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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine neue DNA-Sequenz, die an der
V(D)J-Rekombination
in Lymphozyten beteiligt ist und deren Mutation schweren kombinierten
Immundefekt (SCID) verursacht. Die Erfindung betrifft auch Diagnoseverfahren,
Therapieverfahren und Verfahren zur Durchmusterung neuer Verbindungen,
welche diese Sequenz verwenden, sowie nicht-menschliche transgene
Tiere.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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B-
und T-Lymphozyten erkennen fremdes Antigen durch spezialisierte
Rezeptoren: die Immunglobuline bzw. den T-Zell-Rezeptor (TCR). Die
hoch polymorphen Antigen-Erkennungsregionen dieser Rezeptoren sind
aus variablen (V), Diversitäts-
(D) und Verbindungs ("joining") (J)-Gensegmenten
zusammengesetzt, die vor ihrer Expression durch einen Mechanismus,
der als V(D)J-Rekombination
bekannt ist, eine somatische Umlagerung eingehen (Tonegawa, 1983).
Jedes V-, D- und J-Segment ist von Rekombinations-Signalsequenzen
(RSSs) flankiert, die aus konservierten Heptameren und Nonameren
zusammengesetzt sind, welche durch willkürliche Sequenzen mit entweder
12 oder 23 Nukleotiden getrennt sind. RSSs dienen als Erkennungssequenzen
für die
V(D)J-Rekombinase.
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Die
V(D)J-Rekombination kann grob in drei Schritte aufgeteilt werden.
Das RAG1- und RAG2-Protein initiieren
den Umlagerungsprozess durch die Erkennung der RSS und die Einführung eines
DNA-Doppelstrang-Bruches (DSB) an der Grenze des Heptamers (Schatz
et al., 1989; Oettinger, 1990). RAG1 und RAG2 sind die einzigen
zwei Faktoren, die erforderlich sind, um in einer Reaktion, die
an die retrovirale Integration und Transposition erinnert (van Gent
et al., 1996; Roth und Craig, 1998) die DNA-Spaltung in zellfreien
Systemen zu katalysieren (McBlane et al., 1995; Van Gent et al.,
1995; Eastman et al., 1996). Es wurde gezeigt, dass drei saure Reste,
DDE, die aktive Stelle zusammensetzen, die von RAG1 getragen wird
(Kim et al., 1999; Landree et al., 1999; Fugmann et al., 2000).
Die auf unreife B- und T-Lymphozyten beschränkte Expression sowohl des
RAG1- als auch des RAG2-Gens begrenzt die V(D)J-Rekombination auf
die Lymphoid-Linie. Am Ende dieser Phase, welche einen DNA-Schaden
verursacht, wird die chromosomale DNA mit zwei Haarnadel-verschlossenen
Codierungsenden (CE) zurückgelassen,
während
die RSSs und die dazwischenliegenden DNA-Sequenzen aus den Chromosomen als stumpfe
phosphorylierte Signalenden (SE) aus dem Chromosom ausgeschnitten
werden (Roth et al., 1992; Schlissel et al., 1993; Zhu und Roth,
1995). Der anschließende Schritt
besteht in der Erkennung und dem Signalisieren des DNA-Schadens
an die DNA-Reparaturmaschinerie. Von nun an sind allgegenwärtige enzymatische
Aktivitäten
beteiligt.
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Die
Beschreibung der murinen SCID-Situation, die durch einen Mangel
an zirkulierenden reifen B- und T-Lymphozyten gekennzeichnet ist
(Bosma et al., 1983), als allgemeiner DNA-Reparaturdefekt, der von
einer erhöhten
Empfindlichkeit gegen ionisierende Strahlung oder andere Mittel
begleitet ist, die einen DNA-DSB verursachen, lieferte das Bindeglied
zwischen V(D)J-Rekombination
und DNA-DSB-Reparatur (Fulop, 1990; Biedermann, 1991; Hendrickson,
1991). Dieses wurde weiter durch die Analyse von chinesischen Ovarialzelllinien
(CHO) bestätigt,
die anfänglich
auf der Basis ihres Defekts bei der DNA-Reparatur selektiert wurden
und von denen sich herausstellte, dass sie in vitro eine beeinträchtigte
V(D)J-Rekombination aufweisen (Taccioli et al., 1993). Dies führte zu
der Beschreibung des Ku70/Ku80/DNA-PKcs-Komplexes als DNA-Schaden-Sensor (Überblick
in (Jackson and Jeggo, 1995)). Kurz gesagt, ist DNA-PKcs eine DNA-abhängige Proteinkinase,
die zu der Phosphoinosit(PI)kinase-Familie gehört, die an der Stelle der DNA-Läsion durch
Wechselwirkung mit dem Regulationskomplex Ku70/80 rekrutiert wird,
welcher sich an DNA-Enden bindet (Gottlieb und Jackson, 1993). Zellen
aus SCID-Mäusen
fehlt DNA-PK-Aktivität aufgrund
einer Mutation in dem DNA-PKcs codierenden Gen (Blunt et al., 1996;
Danska et al., 1996). Dies beeinträchtigt den V(D)J-Rekombinationsprozess schwer,
was letztendlich zu einem Anhalten sowohl der B- als auch der T-Zellentwicklung führt.
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In
jüngerer
Zeit wurden zwei Proteine, NBS1 und γ-H2AX, an der Stelle der chromosomalen
Umlagerung im TCR-α-Locus
in Thymozyten identifiziert (Chen et al., 2000). NBS1, das im Nijmegen-Bruchsyndrom mutiert
ist, nimmt an der Bildung des RAD50/MRE11/NBS1-Komplexes teil, der
an der DNA-Reparatur beteiligt ist (Carney et al., 1998; Varon et
al., 1998). γ-H2AX
stellt die phosphorylierte Form des Histons H2A als Reaktion auf
einen äußeren Schaden
dar und wird als wichtiger Sensor eines DNA-Schadens angesehen (Rogakou et
al., 1998; Rogakou et al., 1999; Paull et al., 2000). Die biologische
Implikation dieser Beobachtung ist noch nicht vollständig verstanden,
aber sie zeigt, dass der RAD50/MRE11/NBS1-Komplex bei der Aufspürung und Signalisierung
des RAG1/2-vermittelten DNA-DSB an die zelluläre DNA-Reparatur-Maschinerie
mit dem DNA-PK-Komplex kooperieren kann. In der Endphase der V(D)J-Umlagerung
stellt die DNA-Reparatur-Maschinerie als solche die Religierung
der beiden chromosomalen gebrochenen Enden sicher. Dieser letzte Schritt ähnelt dem
wohlbekannten nicht-homologe Enden verbindenden (NHEJ) DNA-Stoffwechselweg
in der Hefe Saccharomyces cerevisiae (Überblick in (Haber, 2000)),
an dem der XRCC4- (Li et al., 1995) und der DNA-Ligase IV- (Robins
und Lindahl, 1996) Faktor beteiligt sind. Die kürzlich erhaltene Kristallstruktur
von XRCC4 demonstriert die hantelartige Konformation dieses Proteins
und liefert eine strukturelle Basis für seine Bindung an DNA sowie
seine Assoziation mit DNA-Ligase
IV (Junop et al., 2000). Alle Tiermodelle, die ein defektes Gen
von einem der beiden der bekannten V(D)J-Rekombinationsfaktoren
tragen, entweder natürlich (muriner
und equiner SCID) oder durch homologe Rekombination erzeugt, weisen
einen tiefgreifenden Defekt im Lymphoid-Entwicklungsprogramm aufgrund
eines Anhaltens der B- und T-Zellreifung in frühen Stadien auf (Mombaerts
et al., 1992; Shinkai et al., 1992; Nussenzweig et al., 1996; Zhu
et al., 1996; Jhappan et al., 1997; Shin et al., 1997; Barnes et
al., 1998; Frank et al., 1998; Gao et al., 1998; Gao et al., 1998;
Taccioli et al., 1998). In den Fällen
von DNA-Ligase IV und XRCC4 ist dieser Phänotyp auch von einer frühen embryonalen
Letalität begleitet,
die von einem massiven apoptotischen Tod von postmitotischen Neuronen
verursacht wird (Barnes et al., 1998; Frank et al., 1998; Gao et
al., 1998).
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Bei
Menschen sind mehrere Immundefekt-Zustände durch ein fehlerhaftes
T- und/oder B-Zell-Entwicklungsprogramm
gekennzeichnet (Fischer et al., 1997). In etwa 20 % der Fälle wird
ein schwerer kombinierter Immundefekt (SCID)-Phänotyp
durch die vollständige
Abwesenheit von sowohl zirkulierenden B- als auch T-Lymphozyten
verursacht, die auch mit einem Defekt im V(D)J-Rekombinationsprozess verbunden ist, während Natural
Killer (NK)-Zellen anwesend sind. Mutationen entweder im RAG1- oder
im RAG2-Gen machen eine Unterklasse der Patienten mit diesem Zustand
aus (Schwarz et al., 1996; Corneo et al., 2000; Villa et al., 2001).
Bei einigen Patienten (RS-SCID) wird der T-B-SCID-Defekt nicht von einer RAG1- oder RAG2-Mutation
verursacht und wird von einer erhöhten Empfindlichkeit gegen
ionisierende Bestrahlungen sowohl von Knochenmarkszellen (CFU-GMs)
als auch primären
Haut-Fibroblasten (Cavazzana-Calvo et al., 1993) sowie einem Defekt
in der V(D)J-Rekombination in Fibroblasten (Nicolas et al., 1998)
begleitet.
