-
Diese
Erfindung betrifft rekombinante DNA-Moleküle, die für Polypeptide codieren, die
eine Spezifität
gegenüber
einem viralen Hepatitis-B-Antigen aufweisen.
-
Im
einzelnen betrifft diese Erfindung eine Impfstoffzusammensetzung
für die
Stimulierung der Produktion von Antikörpern gegen eine Variante des Hepatitis-B-Virus
im Menschen.
-
Die
Klonierung der Genome von Hepatitis-B-Virionen unterschiedlicher
Serotypen ist in diesem Fachgebiet gut bekannt (Miller et al.).
Dane-Partikel, die Hepatitis-B-Virionen sind und aus infizierten Patienten
isoliert werden können,
haben einen Durchmesser von ungefähr 42 nm. Jedes besteht aus
einer Hülle,
die das Hepatitis-B-Oberflächenantigen
(HBsAg) aufweist, einem Capsid (HBcAg), einer endogenen Polymerase
und einem DNA-Genom. Ein drittes Polypeptid, das „e"-Antigen (HBeAg),
wird vom Hepatitis-B-Virus hergestellt und findet sich in gelöster Form
im Serum.
-
Die
Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) ist ein ernstes und weit
verbreitetes Problem, aber Impfstoffe zum Einsatz in der Massenimmunisierung
sind nun allgemein verfügbar.
Die kommerziell verfügbaren
Impfstoffe gegen das HBV umfassen das Hepatitis-B-Virus-Oberflächenantigen
(HBsAg) entweder in nativer oder in rekombinanter Form. Das authentische
(oder Wildtyp-) Hepatitis-B-Virus-Oberflächenantigen kann aus dem Plasma
infizierter Individuen als ein Teilchen von ungefähr 22 nm
gewonnen werden, das zwei Proteine umfasst, die als P24 und dessen
glycosyliertes Derivat GP28 bekannt sind, die beide durch eine für 226 Aminosäuren codierende
Sequenz im HBV-Genom codiert. werden, die als die S-Protein-codierende Sequenz
oder das HBV-S-Gen bekannt ist (Tiollais et al. (1985)). Die vollständige Aminosäuresequenz
sowie die für
das HBsAg codierende Nucleotidsequenz sind bei Valenzuela et al.,
Nature 280, 815 (1979) angegeben. Es wird hier das von Tiollais
et al. verwendete Nummerierungssystem zur Definition der Nucleotid-
und Aminosäurepositionen
verwendet.
-
Die
Insertion codierender Sequenzen des HBV-S-Gens unter der Kontrolle
von Hefe-Promotoren
in Expressionsvektoren zur Ermöglichung
der Expression des HBsAg in S. cerevisiae für die Impfstofferzeugung wurde
von Harford et al., Develop. Biol. Standard 54, 125 (1983), Valenzuela
et al., Nature 298, 347 (1982) und Bitter et al., J. Med. Virol.
25, 123 (1988) beschrieben. Die Expression in Pichia pastoris wurde
von Gregg et al., Biotechnology 5, 479 (1987) (siehe auch die Europäische Patentschrift
Nr. 0226846) beschrieben, wie auch die Expression in Hansenula polymorpha
(Europäische
Patentschrift Nr. 0299108).
-
Impfstoffe
wurden auch aus hybriden immunogenen Partikeln erzeugt, die das
HBsAg-Protein aufweisen, wie es in der Europäischen Patentschrift Nr. 0278940
beschrieben wurde. Derartige immunogene Partikel können zum
Beispiel das gesamte HBsAg-Vorläuferprotein
oder Teile von ihm enthalten, die von der codierenden Sequenz codiert
werden, die dem HBV-S-Gen auf dem HBV-Genom unmittelbar vorangeht
und die hier als die PräS-codierende
Sequenz bezeichnet wird. Die PräS-codierende
Sequenz codiert normalerweise für
163 Aminosäuren (im
Falle des av-HBV-Subtyps) und
umfasst eine PräS1-codierende
Sequenz und eine PräS2-codierende
Sequenz. Die letztere codiert für
55 Aminosäuren
und geht der für
das S-Protein codierenden Sequenz unmittelbar voraus (Europäische Patentschrift Nr.
EP-A-0278940).
-
Der
offene Leserahmen des Oberflächenantigens
(des S-Antigens) der HBV-DNA besteht aus drei Bereichen, PräS1, PräS2 und S.
Er codiert für drei
Hüllproteine
des HBV, die als großes
Protein, mittleres Protein und Hauptprotein bezeichnet werden. Das
Hauptprotein, HbsAg, besteht aus 226 Aminosäuren und wird vom S-Gen codiert
(Tiollais et al. (1981), Tiollais et al. (1987) und Lau et al.).
Alle drei Hüllproteine
enthalten antigenische Stellen des HBsAg und können mit herkömmlichen
Immunoassays für
das HBsAg leicht nachgewiesen werden. Diese Immunoassays werden
zur Diagnose der HBV-Infektion und für das Screenen von Blutspendern
weltweit extensiv eingesetzt. Die HBsAg-Reaktivität hängt von
der strukturellen Konformation des hydrophilen Bereiches der Aminosäuren 124–147 ab, der
als die a-Determinante
definiert ist (Ashton-Rickardt et al. und Brown et al.). Diese ist
allen HBV-Subtypen
gemeinsam, und gegen sie gerichtete Antikörper bewirken einen Schutz
gegen eine erneute Infektion mit einem beliebigen Subtyp.
-
HBV-DNA-Sequenzen,
die unter hochstringenten Bedingungen mit einer HBV-Sonde hybridisieren,
wurden in der Leber, im Serum und in mononukleären Zellen des Blutes von Subjekten
nachgewiesen, die negativ bezüglich
HBsAg im Serum waren (Brechot et al. (1985) und Thier et al.). Jüngere Ergebnisse
aus verschiedenen Laboratorien, die eine Dot-Blot-Hybridisierung oder
eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) einsetzten, bestätigen das Vorkommen
von HBV-DNA-Sequenzen im Serum von HBsAg-negativen Subjekten. Die
Entwicklung von PCR-Techniken hat den Nachweis einer sehr geringen
HBV-Replikation bei vielen Patienten erlaubt, und sie hat die Sequenzierung
vieler Isolate ermöglicht,
die zur Identifizierung genetischer Varianten in einigen Isolaten
des Virus geführt
hat (Carman et al. (1990), Brechot et al. (1991), Blum et al.).
In Taiwan und Sardinien, wo das HBV hochendemisch vorkommt, hatten
1,7 % und 0,3 % der HBsAg-negativen gesunden Blutspender HBV-DNA
in ihren Seren, wie mittels Dot-Blot-Hybridisierung nachgewiesen
werden konnte (Lai et al. (1989) und Sun et al.). Im Festlandchina
zeigte eine molekularepidemiologische Untersuchung unter Einsatz
der PCR bei Anti-HB-positiven Individuen das Vorhandensein von HBV-Trägern mit
nicht-nachweisbarem HbsAg in einer Häufigkeit, die 3 % der chinesischen
Gesamtbevölkerung entspricht
(Luo et al.).
