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Diese
Erfindung betrifft neuartige L-β-Dioxolan-Uridin-Nukleosid-Analoga
und deren Verwendung bei der Herstellung von, Medikamenten für das Verhindern
und die Behandlung von Epstein-Barr-Virus, Varizella-Zoster-Virus
und Kaposi-Sarkom-Virus, auch bekannt als HV-8.
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Hintergrund
der Erfindung
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Während bakterielle
Infektionen des Menschen durch Anwendung vermehrt verfügbarer,
antibiotischer Wirkstoffe besser gehandhabt werden können und
besser behandelbar sind, bleiben virale Infektionen ein schwierigeres
und weniger gut behandelbares Zielgebiet. Dem Bemühen zur
Auffindung von Wirkstoffen zum Behandeln viraler Infektionen kommt
noch immer hohe Priorität
zu.
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Epstein-Barr-Virus
(EBV) ist ein wichtiges Humanpathogen, das mit dem Herpes-Simplex-Virus
(HSV) verwandt ist. Elliot Kieff, Virology, Dritte Auflage. Herausgegeben
von B. N. Fields, D. M. Knipe, P. M. Howley et al. Epstein-Barr
Virus and its Replication. Kapitel 74, S. 2343–2396, und Alan B. Rickinson
and Elliot Kieff, [ibd. Kapitel 75, S. 2397–2446). EBV ist ein lymphotrophes
Mitglied der Gattung Lymphocryptovirus und gehört zur Unterfamilie der Gammaherpesvirinae.
Ein anderes, neues Humanvirus, das ebenfalls dieser Familie zugehörig ist,
ist das mit dem Kaposi-Sarkom assoziierte Herpes-Virus (KSHV/HHV8).
Chang et al., Science, 266: 1865–1869 (1994); Cesarman et al.,
N. Eng. J. Med., 332: 1186–1191
(1995); Soulier et al., Blood, 86: 1276–1280 (1995). Es sind zwei
Subtypen von EBV identifiziert worden, deren Genome fast identisch
sind, aber es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen EBV-assoziierten
Krankheiten und EBV-Subtypen. Abdul-Hamid et al., Virology, 190:
168–175
(1992) und Sample et al., J. Virol., 64: 4084–4092 (1990). Das Genom des
lytischen EBV ist eine lineare, doppelsträngige DNA, die zu 60 Mol.-%
aus Guanin und Cytosin besteht. Das Genom ist sequenziert worden
und kann eine Anzahl virusspezifischer Proteine kodieren, darunter mehrere
Enzyme, die an der Synthese von Virus-DNA während der lytischen Infektion
von EBV beteiligt sind. In vitro ist die EBV-Infektion in der Regel
auf B-Lymphozyten beschränkt,
obgleich auch Epithelzellen infiziert sein können. Sixbey et al., Nature,
306: 480–483
(1983). Beim Menschen kann das Virusgenom in B-Lymphozyten, T-Lymphozyten
und Epithelzellen nachgewiesen werden. Das EBV-Genom in linearer
Form repliziert sich lytisch und kann auch latent als zirkuläre DNA in
superhelikaler (supercoiled) Struktur vorliegen. Die Expression
des EBV-Genoms in lytisch infizierten Zellen unterscheidet sich
signifikant von latent infizierten Zellen. EBV-spezifische DNA-Polymerase,
DNase und dThd-Kinase werden in Zellen nur nach lytischer DNA-Replikation
exprimiert.
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Zellkulturstudien
zeigen die zentrale Bedeutung der EBV-DNA-Polymerase für die Replikation von EBV-DNA
während
einer lytischen Infektion, aber nicht für die Erhaltung der superhelikalen
EBV-DNA in latent infizierten Zellen. In latent infizierten oder
transformierten Zellen ist ein einmaliger Satz von EBV-Proteinen, einschließlich EBVNA1
und manchmal EBNA LP, 2, 3A, 3B, 3C, LMP-1 sowie LMP-2, exprimiert.
Elliot Kieff, Virology, Dritte Auflage. Herausgegeben von B. N.
Fields, D. M. Knipe, P. M. Howley et al. Epstein-Barr Virus and
its Replication. Kapitel 74, S. 2343–2396, und Alan B. Rickinson
und Elliot Kieff, [ibd. Kapitel 75, S. H2397–2446].
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Strukturell
ist EBV ähnlich
wie andere Herpesviren – es
besitzt ein Genom aus doppelsträngiger
DNA innerhalb eines Nukleokapsids, das von einer Lipidhülle umgeben
ist, das virale Glykoproteine enthält. Den Raum zwischen der Hülle und
dem Nukleokapsid nimmt ein Tegumentprotein ein.
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Während eine
primäre
EBV-Infektion im Kleinkindalter fast asymptomatisch verläuft, manifestiert
sich ein Teil (in manchen Studien bis zu 50%) der serologisch bestätigten Primärinfektionen
im Jugendalter oder frühen
Erwachsenenleben als infektiöse
Mononukleose (IM), auch „Kusskrankheit" genannt. Die Übertragung von
EBV erfolgt primär über den
Speichel, obgleich manche Infektionen durch Bluttransfusionen übertragen werden.
Ein hoher Prozentanteil (> 85%)
der Patienten im akuten Stadium einer infektiösen Mononukleose scheidet EBV
ab. Mitte der 1970er Jahre wurde EBV als Auslöser des tödlichen IM/X-verknüpften, lymphoproliferativen
Syndroms (XLP) bei männlichen
Kleinkindern mit X-chromosomal bedingter Immunschwäche identifiziert.
Sullivan und Wood, (Immundeficiency Rev., 1: 325–347 (1989). Es wurde außerdem herausgefunden, dass
tödlich
verlaufende EBV-Infektionen in Zusammenhang mit dem nicht familiären, monophagozytären Syndrom
(VAHS) stehen, für
das es keine wirksame Therapie gibt. Alan B. Rickinson und Elliot
Kieff, Virology, Dritte Auflage. Herausgegeben von B. N. Fields,
D. M. Knipe, P. M. Howley et al. Epstein-Barr Virus and its Replication.
Kapitel 75, S. 2397–2446,
und Craig et al., Am. J. Clin. Path., 97: 189–194 (1992).
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Epstein-Barr-Virus
gilt außerdem
als verursachendes Agens proliferativer B-Zell-Erkrankungen und steht
in Zusammenhang mit einer Vielzahl von Krankheitszuständen, einschließlich einem
seltenen, progressiven Mononukleose-ähnlichen Syndrom und oraler
Haarleukoplakie bei AIDS-Patienten. EBV wurde auch mit bestimmten
Krebsarten, wie dem Burkitt-Lymphom, dem Nasopharyngealkarzinom,
der Hodgkin-Krankheit, einem EBV-assoziierten
T-Zell-Lymphom und dem nasalem T-Zell-Lymphom in Verbindung gebracht.
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Bestimmte
Patienten, vor allem solche mit einem unterdrückten Immunsystem, wie beispielsweise AIDS-Patienten
und Organtransplantationspatienten, die mit Immunsuppressiva behandelt
werden, sind besonders anfällig
gegenüber
EBV-Manifestationen,
vor allem gegenüber
der Entwicklung von EBV-assoziierten Lymphomen.
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Chu
et al. beschreiben in der PCT-Anmeldung PCT/US95/01253 eine Reihe
von L-Nukleosid-Analoga zur Anwendung bei der Behandlung von Infektionen
mit dem Hepatitis-B-Virus und dem Epstein-Barr-Virus. Ein in der
PCT-Anmeldung offenbarter Wirkstoff, 2'-Fluor-5-methyl-β-L-arabinofuranosyluridin (L-FMAU) zeigte gute
Aktivität
gegen EBV. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Anti-EBV-Aktivität bei Substitution
einer 5-Methylgruppe von L-FMAU durch eine Bromgruppe zurückging.
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Es
ist gezeigt worden, dass mehrere Verbindungen in Konzentrationen,
die für
das Zellwachstum nicht toxisch sind, in der Zellkultur eine Aktivität gegen
EBV-Replikation haben. Dazu gehören
Acyclovir (ACV), Gancyclovir (DHPG), Pencyclovir, D-FMAU und seine
Analoga 5-Bromvinyl-dUrd, Phosphonoformiat- und Phosphorothioat-Oligonukleotide.
Siehe Lin et al., Antimicrob. Agents and Chemo., (Februar) 32 (2):
265–267 (1988);
Lin et al., Antimicrob. Agents and Chemo., 32 (7): 1068–1072 (1988),
Cheng et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 80: 2767–2770 (1983),
Datta et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 77: 5163–5166 (1980),
Datta et al., Virology, 114: 52–59
(1981); Lin et al., Antimicrob. Agents and Chemo., 31: 1431–1433 (1987);
Olka und Calendar, Virology, 104: 219–223 (1980); Lin et al., J.
Virol., 50: 50–55
(1984); Yao et al., Antimicrob. Agents and Chemo., 37: 1420–1425 (1993)
und Yao et al., Biochem. Pharm. (51): 941–947 (1966).
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Aufgaben der
Erfindung
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Verbindungen und pharmazeutische
Zusammensetzungen zum Behandeln und/oder Verhindern von Infektionen
mit Epstein-Barr-Virus, Varizella-Zoster-Virus und Kaposi-Sarkom-Virus
(HV-8) bei Patienten bereit zu stellen.
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Kurze Beschreibung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Entdeckung, dass bestimmte β-L-Dioxolan-Nukleosid-Analoga, die
eine Uracilbase und vorzugsweise eine 5-halosubstituierte Uracilbase
enthalten, eine unerwartet hohe Aktivität gegen Epstein-Barr-Virus (EBV), Varizella-Zoster-Virus
(VZV) und Kaposi-Sarkom-Virus
(HV-8) aufweisen. Insbesondere zeigen die Verbindungen in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung wirksame Hemmung der Replikation
des Virus (virales Wachstum) in Kombination mit sehr geringer Toxizität gegenüber den.
Wirtszellen (d. h. Tier- oder Humangewebe).
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Verbindungen
in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung zeigen primär Verwendbarkeit als Wirkstoffe
zum Hemmen des Wachstums oder der Replikation von EBV, des Varizella-Zoster-Virus
und des Kaposi-Sarkom-Virus (HV-8). Von diesen Wirkstoffen könnten bestimmte
auch zum Hemmen des Wachstums oder der Replikation anderer Viren
(beispielsweise HSV) oder zum Behandeln anderer viraler Infektionen und/oder
verwandter Krankheitszustände
wirksam sein. Andere Wirkstoffe könnten als biologische Sonden
für Testzwecke
oder als Zwischenstufen bei der Synthese verwandter Nukleosidverbindungen
mit pharmakologischer Aktivität
verwendet werden.
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Verbindungen
der vorliegenden Erfindung finden besondere Anwendung bei der Bekämpfung viraler Infektionen,
die Tiere befallen, und insbesondere Menschen, die an Epstein-Barr-Virus-, Varizella-Zoster-Virus-
und Kaposi-Sarkom-Virus(HV-8)-Infektionen
leiden. Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung bieten ein großes
Potenzial als therapeutische Wirkstoffe gegen einen Krankheitszustand
(Epstein-Barr-Virus-, Varizella-Zoster-Virus- und Kaposi-Sarkom-Virus(HV-8)-Infektionen), für die es
gegenwärtig
wenige echte therapeutische Möglichkeiten
gibt. Die Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung können
alleine oder in Kombination mit Wirkstoffen oder anderen therapeutischen
Behandlungen verwendet werden.
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Die
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind Dioxalon-Nukleosid-Analoga, die eine L-Konfiguration
(im Gegensatz zu der natürlichen
D-Konfiguration der meisten natürlich
vorkommenden Nukleoside) und eine Uracilbase enthalten. Vorzugsweise
ist die Uracilbase an Position 5 durch ein Fluor, Chlor, Brom, Iod,
Methyl oder Trifluormethyl substituiert, wobei eine Substitution
an Position 5 der Uracilbase mit Iod oder Brom besonders bevorzugt
ist.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Anwendung der Verbindungen
zum Herstellen pharmazeutischer Zusammensetzungen zur Verwendung
in Verfahren zum Hemmen des Wachstums oder der Replikation von EBV,
Varizella-Zoster-Virus
und Kaposi-Sarkom-Virus (HV-8), umfassend das Aussetzen des Virus
einer hemmend wirksamen Menge oder Konzentration mindestens eines
der offenbarten L-Nukleosid-Analoga. Dieses Verfahren kann in Vergleichstests,
beispielsweise in Tests zur Bestimmung der Aktivitäten von
verwandten Anti-EBV-, Anti-VZV- oder Anti-HV-8-Verbindungen, sowie
zum Bestimmen der Empfindlichkeit der EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion
eines Patienten gegenüber
einer der Verbindungen gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendet werden. Die vorliegenden Verbindungen werden vorzugsweise
verwendet, um EBV-, VZV- oder
HV-8-Infektionen bei Menschen zu behandeln oder zu verhindern.