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Obwohl
dieser Zustand nahelegt, dass RS-SCID einen allgemeinen DNA-Reparaturdefekt aufweisen könnte, der
an die murine SCID-Situation erinnert, wurde gefunden, dass die
DNA-PK-Aktivität
bei diesen Patienten normal ist, und die Beteiligung des DNA-PKcs-Gens
wurde eindeutig durch genetische Mittel in mehreren blutsverwandten
Familien ausgeschlossen (Nicolas et al., 1996). Eine Rolle aller
anderer bekannten Gene, die an der V(D)J-Rekombination/DNA-Reparatur beteiligt
sind, wurde gleichermaßen
als für
den RS-SCID-Zustand verantwortlich ausgeschlossen (Nicolas et al.,
1996). Das Gen, das in RS-SCID defekt ist, codiert deshalb einen
noch nicht beschriebenen Faktor. Die Erfinder haben kürzlich den
mit der Krankheit verbundenen Locus dem kurzen Arm des menschlichen
Chromosoms 10 in einer 6.5cM-Region zugeordnet, die von zwei polymorphen
Markern D10S1664 und D10S674 begrenzt wird (Moshous et al., 2000),
einer Region, von der gezeigt wurde, dass sie mit einem ähnlichen
SCID- Zustand verbunden
ist, der bei Athabascan sprechenden amerikanischen Indianern beschrieben
wurde (A-SCID) (Hu et al., 1988; Li et al., 1998).
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Identifikation und Klonierung
des Artemis-Gens,
das in dieser Region des Chromosoms 10 lokalisiert ist. Artemis
codiert einen neuen V(D)J-Rekombinations- und/oder DNA-Reparatur-Faktor,
welcher der Metallo-β-lactamase-Überfamilie
angehört
und dessen Mutationen Anlass zum menschlichen RS-SCID-Zustand geben.
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Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung ein isoliertes und gereinigtes
Nukleinsäure-Molekül, das ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus SEQ ID Nr. 1, den Nukleotiden 39-2114
der SEQ ID Nr. 1 oder den Nukleotiden 60-2114 der SEQ ID Nr. 1.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch Polypeptide, die von der Nukleinsäure der
Erfindung codiert werden, und verschiedene Verwendungen, die mit
den Gegenständen
der Erfindung vorgenommen werden können.
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BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 stellt
eine schematische Ansicht der genomischen Organisation des Artemis-Gens,
wobei die Exone als Rechtecke dargestellt sind, und die verschiedenen
bei RS-SCID-Patienten identifizierten Mutationen dar.
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BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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In
einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein isoliertes
und gereinigtes Nukleinsäure-Molekül, das ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus SEQ ID Nr. 1, den Nukleotiden 39-2114
von SEQ ID Nr. 1 oder den Nukleotiden 60-2114 von SEQ ID Nr. 1.
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Es
ist auch vorgesehen, dass die Erfindung die genomische Nukleinsäuresequenz
umfasst, die nach der Transkription zu SEQ ID Nr. 1 führt Die
genomische Nukleinsäuresequenz
kann vom Fachmann leicht aus SEQ ID Nr. 1 mittels Durchmusterung
einer Bibliothek genomischer DNA unter Verwendung einer Sonde erhalten
werden, welche von SEQ ID Nr. 1 abgeleitet ist. Sie kann auch ausgehend
von der Sequenz mit der GenBank Zugangsnummer AL360083 erhalten
werden, welche unter der folgenden Adresse verfügbar ist: http://www.ncbi.nlm.nih.gov:80/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=Nucleotide& list_uids=12584428&dopt=GenBank.
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Die
Erfindung umfasst auch ein isoliertes und gereinigtes Nukleinsäure-Molekül, welches
das Komplement des isolierten Nukleinsäure-Moleküls der Erfindung ist, wie vorstehend
beschrieben.
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Mit
Nukleinsäure,
Nukleinsequenz, Nukleinsäuresequenz,
Polynukleotid, Oligonukleotid, Polynukleotidsequenz, Nukleotidsequenz,
alles Ausdrücke,
die ohne Unterscheidung in der vorliegenden Anmeldung verwendet
werden, bezeichnet man einen spezifischen Strang von Nukleotiden,
modifiziert oder nicht, der ein Fragment oder eine Region einer
Nukleinsäure
definiert, die natürliche
oder nicht-natürliche
Nukleotide umfasst. Es kann sich um eine doppelsträngige DNA,
eine einzelsträngige
DNA oder um Transkriptionsprodukte der DNAs handeln. Die Sequenzen
gemäß der Erfindung
umfassen auch Peptidnukleinsäure
oder Analoga oder Sequenzen mit modifizierten Nukleotiden (Phosphorothioaten,
Methylphosphonaten ...).
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Mit
isoliert ist gemeint, dass die Nukleinsäure der Erfindung nicht in
ihrer natürlichen
Chromosomenumgebung vorliegt. Die Sequenzen gemäß der Erfindung sind isoliert
und/oder gereinigt worden, was bedeutet, dass sie direkt oder indirekt
(z.B. durch Kopie mittels Amplifikation) erhalten wurden, wobei
ihre natürliche Umgebung
zumindest teilweise modifiziert worden ist. Die Nukleinsäuren, die
durch chemische Synthese erhalten worden sind, sind ebenfalls Teil
der vorliegenden Erfindung.
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Die
stringenten Hybridisierungsbedingungen können definiert werden, wie
es in Sambrook et al. ((1989) Molecular cloning: a laboratory manual.
2. Aufl. Cold Spring Harbor Lab., Cold Spring Harbor, New York)
beschrieben ist, mit den folgenden Bedingungen: 5 × oder 6 × SCC, 50-65°C. Hochstringente
Bedingungen, die ebenfalls für
eine Hybridisierung verwendet werden können, sind mit den folgenden
Bedingungen definiert: 6 × SSC,
60-65°C.
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Die
DNA-DNA- oder DNA-RNA-Hybridisierung kann in zwei Schritten durchgeführt werden:
(1) Vorhybridisierung bei 42°C
für 3 h
in Phosphat-Puffer (20 mM, pH 7,5), der 5 oder 6 × SSC (1 × SSC entspricht
einer Lösung
0,15 M NaCl + 0,015 M Natriumcitrat), 50 % Formamid, 7 % Natriumdodecylsulfat
(SDS), 10 × Denhardt,
5 % Dextransulfat und 1 % Lachssperma-DNA enthält; (2) Hybridisierung für bis zu
20 h bei einer Temperatur von 50-65°C, bevorzugter 60-65°C, gefolgt
von verschiedenen Waschschritten (etwa 20 Minuten in 2 × SSC +
2 % SDS, dann 0,1 × SSC
+ 0,1 % SDS). Der letzte Waschschritt wird in 0,2 × SSC +
0,1 % SDS fürr etwa
30 Minuten bei etwa 50-65°C
und/oder in 0,1 × SSC
+ 0,1 % SDS bei der gleichen Temperatur durchgeführt. Diese Hochstringenz-Hybridisierungsbedingungen
können
von einem Fachmann angepasst werden. In der Tat ist der Fachmann
in der Lage, die Bedingungen der besten Stringenz durch Variieren
der Konzentrationen an SSC und SDS und der Temperatur der Hybridisierung
und Waschschritte zu bestimmen.
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Der
Ausdruck "Bedingungen
hoher Stringenz" bezieht
sich auch auf Hybridisierung und Waschen unter Bedingungen, welche
das Binden eines Nukleinsäure-Moleküls, das
zur Durchmusterung verwendet wird, wie eine Oligonukleotid-Sonde
oder cDNA-Molekül-Sonde,
an hoch homologe Sequenzen ermöglichen.
Eine beispielhafte Hochstringenz-Waschlösung ist 0,2 × SSC und
0,1 % SDS, verwendet bei einer Temperatur zwischen 50-65°C.
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Wenn
Oligonukleotid-Sonden verwendet werden, um cDNA oder genomische
Bibliotheken zu durchmustern, kann eine der folgenden zwei Hochstringenz-Lösungen verwendet werden. Die
erste derselben ist 6 × SSC
mit 0,05 % Natriumpyrophosphat bei einer Temperatur von 35°C-62°C, abhängig von
der Länge
der Oligonukleotid-Sonde. Zum Beispiel werden 14 Basenpaar-Sonden
bei 35°C-40°C gewaschen,
17 Basenpaar-Sonden werden bei 45°C-50°C gewaschen,
20 Basenpaar-Sonden werden bei 52°C-57°C gewaschen und
23 Basenpaar-Sonden
werden bei 57-63°C
gewaschen. Die Temperatur kann um 2-3°C erhöht werden, wenn die nicht-spezifische
Hintergrundbindung hoch erscheint. Eine zweite Hochstringenz-Lösung verwendet Tetramethylammoniumchlorid
(TMAC) für
das Waschen von Oligonukleotid-Sonden. Eine stringente Waschlösung ist
3 M TMAC, 50 mM Tris-HCl, pH 8,0 und 0,2 % SDS. Die Waschtemperatur
bei Verwendung dieser Lösung
ist eine Funktion der Länge
der Sonde. Zum Beispiel wird eine 17 Basenpaar-Sonde bei etwa 45-50°C gewaschen.
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Zwei
Polynukleotide werden als "identisch" oder "homolog" bezeichnet, wenn
die Sequenz der Nukleotide bzw. Aminosäure-Reste in den zwei Sequenzen
die gleiche ist, wenn sie für
eine maximale Entsprechung ausgerichtet sind, wie nachstehend beschrieben.
Der Ausdruck "komplementär zu" wird hierin verwendet,
um zu bezeichnen, dass die komplementäre Sequenz mit der ganzen oder
einem angegebenen zusammenhängenden
Teil einer Bezugs-Polynukleotidsequenz
identisch ist. Sequenzvergleiche zwischen zwei (oder mehr) Polynukleotiden
oder Polypeptiden werden typisch durch Vergleichen von Sequenzen
von zwei optimal ausgerichteten Sequenzen über ein Segment oder "Vergleichsfenster" durchgeführt, um
lokale Regionen von Sequenzähnlichkeit
zu identifizieren und zu vergleichen. Das optimale Alignment von
Sequenzen für
den Vergleich kann durch den lokalen Homologiealgorithmus von Smith
und Waterman, Ad. App. Math 2:482 (1981), durch den Homologie-Alignmentalgorithmus
von Neddleman und Wunsch, J. Mol. Biol. 48:443 (1970), durch das
Verfahren der Suche nach Ähnlichkeit
von Pearson und Lipman, Prop. Natl. Acad. Sci. (U.S.A) 85:2444 (1988),
durch Computer-Implementierung dieser Algorithmen (GAP, BESTFIT,
BLAST N, BLAST P, FASTA und TFASTA im Wisconsin Genetics Software
Package, Genetics Computer Group (GCG), 575 Science Dr., Madison,
WI) oder durch Augenschein durchgeführt werden. Um das optimale
Alignment-Fenster zu bestimmen, könnte das BLAST-Programm unter
Verwendung der Matrix BLOSUM 62 oder der Matrizes PAM oder PAM250 mit Standardparametern
oder Parametern verwendet werden, die modifiziert sind, um die Spezifität zu erhöhen.
