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Verfahren zum Entfernen von Schlichten und Präparationen von Textilmaterial,
die ganz oder teilweise aus verharzten Ölen oder' Fetten bestehen Die - Entfernung
von Schlichten oder Präparationen von Textilmaterial, die: ganz oder teilweise aus
verhat'zten Ölen oder Fetten bestehen, stößt bekanntlich auf Schwierigkeiten. Es
ist üblich, hierfür den Entschlichtungsflotten, die z. B. 5 bis 7 g Marsedler Seife
im Liter und gewöhnlich noch - Fettlöser, wie Cyclob.exanol, Tetrahydronaphthalin,
Dipenten o. dgl., enthalten, noch Wasserstoffsuperoxyd oder ein organisches oder
anorganisches Wasserstoffsuperoxydderivat, z. B. Na ,riumperborat, zuzusetzen. Wenn
die zu behandelnde Wäre alkaliempfindliche Fasern wie Wolle oder Acetatkunstseide
enthält, so ist jedoch die zulässige Menge an Perborat beschränkt. Bei Acetatkunstseide
z. B. sollte eüne Zusatzmenge von mehr als 2,5 bis 3 g irrt Liter Flotte nicht überschritten
werden, da sonst, besonders bei länger fortgesetzter Behandlung, eine leichte Verseifung
eintreten kann, welche die Gleichmäßigkeit der Färbung beeinträchtigt und Weißeffekte
in Mischgeweben unmöglich macht: -Oberflächlche und ungleichmäßig angegriffene Acetatkunstselde
einet sich auch nicht mehr. zur Stückmattierung. Es ist deshalb erwünscht, die Behandlungsdauer
in Gegenwart von Natriumperbörat oder ähnlichen-Stoffen, herabzusetzen und womöglich
auch eine bessere -Ausnutzung des aktiven Sauerstoffes zu erreichen, damit die Zusatzmenge
reduziert.werden kann.
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Es würde nun gefunden, ,daß die Wirkung der aktiveuSauerstoff -enthaltenden
Mittel, wie des Wasserstoffsuperoxyds oder des Natriumperbo@rats, nicht unwesentlich
gesteigert werden kann, wenn man auf die nicht - oder nicht vollständig entschlichteten
Textilien vor der Behandlung mit dem: Oxydationsmittel die Wasserstoffsuperoxydzersetzung
katalytisch beschleunigende " Metallverbindungen, z. B. solche des Kupfers, Eisens,
Kobalts; Nickels oder Mangans, aufbringt. Es kann dies z. B. in der Weise geschehen,
daß man das schlichtehalti,ge @ Rohgewebe zunächst 5 'bis 3o Minuten m eine :auf
2o bis 70' angewärmte Flotte einbringt,, welche. beispielsweise o,oi% bis o,,i.%
Kupfer in Form von Kupferacetat, bezogeii auf .das Warengewicht,: oder -ahnliche_Mengen
eines anderen löslichen Metallsalzes,- z. B. Nickelacetat, enthält. Das Metallion
wird offenbar durch die sauren Bestandteile der Schlichte gebunden, wodurch -de
Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds bzw. des Persalzesauf , die _ . Grenzfläche
Schlichtefrlmflotte lokalisiert wird.. Es _-ist zweckmäßig, ,nach- der Metallsalzbehandlung
gut zu - spülen, damit nicht - auch -- in der Flotte-der-Zerfall der Perverbindungendurch
-unfixierte Metallionen beschleunigt wird. -In r
manchen
Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, der Flotte noch Stabilisierungsmittel
für die Perverbindungen zuzusetzen,.',.;: und. zwar vorzugsweise solche, welche
nic." lipoidlöslich bzw. nicht kapillaraktiv sixis z. B. Pyrophosphäte, Metaphosphate,
;e benenfalls zusammen mit geringen Menge'@l von Härtebildnern, wie Magnesiumsalzen,
sulfanilsauren Salzen, acetylsulfanilsauren Salzen oder Kombinationen solcher Stoffe.
