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TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt die Verwendung von methylierten
Cyclodextrinen (CDs), um die Wasserlöslichkeit, Auflösungsgeschwindigkeit
und Bioverfügbarkeit
ausgewählter
Cannabinoide, insbesondere klassischer Cannabinoide, wie Δ9-Tetrahydrocannabinol
(THC), zu verbessern. Zusätzlich
stellen methylierte CDs ein Mittel zur Herstellung flüssiger und
fester Formulierungen von Cannabinoiden bereit, die in verschiedenen
Darreichungsformen, wie zur oralen Verabreichung, einschließlich der
sublingualen und bukkalen Verabreichung, jedoch auch zur nasalen
und pulmonalen Verabreichung, parenteralen und topischen Verabreichung,
verwendet werden können.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Cannabinoide
sind eine Gruppe von Verbindungen, die Liganden für Cannabinoid-Rezeptoren
(CB1, CB2) sind,
die im menschlichen Körper
vorkommen (Pertwee, 1997). Cannabinoide wurden ursprünglich aus Cannabis
Sativa L, eine Quelle für
Marihuana und Haschisch, gefunden. In den letzten Jahre wurde in
der wissenschaftlichen Fachliteratur berichtet, dass Marihuana oder
seine Komponenten gegen die Symptome aus einem breiten Bereich von
Zuständen
wirken, einschließlich
multiple Sklerose und andere Formen von Muskelkrampf, einschließlich von
Gebärmutter-
und Darmkrämpfen,
Bewegungsstörungen,
Schmerz, einschließlich
von Migräne-Kopfschmerz;
Glaukom, Asthma, Entzündung,
Schlaflosigkeit und Bluthochdruck. Eine Einsatzmöglichkeit für Cannabinoide kann auch als
ein oxytoxisches, anxiolytisches, anti-konvulsives, anti-depressives
und anti-psychotisches Mittel (Williamson und Evans, 2000), ein
Anti-Krebsmittel sowie als ein Appetitstimulanz sein.
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Heutzutage
wurden bereits über
60 chemisch verwandte Verbindungen aus Cannabis sativa L. isoliert, die
kollektiv als Cannabinoide klassifiziert werden, einschließlich von
Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), und Cannabinol (CBN).
Zusätzlich
wurden bereits verschiedene synthetische Liganden für Cannabinoidrezeptoren
während
der letzten Jahre entwickelt. Die Cannabinoide werden in der Regel
in die Gruppen von klassischen Cannabinoiden, nicht klassischen
Cannabinoiden, Aminoalkylindol-Derivaten und Eicosanoiden unterteilt
(Pertwee, 1997). Die klassischen Cannabinoide werden aus Cannabis
Sativa L isoliert, oder sie können
synthetische Analoga dieser Verbindungen umfassen. Die nicht klassischen
Cannabinoide sind bi- oder tricyclische Analoga von Tetrahydrocannabinol
(THC) (ohne den Pyranring); Aminoalkylindole bilden eine Gruppe,
die sich von klassischen und nicht klassischen Cannabinoiden strukturell
wesentlich unterscheidet.
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Die
pharmakologischen und toxikologischen Studien von Cannabinoiden
haben sich hauptsächlich
auf THC (im Handel unter dem Namen Dronabinol erhältlich)
konzentriert, welches im Jahre 1985 von der FDA zur Behandlung der
mit Übelkeit
und Erbrechen einhergehenden Chemotherapie und später für die mit
AIDS zusammenhängende
Auszehrung und Anorexie zugelassen wurde. Dronabinol ist ein synthetisches
Analogon von THC, welches in den USA als Marinol auf dem Markt ist.
In Marinol ist THC im Sesamöl
gelöst,
und es wird oral als eine Kapsel verabreicht, die 5 oder 10 mg THC
enthält.
Das Hauptproblem von THC bei der oralen Verabreichung besteht in
der geringen Bioverfügbarkeit
auf Grund seiner schlechten Auflösungseigenschaften und
auf Grund des hohen First-Pass-Metabolismus. Die Bioverfügbarkeit
von oral aufgenommenem THC reicht von nur 6% bis ungefähr 20%,
in Abhängigkeit
von dem eingesetzten Arzneistoffvehikel.
