörper, der ein Epitop bei den
Aminosäuren
2218 bis 2307 innerhalb der C2-Domäne erkennen kann, ist auch
berichtet worden, welcher die Wildtyp-FVIII-Aktivierung durch einen ähnlichen
Mechanismus zu inhibieren scheint und der auf ähnliche Weise verwendet werden
kann, um vWF-Bindung zu induzieren. Shima, M. et al., Blood 86,
Abstraktnummer 748 (1995) und Shima, M. et al., Britisch J. Hematol.
91: 714–721
(1995).
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
codieren die Nucleinsäuresequenzen
der vorliegenden Erfindung hierin beschriebenen APC-resistenten
FVIII, welcher eine Mutation bei Phe309 aufweist, wobei Phe309 durch
Serin ersetzt ist. Die in dieser Beschreibung beschriebenen Nucleinsäuresequenzen
können
auch den hierin beschriebenen inaktivierungsresistenten FVIII codieren,
der auch eine zusätzliche
Mutation an Phe309 aufweist. Nochmals gesagt, ist Phe309 durch Serin
ersetzt. Die Nucleinsäuresequenzen
der vorliegenden Erfindung codieren FVIII-Proteine, welche Inaktivierungsresistenz
und/oder erhöhte
Sekretion aufweisen.
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Man
wird sich darüber
im Klaren sein, dass aufgrund der erhöhten spezifischen Aktivität der Proteine der
vorliegenden Erfindung den Bluterpatienten eine niedrigere Proteindosierung
verabreicht werden kann, während
therapeutisch effektive FVIII-Aktivitätswerte beibehalten werden.
Zusätzlich
zur Kosteneinsparung kann durch die Nutzung der Proteine der vorliegenden
Erfindung in der FVIII-Austauschtherapie
die gesamte Proteinbelastung des Patienten gesenkt werden, wodurch
die Wahrscheinlichkeit von Inhibitorbildung gesenkt wird. Es wird
ferner verständlich
sein, dass die Proteine der vorliegenden Erfindung auch in der Gentherapie-verwandten
Behandlung nützlich
sind.
-
DNA-Sequenzen
für menschlichen
FVIII sind bekannt, wie auch die Expressionsverfahren (siehe z.B. Toole
et al., Nature 312:312–317
(1984); Wood et al., Nature 312:330–337, Vehar et al., Nature
312:337-342, U.S. Patentnummer 4.757.006, W0 87/04187, WO 88/08035
und W0 88/03558). Die neuen gereinigten und isolierten Nucleinsäuresequenzen,
welche das FVIII-Protein der vorliegenden Erfindung codieren, können durch
herkömmliche
Techniken erzeugt werden, d.h. eine Nucleinsäuresequenz, welche eine Polypeptidsequenz
codiert, die im Wesentlichen die Gleiche ist wie menschlicher FVIII
oder Varianten davon, modifiziert wie es im Fachgebiet bekannt und
hierin beschrieben ist. Zum Beispiel können die Mutationen bei Phe309
und die APC- und Thrombin-Spaltungsstellen auf diese Weise durch
ortsspezifische Mutagenese der cDNA erzeugt werden. Ein Fachmann
wird erkennen, dass sich „Mutation" auf jede Änderung
bezieht, einschließlich,
aber nicht beschränkt
auf Substitutionen, Insertionen und Deletionen. Es wird ferner verstanden
werden, dass sich der Rest der FVIII-Nucleinsäuresequenz vom Wildtyp-FVIII
unterscheiden kann, indem er zusätzliche
Modifikationen enthält,
wie jene die in U.S. Patentnummer 5.004.803, WO 86/06101, und WO
87/071444 offenbart sind. FVIII-Analoge sind entwickelt worden,
um die spezifischen strukturellen Anforderungen für die FVIII-Aktivierbarkeit
oder -Nicht-Aktivierbarkeit und in vivo Wirksamkeit besser zu verstehen
und sie liegen auch im Schutzbereich der Erfindung. Unter den zu
optimierenden Merkmalen sind auch vereinfachte Herstellung, Erleichterung
der Verabreichung, Stabilität,
verbesserte Clearance/Verteilungseigenschaften, verminderte Immunogenität und verlängerte Halbwertszeit
eingeschlossen. Darüber
hinaus wird eingesehen werden, dass Varianten der FVIII-Nucleinsäuresequenzen
in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung auch Allel-Variationen einschließen, d.h.
Variationen in der Sequenz aufgrund natürlicher Variabilität von Individuum
zu Individuum, oder mit anderen Codonsubstitutionen oder -deletionen,
die prokoagulatorische Aktivität
vom FVIII-Typ noch immer bewahren.
-
Alternierende
Nucleinsäureformen,
wie zum Beispiel genomische DNA, cDNA und DNA, erzeugt durch teilweise
oder gesamte chemische Synthese von Nucleotiden, sowie DNA mit Mutationen
liegen auch innerhalb der Erwägungen
der Erfindung.
-
Die
Assoziation der durch die vorliegende Erfindung bereitgestellten
Nucleinsäuresequenzen
mit Expressionskontrollsequenzen homologer oder heterologer Arten,
wie zum Beispiel Promotoren, Operatoren, Regulatoren und ähnlichem,
ermöglicht
eine in vivo- und in vitro-Transkription zur Bildung von mRNA, die
dann wiederum für
Translation empfänglich
ist, um neue FVIII-Proteine und verwandte Poly- und Oligopeptide
in großen
Mengen bereitzustellen. Die vorliegende Erfindung umfasst demnach
die Expressionsprodukte der Nucleinsäuresequenzen der Erfindung,
sowie auch aktivierte Formen dieser Expressionsprodukte. In einem
zurzeit bevorzugten Expressionssystem der Erfindung werden FVIII-codierende
Sequenzen funktionsfähig
mit einer regulatorischen Promotorsequenz verbunden und dadurch
die Transkription und Translation in einer Säugerzelle ermöglicht,
um zum Beispiel FVIII bereitzustellen, der Gerinnungsaktivität aufweist.
-
Wie
hierin verwendet, kann der Begriff „prokoagulatorisch aktiver" und „aktiver" FVIII austauschbar verwendet
werden, um sich auf einen oder mehrere Polypeptide) oder Proteine
zu beziehen, die in einem Gerinnungstest prokoagulatorische Aktivität demonstrieren.
Der Begriff FVIII kann hierin verwendet werden, um FVIIIa einzuschließen und
ein Fachmann wird aus dem Zusammenhang, in welchem die Begriffe
verwendet werden, verstehen, welcher Begriff (Prä-Thrombin-aktivierter FVIII
oder Thrombin-aktivierter FVIII (FVIIIa)) beabsichtigt ist. Wie
hierin verwendet, schließt
der Begriff „Polypeptide" nicht nur Vollängen-Proteinmoleküle ein, sondern
auch Fragmente davon, welche alleine oder mit anderen Fragmenten
gemeinsam FVIII-prokoagulatorische Aktivität in einem Gerinnungstest erzeugen.
Man wird sich darüber
im Klaren sein, dass synthetische Polypeptide der neuen Proteinprodukte
der vorliegenden Erfindung auch im Schutzbereich der Erfindung liegen
und gemäß Standard-Syntheseverfahren
erzeugt werden können.
Es wird auch eingesehen werden, dass im hierin verwendeten Aminosäure-Nummerierungssystem,
der Aminosäurerest
1 der erste Rest des nativen, reifen FVIII-Proteins ist. Man wird
sich ferner darüber
im Klaren sein, dass sich der Begriff „Domäne" auf die groben Bereiche von FVIII bezieht,
die den Fachleuten bekannt sind.
-
Wie
hierin verwendet, soll der Ausdruck „eine Sequenz, die im Wesentlichen
der Sequenz entspricht" Sequenzen
einschließen,
die unter stringenten Bedingungen an eine bestimmte Sequenz hybridisieren,
sowie auch jene, die trotz der Redundanz des genetischen Codes hybridisieren
würden
und die in Expressionsprodukten resultieren, die vorgegebene Aktivität aufweisen.
Stringente Bedingungen sind im Allgemeinen 0,2 x SSC bei 65°C. Der Ausdruck „im Wesentlichen
duplikativ" soll
jene Sequenzen einschließen,
die obwohl sie nicht identisch zu einer bestimmten Sequenz sein
müssen,
dennoch in einem Expressionsprodukt resultieren, Proteine und/oder
synthetische Polypeptide, die FVIII-Aktivität in einem Standard-Gerinnungstest aufweisen.
-
Die
Aufnahme der Sequenzen der vorliegenden Erfindung durch Standard-Transformation und
Transfektionsprozesse in prokaryontische oder eukaryontische Wirtszellen,
die eventuell geeignete virale oder zirkuläre DNA-Plasmidvektoren einschließen, liegt
auch innerhalb der Erwägung
der Erfindung. Prokaryontische und eukaryontische Zellexpressionsvektoren,
welche die Nucleinsäuresequenzen
der vorliegenden Erfindung enthalten und im Stande sind, sie zu
exprimieren, können
durch Techniken synthetisiert werden, die Fachleuten gut bekannt
sind. Die Komponenten der Vektoren, wie zum Beispiel die bakteriellen
Replikons, Selektionsgene, Enhancer, Promotoren und ähnliches,
können
von natürlichen
Quellen erhalten oder durch bekannte Verfahren synthetisiert werden
(siehe z.B. Kaufman et al., J. Mol. Biol. 159:601–621 (1982)
und Kaufman, PNAS 82:689–693
(1995)). Expressionsvektoren, die für die Herstellung von Proteinen
dieser Erfindung nützlich
sind, können
auch induzierbare Promotoren enthalten oder induzierbare Expressionssysteme
umfassen, die im Fachgebiet bekannt sind.