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Um einem zu raschen Verbrauch des Oxydationsmittels vorzubeugen, empfiehlt
es sich, finit der '.Temperatur" wenigstens zu Anfang der eigentlicheil Entschlichtun.g,
nicht über 55 his 6o° zu gehen.
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An Stelle einfacher Salze der katalysierenden Metalle kann man auch
n.it Vorteil lösliche Salze - derselben mit kapillaraktiven Säuren verwenden, z.
B. die Kupfer-, Eisen-, Kobalt- oder Mangansalze des Oleymethyltaurins, welche leicht
aus dem käuflichen Natriumsalz durch doppelte Umsetzung bereitet werden können.
Auch lösliche Komplexverbindungen z. 13. mit Triäthanolämin werden gut von
den Schlichten aufgenommen, Auch mit dispergierten Metallen oder Metallverbindungeü,
z. B. mit kolloiden Metallsolen oder kolloiden Metallhydroxydsolen, sowie mit anderen
dispergierten, unlöslichen Metallverbindungen können Verbesserungen erzielt werden.
Als Dispergiermittel kommen z. B: Produkte in Frage wie Oleylpolyglykol, oleyloxyäthansulfonsaures
Natrium,, cetylschwefelsaures Natrium.
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Das Verfahren eignet sich nicht nur . zur Behandlung von Geweben,
welche ausschließlich aus Acetatkunstseide oder anderen Faserstoffen aus organischen
Hochpolymeren bestehen, in welchem Falle Katalysenschäden sowieso kaum zu befürchten
sind, sondern kann auch vorteilhaft bei Mischgeweben aus z: B. Acetatseide in der
Kette und Vi.scosekrepp im Schuß angewandt werden.
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Beispiel i Eine mit Leinölschlichte versehene und 15 Monate gelagerte
Acetatkunstseide wurde mit einer wäßrigen Lösung von Kupferacetat, enthaltend o,oi%
Cu, bezogen auf .das Warengewicht, im Flottenverhältnis. 1 : 40 4,:a Stunde bei
q.o° behandelt. Die gut gespülte Ware wurde dann mit 5 g Seife und 2,g Natriumperbo-rat
im Liter hei 6o bis 65° entschlichtet. Schon nach 15 Minuten war die Schlichte praktisch
entfernt, während bei der nichtvorbehandelten Ware die dreifache Zeit erforderlich
war, um die Seide weiß zu bekommen. Unter der Quarzlampe war nach 45, Minuten langer
Behandlung immer noch ein deutlicher Unterschied zuungunsten der ohne Kupferacetätvorbetia.ndlung
entschlichteten Ware zu erkennen. Wurde nach dem Kupfern vor dem Entschlichten nur
ganz flüchtig gespült, so war V Effekt nicht so ausgeprägt. Beispiel 2 '' Dieselbe
Seide wie in Beispiels wurde im Flottenverhältnis i :4o mit einer wäßrigen Lösung
von N-oleyl-N-methylaininoä tliaiisttltonsaurem Eisen, enthaltend 4,020,`o Eisen,
bezogen auf das Warengewicht, i/2 Stunde bei 5o° behandelt. Beim nachträglichen
L,ntschlichten nach vorausgehendem Spülen verhält sich die Ware praktisch ebenso
wie die mit Kupferacetat vorbehandelte.