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Der
therapeutische Aspekt gemäß der vorliegenden
Erfindung betrifft Verbindungen zum Behandeln oder Verhindern von
EBV-, VZV- oder HV-8-Infektionen bei Patienten, vorzugsweise bei
menschlichen Patienten, umfassend das Verabreichen antiviral wirksamer
Mengen einer oder mehrerer der Verbindungen, um das Wachstum oder
die Replikation des Virus in dem zu behandelnden, tierischen oder
menschlichen Patienten zu hemmen. In einem bevorzugten Verfahren
werden die vorliegenden Zusammensetzungen verwendet, um die Manifestation
von EBV-, VZV- oder HV-8-Infektionen bei einem Patienten zu verhindern
oder zu verzögern,
vor allem eines EBV-bedingten Lymphoms oder Karzinoms, einschließlich des
Kaposi-Sarkoms, bei Patienten, einschließlich solcher Patienten, die
eine Bluttransfusion hatten und solcher Patienten mit Immundefekt
oder Immunschwäche,
beispielsweise unter anderem AIDS-Patienten und Transplantationspatienten.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen auf der Basis dieser neuartigen chemischen Verbindungen umfassen
eine oder Mehrere der oben beschriebenen Verbindungen in einer therapeutisch
aktiven Menge zum Behandeln einer viralen, im allgemeinen einer
EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion, wahlweise in Kombination mit einem
pharmazeutisch annehmbaren Zusatzstoff, Trägerstoff oder Exzipienten.
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Bestimmte
der Verbindungen können
in pharmazeutischer Dosisform auch als prophylaktische Wirkstoffe
zum Hemmen des Wachstums oder der Replikation von EBV, VZV oder
HV-8 verwendet werden. Diese sind insbesondere als Anti-EBV-, Anti-VZV-
oder Anti-HV-8-Wirkstoffe geeignet. In bestimmten pharmazeutischen
Dosisformen, beispielsweise in der Form eines Pro-Pharmakons, könnten ein
acyliertes Nukleosid oder ein Nukleosid mit einem Phosphatester
bevorzugt sein.
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Ohne
sich theoretisch zu beschränken,
wird angenommen, dass die Verbindungen gemäß der vorliegenden Erfindung
ihre hemmende Wirkung auf das Wachstum oder die Replikation von
EBV, VZV oder HV-8 durch das Hemmen der viralen DNA-Polymerase oder durch
Einbau von Nukleosiden in die virale DNA induzieren, was einen Kettenabbruch
bewirkt. Es wird nicht erwartet, dass die vorliegenden Verbindungen
und insbesondere das 5-Brom-L-Nukleosid-Analog der vorliegenden
Erfindung ein antivirales Spektrum aufweisen, das sich von dem anderer,
bislang in der Literatur veröffentlichter Nukleoside
unterscheidet. Für
die besondere antivirale Aktivität
kann ein besonderer Mechanismus postuliert werden.
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Die
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung werden durch Syntheseverfahren, die einem durchschnittlichen
Fachmann bereits bekannt sind, hergestellt und umfassen diverse
chemische Syntheseverfahren.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1,
Schema 1, zeigt die chemische Synthese der Dioxolanyl-Zucker-Zwischenstufe
5 aus L-Gulono-γ-lacton
1.
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2,
Schema 2, zeigt die chemische Synthese einer anomeren Mischung aus
dem acetylierten Dioxolanyl-Zucker-Derivat 10 aus 1,6-Anhydro-β-L-gulopyranose
4.
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3,
Schema 3, zeigt die chemische Synthese des 5-substituierten β-L-Dioxolanylnukleosidanalogs der
vorliegenden Erfindung (11, 13, 15, 17, 19 und 21) aus dem Dioxolanyl-Zucker-Derivat
10 und der geschützten,
5-substituierten Uracilbase.
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4 ist
ein Schaubild, das die Dosis-Wirkungs-Kurve der beiden aktivsten
Verbindungen in der Reihe gegen EBV zeigt, (2S,4S)-1-[(Hydroxymethyl)-1,3-dioxanyl-4-yl]-5-bromuracil
(β-L-Br-OddU)
und (2S,4S)-1-[(Hydroxymethyl)-1,3-dioxanyl-4-yl]-5-ioduracil (β-L-I-OddU).
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5 ist
ein Schaubild, das die erhaltenen pharmakokinetischen Daten für β-L-Br-OddU
bei weiblichen BDF1-Mäusen
zeigt.
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6 ist
ein Schaubild, das die erhaltenen pharmakokinetischen Daten für β-L-I-OddU
bei weiblichen BDF1-Mäusen zeigt.
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7 ist
ein Schaubild, das die Dosis-Wirkung von β-L-I-OddU gegen HV-8 bei der DNA-Hybridisierung
gegenüber
DHPG zeigt.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Zur
Beschreibung der vorliegenden Erfindung werden in der gesamten Patentschrift
die folgenden Definitionen verwendet.
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Der
Begriff „Patient" wird in der gesamten
Patentschrift verwendet, um ein Tier, vorzugsweise einen Menschen,
zu beschreiben, der eine Behandlung, einschließlich eine prophylaktische
Behandlung, mit den Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden Erfindung
erhält.
Bei der Behandlung von solchen Infektionen, Leiden oder Krankheitszuständen, die
spezifisch für
ein bestimmtes Tier, wie beispielsweise einen menschlichen Patienten,
sind, bezieht sich der Begriff Patient auf dieses spezifische Tier.
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Der
Begriff „Epstein-Barr-Virus" (EBV) wird in der
gesamten Patentschrift verwendet, um das Herpesvirus zu beschreiben,
das in Zellkulturen des Burkitt-Lymphoms gefunden wurde. Strukturell
ist EBV ähnlich wie
andere Herpesviren – es
besitzt ein doppelsträngiges
DNA-Genom innerhalb eines Nukleokapsids, das von einer Lipidhülle umgeben
ist, die virale Glykoproteine enthält. Ein Tegumentprotein besetzt
den Raum zwischen der Hülle
und dem Nukleokapsid. EBV ist das verursachende Agens der infektiösen Mononukleose.
Epstein-Barr-Virus
gilt auch als verursachendes Agens proliferativer B-Zellerkrankungen,
des lymphoproliferativen Syndroms, des nicht familiären monophagozytären Syndroms
und ist mit einer Reihe von Krankheitszuständen verknüpft, einschließlich einem
seltenen progressiven, Mononukleose-ähnlichen Syndrom und oraler Haarleukoplakie
bei AIDS-Patienten. EBV wurde auch mit bestimmten Arten von Krebs
in Verbindung gebracht, beispielsweise dem Burkitt-Lymphom, Nasopharyngealkarzinom,
der Hodgkins-Krankheit, dem EBV-assoziierten T-Zell-Lymphom und
dem nasalen T-Zell-Lymphom. Bestimmte Patienten, vor allem solche mit
unterdrücktem
Immunsystem, wie beispielsweise AIDS-Patienten und Organtransplantationspatienten,
die mit Immunsuppressiva behandelt werden, sind gegenüber EBV-Manifestationen,
besonders der Entwicklung von EBV-assoziierten Lymphomen, besonders
anfällig.
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Der
Begriff „Varizella-Zoster-Virus" (VZV) wird verwendet,
um Herpesvirus varicella, auch bekannt als Windpocken oder Herpes
Zoster, zu beschreiben. VZV ist ein Herpetovirus und morphologisch
identisch mit dem Herpes-Simplex-Virus, das beim Menschen Varizellen
(Windpocken) und Herpes Zoster hervorruft. Varizellen sind die Folge
einer primären
Infektion mit dem Virus. Herpes Zoster ist die Folge einer sekundären Invasion
durch dasselbe Virus oder einer Reaktivierung der Infektion, welche
in manchen Fällen
für eine
Anzahl von Jahren latent vorhanden gewesen sein kann.
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Der
Begriff „Herpes
Virus 8" oder HV-8
wird in der gesamten Patentschrift verwendet, um ein Herpetovirus
zu beschreiben, von dem angenommen wird, dass es das verursachende
Agens des Kaposi-Sarkoms bei AIDS-Patienten ist. Bei HV-8 und HHV-8
(Humanes Herpesvirus 8) handelt es sich um ein und dasselbe Virus.
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Der
Begriff „pharmazeutisch
annehmbares Derivat" wird
in der gesamten Patentschrift verwendet, um alle pharmazeutisch
annehmbaren Salze oder Pro-Pharmakon-Formen (wie beispielsweise
einen Ester, einen Phosphatester oder ein Salz eines Esters) einer
Nukleosidverbindung zu beschreiben, welche, nach Verabreichung an
den Patienten, die Nukleosidverbindung oder einen aktiven Metaboliten
der Nukleosidverbindung direkt oder indirekt bereit stellen. Im
Allgemeinen bilden die freie Nukleosidform oder die Acyl-Pro-Pharmakon-Formen
der vorliegenden Erfindung aufgrund des Vorhandenseins einer Uracilbase
nur schwer Salze. Die Mono-, Di- und Triphosphatformen der Nukleosidverbindungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung bilden jedoch Salze an der Phosphatgruppe. Zu den pharmazeutisch
annehmbaren Salzen gehören
solche, die aus pharmazeutisch annehmbaren, anorganischen oder organischen
Basen und Säuren
abgeleitet sind. Geeignete Salze umfassen solche, die aus Alkalimetallen,
wie beispielsweise Kalium und Natrium, Erdalkalimetallen, wie beispielsweise
Calcium, Magnesium, und Ammoniumsalze, sowie zahlreichen anderen
Säuren,
die aus dem Stand der pharmazeutischen Technik gut bekannt sind,
abgeleitet sind.
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Der
Begriff „Acyl" wird in der gesamten
Patentschrift verwendet, um eine Gruppe an Position 5' des Nukleosid-Analogs (d. h. an
der freien Hydroxylposition in der Dioxolanyl-Gruppe) zu beschreiben,
die eine lineare, verzweigte oder zyklische C
1-C
20-Alkylkette enthält. Die Acylgruppe an der 5'-Position ergibt
in Kombination mit der 5'-Hydroxylgruppe
einen Ester, der nach der Verabreichung gespalten werden kann, um
die freie Nukleosidform der vorliegenden Erfindung herzustellen.
Acylgruppen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind durch folgende Struktur wiedergegeben:
wobei R
2 unter
anderem eine lineare, verzweigte oder zyklische C
1-C
20-Alkylkette, Alkoxyalkyl, Aryloxyalkyl, wie
beispielsweise Phenoxymethyl, Aryl, Alkoxy ist. Bevorzugte Acylgruppen
sind solche, bei denen R
2 C
1 bis C
3 ist. Acylgruppen gemäß der vorliegenden Erfindung
umfassen, unter Anderem, auch beispielsweise Benzoyl, substituiertes
Benzoyl, wie beispielsweise 3-Chlorbenzoyl, Succinat, Mesylat, Caproyl,
Capronsäure,
Caprinsäure,
Laurylsäure,
Myristinsäure,
Palmitinsäure,
Stearinsäure
und Ölsäure. Ein
durschnittlicher Fachmann kennt die Acylgruppen, die in der vorliegenden
Erfindung nützlich
sind, entweder, um die pharmazeutischen Zielverbindungen zu synthetisieren
oder als Pro-Pharmakon der Nukleoside gemäß der vorliegenden Erfindung.