-
Die
antigenischen Subtypen des HBV werden serologisch definiert, und
es wurde für
sie gezeigt, dass sie durch einzelne Basenveränderungen im Bereich des für das HBsAg
codierenden Genoms verursacht werden (Okamoto et al.). Allerdings
enthalten alle derzeit bekannten antigenischen Subtypen die a-Determinante,
die aus den Aminosäuren 124
bis 147 des HBsAg besteht. Antikörper
gegen die a-Determinante bewirken einen Schutz vor allen Subtypen.
Es wurde durch In-vitro-Mutagenese gezeigt, dass das Cystein in
der Position 147 und das Prolin in der Position 142 für die volle
Antigenität
der a-Determinante wichtig sind (Ashton-Rickardt et al.).
-
Außerdem haben
Howard Thomas und William Carman in WO 91/14703 eine Variante eines HBsAg-Fragments
bei einem geimpften Kind beschrieben, das von einer HBV-infizierten
Mutter geboren worden war. Die Sequenzierung zeigte eine Punktmutation
von Guanosin nach Adenosin in der Nucleotidposition 587, was zu
einem Aminosäureaustausch
von Glycin nach Arginin in der Position 145 in der a-Determinante
des HBsAg führte
(sehe auch Carman et al. (1990)). Für ähnliche HBV-Mutanten wurde
berichtet, dass sie im Wirt unter dem Druck des humoralen Immunsystems,
und zwar entweder aktiv (Impfstoff) oder passiv (Hyperimmunglobulin) induziert,
replizieren (Okamoto et al. (1992) und McMahon et al.). Allerdings
legt die persistierende Gegenwart von sowohl HBsAg als auch Anti-HBs
(Impfstoffinduziert), die mittels herkömmlicher Immunoassays nachgewiesen
wurde, im Serum einiger dieser Patienten nahe, dass die Mutation
nicht zu einem vollständigen
Verlust der Antigenität
führt (Carman
et al. (1990), Okamoto et al (1992) und McMahon et al.).
-
Vom
klinischen und epidemiologischen Standpunkt aus ist es wichtiger,
die molekularen Eigenschaften des HBV von Subjekten ohne irgendeine
HBsAg-Reaktivität
in Standardtests zu untersuchen. Die Sequenzierungsergebnisse eines
japanischen Patienten, der HbeAg- und HBV-DNA- sowie Anti-HBsAg-positiv
war, zeigte, dass die Aminosäuren
9 bis 22 und die PräS2-Region
deletiert waren, während
die Aminosäuren
in der Position 3 und 8 des PräS2-Bereichs und 126,
131 und 133 der ersten Schleife der a-Determinante der HBs substituiert
waren (Moriyama et al.). Die Analyse der abgeleiteten Aminosäuresequenz
eines anderen Isolats zeigte Substitutionen in den Positionen 3,
53 und 210 des Haupt-HBs-Proteins, die alle außerhalb der gemeinsamen a-Determinante
liegen und das Fehlen von HBsAg im Serum nicht wirklich erklären können (Liang
et al.).
-
Innerhalb
der letzten zehn Jahre wurden verschiedene vermutete Varianten oder
Mutanten des Hepatitis-B-Virus beschrieben. Zum Beispiel beschrieben
McMahon et al. eine Substitution eines Glycins durch ein Arginin
in einer vermuteten Bindungsdomäne
des HBsAg (wie es durch eine DNA-Sequenzanalyse abgeleitet wurde)
für einen monoklonalen
Antikörper
in einem Lebertransplantationspatienten, der mit einem monoklonalen
Anti-HBsAg-Antikörper
behandelt worden war (Cold Spring Harbor Symposium on the Molecular
Biology of Hepatitis B Viruses, September 1989).
-
In
einer Untersuchung von Cayman et al. und bei dem Subjekt der Patentanmeldung
WO 94/26904 lag ein mutiertes Hepatitis-B-Virus mit einer modifizierten
a-Determinante vor, bei der zwei spezifische Aminosäuren, Asparagin
und Threonin, in der Position 122 der HBsAg-Sequenz insertiert waren. Weiterhin
wurde auch eine Mutation in der Position 145, die das Wildtyp-Arginin
durch ein Glycin ersetzte, in der Aminosäuresequenzliste aufgeführt.
-
In
einem weiteren Bericht wurden Kinder und Erwachsene mit zirkulierendem
Hepatitis-B-Oberflächenantigen,
was eine Virusreplikation anzeigte, gefunden, und zwar trotz des
Vorhandenseins spezifischer Antikörper (Anti-HBs) nach der Immunisierung mit
einem von zwei lizenzierten Hepatitis-B-Impfstoffen (Zanetti et
al.). Die Analyse des HBsAg mit monoklonalen Antikörpern ergab,
dass das zirkulierende Antigen nicht die a-Determinante trug oder
dass diese Determinante maskiert war. Es wurde die Schlussfolgerung
gezogen, dass das Auftauchen einer Variante des Hepatitis-B-Virus,
möglicherweise
aufgrund eines epidemiologischen Druckes, der mit der Immunisierung
in einem Gebiet einer endemischen Infektion assoziiert war, nachgewiesen
worden war. Die Variante wurde jedoch nicht weiter charakterisiert.
-
Aus
der Arbeit von Zanetti et al. ist klar, dass ein großer Nachteil
der derzeit verfügbaren
Hepatitis-B-Impfstoffe darin besteht, dass sie, zumindest bei einem
Wirt mit einer prädisponierenden
immungenetischen Ausstattung, zum Auftauchen einer „Escape-Mutante" führen können, d.h.
eines replizierenden infektiösen
Virus, das sich durch eine Mutation einer neutralisierenden Immunität entzogen
hat. Eine derartige Virusvariante hat offensichtlich die Fähigkeit
zur Verursachung von Krankheiten, und man kann annehmen, dass sie übertragbar
ist. Die Virusvariante kann deshalb zu einem ernsten Immunisierungsproblem
führen,
da sie durch die Antikörper,
die über
Impfstoffe auf der Basis von normalem HBsAg erzeugt werden, nicht
wirkungsvoll neutralisiert wird. Es wurden weitere Mutationen des
HBV beschrieben, aber ihre Bedeutung in bezug auf eine veränderte Antigenität ist unklar
(Moriyama et al. und Lai et al. (1990)).
-
Gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein modifiziertes
Hepatitis-B-Oberflächenantigen-Protein
(mHBsAg) bereitgestellt, wobei das genannte Protein eine gegenüber der
Antigenität
des Wildtyp-HBV-Oberflächenantigens
(HBsAg) veränderte
Antigenität
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass das genannte Protein eine
antigenisch modifizierte Hüllregion
umfasst, bei der entweder Arginin und Alanin, in dieser Reihenfolge,
oder Arginin, Glycin und Alanin, in dieser Reihenfolge, zwischen
der Codonposition 122 und der Codonposition 124 der HBsAg-Sequenz
insertiert sind.