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Etablierte
Zelllinien einschließlich
transformierter Zelllinien sind als Wirte geeignet. Normale diploide Zellen,
Zellstämme,
abgeleitet von in vitro-Kulturen aus primären Geweben, sowie primäre Explantate
(einschließlich
relativ undifferenzierter Zellen, wie zum Beispiel hämatopoietischen
Stammzellen) sind auch geeignet. Zellkandidaten müssen im
Selektionsgen nicht genotypisch defizient sein, solange das Selektionsgen
dominant agiert.
-
Die
Verwendung von Säuger-Wirtszellen
stellt solche Post-Translationsmodifikationen
bereit, z.B. proteolytische Prozessierung, Glykosylierung, Tyrosin-,
Serin- oder Threonin-Phosphorylierung, wie sie durchgeführt werden
können,
um dem Expressionsprodukt der Erfindung optimale biologische Aktivität zu verleihen. Etablierte
Säugerzelllinien
werden daher bevorzugt, z.B. CHO (Chinese Hamster Ovary)-Zellen.
Alternativ kann der Vektor das gesamte oder einen Teil des Genoms
des Rinderpapillomavirus umfassen (Lusky et al., Cell 36:391–401 (1984))
und in Zelllinien wie zum Beispiel C127 Mauszellen als stabiles
episomales Element aufgenommen werden. Andere nützliche Säugerzelllinien schließen HeLa,
COS-1-Affenzellen,
Melanomzelllinien wie zum Beispiel Bowes-Zellen, Maus L929-Zellen,
3T3-Linien abgeleitet von Schweizer, Balb-c- oder NIH-Mäusen, BHK-
oder HaK-Hamsterzelllinien
und ähnliches
ein.
-
Welcher
Expressionsvektortyp auch immer verwendet wird, es mag wünschenswert
sein die FVIII-Nucleinsäuren
der vorliegenden Erfindung mit einer Nucleinsäuresequenz zu coexprimieren,
die den von Willebrand-Faktor (vWF) oder ein Analog davon codiert,
z.B. wie beschrieben in WO 87/06101, WO 88/08035 und U.S. Patentnummer
5.250.421. Es kann auch bevorzugt werden, das Protein in einem Medium
zu exprimieren, welches einen Proteaseinhibitor wie zum Beispiel
Aprotinin enthält,
z.B. in einer Menge von etwa 0,01 bis etwa 5%, vorzugsweise von
etwa 0,5 bis etwa 1,0%, (Vol/Vol) (Aprotinin, 15–30 Trypsin-Inhibitoreinheiten
((TIE/ml, Sigma) oder entsprechende Mengen an Aktivitätseinheiten
anderer Proteaseinhibitoren.
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Stabile
Transformanten werden durch standardmäßige immunologische- oder Aktivitätstests
auf die Expression des prokoagulatorischen Produktes hin durchmustert.
Die Anwesenheit der die prokoagulatorischen Proteine codierenden
DNA kann durch Standardverfahren wie zum Beispiel Southern-Blots
nachgewiesen werden. Transiente Expression der prokoagulatorischen
Gene während
mehrerer Tage nach Einführung des
Expressionsvektors in geeignete Wirtszellen, wie zum Beispiel COS-1-Affenzellen,
wird ohne Selektion durch Aktivitäts- oder immunologische Tests
der Proteine im Kulturmedium gemessen. Nach der Expression der DNA
durch herkömmliche
Mittel, kann das so erzeugte Protein gewonnen, gereinigt und/oder
im Hinblick auf physikochemische, biochemische und/oder klinische
Parameter charakterisiert werden, alles mittels bekannter Verfahren.
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In
einer weiteren Ausführungsform
können
die Nucleotidsequenzen der vorliegenden Erfindung in Gentherapie-Anwendungen
verwendet werden, z.B. zur Behandlung von durch Mangel an FVIII
verursachter Hämophilie.
Aufgrund der erhöhten
spezifischen Aktivität
der FVIII-Proteine der vorliegenden Erfindung, kann therapeutisch
effektive FVIII-Aktivität
mit niedrigeren Proteinexpressionsmengen, als verglichen mit anderen Formen
von FVIII, einschließlich
Wildtyp-FVIII, erreicht werden. Die Verfahren dieser Erfindung umfassen
daher den Schritt des Einführens
der Nucleotidsequenzen der vorliegenden Erfindung in eine Zielzelle.
Um den Transfer herbeizuführen,
müssen
die zu transferierenden Nucleotidsequenzen mit einem Vehikel assoziiert sein,
das in der Lage ist, die Zielzelle zu transduzieren. Fachleuten
wird bewusst sein, dass solche Vehikel in der Gentherapie bekannte
Transfersysteme einschließen,
die adenovirale, retrovirale und adeno-assoziierte virale Vektoren
umfassen, aber nicht auf sie beschränkt sind, sowie auch Liposomen
und DNA-Protein-Komplexe.
-
Die
Erfindung wird ferner mit Bezug auf die folgenden darstellenden
Beispiele und Verfahren verstanden werden, welche rein beispielhaft
sind und nicht als limitierend für
den wahren Schutzbereich der vorliegenden Erfindung betrachtet werden
sollten. Beispiel 1 beschreibt die Herstellung und Analyse des FVIII
der vorliegenden Erfindung mit mutierten A1-Domäne. Beispiel 2 beschreibt die
Herstellung und Analyse des APC-resistenten FVIII. Beispiel 3 beschreibt
die Herstellung und Analyse des inaktivierungsresistenten FVIII.
Beispiel 4 beschreibt die induzierbare vWF-Bindung des inaktivierungsresistenten
FVIII. Beispiel 5 beschreibt die Arzneimittel und Verfahren zur
Verwendung der FVIII-Proteine und Nucleinsäuresequenzen der vorliegenden
Erfindung.
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BEISPIEL 1
-
HERSTELLUNG UND ANALYSE
DES FVIII MIT MUTIERTER A1-DOMÄNE
-
Ein
statistischer Algorithmus (Blond-Elguindi, S. et al., Cell 75:717–728 (1993))
wurde angewandt, um das BiP-Bindungspotential von 7-mer-Peptiden
an die Region 226–336
von FVIII vorherzusagen (Rest 1 ist der erste Aminosäurerest
des nativen reifen FVIII-Proteins). Von den Resten Leu303 bis Phe309
wurde festgestellt, dass sie einen BiP-Bindungswert von +14 aufwiesen,
wobei jeder Wert über
+10 eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit der BiP-Bindung aufweist.
Fay, P.J. et al., J. Biol. Chem. 266:8957–8962 (1991). Dieser Bereich enthält einen
hydrophoben Cluster, wobei 7 bis 11 Aminosäurereste Leu oder Phe darstellen.
-
Zunächst wurden
alle 7 Leu- und Phe-Reste in der möglichen BiP-Bindungstasche zu Ala mutiert. Ortsspezifische
Mutagenese durch Polymerase-Kettenreaktion
(PCR)-Mutagenese mit Verlängerung
durch überlappende
Oligonucleotide wurde genützt.
Eine FVIII/FV-Chimäre
wurde produziert, wobei die Reste 226–336 von FVIII durch die homologen
Reste von FV (Reste 198–313)
ersetzt wurden. Marquette, K.A., et al., J. Biol. Chem. 270:10297–10303 (1995).
Teilweise komplementäre
Primer, welche die Mutation enthielten, wurden mit zwei Primern
genutzt, die gegen die Mlul-Stellen bei 226 und 336 in der chimären cDNA
von FVIII/FV gerichtet waren, um zwei überlappende Produkte zu amplifizieren,
welche die spezifischen Mutationen enthielten. Diese beiden Fragmente
wurden isoliert und durch PCR unter Verwendung der beiden die Mlul-Stelle
enthaltenden Primer miteinander fusioniert. Das daraus resultierende
Mlul-Fragment wurde dann in die mit Mlul gespaltene FVIII/FV 226–336-Chimäre innerhalb
des Expressionsvektors pMT2 subcloniert. Alle Mutationen wurden
durch DNA-Sequenzierung über die
mit PCR amplifizierte Region bestätigt. Expressionsvektoren, die
diese Mutanten codierten, wurden in COS-1-Zellen transfiziert und
das konditionierte Medium bei 60 Stunden zur Analyse der FVIII-Aktivität durch
den Coatest-Aktivitätstest
entnommen. Wenn alle 7 Leu- und Phe-Reste in der potentiellen BiP-Bindungstasche
zu Ala mutiert waren, wurde das Molekül nicht sezerniert. Anschließend wurden
die Phe-Reste einzeln in die entsprechenden Aminosäurereste
im FV mutiert. Die Sekretion der F309S-Mutanten (entweder alleine
oder in Kombination mit anderen Mutanten) wurde in mehreren Transfektionsexperimenten
reproduzierbar 2-fach erhöht.
Wie in 2 gezeigt, haben Mutationen an anderen benachbarten
Resten (F293S, F306W) die Sekretion nicht verbessert. Die vermehrte
Sekretion der F309S-Mutanten korrelierte mit einer 2-fachen Erhöhung an
FVIII-Antigen, was auf eine spezifische Aktivität ähnlich zu Wildtyp-FVIII hindeutet.