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"Prozentsatz der Sequenzidentität oder -homologie" wird durch Vergleich
von zwei optimal ausgerichteten Sequenzen über ein Vergleichsfenster bestimmt,
wobei der Teil der Polynukleotidsequenz im Vergleichsfenster Additionen
oder Deletionen (d.h. Leerstellen) im Vergleich zur Bezugssequenz
(die keine Additionen oder Deletionen umfasst) für ein optimales Alignment der
beiden Sequenzen umfassen kann. Der Prozentsatz wird durch Bestimmung
der Zahl der Positionen, an denen die identische Nukleinsäurebase
oder der identische Aminosäure-Rest
in beiden Sequenzen auftritt, was die Zahl der übereinstimmenden Positionen
liefert, Teilen der Zahl der übereinstimmenden
Positionen durch die Gesamtzahl der Positionen im Vergleichsfenster und
Multiplizieren des Ergebnisses mit 100 berechnet, was den Prozentsatz
der Sequenzidentität
liefert.
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Die
Erfinder haben auch demonstriert, dass es möglich ist, die V(D)J-Rekombinationsaktivität zu erhalten,
indem nur ein Fragment des Proteins verwendet wird, das durch die
Nukleotide 39-1193 oder 60-1193 codiert wird. Dieses spezielle Fragment
wird ebenfalls in der vorliegenden Erfindung bevorzugt.
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Es
ist wichtig zu bemerken, dass die Fragmente gemäß der Erfindung vorzugsweise
nicht vollständig zwischen
den Nukleotiden 158-609, 607-660 oder 29-537 der SEQ ID Nr. 1 enthalten
sind. In der Tat entsprechen diese Nukleotide EST, die in der GenBank
unter den Zugangsnummern AA306797 (Nukleotide 29-537) und AA315885 (Nukleotide 158-609,
607-660) offenbart sind. Diese EST-Offenbarungen sind jedoch unvollständig, da
AA306797 ein "N" in der Position
91 umfasst, welches es unklar macht, da es alle 4 verschiedenen Nukleotide
repräsentiert
(das tatsächliche
Nukleotid ist ein "C", wie an der Position
119 von SEQ ID Nr. 1 gesehen). Weiter startet AA306797 vor dem ersten
Methionin, wie in der vorliegenden Erfindung identifiziert (Nukleotid
39 der SEQ ID Nr. 1), was nicht das tatsächliche Startcodon des Proteins
der Erfindung nahelegt. EST AA315885 besitzt im Vergleich zu der
Sequenz der Erfindung ein hinzugefügtes "C" am
Nukleotid 453 von AA315885 (entsprechend dem Nukleotid 610 der SEQ
ID Nr. 1).
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Die
Offenbarungen von AA306797 und AA315885 sind von Dronkert et al.
(2000, Mol. Cell. Biol., 20, 4553-61) verwendet worden, um (nach
Translation der EST) einen Teil des menschlichen SNM1c-Proteins
zu erhalten, das teilweise homolog zum murinen SNM1, dem Gegenstand
der Offenbarung, ist. Die Probleme bei den zwei EST, die oben erwähnt sind,
führten
zu einem falschen translatierten Protein.
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Es
ist auch bemerkenswert, dass Wood et al. (2001, Science, 291, 1284-9)
erwähnen,
dass das Gen-EST, das SNM1C entspricht, auf dem Chromosom 10 angeordnet
ist, aber nicht die Lokalisation (10p) präzisieren, noch geben sie irgendeine
andere Information an als EST AA315885, von dem gezeigt wurde, dass
es fehlerhaft ist.
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Die
Nukleotide 1 bis 35 und 37 bis 189 der SEQ ID Nr. 1 sind in EST
offenbart worden, welches in GenBank unter der Zugangsnummer AA278590
offenbart ist und unvollständig
und fehlerhaft ist, da ihm das "G"-Nukleotid fehlt,
das an der Position 36 der SEQ ID Nr. 1 vorliegt.
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Die
Nukleotide 1848 bis 2321 entsprechen einigen Nukleotiden, die in
EST anwesend sind, das in GenBank unter der Zugangsnummer AI859962
offenbart ist und unvollständig
ist. Dieses EST offenbart einen fehlerhaften Teil der komplementären Sequenz
der SEQ ID Nr. 1, die Nukleotide, die komplementär zu den Nukleotiden sind,
die am Start von EST AI859962 vorliegen, entsprechen nicht den letzten
Nukleotiden der SEQ ID Nr. 1.
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Dieses
EST enthält
teilweise EST AA278850, das ebenfalls unvollständig und fehlerhaft ist (Fehlpaarung
eines Nukleotids im Vergleich zum Komplement der SEQ ID Nr. 1).
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Deshalb
sind diese Offenbarungen nicht nur fehlerhaft und unvollständig, sondern
verknüpfen
auch nicht die Nukleinsäure
der Erfindung, wie oben definiert, mit der V(D)J-Rekombination und
dem SCID-Defekt, wie es die Erfinder in der vorliegenden Anmeldung
vornahmen. Dies hätte
den Fachmann verwirrt, der nicht in der Lage gewesen wäre, viel
Information aus diesen Offenbarungen zu erhalten.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch auf einen Vektor gerichtet, der das
Nukleinsäure-Molekül der Erfindung
umfasst, insbesondere die Nukleinsäuresequenz, die den Nukleotiden
39-2114, 60-2114, 39-1193 oder 60-1193 der SEQ ID Nr. 1 entspricht.
Zahlreiche Vektoren sind in der Technik bekannt, und sie können beispielsweise
Expressionsvektoren oder Amplifikationsvektoren sein.
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Die
Erfindung ist auch auf eine Wirtszelle gerichtet, welche den erfindungsgemäßen Vektor
umfasst.
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Die
Erfindung ist auch auf ein Verfahren zur Produktion eines Proteins
gerichtet, das an der V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur
beteiligt ist, umfassend die Schritte:
- a) Exprimieren
des erfindungsgemäßen Nukleinsäure-Moleküls in einem
geeigneten Wirt, um ein Protein zu synthetisieren, das an der V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur beteiligt ist, und
- b) Isolieren des Proteins, das an der V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur beteiligt
ist.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch auf ein isoliertes Nukleinsäure-Molekül, welches
das Komplement des isolierten Nukleinsäure-Moleküls der Erfindung, wie vorstehend
definiert, ist, und auf ein isoliertes Protein oder Peptid gerichtet,
das durch die Nukleinsäure
der Erfindung codiert wird. Wie nachstehend ersichtlich, kann das
Protein oder Peptid der Erfindung entweder durch rekombinante DNA-,
chemische oder andere Techniken erhalten werden.
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Die
Ausdrücke
Polypeptid und Protein sind so zu verstehen, dass sie einen spezifischen
Strang von Aminosäuren
bedeuten, der natürlich
oder synthetisch sein kann. Der Fachmann kennt Wege zur Variation
von Aminosäuren.
Bevorzugte Proteine oder Polypeptide sind insbesondere die SEQ ID
Nr. 2 und die Aminosäuren 1-385
oder 8-385 der SEQ ID Nr. 2.
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Die
Expressionsvektoren der Erfindung enthalten bevorzugt einen Promotor,
Translations-Start- und Terminationssignale sowie geeignete Regionen
für die
Regulierung der Transkription. Sie müssen in der Wirtszelle aufrechterhalten
werden. Der Fachmann kennt derartige Vektoren und die Weisen, Proteine
zu produzieren und zu reinigen, insbesondere durch Verwendung von
Markierungen (wie dem Histidin-Marker oder Glutathion). Es ist auch
möglich,
in-vitro-Translations-Kits
zu verwenden, die in großem
Umfang verfügbar
sind, um das Protein oder Peptid gemäß der Erfindung zu produzieren.
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Die
Nukleinsäure
der Erfindung oder ein Fragment derselben kann unter Verwendung
von Standard-Ligierungstechniken oder von homologer Rekombination
in einen geeigneten Expressions- oder Amplifikationsvektor inseriert
werden. Der Vektor wird so gewählt,
dass er die Amplifikation der Nukleinsäure der Erfindung und/oder
die Expression des Gens ermöglicht.
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Die
Vektoren können
so gewählt
werden, dass sie in einer großen
Vielfalt von Wirten, wie prokaryotischen, Hefe-, Insekten- (Baculovirus-Systeme)
und/oder eukaryotischen Wirtszellen, funktional sind. Die Wahl der
Wirtszelle kann von den Eigenschaften des zu exprimierenden Polypeptids
oder dessen Fragment abhängen,
zum Beispiel, wenn Posttranslations-Modifikationen erforderlich
sind (wie Glycosylierung und/oder Phosphorylierung). Wenn dies der
Fall ist, sind eukaryotische Zellen, wie Hefe, Insekten- oder Säuger-Wirtszellen, vorzuziehen.
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Der
Fachmann kennt verschiedene Typen von Vektoren, die verwendet werden
können,
und die verschiedenen Techniken, die verwendet werden, um sie in
Wirtszellen eintreten zu lassen (Elektroporation, Lipofektion ...).
