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Räucherstäbchen Es ist bekannt, aus sogenannten semipyrophoren Metallen
und Sauerstoffträgern, wie z. B. Kaliumchlorat,sowie Reib- und Bindemitteln Sicherheitszündmassen
herzustellen, innerhalb welchen die semipyrophoren Metalle als Initialzündstoffe
dienen. Diese Anwendung setzt voraus, daß derartige Sicherheitszündmassen zu Körpern
geformt .sind, die an einer Reibfläche gerieben werden können, ohne durch die Reibung
zerstört zu werden, d. h. sie müssen neben einer zusammenhaltenden Raumgestaltung
eine gewisse Mindesthärte besitzen, und durch Reibung an besonders präparierten
Reibflächen in Zusammenwirkung mit den in den Sicherheitszündmassen enthaltenen
Sauerstoffträgern müssen dann diejenigen Temperaturen erreicht werden, die der Entzündungstemperatur
des semipyrophoren.Metalls gleichkommen. Die so entzündeten Sicherheitszündmassen
werden dabei -ihrerseits dazu verwendet, um andere Körper, die eigentlich Brennstoffe
sind, wie z. B. die Holz- oder Pappstäbe von Streichhölzern oder den Tabak von Zigarren;
Zigaretten, Zigarillos, in Brand zu setzen..
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Demgegenüber wurde nun gefunden, daß man semipyrophore Metalle nicht
nur, wie nach dem vorerwähnten bekannten Vorschlag, als Initialzündsubstanz benutzen,
sondern sie mit besonderem Vorteil auch für die Herstellung von Räucherstäbchen
zur Entwicklung von nutzbaren Gasen, Dämpfen, Nebeln u. dgl. verwenden kann. Solche
Räucherstäbchen gemäß der Erfindung bestehen dementsprechend aus einem Stäbchen,
Röhrchen oder einem ähnlichen Gebilde aus Glas, Porzellan, Ton, Magnesia o. dgl.
Werkstoff, auf dem, zweckmäßig an seinem einen Endteil, eine Mischung aus einem
oder mehreren semipyrophoren Metallen und Stoffen aufgebracht ist, welche, wie z.
B. Moschus, Harze, Zinkchlorid, Balsame, Jod, - Jodverbindungen u. dgl., bei erhöhter
Temperatur nutzbare Gase, Dämpfe, Nebel o. dgl. zu entwickeln vermögen.
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Eine derartige Verwendung der- semipyrophoren Metalle für Räucherstäbchen.
gemäß der Erfindung unterscheidet sich dabei von der als Initialzündsubstanz im
Rahmen der vorerwähnten Sicherheitszündmassen grundsätzlich nicht nur dadurch, daß
die semipyrophoren Metalle im Sinrie der vorlieden Erfindung als Mittel zur Erzeugung
der die Bildung der nutzbaren Gase, -Dämpfe, Nebel u. dg1. ermöglichenden Temperatur
verwendet werden, sondern vor allem auch dadurch, .daß dabei Sauerstoffträger, welche
für die erwähnten Sicherheitszündmassen einen unbedingt notwendigen Bestandfeil
darstellen,
überhaupt keine Verwendung finden, und daß dabei der -Verbrennungsprozeß durch beliebige
Mittel eingeleitet werden kann, wie z. B. durch Entzünden mit Streichhölzern, Kerzen,
Bunsenbrennern . o. dgl. oder durch Anbringen eines besonderen Zündkopfes, der seinerseits
durch Reibung zur Entzündung gebracht wird, wie denn überhaupt die gesamte Problemstellung
bei beiden Verwendungsgebieten eine grundsätzlich andere ist und daher auch keinerleiRückschlüsse
von der einen auf die andere und zwischen den beiderseitigen Lösungen gezogen werden
können. Bei einer Initialzündmasse kommt es darauf an, daß eine Entzündung durch
Reiben an einer besonderenReibfläche möglich ist, daß die Entzündungstemperatur
des Initialzünders niedrig, die durch Reibung hervorgerufene Reaktionswärme zwecks
Sicherstellung einer raschen Reaktionsgeschwindigkeit dagegen hoch und intensiv
ist und daß auch das Abbrennen des Zündsatzes schnell erfolgt, um den mit der Zündmasse
versehenen Körper schnell und vollständig in Brand zu setzen, was alles den Zusatz
von Sauerstoffträgern notwendig macht. Bei Brennmassen zur Entwicklung nutzbarer
Gase, Dämpfe, Nebel u. dgl. kommt. es dagegen darauf an, den Abbrennvorgang genau
zu steuern und verhältnismäßig langsam ablaufen zu lassen, um die Verdampfung während
eines längeren Zeitraumes sicherzustellen. Ferner sollen die dabei entstehenden
Temperaturen in vielen Fällen, vor allem bei der Verdampfung organischer Stoffe,
nicht zu hoch sein, während umgekehrt die Entzündungstemperatur des semipyrophoren
Metalls höher sein kann als bei Initialzündern, da die Einleitung des Verbrennungsvorganges
nicht durch Reibung zu erfolgen braucht, so daß hierfür im weiteren Unterschied
zu jenen auch höher entzündliche, wenn auch naturgemäß immer noch semipyrophore
Modifikationen der Metalle verwendet werden können.
