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Hintergrund
der Erfindung
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In
den letzten Jahren wurden beim Verständnis der genetischen Grundlage
von neuropsychiatrischen Störungen,
einschließlich
denen, die mit Geistesstörung
in Zusammenhang stehen, große
Fortschritte erzielt. Während
die genetischen Defekte solcher Störungen disparat sind und jeder
Mechanismus neuartig erscheint, ist das zusammenfassende Thema hinter
der Entwicklung dieser Krankheiten die Gehirnentwicklung und das Aufrechterhalten
neurologischer Netzwerke.
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Neurologische
Netzwerke bilden sich aus einzelnen Neuronen, wobei jedes Neuron
eine separate strukturelle und funktionelle Zelleinheit bildet.
Neuronen haben spezielle Eigenschaften für den Empfang von Nervenimpulsen
von anderen Neuronen, wobei deren Effekt entweder Exzitation oder
Inhibition sowie das Weiterleiten von Nervenimpulsen sein kann.
Neuronen weisen häufig
lange zytoplasmische Prozesse auf, die als Neuriten bekannt sind,
die in naher Apposition zu den Oberflächen anderer Zellen enden.
Die Enden dieser Neuriten werden synaptische Nervenenden genannt,
und die Zell-zu-Zell-Kontakte, die sie hervorrufen, sind als Synapsen
bekannt. Die Neurite in höheren
Tieren sind normaler weise spezialisiert, um Dendriten und Axone
zu bilden, welche die Impulse zum Zellkörper bzw. von ihm weg leiten.
Das Ankommen eines Impulses an einem Nervenende löst den Prozess
der synaptischen Transmission aus. Dieses Ereignis beinhaltet normalerweise
die Freisetzung einer chemischen Verbindung aus dem neuronalen Zytoplasma,
was eine Reaktion in den postsynaptischen Zellen hervorruft. Die
Neuronen des zentralen Nervensystems bestehen aus diskreten Abschnitten,
einschließlich
dem Zellkörper,
den Dendriten und dem Axon. Während
die meisten Nervenzellen dieser Grundstruktur entsprechen, ist ein
breiter Bereich struktureller Vielfalt vorhanden, der auf der spezifischen
Funktion der Zelle im Körper
basiert.
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Es
wurde gezeigt, dass diese polarisierten Zellen eine Vielzahl an
zytoplasmischen- und membrangebundenen Proteinen enthalten, die
unterschiedlich über
das Axon, die Dendriten und den Zellkörper des Neurons verteilt sind.
Es wird angenommen, dass Neuronen des zentralen Nervensystems lokal
an oder in der Nähe
postsynaptischer Stellen, welche vom Zellkörper unabhängig sind, Proteine synthetisieren.
Ultrastrukturelle Studien haben gezeigt, dass Polyribosome bevorzugt
entweder unterhalb der postsynaptischen Stellen lokalisiert oder
gelegentlich mit Membranspezialisierungen auf den Dendriten verbunden
sind. Es wurde vorgeschlagen, dass diese anatomischen Strukturen
die synthetische Proteinmaschinerie darstellen, die erforderlich
ist, um die verschiedenen Proteinklassen in Neuronen zu translatieren
und nach der Translation zu modifizieren. Ein energieabhängiger Mechanismus
für den
selektiven RNA-Transport in Neuronen wurde auch gezeigt. Die Natur
und die Verteilung der RNAs, die in diesen Zellen vorhanden sind,
werden jedoch kaum verstanden.
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In
situ-Hybridisierungs(ISH)-Untersuchungen waren erfolgreich beim
Identifizieren einiger weniger mRNAs in neuronalen Prozessen. Untersuchungen,
die die in-situ-Hybridisierung und Northern Blot-Analysen von synaptosomalen
RNA-Fraktionen mit
den AMPA-GluR1, -GluR2, GluR3- und GluR-4 und Kainat-sensitiven
GluR5- und GluR6-Rezeptoreinheiten verwendeten, hatten keinen Erfolg,
mRNAs an den Dendritenstellen nachzuweisen. (Craig, A. et al., Neuron
1993, 10, 1055–1068;
Chicurel, M. et al. J. Neurosci 1993, 13, 4054–4063).