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Ein Überblick über die
verschiedenen verwendbaren Vektoren, Wirtszellen und Regulations-DNA-Sequenzen
auf den Vektoren, abhängig
von den Wirtszellen, können
in der
US 6,165,753 ,
insbesondere Spalte 9, Zeile 34 bis Spalte 13, Zeile 36, gefunden
werden. Dieser technische Teil des Dokuments, der sich auf das Cyclin-E2-Gen
und -Polypeptid bezieht, aber auf jede andere cDNA oder jedes andere
Gen verallgemeinert werden kann, wird hierin durch Bezugnahme aufgenommen.
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Ein
weiterer Überblick über die
verschiedenen Vektoren, Regulationssequenzen, Wirtszellen und Verfahren
zur Expression von Polypeptiden, die verwendet werden können, kann
in der WO 99/55730, Seite 6, Zeile 3 bis Seite 25, Zeile 6, gefunden
werden, was hierin durch Bezugnahme aufgenommen wird.
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Zusammenfassend
enthalten die Vektoren der Erfindung mindestens ein selektierbares
Markergen, das ein Protein codiert, welches für das Überleben und Wachstum der Wirtszelle
in einem selektiven Kulturmedium erforderlich ist. Typische Selektionsmarker-Gene
codieren Proteine, die bei prokaryotischen Wirtszellen entweder
eine Resistenz gegen Antibiotika, wie Ampicillin, Tetracyclin oder
Kanamycin, verleihen, auxotrophe Defekte der Zelle komplementieren
(beispielsweise Ura-Hefen). Bevorzugte selektierbare Marker sind
das Kanamycinresistenz-Gen, das Ampicillinresistenz-Gen und das
Tetracyclinresistenz-Gen. Das Kanamycinresistenz-Gen ist bevorzugt,
wenn Vektoren, die sowohl im prokaryotischen als auch eukaryotischen
(Säuger-)Zellen
aktiv sind, verwendet werden, da das Protein in Säuger-Zellen
eine Resistenz gegen Neomycin verleiht.
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Die
Vektoren der Erfindung enthalten auch eine Ribosomen-Bindungssequenz,
wie eine Shine-Dalgarno-, eine Kozak-Sequenz oder eine interne Ribosomen-Eintrittsstelle (Ires).
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Eine
Signalsequenz kann auch verwendet werden, um das Polypeptid aus
der Wirtszelle herauszulenken, wenn es synthetisiert ist. Dem Fachmann
sind viele Signalsequenzen bekannt und jede derselben, die in der
gewählten
Wirtszelle funktional ist (homolog oder heterolog), kann in Verbindung
mit der erfindungsgemäßen Nukleinsequenz
verwendet werden.
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Die
Vektoren der Erfindung sind typisch von einem Ausgangsvektor, wie
einem im Handel erhältlichen Vektor,
abgeleitet. Derartige Vektoren können
einige der Elemente, die in den fertigen Vektor einzuschließen sind,
enthalten oder nicht, wobei derartige Elemente durch geeignete molekularbiologische
Techniken eingeführt
werden. So können
hinzugefügte
Elemente einzeln nach enzymatischem Verdau und Ligieren des Elements
in den Vektor eingeführt
werden. Dieses Verfahren ist in der Technik wohlbekannt und ist
zum Beispiel in Sambrook et al., oben, beschrieben.
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Bevorzugte
Vektoren, von denen aus es möglich
ist, die Vektoren der Erfindung zu erhalten, sind mit bakteriellen,
Insekten- und Säuger-Wirtszellen
kompatibel und schließen,
ohne beschränkend
zu sein, pCRII, pCR3 und pcDNA3 (Invitrogen Company, San Diego,
Kalifornien), pBSII (Stratagene Company, LaJolla, Kalifornien),
pET15b (Novagen, Madison, Wisconsin), PGEX (Pharmacia Biotech, Piscataway,
N.J.), pEGFP-N2 (Clontech, Palo Alto, Kalifornien), PETL (BlueBacll;
Invitrogen) und pFASTBacDual (Gibco/BRL, Grand Island, N.Y.) ein.
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Nach
Konstruktion des Vektors und Insertion der Nukleinsäure der
Erfindung kann der vollständige Vektor
für die
Amplifikation und/oder Polypeptid-Expression in eine geeignete Wirtszelle
inseriert werden.
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Derartige
Wirtszellen können
prokaryotische Wirtszellen (wie E. coli, Bacillus subtilis) oder
eukaryotische Wirtszellen (wie eine Hefezelle, eine Insektenzelle
oder eine Vertebratenzelle) sein. Die Wirtszelle kann, wenn sie
unter geeigneten Bedingungen kultiviert wird, das Polypeptid synthetisieren,
welches anschließend aus
dem Kulturmedium (wenn die Wirtszelle es in das Medium sekretiert)
oder direkt aus der Wirtszelle, die es produziert (wenn es nicht
sekretiert wird), gesammelt werden kann. Nach dem Sammeln kann das
Polypeptid unter Verwendung von Verfahren wie Molekularsieb-Chromatographie,
Affinitätschromatographie
und dergleichen gereinigt werden.
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Die
Wahl der Wirtszelle für
die Polypeptid-Produktion hängt
teilweise davon, ob das Polypeptid glycosyliert oder phosphoryliert
werden soll (in welchem Fall eukaryotische Wirtszellen bevorzugt
sind), und von der Weise ab, in welcher die Wirtszelle in der Lage
ist, das Protein in seine native Tertiärstruktur (z.B. richtige Orientierung
der Disulfid-Brücken
usw.) zu "falten", so dass biologisch
aktives Protein durch die Zelle hergestellt wird. Wenn die Wirtszelle
nicht das Polypeptid synthetisiert, das die biologische Aktivität der V(D)J-Rekombination
und/oder DNA-Reparatur aufweist, kann das Polypeptid nach Reinigung
bei verschiedenen Dialysen "gefaltet" werden.
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Geeignete
Säugerzellen
oder -zelllinien sind in der Technik wohlbekannt und umfassen Ovarialzellen des
chinesischen Hamsters (CHO), HeLa-, HEK293-, Hep-2-, 3T3-Zellen,
Affen-COS-1- und COS-7-Zelllinien und die CV-1-Zelllinie, Maus-Neuroblastom-N2A-Zellen,
HeLa-Maus-L-929-Zellen, 3T3-Linien, die von Swiss-, Balb-c- oder
NIH-Mäusen
abstammen, BHK- oder NaK-Hamster-Zelllinien.
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Nützliche
Bakterien-Wirtszellen, die für
die vorliegende Erfindung geeignet sind, umfassen die verschiedenen
Stämme
von E. coli, wie HB101, DN5.α.,
DH10 oder MC1061. Verschiedene Stämme von B. subtilis, Pseudomonas
spp. oder Bacillus spp., Streptomyces spp. und dergleichen können ebenfalls
in diesem Verfahren verwendet werden.
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Viele
Hefezellen-Stämme,
die dem Fachmann bekannt sind, sind ebenfalls als Wirtszellen für die Expression
der Polypeptide der vorliegenden Erfindung verfügbar und man wird die Stämme von
Saccharomyces cerevisiae, S. pombe, Kluyveromyces ... bevorzugen.
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Der
Eintritt (auch als "Transformation" oder "Transfektion") des Vektors in
die gewählte
Wirtszelle kann unter Verwendung von Verfahren wie Calciumchlorid,
Elektroporation, Mikroinjektion, Lipofektion oder das DEAE-Dextran-Verfahren
erzielt werden. Das gewählte
Verfahren ist teilweise eine Funktion der Art der zur verwendenden
Wirtszelle. Diese Verfahren und andere geeignete Verfahren sind
dem Fachmann wohlbekannt und sind z.B. in Sambrook et al., oben,
angegeben.
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Der
Fachmann kennt das Medium zur Verwendung für die Kultivierung der Wirtszellen,
einschließlich des
Selektionsmittels (Antibiotikums), das dem Medium zuzusetzen ist,
abhängig
vom Marker, der sich auf dem in die Zelle inserierten Vektor befindet.
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Die
Polypeptidmenge, die in der Wirtszelle produziert wird, kann unter
Verwendung von in der Technik bekannten Standardverfahren, wie,
ohne Beschränkung,
Western-Blot-Analyse, SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese, nicht-denaturierender
Gelelektrophorese, HPLC-Auftrennung, Immunpräzipitation und/oder Aktivitätsassays,
wie DNA-Bindungs-Gelshift-Assays, ausgewertet werden.
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Die
Reinigung des von Zellen der Erfindung produzierten Polypeptids
kann, wenn es in Lösung
vorliegt (Sekretion oder Exkretion), unter Verwendung einer Vielfalt
von Techniken bewerkstelligt werden. Wenn es einen Marker wie Hexahistidin
enthält,
kann es im Wesentlichen in einem Einstufen-Verfahren durch Leiten
der Lösung
durch eine Affinitätssäule gereinigt
werden, wobei die Säulenmatrix
eine hohe Affinität
für den
Marker oder direkt für
das Polypeptid aufweist (Nickel-Säule für Polyhistidin).
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Wenn
das Polypeptid ohne angebrachten Marker hergestellt wird, können andere
wohlbekannte Verfahren für
die Reinigung verwendet werden. Derartige Verfahren umfassen ohne
Beschränkung
Ionenaustausch-Chromatographie, Molekularsieb-Chromatographie, HPLC, native Gelelektrophorese
in Kombination mit Gelelution und präparative isoelektrische Fokussierung
("Isoprime"-Maschine/Technik,
Hoefer Scientific). In einigen Fällen
können
zwei oder mehr dieser Techniken vereinigt werden, um eine erhöht Reinheit
zu erzielen.
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Wenn
vorausgesehen wird, dass das Polypeptid hauptsächlich intrazellulär gefunden
wird, kann das intrazelluläre
Material (einschließlich
Einschlusskörpern
bei gram-negativen Bakterien) unter Verwendung jeder dem Fachmann
bekannten Standardtechnik aus der Wirtszelle extrahiert werden.