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Der
Begriff „Phosphatester" wird in der gesamten
Patentschrift verwendet, um Monophosphatgruppen an der 5'-Position der Dioxanyl-Gruppe
zu beschreiben, die zweifach verestert sind, so dass die Phosphatgruppe
neutral wird, d.h. eine neutrale Ladung hat. Phosphatester zur Verwendung
in der vorliegenden Erfindung umfassen solche, die durch die folgende
Struktur dargestellt sind:
wobei R
3 unter
Anderem ausgewählt
ist aus einer linearen, verzweigten oder zyklischen C
1-C
20-Alkylgruppe, Alkoxyalkyl, Aryloxyalkyl,
wie beispielsweise Phenoxymethyl, Aryl und Alkoxy. Bevorzugte Monophosphatester zur
Verwendung in Pro-Pharmakon-Formen
gemäß der vorliegenden
Erfindung sind solche, bei denen C
1 bis C
20 eine lineare oder verzweigtkettige Alkylgruppe,
am meisten bevorzugt eine C
1- bis C
3-Alkylgruppe,
ist. Phosphatester gemäß der vorliegenden
Erfindung sind auch als „Phosphodiester"-Gruppen bekannt,
wobei diese Begriffe als Synonyme verwendet werden.
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Der
Begriff „hemmende
wirksame Konzentration" oder „hemmende
wirksame Menge" wird
in der gesamten Patentschrift verwendet, um Konzentrationen oder
Mengen von Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung zu beschreiben, welche das Wachstum oder die Replikation
empfindlicher Viren, vor allem einschließlich EBV, VZV und HV-8, wesentlich
oder signifikant hemmen.
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Der
Begriff „therapeutische,
wirksame Menge" oder „therapeutisch
wirksame Menge" wird
in der gesamten Patentschrift verwendet, um Konzentrationen oder
Mengen von Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung zu beschreiben, die bei der Behandlung von EBV-, VZV-
und HV-8-Infektionen bei Menschen therapeutisch wirksam sind.
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Der
Begriff „verhindernde,
wirksame Menge" wird
in der gesamten Patentschrift verwendet, um Konzentrationen oder
Mengen von Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung zu beschreiben, die prophylaktisch wirksam sind, um die
Manifestation von EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen oder verwandten
Leiden (vor allem ein EBV-assoziiertes Karzinom oder Lymphom und
Kaposi-Sarkom) bei Menschen zu verhindern oder zu verzögern.
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Der
Begriff „L-Konfiguration" wird in der gesamten
Patentschrift verwendet, um die chemische Konfiguration der Dioxolan-Uridin-Nukleosidverbindungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung zu beschreiben. Die L-Konfiguration der Zuckergruppe von
Verbindungen der vorliegenden Erfindung unterscheidet sich von der D-Konfiguration
von Ribosezuckergruppen der meisten natürlich vorkommenden Nukleoside
wie beispielsweise Cytidin, Adenosin, Thymidin, Guanosin und Uridin.
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Der
Begriff „enantiomerisch
angereichert" wird
in der gesamten Patentschrift verwendet, um ein Nukleosid zu beschreiben,
das mindestens etwa 95%, vorzugsweise mindestens etwa 96%, mehr
bevorzugt mindestens etwa 97%, noch mehr bevorzugt mindestens etwa
98% und noch mehr bevorzugt mindestens etwa 99% oder mehr eines
einzelnen Enantiomers dieses Nukleosids enthält. Wenn in dieser Patentschrift
auf ein L-Nukleosid Bezug genommen wird, wird vorausgesetzt, dass
das Nukleosid ein enantiomerisch angereichertes Nukleosid ist, es
sei denn, es ist anders angegeben.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die überraschende Entdeckung, dass
die β-L-Dioxanyl-Uridin-Nukleosid-Analoga,
die eine Dioxanylgruppe mit einer L-Konfiguration (im Gegensatz
zu der natürlich
vorkommenden D-Konfiguration) enthalten, eine unerwartet starke
Aktivität
gegen Epstein-Barr-Virus (EBV), Varizella-Zoster-Virus (VZV) und
das Kaposi-Sarkom-Virus
(auch bekannt als Herpesvirus-8 oder HV-8) aufweisen. Insbesondere
zeigen die Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung wirksame Hemmung der Replikation des Virus in Kombination
mit sehr geringer Toxizität
gegenüber
den Wirtszellen (d. h. tierisches oder menschliches Gewebe).
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Die
vorliegende Erfindung betrifft außerdem die unerwartete Entdeckung,
dass die Verbindungen (2S,4S)-1-[(Hydroxymethyl)- 1,3-dioxanyl-4-yl]-5-bromuracil (β-L-Br-OddU)
und (2S,4S)-1-[(Hydroxymethyl)-1,3-dioxanyl-4-yl]-5-ioduracil
(β-L-I-OddU)
extrem wirksame Anti-EBV-Wirkstoffe mit relativ geringer Toxizität sind,
vor allem im Vergleich zu verwandten D-Nukleosid-Analoga, von denen gezeigt
worden ist, dass sie Anti-EBV-Aktivität aufweisen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft daher eine Gruppe von Verbindungen
nach der Struktur:
wobei R Cl oder Br ist; und
R
1 H, eine C
1- bis
C
20-Acyl- oder Ethergruppe, eine Phosphat-,
eine Diphosphat-, Triphosphat- oder Phosphodiestergruppe ist.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung einer therapeutisch
wirksamen Menge einer Verbindung für die Herstellung einer Zusammensetzung
zum Hemmen des Wachstums oder der Replikation von Epstein-Barr-Virus
(EBV), Varizella-Zoster-Virus
(VZV) oder dem Kaposi-Sarkom-Virus (HV-8), umfassend das Aussetzen
des Virus einer hemmend wirksamen Konzentration einer Verbindung
nach der Struktur:
wobei R H, F, Cl, Br, I,
CH
3 oder CF3 ist und
R
1 H,
eine C
1- bis C
20-Acyl-
oder Ethergruppe, eine Phosphat-, Diphosphat-, Triphosphat- oder
Phosphodiestergruppe ist.
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In
diesem Verwendungsaspekt der vorliegenden Erfindung ist R vorzugsweise
Br oder I und R1 ist am meisten bevorzugt
H.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft außerdem die Verwendung einer
therapeutisch wirksamen Menge einer Verbindung für die Herstellung einer pharmazeutischen
Zusammensetzung zur Verwendung bei der Behandlung eines Patienten,
der an einer durch das Epstein-Barr-Virus, das Varizella-Zoster-Virus
oder das Kaposi-Sarkom-Virus verursachten Infektion leidet, umfassend
das Verabreichen einer therapeutisch wirksamen Konzentration oder
Menge einer Verbindung nach folgender Struktur an den Patienten:
wobei R H, F, Cl, Br, I,
CH
3 oder CF
3 ist
und
R
1 H, eine C
1-
bis C
20-Acyl- oder Ethergruppe, eine Phosphat-,
Diphosphat-, Triphosphat- oder Phosphodiestergruppe ist.
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In
diesem Verwendungsaspekt der vorliegenden Erfindung ist R vorzugsweise
Br oder I, am meisten bevorzugt I, wenn die Infektion eine EBV-Infektion
ist, am meisten bevorzugt Br, wenn die Infektion eine VZV-Infektion
ist, und R1 ist am meisten bevorzugt H.
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Die
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind hauptsächlich
aufgrund ihrer Anti-EBV-, Anti-VZV- und Anti-HV-8-Aktivität nützlich. Die vorliegenden Erfindungen
können auch
aufgrund anderer antiviraler Aktivität nützlich sein. Darüber hinaus
könnten
diese Zusammensetzungen Verwendung als Zwischenstufen bei der chemischen
Synthese anderer Nukleoside oder Nukleotidanaloga finden, die wiederum
als therapeutische Wirkstoffe oder für andere Zwecke nützlich sind,
einschließlich
ihrer Verwendung bei biologischen Tests oder als biologische Sonden.
Vorzugsweise finden diese Verbindungen Anwendung als neuartige Anti-EBV-,
Anti-VZV- und Anti-HV-8-Wirkstoffe.
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Im
allgemeinen umfassen die am meisten bevorzugten antiviralen Verbindungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung solche, die gegenüber
den Wirtszellen weniger toxisch und gegenüber dem Zielvirus aktiver sind.
Bestimmte dieser Verbindungen können
in pharmazeutischer Dosisform als prophylaktische Wirkstoffe verwendet
werden. Diese könnten
besonders als Anti-EBV-, Anti-VZV- und Anti-HV-8-Wirkstoffe geeignet
sein. Aufgrund ihrer sehr geringen Toxizität in dem Patienten und ihrer
hervorragenden, antiviralen Aktivität sind β-L-Br-OddU und β-L-I-OddU
besonders wirksame, antiprophylaktische Verbindungen zum Behandeln und/oder
Verhindern von EBV-, VZV- und
HV-8-Infektionen.
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Die
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung werden durch Syntheseverfahren hergestellt, die einem
durchschnittlichen Fachmann bereits bekannt sind und verschiedene
chemische Syntheseverfahren beinhalten, wie sie in wesentlich mehr
Einzelheiten in den folgenden Beispielen ausgeführt sind. Im Allgemeinen werden
die Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung synthetisiert, indem eine zuvor synthetisierte Nukleosidbase
an das entsprechende Dioxolanylsynthon kondensiert wird, woraus
schließlich
ein Nukleosid-Analog mit der gewünschten
L-Konfiguration ent steht. In bestimmten Fällen kann der Syntheseweg für ein bestimmtes
Nukleosid-Analog von dem allgemeinen Syntheseweg abweichen.
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Bei
der chemischen Synthese der verschiedenen Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung ist ein durchschnittlicher Fachmann in der Lage, die vorliegende
Erfindung ohne unnötige
Versuche anzuwenden. Insbesondere kennt ein durchschnittlicher Fachmann
die verschiedenen Schritte, die durchgeführt werden sollten, um einen
bestimmten Substituenten an der gewünschten Position der Base oder
einen Substituenten an der gewünschten
Position der Zuckergruppe einzuführen.
Darüber
hinaus werden die chemischen Schritte, die unternommen werden, um
funktionelle Gruppen, wie beispielsweise unter anderem Hydroxyl-
oder Aminogruppen, zu schützen,
sowie um die Schutzgruppen von denselben funktionellen Gruppen wieder
zu entfernen, als je nach den Umständen der Synthesen geeignet
erkannt. In der vorliegenden Erfindung kann eine große Anzahl
von Schutzgruppen verwendet werden. Im Falle der Einführung einer
oder mehrerer Acylgruppen an der 5'-Position (oder der Uracilbase) des
Nukleosids können
Standardtechniken, die einem durchschnittlichen Fachmann gut bekannt
sind, verwendet werden. Auch die 5'-Mono-, Di- oder Triphosphate oder Diester
der Phosphate (als neutrale Pro-Pharmakon-Formen)
können
durch aus dem Stand der Technik gut bekannte Verfahren synthetisiert
werden.
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Im
allgemeinen läuft
die Synthese der Verbindungen gemäß der vorliegenden Erfindung
ab, indem zuerst das entsprechende Dioxolanylsynthon synthetisiert
und dann die substituierte Base an das Dioxolanylsynthon kondensiert
wird. Ein geeigneter Syntheseansatz für das Synthetisieren der vorliegenden
Erfindung ist in den beiliegenden Schemata 1–3 dargestellt und ist allgemein
in den Beispielen beschrieben.
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Zum
Synthetisieren der vorliegenden Verbindungen können auch verschiedene gleichwertige
Syntheseansätze
verwendet werden.
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Der
therapeutische Aspekt betrifft Verfahren zum Behandeln von EBV-,
VZV- oder HV-8-Infektionen bei Patienten, umfassend das Verabreichen
antiviraler, wirksamer Mengen der Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung, um das Wachstum oder die Replikation der Viren in dem
zu behandelnden Patienten zu hemmen.
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Die
vorliegenden Verbindungen werden verwendet, um pharmazeutische Zusammensetzungen
herzustellen, die wirksam sind, um die Manifestation eines EBV-bedingten
Lymphoms oder Karzinoms oder des Kaposi-Sarkoms bei Patienten zu
verhindern oder zu verzögern,
einschließlich
solcher Patienten, die eine Bluttransfusion erhalten haben und solcher
Patienten, die einen Immundefekt oder eine Immunschwäche haben, beispielsweise
unter anderem AIDS-Patienten und Transplantationspatienten. Das
Verfahren umfasst das Verabreichen einer prophylaktisch wirksamen
Menge (welche im allgemeinen einer therapeutisch wirksamen Menge
entspricht) einer oder mehrerer der Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung an den Patienten, um eine EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion zu verzögern oder
zu verhindern.