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Cyclodextrine
(CDS) sind cyclische Oligosaccharide, bestehend aus (α-1,4)-verknüpften α-D-Glucopyranose-Einheiten,
mit einer lipophilen zentralen Kavität und mit einer hydrophilen
Außenfläche (Frömming und
Szeijtli, 1994). CDs sind in der Lage, mit vielen Arzneistoffen
Einschlusskomplexe durch Aufnahme des gesamten Arzneistoffs oder
häufiger
der lipophilen Einheit des Moleküls
in die Kavität
zu bilden. Die am reichlichsten vorhandenen natürlichen CDs sind α-Cyclodextrin
(α-CD), β-Cyclodextrin
(β-CD) und γ-Cyclodextrin (γ-CD), die
6, 7 bzw. 8 Glucopyranose-Einheiten enthalten. Von diesen 3 CDs
scheint β-CD
der am stärksten geeignete
pharmazeutische Komplexbildner auf Grund seiner Kavitätsgröße, Verfügbarkeit,
geringen Kosten und anderer Eigenschaften zu sein. Da β-CD eine
begrenzte Wasserlöslichkeit aufweist,
wurden bereits zahlreiche wasserlösliche β-CD-Derivate synthetisiert,
einschließlich
von Hydroxypropyl-β-cyclocextrin
(HP-β-CD), Sulfobutylether-β-cyclocextrin
(SBE-β-CD),
Maltosyl-β-cyclocextrin
(ML-β-CD)
und methylierten CDs, einschließlich
Dimethyl-β-cyclocextrin (DM-β-CD), Trimethyl-β-cyclodextrin
(TM-β-CD)
und regellos methyliertem β-cyclodextrin (RM-β-CD).
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In
Arzneistoffformulierungen werden CDs hauptsächlich zur Erhöhung der
Wasserlöslichkeit,
Stabilität und
Bioverfügbarkeit
verschiedener Arzneistoffe, Nahrungsmittel-Zusatzstoffe und Kosmetik-Bestandteile
verwendet (Frömming
und Szejtli, 1994). Zusätzlich
können
CDs auch zur Umwandlung von flüssigen
Verbindungen in mikrokristalline Pulver, zur Verhinderung von Arzneistoff-Arzneistoff-
oder Arzneistoff-Additiv-Wechselwirkungen, Herabsetzung von Magen-Darm-Reizung
oder Augenreizung und zur Herabsetzung oder Beseitigung von unangenehmem
Geschmack und Geruch verwendet werden.
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In
den folgenden Veröffentlichungen
wird auf Studien Bezug genommen, die sich mit der Verwendung von
CDs mit Cannabinoiden (klassische, nicht klassische und Aminoalkylindol-Derivate) befassen.
Shoyama et al. (1983) haben berichtet, dass THC einen Einschlusskomplex
mit natürlichem β-CD mit zunehmender
chemischer Stabilität
von THC bildet. Shoyama et al. (1983) stellten den festen THC/β-CD-Einschlusskomplex durch
Mischen von THC und β-CD
in Methanol/Wasser-Lösung
her und stellten die Hypothese auf, dass CDs auch zur Verbesserung
der Wasserlöslichkeit
und Membranpermeabilität
von THC verwendet werden können. Jarho
et al. (1989) haben berichtet, dass HP-β-CD die Wasserlöslichkeit
von THC erhöht
und die Co-Verabreichung von kleinen Mengen an wasserlöslichem
Polymer (HPMC) die Komplexierung zwischen HP-β-CD und THC verstärkt. Zudem
haben unlängst
Song et al. (2000) und Porcella et al. (2001) HP-β-CD zur Solubilisierung
des Aminoalkylindol-Derivats WIN-55212 in topischen ophthalmischen
Formulierungen verwendet.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen neuen Komplex zwischen einer
speziellen Gruppe von Cyclodextrinen und Cannabinoiden. Speziell
betrifft die Erfindung einen Komplex von RM-β- Cyclodextrin und einem Cannabinoid,
das aus der klassischen Cannabinoidgruppe bestehend aus Cannabinol,
Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol ausgewählt ist.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines solchen
Komplexes sowie pharmazeutische Zusammensetzungen, die einen solchen
Komplex enthalten. Die Komplexe oder die pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die denselben enthalten, sind besonders zur Verabreichung durch
eine Schleimhaut gedacht, wie zur sublingualen oder bukkalen Verabreichung
in der Form einer Tablette, Kapsel, einer Lösung oder eines Spray, obwohl
auch andere Verabreichungsweisen in Frage kommen können, wie
andere orale Verabreichungsformen, z. B. in der Form von zu schluckenden
Tabletten und Kapseln oder in der Form von z. B. Lösungen oder
festen Pulvern zur pulmonalen und nasalen Verabreichung. Auch die
parenterale und topische Verabreichung wird betrachtet, wobei letztere
Verabreichungsform die Verwendung des Komplexes zur ophthalmischen
Verabreichung einschließt.