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Beispiel 3 1¢ Monate läng gelagerte; mit Lei:nölschl.irchte versehene
Acetatktinstseide wurde im Flottenverhältnis 1 :20 3o Minuten bei 65° mit wäßrigen
Kupferacetatlösungen, enthaltend o,i, o,oi und o,ooio;o Kupfer, bezogen auf die
Ware, behandelt, dann gespült und anschließend mit 5 g Seife und 2 g Natriumperborat
firn Flottenverhältnis 1:20 bei 55° entschlichtet. Das mit o,i% Kupfer vorbehandelte
Material war schon nach i0 Minuten vollständig weiß, das mit 4,o i o/o behandelte
nach 25 Minuten, das mit o,ooi behandelte nach 35 Minuten und die nicht vorbehandelte
Vergleichsware erst nach 5o Minuten. Nach dieser Zeit waren alle Stränge praktisch
schlichtefrei und ließen selbst unter der Quarzlampe keine nennenswerten Unterschiede
mehr erkennen: Beispiel .¢ Ein Kreppsatin aus Acetatkunstseide mit Viscosekrepp
im Schuß und mit leinölgeschlichteter Acetatkunstseide in der Kette, welcher 6 Monate
lang unter ungünstigen Bedingungen gelagert war und vergilbt und fleckig aussah,
wurde zunächst ins Flottenverhältnis i :2o 1/2 Stunde bei 65° in Lösungen folgender
Katalysatoren eingelegt:
z. Kupferacetat ....... enthaltend 4,o2 0/" Cu, |
2. Nickelacetat . . . .... - 4,o2 Ni, |
3. Oleylmetliyltaurin- |
kupfer. . . . . . . . . . . . . - 0,02 Cu, |
q.. Oleylmethyltaurin- |
nickel . . . . . . . . . . . . . - 0,02)/o Ni. |
Eine fünfte Probe wurde eine gleiche Zeitlang lediglich in Wasser eingelegt, um
den Einwand auszuschließen, daß eine Wasserbehandlung allein infolge Quellung des
Schlichtefilms die Verbesserung bewirken könnte. Nach der Vorbehandlung wurde zweimal
gespült, dann wiederum im Verhältnis 1 :2o erst 1/2 Stunde bei .55°, dann 1/2 Stunde
bei» 65° entschlichtet in einer
Flotte, welche nm Liter 5 g Seife
und 2 g Natriumperborat enthielt. Nach dieser Behandlung erwies sich das nur im
Wasser vorbehandelte Stück noch als sehr schl;ec_lit (fleckig und streifig); die
Abschnitte i -und #-2 dagegen waren bedeutend gebessert. i er= x schien ein wenig
besser als 2; 3 enthielt nur noch an einzelnen Stellen schwache, unter der Quarzlampe
noch sichtbare Flecken, während das Stück ¢ sich als vollkommen einwandfrei erwies.
Beim Schußmaterial war eine Reißfestigkeitsverminderung gegenüber der nicht mit
Metallsalz vorbehandelten Ware nicht festzustellen.
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Bei durch Oxydation vorgeschädigter Viscose wird es zweckmäßig sein,
die Peroaydbehandlung in einem ersten Bad bei niedriger Temperatur vorzunehmen und
in einem zweiten peroxydfreien Schlichtebad die Entschlichtung zu beenden. Beispiel
5 Ein Gewebe aus Acetatkunstseide mit Leinöls.chlichte, welches durch langdauernde
ungeeignete Lagerung in feuchtwarmem Raum weitgehend verharzt und unter Verwendung
der üblichen Mittel nicht mehr entschlichtbar war, wurde zunächst mit 0,2% Nickel
(als 01eylmethyltaurinnickel) i/2 Stunde bei 30° vorbehandelt. Dann wurde die Ware
gespült itnd eingelegt in ein Bad, welches im Liter q:,5 g Natriumphosphat und io;g
Wassers:oifsuperoxyd von 2¢% enthielt. Durch Zu-' satz von Natriumsilikat wurde
die Lösung ganz schwach ;#.lkalisch eingestellt. DieTenzperatur wurde allmählich
von 3o auf 65° gesteigert und diese Temperatur ii/2Stunde lang beibehalten. Schließlich
wurde in einem zweiten Bad mit iog Seife und. i g Natriumperborat vollends entschlichtet,
worauf die Ware für die Färbung brauchbar war.