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Die
Mikrodissektion einzelner Neurite hat nun eine große Anzahl
an mRNAs, einschließlich
Mitgliedern der Glutamatrezeptorfamilie, der sekundären Messenger-Komponenten,
sowie Komponenten des Translations-Kontrollapparats, die in Hippocampus-Neuriten
vorhanden sind, aufgezeigt. Es wurde nun festgestellt, dass die
Profile von exprimierten mRNAs aus diskreten Abschnitten der gleichen
Neuronen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Diese Unterschiede
in der exprimierten mRNA können
als Möglichkeit
verwendet werden, um diskrete Abschnitte des Neurons spezifisch
zu treffen und genetische neurologische Störungen auf molekularen Ebene
zu identifizieren und diagnostizieren.
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Eberwine
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA Bd. 89 S. 3010–3014 beschreiben
ein Verfahren zum weitgehenden Charakterisieren einzelner Zellen.
Die einzelnen Zellen können
Neuronen sein.
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Miyashiro
et al., Soc. for Neuroscience Abstracts Bd. 19, Nr. 1–3, 1993,
Seite 805 beschreiben, dass bei einer globalen Untersuchung mRNAs
in Neuriten unterschiedlichl verteilt sein können.
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Stryer,
Lubert: "Biochemistry", 1990, Spektrum
der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Heidelberg, Deutschland, Seite
747, beschreibt die Verwendung von Actinomycin D, eines hochspezifischen
Inhibitors der RNA-Synthese in pro- und eukaryotischen Zellen, zur
Verwendung bei der Behandlung von Krebs.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist das Bereitstellen eines Verfahrens
zum Identifizieren von Neurit-cDNA-Klonen, das das Bestimmen der
mRNA-Expression in ausgewählten
Neuriten, das Vergleichen der relativen Werten der mRNA-Expression und das
Identifizieren von Neurit-cDNA-Klonen, basierend auf den Werten der
mRNA-Expression, umfasst.
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Ein
anderer Gegenstand der Beschreibung ist das Bereitstellen von Neurit-cDNA-Klonen.
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Ein
anderer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist das Bereitstellen
eines Verfahrens zum Profilieren der mRNA-Expression in einem ausgewählten Neuriten,
welches das Konvertieren einer mRNA-Population im Soma oder Verarbeiten
eines ausgewählten
Neuriten zu cDNA, das Doppelsträngigmachen
der cDNA, das lineare Amplifizieren der doppelsträngigen cDNA
zu aRNA und das Verwenden der aRNA als Sonde in einer Umkehrphasen-Northern-Analyse,
um ein mRNA-Expressionsprofil zu erzeugen, umfasst.
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Ein
anderer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist das Bereitstellen
eines Verfahrens zum Diagnostizieren einer Erkrankung, die mit einem
mRNA- Expressionsmuster
zusammenhängt,
das das Bestimmen der relativen Werte der mRNA-Expression in ausgewählten Zellen,
die mit einer ausgewählten
Krankheit zusammenhängen,
Vergleichen der bestimmten relativen Werte mit festgesetzten Kontrollwerten
und Diagnostizieren einer Krankheit auf der Grundlage des Vergleichs
der mRNA-Expressionswerte umfasst.
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Gemäß einem
Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Identifizieren
von Neurit-cDNA-Klonen zur Verfügung
gestellt, das umfasst:
- (a) Konvertieren einer
mRNA-Population in ausgewählten
Neuriten zu cDNA;
- (b) Bestimmen des Musters der mRNA-Expression der mRNA-Population
in ausgewählten
Neuriten;
- (c) Vergleichen der relativen Muster der mRNA-Expression mit
dem Muster in einer Kontrollprobe; und
- (d) Identifizieren von Neurit-cDNA-Klonen auf der Grundlage
des Musters der mRNA-Expression.
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Vorzugsweise
wird die mRNA-Expression durch ein aRNA-Amplifikationsver fahren
bestimmt.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum
Profilieren der mRNA-Expression in einem ausgewählten Neuriten zur Verfügung gestellt,
wobei das Verfahren umfasst:
- (a) Isolieren
ausgewählter
Neurite durch Durchschneiden in verschiedenen Abständen vom
Zellkörper;
- (b) Konvertieren einer mRNA-Population in ausgewählten Neuriten
zu cDNA;
- (c) Doppelsträngigmachen
der cDNA;
- (d) lineares Amplifizieren der doppelsträngigen cDNA zu aRNA; und
- (e) Verwenden der aRNA als Sonde in einer Umkehrphasen-Northern-Analyse, um ein mRNA-Expressionsprofil
zu erzeugen.