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Auf
diesen neuartigen, chemischen Verbindungen beruhende pharmazeutische
Zusammensetzungen umfassen die oben beschrieben Verbindungen in
einer therapeutisch wirksamen Menge zum Behandeln einer viralen,
besonders einer EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion, wahlweise in Kombination
mit einem pharmazeutisch annehmbaren Zusatzstoff, Trägerstoff
oder Exzipienten. Ein durchschnittlicher Fachmann weiß, dass
eine therapeutisch wirksame Menge je nach der zu behandelnden Infektion
oder dem zu behandelnden Leiden, deren Schweregrad, dem anzuwendenden
Behandlungsregime, der Pharmakokinetik des verwendeten Wirkstoffes sowie
dem zu behandelnden Patienten (Tier oder Mensch) variiert.
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Im
allgemeinen ist es bevorzugt, die pharmazeutische Zusammensetzung
in oral verabreichbarer Form zu verabreichen, aber bestimmte Formulierungen
können über einen
parenteralen, intravenösen,
intramuskulären,
transdermalen, bukkalen, subkutanen Weg oder als Zäpfchen gegeben
werden. Intravenöse
und intramuskuläre
Formulierungen werden bevorzugt in steriler Salzlösung verabreicht.
Natürlich
kann ein durchschnittlicher Fachmann die Formulierungen im Rahmen
der Lehre der Patentschrift modifizieren, um zahlreiche Formulierungen
für einen
bestimmten Verabreichungsweg bereit zu stellen, ohne die Zusammensetzungen
der vorliegenden Erfindung instabil zu machen oder ihre therapeutische
Aktivität
zu beeinträchtigen.
Insbesondere können
die Modifikationen der vorliegenden Verbindungen, damit sie sich
in Wasser oder einem anderen Vehikel besser lösen, beispielsweise leicht
durch kleinere Modifikationen (Salzformulierung, Veresterung, etc.)
erreicht werden, die einem durchschnittlichen Fachmann gut bekannt
sind. Ein Fachmann ist auch in der Lage, den Verabreichungsweg und
das Dosisregime einer bestimmten Verbindung zu modifizieren, um die
Pharmakokinetik der vorliegenden Verbindungen für den größten Nutzeffekt bei Patienten
zu regeln.
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In
bestimmten pharmazeutischen Dosisformen ist die Pro-Pharmakon-Form der
Verbindungen, vor allem einschließlich acylierter (acetylierter
oder anderer) Derivate und Etherderivate, Pyridinester, Phosphatester
und verschiedener Salzformen der vorliegenden Verbindungen, bevorzugt.
Ein durchschnittlicher Fachmann weiß, wie die vorliegenden Verbindungen
leicht zu Pro-Pharmakon-Formen modifiziert werden können, um
den Transport der aktiven Verbindungen zu der Zielstelle im Wirt,
Organismus oder Patienten zu ermöglichen.
Gegebenenfalls nutzt der Fachmann darüber hinaus günstige pharmakokinetische
Parameter der Pro-Pharmakon-Formen
beim Transport der vorliegenden Verbindungen zu einem Zielort innerhalb
des Wirtsorganismus oder Patienten, um den geplanten Effekt der
Verbindung zu maximieren.
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Die
Menge der in den therapeutisch aktiven Formulierungen gemäß der vorliegenden
Erfindung enthaltenen Verbindung ist eine wirksame Menge zum Behandeln
der Infektion oder des Leidens, in bevorzugten Ausführungsformen
einer EBV-, VZV- oder
HV-8-Infektion. Im Allgemeinen liegt eine therapeutisch wirksame Menge
der vorliegenden Verbindung in einer pharmazeutischen Dosisform
im Bereich von etwa 0,1 mg/kg bis etwa 100 mg/kg oder mehr, bevorzugter
bei etwas weniger als etwa 1 mg/kg bis etwa 25 mg/kg des Patienten, oder
bei erheblich mehr, je nach verwendeter Verbindung, behandeltem
Leiden oder behandelter Infektion und Verabreichungsweg. Im Falle
von EBV-, VZV- oder HV-8-Infektionen, die mit β-L-Br-OddU oder β-L-I-OddU behandelt werden,
wird die Verbindung bevorzugt in Mengen im Bereich von etwa 1 mg/kg
bis etwa 25 mg/kg des Patienten verabreicht, je nach Pharmakokinetik
des Wirkstoffes in dem Patienten. Dieser Dosisbereich liefert im
Allgemeinen wirksame Blutspiegelkonzentrationen des aktiven Wirkstoffes,
die von etwa 0,05 bis etwa 100 Mikrogramm/ml Blut des Patienten
reichen können.
Für die
Zwecke der vorliegenden Erfindung fällt eine prophylaktische oder
präventive,
wirksame Menge der Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden Erfindung in
denselben Konzentrationsbereich, wie oben für eine therapeutisch aktive
Menge ausgeführt,
und ist in der Regel dieselbe wie die therapeutisch aktive Menge.
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Die
Verabreichung der aktiven Verbindung kann von kontinuierlich (intravenöser Tropf)
bis zu mehreren oralen Gaben pro Tag (beispielsweise q. i. d.) reichen
und, abgesehen von anderen Verabreichungswegen, eine orale, topische,
parenterale, intramuskuläre,
intravenöse,
subkutane, transdermale (welche ein Mittel zur Verstärkung der
Penetration umfassen kann), bukkale Verabreichung und die Verabreichung
als Zäpfchen
umfassen. Orale Tabletten mit magensaftresistenter Beschichtung
können
ebenfalls verwendet werden, um die Bioverfügbarkeit der Verbindungen bei
einem oralen Verabreichungsweg zu verstärken.
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Um
die pharmazeutischen Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung
herzustellen, wird vorzugsweise eine therapeutisch wirksame Menge
einer oder mehrerer der Verbindungen gemäß der vorliegenden Erfindung
nach üblichen
pharmazeutischen Mischungstechniken gründlich mit einem pharmazeutisch annehmbaren
Trägerstoff
gemischt, um eine Dosis herzustellen. Ein Trägerstoff kann viele verschiedene
Formen annehmen, je nach der Form des Präparats, das für die Verabreichung
gewünscht
wird, z.B. oral oder parenteral. Bei der Herstellung von pharmazeutischen
Zusammensetzungen in oraler Dosisform kann jedes der üblichen
pharmazeutischen Medien verwendet werden. Für flüssige, orale Präparate,
wie beispielsweise Suspensionen, Elixiere und Lösungen, können geeignete Trägerstoffe
und Zusatzstoffe, einschließlich
Wasser, Glykole, Öle,
Alkohole, Geschmacksstoffe, Konservierungsmittel, Farbstoffe und
dergleichen, verwendet werden. Für
feste, orale Präparate,
wie beispielsweise Pulver, Tabletten, Kapseln, und für feste
Präparate
wie Zäpfchen
können
geeignete Trägerstoffe
und Zusatzstoffe, einschließlich
Stärken,
Zuckerträgerstoffe,
wie beispielsweise Dextrose, Mannitol, Laktose und verwandte Trägerstoffe,
Verdünnungsmittel,
Granulationsmittel, Gleitmittel, Bindemittel, Zerfallsbeschleuniger
und dergleichen, verwendet werden. Falls gewünscht, können die Tabletten oder Kapseln
durch Standardtechniken magensaftresistent beschichtet oder als
Retardformen hergestellt werden. Die Verwendung dieser Dosisformen
kann die Bioverfügbarkeit
der Verbindungen im Patienten signifikant beeinflussen.
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Bei
den parenteralen Formulierungen umfasst der Trägerstoff in der Regel steriles
Wasser oder wässrige
Natriumchloridlösung,
obwohl auch andere Inhaltsstoffe, einschließlich solcher, die eine Dispersion
unterstützen,
enthalten sein können.
Wenn steriles Wasser verwendet wird und steril bleiben soll, müssen die
Zusammensetzungen und Trägerstoffe
natürlich
ebenfalls sterilisiert sein. Es können auch injizierbare Lösungen hergestellt
werden, in welchem Fall geeignete flüssige Trägerstoffe, Suspensionsmittel
und dergleichen angewandt werden können.
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Mit
den üblichen
Verfahren zur Herstellung pharmazeutisch annehmbarer Trägerstoffe
können
auch liposomale Suspensionen (einschließlich Liposomen, die zielgerichtet
virale Antigene angreifen) hergestellt werden. Dies kann für den Transport
freier Nukleosid-, Acylnukleosid- oder Phosphatester-Pro-Pharmakon-Formen
der Nukleosidverbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung geeignet sein.
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In
besonders bevorzugten Ausführungsformen
gemäß der vorliegenden
Erfindung werden die Verbindungen und Zusammensetzungen verwendet,
um virale Infektionen von Säugetieren
und insbesondere EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen bei Menschen zu
behandeln, zu verhindern oder deren Manifestation zu verzögern. In
ihren bevorzugten Ausführungsformen
werden die Verbindungen verwendet, um EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen,
einschließlich
vor allem chronische EBV-Infektionen, zu behandeln. Vorzugsweise
werden die Zusammensetzungen in Mengen in Bereich von etwa 250 Mikrogramm
bis zu etwa 500 mg oder mehr mindestens einmal täglich, vorzugsweise bis zu
viermal täglich,
in oraler Dosisform verabreicht, um EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen
zu behandeln, zu verhindern oder deren Manifestation zu verzögern. Die
vorliegenden Verbindungen werden vorzugsweise oral verabreicht,
können
aber auch parenteral, topisch oder als Zäpfchen gegeben werden.
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Die
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung können
aufgrund ihrer geringen Toxizität
gegenüber
Wirtszellen vorteilhafterweise prophylaktisch eingesetzt werden,
um eine EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion zu verhindern oder das Auftreten
klinischer Symptome in Zusammenhang mit der viralen Infektion zu
verhindern. Die vorliegende Erfindung umfasst daher außerdem Verfahren
für die
prophylaktische Behandlung viraler Infektionen und insbesondere
von EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen.
In diesem Aspekt gemäß der vorliegenden
Erfindung werden die vorliegenden Zusammensetzungen verwendet, um
die Manifestation einer EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion oder von EBV-, VZV- oder HV-8-bedingten
Erkrankungen, wie beispielsweise von Lymphomen oder Karzinomen,
einschließlich
dem Kaposi-Sarkom, bei Patienten zu verhindern oder zu verzögern, einschließlich solcher
Patienten, die eine Bluttransfusion erhalten haben und solcher Patienten,
die einen Immundefekt oder eine Immunschwäche haben, wie beispielsweise
unter anderem AIDS-Patienten und Transplantationspatienten. Dieses
prophylaktische Verfahren umfasst das Verabreichen einer Menge einer
Verbindung gemäß der vorliegenden
Erfindung, die wirksam ist, um die Manifestation der viralen Infektion
zu lindern, zu verhindern oder zu verzögern, an einen Patienten, der
eine solche Behandlung benötigt
oder für
den ein Risiko zur Entwicklung von EBV-, VZV- oder HV-8-bedingten
Symptomen oder -Erkrankungen besteht. Bei der prophylaktischen Behandlung
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist bevorzugt, dass die verwendete, antivirale Verbindung
eine geringe Toxizität
besitzen sollte und vorzugsweise gegenüber dem Patienten nicht toxisch sein
sollte. In diesem Aspekt der vorliegenden Erfindung ist besonders
bevorzugt, dass die verwendete Verbindung gegen das Virus maximal
wirksam und gegenüber
dem Patienten minimal toxisch ist. Im Falle von β-L-Br-OddU und β-L-I-OddU,
mehr bevorzugt, im Falle von EBV, β-L-I-OddU, mehr bevorzugt, im
Falle von VZV, β-L-Br-OddU,
können
diese Verbindungen für
die therapeutische Behandlung im selben Dosisbereich (d. h. etwa
250 Mikrogramm bis etwa 500 mg oder mehr zwischen ein- und viermal
pro Tag bei einer oralen Dosisform) wie ein prophylaktischer Wirkstoff
zur Verhinderung der Proliferation von EBV, VZV oder HV-8 oder alternativ
zur Hinauszögerung
der Manifestation einer EBV-, VZV- oder HV-8-Infektion, welche sich
in klinischen Symptomen manifestiert, verabreicht werden.