Zum Beispiel kann die Wirtszelle durch French-Presse, Homogenisierung
und/oder Beschallung, gefolgt von Zentrifugation, lysiert werden,
um den Inhalt des Periplasmas/Zytoplasmas freizusetzen.
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Wenn
das Polypeptid im Periplasma Einschlusskörper gebildet hat, wird das
Polypeptid unter Verwendung von in der Technik bekannten Verfahren
erhalten, insbesondere mit Hilfe von chaotropen Mitteln wie Guanidin
oder Harnstoff, um die Einschlusskörper freizusetzen, aufzubrechen
und löslich
zu machen. Eine weitere Dialyse trägt dazu bei, das Polypeptid
zu lösen.
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Man
kann auch andere dem Fachmann wohlbekannte Standardverfahren verwenden,
wie Auftrennung durch Elektrophorese, gefolgt von Elektroelution,
verschiedene Arten von Chromatographie (Immunaffinität, Molekularsieb
und/oder Ionenaustausch) und/oder Hochdruckflüssigkeitschromatographie. In
einigen Fällen
kann es vorzuziehen sein, mehr als eines dieser Verfahren für eine vollständige Reinigung
zu verwenden.
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Zusätzlich zur
Herstellung und Reinigung des Polypeptids unter Verwendung rekombinanter DNA-Techniken
können
die Polypeptide, Fragmente und/oder Derivate derselben durch chemische
Syntheseverfahren (wie Festphasen-Peptidsynthese) unter Verwendung von
in der Technik bekannten Verfahren hergestellt werden, wie jenen,
die von Merrifield et al., (J. Am. Chem. Soc., 85:2149 [1963]),
Houghten et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 82:5132 [1985]) und
Stewart und Young (Solid Phase Peptide Synthesis, Pierce Chemical
Co., Rockford, III. [1984]) beschrieben sind. Derartige Polypeptide
können
mit oder ohne ein Methionin am Amino-Terminus synthetisiert werden.
Chemisch synthetisierte Polypeptide oder Fragmente können unter
Verwendung von in diesen Literaturstellen angegebenen Verfahren
oxidiert werden, um Disulfid-Brücken zu
bilden. Es wird erwartet, dass diese synthetischen Polypeptide oder
Fragmente eine biologische Aktivität aufweisen, die mit jener
der Polypeptide vergleichbar ist, die rekombinant produziert oder
aus natürlichen
Quellen gereinigt werden, nämlich
eine Fähigkeit,
die V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur zu fördern, und können so
austauschbar mit rekombinantem oder natürlichem Polypeptid verwendet
werden.
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Das
Polypeptid der Erfindung kann chemisch abgeleitet oder mit einem
Polymer assoziiert werden. Die modifizierten Polypeptide gemäß der Erfindung
können anderen
pharmakologischen Eigenschaften aufweisen als die unmodifizierten
Polypeptide, wie eine erhöhte
oder verringerte Halbwertszeit nach Verabreichung an ein Tier oder
einen Menschen, eine unterschiedliche Pharmakokinetik ...
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Die
Polypeptide gemäß der Erfindung,
ihre Fragmente, Varianten, und/oder Derivate können verwendet werden, um unter
Verwendung von Standardmethoden Antikörper herzustellen, zum Beispiel
nach Verabreichung an ein Tier wie eine Maus, eine Ratte, ein Kaninchen
oder eine Ziege unter Verwendung eines geeigneten Adjuvans (insbesondere
komplettes oder inkomplettes Freund-Adjuvans).
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So
sind Antikörper,
die mit den Polypeptiden der Erfindung reagieren, sowie reaktive
Fragmente derartiger Antikörper
ebenfalls im Bereich der vorliegenden Erfindung eingeschlossen.
Die Antikörper
können
polyklonal, monoklonal, rekombinant, chimär, einzelkettig und/oder bispezifisch
sein. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Antikörper
oder das Fragment desselben entweder menschlichen Ursprungs oder
wird "humanisiert", d.h. so hergestellt,
dass eine Immunreaktion gegen den Antikörper verhütet oder minimiert wird, wenn
er einem Patienten verabreicht wird.
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Bei
dem Antikörper-Fragment
kann es sich um irgendein Fragment handeln, das mit den Polypeptiden der
vorliegenden Erfindung reagiert. Die Erfindung umfasst auch die
Hybridome, die erzeugt werden, indem man das Polypeptid gemäß der Erfindung
oder ein Fragment desselben einem ausgewählten Säuger als Antigen präsentiert,
gefolgt von der Fusion von Zellen (z.B. Milzzellen) des Säugers mit
gewissen Krebszellen, um durch bekannte Techniken, wie der Technik
von Köhler
und Milstein (1975 Nature 256, 495), immortalisierte Zelllinien
zu schaffen.
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Die
erfindungsgemäßen Antikörper sind
zum Beispiel chimäre
Antikörper,
humanisierte Antikörper, Fab
oder F(ab')2-Fragmente. Sie können Immunokonjugate oder markierte
Antikörper
sein.
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung haben demonstriert, dass das
Artemis-Gen (auch
als SNM1C bezeichnet) einen neuen V(D)J-Rekombinations- und/oder
DNA-Reparatur-Faktor codiert, welcher der Metallo-β-lactamase-Überfamilie
angehört
und dessen Mutationen Anlass zum menschlichen RS-SCID-Zustand geben.
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Deshalb
ist die vorliegende Erfindung auch auf ein in-vitro-Verfahren zur
Bestimmung des SCID-Typs bei einem Patienten gerichtet, das darin
besteht, in dem Patienten die Nukleinsäure zu analysieren, die ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus SEQ ID Nr. 1, den Nukleotiden 39-2114,
60-2114, 39-1193 und 60-1193 der SEQ ID Nr. 1, wobei eine Mutation
der Nukleinsäure
die Klassifikation des SCID als strahlungsempfindlichen SCID ermöglicht.
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Die
Mutationen, die gesucht werden, umfassen Punktmutationen, die zu
einer nicht-konservativen Änderung
einer Aminosäure
des Proteins oder zu einer Produktion eines vorzeitigen Terminationscodons
führen, Deletionen,
Insertionen oder Modifikationen aufgrund von Änderungen der genomischen DNA,
die der SEQ ID Nr. 1 entspricht, und der Spleißdonor- und -akzeptor-Stellen,
welche die Exone flankieren.
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Die
Erfindung ist auch auf ein in-vitro-Verfahren zur Diagnose bei einem
Patienten gerichtet, einschließlich
einer pränatalen
Diagnose, eines Zustands, der ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus einem SCID, einer Prädisposition
für Krebs,
einem Immundefekt und dem Tragen einer Mutation, welche das Risiko
erhöht,
dass die Nachfahren eine derartige Krankheit haben, welches darin
besteht, dass die Nukleinsäure,
die ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus SEQ ID Nr. 1, den Nukleotiden 39-2114,
60-2114, 39-1193 und 60-1193 der SEQ ID Nr. 1, und/oder das Protein,
das von der Nukleinsäure
in dem Patienten codiert wird, analysiert werden, wobei eine Mutation
der Nukleinsäure
und/oder des Proteins ein erhöhtes
Risiko anzeigt, dass dieser Zustand vorliegt.
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Es
ist auch eingeschlossen, dass das Diagnoseverfahren gemäß der Erfindung
so durchgeführt
wird, dass eines der oder die zwei Allele des Patienten analysiert werden,
wobei man nach jeglichen Mutationen (Punktmutationen, Deletionen,
Insertionen, Mutationen, die zu unvollständigem Spleißen führen ...)
Ausschau hält,
welche zur Produktion eines nicht-funktionalen Proteins führen. Deshalb
muss verstanden werden, dass die Analyse der Nukleinsäure, die
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus SEQ ID Nr. 1, den Nukleotiden 39-2114,
60-2114, 39-1193 und 60-1193 der SEQ ID Nr. 1, direkt oder indirekt
an der genomischen DNA durchgeführt
wird.
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Diese
Diagnoseverfahren werden bevorzugt in vitro an DNA oder RNA durchgeführt, die
aus Zellen erhalten worden ist, die dem Patienten entnommen wurden.
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Die
Diagnoseverfahren gemäß der Erfindung
können
an genomischer DNA durchgeführt
werden, die aus dem Patienten zum Beispiel durch Amplifikation der
Exone isoliert wurde, insbesondere mit den Primerpaaren SEQ ID Nr.
5 bis SEQ ID Nr. 32, die in den Intronen des Artemis-Gens angeordnet
sind und die Amplifikation der Exone und der Exon-Intron-Verbindungsstellen
ermöglichen,
von denen die Erfinder gezeigt haben, dass sie in einigen RS-SCID-Patienten
mutiert sind. Es ist klar, dass jeder Primer, der die Exone amplifizieren
würde oder
die Analyse der Exon-Intron-Verbindungsstelle ermöglichen
würde,
in dieser Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Diagnoseverfahrens
verwendet werden kann.
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Eine
Weise der Durchführung
eines Diagnoseverfahrens gemäß der Erfindung
bestünde
darin, einen PCR-SSCP durchzuführen
oder das Amplifikationsprodukt zu sequenzieren, um die Mutationen
im Artemis-Gen zu bestimmen.
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Das
ARTEMIS- (oder SNM1C-) Protein, das von der Nukleinsäure der
Erfindung codiert wird, ist deshalb an der V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur beteiligt. Mutationen in der Nukleinsäure, die
zur Expression eines nicht-funktionalen
Proteins führen,
führen,
wenn sie bei beiden Allelen in einem Patienten vorkommen, zu einem
SCID-Zustand bei dem Patienten. Es wird auch vorhergesagt, dass
die Eigenschaften des ARTEMIS-Proteins auf anderen Gebieten, wie
der Krebstherapie, ausgenutzt werden können, da Verbindungen, die
mit dem Protein in einer Krebszelle wechselwirken, dazu beitragen
können,
die Zelle gegen ein Antitumormittel zu sensibilisieren, dessen Wirkung
darin besteht, die DNA zu zerkleinern (Strahlung, chemische Mittel).