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Vorteilhafterweise
wird die mRNA-Population im Soma oder im Prozess der ausgewählten Neurite
unter Verwendung eines Oligo-dT-T7-Primers in cDNA umgewandelt.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
wird die doppelsträngige
cDNA unter Verwendung von T-RNA-Polymerase linear zu aRNA amplifiziert.
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In
einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren
zum Diagnostizieren einer neurologischen Erkrankung, die mit einem
mRNA-Expressionsmuster zusammenhängt,
zur Verfügung
gestellt, wobei das Verfahren umfasst:
- (a)
Isolieren ausgewählter
Neurite durch Durchschneiden in verschiedenen Abständen vom
Zellkörper;
- (b) Bestimmen des Musters der mRNA-Expression in Neuriten, das
mit der Krankheit zusammenhängt;
- (c) Vergleichen des bestimmten Musters der mRNA-Expression mit
dem Muster der mRNA-Expression bekannter Kontrollproben; und
- (d) Diagnostizieren der Krankheit auf der Grundlage des Vergleichs
des mRNA-Expressionsmusters.
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Vorzugsweise
ist die Erkrankung eine neuropsychiatrische Störung oder ein Fragiles-X-Syndrom.
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Kurze Beschreibung der
Figuren
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1 ist ein Differentialdisplay von drei
repräsentativen
Zellen. Ein einzelnes Oligonukleotid, OPA-5, diente als 3'-Primer. In Kombination
mit drei verschiedenen, modifizierten Oligo-dT11-Primern
(Oligo A, 5'-T11-AC-3';
Oligo B, 5'-T11CA-3'; Oligo C, 5'-T11GC-3') wurden Differentialdisplayreaktionen
auf separaten Neuriten (HP3-7, HP3-8 und HP3-9) (Feld a, in 1A gezeigt),
proximalen (HP2-10)
und distalen (HP2-12) Segmenten des gleichen Prozesses sowie einem
anderen separaten Prozess (HP2-11) (Feld b, in 1B gezeigt)
sowie distalen Verzweigungspunkten (HP3-5 und HP3-6) des gleichen
Prozesses (Feld c, in 1C gezeigt)
aus einzelnen Hippocampus-Zellen aufgetragen. Jeder dieser Neurite
wurde wie in Beispiel 1 beschrieben isoliert. In den Feldern a und
b (1A und 1B) wurde
das entsprechende Soma (HP3-9 in Feld a; und HP2-13 in Feld b) wurden
isoliert. Zusätzlich
zu der großen
Anzahl an mRNAs, die in einigen Neuriten (beispielsweise Bande 5
in Feld a, gezeigt in 1A) exprimiert wurden, befanden
sich einige häufig
gemeinsame PCR-Produkte zwischen den Neuriten oder Neuritsegmenten
und zwischen den Neuriten und ihren Zellkörpern. Diese Daten wurden mindestens
dreimal reproduziert. In jedem Feld ist eine Phasen-Kontrastphotomikrographie
der Zelle und der interessierenden Neuriten vor der Isolierung gezeigt.
Dunkle Balken senkrecht zu jedem Prozess stellen den ungefähren Schnittpunkt
dar.
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Genaue Beschreibung
der Erfindung
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Verschiedene
Regionen des zentralen Nervensystems sind von funktionell und anatomisch
unterschiedlichen synaptischen Verbindungen besiedelt. Es wird angenommen,
dass während
der Konstruktion, der Aufrechterhaltung und dem Wiederaufbau der
Synapsen die Proteine selektiv zu diesen verschiedenen Verbindungen
transportiert werden. Im Ergebnis wird die Spezifität des Nervensystems
etabliert und mindestens teilweise durch diese Protein-Zielmechanismen modifiziert.
Es wurde nun festgestellt, dass mRNA-Expressionsprofile spezifisch für Informationen
sind, die in Neuriten beobachtet werden. Ein Verfahren zur Identifizierung
von Neurit-cDNA-Klonen wurde entwickelt, indem die mRNA-Expression
in ausgewählten
Neuriten bestimmt wurde, mit den relativen Werten der mRNA-Expression
verglichen wurde und Neurit-cDNA-Klone auf der Grundlage der Werte
der mRNA-Expression identifiziert wurden.