-
Für China,
wo HBV-Infektionen hoch endemisch vorkommen, haben mittels PCR durchgeführte Studien
nahegelegt, dass 30–40
% der HBsAg-negativen Patienten mit entweder kryptogener Zirrhose, chronisch
aktiver Hepatitis (CAH) oder chronisch persistierender Hepatitis
(CPH) replizierende HBV-DNA im Serum oder im Lebergewebe haben (Zhang
et al.). Diese Studien zeigen, dass in der chinesischen Bevölkerung
eine Variante des HBV vorkommt, die durch ein nicht nachweisbares
HBsAg im Serum gekennzeichnet ist. Überraschenderweise wurde eine derartige
vermutete Mutante nie auf molekularer Ebene charakterisiert.
-
Die
Isolate aus unseren chinesischen Patienten (d.h. Patienten ohne
irgendein nachweisbares HBsAg) sind Insertionsmutanten, bei denen
zusätzliche
Aminosäuren
zwischen die Codons 122 und 124 unmittelbar vor der a-Determinante
eingefügt
sind. Diese Sequenzvariante wurde bisher bei keinem der bekannten
HBV-Subtypen beschrieben, und man hat sie auch nicht in 30 HbsAg-positiven
chinesischen Patienten aus der gleichen Region gesehen. Es ist interessant
zu sehen, dass die Region, in der die Insertion erfolgte, ein wichtiger
Epitopbereich des HBsAg ist. Die insertierte Sequenz findet sich
unmittelbar stromabwärts
des Codons 122, das die Subtypdeterminante d bestimmt, und unmittelbar
stromaufwärts der
a-Determinante. Alle Nucleotid- und Aminosäuresequenzen vor und nach der
Codonposition 122 sind so, wie sie für das Wildtyp-HBV dargelegt
wurden (6 und 7). Ohne
uns auf eine bestimmte Theorie festlegen zu wollen, nehmen wir an,
dass diese Mutation zu einer Konformationsänderung führt, die Epitope der a-Determinante
und des d-Subtyps beeinflusst. Eine wahrscheinliche Möglichkeit ist,
dass die Insertion der Aminosäuren
die Epitope verändert,
indem sie die räumliche
Organisation der zwei Schleifen auf der a-Determinante beeinflusst. Eine
andere Möglichkeit
ist, dass die erste Schleife auf der a-Determinante, die durch monoklonale
Antikörper
definiert wurde (Waters et al.), mehr stromaufwärts liegende Aminosäuren (als
früher
gedacht wurde) einschließt.
Wir schlagen vor, dass diese Aminosäuren durch eine Disulfidbrücke stromaufwärts von 122
und nicht 124, wie früher
vorgeschlagen worden war (Waters et al. und Ashton-Rickardt et al.),
gebildet werden. Die insertierten Aminosäuren würden die Größe der Schleife von 14 auf
16 oder 17 Aminosäuren
erhöhen
und dadurch die Konformation dieser Schleife verändern, was die Bindung eines
neutralisierenden Antikörpers
verhindern würde.
-
In
dieser Erfindung beschreiben wir eine neue Variante oder „Escape-Mutante" des HBV, die aus
chinesischen Patienten isoliert wurde, deren Serum positiv bezüglich HBV-DNA
bei einer Dot-Blot-Hybridisierung war, aber HbsAg-negativ bei Einsatz
kommerzieller Immunoassays auf der Basis polyklonaler Antikörper. Außerdem überwindet
die vorliegende Erfindung die mit bekannten HBV-Impfstoffen verbunden
Nachteile, da diese Impfstoffe hinsichtlich der neu entdeckten Mutanten
unwirksam sind, oder sie schwächt
die Nachteile zumindest ab.
-
Die
vorliegende Erfindung liefert die Charakterisierung neu entdeckter
Mutanten des HBV, die wenigstens zwei Aminosäureinsertionen unmittelbar stromabwärts der
Position 122 in dem Bereich der HBV-Hülle aufweisen. Die vorliegende
Erfindung stellt Verfahren zur Bestimmung des Vorliegens des mutierten
HBV in einer Testprobe sowie Reagenzien, die für diese Verfahren nützlich sind,
bereit. Alle Aspekte dieser Erfindung stellen eine Modifikation
der a-Determinante
bereit, bei der eine Insertion von wenigstens zwei Aminosäuren stromabwärts der
Position 122 der HBsAg-Sequenz vorliegt, was einer Insertion von
wenigstens sechs Nucleotiden stromabwärts des Nucleotids 519 des
HBsAg-Genoms entspricht.
-
Die
von mutierten HBV gewonnene Nucleinsäuresequenz, oder ein Teil davon,
ist als Sonde zur Bestimmung des Vorliegens eines mutierten HBV
in Testproben nützlich.
Die Sequenz macht auch Polypeptidsequenzen eines mutierten HBV-Antigens
oder mutierter HBV-Antigene, die vom Genom bzw. Genomen derartiger
mutierter HBV codiert werden, verfügbar, und sie ermöglicht die
Erzeugung von Polypeptiden, die als Standards oder Reagenzien in
diagnostischen Tests und/oder als Komponenten von Impfstoffen nützlich sind.
Monoklonale und polyklonale Antikörper, die gegen ein Epitop
gerichtet sind, das innerhalb dieser Polypeptidsequenzen lokalisiert
ist, sind auch nützlich
für diagnostische
Tests sowie als therapeutische Mittel zum Screenen auf antivirale Mittel
und zur Isolierung des mutierten HBV, aus dem diese Nucleinsäuresequenzen
gewonnen wurden.
-
Es
sollte klar sein, dass dieses mutierte HBsAg auch, wenn es gewünscht wird,
PräS-Sequenzen einschließen kann.
-
Die
erfindungsgemäße Variante
des HBsAg-Proteins oder das erfindungsgemäße Fragment davon wird hier
im Folgenden als „mHBsAg" abgekürzt.
-
Es
versteht sich, dass diese mHBsAg-Mutanten nicht in einer „natürlich vorkommenden" Form vorliegen,
sondern dass sie ein synthetisches oder hochgereinigtes Material
sind, das frei von Blutprodukten ist.
-
Vorzugsweise
entsprechen diese Mutanten, wie sie in der Erfindung beschrieben
werden, dem vollständigen
HBsAg und sind mit dem Wildtyp-HBsAg abgesehen von der Insertion
von wenigstens zwei Aminosäureresten
stromabwärts
der Position 122 identisch Vorzugsweise liegen die HBsAg-Mutanten
in hochgereinigter Form vor, zum Beispiel in einer Reinheit von über 75 %,
bevorzugter von über
90 % und am bevorzugtesten von 95–100 %.
-
In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird eine Impfstoffzusammensetzung
bereitgestellt, die eine wirksame Menge dieser HbsAg-„Escape-Mutanten" in einer Mischung
mit einem geeigneten Träger oder
Hilfsstoff umfasst.