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Die
Erfindung ist deshalb auf ein Verfahren zur Identifikation einer
Verbindung gerichtet, die an die Nukleinsäure oder das Protein der Erfindung
binden kann, umfassend die Schritte:
- a) In-Kontakt-Bringen
der Nukleinsäure
oder des Proteins mit einer Kandidaten-Verbindung und
- b) Bestimmen der Bindung zwischen der Kandidaten-Verbindung
und der Nukleinsäure
oder dem Protein.
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Die
Verfahren zur Beurteilung der Bindung einer Verbindung an eine Nukleinsäure oder
ein Protein sind in der Technik wohlbekannt und werden bevorzugt
in vitro durchgeführt.
Ein Verfahren, um ein derartiges Ziel zu erreichen, kann darin bestehen,
die Nukleinsäure
oder das Protein an einen festen Träger zu knüpfen, auf den die zu testende
Verbindung fließen
gelassen wird, und die Rückgewinnung
der Verbindung nach Vorbeifließen
auf dem Träger
zu überprüfen. Durch
Einstellung von Parametern ist es auch möglich, die Bindungsaffinität zu bestimmen.
Die Verbindungen können
auch durch andere Verfahren gefunden werden, einschließlich FRET,
SPA ... wenn die Verbindungen und die Nukleinsäure oder das Protein markiert
sind. Der Assay kann auch an Zellen durchgeführt werden, welche die Nukleinsäure der
Erfindung enthalten, zum Beispiel auf einem Vektor gemäß der Erfindung,
und/oder das erfindungsgemäße Protein
exprimieren. Dies liefert auch die Information über die Fähigkeit der Verbindung, durch
die Membran zu treten und in die Zellen einzudringen. Diese Zellen
können
Bakterienzellen (Suche nach antibiotischen Verbindungen, die an
das β-Lactamase-Fragment
des Proteins binden) oder Säugerzellen
sein.
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Die
Erfindung ist deshalb auch auf eine Verbindung gerichtet, die durch
das oben beschriebene Verfahren identifiziert wird, wobei die Verbindung
an die Nukleinsäure
oder das Protein der Erfindung bindet.
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Besonders
bevorzugte Verbindungen sind Verbindungen, die an die β-Lactamase-Region des Proteins
der Erfindung (erste 180 Aminosäuren
der SEQ ID Nr. 2) oder die assoziierte b-CASP-Domäne (Aminosäuren 181-385
der SEQ ID Nr. 2) binden. Derartige Verbindungen können eine
chemische Formel aufweisen, die der Formel I oder IV der WO 00/63213,
wobei die Formel und der entsprechende Teil der Beschreibung hierin durch
Bezugnahme einverleibt wird, WO 99/33850, WO 01/02411 oder
US 6,150,350 ähnlich ist,
wobei die Beschreibung der Verbindungen hierin durch Bezugnahme
aufgenommen wird.
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Bei
einer Verbindung, die durch ein Verfahren gemäß der Erfindung identifiziert
wird, kann es sich um eine Verbindung mit einem chemischen Gerüst (chemische
Verbindung), ein Lipid, ein Kohlenhydrat (Zucker), ein Protein,
ein Peptid, eine Hybrid-Verbindung, Protein-Lipid, Protein-Kohlenhydrat,
Peptid-Lipid, Peptid-Kohlenhydrat,
ein Protein oder ein Peptid, auf das verschiedene Substitutenten
gepfropft worden sind, handeln.
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Die
vorhergesehenen chemischen Verbindungen (mit einem chemischen Gerüst) können ein
oder mehrere (bis zu 3 oder 4) Cyclen, insbesondere aromatische
Cyclen, insbesondere mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen enthalten und
alle Arten von Substituentengruppen (insbesondere Niederalkyl, d.h.
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, Ketogruppen, Alkoholgruppen, Halogengruppen
...) aufweisen. Der Fachmann weiß, wie verschiedene Varianten
einer Verbindung ausgehend von einem gegebenen Gerüst durch
Pfropfen dieser Reste auf das Gerüst herzustellen sind.
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Das
Verfahren der Erfindung ermöglicht
auch das Durchmustern, den Nachweis und/oder die Identifikation
von Verbindungen, welche die biologische Aktivität des ARTEMIS-Proteins inhibieren
können.
In der Tat ist es möglich,
die Verbindungen, die an die Nukleinsäure oder das Protein binden
und durch das Verfahren gemäß der Erfindung
identifiziert worden sind, in einem Assay, wie einem Komplementierungsassay
zu testen, wobei ein Vektor, der die SEQ ID Nr. 1 oder die Nukleotide
39-2114 der SEQ ID Nr. 1 trägt
und ein funktionales Protein exprimiert, in eine Zelle eingeführt wird,
die einem Patienten entnommen wurde, der an RS-SCID leidet, und
die Verbindung auf ihre Fähigkeit
getestet wird, die Wiederherstellung der V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur in den Zellen zu hemmen. Die Beispiele erläutern einen
derartigen Assay, der vorzugsweise in vitro durchgeführt wird.
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Die
vorliegende Erfindung ermöglicht
so den Nachweis, die Identifikation und/oder die Durchmusterung
von Verbindungen, die für
die Behandlung von Krankheiten nützlich
sein können,
an denen die V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur beteiligt ist. Jedoch müssen die
Verbindungen, die durch das Verfahren gemäß der Erfindung identifiziert
wurden, möglicherweise
optimiert werden, um in einer therapeutischen Behandlung verwendet
zu werden, damit sie eine überlegene
Aktivität
und/oder eine geringere Toxizität
aufweisen.
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In
der Tat wird die Entwicklung von neuen Arzneistoffen häufig auf
der folgenden Grundlage durchgeführt:
- – Durchmustern
von Verbindungen mit der gesuchten Aktivität bei einem relevanten Modell
durch ein geeignetes Verfahren,
- – Auswahl
der Verbindungen, welche die erforderlichen Eigenschaften (hier
Modulation von V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur) aufweisen,
aus dem ersten Durchmusterungstest,
- – Bestimmung
der Struktur (insbesondere der Sequenz (wenn möglich der tertiären Sequenz),
wenn sie Peptide, Proteine oder Nukleinsäuren sind, der Formel und des
Gerüsts,
wenn sie chemische Verbindungen sind) der ausgewählten Verbindungen,
- – Optimieren
der ausgewählten
Verbindungen durch Modifikation der Struktur (zum Beispiel durch Änderung
der stereochemischen Konformation (zum Beispiel Überführen der Aminosäuren in
einem Peptid von L in D), Addition von Substituenten am Peptid-
oder chemischen Gerüst,
insbesondere durch Pfropfen von Gruppen oder Resten auf das Gerüst, Modifikation
der Peptide (siehe insbesondere Gante "Peptidomimetics", in Angewandte Chemie – International
Edition Engl. 1994, 33, 1699-1720),
- – Durchlaufen
und Durchmustern der "optimierten" Verbindungen bei
geeigneten Modellen, die häufig
Modelle näher
an der untersuchten Krankheit sind. In diesem Stadium würde man
häufig
Tiermodelle verwenden, insbesondere Nager (Ratten oder Mäuse) oder
Hunde oder nicht-menschliche Primaten, die gute Modelle für SCID oder
Krebse sind, und nach den phänotypischen Änderungen
in den Modellen nach Verabreichung der Verbindung Ausschau halten.
-
Die
vorliegende Erfindung umfasst auch die Verbindungen, die nach Befolgen
der Schritte oder äquivalenten
Schritte, wie beschrieben, optimiert worden sind.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch auf irgendein Mitglied aus der Nukleinsäure, dem
Vektor, der Wirtszelle, dem Protein, dem Antikörper und der Verbindung der
Erfindung als Medikament gerichtet. Diese Einheiten können in
der Tat allein für
die Behandlung von verschiedenen Arten von Krankheiten, insbesondere
jenen, in denen die V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur eine
Rolle spielt, verwendet werden, wobei die Krankheiten ohne Beschränkung RS-SCID,
Immundefekt, Krebs einschließen.
Diese Einheiten können
auch in Kombination mit einer weiteren Behandlung verwendet werden,
welche für
die Krankheit geeignet ist, wobei die Verwendung simultan, getrennt
oder aufeinanderfolgend ist.
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Insbesondere
können
die Produkte gemäß der Erfindung
in Kombination mit Zytokinen, Wachstumsfaktoren, Antibiotika, entzündungshemmenden
Mitteln und/oder chemotherapeutischen Mitteln verwendet werden,
wie es für
die behandelte Indikation geeignet ist.
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Die
Erfindung ist auch auf eine pharmazeutische Zusammensetzung gerichtet,
die einen pharmazeutisch annehmbaren Hilfsstoff, Träger oder
ein pharmazeutisch annehmbares Verdünnungsmittel zusammen mit mindestens
einem Mitglied aus der Nukleinsäure,
dem Vektor, der Wirtszelle, dem Protein, dem Antikörper und
der Verbindung der Erfindung umfasst.
-
Der
Fachmann kennt die geeigneten Hilfsstoffe und Träger, die verwendet werden können, und
man kann zum Beispiel Wasser zur Injektion, bevorzugt mit anderen
Materialien ergänzt,
die in Lösungen
für die Verabreichung
an Säuger üblich sind,
oder neutrale gepufferte Kochsalzlösung oder Kochsalzlösung gemischt mit
Serumalbumin anführen.
Einige Träger
können
in Remington's Pharmaceutical
Sciences, 18. Auflage, A.R. Gennaro, Hsg., Mack Publishing Company
[1990] gefunden werden.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung kann oral, nasal, über die
Schleimhaut verabreicht oder insbesondere intravenös, intramuskulär oder subkutan
injiziert werden. Der Träger
und/oder Hilfsstoff wird abhängig
vom Verabreichungsweg geeignet gewählt. Das bereits zitierte US-Patent
6,165,753 gibt Beispiele für
geeignete Verabreichungswege und Hilfsstoffe an (Spalte 17, Zeile
31 bis Spalte 21, Zeile 55, wobei die allgemeine Information hierin
durch Bezugnahme aufgenommen wird).