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Isolierte
Hippocampus-Zellen, die frei von Überlappungsprozessen von Nachbarzellen
waren, wurden in Kulturen mit niedriger Dichte identifiziert. Unter
diesen Bedingungen wachsen Neuronen als isolierte Zellen oder in
kleinen Gruppen von 2–4
Zellen entweder direkt auf dem Substrat oder auf Gliazellen. Neuronen
werden durch morphologische Kriterien unter Beteiligung von synaptischen
Wechselwirkungen identifiziert. Individuelle proximale und distale
Neurite wurden gewonnen, indem sie in verschiedenen Abständen vom
Zellkörper durchschnitten
wurden und in einer Mikropipette mit den Reagentien, die für den ersten
Schritt im Antisense-RNA(aRNA)-Amplifikationsverfahren erforderlich
sind, aspiriert wurden. In einer Anzahl von Fällen wurden mehrere Prozesse
aus einer einzigen Zelle nach Aspiration des Zellkörpers isoliert.
Einzelne Neurite oder Zellkörper
wurden durch den anschließenden
aRNA-Amplifikationsprozess verarbeitet, um ein mRNA-Expressionsprofil
zu erhalten. Die mRNA-Population im Zellsoma oder Zellprozess wurde
unter Verwendung eines Oligo-dT-T7-Primers in eine komplementäre DNA (cDNA)
umgewandelt. Nachdem die cDNA doppelsträngig gemacht worden war, wurde
sie unter Verwendung von T7-RNA-Polymerase linear zu aRNA amplifiziert.
aRNAs dienen als Sonde für
die mRNA-Expressionsprofile
bei der reversen Northern-Blott-Analyse. In nachfolgenden Experimenten
wurden die aRNAs in doppelsträngige
cDNAs umgewandelt und als Template für Experimente eingesetzt, die
die Polymerase-Chain-Reaction (PCR) verwenden.
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Die
Population der mRNAs in Neuriten wurde zunächst durch Bestimmung des mRNA-Expressionsprofils
bewertet. Southern Blots mit klonierten cDNAs, die Mitglieder der
ionotropischen Glutamatrezeptorfamilie kodieren, wurden mit radiomarkierter
aRNA aus einzelnen Neuriten oder Zellkörpern untersucht. Glutamatrezeptoren,
eingeteilt in N-Methyl-D-aspartat (NMDA)-, α-Amino-3-hydroxy-5-methyl-isoxazol-4-propionat (AMPA;
GluR1-4)- und Kainat (GluRS-7)-Unterarten,
sind die hauptsächlichen
Mediatoren der erregenden synaptischen Transmission im Gehirn. Diese
Rezeptoren spielen auch eine Rolle in biochemischen Ereignissen, die
in Zusammenhang stehen mit Exzitotoxizität und Langzeitpotenzierung
(long-term potentiation (LTP)), einer spezialisierten Form der synaptischen
Plastizität.
Die qualitative mRNA-Expression vieler Mitglieder der Glutamatrezeptorfamilie
wurde untersucht. Alle Neurite exprimieren GluR1, GluR2, GluR4 und NMDAR1-mRNA.
Bei der Mehrheit der Neuriten wurde mRNA-Expression von GluR3 (15/19), GluR5
(14/19) beobachtet, während
die Expression für
GluR6-mRNA in ungefähr
der Hälfte
der untersuchten Neuriten nachweisbar war. Die Gegenwart dieser
Untereinheiten wurde durch untereinheitenspezifische PCR bestimmt.
Im Gegensatz dazu zeigte nur ein Neurit nachweisbare Hybridisierungssignale
für NR2a-
und NR2c-mRNA. Somit können
Neurit-cDNA-Klone durch Bestimmung der mRNA-Expression für Glutamatrezeptoren
identifiziert werden. Beispiele für bevorzugte Glutamatrezeptoren
umfassen, sind aber nicht eingeschränkt auf GluR1, GluR2, GluR3,
GluR4, GluR5, GluR6, GluR7, NR2a und NR2b. Eine Anzahl von Neurit-cDNA-Klonen wurde
nun nach den Verfahren der vorliegenden Erfindung identifiziert.
