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Herstellung korrosionsanatomischer Präparate Ein wichtiges Mittel"
für die Forschung und Lehre der Morphologie und Anatomie tierischer und mensichlicher
Organeund Gefäße ist die Korrosionsanatomie. . Man versteht hierunter das Verfahren,
. Hohlräume von Organen arid Geweben dadurch der Anschauung zugänglich zu machen,
daß man sie mit Stoffen ausfüllt oder injiziert, welche in ihnen erhärten, und dann.
die die Injektionsmasse umgehenden Gewebe, Knochen usw. durch chemische Einflüsse
'kerstört@öder korrodiert. Auf diese Weise entsteht ein Abbild .der darzustellenden
Hohlräume, welches als Korrosionspräparat 'bezeichnet wird. Trotz der Wichtigkeit
dieses - Verfahrens .war seine Anwendung bisher beschränkt, d, es außerordentlich
zeitraubende @undmühsamhe. Arbeit erforderte Der Grund lag in der Unzuläziglichkeit
der bisher bekannten Inj-ektionsxnittel. Als solche sind = beispielsweise vorgeschlagen
worden: Wachs-'und HarzmL;Chungen, leicht schmelzende Metalle oder Celloidinlösungen.
Die Anwendung dieser Mittel ist zum Teil sehr schwierig und zeitraubend und der
Erfolg in allen Fällen in irgendeiner Hinsicht unvollkommen, bicispIelsweise infolge
der Verformung .der Organe durch die Notwendigkeit bei höheren Temperaturen zu injizieren,
durch spezifisch schwere Injektionsmittel, wie Metalle, oder infolge, der Unvollkommenheit
der Wiedergerbe wegen der Schrumpfung der Injektionsmasse.
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Es wurde 'gefunden, daß man korrosionsanatomische Präparate für Vorführungs-
und Forschungszwecke in bisher nichterreichter Vollendung -herstellen kann., wenn
man; Methacrylsäüremethylester als . Injektionsmittel verwendet.
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Der Methacrylsäuremethyles.ter kann in monomerem Zustand als Injektionsmittel
.dienen. In vielen. Fällen ist es. erwünscht, ein höher viskoses Injektionsmittel
zu benutzen. Für _ diese Zwecke wird zweckmäßig teilwHse polymerisierter Methacrylsäuremethylester
verwendet. 'Es. können auch Lösungen von Stoffen, wie Celluloseestern und -äthern,
polymeren Vinylverbindungen, Harzen, wie Kolophonium oder anderen Stoffen mit geeigneter
Viskosität in monomexem Methacrylsäuremethylesfier verwendet werden. Auch andere
Vinylverbindungen, die durch Polymerisation in feste oder kautschukairtige Massen
verwandelt werden, wie Methacrylsäureäthylester, Acrylsäurem;ethylester :oder Vinylace4t,
können in analoger Weise, wie dies im folgenden für Methacryls:äuremethylester beschrieben
ist, verwendet werden.
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Die Polymerisation des neuen Injektionsmittels geschieht in an sich
bekannter Weise.
Als PolymerisationskaWysatoren können sauerstoffabgebende
Stoffe, wie Wasserstofffsuperoxvd oder Benzoylsuperoxyd, verwen-
det werden. Durch Zusätze von Polymer' |
tionsreglern, wie Aldehyden, Terpentindl.o |
Lösungsmitteln mit spezitischer Wiiü*W. |
kann die Geschwindigkeit des Polymerisay tionsverlaufes in gewünschter Weise be:eiuiflußt
werden, sö daß beispielsweise ein Rufsieden der injizierten Masse durch zu heftig
einsetzende Reaktion vermieden wird.
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Die Injektion der vorgeschlagenen Masse kann bei beliebiger Temperatur
vorgenommen werden. Die injizierte Masse füllt alle darzustellenden Hohlräume vollständig
aus, ohne beim 4rhärten wesentlich zu schrumpfen, so daß ein Nachinjizyeren nicht
notwendig ist. Die Erhärtung erfolgt durch Polymerisation schon bei Temperaturen,
die eine Verformung der Organe ausschließen. Nach erfolgter Polymerisation kann
infolge der Widerstandsfähigkeit der erhärteten Injektionsmasse gegenüber hochprozentigen
Säuren und Laugen die Zerstörung der umliegenden Gewebe, Knochen usw. durch Säuren
und Laugen rasch und vollständig erfolgen. Dem Injektionsmittel können beliebige
Farben zugesetzt «erden, so daß Mehrfachinjektionen, z. B. Arterien/Venen-Injektionen,
in verschiedenen Farben ohne weiteres durchführbar sind.
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Das neue Injektionsmittel besitzt vor allen bisher zu diesem Zweck
verwendeten Materialien eine Reihe von grundlegenden Vorteilen: Die Viskosität kann
in der angegebenen Weise leicht verändert werden. Das Arbeiten mit dem neuen Mittel
ist außerordentlich sauber und bequem im Gegensatz zu den bekannten für diesen Zweck
verwendeten Celluloid- und Celloidinlösungen, insbesondere .auch ein länger dauerndes
Nachinjizieren nicht erforderlich. Die erhärtete Masse ist gegen mechanische Einwirkung,
Temperaturunterschiede, Feuchtigkeit usw. in hohem Grad unempfindlich und unbegrenzt
haltbar. Die erfindungsgemäß gewonnenen Korrosionspräparate ` geben die darzustellenden
Hohlräume in außerordentlicher Feinheit und Vollkommenheit wieder, wie dies mit
bekannten Mitteln und in so einfacher Weise bisher nicht erreichbar war. Selbst
mikroskopisch kleine Hohlräume und Äderchen wer-:'den vollkommen naturgetreu wiedergegeben.
Beispiel i .,-Methacrylsäuremethylester wird mit a,oi % eines beliebigen sauerstoffabgebenden
Polymerisationskatalysators aufgekocht `und erwärmt, bis die Flüssigkeit sirupähnliche
Konsistenz aufweist. Dieses Material wird in bekannter Weise in die Arterien eines
beliebdgeil Organs injiziert. Nach vollständiger Füllung der darzustellenden Arterien
wird die Injektionsöffnung abgebunden und das Organ auf eine Temperatur von etwa
q.5° C beispielsweise in einem Wasserbad .erwärmt, bis die Injektionsmasse erhärtet
ist, was nach t bis 2 Tagen der Fall ist. 'Durch Einlegen in 250,'oige Kalilauge
zur Entfernung der Weichteile und gegebenenfalls in Salzsäure zur Entfernung von
Knochensubstanz wird das Korrosionspräparat isoliert.
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Beispiel 2 Methacrylsäuremethylester, welcher Y o Gewichtsteile Dibutylphthalat
enthält, wird mit o,o i o/o eines beliebigen sauerstoffabgebenden Polymerisationskatalysators
aufgekocht und erwärmt, bis die Flüssigkeit sirupähnliche Konsistenz aufweist. Das
Material wird, wie in Beispkl i 'angegeben, weiter verarbeitet. .
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Beispiel 3 An Stelle der im Beispiel i genanntem Flüssigkeit wird
eine Mischung aus 6o Teilen Methacrylsäuremethylester, i 5 Teilen Vinylacetat, 25
Teilen Acrylsäurebutyles-ter, als Injektionsflüssigkeit verwendet.