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Darüber hinaus
können
Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung alleine oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen verabreicht
werden, vor allem einschließlich
anderer Verbindungen der vorliegenden Erfindung. Bestimmte Verbindungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung können
wirksam sein, um die biologische Aktivität bestimmter Wirkstoffe gemäß der vorliegenden
Erfindung zu verstärken,
indem sie den Metabolismus oder die Inaktivierung anderer Verbindungen
verringern und als solche gleichzeitig verabreicht werden, um diesen
beabsichtigten Effekt hervorzurufen.
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In
einer besonders bevorzugten pharmazeutischen Zusammensetzung zum
Behandeln von EBV-, VZV- und HV-8-Infektionen wird einem Patienten,
der an einer solchen Infektion leidet, eine hemmend wirksame Menge
von β-L-Br-OddU
und β-L-I-OddU
verabreicht, um die Infektion zu behandeln und die Symptome einer
solchen Infektion zu lindern.
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In
einer besonders bevorzugten pharmazeutischen Zusammensetzung zum
Behandeln von EBV-Infektionen wird einem Patienten, der an einer
EBV-Infektion leidet, eine hemmend wirksame Menge von β-L-I-OddU
verabreicht, um die Infektion zu hemmen und die Symptome einer solchen
Infektion zu lindern.
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In
einer besonders bevorzugten pharmazeutischen Zusammensetzung zum
Behandeln von VZV-Infektionen wird einem Patienten, der an einer
VZV-Infektion leidet, eine hemmend wirksame Menge von β-L-Br-OddU
verabreicht, um die Infektion zu hemmen und die Symptome einer solchen
Infektion zu lindern.
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Ohne
theoretische Einschränkung
wird angenommen, dass die Verbindungen gemäß der vorliegenden Erfindung
ihre hemmende Wirkung primär
auf das Wachstum oder die Replikation des Virus ausüben, indem
sie die virale DNA-Polymerase hemmen oder indem die Nukleosidverbindungen
in die virale DNA eingebaut werden, was einen Kettenabbruch verursacht.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun, lediglich zur Illustrationszwecken,
durch folgende Beispiele beschrieben.
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BEISPIELE
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Synthese von L-Dioxolanyl-Pyrimidin-Nukleosiden
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Im
Allgemeinen werden die Verbindungen der vorliegenden Erfindung gemäß den hiernach
beschriebenen, chemischen Syntheseverfahren synthetisiert. Die chemischen
Syntheseverfahren, die zur Synthese der vorliegenden Verbindungen
angewandt werden, stellen Modifikationen von aus der Literatur bekannten Verfahrensweisen
dar. Die Literaturstellen, aus denen eine verwandte, chemische Reaktion
modifiziert worden ist, um die vorliegenden Verbindungen herzustellen,
sind in den Beispielen unten aufgeführt.
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Die
Schmelzpunkte wurden mit einer Mel-temp-II-Laborvorrichtung bestimmt
und sind nicht berichtigt. Die NMR-Spektren wurden auf einem Fouriertransformationsspektrometer
Bruker 250 oder Bruker 400 aufgezeichnet; chemische Verschiebungen
sind in Teilen pro Million (δ)
dokumentiert und Signale als s (Singulett), d (Duplett), t (Triplett),
q (Quartet), m (Multiplett) und dd (Duplett eines Dupletts) wiedergegeben.
Die UV-Spektren wurden mit einem DU-7-Spektrophotometer von Beckmann
bestimmt. Die optischen Drehungen wurden mit einem Digitalpolarimeter
DIP-370 von JASCO gemessen. DC wurde auf Uniplates (Kieselgelplatten)
von Analtech Co. durchgeführt.
Elementaranalysen wurden von Atlantic Microlab, Inc., Norcross,
GA, durchgeführt. Trockenes
1,2-Dichlorethan, Dichlormethan, Acetonitril, Benzol und Pyridin
wurden vor der Verwendung durch Destillation über CaH2 erhalten.
Trockene THF wurde durch Destillation über Na und Benzophenon erhalten, wenn
die Lösung
eine violette Farbe annahm.
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Synthese von 2,3,5,6-Diisopropyliden-L-gulono-γ-lacton (2)
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In
eine dreihalsige 5 l-Flasche mit einem mechanischen Rührer wurden
nacheinander L-Gulono-γ-lacton
1 (100 g, 0,56 mol), wasserfreies Kupfersulfat (279 g) und wasserfreies
Aceton (2,5 l, getrocknet über
molekularen 4 Å-Molekularsieben)
gegeben. Nach dem Beginn des Rührens
wurde conc. H2SO4 (10
ml) zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde 24 Std. lang unter N2-Atmosphäre
gerührt.
Die Mischung wurde mit festem Na2CO3 neutralisiert und filtriert. Das Filtrat
wurde bis zur Trockenheit eingeengt und der Rückstand zwischen CH2Cl2 (300 ml × 3) und
H2O (300 ml) verteilt. Die kombinierte organische
Schicht wurde mit H2O (300 ml) und gesättigtem
Na2CO3 (250 ml)
gewaschen, über
Na2SO4 getrocknet.
Nach Filtration und Einengung bis zur Konsistenz eines Sirups wurde
CH2Cl2 (200 ml)
zugegeben, um den Rückstand
aufzulösen,
und dann wurde Hexan zugegeben, bis die Lösung eintrübte. Der Feststoff wurde filtriert
und mit Hexan gewaschen. Drei Anteile wurden kombiniert und im Vakuum
getrocknet. Insgesamt wurden 101,84 g von Produkt 2 erhalten (70,3%,
Rf = 0,77 CHCl3/MeOH,
10 : 1).
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Synthese von 2,3,5,6-Diisopropyliden-L-gulono-γ-lactol (3)
-
In
eine dreihalsige 3 l-Flasche, die in einem Ofen getrocknet und dann
mit Stickstoff gespült
wurde, wurden wasserfreie THF (1 l) und das geschützte Lacton
2 (101,48 g, 0,39 mol) gegeben. Die Lösung wurde gerührt und
in einem Trockeneis-Aceton-Eisbad
gekühlt.
Nachdem die Temperatur der Lösung
auf –78°C gefallen
war, wurde DIBAL-H (500 ml, 1 M in Hexan) über einen Tropftrichter unter
N2-Atmosphäre tropfenweise zugegeben.
Die Mischung wurde 2 Std. lang gerührt, dann wurde Methanol (140
ml) zugegeben, um die Reaktion zu stoppen. Es bildete sich ein großer, weißer Klumpen.
Es wurde gesättigte
Kaliumnatriumtartratlösung zugegeben,
bis der Feststoff verschwunden war. Die organische Schicht wurde
getrennt, die Wasserschicht mit EtOAc (300 ml × 2) extrahiert. Die kombinierte
organische Schicht wurde mit H2O (400 ml),
gesättigtem NaHCO3 (250 ml) und Sole (250 ml) gewaschen, über wasserfreiem
Na2SO4 getrocknet.
Nach Filtration ergab sich nach Verdampfung des Lösungsmittels
unter verringertem Druck ein weißer Feststoff, der über eine
Säule (Kieselgel,
CH3OH/CH2Cl2, 5–10%)
gereinigt wurde, um das Produkt 3 zu ergeben (95,05 g, 93%, Rf = 0,64 CH3OH/CHCl3, 1 : 10).
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1,6-Anhydro-β-L-gulopyranose
(4)
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In
eine 2 l-Flasche wurden Lactol 3 (95 g, 0,36 mol) und 0,5 N HCl
(950 ml, 0,47 mol) gegeben. Die Lösung wurde unter Rückfluss
24 Std. lang gerührt,
dann wurde die Mischung gekühlt
und mit Dowex-2-Harz (HCO3-Form) auf pH
= 6 neutralisiert, wobei das erzeugte CO2 mittels
Luftdurchperlen entfernt wurde. Die Mischung wurde filtriert und
das Harz gründlich
mit H2O (1000 ml) gewaschen. Die kombinierten
Filtrate wurden unter verringertem Druck bis zur Trockenheit eingeengt
und der resultierende Rückstand
wurde gemeinsam mit absolutem Alkohol eingedampft, bis sich ein
Schaumfeststoff bildete. Der Feststoff wurde über eine Säule (Kieselgel, CH3OH/CH2Cl2, 10–25%) gereinigt,
wobei ein leicht gelber Feststoff erhalten wurde, der aus absolutem
Ethanol rekristallisiert wurde, um einen farblosen Feststoff 4 zu
erhalten (25,2 g, 42,2%, Rf = 0,62 CH3OH/CHCl3, 1 : 3,
m. p. 142–145°C). Ein anderes
Produkt, L-Gulose (Rf = 0,25 CH3OH/CHCl3) wurde mit 50% CH3OH-CH2Cl3 aus der Säule gewaschen
und zu einem schwarzen Rückstand
eingeengt, der unter denselben Reaktionsbedingungen wiederverwendet
wurde, um 4 (13,5 g, 22,6%) zu erhalten. Der Gesamtertrag beträgt 64,8%. 1HNMR (DMSO-d6): δ 3,22–3,68 (m, 4H, H-2, -3, -4 und
-6a), 3,83 (d, J6b,6a = 7,25 Hz, 1H, H-6b), 4,22
(pseudo t, J5,6a = 4,61 und 4,18 Hz, 1H,
H-5), 4,46 (d, J2OH·2 = 6,59 Hz, 1H, 2-OH
austauschbar mit D2O), 4,62 (d, J3OH·3 =
5,28 Hz, 1H, 3-OH austauschbar mit D2O),
5,07 (d, J4-OH,4 = 4,84 Hz, 1H, 4-OH austauschbar mit
D2O), 5,20 (d, J1,2 =
2,19 Hz, 1H, H-1).
-
(1'S,2S,4S)-4-[(1,2-Dihydroxy-1,2-O-isopropyliden)ethyl]-2-(hydroxymethyl)dioxolan
(6)
-
Eine
Lösung
von NaIO4 (5,5 g, 25,7 mmol, 1,4 Äquiv.) in
H2O (70 ml) wurde 10 Minuten lang bei 0°C über einen
Tropftrichter tropfenweise einer Lösung von 4 (3 g, 18,5 mmol)
in MeOH (100 ml) zugegeben, und die Mischung wurde mechanisch 15
Min. lang gerührt.
Es wurde NaBH4 (2,1 g, 56 mmol) zugegeben,
und die Reaktionsmischung wurde für weitere 10 Min. gerührt. Der
weiße
Feststoff wurde abfiltriert, und der Feststoff wurde mit MeOH (100
ml) gewaschen. Das kombinierte Filtrat wurde mit 0,5 N HCl bei 0°C neutralisiert,
dann bis zur Trockenheit eingeengt und der Rückstand wurde gemeinsam mit
absolutem Alkohol (20 ml × 5)
eingedampft und weiter im Vakuum über Nacht getrocknet. Um den
Rückstand
aufzulösen,
wurde MeOH (100 ml) zugegeben, der weiße Feststoff abfiltriert, das
Filtrat wurde bis zur Trockenheit eingeengt, und dann wurden Trockenaceton
(300 ml), p-TsOH·H2O (4 g) zugegeben. Die Reaktionsmischung
wurde 2 Std. lang gerührt, dann
mit Et3N neutralisiert, filtriert und zur
Konsistenz eines Sirups eingeengt, der über eine Säule (Kieselgel, EtOAc-Hexan,
1 : 1) gereinigt wurde, um 6 (1,6 g, 42%, Rf =
0,71 EtOAc/Hx, 2 : 1) als farbloses Öl zu erhalten.
1HNMR (DMSO-d6): δ 1,25 und 1,31 (2s, 2 × 3H, Isopropyliden),
3–39 (dd,
JCH2OH,OH = 3,86 Hz, JCH2OH,OH =
6,09 Hz, 2H, -CH2OH), 3,61–4,10 (m,
6H, H-4, -5, -1' und
-2'), 4,82 (t, JH2,CH2OH = 3,87 Hz, 1H, H-2), 4,90 (t, JOH,CH2OH = 6,09 Hz, 1H, -OH, austauschbar
mit D2O).