Bei zwei dieser Klone wurde festgestellt, dass sie Farnesyldiphosphat
(FPP)-Synthase-mRNA entsprechen, die in zwei getrennten distalen
Prozessen identifiziert wurde. Als Teil des Isopren-biosynthetischen
Weges erzeugt die FPP-Synthase
die Farnesyl-Einheit, die schließlich zum COOH-endständigen CaaX-Motiv der Säugetier-ras-Proteine
transferiert wird. Bei zwei anderen cDNAs wurde festgestellt, dass
sie Sequenzgleichheit mit mRNAs bei der γ-Untereinheit von Interleukin-2-Rezeptor
und dem Tumor-Nekrose-Faktor-induzierbaren Protein A20 aufweisen.
Die restlichen cDNA-Klone weisen wenig Sequenzgleichheit mit irgendwelchen
veröffentlichten
Gensequenzen auf. Bei dem Sequenzieren der cDNA-Klone, die den RNAs
mit voller Länge
entsprechen, ist es möglich,
die Rolle zu identifizieren, welche die Primärsequenz und die sekundären strukturellen
Eigenschaften der mRNA als Erkennungselemente beim Zielen und Transportieren
der mRNA spielen. Die cDNA-Klone der vorliegenden Beschreibung sind
in Tabelle 1 als SEQ.-ID.-NR: 1 bis SEQ.-ID.-NR: 28 identifiziert.
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Die
cDNA-Klone der vorliegenden Beschreibung können in der Diagnose von neuropsychiatrischen Erkrankungen
verwendet werden. Humane Gene mit instabilen Triplett-Wiederholungen
stehen in Zusammenhang mit einigen neuropsychiatrischen Erkrankungen,
einschließlich,
aber nicht eingeschränkt
auf Chorea Huntington, spinaler und bulbärer Muskelatrophie und spinozerebellärer Ataxie
Typ 1. Diese Krankheiten zeigen eine Vielzahl von klinischen Symptomen,
was eine Diagnose erschwert. Das Verstehen dieser Erkrankungen auf
molekularer Ebene ermöglicht
es jedoch dem diagnostischen Labor, direkt zu testen, ob die DNA
eines Einzelnen die krankheitverursachende Mutation enthält, entweder
als Bestätigung
einer klinischen Diagnose oder bevor irgendwelche Symptome auftreten.
Beispielsweise können
die Fragilen-X-Chromosomen, die mit Geisteskrankheit in den meisten
Männern,
die sie haben, und im geringeren Ausmaß einigen Frauen, die dafür heterozygot
sind, im Zusammenhang stehen, unter Verwendung von cDNA-Klonen der
vorliegenden Beschreibung als diejenigen mit der SEQ.-ID.-NR: 1
bis 15 identifiziert werden. Die cDNA-Klone der vorliegenden Veröffentlichung
können
auch beim pränatalem
Screening verwendet werden.
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Verschiedene
relative Variationen in der mRNA-Expression wurden auch unter Verwendung
der reversen Northern-Blot-Analyse identifiziert. Unterschiede bei
den relativen Werten der Glutamatrezeptor-mRNAs, die zwischen einem
neuronalen Prozess oder Prozessen der gleichen Zelle und ihrem Zellkörper exprimiert
werden, wurden beobachtet. In einer Anzahl von Zellen waren die
qualitativen Expressionsmuster sehr ähnlich, wobei jedoch die relative
Intensität
des Hybridisierungssignals bei spezifischen Untereinheiten profunder
war. Beispielsweise waren die relativen Werte von NMDAR1 und GluR5-mRNA
in HP9a, dem Apikalneurit, gegenüber
HP9b, dem Basalneurit, oder dem Soma deutlich erhöht. Diese
Tendenz wurde in anderen Zellen ergänzt, die ein differenzierteres
qualitatives Muster von Glutamatrezeptor-mRNA-Expression zeigten.
Dieses differenzierte Muster der mRNA-Expression trägt zur physiologischen
Funktion einer Synapse bei. Diese Unterschiede in den relativen
Werten der MRNA-Expression führen
zum Auftreten von verschiedenen neuronalen Prozessen in der gleichen
Zelle. Zusätzlich
zu den Glutamatrezeptoren wurde die Expression einiger anderer cDNA
mit der reversen Northern-Blot-Analyse untersucht. Frühere Berichte
zeigten die dendritische Lokalisierung der α-Untereinheiten der Ca2+/Calmodulinabhängigen Proteinkinase (CaMK
II)-mRNA.