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Die
Erfindung ist auch auf die Verwendung mindestens eines Mitglieds
aus der Nukleinsäure,
dem Vektor, der Wirtszelle, dem Protein, dem Antikörper, der
Verbindung und der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung
für die
Herstellung eines Medikaments gerichtet, das für die Behandlung einer Krankheit vorgesehen
ist, bei der die V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur eine
Rolle spielt, wobei die Krankheit insbesondere aus der Gruppe ausgewählt ist,
die aus Krebs, SCID, insbesondere RS-SCID, Immundefekt, zum Beispiel
aufgrund von Problemen im Schalter der schweren Ketten der Immunglobuline
oder aufgrund von Problemen im Prozess der somatischen Hypermutation
der Immunglobuline, ausgewählt
ist.
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Die
US 6,165,753 beschreibt
auch Verfahren der Gentherapie, und diese Lehre wird durch Bezugnahme
aufgenommen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Nukleinsäure
der Person so verabreicht, dass sie in Stammzellen eintritt, d.h.
die Zellen, welche die Erzeuger der Zellen des Immunsystems sind.
Dies kann in vivo oder ex vivo nach Entnahme der Zellen des Patienten,
Selektieren der Stammzellen, Einführen der Nukleinsäure in die
selektierten Zellen und Reinjektion der transformierten Zellen in
den Patienten durchgeführt
werden.
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Für die Penetration
der Nukleinsäure
in die Zellen können
verschiedene Mittel vom Fachmann verwendet werden. Insbesondere
ist es möglich,
die Nukleinsäure
mittels eines viralen Vektors in die Zellen einzuführen.
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Dieses
Virus kann menschlichen oder nicht-menschlichen Ursprungs sein,
solange es die Fähigkeit besitzt,
die Zellen des Patienten zu infizieren. Insbesondere ist das Virus
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Adenoviren, Retroviren (Oncoviren wie
RSV, Spumaviren, Lentiviren), Poxviren, Herpesviren (HSV, EBV, CMV
...), Iridovirus, Hepadnavirus (Hepatitis B-Virus), Papoviren (SV40,
Papillomavirus), Parvoviren (Adeno-assoziiertes Virus...), Reoviren
(Reovirus, Rotavirus), Togaviren (Arbovirus, Alphavirus, Flavivirus,
Rubivirus, Pestivirus), Coronaviren, Paramyxoviren, Orthomyxoviren,
Rhabdoviren (Tollwutvirus), Bunyaviren, Arenaviren, Picornaviren
(Enterovirus, Coxsackievirus, Echovirus, Rhinovirus, Aphtovirus,
Cardiovirus, Hepatitis A-Virus ...), modifiziertem Virus Ankara
und abgeleiteten Viren derselben.
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Mit
abgeleiteten Viren ist gemeint, dass das Virus Modifikationen besitzt,
welches es an den Menschen anpasst (falls es ein Virus nicht-menschlichen
Ursprungs ist, das menschliche Zellen ohne die Modifikationen nicht
infizieren könnte)
und/oder seine potentielle oder tatsächliche Pathogenität verringern.
Insbesondere ist es am besten, wenn das Virus, das für die Genübertragung
verwendet wird, im menschlichen Körper replikationsdefizient
ist. Dies ist ein wichtiger Sicherheitsgesichtspunkt, da die Kontrolle
der Expression des funktionalen Gens für die Implementierung des Verfahrens
der Erfindung von Bedeutung sein kann. Man wünscht auch nicht, dass eine
Dissemination des viralen Vektors welcher das Gen mit therapeutischem
Interesse trägt, zu
anderen Zellen oder zu anderen Menschen stattfindet.
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Dies
ist der Grund, warum der virale Vektor, der im Verfahren der vorliegenden
Erfindung verwendet wird, vorzugsweise replikationsdefizient ist
und deshalb mit Hilfe eines Hilfsvirus oder in einer komplementären Zelllinie
hergestellt würde,
welche das genetische Material, das für die Herstellung eines ausreichenden
Virustiters benötigt
wird, in trans bringen würde.
-
Derartige
defekte Viren und geeignete Zelllinien sind in der Technik zum Beispiel
im US-Patent 6,133,028 beschrieben, welches defekte Adeno-assoziierte
Viren (AAV) und die dazugehörigen
Komplementationszelllinien beschreibt und dessen Inhalt hier durch
Bezugnahme aufgenommen wird. Andere geeignete Viren werden zum Beispiel
in der WO 00/34497 beschrieben. Bei Adenoviren oder AAV kann es
interessant sein, die E1- und/oder E4-Region zu deletieren.
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Bei
dem nachstehend beschriebenen MFG-Virus kann man die Komplementations-Ψ-CRIP-Zelllinie verwenden,
die in Hacein-Bey et al. (1996, Blood 87, 3108-16), hierin durch
Bezugnahme aufgenommen, beschrieben wurde. Andere geeignete Zelllinien
können
ebenfalls verwendet werden.
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Um
die langanhaltende Wirkung der Korrektur zu verbessern, würde man
ein Virus bevorzugen, welches die Integration des funktionalen Gens
in ein Chromosom der infizierten Zellen ermöglicht.
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Insbesondere
würde man
Adenoviren, von denen einige, die replikationsdefizient sind, dem
Fachmann wohlbekannt sind, oder Retroviren wählen, insbesondere von Mäusen abstammende
Retroviren. Unter den Retroviren, die verwendet werden können, würde man
einen Vektor auf der Basis des myeloproliferativen Sarcomavirus
(MPSV) bevorzugen, wie in Bunting et al. (1998, Nature Medicine,
4, 58-64, dessen Inhalt hierin durch Bezugnahme aufgenommen wird)
beschrieben. Ein weiteres gut geeignetes Retrovirus, das für die Durchführung des
Verfahrens der Erfindung verwendet werden kann, ist der MFG-Vektor,
der vom MLV-Virus (Moloney-Retrovirus) abgeleitet ist und in Hacein-Bey
et al. (1996, Blood 87, 3108-16) oder Cavazzana-Calvo et al. (2000,
Science, 288, 669-72) beschrieben wird, wobei der Inhalt dieser
beiden Dokumente hierin durch Bezugnahme aufgenommen wird.
-
Die
Wahl des für
die Durchführung
des Verfahrens der Erfindung zu verwendenden Virus ist eine Funktion
der Merkmale des Virus und der Komplementationszelllinie. Es ist
klar, dass verschiedene Viren verschiedene Eigenschaften aufweisen
(insbesondere LTR in Retroviren) und dass die oben angeführten Viren
und Zelllinien nur Beispiele für
Mittel sind, die für
die Durchführung
des Verfahrens der Erfindung verwendet werden können, und dass sie nicht als
beschränkend
angesehen werden sollen. Der Fachmann weiß, wie die beste Kombination
Gen-Virus-Zelllinie
und/oder Hilfsvirus für
jede gegebene Situation zu wählen
ist.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
wird die Nukleinsäure
mittels eines synthetischen Vektors in die Zelle eingeführt, welcher
ausgewählt
sein kann aus der Gruppe bestehend aus einem kationischen Amphiphil, einem
kationischen Lipid, einem kationischen oder neutralen Polymer, einer
protischen polaren Verbindung wie Propylenglycol, Polyethylenglycol,
Glycerol, Ethanol, 1-Methyl-L-2-pyrrolidon
oder deren Derivaten und einer aproptischen polaren Verbindung wie
Dimethylsulfoxid (DMSO), Diethylsulfoxid, Di-n-propylsulfoxid, Dimethylsulfon,
Sulfolan, Dimethylformamid, Dimethylacetamid, Tetramethylharnstoff,
Acetonitril oder deren Derivaten. Der Fachmann in der Art kennt
synthetische Vektoren, die verwendet werden können und ein hohes Transfektionsmaß ermöglichen,
wie die Reagenzien Lifofectine und Lipofectamine, die von Life Technologies (Bethesda,
MD) erhältlich
sind.
-
Es
wird vorhergesehen, dass die Expression des funktionalen Artemis-Gens
in den Zellen des SCID-Patienten einen selektiven Vorteil für die Zellen
oder Nachkommenschaft der Zellen im Vergleich zu nicht-transformierten
Zellen oder Nachkommen der nicht-transformierten Zellen bringt und
zu einer Verbesserung des Zustands des Patienten führt.
-
Unter
selektivem Vorteil wird verstanden, dass der Anteil der Zellen,
die durch Einführen
des funktionalen Gens korrigiert worden sind, im Vergleich zu den Zellen
des gleichen Typs, in dem das Gen nicht funktional ist, zunehmen
wird und dass dies zu einer Milderung der Krankheit oder selbst
einer Heilung führen
würde.
-
Die
Möglichkeit,
einen derartigen selektiven Vorteil zu erhalten, ist für ein anderes
Gen von Cavazzana-Calvo et al. (2000, Science, 288, 669-72) demonstriert
worden.
-
Die
Verwendung der Erfindung wird am besten durchgeführt, wenn die Zellen, in die
das funktionale Artemis-Gen eingeführt wird, Stammzellen oder
undifferenzierte Zellen sind, die Vorläuferzellen der Zellen sind,
denen die Expression des funktionalen Artemis-Gens fehlt. Dies würde zu der
Tatsache führen,
dass eine große
Zahl von Zellen im Laufe der Zeit korrigiert wird, da die Nachkommen
der Stammzellen ebenfalls korrigiert würden. Weiter gibt es, da die
Stammzellen im Laufe der Zeit zu einer großen Zahl von Zellen differenzieren
würden,
nur die Notwendigkeit, eine kleine anfängliche Zahl von Zellen zu
transfizieren.
-
Es
ist möglich,
einige der Stammzellen für
das hämatopoetische
System zu identifizieren, da sie an ihrer Oberfläche den Marker CD34 beherbergen
(CD34+-Zellen).