-
(1'S,2S,4S)-4-[(1,2-Dihydroxy-1,2-O-isopropyliden)ethyl]-2-(benzoyloxy)dioxolan
(7)
-
Benzoylchlorid
(4,4 ml, 37,5 mmol) wurde bei 0°C
unter N2-Atmosphäre über eine
Spritze tropfenweise einer Lösung
von 6 (5,7 g, 28 mmol) in Pyridin-CH2Cl2 (1 : 2,80 ml) zugegeben. Die Temperatur
wurde auf Raumtemperatur angehoben. Nach zweistündigem Rühren zeigte DC an, dass die
Reaktion abgeschlossen war, und die Reaktion wurde mit MeOH (10
ml) gestoppt. Die Lösung
wurde bis zur Trockenheit eingeengt, der resultierende Rückstand
wurde in CH2Cl2 (300
ml) gelöst
und mit H2O (100 ml × 2), Sole (100 ml) gewaschen, über Na2SO4 getrocknet,
filtriert und eingedampft, um einen gelben Sirup zu erhalten, der
durch Kieselgel-Säulenchromatographie
(EtOAc/Hx, 5–20%)
gereinigt wurde, um 7 als farbloses Öl zu erhalten (7,39 g, 86%,
Rf = 0,48, EtOAc/Hx, 1 : 3).
1HNMR (CDCl3): δ 1,35 und
1,44 (2s, 2 × 3H,
Isopropyliden), 3,77–4,51
(m, 8H, H-4, H-5, H-1',
CH2OBz), 5,29 (t, J = 3,78 Hz, 1H, H-2),
7,40–7,60,
8,05–8,09
(m, 3H, 2H, OBz).
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(1'S,2S,4S)-4-(1,2-Dihydroxyethyl)-2-[(benzoyloxy)methyl]dioxolan
(8)
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Zu
einer gerührten
Lösung
von 7 (13,62 g, 45 mmol) in MeOH (30 ml) wurde p-TsOH (1,3 g, 6
mmol) gegeben. Die Reaktionsmischung wurde bei Raumtemperatur 2
Std. lang gerührt.
DC zeigte, dass die Reaktion unvollständig war. Die Lösungsmittel
wurden bis auf das halbe Volumen eingedampft, es wurden MeOH (50
ml) und p-TsOH (0,65 g) zugegeben. Nach weiterem einstündigem Rühren wurde
die Reaktionsmischung mit Et3N neutralisiert
uns bis zur Trockenheit eingedampft. Der Feststoff wurde durch Kieselgel-Säulenchromatographie (EtOAc/Hx,
10–15%)
gereinigt, um 8 als farbloses Öl
zu erhalten (9,8 g, 83%, Rf = 0,31, EtOAc/Hx, 2
: 1).
1HNMR (DMSO-d6): δ 3,43 (m,
2H, H-2'), 3,67–4,1 (m,
4H, H-4, -5, -1'),
4,32 (d, J = 3,73 Hz, 2H, CH2OBz), 4,60
(t, J = 5,72 Hz, 2'-OH,
austauschbar mit D2O), 5,23 (t, J = 3,96
Hz, 1H, H-2), 7,45–7,7,
7,93–8,04
(m, 3H, 2H, OBz).
-
(2S,4S)- und (2S,4R)-4-Acetoxy-2-[(benzoyloxy)methyl]dioxolan
(10)
-
Eine
Lösung
von NaIO4 (10,2 g, 48 mmol) in H2O (120 ml) wurde über einen Tropftrichter tropfenweise zu
einer gerührten
Lösung
von 8 (3,1 g, 11,0 mmol) in CCl4/CH3CN (1 : 1, 160 ml) gegeben. Dann wurde RuO2H2O (0,03 g) zugegeben.
Die Reaktionsmischung wurde 5 Std. lang gerührt. DC zeigte an, dass die
Reaktion abgeschlossen war. Der Feststoff wurde über ein Celite-Kissen abfiltriert.
Das Filtrat wurde bis auf 1/3 Volumen eingedampft, dann wurde CH2Cl2 (150 ml) zugegeben,
die organische Schicht wurde abgetrennt und die Wasserschicht wurde
mit CH2Cl2 (50 ml × 3) extrahiert.
Die kombinierte organische Schicht wurde mit Sole (100 ml) gewaschen, über MgSO4 getrocknet, über ein Celite-Kissen filtriert,
dann bis zur Trockenheit eingedampft. Der Sirup wurde zusammen mit
Trocken-THF (20 ml × 5)
eingedampft, dann im Vakuum über
Nacht weiter getrocknet, um 9 im Rohzustand (2,9 g) zu erhalten.
-
Verbindung
9 im Rohzustand wurde in Trocken-THF (60 ml) gelöst, dann wurden unter N2-Atmosphäre Pb(OAc)4 (5,48 g, 12,4 mmol) und Pyridin (0,83 ml,
10,3 mmol) zugegeben. Nachdem die Mischung 1 Std. lang gerührt wurde,
zeigte DC an, dass die Reaktion abgeschlossen war. Der Feststoff
wurde über
ein Celite-Kissen abfiltriert und mit EtOAc (100 ml) gewaschen.
Die kombinierte organische Schicht wurde bis zur Trockenheit eingedampft,
dann durch Kieselgel-Säulenchromatographie
(EtOAc/Hx, 30–50%)
gereinigt, um eine anomere Mischung von 1 0 als farbloses Öl zu erhalten
(1,93 g, 63%, Rf = 0,64 und 0,54, Hexan/EtOAc,
2 : 1).
1HNMR (CDCl3): δ 1,998, 2,11
(2s, 3H, OAc), 3,93, 4,33 (m, 2H, H-5), 4,43, 4,48 (2d, J = 3,73,
3,74 Hz, 2H, CH2OBz), 5,46, 5,55 (2t, J
= 4,18, 3,63 Hz, 1H, H-2), 6,42 (m, 1H, H-4), 7,33–7,59, 8,00–8,15 (m,
3H, 2H, OBz).
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]uracil
(11) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]uracil (12)
-
Eine
Mischung aus Uracil (0,63 g, 5,6 mmol) und HMDS (25 ml), (NH4)2SO4 (5
mg) wurde 5 Std. lang unter N2-Atmosphäre unter
Rückfluss
erhitzt. Die resultierende, klare Lösung wurde im Vakuum unter
wasserfreien Bedingungen eingeengt, um ein Öl (silyliertes Uracil) zu erhalten,
das in trockenem DCE (10 ml) gelöst wurde.
Unter N2-Atmosphäre wurde Dioxalanacetat 10
(1 g, 3,7 mmol) zugegeben, dann wurde TMSOTf (1,4 ml) zugegeben.
Die Mischung wurde 2 Std. lang bei Raumtemperatur gerührt und
dann durch Zugabe von gesättigtem
NaHCO3 (aq.) (10 ml) gestoppt. Die Reaktionsmischung
wurde für
weitere 30 Minuten gerührt.
Die Mischung wurde mit H2O (50 ml) und CH2Cl2 (100 ml) verdünnt. Die
organische Phase wurde abgetrennt, die Wasserschicht wurde mit CH2Cl2 extrahiert (80
ml × 3).
Die vereinte organische Schicht wurde mit gesättigtem NaHCO3 (aq.)
(150 ml), H2O (100 ml) gewaschen und getrocknet
(MgSO4). Filtration, Eindampfen des Lösungsmittels
ergaben einen weißen
Feststoff (0,936 g, Ertrag: 81%). Die Mischung wurde dann bei Raumtemperatur
24 Std. lang mit methanolischem Ammoniak behandelt, dann bis zur
Trockenheit eingedampft. Der Rückstand
wurde durch Kieselgel-Säulenchromatographie
unter Verwendung von CH3OH/CHCl3 als
Eluent gereinigt, um das β-Isomer 11, dann das α-Isomer 12
und eine nicht getrennte Mischung beider Isomere zu erhalten.
β-Isomer 11:
Rf = 0,31 (MeOH/CHCl3,
3 : 10). UV (H20): (pH 7) 261,0 nm (ε 10432), (pH 11) 260,5 nm (ε 7931), (pH
2) 261,0 nm (ε 10651)
[(α]D 25 = E 20,93 (c
0,33, MeOH), 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,32 (s,
NH), 7,80 (d, J = 8,2 Hz, 1H, H-6), 6,19 (d, J = 4,95 Hz, 1H, H-4'), 5,61 (d, J = 7,98
Hz, 1H, H-5), 5,18 (t, 1H, OH, austauschbar mit D2O),
4,90 (t, J = 2,75 Hz, 1H, H-2'), 4,02–4,05 (m,
2H, H-5'), 3,62
(d, J = 2,75 Hz, 2H, H-6'). Anal. berechnet für C8H10O5N2: C, 44,86; H, 4,67; N, 13,08. Gefunden:
C, 44,94; H, 4,78; N, 13,02.
α-Isomer 12: Rf =
0,35 (MeOH/CHCl3, 3 : 10), UV (H2O): (pH 7) 262,0 nm (ε 10648), (pH 11) 261,5 nm (ε 8246), (pH
2) 261,5 nm (ε 11208)
[α] D 25 = –3,28 (c
0,72, MeOH).
1HNMR (DMSO-d6): δ 11,37 (br.s,
NH), 7,58 (d, J = 7,92 Hz, 1H, H-6), 5,61 (d, J = 8,17 Hz, 1H, H-5),
6,13 (dd, J = 5,43 Hz, J = 2,98 Hz, 1H, H-4'), 5,43 (t, J = 3,6 Hz, 1H, H-2'), 5,01 (t, J = 6,02
Hz, OH, austauschbar mit D2O), 4,26 (dd,
J = 5,6 Hz, J = 9,4 Hz, 1H, H-5'),
4,05 (dd, J = 2,9 Hz, J = 9,3 Hz, 1H, H-5'), 3,42 (m, 2H, H-6'). Anal. berechnet für CBH10O5N2:
C, 44,86; H, 4,67; N, 13,08. Gefunden: C, 44,77; H, 4,65; N, 13,00.
-
Dasselbe
Verfahren wurde angewandt, um die anderen 5-substituierten Nukleoside
analog zu synthetisieren.
-
Im
Folgenden sind die analytischen Daten für die übrigen L-Nukleosid-Analoga aufgeführt:
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-fluoruracil
(13) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-fluoruracil (14)
-
- Daten des β-Isomeren
13: Rf = 0,54 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 268,0 nm (ε 9966), (pH
11) 268,0 nm (ε 7822),
(pH 2) 268,0 nm (ε 10128)
[α]D 25 = 7,73 (c 0,25,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,85 (NH),
8,24 (d, 1H, J = 7,17 Hz, H-6), 6,17 (d, 1H, J = 5,58 Hz, H-4'), 5,33 (t, 1H, 5'-OH austauschbar
mit D2O), 4,90 (s, 1H, H-2'), 4,28 (d, J = 4,0
Hz, 1H, H-5'), 4,04
(dd, J = 4,0, 8,0 Hz, 1H, H-5'),
3,68 (m, 2H, H-6').
Anal. berechnet für
C8H9O5N2F: C, 41,38; H, 3,88; N, 12,07. Gefunden:
C, 41,62; H, 4,01; N, 11,82.
- Daten des α-Isomeren
14: Rf = 0,53 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 268,5 nm (ε 10214),
(pH 11) 268,0 nm (ε 8212),
(pH 2) 268,5 nm (ε 12223)
[α]D 25 = 5,81 (c 0,29,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,90 (NH),
7,88 (d, J = 6,82 Hz, 1H, H-6), 6,10 (m, 1H, H-4'), 5,49 (t, 1H, J = 3,87 Hz, H-2'), 5,00 (t, 1H, 5'-OH, austauschbar
mit D2O), 4,03–4,29 (m, 2H, H-5'), 3,33 (m, 2H, H-6').
- Anal. berechnet für
C8H9O5N2F: C, 41,38; H, 3,88; N, 12,07. Gefunden:
C, 41,45; H, 3,87; N, 12,04.
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-chloruracil
(15) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-chloruracil (16)
-
- Daten des β-Isomeren
15: Rf = 0,61 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 275,0 nm (ε 9018), (pH
11) 274,5 nm (ε 7408),
(pH 2) 276,0 nm (ε 10432).
[α]D 25 = 2,98 (c 0,26,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,86 (NH),
8,37 (s, 1H, H-6), 6,17 (d, J = 5,23 Hz, H-4'), 5,37 (t, J = 5,65 Hz, 1H, 5'-OH austauschbar
mit D2O), 4,92 (s, 1H, H-2'), 4,02–4,34 (m,
2H, H-5'), 3,66
(m, 2H, H-6'). Anal.
berechnet für C8H9O5N2Cl: C, 38,63; H, 3,62; N, 11,27. Gefunden:
C, 38,39; H, 3,78; N, 11,02.