-
Weitere
Aspekte der Erfindung werden hier im Folgenden beschrieben.
-
Das
erfindungsgemäße mHBsAg
und der erfindungsgemäße Impfstoff
können
dazu verwendet werden, die Probleme zu überwinden, die mit dem Auftauchen
einer „Escape-Mutante", wie sie hier weiter
oben definiert wurde, klar geworden sind, bei der der Bereich unmittelbar
stromaufwärts
einer a-Determinante (der Hüllbereich)
des viralen HBsAg modifiziert wurde. Im Einzelnen hat der erfindungsgemäße Impfstoff
den Vorteil, dass er für
den Schutz gegen eine HBV-Variante und die Verhinderung des Auftauchens
oder der Transmission einer HBV-Variante nützlich sein
kann, die hier so definiert ist, dass sie eine modifizierte HBV-Hüllregion
in der HBsAg-Aminosäuresequenz
hat, wobei wenigstens zwei Aminosäuren stromabwärts der
Position 122 insertierf sind.
-
Dementsprechend
wird auch die Verwendung einer sicheren und wirksamen Menge des
erfindungsgemäßen Impfstoffes
bei der Herstellung eines Medikaments zum Schutze eines Menschen
vor Krankheitssymptomen, die mit einer Infektion durch die genannte
HBV-Variante assoziiert sind, bereitgestellt.
-
In
einem weiteren Aspekt stellen wir mHBsAg für die Verwendung in der Therapie,
insbesondere der Prophylaxe, bereit.
-
Die
Erfindung stellt auch die Verwendung von mHBsAg bei der Herstellung
einer Impfstoffzusammensetzung zum Schutze eines Menschen gegen
eine mit dem HBV assoziierte Erkrankung bereit.
-
Bei
der Verwendung zur Immunisierung von Menschen gegen eine existierende
Variante des HBV-Virus sollte klar sein, dass die mHBsAg-Sequenz
im Impfstoff normalerweise mit der mHBsAg-Sequenz in der Variante
des HBV-Virus übereinstimmt
oder dieser antigenisch äquivalent
ist.
-
Die
Aminosäurereste,
die nach der Position 122 im erfindungsgemäßen mHBsAg eingefügt sind, sind
von der Art, dass sie durch die Insertion von sechs oder mehr Nucleotiden
erhalten werden können.
Die eingefügten
Nucleotide, die für
die zusätzlichen
Aminosäuren
codieren, können
ein beliebiges der drei Nucleotide des Codons 123 im normalen HBsAg
betreffen.
-
Theoretisch
kann jede beliebige Mutation, die die Hydrophilie der Hüllproteine
verändert,
zu einer Veränderung
der Antigenität
und des Aussehens der HBV-Variante führen. Die Hydrophilie des Wildtyps
und diejenige der Mutante in diesem Bereich sind ziemlich unterschiedlich.
Eine Verminderung der Hydrophilie, wie sie hier beschrieben wird,
korreliert häufig
mit einem Verlust der Antigenität.
Die erhöhte Hydrophobie
der Mutante in der ersten Schleife könnte auch zu einem veränderten
Protein des Hauptproteins im Lipid der Hülle führen, wodurch sie eine ausgeprägte Wirkung
auf die Konformation hat.
-
In
der vorliegenden Erfindung können
die Reste nach der Position 122 des normalen HBsAg die Hydrophilie
der a-Determinante verringern.
-
Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das mHBsAg mit dem normalen (Wildtyp-) HBsAg-S-Protein
mit Ausnahme der Insertion von wenigstens zwei Aminosäureresten stromabwärts der
Position 122 identisch.
-
Bei
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist die Modifikation stromabwärts der Position 122 eine Insertion
von Arginin und dann Alanin. Außerdem
kann vorzugsweise eine Insertion von Arginin, Glycin und Alanin,
in dieser Reihenfolge, stromabwärts
der Position 122 insertiert werden.
-
Bevorzugte
Merkmale eines jeden Aspektes der Erfindung gelten auch, mutatis
mutandis, für
jeden anderen Aspekt.
-
Die
Erfindung wird nun durch die folgenden Beispiele veranschaulicht.
Die Beispiele beziehen sich auf die folgenden begleitenden Zeichnungen:
-
1 veranschaulicht
aufeinanderfolgende Messungen der Spiegel der Serum-Aminotransferase
(ALT) des Patienten Nr. 1. Die normalen Spiegel liegen unter 40
iμ/L. Die
Serum-HBV-Marker wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt.
Im August 1992 wurde HBV-DNA mittels PCR gefunden, aber HBsAg und
die anderen HBV-Marker konnten nicht nachgewiesen werden.
-
2 veranschaulicht
aufeinanderfolgende Messungen der ALT-Spiegel im Serum des Patienten Nr.
2 sowie von Hepatitis-B-Virus-Markern im Serum. Abkürzungen:
w, Wildtyp; m, Mutante.
-
3 ist
ein Diagramm, das den offenen Leserahmen des Oberflächengens,
die Position der PCR- und Sequenzierungsprimer und den überlappenden
offenen Leserahmen der Polymerase (P ORF) darstellt. Ausgefüllte Kreise
stellen die Initiations- und
Stopp-Codons dar, während
der schraffierte Kasten den Hot-Spot der Insertion in bezug auf
die a-Determinante (Positionen 522–593) zeigt. Die Nucleotidnummerierung
leitet sich von einer hypothetischen EcoRI-Stelle ab, wie sie in
veröffentlichten HBV-DNA-Sequenzen vorliegt,
da die vorliegenden Isolate keine EcoRI-Stelle besaßen.
-
4 ist
eine Autoradiographie, die die Nucleotidinsertion in den Isolaten
1 und 2 (links und rechts) im Vergleich zum Wildtyp (Mitte) nach
der direkten Sequenzierung der PCR-Produkte zeigt. Die Pfeile bezeichnen
den Insertionspunkt.
-
5 veranschaulicht
die Nucleotid- und Aminosäuresequenzen
der Isolate 1 und 2 im Vergleich zum Wildtyp (adw). Die insertierten Sequenzen sind unterstrichen.
-
6 veranschaulicht
die vollständige
Nucleotidsequenz des mHBsAg-Isolats 1. Die obere Sequenz repräsentiert
diejenige des Oberflächengens und
der a-Determinante des HBsAg-Isolats der Mutante, während die
untere Sequenz die Wildtypsequenz repräsentiert. (---) repräsentiert
Stellen einer Aminosäureinsertion.
-
7 veranschaulicht
die vollständige
Nucleotidsequenz des mHBsAg-Isolats 2. Die obere Sequenz repräsentiert
diejenige des Oberflächengens und
der a-Determinante des HBsAg-Isolats der Mutante, während die
untere Sequenz die Wildtypsequenz repräsentiert. (---) repräsentiert
Stellen einer Aminosäureinsertion.