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Es
wurde nun festgestellt, dass die mRNA-Expression in distalen und
proximalen Abschnitten von isolierten Neuriten für CaMK II stark positiv ist.
Somit können
spezifische Segmente und Prozesse eines Neurons getroffen werden,
indem das Profil der mRNA-Expression bestimmt wird, die am Prozess
beteiligt ist, wobei eine mRNA mit einem hohen Expressionswert identifiziert
und ein Mittel für
diese mRNA bestimmt wird. Alzheimer-Krankheit, amyotrophische Lateralsklerose,
Chorea Huntington und Epilepsie sind alle Beispiele für Störungen,
bei denen die Degenerierung spezifischer Gruppen von Neuronen in
diskreten Regionen des Nervensystems eine Rolle spielt. Es scheint,
dass verschiedene Regionen der Nervensysteme und spezifisch verschiedene
Neuronenarten verschiedene Empfindlichkeiten gegenüber Wirkstoffen
aufweisen. Um somit die Neurotoxizität eines Mittels zu untersuchen,
sollte somit der Wirkstoff in Neuronen untersucht werden, die aus verschiedenen
Regionen isoliert wurden, da einige Neuronenarten offenbar empfindlicher
sind als andere. Es wurde nun jedoch festgestellt, dass die Neuronenarten
identifiziert werden können,
indem die mRNA-Expression in ausgewählten Neuronen bestimmt wird,
die Werte der mRNA-Expression in ausgewählten Neuronen mit den Werten
in bekannten Neuronen verglichen werden, und die Neuronenart auf
der Grundlage des mRNA-Expressionswerts identifiziert wird. Die
Neurotoxizität
eines Wirkstoffs für
eine spezifische Neuronenart kann somit in einer Kultur aus gemischten
Neuronenarten untersucht werden. Bei diesem Verfahren ist es bevorzugt,
dass die mRNA-Expression durch ein aRNA-Amplifikationsverfahren
bestimmt wird.
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Die
Komplexität
der mRNA-Expression in Neuronen wurde weiterhin unter Verwendung
eines PCR-basierten Assays, differentialer Display, entwickelt von
Liang P. et al., Science 1993, 257, 967–970, untersucht. In diesen
Experimenten wurde ein einzelnes 10-mer (OPA-5;5'-AGGGGTCTTG-3', SEQ.-ID.-NR: 29), das als 5'-Primer dient, und
ein modifizierter Polythymidin-Primer mit zwei Basenextensionen
verwendet, um die spezifischen Populationen des polyadenylierten RNA-Pools
zu amplifizieren. In jeder dieser Reaktionen wurden Bandenmuster,
die für
Soma oder den Prozess oder die Kombination von Primern eindeutig
sind, beobachtet. Differentialdisplay (DD) von mRNAs aus drei Zellensätzen sind
in 1 gezeigt. Das Komplement des DD-Profils
von Neuriten zeigte eine große
Anzahl an mRNA-Spezies. Diese Muster der PCR-Produkte zeigen, dass
die mRNAs differentiell verteilt sind. In einer typischen Zelle,
in der zwei Neurite durchschnitten und isoliert sind, sind beispielsweise
Transkripte vorhanden, die bei gleichen Molekülgrößen zwischen einzelnen Neuriten
wandern. Dieser Umstand wird wiederholt in proximalen und distalen
Abschnitten des gleichen Prozesses und in den distalen Verzweigungspunkten
eines einzelnen Prozesses beobachtet. Während einige Produkte gleichzeitig
in einem oder mehreren Neuriten und zwischen Neuriten und ihren
entsprechenden Zellkörpern
gefunden werden, sind zahlreiche Transkripte vorhanden, die auf
einzelne Neurite oder Segmente der einzelnen Neurite beschränkt sind.
Proben von Medien und tRNA zeigten keine Bandenmuster bei Verwendung
von Differentialdisplay.
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Die
Kontaminierung von Neuriten mit umgebenden Glia- oder Astrogliaprozessen
wurde durch gliafibrilläre
saure Protein(GFAP/glias fibrillary acicic protein)-mRNA untersucht.