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Außerdem betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Behandlung eines Individuums, wie
eines Menschen, für
einen Zustand, der auf die Behandlung mit einem Cannabinoid anspricht,
wobei das Verfahren die Verabreichung einer ausreichenden Menge
eines Komplexes von RM-β-Cyclodextrin und
einem Cannabinoid, ausgewählt
aus der klassischen Cannabinoidgruppe bestehend aus Cannabinol,
Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol, an das Individuum umfasst.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt die Verwendung von methylierten
CDs zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit,
Auflösungsgeschwindigkeit,
Absorptionsgeschwindigkeit und Bioverfügbarkeit von klassischen Cannabinoiden.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf dem Befund, dass methylierte β-CDs die
Wasserlöslichkeit
von Cannabinoiden im Vergleich zu anderen CDs wesentlich stärker erhöhen. Somit
können
hohe Konzentrationen an Cannabinoiden in wässriger Lösung durch die methylierten
CDs erzielt werden. Durch Gefriertrocknen einer Lösung, die
das methylierte β-CD und Cannabinoid
enthält,
können
die Cannabinoide in ein homogenes Pulver mit guten Auflösungseigenschaften übergeführt werden.
In diesem Pulver sind die Cannabinoide durch die CD-Moleküle komplexiert
(d. h. die Cannabinoid-Moleküle
befinden sich im Inneren der CD-Kavität und bilden Einschlusskomplexe),
wobei die Auflösungsgeschwindigkeit
der Cannabinoide auf Grund der ausgezeichneten Löslichkeits/Auflösungseigenschaften
des CD zunimmt.
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Dieser
neue Befund kann in einem neuen Typ von Cannabinoidformulierungen
verwendet werden. Cannabinoide sind hoch lipophile Verbindungen
mit schlechten Auflösungseigenschaften.
Bei der oralen Arzneistoffabgabe besteht das Hauptproblem der Cannabinoide
in einem hohen First-Pass-Metabolismus und schlechten Auflösungseigenschaften.
Somit sind die sublingualen und bukkalen Darreichungsformen potentielle
Alternativen für
die Cannabinoidtherapie auf Grund des Umgehens des First-Pass-Metabolismus auf
diese Weise der Verabreichung. Das Hauptproblem bei sublingualen
und bukkalen Darreichungsformen besteht in der geringen Wasserauflösungsgeschwindigkeit
von Cannabinoiden. Bei der vorliegenden Neuheit wurden die schlechten
Auflösungseigenschaften
mittels Komplexbildung mit methylierten β-CDs behoben, die die Auflösungsgeschwindigkeit
von Cannabinoiden wesentlich erhöht
und die Verwendung von sublingualen und bukkalen Darreichungsformen
von Cannabinoiden gestattet.
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Die
Cannabinoid/methylierten β-CD-Komplexe
können
auch in anderen oralen Formulierungen verwendet werden, wie in Tabletten
oder Kapseln, um die Auflösungsgeschwindigkeit
und Bioverfügbarkeit
von Cannabinoiden zu verbessern. Zusätzlich können die verbesserten Auflösungseigenschaften
von Cannabinoiden in CD-enthaltenden
Formulierungen auch in anderen Arzneistoff-Verabreichungswegen für Cannabinoide verwendet
werden, wie pulmonale und nasale Verabreichung.