-
Tabelle
1 zeigt die synthetischen Oligonucleotidprimer, die für die Polymerase-Kettenreaktion und
die Sequenzierungsreaktionen verwendet wurden.
-
Tabelle
2 veranschaulicht positive/negative Bindungsverhältnisse des Serum HBsAg von
Patient Nr. 1 und 2 an monoklonale Antikörper, wobei der Wildtyp adw als Kontrolle verwendet
wurde.
-
Tabelle
3 stellt die Nucleotid- und Aminosäuresequenzhomologien mutierter
S-Gene im Vergleich zur früher
veröffentlichten
Sequenz des Wildtyps (adw)
und der eines chinesischen Isolates aus der gleichen Region wie
der Wildtyp dar.
-
HBV-Mutationen
werden in bestimmten Sequenzbereichen, die durch Abschnitte aus
sich wiederholenden Basen gekennzeichnet sind, häufiger gefunden. In dem hier
untersuchten Falle ist die Insertion mit vier Adeninen assoziiert.
Dieser Bereich ist anscheinend bei einigen Isolaten aus chinesischen
HBsAg-negativen HBV-Trägern
ein „Hot
Spot" für eine Insertion.
-
In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung
des mHBsAg und der daraus erhaltenen Impfstoffzusammensetzung bereitgestellt.
-
Vorzugsweise
wird das mHBsAg synthetisch gewonnen, entweder über eine Peptidsynthese oder, bevorzugter, über gentechnologische
Verfahren.
-
Verfahren
zur Konstruktion, Manipulation und Verifizierung rekombinanter DNA-Moleküle und Sequenzen
sind in diesem Gebiet gut bekannt. Für die Modifizierung des HBV-S-Proteins
des HBsAg und zur Gewinnung der erfindungsgemäßen mHBsAgs ist es erwünscht, die
Codons CGG und GCA oder jede andere beliebige Triplett-Codon-Kombination,
die für
Arginin bzw. Alanin stromabwärts
der Position 122 codiert, einzufügen.
Alternativ können die
Codons CAC, GGG oder GCG oder jede beliebige andere Triplett-Codon-Kombination,
die für
Arginin, Glycin bzw. Alanin codiert, zwischen den Nucleotidpositionen
122 und 124 insertiert werden.
-
Es
stehen verschiedene Verfahren zur geeigneten Veränderung der Sequenz zur Verfügung. Ein
geeignetes Verfahren ist eine vollständige De-novo-Synthese der
gewünschten
codierenden Sequenz über
eine Phosphit- oder Phosphoramidit-Chemie unter Verwendung der Codonhäufigkeiten
des Virus oder der Hefe.
-
Eine
DNA-Synthese wird von verschiedenen Firmen auf kommerzieller Basis
durchgeführt.
Ein Beispiel einer derartigen Gensynthese wird von Hayden und Mandecki,
DNA 7, 571 (1988) und darin angegebenen Literaturstellen beschrieben.
-
Ein
zweites Verfahren besteht darin, auf einem einsträngigen Vektor
ein geeignetes Restriktionsfragment eines Vektors zu klonieren,
der bereits das HBV-Genom umfasst, und anschließend eine ortsspezifische In-vitro-Mutagenese
durchzuführen, wie
es von Botstein und Shortle, Science 229, 1193 (1982) beschrieben
wurde. Eine Kultur des E.-coli-K12-Stammes C600, der das rekombinante
Plasmid pRIT10601 enthält,
das ein auf pBR322 kloniertes HBV-Genom eines beliebigen Subtyps umfasste, wurde
gemäß dem Budapester
Vertrag am 2. Juni 1982 in der American Type Culture Collection
unter der Zugangs-Nr. ATCC 39132 hinterlegt. Die für das S-Gen,
das für
das HBsAg-Protein von 226 Aminosäuren
codiert, oder für
längere
Sequenzen, die für PräS-Polypeptide
codieren, codierende Sequenz kann aus derartigen Klonen mittels
gentechnologischer Standardverfahren herausgeschnitten werden.
-
Ein
geeignetes Restriktionsfragment ist das XbaI-AccI-Fragment von 575
bp aus der für
das S-Gen codierenden
Region von pRIT10601. Vektorsysteme, die für eine In-vitro-Mutagenese
nützlich sind,
sind kommerziell erhältlich.
Das so erhaltene mutierte Genfragment wird erneut in das S-Gen insertiert.
-
Ein
drittes Verfahren besteht darin, die gewünschte Mutationsveränderung
mittels einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu erzielen, wie es
von Ho et al., Gene 77, 51 (1989) beschrieben wurde.
-
In
allen Fällen
kann die für
das mHBsAg codierende Sequenz unter der Kontrolle eines geeigneten
Promotors in jedem beliebigen Wirt exprimiert werden.
-
Expressionsvektoren,
die die für
das mHBsAg codierende DNA-Sequenz umfassen, sind neuartig und stellen
einen weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung dar. Wirte, die
mit den genannten Expressionsvektoren transformiert wurden, bilden noch
einen weiteren Aspekt der Erfindung.
-
In
einem bevorzugten Aspekt können
S. cerevisiae, Pichia pastoris oder Hansenula polymorpha als Wirt
eingesetzt werden, und die Expression erfolgt unter der Kontrolle
eines Hefepromotors, beispielsweise des TDH3-Promotors (Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase-Gen,
siehe Valenzuela et al., 1982, Bitter et al., 1988) oder von PHO5 (Miyanohara
et al., 1983), MOX, FMDH (siehe EP-A-0299108) und AOX (siehe EP-A-0226846)
der Hefe.
-
Der
transformierte Wirt kann mittels herkömmlicher Verfahren kultiviert
oder fermentiert werden, und das mHBsAG kann extrahiert und gereinigt werden.
Die Reinigung des HBsAg aus Hefezellen ist in diesem Fachgebiet
gut bekannt und kann nach einem beliebigen der US-Patente Nr. 4 649
192, 4 683 294, 4 654 074 oder 4 738 526 erfolgen. Die Reinigung
des erfindungsgemäßen mHBsAg
erfolgt auf analoge Weise.
-
Impfstoffe,
die das mHBsAg enthalten, werden mittels herkömmlicher Techniken hergestellt
und enthalten eine immunprotektive Menge des mHBsAg, vorzugsweise
in gepufferter physiologischer Saline und gemischt mit einem beliebigen
oder adsorbiert an ein beliebiges der bekannten verschiedenen Adjuvanzien,
einschließlich
von Aluminiumhydroxid und Aluminiumphosphat. Unter „immunprotektiv" verstehen wird,
dass genügend
mHBsAg verabreicht wird, um eine ausreichend protektive antikörper- oder
zellvermittelte Immunreaktion zur Bewirkung eines Schutzes gegen
das infektiöse
Agens ohne ernste Nebenwirkungen zu bewirken. Die zu verabreichende
Menge des mHBsAg hängt
davon ab, ob der Impfstoff ein Adjuvans enthält, und umfasst allgemein zwischen
1 und 100 μg
Protein. Vorzugsweise werden 1 bis 200 μg Protein eingesetzt oder, bevorzugter,
5 bis 40 μg
Protein. Die Größe und die
Zahl der Dosen, die verabreicht werden sollen, können in Standarduntersuchungen
zur Dosisfindung bestimmt werden, die das Beobachten der Antikörpertiter
und anderer Reaktionen in den Subjekten beinhalten.