Es wurde bestimmt, dass Neurit- und Somapräparate, die in diesen Experimenten
verwendet wurden, frei von GFAP-mRNA sind. Das Vorhandensein mehrerer
mRNAs in neuralen Prozessen legt nahe, dass der mRNA-Transport und
die lokale Proteinsynthese eine Rolle bei der Regulierung von neuronaler
Physiologie, Entwicklung und Regenerierung spielen. In der vorliegenden
Erfindung können
mRNA-Expressionsmuster verwendet werden, um Krankheiten zu diagnostizieren,
die mit der Gegenwart oder Abwesenheit von synthetisierten Proteinen
in Zusammenhang stehen. In den letzten Jahren wurden einige menschliche
neurologische Erkrankungen identifiziert, die sich aus der Ausbreitung
von Trinukleotid-Wiederholungen ergeben. Diese Triplett-Wiederholungen
sind normalerweise polymorph und exonisch, obgleich nicht immer
kodierend. In den Krankheitszuständen
werden sie erheblich instabil und können mäßig oder durch Tausende von
Wiederholungen in einer einzigen Generation expandieren, wodurch
die Genexpression, die Informationsstabilität oder Proteinstruktur verändert werden.
In einem Krankheitszustand würden
somit Veränderungen
in normalen mRNA-Expressionsmustern oder -profilen zu erwarten sein.
Verfahren, die sich auf das Diagnostizieren einer Krankheit, die
mit einem mRNA- Expressionsmuster
in Zusammenhang steht, beziehen, umfassen das Bestimmen der relativen
Werte der mRNA-Expression in ausgewählten Zellen, die mit einer
ausgewählten
Krankheit verbunden sind; Vergleichen der bestimmten relativen Werte
mit bekannten Kontrollproben; und Diagnostizieren einer Krankheit
auf der Grundlage des Vergleichs der mRNA-Expressionswerte. Bei
diesem Verfahren ist es bevorzugt, dass die ausgewählten Zellen Neuronen
sind.
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Das
Messen der mRNA-Expressionsmuster, wie in der vorliegenden Erfindung
beschrieben, kann auch in Verfahren zur Behandlung einer Krankheit,
die mit einem mRNA-Expressionsmuster zusammenhängt, verwendet werden. Die
Werte der mRNA-Expression in ausgewählten Zellen, die mit einer
ausgewählten Krankheit
verbunden sind, werden bestimmt und mit normalen Werten im gleichen
Zelltyp verglichen. Wenn der Wert der mRNA-Expression anormal ist,
wird eine wirksame Menge eines Wirkstoffs verabreicht, der in der Lage
ist, die mRNA-Expression
zu verändern.
Bei diesem Verfahren ist es bevorzugt, dass die mRNA-Expressionswerte
in Neuronen gemessen werden. Beispiele für Wirkstoffe, die in der Lage
sind, die mRNA-Expression zu verändern,
umfassen, sind aber nicht eingeschränkt auf Antisense-Oligonukleotide
und pharmakologische Wirkstoffe, wie beispielsweise Dopamin, Serotonin
und zyklisches AMP. Solche Wirkstoffe werden in einer wirksamen
Menge entweder allein oder zusammen mit einem passenden pharmazeutisch
geeigneten Träger
verabreicht. "Effektive
Menge" bedeutet
die Konzentration eines Wirkstoffs, der verabreicht werden soll, die
ausreicht, um die Expression von mRNA zu modulieren. Solche Konzentrationen
können
von den Fachleuten auf dem Gebiet nach dieser Beschreibung routinemäßig bestimmt
werden und sind abhängig
vom Alter, Gewicht und Zustand eines Patienten. Passende pharmazeutisch
geeignete Träger
sind aus dem Stand der Technik gut bekannt und beispielsweise in
Gennaro, Alfonso, Herausg., Remington's Pharmaceutical Science, 18te Ausgabe
1990, beschrieben. Mack Publishing Co., Easton, PA, ein Standardreferenztext
auf diesem Gebiet. Pharmazeutische Träger können gemäß dem beabsichtigten Verabreichungsweg
und der pharmazeutischen Standardpraxis ausgewählt werden. Die folgenden nicht
einschränkenden
Beispiele dienen der Veranschaulichung.