- Daten des α-Isomeren
16: Rf = 0,56 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 276,0 nm (ε 9448), (pH
11) 274,5 nm (ε 8276),
(pH 2) 276,5 nm (ε 9509)
[α] D 25 = 5,28 (c 0,31,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,67 (NH),
7,68 (s, 1H, H-6), 5,90 (d, J = 4,0 Hz, 1H, H-4'), 5,31 (t, J = 4,0 Hz, 1H, H-2'), 4,76 (t, 1H, 5'-OH, austauschbar
mit D2O), 4,10 (dd, J = 4,0, 8,0 Hz, 1H,
H-5'), 3,92 (dd,
J = 4,0, 8,0 Hz, 1H, H-5'),
3,24 (m, 2H, H-6').
Anal. berechnet für
C8H9O5N2Cl: C, 38,63; H, 3,62; N, 11,27. Gefunden:
C, 38,45; H, 3,75; N, 11,13.
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-bromuracil
(17) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-bromuracil (18)
-
- Daten des β-Isomeren
17: Rf = 0,61 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 277,0 nm (ε 7229), (pH
11) 276,0 nm (ε 6981),
(pH 2) 278,5 nm (ε 9939).
[α]D 25 = 4,61 (c 0,28,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,83 (NH),
8,45 (s, 1H, H-6), 6,16 (d, J = 5,05 Hz, H-4'), 5,36 (t, 1H, 5'-OH austauschbar mit D2O),
4,92 (s, 1H, H-2'),
4,01–4,34
(m, 2H, H5'), 3,66
(m, 2H, H- 6'). Anal. berechnet
für C8H9O5N2BrO, 7CH3OH: C,
33,10; H, 3,74; N, 8,87. Gefunden: C, 33,50; H, 3,34; N, 8,46.
- Daten des α-Isomeren
18: Rf = 0,58 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 279,0 nm (ε 11825),
(pH 11) 276,0 nm (ε 8438),
(pH 2) 279,0 nm (ε 11801).
[α]D 25 = 3,67 (c 0,29,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,88 (NH),
7,92 (s, 1H, H-6), 6,07 (dd, 1H, J = 3,17 Hz, 5,4z, H-4'), 5,50 (t, J = 4,0
Hz, 1H, H-2'), 5,01
(t, 1H, 5'-OH, austauschbar
mit D2O), 4,27 (m, 2H, H-5'),
3,41 (m, 2H, H-6').
Anal. berechnet für C9H9O5N2Br: C, 32,77; H, 2,73; N, 9,56. Gefunden:
C, 32,71; H, 3,12; N, 9,45.
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-ioduracil
(19) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-ioduracil (20)
-
- Daten des β-Isomeren
19: Rf = 0, 77 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 285,0 nm (ε 6628), (pH
11) 279,0 nm (ε 5593),
(pH 2) 287 nm (ε 7350).
[α]D 25 = 7,60 (c 0,25,
MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,64 (NH),
8,42 (s, 1H, H-6), 6,16 (d, 1H, J = 4,0 Hz, H-4'), 5,30 (br.s, 1H, 5'-OH, austauschbar mit D2O),
4,93 (s, 1H, H-2'),
4,04–4,31
(m, 2H, H-5'), 3,66
(m, 2H, H-6'). Anal.
berechnet für C8H9O5N2I: C, 28,23; H, 2,65; N, 8,24. Gefunden:
C, 28,36; H, 2,66; N, 8,18.
- Daten des α-Isomeren
20: Rf = 0,75 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 287,5 nm (ε 8946), (pH
11) 278,5 nm (ε 6383),
(pH 2) 287,5 nm (ε 9049).
[α]D 25 = –6,75 (c
0,33, MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,64 (NH),
7,75 (s, 1H, H-6), 5,92 (dd, 1H, J = 4,0 Hz, H-4'), 5,32 (t, J = 4,0 Hz, 1H, H-2'), 4,78 (t, 1H, 5'-OH, austauschbar
mit D2O), 4,12 (dd, J = 4,0, 8,0 Hz, 1H,
H-5'), 3,95 (dd,
J = 4,0, 8,0 Hz, 1H, H-5'),
3,25 (m, 2H, H-6').
Anal. berechnet für
C8H9O5N2I: C, 28, 23; H, 2, 65; N, 8,24. Gefunden:
C, 28,23; H, 2,73; N, 8,17.
-
(2S,4S)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-trifluormethyluracil
(21) und (2S,4R)-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-dioxolan-4-yl]-5-trifluormethyluracil
(22)
-
- Daten des β-Isomeren
21: Rf = 0,60 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 261,0 nm (ε 10657),
(pH 11) 259,0 nm (ε 7334),
(pH 2) 261,0 nm (ε 11036).
[α] D 25 = –5,94 (c
0,27, MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,88 (NH),
8,84 (s, 1H, H-6), 6,17 (d, J = 4,9 Hz, 1H, H-4'), 5,40 (t, J = 5,47 Hz, 1H, 5'-OH, austauschbar
mit D2O), 4,94 (s, 1H, H-2'), 4,03–4,39 (m,
2H, H-5'), 3,68
(m, 2H, H-6'). Anal.
berechnet für
C9H9O5N2F3·0,2EtOH:
C, 38,73; H, 3,50; N, 9,61. Gefunden: C, 38,92; H, 3,36; N, 9,54.
- Daten des α-Isomeren
22: Rf = 0,58 (MeOH/CHCl3,
1 : 4), UV (H2O): (pH 7) 260,5 nm (ε 12221),
(pH 11) 259,5 nm (ε 6750),
(pH 2) 261,0 nm (ε 12342).
[α]D 25 = –2,59 (c
0,26, MeOH).
- 1HNMR (DMSO-d6): δ 11,76 (NH),
7,80 (s, 1H, H-6), 5,91 (dd, 1H, J = 4,0 Hz, H-4'), 5,32 (t, J = 4,0 Hz, 1H, H-2'), 4,82 (t, 1H, 5'-OH austauschbar
mit D2O), 4,00–4,18 (m, 2H, H-5'), 3,31 (m, 2H, H-6'). Anal. berechnet für C9H9O5N2F3·0,1H2O: C, 38,05; H, 3,24; N, 9,86. Gefunden:
C, 37,75; H, 3,31; N, 9,80.
-
Biologische
Aktivität
von L-Nukleosid-Analoga
-
Es
stellte sich heraus, dass L-OddT gegenüber EBV genauso aktiv war wie
L-FMAU. In unseren Studien war die Anti-EBV-Aktivität tatsächlich vermindert, wenn die
5-Methylgruppe von L-FMAU durch die Bromgruppe substituiert wurde.
Dies legte nahe, dass eine Halogensubstitution einer Methylgruppe
an Position 5 der Uracilbase die Aktivität in den Uridin-L-Nukleosiden eigentlich
vermindern würde.
Wenn dagegen die 5-Methylgruppe
von L-OddT durch die Bromgruppe substituiert wurde, war die Anti-EBV-Aktivität tatsächlich erhöht. Dieses
Ergebnis war unerwartet. Nachfolgend sind ausführlichere Struktur-Aktivitäts-Beziehungen
und die biologische Aktivität
von L-I-OddU und L-Br-OddU aufgeführt.
-
VERFAHREN
-
Zellkulturen
-
In
dieser Studie wurde eine hohe Ausbeute der aus menschlichen P3HR1
abgeleiteten, EBV-produzierenden Zelllinie H1 verwendet. Die Zellen
wurden bei 37°C
in einem Feuchtinkubator mit 5% CO2 in RPMI-Medium
gezüchtet,
das mit 10% dialysiertem, fetalem Rinderserum (FRS) und 100 μg/ml Kanamycin
ergänzt
war.
-
Aussetzen von H1-Zellen
gegenüber
Wirkstoffen
-
H1-Zellen
wurden vor Beginn der Behandlung zwei Tage lang in der logarithmischen
Phase des Wachstums gehalten. Die H1- Zellen wurden in Platten mit 24 Vertiefungen
in einer Dichte von 2 × 103 Zellen pro Vertiefung in 2 ml frischem
Medium mit oder ohne Wirkstoffbehandlung ausgesät und 5 Tage lang bei 37°C inkubiert.
Nach dem Zeitraum der Wirkstoffbehandlung wurden die Zellen pelletiert
und verwendet, um den hemmenden Effekt des Wirkstoffs auf EBV-DNA
im Slot-Blot-Assay to bestimmen.
-
Slot-Blot-Assay
-
Insgesamt
4 × 105, mit den verschiedenen Nukleosid-Analoga
(wie unten aufgeführt)
behandelte H1-Zellen wurden in 400 μl 10 mM Tris-HCL-Lösung (pH
7,5) durch dreimaliges Einfrieren und Auftauen lysiert. Das Zelllysat
wurde bei 37°C
30 Minuten lang mit RNase A (in einer Endkonzentration von 50 μg/ml) und
dann bei 55°C
2 Std. lang mit Proteinase K (in einer Endkonzentration von 100 μg/ml) behandelt.
Die Proben wurden denaturiert, indem die Endkonzentration auf 0,4
N NaOH/10 mM EDTA bei pH 8,2 eingestellt wurde. Nach Erwärmen in
einem Wasserbad bei 100°C
für 10
Minuten wurden die Proben mithilfe eines Verteilers (Manifold) punktweise
auf positiv geladene Nylonmembranen aufgetragen. Dann wurde α-32P-dCTP
markiertes EBV-ECORIC-Fragment als Sonde für die DNA-Hybridisierung verwendet.
Dieselben Membranen wurden nochmals mit Sonden aus menschlicher
Alu-DNA (BAMH1-Fragment) inkubiert, nachdem die EBV-ECORIC-Sonde
davon entfernt wurde. Die Autoradiographie-Ergebnisse wurden densitometrisch
analysiert. Die Menge an EBV-DNA in behandelten H1-Zellen wurde
entsprechend dem Verhältnis
von EBV-DNA zu Alu-DNA im Vergleich mit H1-Kontrollzellen ohne Behandlung
bestimmt. Dieselben Membranen wurden verwendet, um die Toxizität auf Mitochondrien
durch Rehybridisierung mit einer mitochondrialen DNA-Sonde nach
Entfernen der Alu-DNA-Sonde zu bestimmen. Siehe beispielsweise Yao
et al., Antimic. Agents and Chemo., Juli, 1993, S. 1420–1425; Yao
et al., Biochem. Pharm., Band 51, 941–947 (1996) (EBV-Test); Doong
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 88, 8495–8499 (Oktober
1991) und Bridges et al., Biochem. Pharm., Band 51, 731–736 (Zytotoxizität und mt-DNA-Tests).
-
Pharmakokinetik von L-Br-OddU
und L-I-OddU in BDF1-Mäusen
-
Mäuse wurden
mit L-Br-OddU behandelt, indem 50 mg/kg oral (po), intraperitoneal
(ip) und intravenös (iv)
verabreicht wurden. Zu den in 5 gezeigten
Zeitpunkten wurde Blut aus dem retroorbitalen Plexus weiblicher
BDF1-Mäuse
in eine heparinisierte Kapillare gesaugt. Das Plasma wurde durch
Zentrifugation von den gebildeten Elementen getrennt. Dann wurden
100 μl Plasma
mit einem gleichen Volumen 30%iger Trichloressigsäure gemischt
und 10 Minuten auf Eis gehalten. Nach Zentrifugation wurde der Überstand
in ein sauberes Röhrchen überführt, und
die Probe wurde mit 100 μl
einer Mischung aus Trioctylamin : Freon (45%–55%) gemischt, um die Säure zu extrahieren.
Die wässrige
Phase wurde in ein sauberes Röhrchen überführt und
nochmals mit der Trioctylamin : Freon-Mischung extrahiert. Dann
wurden 50 μl
der neutralisierten, wässrigen
Phase in ein HPLC-System von Perkin Elmer injiziert. Die Proben
wurden aus einer C18-Säule von Altech mit einem isokratischen
Lösungsmittelsystem
aus Wasser bei 2 ml pro Minute eluiert. Die Konzentrationen der
unbekannten Proben wurden durch Vergleich mit Standards bekannter
Konzentrationen bestimmt.
-
Im
Falle von L-I-OddU erhielten weibliche BDF1-Mäuse 10 mg/kg L-I-OddU oral
zum Zeitpunkt Null. Dann wurden zu den in 6 gezeigten
Zeitpunkten heparinisierte Blutproben aus dem retroorbitalen Plexus gesaugt.