-
Das
mHBsAg kann zur Formulierung eines Impfstoffes auch mit einem anderen
HBsAg gemischt werden, wie einem normalen HbsAg, oder homogenen
oder zusammengesetzten HBsAg-Partikeln, die die gesamten PräS1- oder
Preä-S2-Polypeptide
oder einen Teil oder Teile von diesen enthalten. Es kann auch mit
hybriden HBsAg-Partikeln gemischt werden, die Epitope von Proteinen
anderer Organismen tragen, sowie mit anderen Immunogenen, um bivalente
oder multivalente Impfstoffe zu bilden. Die Impfstoffherstellung
wird allgemein in „Vaccines", herausgegeben von
Voller et al., University Park Press, Baltimore, Maryland, USA,
1978, beschrieben.
-
Das
mHBsAg ist für
die Aufnahme als immunologisches Reagenz in Nachweiskits für Infektionen mit
HBV-Virusvarianten und dergleichen nützlich. Es kann auch dazu eingesetzt
werden, Polyklonale und monoklonale Antikörper mittels bekannter Verfahren zu
gewinnen, wobei es sein kann, dass einige der monoklonalen Antikörper für die Antigenvariante
spezifisch sind und normales HBsAg nicht erkennen.
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung sind Polypeptide, die immunologisch mit Serum reagieren,
das Antikörper
gegen mutiertes HBV und Komposite von diesen enthält, und
die Antikörper,
die gegen die für
mutierte HBV-spezifischen Epitope in diesen Polypeptiden gewonnen
wurden, für Immunoassays
zum Nachweis des Vorliegens von Antikörpern gegen mutiertes HBV oder
das Vorliegen des Virus und/oder viraler Antigene in biologischen Testproben
nützlich.
Das Design dieser Immunoassays kann variiert werden, und man kennt
auf diesem Fachgebiet verschiedene. Verschiedene von ihnen sind
hier beschrieben worden. Der Immunoassay kann ein virales Antigen
einsetzen, wie ein Polypeptid, das aus einem beliebigen Klon, der
eine mutierte HBV-Nucleinsäuresequenz
enthält,
oder aus den zusammengesetzten Nucleinsäuresequenzen, die aus den mutierten
HBV-Nucleinsäuresequenzen
in diesen Klonen gewonnen wurden, oder aus dem Genom des mutierten
HBV, von dem die Nucleinsäuresequenzen
in diesen Klonen abstammen, gewonnen wurde. Oder der Immunoassay
kann eine Kombination viraler Antigene, die aus diesen Quellen gewonnen
wurden, einsetzen. Er kann zum Beispiel einen monoklonalen Antikörper einsetzen,
der gegen das gleiche virale Antigen gerichtet ist, oder polyklonale Antikörper, die
gegen unterschiedliche virale Antigene gerichtet sind. Zu den Assays
können
solche gehören,
ohne jedoch auf sie beschränkt
zu sein, die auf einer Kompetition beruhen, auf einer direkten Reaktion
oder auf Assays vom Sandwichtyp. Die Assays können Festphasen einsetzen,
oder sie können über eine
Immunpräzipitation
oder beliebige andere Verfahren durchgeführt werden, die keine festen Phasen
einsetzen. Beispiele für
Assays, die Markierungen als signalerzeugende Verbindungen einsetzen,
und diese Markierungen werden hier beschrieben.
-
Signale
können
auch durch Verwendung von Biotin und Avidin, von Enzymmarkierungen
oder Biotin-Antibiotin-Systemen verstärkt werden, wie denjenigen
die in den anhängigen
US-Patentanmeldungen mit
den Seriennummern 608 849, 070 647, 418 981 und 687 785 beschrieben
werden. Rekombinante Polypeptide, die Epitope aus immundominanten
Regionen des mutierten HBV enthalten, können für den Nachweis viraler Antikörper in
biologischen Testproben infizierter Individuen nützlich sein. Man stellt sich auch
vor, dass Antikörper
für die
Unterscheidung akuter von nicht-akuten Infektionen nützlich sein könnten. Kits,
die für
eine Immundiagnose geeignet sind und die die geeigneten Reagenzien
enthalten, werden konstruiert, indem die geeigneten Materialien,
einschließlich
der erfindungsgemäßen Polypeptide,
die die mutierten HBV-Epitope enthalten, oder von Antikörpern, die
gegen die mutierten HBV-Epitope gerichtet sind, in geeigneten Behältern verpackt werden,
zusammen mit den restlichen Reagenzien und Materialien, die für die Durchführung des
Assays benötigt
werden, sowie geeigneten Testanleitungen.
-
Demgemäß wird in
einem bevorzugten Aspekt der Erfindung ein Kit zum diagnostischen
In-vitro-Nachweis
von Anti-mHBsAg-Antikörpern
in einem biologischen Medium, und insbesondere neutralisierender
Antikörper
nach einer Impfung, bereitgestellt, dadurch gekennzeichnet, dass
er umfasst:
- a) mHBsAg, wie es hier definiert
wurde, und
- b) eine Einrichtung zum Nachweis der Antigen-Antikörper-Reaktion.
-
In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung eine Antikörperpräparation
bereit, die Anti-mHBsAg-Antikörper für den Einsatz
bei der Diagnose, der Prävention
oder der Behandlung von Hepatitis-B-Infektionen beim Menschen umfasst.
Es wird auch ein Verfahren zur Behandlung von Menschen mit einer
wirksamen Menge eines solchen Anti-mHBsAg-Antikörpers zur Verhinderung oder
Behandlung einer Hepatitis-B-Infektion bereitgestellt.
-
Die
Erfindung wird nun durch das folgende Beispiel veranschaulicht.
-
BEISPIEL
-
Der
Patient Nr. 1 war ein 58 Jahre alter Mann mit einer Vorgeschichte
einer sechsjährigen
chronischen Hepatitis, bei der es sich weder um A noch um B handelte.
Im August 1992 wurde HBV-DNA mittels PCR in Abwesenheit von HBsAg
oder anderen HBV-Markern gefunden (1). In diesem
Stadium hatte der Patient eine Zirrhose.
-
Der
Patient Nr. 2 war eine 23 Jahre alte Frau aus Südchina, die bei einer Routineuntersuchung
im März
1993 einen leicht erhöhten
Spiegel der Serumaminotransferase (ALT) hatte und positiv bezüglich HBsAg
und HBeAg, aber negativ sowohl bezüglich Immunglobulin (Ig)M als
auch IgG-Anti-HBs war. Bei der Nachuntersuchunung im Januar 1994
war sie weiterhin positiv hinsichtlich HBV-DNA, und sie war nun
auch Anti-HB-positiv, aber negativ hinsichtlich HBsAg, HBeAg und
Anti-HBs (2).