Metabolische Markierung mit [35S]-Methionin
für 20
Minuten und nachfolgendem 4-stündigem
Chase in Medium, das einen Überschuss
an unmarkiertem Methionin enthielt, deutete darauf hin, dass die
erhöhte
Sekretion der F309- und Q,F305/309K,S-Mutanten im Vergleich mit
dem Wildtyp mit einer erhöhten
Sekretion korrelierte.
-
Stabil
transfizierte CHO-Zelllinien wurden gestaltet, welche die F309S-Mutante
exprimierten. Von den 35 ursprünglich
transfizierten CHO-Zellclonen, die für Dihydrofolat-Reduktaseexpression
ausgewählt
wurden, wurden 5 Clone erhalten, die erhebliche Mengen an FVIII
(ungefähr
1 E/ml/106 Zellen/Tag) exprimierten. Zwei dieser
Clone exprimierten die gleiche Menge an FVIII wie die ursprüngliche
10A1-Zelllinie,
die durch Durchmusterung von über
1000 ursprünglich
transfizierten Zellclonen erhalten wurde. Kaufman, R.J. et al.,
J. Biol. Chem. 263:6352–6362
(1988). In niedrigen Methotrexat-Konzentrationen erlaubt die Mutation
daher die einfachere Erlangung von hohen FVIII-Expressionsmengen.
-
Weitere
Selektion in Methotrexat wird durchgeführt, um zu bestimmen, ob die
maximale Produktivität von
FVIII/Zelle verbessert ist. Experimente werden durchgeführt, um
die BiP-Interaktion und ATP-Abhängigkeit für die Sekretion
der funktionsfähigen
FVIII-Mutante, F309W/S, in stabil transfizierten CHO-Zellen zu messen.
-
BEISPIEL 2
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HERSTELLUNG UND ANALYSE
VON APC-RESISTENTEM FAKTOR VIII
-
Experimentelle Verfahren
-
Materialien.
Plasma mit FVIII-Mangel und normales vereinigtes menschliches Plasma
wurden von der George King Biomedical Inc., (Overland Park, KS)
erhalten. Monoclonale Antikörper
gegen die schwere Kette von FVIII (F8) gekoppelt an CL4B-Sepharose wurde verwendet
und können
durch bekannte Verfahren erzeugt werden. Aktiviertes partielles
Thromboplastin (automatisiertes APTT-Reagens) wurde von der General
Diagnostic Organon Teknika Corporation (Durham, NC) erworben. Sojabohnen-Trypsininhibitor,
Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF) und Aprotinin wurden von Boehringer
Mannheim GmbH (Mannheim, Germany) erworben. Menschliches α-Thrombin
wurde von Sigma Chemical Co. (St. Louis, MO) erhalten. Menschliches
APC wurde von Enzyme Research Laboratories Inc., (South Bend, IN)
erworben. Dulbecco-modifiziertes-Eagle-Medium (DMEM), α-Modifizierung
von Eagle-Medium (α-MEM)
und Methionin-freies DMEM wurden von Gibco BRL (Gaithersburg, MD)
erhalten. Fötales
Rinderserum wurde von PAA-Laboratories Inc., (Newport Beach, CA)
erworben.
-
Plasmidkonstruktion.
Ortsspezifische Oligonucleotid-vermittelte Mutagenese wurde durch
das „Gapped"-Heteroduplex-Verfahren
durchgeführt,
um wie vorher beschrieben Arg336IIe (R336I)- und/oder Arg562Lys
(R562K)-Mutationen in die in den Expressionsvektor pED6 clonierte
FVIII-cDNA einzuführen.
Pittman, D.D. et al., Methods in Enzymology Bd. 222, (San Diego,
CA; Academic Press, Inc.,) S. 236 (1993) und Toole, J.J. et al.,
PNAS (USA) 83:5939 (1986). Die Mutationen wurden durch umfassende
Restriktionsendonuclease-Spaltung und DNA-Sequenzanlayse bestätigt. Die
sich ergebenden Moleküle
wurden als R336I oder R562K bezeichnet und die Doppelmutante, die
hierin APC-resistenter FVIII genannt wurde, wurde als R336I/R562K
bezeichnet. Zusätzlich
wurde auch eine R336I/K338I-Doppelmutante konstruiert.
-
Analyse
von Synthese und Sekretion. Plasmid-DNA wurde wie beschrieben durch
das Diethylaminoethyl (DEAE)-Dextran-Verfahren in COS-1-Zellen transfiziert.
Pittman, D.D. et al., Methods in Enzymology Bd. 222 (San Diego,
CA; Academic Press, Inc.,) S. 236 (1993). Konditioniertes Medium
wurde 60 Stunden nach der Transfektion in der Anwesenheit von 10%
Hitze-inaktiviertem fötalem
Rinderserum für
den FVIII-Test geerntet. Anschließend wurden die Zellen wie
vorher beschrieben mit [35S]-Methionin metabolisch
markiert. Pittman, D.D. et al., Methods in Enzymology Bd. 222 (San
Diego, CA; Academic Press, Inc.,) S. 236 (1993). Markiertes konditioniertes
Medium wurde geerntet und mit F8-Antikörper, gekoppelt an CL-4B-Sepharose,
immunpräzipitiert.
Immunpräzipitierte
Proteine vom konditionierten Medium wurden mit PBS gewaschen, das
Triton X-100 enthielt, in 50 mM Tris-HCl pH 7,5, 150 mM NaCl, 2,5
mM CaCl2 und 5% Glycerin (Puffer A) resuspendiert
und mit oder ohne 8,5 E/ml Thrombin bei 37°C für 1 Stunde behandelt. Proben
wurden durch Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
(SDS-PAGE) unter
reduzierenden Bedingungen analysiert und nach Fluorographie durch
Behandlung mit En3hance (Dupont; Boston, MA) durch Autroradiographie
sichtbar gemacht.
-
Analyse
der APC-Spaltung von FVIII. Radioaktiv markierter und immunpräzipitierter
FVIII wurde mit Puffer A resuspendiert und mit 30 μg/ml Rinder-APC in der Anwesenheit
von 100 μg/ml
Inosithin und 10 mM CaCl2 bei 37°C für 1,5 Stunden
behandelt. Die daraus resultierenden Polypeptide wurden auf SDS-PAGE
aufgetrennt und wie vorstehend beschrieben durch Autoradiographie
sichtbar gemacht.
-
Erzeugung
von CHO-Zelllinien und Reinigung von FVIII. Um große Mengen
an FVIII zu erhalten, wurden stabil transfizierte CHO-Zelllinien
gestaltet, die DNA enthielten, welche den Wildtyp und APC-resistenten FVIII
codiert. Die Expressionsplasmide wurden mit Cla1 gespalten und unter
Verwendung des Lipofektionsverfahren in CHO-Zellen transfiziert.
Pittman, D.D. et al., Methods in Enzymology Bd. 222 (San Diego,
CA; Academic Press, Inc.,) S. 236 (1993). Konditioniertes Medium
wurde auf eine Säule
von F8-Antikörper,
gekoppelt an CL-4B-Sepharose,
aufgetragen. Der gebundene FVIII wurde in Puffer eluiert, der 60%
Ethylenglykol enthielt und durch Dialyse gegen einen 10% Polyethylenglykol
(MW 15K–20K)-enthaltenden
Puffer konzentriert. Fay, P.J. et al., J. Biol Chem. (im Druck)
(1996). Konzentrierte Proben wurden gegen modifizierten Puffer A,
der 5 mM CaCl2 enthielt (Puffer B), dialysiert.
Die FVIII-Gerinnungsaktivität
der gereinigten Präparate
waren etwa 20 E/ml. Die Struktur der gereinigten Proteine wurde
durch SDS-PAGE und Silberfärbung
(Bio-Rad Laboratories; Hercules, CA) evaluiert.
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FVIII-Test.
FVIII-Aktivitäten
wurden in einem Ein-Schritt-Gerinnungstest unter Verwendung von
FVIII-defizientem Plasma als Substrat gemessen. Eine Einheit der
FVIII-Aktivität
ist die Menge, die in 1 ml eines normalen menschlichen vereinigten
Plasmas gemessen wird. Zur Thrombinaktivierung wurde konditioniertes Medium
in Puffer A verdünnt
und bei Raumtemperatur mit 1 E/ml Thrombin inkubiert. Nach Inkubation
für zunehmende
Zeitspannen wurden Aliquots verdünnt
und auf FVIII-Aktivität überprüft.
-
APC-Inaktivierung
von FVIII. Gereinigte FVIII-Proben, verdünnt auf 3 E/ml in Puffer B,
wurden mit 100 μg/ml
Inosithin und menschlichem APC mit 100 ng/ml gemischt, oder Puffer
alleine als eine Kontrolle. Nach zunehmenden Zeitspannen bei 37°C wurden
Aliquots verdünnt
und der verbleibende FVIII wurde bestimmt.
-
Effekt
von APC-resistentem FVIII im APC-Resistenztest. 20 E/ml an gereinigtem
FVIII wurden mit Plasma mit FVIII-Mangel auf 1 E/ml verdünnt. Diese
Proben wurden durch den im Handel erhältlichen APC-Resistenztest-Kit
(Coatest APC Resistance; Chromogenix, Molndal, Schweden) laut Hersteller überprüft.