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Die Verwendung der im Sinne der Erfindung zur Entwicklung von nutzbaren
Gasen, Dämpfen, Nebeln u. dgl. bestimmten Stoffe, wie Moschus, Harze usw., zur Herstellung
von Räucherkerzen ist an sich bekannt. Gegenüber derartigen Räucherkerzen und den
sonstigen, bisher bekannten Vorschlägen zur Entwicklung nutzbarer Gase, Dämpfe,
Nebel o. dgl. durch Erhitzen von Stoffen, die bei erhöhter Temperatur mit Hilfe
von Oxydationsvorgängen Gase u. dgl. entwickeln, bietet die Verwendung von semipyrophoren
Metallen jedoch den besonderen Vorteil, daß beim Abbrand derselben neben den zu
entwickelnden nutzbaren Gasen, -Dämpfen oder Nebeln praktisch überhaupt keine Verbrennungsgase
entstehen, da die semipyrophoren Metalle sich bei der Verbrennung in feste Oxydationsprodukte
umsetzen und für sie, wie bereits erwähnt, ein Zusatz von Sauerstoffträgern nicht
erforderlich ist.
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Schließlich ist es auch bereits Gegenstand eines älteren Patents,
Desinfektionsmittel dadurch herzustellen, daß an Aktivkohle, Kieselsäuregel oder
gleichwirkende Adsorptionsmittel haltbar gebundenes Jod mit einem festen Brennstoff,
wie Koksgrus, Paraffin, Stearin o. @dgI., vermischt und die so erhaltene Mischung
gegebenenfalls auf stabförmige Träger aufgebracht und mit einer Zündmasse versehen
wird. Auch beim Abbrand derartiger Desinfektionsmittel entstehen jedoch aus den
ihnen beigegebenen festen Brennstoffen die verschiedenartigsten unerwünschten Verbrennungsgase,
so daß auch solche Mittel nicht die Vorteile der erfindungsgemäßen Räucherstäbchen
bieten.
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Die Verwendung .der semipyrophoren Metalle innerhalb der Räucherstäbchen
gemäß der Erfindung bietet außerdem den großen Vorzug den Abbrand der Stäbchen als
Glüh- oder Glimmvorgang äußerst langsam und über ein bestimmtes Zeitintervall ausführen
zu können. Die Geschwindigkeit des Glüh- oder Glimmvorganges kann dabei durch Verwendung
von semipyrophorem Metall verschiedener Reaktionsfähigkeit in weiten Grenzen geändert
werden. Bei anderen Glühmassen ist es bereits bekannt, die Geschwindigkeit des Abglimmvorganges
durch reaktionshemmende Zusätze, wie Glühkörper, z. B. Zinkoxyd, Eisenoxyd u. dgl.,
zu hemmen. Die Verwendung semipyrophorer Körper bietet demgegenüber den Vorteil,
solche Glühkörper gegebenenfalls weglassen und dadurch das Volumen der ganzen Brennmasse
entsprechend vermindern zu können. Nötigenfalls können aber auch solche Glühkörper
oder gewöhnliche Metalle, wie Aluminium, Magnesium, Zink u. dgl., die auf die Abbrenngeschwindigkeit
ebenfalls regulierend wirken, zugesetzt werden.
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Für die Herstellung der Räucherstäbchen gemäß der Erfindung wird die
Mischung aus semipyrophoren Metallen und den zur Entwicklung von Gasen, Dämpfen,
Nebeln o. dgl. befähigten Stoffen auf die Stäbchen, Röhrchen o. dgl. Gebilde zweckmäßig
in einer durch Bindemittel erzielten festen Körperform aufgebracht.