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Im
Vergleich zu früheren
Befunden verbessert methyliertes β-CD
die Wasserlöslichkeit
von Cannabinoiden wirksamer, und verleiht den Cannabinoiden viel
versprechende Auflösungseigenschaften.
Jarho et al. (1998) zeigten, dass die Wasserlöslichkeit von THC mit HP-β-CD verbessert
werden kann. Allerdings ist die Komplexierung von Cannabinoiden
mit methyliertem β-CD
im Vergleich zu HP-β-CD
wirksamer. Dies verbessert die pharmazeutische Brauchbarkeit der
CDs wesentlich.
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Wie
vorstehend erläutert,
beträgt
die Bioverfügbarkeit
von THC 6–20%
nach oraler Verabreichung. THC ist im Handel als eine Kapsel erhältlich,
die 5–10
mg THC (Marinol) enthält.
Jarho et al. zeigten, dass mit einer 40%igen Lösung von HP-β-CD eine
1 mg/ml-Lösung von
THC erhalten werden kann. Somit kann errechnet werden, dass 2 g
HP-β-CD
zur Entwicklung einer Darreichungsform benötigt wird, die 5 mg komplexiertes THC
enthält.
Dies ist eine Menge, die für
Tablettenformulierungen zu viel ist. Erfindungsgemäß wurde
nun gezeigt, dass die gleiche Menge an THC mit 200 mg RM-β-CD komplexiert
werden kann.
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In
sublingualen und bukkalen Formulierungen kann eine kleinere Dosis
von Cannabinoiden auf Grund des Umgehens des First-Pass-Metabolismus
verabreicht werden. Allerdings bieten auch bei diesen Anwendungen
methylierte β-CDs überlegene
Merkmale im Vergleich zu beispielsweise HP-β-CD. Wie vorstehend angegeben,
würden
beispielsweise 400 mg HP-β-CD
zur Komplexierung von 1 mg THC benötigt werden. Die gleiche Formulierung
kann mit 24,7 mg RM-β-CD
hergestellt werden, welches die Eignung der CD-Technologie auch
in sublingualen und bukkalen Arzneistoffformulierungen erhöht.
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Die
neuen erfindungsgemäßen Einschlusskomplexe
können
auf herkömmliche
Weise, die einem Fachmann bekannt ist, hergestellt werden. Solche
Komplexe werden typischerweise durch Auflösung eines ausgewählten Cannabinoids
in einem ausgewählten
CD hergestellt. Das Produkt ist in der Regel ein Gemisch von Cannabinoid/CD-Komplex,
unkomplexiertem Cannabinoid und unkomplexiertem CD. Die Mengen an
Cannabinoiden und CD werden so gewählt, um die gewünschte Komplexbildungswirksamkeit
zu ergeben, die auch von der Komplexbildungskonstante zwischen Cannabinoid
und CD abhängt.
Die Komplexbildungskonstante (K1:1, K1:2) zwischen Cannabinoiden und CDs liegt
in der Regel in einem Bereich von 1 M–1 bis
100.000 M–1. Typischerweise
werden Cannabinoid und CD in einem Gewichtsverhältnis (Trockengewicht zu Trockengewicht)
im Bereich zwischen 1:4 und 1:1.000, wie 1:4 bis 1:250, verwendet.
Wenn die methylierten CDs als eine Lösung verwendet werden, kann
eine solche Lösung
0,1 bis 50 Gew.-% CD enthalten.
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Die
Bildung eines Einschlusskomplexes kann durch die Verwendung von
Lösungsmitteln
erleichtert werden, wie organische Lösungsmittel, beispielsweise
Ethanol. Die Temperatur kann in einem gewissen Ausmaß variieren,
jedoch ist sie der Zweckmäßigkeit
halber typischerweise die Umgebungstemperatur. Kleine Mengen an
wasserlöslichen
Polymeren, wie Hydroxypropylmethylcellulose, bei erhöhten Temperaturen
können
ebenfalls zur Verbesserung der Komplexbildung von Cannabinoid mit
CDs verwendet werden.