-
Ergebnisse
-
Mutierte
FVIII-Moleküle
R336I, R562K und R336I/R562K werden mit FVIII-Aktivität ähnlich zu Wildtyp FVIII, effizient
sezerniert. Die Aktivität
und Sekretion der FVIII-Mutanten wurde durch transiente DNA-Transfektion
von COS-1-Affenzellen gemessen. Die FVIII-Gerinnungsaktivität im konditionierten
Medium zeigte, dass alle Mutanten FVIII-Aktivität ähnlich zum Wildtyp FVIII aufwiesen,
ungefähr
300 mE/ml (siehe Tabelle 1). Eine Thrombinaktivierung der konditionierten
Mediumproben deutete darauf hin, dass es keinen Unterschied in der
Rate der Thrombinaktivierung und dem Verfall der prokoagulatorischen
Aktivität
gab. Wie in
3 gezeigt, wurden alle Proben
10 Sekunden nach der Thrombinzugabe sofort aktiviert (3–5-fach)
und wurden sofort inaktiviert. In
3 stellen
die Symbole Wildtyp FVIII (X), R366I (•), R562K
und
R336I/R562K
dar.
Um FVIII-Sekretion zu messen, wurden transfizierte Zellen für 2 Stunden
mit [
35S]-Methionin metabolisch markiert und
dann mit einem Überschuss
an unmarkiertem Methionin im Medium für 4 Stunden behandelt. Die
sezernierten Proteine wurden durch Immunpräzipitation des markierten konditionierten
Mediums analysiert. Wie in
4A gezeigt,
wurden Wildtyp-FVIII und alle Mutanten bei ähnlichen Mengen sezerniert,
wie eine 300 kDa-Einzelkette
und eine 200 kDa-schwere Kette und eine 80 kDa-leicht Kette. Wie
in
4B gezeigt, erzeugte die Thrombinspaltung für alle Moleküle die leichte
Kette, die bei 73 kDa wanderte, sowie Fragmente, die von der schweren
Kette stammen, die, wie erwartet, der 50 kDa-A1-Domäne und der
43 kDa-A2-Domäne
entsprachen (
4B). Außerdem gab es beim Wildtyp-FVIII
und R562K (
4B, Spuren 7 und 9) etwas Spaltung bei
Rest 336, was eine 45 kDa-Spezies ergab. Im Gegensatz dazu erzeugten
die R336I und R336I/562K (
4B, Spuren
8 und 10)-Mutanten keine 45 kDa-Spezies, was darauf hindeutet, dass
eine Isoleucinmutation bei Rest 336 gegen die Spaltung durch einen Überschuss
an Thrombin resistent ist. Für
4A und
4B werden
links molekulare Größenmarker
gezeigt, „Kontrolle" stellt Zellen dar,
die keine DNA erhalten haben, und eK, sK und IK stellt die Einzelkette,
schwere Kette bzw. leichte Kette dar. TABELLE
1 FVIIII-Gerinnungsaktivität in konditioniertem
Medium von transfizierten COS-1- Zellen
- Daten stellen Mittel ± Standardabweichung dar
-
R562K
ist gegen APC-Spaltung an der mutierten Stelle völlig resistent und R336I ist
größtenteils
resistent. APC-Spaltung von FVIIIa wurde durch Behandlung von [35S]-Methionin markiertem, immunpräzipitiertem
FVIII mit APC ausgewertet. Die Analyse der APC-Spaltungsprodukte
des Wildtyp-FVIII, untersucht durch SDS-PAGE auf einem 5–15% Gradientengel,
wies die schweren Kettenfragmente von 50 kDa und 45 kDa nach, welche
die A1-Domäne
repräsentieren,
und von 43 kDa, welche die A2-Domäne repräsentiert, die nicht im konditionierten
Zellmedium vorhanden waren, das keine DNA erhielt. Wie in 5A Spalte
2 gezeigt, war ein Produkt mit niedrigerem Molekulargewicht bei
25 kDa nachweisbar, welches den Carboxyterminus der A2-Domäne darstellt.
Wie in 5A, Spalte 3 gezeigt, war R336I-FVIII
teilweise gegen Spaltung bei Rest 336 resistent, wie durch eine
Zunahme der 50 kDa- und eine Verminderung der 43 kDa-Spaltprodukte, verglichen mit
dem Wildtyp, ersichtlich ist. Die R336I zeigte keine Änderung
in der Menge der 25 kDa-Spezies, was darauf hindeutet, dass bei
Rest 562 eine effiziente Spaltung stattfindet. Wie in 5A,
Spalte 4, gezeigt war die R562K-FVIII-Mutante gegen die Spaltung
bei Rest 562 resistent, wie durch die Zunahme des 43 kDa-Fragments
und durch den Verlust des 25 kDa-Fragments gezeigt wird. Die R562K-Mutante
wurde jedoch bei 336 effizient gespalten, wie durch ein 45 kDa-Fragment
gezeigt wird. APC-Behandlung der R336I/R562K-Doppelmutante ergab eine Zunahme in
den 50 kDa und 43 kDa-Spezies und die Verminderung der 45 kDa- und
Verlust der 25 kDa-Spezies, verglichen mit dem Wildtyp FVIII (siehe 5A,
Spalte 5). Die Migration des 45 kDa Fragments, das von der APC-Spaltung
der R336I-Mutante stammt, war gemäß der Analyse durch SDS-PAGE auf
einem 8% Polyacrylamidgel etwas vermindert (siehe 5B,
vergleiche Spuren 7 und 8). Um zu bestimmen, ob diese Mutante an
dem benachbarten Lysin bei Rest 338 gespalten werden kann, wurde
eine R336I und K338I-Doppelmutante durch ortsspezifische Mutagenese
erzeugt. Die R336I/K338I-Mutante
hat nach der APC-Spaltung kein 45 kDa-Fragment erzeugt (siehe 5B,
Spur 9). In 5A und 5B werden
auf der linken Seite Molekulargewichtsmarker gezeigt, und „Kontrolle" stellt Zellen dar,
die keine DNA erhalten haben.
-
In
FVIII wird Mutagenese sowohl an Arg336 als auch Arg562 benötigt, um
Resistenz gegen APC-Aktivierung zu vermitteln. Von Willebrand-Faktor
(vWF) hemmt die APC-Inaktivierung von FVIII. Koedam, J.A. et al.,
J. Clin. Invest. 82:1236 (1988) und Fay, P.J. et al., J. Biol. Chem.
266:2172 (1991). Um APC-Inaktivierung zu untersuchen, wurden daher
stabil transfizierte CHO-Zellen gestaltet, die Wildtyp- und APC-Spaltungsstellen-Mutanten-FVIII-Moleküle exprimieren.
Konditioniertes Medium wurde zur FVIII-Reinigung gesammelt. Wie in
6 gezeigt,
bewies die Analyse der gereinigten Proteine durch SDS-PAGE unter
reduzierenden Bedingungen sowie Silberfärbung, dass alle Moleküle ähnliche
Polypeptidzusammensetzungen der schweren Kette (sK) und leichten
Kette (IK), mit minimalem Abbau und Abwesenheit von vWF aufwiesen.
Diese gereinigten Proteine wurden dann auf funktionelle Inaktivierung
durch APC analysiert. Wie in
7A gezeigt,
war die Aktivität
aller Proben, außer
der R336I/562K
-Doppelmutante
nach 10 Minuten Inkubation bei 37°C,
in der Abwesenheit von APC, auf 80% reduziert und anschließend für 60 Minuten
danach stabil. In der Anwesenheit von APC hatte der Wildtyp-FVIII
(X) eine Restaktivität
von 38% bei 10 Minuten und 8% bei 60 Minuten. In der Anwesenheit
von APC war die Inaktivierung der R336I (•)- und R562K
-Einzelmutanten ähnlich und
beide langsamer als Wildtyp-FVIII. Nach 60 Minuten verblieben 41%
und 30% der ursprünglichen
Aktivität
für die R336I-bzw.
R562K-Mutanten. Im Gegensatz dazu war die R336I/562K
-Doppelmutante
gegen Inaktivierung resistent und behielt 76% der Aktivität nach 60
Minuten bei. Die Ergebnisse zeigten daher, dass die R336I/562K-Doppelmutante
größtenteils
resistent war und beide Einzelmutanten nur teilweise resistent gegen die
APC-Inaktivierung waren.
-
Fähigkeit
des APC-Resistenztest-Kits APC-resistenten FVIII nachzuweisen. Zurzeit
wird ein im Handel erhältlicher
APC-Resistenztest-Kit (Coatest APC Resistance; Chromogenix, Molndal,
Sweden) verwendet, um das Plasma von Patienten mit thrombotischer
Erkrankung zu durchmustern, die mit der FV R506Q-Mutation in Zusammenhang
steht. Die Fähigkeit
dieses Kits APC-resistenten
FVIII nachzuweisen wurde durch Rekonstruktion von Plasma mit FVIII-Mangel, entweder
mit gereinigtem Wildtyp oder gereinigtem, mutiertem FVIII, überprüft. Die
APC-Resistenzrate wurde durch Messung der Gerinnungszeit in der
Anwesenheit von APC geteilt durch die Gerinnungszeit in der Abwesenheit
von APC (siehe Tabelle 2) berechnet. Nur die R336I/R562K- Doppelmutante
zeigte eine niedrigere APC-Resistenzrate als 2, ein Wert, der auf
einen APC-resistenten Phänotyp
schließen
lässt.