-
Beide
Patienten waren negativ bezüglich
des Hepatitis-C-Virus (HCV) und HCV-RNA. Dreißig HBsAg-positive chinesische
Patienten mit chronischer Lebererkrankung oder hepatozellulärem Karzinom
wurden aus der gleichen Region untersucht.
-
Serologische Untersuchung
-
HBsAg,
HBeAg, gesamtes Anti-HBc, IgM-Anti-HBs und Anti-HBs wurden mittels
kommerziell verfügbarer
Enzymimmunoassays (Abbott Laboratories, North Chicago, Illinois,
USA) getestet. Die HBsAg- und Anti-HBs-Ergebnisse wurden in Großbritannien
bestätigt.
-
Bindung monoklonaler Antikörper
-
Es
wurden verschiedene monoklonale Anti-HBs-Antikörper, von denen bekannt war,
dass sie an die a-Determinante binden, für die spezifischere Definition
von Veränderungen
in den Epitopen der a-Determinante verwendet. Polystyrolkügelchen (Northumbria
Biologicals, Northumberland, GB) wurden mit den Antikörpern RFHBs-1,
RFHBs-2 und RFHBs-7 beschichtet und dann mit den Serumproben, die
1:2 in 50%igem Serum neugeborener Kälber in phosphatgepufferter
Saline, pH 7,2, verdünnt
waren, inkubiert. Gebundenes HBsAg wurde mit 125I-Anti-HBs
aus einem „AusRIA
II"-Kit (Abbott
Diagnostics), nachgewiesen, RFHBs-1 und RFHBs-2 binden an ein cyclisches
Peptid, das die Aminosäuren 124–137 der
Sequenz enthält,
und RFHBs-7 bindet an ein cyclisches Peptid aus den Aminosäuren 139–147 des
HBsAg.
-
Hepatitismarker
-
HBsAg,
HBeAg, gesamtes Anti-HBc, IgM-Anti-HBc und Anti-HBs wurden mittels
Immunoassays (Abbott Laboratories, North Chicago, Illinois) getestet.
-
Dot-Blot-Hybridisierung
-
HBV-DNA
wurde durch Dot-Blot-Hybridisierung mittels einer Modifikation eines
von Weller et al., J. Med. Virol. 9, 273–280 (1982), beschriebenen
Verfahrens nachgewiesen.
-
Extraktion der HBV-DNA,
PCR und direkte Sequenzierung
-
50 μl Serum wurden
in Gegenwart von 0,5 % Natriumdodecylsulfat, 25 mM Natriumacetat,
2,5 mM EDTA, 1 mg/ml Proteinase K (Boehringer Mannheim, Lewes, GB)
in einem Volumen von 200 μl
2 Stunden bei 68°C
verdaut, an zwei Phenol-Chloroform-Extraktionen schlossen sich zwei
Chloroform-Extraktionen an, und die HBV-DNA wurde mit Ethanol ausgefällt. Nach
zweimaligem Waschen mit 70 % Ethanol wurden die DNA-Pellets in 10 μl Wasser
resuspendiert.
-
5 μl der extrahierten
HBV-DNA wurden als Matrize für
die PCR-Amplifizierung verwendet. Es wurde ein Paar von Primern
(Subtyp adw), PO5' (5'-TGCGGGTCACCATAT,
Position 2816–2833)
und POL3 (5'-AAGGATCCAGTTGGC,
Position 1409–1395)
(Tabelle 2) verwendet, um ein Fragment von 1800 bp zu enthalten,
das das PräS1-,
das PräS2-
und das S-Gen enthielt (3). Ein weiteres Paar von Primern,
M3 (5'-CTGGGAGGAGTTGGGGGAGGAGATT,
Position 1781–1755)
und 3C (5'-CTAACATTGAGATTCCCGAGA,
Position 2460–2439)
wurde eingesetzt, um die Prä-C-
und C-Regionen zu amplifizieren. Die gleiche Serumprobe wurde unabhängig voneinander
in China und in Großbritannien
mittels unterschiedlicher Primerpaare analysiert.
-
Die
direkte Sequenzierung der PCR-Produkte erfolgte mit dem „fmol" Sequencing Kit (Promega Co.,
Southampton, England). Die Sequenzierungsprimer (Tabelle 1) wurden
mit 25 μCi 32P-Adenosintriphosphat
(Amersham International, Amersham, GB) in einem Volumen von 10 μl unter Verwendung
von 10 Einheiten Polynucleotidkinase (Boehringer Mannheim) 10 Minuten
bei 37°C
endmarkiert. 1,5 μl
der Reaktionsmischung wurden direkt in Sequenzierungsreaktionen
eingesetzt. 90 μl
des PCR-Produkts wurden mit einem gleichen Volumen an 4 mol/l Natriumacetat
und 2 Volumina Isopropanol 10 Minuten bei Raumtemperatur gefällt, 10
Minuten abzentrifugiert und dann zweimal mit 70 % Ethanol gewaschen. Nach
dem Resuspendieren in 20 μl
Wasser wurden 9,5 μl
DNA zum Reaktionspuffer mit dem endmarkierten Primer und 5 Einheiten
Taq-Enzym (Promega Co.) gegeben. Eine Didesoxynucleotid-Kettenabbruchsequenzierung
wurde nach den Anweisungen des Herstellers durchgeführt. Die
cyclische Sequenzierung erfolgte über 30 Runden. Die Dauer der
Denaturierungs-, Annealing- und
Verlängerungsschritte lagen
bei 30 Sekunden, 30 Sekunden bzw. 1 Minute.
-
Klonierung und Sequenzierung
des S-Gens
-
Die
Ergebnisse der direkten Sequenzierung zeigten, dass das erste Serum
des Patienten 2 (Februar 1993) Hinweise auf eine Mischung von Wildtypviren
und mutierten Viren zeigte. Die PCR-Produkte dieser Serumprobe und
der nachfolgenden des Patienten Nr. 2 wurden in den pUC19-Vektor
kloniert, um die Ergebnisse der direkten Sequenzierung zu bestätigen. Die
Nucleotidsequenzen der amplifizierten HBV-DNA wurden mit dem Sequenase-DNA-Sequenzierungskit
(Version 2.0, USB, Cambridge, England) bestimmt.
-
Hydrophobie-Plot
-
Die
Aminosäuren
122 bis 137 und 122 bis 139 oder 140 (einschließlich insertierter Aminosäuren) der
a-Determinante des HBsAg aus den Isolaten des Wildtyps und der Virusvarianten
wurden mittels der Prosis-Software (Pharmacia, St. Albans, England)
analysiert.
-
Dot-Blot-Hybridisierung
-
HBV-DNA
war nach der Amplifizierung mittels PCR zweimal unabhängig voneinander
im Serum des Patienten Nr. 1 nachweisbar. Beim Patienten Nr. 2 war
sie mittels Dot-Blot-Hybridisierung im März 1993 und im September 1993
in einer Konzentration von 10 μg/50 μl Serum nachweisbar.