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BEISPIELE
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Beispiel 1: Präparation
von Neuriten
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Hippocampus-Zellen
wurden aus ED20-21-Rattenföten
herausgeschnitten, in Trypsin aufgetrennt und mit 30000–100000
lebenden Zellen/ml Medium auf Polylysin-beschichtete Deckgläsern, die
in Petrischalen mit 35 mm Gewebekultur gehalten wurden, als Plattenkultur
angelegt. Einen Tag nach dem Anlegen der Plattenkultur wurden 0,5
ml Medium durch Medium mit 20 mM Kalium ersetzt. Die Kulturen wurden
anschließend
einmal wöchentlich
mit einem Tropfen des Hoch-K+-Medium versetzt. Die Experimente wurden
21–28
Tage nach Kultivieren durchgeführt.
Die Zellkörper
und ihre Neurite wurden aus den gezüchteten Zellen aus verschiedenen
Tieren an drei verschiedenen Tagen unter gleichen Bedingungen entnommen.
Während
dieser Behandlungen wurde auch eine Probe des Kulturmedums aufgenommen
und durch einen aRNA-Prozess verarbeitet, um die mögliche Gegenwart
von mRNAs in Kulturmedium aus sterbenden Zellen zu untersuchen.
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Beispiel 2: Bestimmung
der mRNA-Bandenmuster
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Reaktionen
wurden in 25 μl-Volumen
unter Verwendung der Hot Start-Technik (Perkin Elmer, (1993 Katalog)
Produkt Nr. N808-0100) mit einem Ober-Unter-Verhältnis
von 1,5 bis 1 durchgeführt.
Die Reaktionen enthielten 200 μm
dATP, dGTP und TTP, 4 μM
dCTP, 5 μCi
von 33P-dCTP oder 4 μCi 32P-dCTP
oder 18,75 μCi 35S-dATP (NEN/Dupont), 0,4 μM OPA-5 oder
andere 10-mere (Operon Technologies), 0,6 μM Oligo A, B oder C, 2,5 mM
MgCl2, 1,25 Einheiten AmpliTaqPolymerase
(Perkin Elmer), und 1 μl
1:10 Verdünnung
der DNA, die vorher durch einen einzigen Durchlauf einer aRNA-Amplifikation
verarbeitet worden war. Unter diesen Bedingungen sind die Primer
in einem hohen Überschuss
zur Menge des Templats, das für
die Reaktion verwendet wurde, vorhanden. Die Reaktion wurde 35 Runden
30 Sekunden bei 94°C,
90 Sekunden bei 40°C
und 45 Sekunden bei 72°C,
gefolgt von einer endgültigen
5-minütigen
Verlängerung
bei 72°C
in einem Biosycler-Thermozirkulationsreaktor, zirkuliert. Etwa 5 μl der Reaktion
wurden auf 6% Acrylamid/7 M Harnstoffgel aufgetragen. Die Gele wurden
vakuumgetrocknet und auf einen XAR-Film gebracht. Die Gele, die
in 1 gezeigt sind, verwendeten 33P-dCTP. Die Reaktionen zeigten ein Bandenmuster,
das für
eine Probe eindeutig war.
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Beispiel 3: cDNA-Synthese
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Mikropipetten
mit Reagentien für
die Synthese des ersten Stranges der cDNA enthielten auch 5 μM Dithiothreitol
und RNAsin® (Promega,
Madison, WI) bei 0,5 Einheiten/μl.
Die Effizienz der Amplifikation, bezogen auf Trichloressigsäure-ausgefällte Zähleinheiten,
und Northern Blot-Analyse, um die Größenverteilung der mRNAs zu
untersuchen, war mit oder ohne Digitonin nicht verschieden. Antisense-RNA,
die durch zwei Amplifikationsrunden verarbeitet worden war, wurde
zu Southern Blots zugegeben, die gleiche Mengen (500 ng) Glutamatrezeptor-cDNAs
enthielten, die mit dem geeigneten Restriktionsenzym linearisiert
waren und mittels eines Vakuums auf einem Slot-Blot-Apparat aufgebracht
waren. Ein Random-Primed-Vektor-cDNA-Klon, pBluescript SK (Stratagene,
La Jolla, CA) wurde zu gestrippten Blots zugegeben, um die Gegenwart
von DNA in jeder Spalte zu zeigen. Scanning Densitometrie-Analyse
wurde auf Autoradiographen unter Verwendung eines Scanning-Laserdensitometers
(Molecular Dynamics, Sunnyvale, CA) durchgeführt. Die Hybridisierungssignale
wurden auf ribosomale RNA für
jedes untersuchte Neurit oder Soma normalisiert.
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