Svensson, P.J. et al., N. Engl. J. Med. 336:517 (1994). TABELLE
2 APC-Resistenzrate
von Wildtyp-FVIII und Mutanten im kommerziell erhältlichen
Testkits
- Daten stellen Mittel ± Standardabweichung dar
-
Diskussion
-
Alle
Mutanten wurden mit einer FVIII-Aktivität ähnlich der des Wildtyps effizient
von COS-1 Zellen sezerniert. Die Analyse der APC-Spaltung wurde
durch [35S]-Methioninmarkierung des Proteins und
Analyse von FVIII im konditionierten Medium nach Immunpräzipitation
durchgeführt.
Die R336I-Mutante war teilweise gegen die Spaltung bei Rest 336
resistent, war aber anfällig
für die
Spaltung bei Arg562. Andererseits war die R562K-Mutante völlig resistent
gegen eine Spaltung bei Rest 562, war aber anfällig für die Spaltung bei Arg336.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass jede Einzelmutation bei
Arg336 oder Arg562 die Spaltung an der mutierten Stelle beeinflusst
und dass es für
diese beiden Stellen in FVIII für
die APC-Spaltung keine vorgeschriebene Reihenfolge gibt. Die Doppelmutante
R336I/R562K war teilweise resistent gegen Spaltung bei Rest 336
und völlig
resistent bei Rest 562. Die Spaltung von R336I trat wahrscheinlich
an einem benachbarten Rest, Lys 338, auf, da eine Doppelmutante
von R336I/R338I völlig
resistent gegen die Spaltung an dieser Stelle war. Diese Ergebnisse
zeigen, dass die APC-Spaltung von FVIII zerstückelt sein kann, d.h. sie weist keine
stringenten Abstandserfordernisse für die Spaltung auf.
-
Die
Kinetikanalyse der APC-Spaltung in FVIII deutet darauf hin, dass
Arg562 verglichen mit Arg336 vorzugsweise gespalten wurde, und diese
anfängliche
Spaltung korrelierte am ehesten mit dem Verlust der Cofaktoraktivität. Fay,
P.J. et al., J. Biol. Chem. 266:20139 (1991). Die langsamere Inaktivierung
der R562K-Einzelmutante,
als eine Konsequenz der Spaltungsresistenz bei Rest 562, ist konsistent
mit der Hypothese und dass die resultierende Inaktivierung eine
Folge der Spaltung bei Arg336 war. Die R336I-Einzelmutante wurde jedoch
durch Spaltung bei Arg562 nur teilweise inaktiviert. Es ist gezeigt
worden, dass beide einzelnen Spaltungsstellen-Mutanten unter den
hierin beschriebenen Bedingungen mit ähnlicher Geschwindigkeit inaktiviert wurden.
In der Annahme, dass die Spaltung bei Arg336 und Arg562 zur gleichen
Zeit stattfindet, scheinen die Auswirkungen der Spaltung, entweder
bei Arg336 oder Arg562, auf die Inaktivierung von FVIII ähnlich zu
sein. Die schnelle Inaktivierung von Wildtyp FVIII kann die Folge
von synergistischen Rollen der Spaltung bei Arg336 und Arg562 für die Inaktivierung
von FVIII sein.
-
Gegenwärtig gibt
es keine Berichte, welche Patienten mit Mutationen in den APC-Spaltungsstellen
von FVIII beschreiben. Um zu beurteilen, ob diese Mutationen einen
APC-resistenten Phänotyp
aufweisen würden, wurden
die FVIII-Moleküle
mit dem im Handel erhältlichen
APC-Resistenztest-Kit (Coatest APC Resistance; Chromogenix, Molndal,
Sweden) untersucht. Nur die R336I/R562K-Doppelmutante zeigte eine
niedrigere APC-Resistenzrate. Dieser Testkit kann daher keine der
einzelnen APC-Spaltungsstellenmutanten von FVIII nachweisen. Im
Gegensatz zu FVIII zeigten beide FV-APC-Einzelspaltungsstellen-Mutanten
Arg306Gln und Arg506Gln, verminderte APC-Resistenzanteile in diesem
Test. Die Ergebnisse zeigen daher, dass der im Handel erhältliche
APC-Resistenzkit FVIII-APC-resistente Mutanten nicht nachweisen
wird, außer
wenn beide APC-Spaltungsstellen gehemmt sind.
-
BEISPIEL 3
-
HERSTELLUNG UND ANALYSE
DES INAKTIVIERUNGSRESISTENTEN FAKTORS VIII
-
Experimentelle Verfahren
-
Materialien.
Ein monoclonaler Antikörper
gegen die schwere Kette von Faktor VIII (F-8), F-8 konjugiert an
CL-4B-Sepharose und gereinigtes, rekombinantes Faktor VIII-Protein
wurden von Genetics Institute Inc. (Cambridge, MA) erhalten. Mit
Meerrettich-Peroxidase konjugierter Anti-menschlicher vWF-Kaninchen-Antikörper wurde
von Dako Corp. (Carpinteria, CA) erhalten. Monoclonale Antikörper gegen
die leichte Kette von Faktor VIII, ESH-4 und ESH-8, wurden von American
Diagnostica, Inc., (Greenwich, CT) erworben. Plasma mit Faktor VIII-Mangel
und normales, vereinigtes menschliches Plasma wurde von der George
King Biomedical, Inc. (Overland Park, KS) erworben. Aktiviertes
partielles Thromboplastin (automatisiertes APTT-Reagens) und CaCl2 wurden von der General Diagnostic Organon
Teknika Corporation (Durham, NC) erhalten. Menschliches Thrombin,
Sojabohnen-Trypsininhibitor,
Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF) und Aprotinin wurden von Boehringer
Mannheim GmbH (Mannheim, Germany) erhalten. O-Phenylendiamindihydrochlorid (OPD) wurde von
Sigma Chemical Co. (St. Louis, MO) erhalten. [35S]-Methionin
(>1000Ci/mmol) wurde
von Amersham Corp. (Arlington Heights, IL) erhalten. En3Hance
wurde von Dupont (Boston, MA) erhalten. Fötales Rinderserum wurde von
PAA-Laboratories Inc. (Newport Beach, CA) erhalten. Dulbecco-modifiziertes-Eagle-Medium (DMEM),
Methionin-freies DMEM, OptiMEM, Biotin N-Hydroxysuccinimidester
und Streptavidin-Meerrettichperoxidase-Konjugat wurden von Gibco
BRL (Gaithersburg, MD) erhalten.
-
Plasmidmutagenese.
Mutagenese wurde innerhalb des Säuger-Expressionsvektors
pMT2(37) durchgeführt, der FVIII-cDNA(pMT2VIII) enthielt. Mutierte Plasmide wurden
durch ortspezifische Mutagenese mit Oligonucleotiden unter Nutzung
der Polymerasekettenreaktion (PCR) erzeugt. Für eine ausführliche Beschreibung der ortspezifischen
Mutagenese siehe Smith, M., Annu. Rev. Genet. 19:423 (1985).
-
Konstruktion
1–90/73
R740K. Vektor pMT290/73 wurde als die DNA-Matrize
verwendet. Das 90/73-Konstrukt wird in Nesheim, M. et al., J. Biol.
Chem. 266: 17815–17820
(1991) und Pittman, D. et al., Blood 70, Abstraktnummer 392 (1987)
beschrieben. Im Allgemeinen ist das 90/73-Konstrukt eine Wildtyp-FVIII-cDNA-Sequenz, in welcher
die B-Domäne
und die vWF-Bindungstelle (saurer Bereich der leichten Kette) deletiert
worden sind (del 741–1689).
Oligonucleotid-spezifische Mutagenese wurde verwendet, um ein PCR-Fragment,
Kpnl/R740K/Apal, zu erzeugen, und wurde in mit Kpnl/Apal gespaltenen
pMT290/73 ligiert.
-
Konstruktion
2–90/b/73
R740K. Vektor pMT
2VIII wurde als die DNA-Matrize
verwendet. Oligonucleotid-spezifische Mutagenese wurde verwendet,
um ein PCR-Fragment,
Kpnl/b/1689 Mlul (wobei b eine DNA-Sequenz darstellt, welche die
Aminosäurereste
741 bis 793 des Wildtypsequenz codiert, gefolgt von einer Mlul-Stelle, welche die
Aminosäuren
Threonin und Arginin bei den Resten 794 und 795/1689 voraussagt) zu
erzeugen, das in den mit Kpnl/Mlul-gespaltenen Vektor pMT
2VIII/1689/Mlul ligiert wurde. Die folgende
Aminosäuresequenz
(und die das Gleiche codierende Nucleotidsequenz) ist der bevorzugte
Aminosäurenspacer, wobei
Rest 794 Threonin oder Leucin sein kann und vorzugsweise Threonin
ist:
-
Konstruktion
3 – 90/b/73
R740A. Vektor 90/b/73 wurde als die DNA-Matrize verwendet (wobei
b vorstehend beschrieben wird und Threonin am Rest 794 codiert).
Oligonucleotid-spezifische Mutagenese wurde verwendet, um ein PCR-Fragment,
Kpnl/R740A/b/Apal, zu erzeugen, das in den mit Kpnl/Apal-gespaltenen pMT290/73 ligiert wurde.
-
Konstruktion
4 – 90/b/73
R740A/R1689A (DM1). Vektor 90/b/73 R740A wurde als die DNA-Matrize verwendet
(wobei b vorstehend beschrieben wird und Leucin am Rest 794 codiert).