Unter der Annahme, dass 1,0 μg
HBV-DNA 2,3 × 106
HBV-Genomen äquivalent
ist, wurde abgeschätzt,
dass das Serum dieses Patienten ungefähr 4,6 × 107 Viruspartikel pro
ml enthielt. HBsAg war in der ersten, aber nicht in der zweiten
Probe nachweisbar. Im Januar 1994 war HBV-DNA nur mittels PCR nachweisbar,
und HBsAg war immer noch nicht nachweisbar.
-
Untersuchungen zur Bindung
monoklonaler Antikörper
-
Bindungsstudien
an den Patienten Nr. 1 und Nr. 2 und an einem HBsAg-positiven Patienten,
der als Kontrolle eingesetzt wurde (adw), zeigten, dass das HBsAg
im Serum beim Patienten 2 an alle drei monoklonalen Antikörper band
und mittels des polyklonalen Anti-HBs aus dem AusRIA II-Kit nachgewiesen
werden konnte (Tabelle 2).
-
Sequenzierung des PräS-S-Gens
und der Prä-C/C-Region
-
Die
S-Gene bestehen aus 687 bp im Isolat 1, aus 690 im Isolat 2 und
aus 683 bp in den Wildtypen. Die S-Nucleotid- und -Aminosäuresequenzen
der Mutanten wurden mit einer veröffentlichten Sequenz des gleichen
Subtyps (adw) verglichen und auch mit der eines Wildtyp-Stammes
aus einem HBeAg-positiven Träger
aus der gleichen Region (wie in der Tabelle 3 gezeigt ist).
-
Die
Ergebnisse der Sequenzierung zeigten eine Insertion in das S-Gen
(4). Die insertierten Sequenzen codieren für zwei zusätzliche
Aminosäuren
(Arg-Ala) zwischen den Codons 122 und 123 im Isolat 1 und für drei zusätzliche
Aminosäuren (Arg-Gly-Ala)
zwischen den Codons 123 und 124 im Isolat 2 (5). Diese
Insertionen liegen unmittelbar vor der a-Determinante des HBsAg.
Derartige Insertionen sind nicht in den veröffentlichten Sequenzen bekannter
HBV-Subtypen beschrieben worden, und sie waren nicht in den Konsensussequenzen
enthalten, die aus 30 chinesischen HBsAg-positiven Patienten aus
der gleichen Region Chinas erhalten worden waren.
-
Die
Ergebnisse der direkten Sequenzierung wurden durch eine Klonierungssequenzierung
verifiziert. Von 10 Klonen des ersten Serums, das vom Patienten
Nr. 2 entnommen worden war, hatten 8 eine In-Phase-Insertion, wie
sie oben beschrieben wurde, 2 davon waren vom Wildtyp, während alle
15 Klone der zweiten und der dritten Serumprobe von der Variante
stammten. Somit zeigte das erste Serum des Patienten Nr. 2 Hinweise
auf eine Mischung von Wildtyp-Viren
und mutierten Viren, was ein allmähliches Auftauchen der Mutante
anzeigte, die in den nachfolgenden Seren zur vorherrschenden Spezies
wurde.
-
Es
lagen keine früher
beschriebenen Aminosäuredeletionen
oder -substitutionen in den PräS1- oder PräS2-Genen
vor.
-
Hydrophobie-Plot
-
Dieser
wurde mittels des Verfahrens von Kyte und Doolittle durchgeführt und
ergab einen mittleren Hydrophobieindex von –0,48 für die Aminosäuren 122–137 der
a-Determinante vom Wildtyp, von –0 für die Aminosäuren 122–139 im
Isolat 1 und von –0,89
für die
Aminosäuren
122–140
im Isolat 2. Somit waren die a-Determinanten der Mutante hydrophober als
der gleiche Bereich aus dem Wildtyp-Virus.
-
LITERATURSTELLEN
-
- Ashton-Rickardt et al., J. Med. Virol. 29,
196 (1989)
- Blum et al., J. Virol. 65, 1836–42 (1991)
- Botstein und Shortle, Science 229, 1193 (1982)
- Brechot et al., N. Engl. J. Med. 312, 270–276 (1985)
- Brechot et al., J. Hepatol. 13 (Supplement) S49–55 (1991)
- Brown et al., Lancet 2, 184–187
(1984)
- Carman et al., Lancet i, 325–329 (1990)
- Carman et al., Lancet 341, 349–353 (1993)
- Gregg et al., Biotechnology 5, 479 (1987)
- Harford et al., Develop. Biol. Standard 54, 125 (1983)
- Hayden und Mandecki, DNA 7, 571 (1988)
- Ho et al., Gene 77, 51 (1989)
- Lai et al., Blood 73, 17–15
(1989)
- Lai et al., Hepatology 12, 3235–1340 (1990)
- Lau et al., Lancet 342, 1335–1340 (1993)
- Liang et al., Hepatology 12, 204–212 (1990)
- Luo et al., J. Med. Virol. 35, 55–59 (1993)
- McMahon et al., Cold Spring Harbor Symposium on Molecular Biology
of Hepatitis B viruses, September 1989
- McMahon et al., Hepatology 15, 757–766 (1992)
- Michel et al., Hepatology 7 (Supplement) 61–63 (1987)
- Miller et al., Hepatology 9, 322 (1989)
- Miyanohara et al., Proc. NatI. Acad. Sci. USA 80, 1 (1983)
- Moriyama et al., Lancet 337, 125 (1991)
- Okamoto et al., J. Virol. 74, 5463–67 (1987)
- Okamoto et al., Pediatric Research 32, 264–268 (1992)
- Sun et al., J. Clin. Microbiol. 26, 1848–52 (1988)
- Thier et al.. Lancet ii, 1273–76 (1987)
- Tiollais et al., Science 213, 406–411 (1981)
- Tiollais et al., Nature 317, 489 (1985)
- Tiollais et al., Hepatology 7 (Supplement) 361–363 (1987)
- Valenzuela et al., Nature 280, 815 (1979)
- Valenzuela et al., Nature 298, 347 (1982)
- Waters et al., Virus Research 22, 1–12 (1991)
- Waters et al., J. Clin. Invest. 90, 2543–2547 (1992)
- Weller et al.,. J. Med. Virol. 9, 273–280 (1982)
- Zanetti et al., Lancet, Seite 1132, November 1988
- Zhang et al., Hepatology 17, 538–544 (1993)
-
PATENTE
-
- Europäisches
Patent Nr. 0226846
- Europäisches
Patent Nr. 0278940
- Europäisches
Patent Nr. 0299108
- PCT-Anmeldung Nr. 91/14703
- PCT-Anmeldung Nr. 94/26904
- US-Patent 4 649 192
- US-Patent 4 683 294
- US-Patent 4 694 074
- US-Patent 4 738 926