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Nach
dem Mischen, typischerweise für
1 bis 3 Tage, wird die erhaltene Lösung in ein Gleichgewicht kommen
gelassen und kann anschließend,
sofern gewünscht,
gefriergetrocknet oder sprühgetrocknet
werden, um ein Pulver zu bilden, das in eine pharmazeutische Zubereitung
einzuschließen
ist.
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Die
Cannabinoid-CD-Einschlusskomplexe können auch unter heterogenen
Bedingungen (Suspension) und in fester Phase hergestellt werden.
Diese Verfahren umfassen Verfahren, wie Kneten, Mahlen und das sogenannte
Slurry-Verfahren. In Lösung
können
Verfahren, wie Copräzipitation
und Neutralisation, zur Herstellung der festen Einschlusskomplexe
verwendet werden.
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Die
pharmazeutische Zubereitung kann jede beliebige geeignete pharmazeutische
Zubereitung zur oralen Verabreichung sein, einschließlich von
sublingualer und bukkalen Verabreichung oder beispielsweise zur
nasalen und/oder pulmonalen Verabreichung, kann jedoch auch eine
pharmazeutische Zubereitung z. B. für den parenteralen, topischen
oder rektalen Gebrauch sein.
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Die
erfindungsgemäße pharmazeutische
Zubereitung enthält
den Komplex in pharmazeutisch verträglichen Mengen zusammen mit
pharmazeutisch verträglichen
Trägern,
Adjuvantien oder Vehikeln, die auf dem Fachgebiet bekannt sind.
Die Herstellung von solchen pharmazeutischen Formulierungen ist
auf dem Fachgebiet wohl bekannt.
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Somit
kann das Arzneimittel in einer Darreichungsform vorliegen, die zur
oralen Verwendung geeignet ist, wie als Tabletten, Kapseln, flüssige Darreichungsformen,
wie Suspensionen, Emulsionen, Sirupe, etc. oder z. B. ein Pulver
zur pulmonalen Anwendung. Alle derartigen Formulierungen werden
unter Verwendung von an sich bekannten Formulierungstechniken und
Trägern,
Adjuvantien und/oder Additiven hergestellt. Geeignete Vehikel zur
Herstellung oraler Verabreichungsformen, wie Tabletten oder Kapseln,
sind beispielsweise Stärke,
Lactose, Saccharose, Sorbit, Talk, Stearate, etc. Der erfindungsgemäße Komplex
kann auch parenteral verabreicht werden, beispielsweise unter Verwendung
wässriger
oder öliger
Suspensionen, Emulsionen oder Dispersionen, die den Wirkstoff in
Kombination mit herkömmlichen pharmazeutisch
verträglichen
Exzipienten enthalten. Formulierungen zur rektalen Anwendung sind
z. B. Suppositorien, die den Komplex in Kombination mit Trägersubstanzen
enthalten, die zur rektalen Anwendung geeignet sind.
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Ebenfalls
im Rahmen der Erfindung betrachtet wird die topische Verabreichung
des Komplexes, für welche
Verabreichungsform Cremes, Salben, Gele, Lösungen, Suspensionen oder dergleichen
geeignet sind, die eine pharmakologisch wirksame Menge des Komplexes
zusammen mit einem an sich bekannten pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Vehikel enthalten.
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Die
therapeutische Dosis, die einem Patienten, der der Behandlung bedarf,
zu verabreichen ist, hängt i.
a. ab von dem Körpergewicht
und dem Alter des Patienten, dem bestimmten Zustand der behandelt
wird, sowie von der Verabreichungsweise und wird durch einen Fachmann
unschwer bestimmt. Im Allgemeinen würde eine Konzentration von
0,01 bis 5% Wirkstoff, Cannabinoid, in einem geeigneten Träger zur
topischen Verwendung ausreichend sein, wohingegen zum Beispiel eine
Darreichungsform zur oralen Verwendung von 0,1 mg bis 5 g, typischerweise
von 0,1 mg bis 500 mg Cannabinoid, die ein- bis viermal am Tag zu
verabreichen ist, für
die meisten Zwecke ausreicht.
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Die
folgenden Beispiele erläutern
die Erfindung ohne dieselbe in irgendeiner Weise einzuschränken.