Oligonucleotid-spezifische Mutagenese wurde verwendet, um ein PCR-Fragment,
Kpnl/R740A/b/R1689A/Apal, zu erzeugen, das in den mit Kpnl/Apal-gespaltenen
pMT290/73 ligiert wurde.
-
Konstruktion
5 – 90/b/73
R336I/R740A (DM2). Vektor pMT2VIII/R336I
wurde mit Spel und Kpnl gespalten. Das Fragment wurde in mit Spel/Kpnl
gespaltenen 90/b/73 R740A ligiert (wobei b vorstehend beschrieben wird
und Threonin am Rest 794 codiert).
-
Konstruktion
6 – 90/b/73
R336I/R562K/R740A (IR8). Vektor pMT2VIII/R562K
wurde mit Bglll und Kpnl gespalten. Das Bglll/R562K/Kpnl-Fragment
wurde in den mit Bglll/Kpnl gespaltenen 90/b/73 R336I/R740A ligiert
(wobei b vorstehend beschrieben wird und Threonin bei Rest 794 codiert).
-
Das
Plasmid, welches die Wildtyp-FVIII cDNA-Sequenz enthält, wurde
als FVIII WT bezeichnet. Alle Plasmide wurden mit Zentrifugation
durch Cäsiumchlorid gereinigt
und durch Restriktionsendonuclease-Spaltung und DNA-Sequenzanalyse
charakterisiert.
-
DNA-Transfektion
und Analyse. Plasmid-DNA wurde durch das DEAE-Dextran-Verfahren in COS-1-Zellen transfiziert.
Konditioniertes Medium wurde 64 Stunden nach der Transfektion in
Anwesenheit von 10% fötalem
Rinderserum geerntet. FVIII-Aktivität wurde durch einen Ein-Schritt-APTT-Gerinnungstest
in einem MLA Electra 750-Gerät
gemessen. Proteinsynthese und Sekretion wurden durch metabolische
Markierung der Zellen 64 Stunden nach der Transfektion für 30 Minuten
mit [35S]-Methionin (300 mCi/ml in Methionin-freiem Medium), gefolgt
von einem Chase für
4 Stunden in einem Medium mit 100-fachem Überschuss an unmarkiertem Methionin
und 0,02% Aprotinin. Zellextrakte und konditioniertes Medium, das
markiertes Protein enthielt, wurden geerntet. WT und mutierte FVIII-Proteine wurden aus
gleichen Anteilen an Zellextrakt und konditioniertem Medium mit
F-8, gekoppelt an CL-4B-Sepharose, immunpräzipitiert. Die Immunpräzipitate wurden
gewaschen und in Laemmli-Probenpuffer resuspendiert. Die Proben
wurden durch Elektrophorese auf einem reduzierenden SDS-niedrig
bis-8% Polyacrylamidgel analysiert. Die Gele wurden mit En3Hance behandelt und die Proteine durch Autoradiographie
sichtbar gemacht.
-
Proteinreinigung.
Teilweise gereinigtes IR8-Protein wurde aus 200 ml konditioniertem
Medium von transient transfizierten COS-1-Zellen durch Immunaffinitätschromatographie
erhalten. Teilweise gereinigtes FVIII-WT-Protein wurde aus 200 ml
konditioniertem Medium von stabil transformierten CHO-Zellen erhalten und
in der gleichen Weise Immunaffinitäts-gereinigt. Die in den Ethylenglycol
enthaltenden Puffer eluierten Proteine wurden dialysiert und gegen
einen Polyethylenglycol (MW ~15-20.000) enthaltenden Puffer konzentriert
und bei –70°C gelagert.
-
FVIII-Aktivitätstest.
FVIII-Aktivität
wurde in einem Ein-Schritt-APTT-Gerinnungstest
durch Rekonstitution von menschlichem Plasma mit FVIII-Mangel gemessen.
Für Thrombinaktivierung
wurden Proteinproben in 50 mM Tris-HCl pH 7,5, 150 mM NaCl, 2,5
mM CaCl2 und 5% Glycerin verdünnt und
bei Raumtemperatur mit 1 E/ml Thrombin inkubiert. Nach Inkubation
für zunehmende
Zeitspannen wurden Aliquots verdünnt
und auf FVIII-Aktivität
getestet. Eine Einheit an FVIII-Aktivität ist die Menge gemessen in
1 ml an normalem menschlichem, vereinigtem Plasma.
-
FVIII-Antigenbestimmung.
FVIII-Antigen wurde unter Verwendung eines Sandwich-ELISA-Verfahrens unter
Nutzung der Antikörper
gegen die leichte Kette, ESH-4 und ESH-8, quantifiziert. Gereinigtes
rekombinantes FVIII-Protein wurde als ein Standard verwendet.
-
Ergebnisse
-
Erzeugung
von FVIII-Inaktivierungsresistenz. Alle der vorstehend erwähnten Konstrukte
basieren auf 90/73, wobei die B-Domäne (Reste 795 bis 1647) und
die vWF-Bindungsstelle (Reste 1648 bis 1688, die auch als der saure
Bereich des Aminoterminus der leichten Kette bezeichnet werden)
deletiert worden sind. Nesheim, M. et al., J. Biol. Chem. 266: 17815–17820 (1991)
und Pittman, D. et al., Blood 70, Abstrakt Nr. 392 (1987). 8 legt
die Domänenstrukturen
des Wildtyp-FVIII und der vorstehenden Konstrukte sowie der Mutationen
an den APC- und
Thrombin-Spaltungsstellen dar. Wie hierin und in 8 beschrieben,
stellt „b" den Aminosäuresequenzspacer
dar, der ausreichend lang ist, um dem Protein eine Aktivierung durch
Thrombin zu ermöglichen,
um ein Heterodimer zu erhalten, wobei die A2-Domäne kovalent mit der leichten
Kette verbunden bleibt. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Aminosäuresequenzspacer
vorzugsweise der Aminoanteil der Wildtyp-B-Domäne, d.h. Aminosäurereste
741 bis 793 gefolgt von einer Mlul-Stelle (zu Clonierungszwecken),
welche die Aminosäuren
Threonin oder Leucin, vorzugsweise Threonin am Rest 794 und Arginin
bei 795/1689 voraussagt.
-
8 legt
ein Aktivierungsmodell der Konstrukte der vorliegenden Erfindung
dar. Wildtyp-FVIII und die Mutante 90/73 erzielen beide ein Heterotrimer
nach Aktivierung durch Thrombin. Wenn ein Aminosäuresequenzspacer zwischen die
A2- und A3-Domänen von
90/73 eingeführt
wird, der eine Mutation an der Thrombin-Spaltungsstelle enthält (del795-1688/Arg336Iso/Arg562Lys/Arg740Ala)
tritt nach Aktivierung mit Thrombin nur nach Arg372 eine Spaltung
auf, die ein FVIIIa-Heterodimer
erzeugt. Dieses neue FVIII-Protein, das als IR8 bezeichnet wird,
behält
eine stabile Aktivität
nach der Thrombinaktivierung bei.
-
Synthese
und Sekretion von IR8. FVIII-WT und die verschiedenen inaktivierungsresistenten
Mutanten wurden durch transiente DNA-Transfektion der cDNA-Expressionsvektoren
in COS-1-Affenzellen verglichen. 60 Stunden nach der Transfektion
wurden die Syntheseraten durch Immunpräzipitation von Zellextrakten
aus mit [35S]-Methionin pulsmarkierten Zellen
analysiert. Intrazellularer FVIII-WT wurde in seiner einkettigen
Form nachgewiesen und wanderte bei ungefähr 250 kDa (10,
Spur 1). Das mutierte 90/80 ist eine früher charakterisierte BDD-FVIII-Mutante (del741-1648),
die bei 170 kDa wandert und in Übereinstimmung
mit erhöhter Syntheseeffizienz
(10, Spur 3) eine erhöhte Intensität aus pulsmarkierten
Zellextrakten zeigt. 90/73 wandert aufgrund der zusätzlichen
Deletion der Reste des sauren Bereiches ein wenig rascher (10,
Spur 5). Alle auf 90/b/73 basierende Konstrukte, einschließlich IR8,
zeigten ähnliche
Bandenintensität
wie die 90/80- und 90/73-Konstrukte, was darauf hindeutet, dass
die mehrfachen Missense-Mutationen
nicht mit der effizienten Proteinsynthese interferieren. Zusätzliche
Banden innerhalb des Zellextraktes wurden im Kontroll-Zellextrakt
nicht beobachtet, der mit einem Anti-FVIII-spezifischen Antikörper immunpräzipitiert
wurde, und stellen sowohl FVIII-spezifische Proteine als auch gleichzeitig
immunpräzipitierte
intrazelluläre
Proteine dar. Nach einer 4-stündigen
Chaseperiode ist der größte Teil
des FVIII-WT aus dem Zellextrakt verschwunden (10, Spur
2) und kann von dem durch den Chase konditionierten Medium in seinen
280 kDa Einzelketten-, 200 kDa schweren Ketten- und 80 kDa leichten
Kettenformen gewonnen werden ( 10, Spur
3). Obwohl alle der BDD und inaktivierungsresistenten Mutanten zeigten,
dass erhebliche Mengen ihrer primären Translationsprodukte nach
dem 4-stündigen
Chase mit einem Überschuss
an unmarkiertem Methionin innerhalb des Zellextraktes verbleiben
(10, Spuren 4, 6, 8, 10, 12), wurden sie alle von
dem durch den Chase konditionierten Medium als eine einkettige Spezies
gewonnen (11, Spuren 5, 7, 9, 11, 13).