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Die Räucherstäbchen gemäß der Erfindung können auf den verschiedensten
Gebieten zur Entwicklung von nutzbaren Gasen, Dämpfen, ,Nebeln u. dgl. durch Verdampfung
oder thermische Zersetzung von Gas u. dgl: entwickelnden Substanzen Verwendung finden,
indem die semipyrophoren Metalle und deren etwaige vorerwähnten Zusätze zusammen
mit
Stoffen abgebrannt werden, welche, wie z. B. Moschus, Harze,
Zinkchlorid,. Balsame, Jod, Jodverbindung u.dgl., bei erhöhter Temperatur derartige
nutzbare Gase, Dämpfe, Nebel usw. zu entwickeln vermögen.
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Es ist an sich bekannt, zu Zwecken der Therapie, Desinfektion, Schädlingsbekämpfung,
Geruchsverbesserung .usw. . Rauche, Gase, Dämpfe, Nebel u. dgl. dadurch zu erzeugen,
daß man Gemische bzw. Körper aus den die gewünschten Gase usw. entwickelnden Stoffen
finit brennbaren Substanzen und weiteren Beimengungen herstellt und diese Mischungen
abbrennen läßt. Solche Gas- entwickelnden Massen haben im wesentlichen die folgende
Zusammensetzung i. Gas, Dampf, Rauch, Nebel entwickelnde Stoffe, wie Riechstoffe,
Farbstoffe, organische und anorganische Salze, Öle, Teerfraktionen, Harze, Balsame,
Moschus, gemahlener Kaffee USW. .
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2.- Wärme entwickelnde Stoffe, wie Kohle, Sandelholzpulver, Methaldehyd,
Paraffin usw. 3. Sauerstoffträger; wie Chlorate, Nitrate, Superoxyde, Permanganate
usw.
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q.. Bindemittel, wie Nitrocellulose, Dextrin, Stärke, Traganthschleim
usw.
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- 5. Katalysatoren, wie z. B. Braunstein usw. 6. Adsorptionsmittel,
Adsorptionskohle, Kieselgur, Silicogel.
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Nach der vorliegenden Erfindung werden die unter Ziffer?, genannten
Wärmeentwickler durch semipyrophore Metalle ersetzt, wobei eines dieser Metalle
oder auch mehrere derselben in Mischung untereinander oder in Mischung mit anderen
Wärmeentwicklern verwendet werden können.
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Es sind ferner auch bereits Gas u. dgl. entwickelnde Massen bekannt,
bei .denen bestimmte Reaktionskomponenten zusammengebracht werden und wobei durch
die Reaktion dieser Stoffe gleichzeitig das Gas, der Dampf o. dgl. entsteht und
die exotherme Reaktionswärme dieses Vorganges laufend _ die Wärme für den Verdampfungsvorgang
liefert. Die Anwendung der leicht brennbaren semipyrophoren Metalle kann im Sinne
der Erfindung auch in Verbindung mit solchen Reaktionskomponenten, die das Gas o.
dgl. entwickeln, verwendet werden, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn die
Reaktionswärme des gasbildenden chemischen Vorgangs schwach exotherm oder gar endotherm
ist und die Verdampfung durch die Verbrennungswärme des Metalls unterstützt werden
muß.
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Die Verwendung solcher Metalle im Sinne der Erfindung kann je nach
den Anwendungsgebieten außerdem auch noch weitere Vorteile bieten. Der Abglühprozeß
vollzieht sich ohne Flammenerscheinungen. Dadurch entsteht keine in manchen Fällen
unerwünschte Lichterzeugung. Die Abwesenheit einer Flamme ist auch in denjenigen
Fällen von besonderem Vorteil, in denen im Sinne der Erfindung Pharmazeutika oder
wohlriechende Räucherkerzen hergestellt werden; die in die Nähe der Atemwege gebracht
werden sollen, was bei starken Flammenerscheinungen nicht möglich wäre.
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Für Parfümeriezwecke ist es besonders wichtig, daß durch die Wärmeentwickler
überhaupt keine Verbrennungsgaseentstehen, daß also die zu entwickelnden Wohlgerüche
in reiner Form erhalten werden können, ohne Brenzlichkeit oder übelriechenden Nebengeruch
und ohne giftige Nebenwirkungen.' Solche treten bei den bisher verwendeten Wärmeerzeugern
oft auf, z. B. bei- Methaldehyd und bei Kohle unter Umständen durch Kohlenmonoxyd.