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BEISPIEL 1
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In
diesem Beispiel werden die Studien zur wässrigen Löslichkeit von THC und CBD mit
RM-β-CD und HP-β-CD gezeigt
(
1 zeigt die Auswirkung von RM-β-CD () und HP-β-CD (
)-Konzentration
auf wässrige Löslichkeit
von THC;
2 zeigt die Auswirkung von RM-β-CD () und HP-β-CD (
)-Konzentration
auf die wässrige
Löslichkeit
von CBD. Die Löslichkeitsstudien
zeigen, dass RM-β-CD
die wässrige
Löslichkeit
von beiden Cannabinoiden im Vergleich zu HP-β-CD wesentlich mehr erhöht. Sämtliche
Phasen-Löslichkeitsdiagramme
(Cannabinoidkonzentration als eine Funktion der CD-Konzentration)
sind vom Ap-Typ (Higuchi und Connors 1965) und die berechneten Komplexbildungskonstanten
für 1:1-
und 1:2-Einschlusskomplexe sind in Tabelle 1 gezeigt. Tabelle 1. Die berechnete Komplexbildungskonstante
für 1:1(K
1:1) und 1:2(K
1:2)-Einschlusskomplexe
für THC und
CBD mit RM-β-CD
bzw. HP-β-CD
Cannabinoid | CD | K1:1 (M–1) | K1:2 (M–1) |
THC | RM-β-CD | 19.563 | 38 |
| HP-β-CD | 4.222 | 58 |
CBD | RM-β-CD | 484.145 | 8 |
| HP-β-CD | 13.844 | 62 |
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BEISPIEL 2
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In
diesem Beispiel ist die Auswirkung von RM-β-CD auf die Auflösungsmerkmale
von THC mit 4 verschiedenen THC-Formulierungen gezeigt.
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Das
Pulver, das THC/RM-β-CD-Einschlusskomplex
enthält,
wurde durch Auflösen
von THC in wässriger
RM-β-CD-Lösung hergestellt,
welche nach Equilibrierung (2 Tage) gefriergetrocknet wurde. Die HPLC-Analyse
des vorstehenden Pulvers zeigte, dass 25,7 mg des Pulvers 1,0 mg
THC enthielten. Sämtliche Experimente
erfolgten in 2% RM-β-CD-Auflösungsmedien
(pH 6,6), um die freie Auflösung
von THC zu gewährleisten.
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3 zeigt
das Auflösungsprofil
(gelöstes
THC als Funktion der Zeit) von THC aus der Gelatinekapsel, die 1,0
mg reines THC und 99 mg Lactose (Mittelwert ± SD, n = 4) enthält. 4 zeigt
die gleichen Messwerte mit einer Kapsel, die 25,7 mg RM-β-CD/THC-Komplex
(entsprechend 1 mg THC) und 74,3 mg Lactose (Mittelwert ± SD, n
= 4) enthält.
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Die 3 und 4 zeigen,
dass die Komplexbildung von THC mit RM-β-CD die Auflösungsgeschwindigkeit von THC
wesentlich erhöht
(zu beachten ist die unterschiedliche Zeitskala in den Figuren).
Mit einer RM-β-CD/THC-Formulierung
wird THC in 5 min vollkommen gelöst,
und die Auflösung
von THC wird durch die Auflösungsgeschwindigkeit der
Kapsel (4) kontrolliert. Ohne RM-β-CD ist die
Auflösungsgeschwindigkeit
viel langsamer, und THC ist nach 1 h vollständig gelöst.
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Um
die Auswirkung der Einschlusskomplexbildung auf die Auflösung von
THC zu untersuchen, wurden auch die Auflösungsstudien mit der Gelatinekapsel
durchgeführt,
die ein physikalisches Gemisch von THC (1,0 mg), RM-β-CD (24,7
mg) und Lactose (74,3 mg) enthielten. Die Ergebnisse (5,
Mittelwert ± SD,
n = 3) zeigen, dass die physikalische Gemisch-Formulierung keine
Auswirkung auf die Auflösungsgeschwindigkeit von
THC besaß.
Somit ist die Einschlusskomplexbildung zwischen THC und RM-β-CD für eine schnelle
Auflösung
von THC essentiell.