Die verschiedenen Änderungen
des FVIII-Konstrukts haben daher keine wesentliche Auswirkung auf
die Sekretion gehabt.
-
Strukturelle
Stabilität
von IR8 nach Thrombinspaltung. Die markierten FVIII-Proteine, die
von dem durch den Chase konditionierten Medium immunpräzipitierten,
wurden vor der SDS-PAGE-Analyse mit Thrombin (1 E/ml) für 30 Minuten
inkubiert. FVIII-WT wurde effizient in ein Heterotrimer an Fragmenten
gespalten, die aus einer 50 kDa A1-Unterinheit, 43 kDa A2-Untereinheit
und 73 kDa Thrombin-gespaltenen leichten Kette, A3-C1-C2 (11,
Spur 4), bestanden. 90/73- WT wurde auch in ein Heterotrimer aus
Untereinheiten ähnlich dem
FVIII-WT gespalten (11, Spur 6), übereinstimmend
mit früheren
und in 1A dargestellten Beobachtungen.
90/73 Arg740Lys erzeugte ein Heterodimer aus Thrombin-gespaltenen
Untereinheiten, übereinstimmend
mit einer 50 kDa-A1 Untereinheit und einer A2-A3-C1-C2-fusionierten
leichten Kette (11, Spur 8). 90/b/73 Arg740Lys
zeigte Thrombin-Spaltungsfragmente, übereinstimmend mit 2 heteromeren
Spezies, einem 50 kDa- A1/120 kDa A2-b-A3-C1-C2-Heterodimer, sowie
einer 43 kDa-A2-Untereinheit und einem ~85 kDa-Fragment, übereinstimmend
mit einer b-A3-C1-C2-fusionierten leichten Kette (11,
Spur 10). Das Auftauchen der A2-Untereinheit nach Inkubation mit
Thrombin wies darauf hin, dass Lys740 die Thrombinspaltung in der
Anwesenheit von Spacer b nicht vollständig aufhob. Mit der radikaleren
Missense-Mutation an Ala740 wurde eine stabile heterodimere Spezies
gezeigt (11, Spur 12). Diese nach Thrombinspaltung
stabile heterodimere Struktur wurde für IR8 mit Additionen der Missense-Mutationen
Arg336Iso und Arg562Lys beibehalten (11, Spur
14).
-
Funktionelle
Stabilität
von IR8 nach Thrombinaktivierung. Nachdem die strukturelle Integrität des IR8-Heterodimers
nach der Thrombinspaltung bewiesen war, wurde die funktionelle Konsequenz
dieser Modifikation bei Aktivierung und Inaktivierung in einem funktionellen
in vitro-Test untersucht. Immunaffinitätsgereinigter FVIII-WT und
IR8 wurden mit Thrombin inkubiert und durch einen Ein-Schritt-APTT-Gerinnungstest
auf FVIII-Aktivität
untersucht. Ein Beispiel der funktionellen Aktivierung und Inaktivierung
wird in 12 dargestellt und ist für mehrfache
Wiederholungsexperimente typisch. Unter diesen Bedingungen wurde
FVIII-WT innerhalb der ersten 10 Sekunden der Inkubation mit Thrombin
maximal aktiviert, dann über
die nächsten
5 Minuten rasch inaktiviert. IR8 hat am Ende einer 30 Sekunden-Inkubation
mit Thrombin die Peak-Aktivität
nicht erreicht, was verglichen mit FVIII-WT auf eine leicht verminderte
Sensitivität
gegen Thrombinaktivierung hinweist. Außerdem war die Peak-Aktivität für Thrombinaktiviertes
IR8 niedriger (74,7 + 6,7% an Peak-Thrombin-aktivierter FVIII-WT-Aktivität, n=3),
was auf etwas reduzierte Effizienz als ein Cofaktor hinweist. IR8
zeigte jedoch eine wesentliche Beibehaltung der Peak-Aktivität über die
ersten 10 Minuten der Inkubation mit Thrombin (66,9 + 5,3% der Peak-IR8-Aktivität, n=3),
eine Zeitspanne, in welcher FVIII-WT fast vollständig inaktiviert wurde. Obwohl
es bei verlängerter
Inkubation mit Thrombin zu einem allmählichen Verlust der Peak-IR8- Aktivität kommt, behält IR8 trotzdem
~38% der Peakaktivität
nach 4-stündiger
Inkubation mit Thrombin bei.
-
IR8
zeigt in vitro erhöhte
FVIII-spezifische Aktivität.
Immunaffinitätsgereinigter
FVIII-WT und IR8 werden unter Nutzung eines Standard-Ein-Schritt
APTT-Gerinnungstests auf FVIII-Aktivität hin untersucht, wobei der
erste Zeitpunkt 10 Sekunden war. Antigenbestimmungen wurden unter
Nutzung eines auf der leichten Kette von FVIII basierenden ELISAs
durchgeführt. 13 zeigt
die Aktivierung und die verminderte Inaktivierungsrate, ausgedrückt als
spezifische Aktivität.
Die spezifischen Aktivitätswerte
für IR8
wurden basierend auf einer Korrektur für sein Molekulargewicht berechnet.
Von IR8 wurde beobachtet, dass er verglichen mit FVIII-WT eine 5-fache
Erhöhung
an spezifischer Aktivität
aufweist (102 ± 43
verglichen mit 18,6 ± 7,4
E/ml Protein).
-
BEISPIEL 4
-
INDUZIERBARE vWF-BINDUNG
VON INAKTIVIERUNGS-RESISTENTEM FAKTOR VIII
-
Experimentelle Verfahren
-
Immulon
2-Mikrotiter-Vertiefungen (Dynatech Laboratories, Inc., Chantilly,
VA) wurden bei einer Konzentration von 2 μg/ml über Nacht bei 4°C in einem
Puffer von 0,05 M Natriumcarbonat/Bicarbonat pH 9,6 mit FVIII-Antikörper beschichtet.
Die Vertiefungen wurden mit TBST (50 mM Tris-HCl/pH 7,6, 150 mM
NaCl, 0,05% Tween 20) gewaschen und dann mit 3% Rinderserumalbumin
(BSA) in TBST blockiert. Proteinproben wurden in TBST, 3% BSA, 1%
menschlichem Plasma mit Faktor VIII-Mangel +/- ESH8 (molekulares Verhältnis von ESH8:FVIII-Protein
= 2:1) verdünnt.
Die Proben wurden für
2 Stunden bei 37°C
in 1,7 ml-Mikrozentrifugenröhrchen
inkubiert. Die Proben wurden dann für weitere 2 Stunden in den
blockierten und gewaschenen Mikrotitervertiefungen inkubiert. Die
Vertiefungen wurden dann in TBST gewaschen, das 10 mM CaCl2 enthielt. Anti-vWF-Meerrettichperoxidase-Antikörper wurden
in TBST, 3% BSA, 10 mM CaCl2 verdünnt und
in den Vertiefungen für
2 Stunden bei 37°C
inkubiert. Nach zusätzlichem
Waschen mit TBST, das 10 mM CaCl2 enthielt, wurde
das OPD-Substrat zu den Vertiefungen hinzugefügt und für 3 Minuten inkubiert. Die
Farbereaktion wurde mit 2 M H2SO4 beendet und die optische Dichte (O.D.)
bei 490 nm unter Verwendung eines automatisierten EL 340 Mikroplattenlesegeräts (Biotek
Instruments Inc., Winooski, VT) abgelesen.
-
Ergebnisse
-
14 zeigt
die Ergebnisse des FVIII-vWF-Bindungs-ELISAs. Eine Anti-A2-Domänenfalle
wurde verwendet. Nach einer 4-stündigen
Inkubation mit Plasma mit FVIII-Mangel (1:100 Verdünnung) wurde
Bindung durch mit Peroxidase konjugiertem Anti-vWFAk nachgewiesen.
Wie in 14 gezeigt, wird im Vergleich
mit Wildtyp-FVIII
eine 10-fach niedrigere Bindungsaffinität von IR8 zu vWF in der Abwesenheit
von ESH8 beobachtet und in der Anwesenheit von ESH8 wird eine 2-fach
niedrigere Bindungsaktivität
beobachtet.
-
15 zeigt
die Ergebnisse des FVIII-vWF-Bindungs-ELISAs mit Thrombin (IIa)
und/oder ESH8. In einer 4-stündigen
Inkubation mit IIa (1 E/ml) in der Anwesenheit von FVIII-defizientem
Plasma wurde das gleiche ELISA-Verfahren angewandt, jedoch mit einem
2-fachen molaren Überschuss
an ESH8. Wie in 15 gezeigt, behält IR8 nach
Thrombinaktivierung die Aktivität
für vWF
bei, was darauf hindeutet, dass das Heterodimer nach der Thrombinspaltung
intakt ist und ESH8 die Konformation der leichten Kette so stabilisiert,
dass sie etwas Aktivität
für vWF
beibehält.