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Infolge des Fehlens von Verbrennungsgasen, die die entstehende Wärme
rasch wegleiten würden, können höhere Temperaturen infolge größerer Wärmekonzentration
erzielt werden, selbst in denjenigen Fällen, -wo die Wärmekapazität der verwendeten
Metalle geringer ist als die der bisher verwendeten Wärmeentwickler.
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Die Gase, Rauche, Dämpfe u. dgl. können bei alledem entstehen durch
eine einfache physikalische Verdampfung der in fester oder flüssiger Form in .der
Masse enthaltenen Substanzen oder durch eine thermische Zersetzung der die Gaskomponenten
enthaltenden Verbindungen oder, wie oben beschrieben, durch die Entstehung einer
anderen Verbindung durch eine Reaktion der in der Masse enthaltenen Komponenten.
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Sofern die Gas o. dgl. entwickelnden Stoffe an und für sich leichtflüchtiger
Natur sind', können sie auch an Adsorptionsmittel, wie Adsorptionskohle, gebunden
werden. Selbstverständlich sind auch mehrere verschiedene Gas o. dgl. erzeugende
Substanzen gleichzeitig verwendbar.
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Es können auch Katalysatoren beigefügt werden, sowohl zur Erleichterung
des gewöhnlichen Verbrennungsprozesses, wie z. B. Braunstein, oder aber zur Beschleunigung
der die Gase o. dgl. entwickelnden Reaktion: Ein besonderes Anwendungsgebiet der
vorliegenden Räucherstäbchen besteht in der Verdampfung von Jod mit Hilfe von semipyrophoren
Metallen. Hierfür wird eine Mischung aus semipyrophorem Metall und Jodverbindungen
oder elementarem Jod, gegebenenfalls adsorbiert an Adsorptionsmittel, wie Adsorptionskohle,
mit Bindemitteln vereinigt und auf geeignete Trägermaterialien, wie .Glas- oder
Tonstäbchen, aufgetragen. Wenn die Glühmasse auf diesen Trägern abglüht,
verdampft
das Jod in genau dosierbaren Mengen ohne irgendwelche Nebengerüche und kann in einwandfreiester
Weise zu therapeutischen Zwecken verwendet werden.
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Gemäß einer besonderen Ausführungsform der Erfindung kann für die
Räucherstäbchen auch eine Mischung aus semipyrophoren Metallen und zur Entwicklung
von Gasen, Dämpfen, Nebeln o. dgl. befähigten Stoffen verwendet werden, welche zusätzlich
auch nochAlumino-, Magnesium-, Calcium-, Silico-, o. dgl. thermische Gemische enthält.
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In der beiliegenden Zeichnung ist ein Räucherstäbchen gemäß der Erfindung
zur Entwicklung von nutzbaren Gasen, Dämpfen, Nebelnu. dgl. inbeispielsweiser Ausführungsform
schematisch dargestellt. Dasselbe besteht aus einem Stäbchen, Röhrchen o. dgl. Gebilde
i, aus Glas, Porzellan, Ton, Magnesia oder ähnlichem Material, auf dem zweckmäßig
an seinem einen Endteil eine Mischung :2 aufgebracht ist, die im Sinne der einen
oder anderen der vorerwähnten Ausführungsformen der Erfindung zusammengesetzt ist,
z. B. aus 46o Teilen semipyrophorem Eisen, 4 Teilen Aktivkohle, einem Teil Jod und
3o Teilen Bindemittel besteht, und auf den Träger i durch mehrmaliges Eintauchen
in diese Masse, so lange sie sich in weichem Zustande befindet, aufgebracht ist.
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Ausführungsbeispiel Eine Mischung aus 46o Teilen semipyrophorem Eisen,
4 Teilen Aktivkohle und i Teil. Jod wird mit 3o Teilen Bindemittel zu einem Brei
angerührt. In diesen werden die Glasstäbchen, auf die das Material aufgetragen werden
soll, eingetaucht und durch mehrmaliges Tauchen ein Überzug der Glasstäbchen erreicht.
Nach Trocknung des Bindemittels kann die Masse an einem Ende entzündet werden und
glüht dann ruhig unter Jodgasentwicklungen ab. Das so entstehende Jodgas kann als
Antischnupfenmittel verwendet werden.