Die gebildeten Elemente wurden durch Zentrifugation entfernt. Dann
wurde das Plasma durch Zugabe von Trichloressigsäure extrahiert und der Überstand
wurde durch Mischen mit einer Lösung
aus Trioctylamin : Freon neutralisiert. Eine Fraktion der wässrigen
Probe wurde durch HPLC auf einer ODS-Säule von Beckman und mit 0,03
N Essigsäure/2,5%
Acetonitril als Lösungsmittel
isoliert. Dann wurden die Plasmaspiegel mit authentischen Kontrollen
verglichen.
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(1) Struktur-Aktivitäts-Beziehung
von L-Dioxolan-Uridin-Analoga
in Bezug auf EBV-Zellwachstum und Gehalt an mitochrondrialer DNA
(mtDNA)
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Da
sich herausstellte, dass L-OddU gegen EBV genauso aktiv war wie
L-FMAU, wurden strukturelle Analoga mit Halogen- oder Wasserstoffsubstitution
der CH3-Gruppe an 5, die wie hierin weiter
oben synthetisiert worden sind, hinsichtlich ihrer Aktivität in Bezug
auf das EBV-Zellwachstum und die Toxizität gegenüber mtDNA (oben beschrieben)
untersucht. Die Zusammenfassung der Ergebnisse ist wie folgt gezeigt
und die Dosis-Wirkungs-Kurve der beiden, gegen EBV aktivsten Verbindungen
sind in 4 gezeigt.
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Schlussfolgerung:
L-Br-OddU und L-I-OddU sind die wirkungsvollsten Anti-EBV-Verbindungen,
die untersucht worden sind. Sie haben wenig Auswirkung auf die Synthese
mitochondrialer oder nukleärer
DNA. Dies zeigt sich an ihrem Fehlen von Auswirkungen auf den Gehalt
an mitochondrialer DNA und das Zellwachstum sowie an dem Fehlen
einer Induktion einer Laktatanreicherung im Medium der mit Wirkstoff
behandelten Kulturen. Ihre Spiegelbilder, d.h. Verbindungen mit
der natürlichen
D-Konfiguration, waren gegen EBV viel weniger aktiv. Darüber hinaus
waren L-Br-OddC und L-I-OddC gegenüber EBV ebenfalls inaktiv.
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(2) Spektrum antiviraler
Aktivität
von L-I-OddU
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Es
wurde die Aktivität
von L-I-OddU gegen das Wachstum anderer Viren untersucht. Die Ergebnisse sind
wie folgt zusammengefasst.
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Für HSV-1,
HSV-2 und CMV verwendete Plaque-Reduktions-Tests sind zuvor beschrieben
worden. Siehe Gao et al., Antimic. Agents and Chemo., Mai 1990,
S. 808–812
(HSV-Plaque); Cheng et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 80,
2767–2770
(Mai 1983) (CMV-Plaque-Reduktions-Test). Die Verfahren zur Testung auf
EBV, HBV und HIV wurden ebenfalls wie zuvor beschrieben verwendet.
Siehe Yao et al., Antimic. Agents and Chemo., Juli 1993, S. 1420–1425, Yao
et al., Biochem. Pharm., Band 51, 941–947 (1996) (EBV-Test); Doong
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 88, 8495–8499 (Oktober
1991) (HBV-Test); Mellors et al., Molecular Pharm., 41: 446–451 (1992)
und Bridges et al., Biochem. Pharm., Band 51, 731–736 (HOV-Test).
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Im
Gegensatz zu LFMAU, das gegen EBV und HBV aktiv ist, ist L-I-OddU
nur gegen EBV stark aktiv und hat einen EC50-Wert,
der mindestens viermal niedriger ist als der von L-FMAU. Bemerkenswert
ist die Tatsache, dass L-I-OddU kaum Aktivität gegen HBV zeigte. Das antivirale
Spektrum von L-I-OddU unterscheidet sich von dem aller anderen antiviralen
Verbindungen, die bisher in der Literatur beschrieben wurden. Es
legt außerdem
nahe, dass die Wirkung dieser Verbindung für EBV spezifisch ist.
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(3) Dosis-Wirkung von
L-I-OddU und L-Br-OddU in Bezug auf die Hemmung der EBV-Replikation
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H1-Zellen
wurden fünf
Tage lang in der angegebenen Dosis diesen beiden Verbindungen ausgesetzt. Der
EBV-DNA-Gehalt der mit Wirkstoff behandelten Zellen wurde wie oben
beschrieben durch die Slot-Blot-Hybridisierungstechnik geschätzt und
mit dem wirkstofffreier Zellen verglichen. L-I-OddU ist in Bezug auf
die Hemmung der Synthese von EBV-dann etwas wirksamer als L-Br-OddU.
Dosis-Wirkungs-Kurven dieser Analoga erscheinen in 4.
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(4) Stabilität von L-I-OddU
und L-Br-OddU bei verschiedenen pH-Werten
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Um
die Möglichkeit
der oralen Verwendung von L-I-OddU und L-Br-OddU zur Behandlung von EBV-assoziierten
Krankheiten zu untersuchen, ist deren Stabilität bei verschiedenen pH-Werten
wichtig. L-I-OddU wurde, wie angegeben, 3 Std. lang bei 37°C verschiedenen
pH-Lösungen
ausgesetzt. Mittels HPLC mit einer C18-Säule wurde
der Prozentanteil der Verbindung, der als L-I-OddU verbleibt, untersucht.
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Dies
legt dringend nahe, dass L-I-OddU und L-Br-OddU oral nutzbar sind,
da sie bei pH 2 stabil sind und daher in den oberen Dünndarm (Zwölffingerdarm,
Leerdarm, Krummdarm) gelangen können,
wo sie sofort resorbiert werden, ohne von der Magensäure wesentlich
deaktiviert zu werden.
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(5) Vorläufige pharmakokinetische
Studie von L-Br-OddU und L-I-OddU bei Mäusen
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In
BDF1-Mäusen
wurde, wie oben ausgeführt,
die Pharmakokinetik von L-Br-OddU und L-I-OddU untersucht. Wir haben
eine vorläufige,
pharmakokinetische Studie durchgeführt, indem wir 50 mg/kg oral
(po), intraperitoneal (ip) und intravenös (iv), wie oben ausführlicher
beschrieben, verabreicht haben. Für L-Br-OddU waren die mehrphasischen Konzentrationskurven
der ip- und der
iv-Gruppe ähnlich,
daher ist aus Gründen
der Einfachheit nur die ip-Kurve gezeigt. Im Falle von L-I-OddU
ist die orale Verabreichung gezeigt. Der Plasmaspiegel für jeden
Wirkstoff ist in den beiliegenden 5 und 6 gezeigt.
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In
Bezug auf diese pharmakokinetische Studie kann der Schluss gezogen
werden, dass L-Br-OddU und L-I-OddU oral aufgenommen werden können und
eine Wirksamkeit von etwa 60% haben, was besser ist als bei L-FMAU.
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Anti-VZV-Aktivität von 5-halogensubstituierten
L-OddU-Derivaten
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Plaque-Reduktions-Test
für Varizella-Zoster-Virus
(VZV)
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Zwei
Tage vor der Verwendung wurden menschliche Vorhautfibroblastenzellen
(HFF) in Platten mit sechs Vertiefungen ausgesät und bei 37°C mit 5%
CO2 und 90% Feuchtigkeit inkubiert. Am Tag
des Tests wurde der Wirkstoff in MEM mit 2% FRS zubereitet, dann
seriell 1 : 5 in MEM verdünnt,
wobei sechs Wirkstoffkonzentrationen verwendet wurden. Die ursprüngliche
Ausgangskonzentration war 100 μg/ml
bis herunter auf 0,03 μg/ml.
Das für
die Infektion verwendete Virus wurde in MEM mit 10% FRS bis auf
eine gewünschte
Konzentration verdünnt,
was 20–30
Plaques pro Vertiefung ergab. Das Medium wurde aus den Vertiefungen
gesaugt, und in dreifachem Ansatz wurde in jede Vertiefung 0,2 ml
Virus gegeben, wobei jede Vertiefung zur Messung der Wirkstofftoxizität 0,2 ml
Medium erhielt. Die Platten wurden dann eine Stunde lang inkubiert
und alle fünfzehn
Minuten geschüttelt.
Nach der Inkubation wurde MEM mit den verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen in
einem Volumen von 2,0 ml in die jeweiligen Vertiefungen gegeben.
An Tag 5 wurde weiteres Medium zugegeben und die Kulturen insgesamt
für 10
Tage inkubiert. Am Ende der Inkubation wurde die Flüssigkeit
abgesaugt, mit 5% Neutralrot für
sechs Stunden gefärbt,
gewaschen und die Zahl der Plaques mithilfe eines Stereomikroskops
bestimmt. Die Ergebnisse werden mit unbehandelten Kontrollvertiefungen
verglichen und die EC50 und CC50-Werte
berechnet. Die Ergebnisse erscheinen unten in Tabelle 5.
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Tabelle
5
Wirksamkeit und Toxizität
von Wirkstoffen gegen Varizella-Zoster-Virus
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Die
Hemmung von VZV durch halogenierte β-L-OddU-Analoga und insbesondere
L-Br-OddU beweist, dass diese Verbindung eine besonders wirksame
Verbindung zur Verwendung gegen eine VZV-Infektion ist.
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Anti-HV8-Aktivität von L-I-OddU
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DNA-Hybridisierung, Dosis-Wirkungs-Versuche
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Zu
Proben von B-Zell-Lymphomzellen aus einer Körperhöhle (infiziert mit HV-8) in
einer Aussädichte von
5 × 105 Zellen pro ml wurde TPA (Phorbolester)
in einer Konzentration von 20 ng/ml gegeben. Diesen Proben wurde
entweder DHPG (als 20 μM
oder 5 μM)
oder L-I-OddU (als 20 μM,
5 μM, 0,25 μM oder 0,125 μM) zugegeben.
Die Proben wurden über
einen Zeitraum von 48 Stunden bei 37°C inkubiert. Die Zellen wurden dann
geerntet, und die DNA wurde durch Zugabe von 1 ml DNAzol(TM)-Reagenz
zu 107 Zellen und Lysieren der Zellen durch
vorsichtiges Pipettieren extrahiert. Die DNA in dem Lysat wurde
dann durch die Zugabe von 0,5% Ethanol (100%) ausgefällt. Die
Proben wurden durch Umdrehen gemischt und 3 Minuten bei Raumtemperatur
aufbewahrt. Das DNA-Präzipitat
wurde dann zweimal mit 1 ml 95%igem Ethanol gewaschen. Die DNA wurde
dann 5–15
Minuten an der Luft getrocknet und dann in 300 μl 8 mM Natriumhydroxid resuspendiert. Nachdem
die DNA gelöst
war, wurde die Lösung
mit 44 μl
0,1 M HEPES neutralisiert. Dann wurde die DNA-Konzentration gemessen,
und 2,5 μg
DNA aus jeder Probe wurden mit BAM H1-Restriktionsenzym 1 Stunde
lang bei 37°C
verdaut. Die verdaute DNA jeder Probe wurde dann auf einem 1%igen
Agarosegel aufgetrennt und über
Nacht auf Hybond-N-Papier übertragen.
Der DNA-Blot wurde über
Nacht mit einer HV-8 (HHV-8)-Sonde hybridisiert. Am nächsten Tag
wurde der Blot gewaschen und mehrere Tage einem Röntgenfilm
ausgesetzt. Der Film wurde dann entwickelt, und die Dichte einer
jeden Bande wurde mithilfe eines Phosphoimagers bestimmt.
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Die
Ergebnisse der obigen Versuche erscheinen in der beiliegenden 7.
Wie diese Ergebnisse beweisen, war die prozentuale Hemmung der DNA-Hybridisierung
mit L-I-OddU in verschiedenen Konzentrationen signifikant höher als
die DNA-Hybridisierung
bei DHPG, und zeigte somit höhere
Anti-HV-8-Aktivität für L-I-OddU
bei dieser Zelllinie. L-I-OddU ist in vivo voraussichtlich ein wirksamer
Anti-HV-8-Wirkstoff. Es ist anzumerken, dass DHPG in einer Konzentration
von 5 μM
keine Hemmung der Hybridisierung zeigte.
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Für Experten
versteht sich, dass die vorangehende Beschreibung und die vorangehenden
Beispiele die Anwendung der vorliegenden Erfindung veranschaulichen.