-
Nachdem
der vorstehend beschriebene Bindungstest einen „Fallen"-Antikörper benützt, der
nur die A2-Domäne
von FVIII erkennt, wird er nur FVIII-vWF-Komplexe erkennen, welche die A2-Domäne in Verbindung
mit dem Rest des Proteins erkennen. Nach einer 4-stündigen Inkubation
des Proteins in der Anwesenheit von überschüssigem Thrombin, wird der FVIII-Wildtyp
daher nicht nur vollständig
aktiviert worden sein, sondern wird auch durch A2-Dissoziation und/oder
weitere proteolytische Spaltungen völlig inaktiviert worden sein und
wird sich nicht länger
mit vWF in einem Komplex verbinden, der durch diesen Test erkannt
wird. Der inaktivierungsresistente FVIII behält dadurch die induzierbare
Bindung sogar nach vollständiger
Aktivierung durch Thrombin bei.
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Es
ist auch gezeigt worden, dass die induzierbare vWF-Bindungsform
des inaktivierungsresistenten FVIII die Aktivität beibehielt. In diesem Test
wurde ein Anti-vWF-Antikörper als
die „Falle" für den ELISA
verwendet. Die gleiche Inkubation wurde in der Anwesenheit und Abwesenheit
von Thrombin und ESH8 durchgeführt.
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Nach
Immobilisierung des FVIII-vWF-Komplexes auf der Platte wurde die
FVIII-Aktivität unter
Verwendung eines chromogenen FVIII-Testkits (Coamatic, Pharmacia
Hepar, Franklin, OH) innerhalb der ELISA-Vertiefungen gemessen.
Wie in 16 gezeigt, wurden nach der
Aktivierung durch Thrombin keine nachweisbar aktiven FVIII-vWF-Komplexe
für FVIII-Wildtyp
beobachtet. Der Inaktivierungsresistente FVIII wies unter den gleichen
Bedingungen jedoch noch immer nachweisbare Aktivität auf. Das
deutet darauf hin, dass der inaktivierungsresistente FVIII nach
der Thrombinaktivierung in ein Heterodimer von A1 gespalten wird,
in Verbindung mit einer modifizierten leichten Kette von A2-b-A3-C1-C2,
welche ESH8-induzierbare Bindung an vWF aufweist und FVIII-Aktivität beibehält.
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Die
funktionelle Auswirkung dieses ESH8-induzierten IR8-vWF-Kompleses
wurde auch durch Testen auf FVIII-Aktivität über APTT (Tabelle 3) ausgewertet.
In der Abwesenheit von ESH8 zeigten Immunaffinitäts-gereinigter FVIII-WT und
IR8 minimalen Aktivitätsverlust über eine
4-stündige
Inkubation bei 37°C
mit Plasma mit FVIII-Mangel. In der Anwesenheit von ESH8 war die
FVIII-WT-Aktivität
zu ungefähr
70% gehemmt, wohingegen IR8 100% seiner ursprünglichen Aktivität beibehielt.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Inaktivierung des FVIII-WT
in der Anwesenheit von ESH8 an der A2-Untereinheitdissoziation liegen
könnte und
IR8 gegen die Inaktivierung durch ESH8 resistent ist, da es für die A2-Untereinheitdissoziation
nicht anfällig
ist.
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TABELLE
3 ESH8
inhibiert IR8-Aktivität
in der Anwesenheit von vWF nicht
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BEISPIEL 5
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ARZNEIMITTEL UND VERWENDUNG
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Arzneimittel
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Die
FVIII-Proteine der vorliegenden Erfindung können mit parenteral verträglichen
Vehikeln und Hilfsmitteln gemäß im Fachgebiet
bekannten Verfahren zu pharmazeutisch verträglichen Zusammensetzungen gestaltet
werden. Die für
parenterale Verabreichung geeigneten Arzneimittel dieser Erfindung
können
geeigneterweise ein steriles lyophilisiertes Präparat des Proteins umfassen,
welches durch Hinzufügen
einer sterilen Lösung
rekonstituiert werden kann, um vorzugsweise mit dem Blut des Empfängers isotonische
Lösungen
zu ergeben. Das Präparat
kann in Behältern
als Einzel- oder Mehrfachdosis dargeboten werden, z.B. in abgedichteten
Ampullen oder Röhrchen.
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Solche
Arzneimittel können
pharmazeutisch verträgliche
Träger,
Verdünnungsmittel,
Füllstoffe,
Salze, Puffer, Stabilisatoren und/oder andere im Fachgebiet gut
bekannte Materialien enthalten. Der Begriff „pharmazeutisch verträglich" bedeutet ein nicht-toxisches
Material, welches die Effektivität
der biologischen Aktivität des
(der) aktiven Bestandteil(e)s nicht störend beeinflusst. Die Eigenschaften
des Trägers,
oder eines anderen Materials wird vom Verabreichungsweg abhängen.
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Die
Menge an FVIII-Protein im Arzneimittel der vorliegenden Erfindung
wird von der Art und Schwere des zu behandelnden Leidens abhängen und
der Art der vorherigen Behandlungen, die der Patient durchgemacht
hat. Schlussendlich wird der behandelnde Arzt entscheiden, mit welcher
Menge an Protein jeder einzelne Patient behandelt werden soll. Ebenso
wird die Dauer der intravenösen
Therapie variieren, abhängig
von der Schwere der zu behandelnden Krankheit und dem Zustand und
der möglichen
idiosynkratische Reaktion jedes einzelnen Patienten.
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Zusätzlich können die
die FVIII-Proteine der vorliegenden Erfindung codierenden Nucleinsäuresequenzen
mit einem Gentherapie-Transfersystem gemäß auf dem Fachgebiet bekannten
Verfahren verbunden sein. Solche Transfersysteme schließen ohne
Limitierung adenovirale, retrovirale und adeno-assoziierte virale Vektoren
ein, sowie Liposomen und DNA-Protein-Komplexe. Die Sequenzen der
vorliegenden Erfindung sind in solchen Transfersystemen enthalten
oder in einer solchen Weise damit funktionsfähig verbunden, dass die Transkription,
z.B. durch die Verwendung von ausreichenden regulatorischen Elementen,
ermöglicht
wird. Man wird sich darüber
im Klaren sein, dass Fachleuten eine Vielzahl an Strategien und
Methodik für
die Erzeugung solcher Gentherapie-Transfersysteme gut bekannt ist.
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Verwendungsverfahren
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Arzneimittel,
die Proteine der vorliegenden Erfindung enthalten, können verwendet
werden, um Patienten zu behandeln, die an Hämophilie leiden, verursacht
durch einen Mangel an FVIII.
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Eine
therapeutisch effektive Menge an FVIII-Protein kann daher einem
Säuger
verabreicht werden, der eine Bluterkrankheit verursacht durch Mangel
an FVIII aufweist. Der Begriff „therapeutisch wirksame Menge" bedeutet die Gesamtmenge
jeder aktiven Komponente des Verfahrens oder der Zusammensetzung,
die ausreicht, um einen aussagekräftigen Vorteil für den Patienten
zu zeigen, d.h. Stillstand der Blutung.
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Die
Verabreichung der Proteine der vorliegenden Erfindung kann in einer
Vielzahl von herkömmlichen Wegen
durchgeführt
werden. Intravenöse
Verabreichung an den Patienten wird bevorzugt. Die Proteine der Erfindung
werden in Form Pyrogen-freier, parenteral verträglicher, wässriger Lösungen vorliegen, wenn sie durch
intravenöse
Injektion verabreicht werden. Ein bevorzugtes Arzneimittel für intravenöse Injektion
sollte zusätzlich
zu den Proteinen einen isotonischen Träger wie zum Beispiel eine Natrimchloridinjektion,
Ringer-Injektion, Dextroseinjektion, Dextrose und Natriumchlorid-Injektion,
mit Milchzucker versetzte Ringer-Injektion oder andere im Fachgebiet
bekannte Träger
enthalten. Das Arzneimittel gemäß der vorliegenden
Erfindung kann auch Stabilisatoren, Konservierungsmittel, Puffer,
Antioxidantien oder andere Zusatzstoffe enthalten, die Fachleuten
bekannt sind.
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Für cutane
oder subcutane Injektion werden die Proteine der vorliegenden Erfindung
in Form von Pyrogen-freien, parenteral-verträglichen, wässrigen Lösungen vorliegen, wobei die
Erzeugung solcher parenteral verträglicher Proteinlösungen im
Hinblick auf pH-Wert, Isotonität,
Stabilität,
und ähnliches
innerhalb des Fachwissens liegt.
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Wie
auch die Arzneimittel, welche die Proteine der vorliegenden Erfindung
enthalten, können
Gentherapie-Transfersysteme oder -Vehikel, welche die Nucleotidsequenzen
der vorliegenden Erfindung enthalten, auch verwendet werden, um
Patienten zu behandeln die an durch Mangel an FVIII verursachter
Hämophilie leiden.
Eine therapeutisch wirksame Menge solcher Gentherapie-Transfervehikel,
wird einem Säuger
verabreicht, der eine Bluterkrankheit hat, die durch FVIII-Mangel
verursacht ist. Man wird sich darüber im Klaren sein, dass die
Verabreichung der Vehikel der vorliegenden Erfindung durch im pharmazeutischen
Fachgebiet gut etablierte Verfahren stattfindet, z.B. durch direkte
Verabreichung an Zielgewebe oder -stelle, intranasal, intravenös, intramuskulär, subcutan,
intradermal und durch orale Verabreichung, entweder alleine oder
in Kombination. Es wird auch eingesehen werden, dass im Fachgebiet
für die
Verabreichung der Gentherapie-Transfervehikel geeignete Rezepturen
bekannt sind und wässrige
und nicht-wässrige
isotonische sterile Injektionslösungen
und wässrige
und nicht-wässrige
sterile Suspensionen umfassen.