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Die
Auflösungsstudien
wurden auch mit der Tablette durchgeführt, die aus gefriergetrocknetem RM-β-CD/THC-Komplex
hergestellt wurde. Die Tabletten enthielten 25,7 mg RM-β-CD/THC-Komplex
(entsprechend 1,0 mg THC) und 74,3 mg Lactose. Die Ergebnisse (6,
Mittelwert ± SD,
n = 6) zeigen, dass THC in 15 min vollständig gelöst ist, was im Vergleich zu
der Gelatinekapsel, die reines THC enthält (3), signifikant
schneller ist.
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Schlussfolgend
zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass die Komplexbildung von
THC mit RM-β-CD die
Auflösungsgeschwindigkeit
von THC wesentlich erhöht.
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BEISPIEL 3
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In
diesem Beispiel wurde auch die Auswirkung von RM-β-CD auf die
Auflösungsmerkmale
von CBD mit 4 verschiedenen CBD-Formulierungen gezeigt.
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Das
Pulver, das CBD/RM-β-CD-Einschlusskomplex
enthielt, wurde durch Auflösen
von CBD in wässriger
RM-β-CD-Lösung hergestellt,
welche nach Äquilibrierung
(2 Tage) gefriergetrocknet wurde. Die HPLC-Analyse des Pulvers vorstehend
zeigte, dass 13,4 mg des Pulvers 1,0 mg CBD enthielt. Alle Experimente
wurden in 2% RM-β-CD-Auflösungsmedien
(pH 6,6) durchgeführt,
um die freie Auflösung
von CBD zu gewährleisten.
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7 zeigt
das Auflösungsprofil
(gelöstes
CBD als Funktion der Zeit) von CBD aus der Gelatinekapsel, die 1,0
mg reines CBD und 99 mg Lactose (Mittelwert ± SD, n = 6) enthält. 8 zeigt
die gleichen Messwerte mit einer Kapsel, die 13,4 mg RM-β-CD/CBD-Komplex
(entsprechend 1 mg CBD) und 86,6 mg (Mittelwert ± SD, n = 6) enthält.
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Die 7 und 8 zeigen,
dass die Komplexierung von CBD mit RM-β-CD die Auflösungsgeschwindigkeit von CBD
wesentlich erhöht
(festzustellen ist die unterschiedliche Zeitskala in den Figuren).
Mit der RM-β-CD/CBD-Formulierung
ist CBD in 5 min vollständig
gelöst,
und die Auflösung
von CBD wird durch die Auflösungsgeschwindigkeit
der Kapsel (8) kontrolliert. Ohne RM-β-CD ist die
Auflösungsgeschwindigkeit viel
geringer und CBD ist nach 3 h vollständig gelöst.
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Um
die Auswirkung der Einschlusskomplexbildung auf die schnelle Auflösung von
CBD zu untersuchen, wurden die Auflösungsstudien auch mit der Gelatinekapsel
durchgeführt,
die ein physikalisches Gemisch von CBD (1,0 mg), RM-β-CD (12,4
mg) und Lactose (86,6 mg) enthielt. Die Ergebnisse (9;
Mittelwert ± SD,
n = 6) zeigen, dass die physikalische Gemisch-Formulierung keine
Auswirkung auf die Auflösungsgeschwindigkeit
von CBD besaß.
Somit ist die Einschlusskomplexbildung zwischen CBD und RM-β-CD für die schnelle
Auflösung
von CBD essentiell.
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Die
Auflösungsstudien
wurden auch mit der Tablette durchgeführt, die aus gefriergetrocknetem RM-β-CD/CBD-Komplex
hergestellt wurde. Die Tabletten enthielten 13,4 mg RM-β-CD/CBD-Komplex
(entsprechend 1,0 mg reines CBD)-Pulver und 86,6 mg Lactose. Die
Ergebnisse (10; Mittelwert ± SD, n
= 6) zeigen, dass CBD in 15 min vollständig gelöst ist, was im Vergleich zu
der Gelatinekapsel, die reines CBD enthält (7), signifikant
schneller ist.
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Schlussfolgernd
zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass die Komplexierung von CBD
mit RM-β-CD die
Auflösungsgeschwindigkeit
von CBD wesentlich erhöht.
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DRUCKSCHRIFTEN
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