Ihr Ansteuern kann in vivo oder ex vivo durchgeführt werden (Sortieren dieser
Zellen, Transfektion und Reinfusion durch intravenöse Injektion).
Der Fachmann weiß,
dass Stammzellen aus Nabelschnurblut isoliert werden können.
-
Es
kann interessant sein, den Zellzyklus der Stammzellen zu induzieren,
um die Effizienz der Transfektion zu erhöhen. Die ist insbesondere der
Fall, wenn das Verfahren der Erfindung an Zellen ex vivo durchgeführt wird.
-
In
der Tat sind einige der Vektoren, die für die Einführung des interessierenden
Gens in die Zellen verwendet werden können, Vektoren, die nur nicht-ruhenden
Zellen einverleibt werden können.
Damit die Zellen replizieren, verwendet man bevorzugt Wachstumsfaktoren
und/oder Zytokine, wie CSF (GM-CSF, M-CSF, G-CSF), Interleukine (bevorzugt IL-1,
2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 15), Interferone (insbesondere α oder γ). Man könnte auch
Stammzellenfaktor, Megakaryozyten-Differenzierungsfaktor, gegebenenfalls
gekuppelt mit Polyethylenglycol oder Flt-3-L, verwenden. Diese Faktoren können allein
oder in Kombination verwendet werden.
-
Wenn
die Verwendung der Erfindung ex vivo durchgeführt wird, können die Stammzellen auch in
einem Medium aufrechterhalten werden, das mit anderen Nährstoffen,
wie Serum (fetales Rinderserum, wie gewöhnlich, oder bevorzugt fetales
Zellserum) ergänzt
ist. Es kann auch interessant sein, die zu transfizierenden Zellen
in Platten aufrechtzuhalten, die Zelladhäsionselemente wie Zelladhäsionsproteine
(insbesondere Fibronectin oder Vitronectin) oder die Peptide enthalten,
von denen gezeigt wurde, dass sie die Zelladhäsion fördern. Es ist klar, dass die
Wahl des Kulturmediums durch die Art von Zellen und das angestrebte
Ziel beeinflusst wird.
-
In
der erfindungsgemäßen Verwendung
werden die Nukleinsäure,
der Vektor, die Wirtszelle, das Protein, der Antikörper, die
Verbindung und die pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung
vorzugsweise zusammen mit einem genotoxischen Mittel verabreicht,
wobei die Verwendung simultan, getrennt oder aufeinanderfolgend
ist.
-
Die
Erfindung betrifft auch ein transgenes nicht-menschliches Säugetier,
in dessen Genom die Nukleinsäuresequenz
der Erfindung integriert ist, insbesondere eine Nukleinsäuresequenz,
die ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus den Nukleotiden 39-2114, 60-2114,
39-1193 und 60-1193 der SEQ ID Nr. 1 und operativ mit Regulationselementen
verknüpft
ist, wobei die Expression der codierenden Sequenz die Menge des
ARTEMIS-Proteins und/oder das Maß der V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur des Säugetiers im
Vergleich zu einem nicht-transgenen Säugetier derselben Spezies erhöht.
-
Es
wird bevorzugt, dass die Nukleinsäuresequenz, die in das Genom
des nicht-menschlichen
transgenen Tiers integriert ist, ein Polypeptid codiert, das ausgewählt ist
aus der Gruppe von Polypeptiden, welche die Aminosäuren 1-692, 1-385
oder 8-385 der SEQ ID Nr. 2 umfassen. Es wird auch bevorzugt, dass
die Nukleinsäuresequenz,
die in das Genom des nicht-menschlichen transgenen Tiers integriert
ist, ein Polypeptid codiert, das aus der Gruppe von Polypeptiden
ausgewählt
ist, die aus den Aminosäuren
1-692, 1-385 oder 8-385 der SEQ ID Nr. 2 besteht.
-
Es
ist auch vorgesehen, dass die Regulationselemente (Promotoren, Enhancer,
Introne, ähnlich
jenen, die in Säuger-Expressionsvektoren
verwendet werden können)
gewebespezifisch sein können,
was die Überexpression
des ARTEMIS-Proteins
nur in einer spezifischen Art von Zellen ermöglicht. Insbesondere kennt
der Fachmann die verschiedenen Promotoren, die für diesen Zweck verwendet werden
können.
-
Die
Insertion des Konstrukts in das Genom des nicht-menschlichen transgenen
Tiers der Erfindung kann mittels Verfahren durchgeführt werden,
die dem Fachmann wohlbekannt sind, und kann entweder statistisch
oder gezielt sein. Mit wenigen Worten gesagt, konstruiert der Fachmann
einen Vektor, der die Sequenz zur Inserierung in das Genom und einen
Selektionsmarker (zum Beispiel das Gen, welches das Protein codiert, das
Resistenz gegen Neomycin verleiht) enthält, und kann veranlassen, dass
er in die embryonalen Stammzellen (ES) eines Tiers eintritt. Die
Zellen werden dann mit dem Selektionsmarker selektiert und einem
Embryo einverleibt, zum Beispiel durch Mikroinjektion in einen Blastozysten,
der erhalten werden kann, indem man den Uterus von trächtigen
Weibchen perfundiert. Die Reimplantation des Embryos und die Wahl
der transformierten Tiere, gefolgt von der potentiellen Rückkreuzung,
ermöglichen
es, derartige nicht-menschliche
transgene Tiere zu erhalten. Um ein "reineres" Tier zu erhalten, kann das Selektionsmarkergen
unter Verwendung einer stellenspezifischen Rekombinase ausgeschnitten
werden, wenn es von den korrekten Sequenzen flankiert ist.
-
Die
Erfindung betrifft auch ein transgenes nicht-menschliche Säugetier,
dessen Genom eine Zerstörung
des endogenen Artemis-Gens, das durch SEQ ID Nr. 1 dargestellt wird,
umfasst, wobei die Zerstörung die
Insertion einer selektierbaren Markersequenz umfasst und wobei die
Zerstörung
ein nicht-menschliches Säugetier
zum Ergebnis hat, das im Vergleich zu einem nicht-menschlichen Wildtyp-Säugetier
einen Defekt in der V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur zeigt.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Zerstörung
eine homozygote Zerstörung.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
hat die homozygote Zerstörung
eine Null-Mutation
des endogenen Gens zur Folge, welches ARTEMIS codiert.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Säugetier
ein Nager, in der bevorzugtesten Ausführungsform ist das Säugetier
eine Maus.
-
Die
Erfindung umfasst auch eine isolierte Nukleinsäure, die ein Artemis-Knockout-Konstrukt
umfasst, das eine selektierbare Markersequenz umfasst, die von DNA-Sequenzen
flankiert ist, die homolog zum endogenen Artemis-Gen sind, dessen
cDNA durch SEQ ID Nr. 1 dargestellt wird, wobei, wenn das Konstrukt
in einen nicht-menschlichen Säuger
oder einen Ahnen des nicht-menschlichen Säugers im embryonalen Zustand eingeführt wird,
die selektierbare Markersequenz das endogene Artemis-Gen in dem
Genom des nicht-menschlichen
Säugetiers
zerstört,
so dass das nicht-menschliche Säugetier
im Vergleich zu einem nicht-menschlichen Wildtyp-Säugetier
einen Defekt in der V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur zeigt.
-
Dieses
Konstrukt wird verwendet, um Tiere zu erhalten, welche die zerstörte Kopie
des Artemis-Gens haben, und ist im Allgemeinen auf einem Vektor
getragen, der ebenfalls ein Gegenstand der Erfindung ist.
-
Die
Erfindung betrifft auch eine Säuger-Wirtszelle,
deren Genom eine Zerstörung
des endogenen Artemis-Gens umfasst, wobei die Zerstörung die
Insertion einer selektierbaren Markersequenz umfasst. Bevorzugt
ist die Zerstörung
homozygot und führt
zu einer Nicht-Expression eines funktionalen ARTEMIS-Proteins (oder
Expression eines nicht-funktionalen Proteins).
-
Es
sollte bemerkt werden, dass die Zerstörung durch in der Technik bekannte
Verfahren erhalten werden kann und bedingt sein kann, d.h. nur in
spezifischen Arten von Zellen vorliegt oder in einigen Momenten der
Entwicklung induziert wird. Das Verfahren, um ein solches Ziel zu
erreichen, kann die Verwendung von stellenspezifischen Rekombinasen
wie Cre (die lox-Stellen erkennt) oder FLP (die RFT-Stellen erkennt)-Rekombinasen
unter der Kontrolle eines zellspezifischen Promotors sein. Es wurde
gezeigt, dass diese Rekombinasen (insbesondere Cre) für Modifikationen
geeignet sind, und ihre Aktivität
kann durch Injektion eines Substrats (wie eines Hormons) induziert
werden. Diese Modifikationen sind in der Technik bekannt und können zum Beispiel
in Shibata et al. (1997, Science 278, 120-3) gefunden werden.
-
Deshalb
kann das nicht-menschliche transgene Tier oder die Zelle der Erfindung
eventuell den selektierbaren Marker nicht mehr zeigen, der bei der
Einwirkung der Rekombinasen entfernt worden sein kann, welche zur
Zerstörung
des Gens führen.
Jedoch ist im Verfahren des Erhalts einer solchen Zerstörung ein
selektierbarer Marker in das Artemis-Gen hauptsächlich inseriert worden, um
die Selektion der transformierten Zellen zu ermöglichen.
-
Die
US 6,087,555 beschreibt
eine Weise zum Erhalt einer Knock-out-Maus und die allgemeine Lehre dieses
Patents wird hierin durch Bezugnahme einverleibt (Spalte 5, Zeile
54 bis Spalte 10, Zeile 30). In diesem Patent wird eine OPG-Knock-out-Maus beschrieben,
das gleiche Verfahren gilt für
eine Artemis-Knock-out-Maus.
Der Fachmann findet auch in Hogan et al. (Manipulating the Mouse
Embryo: a Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratory Press,
Cold Spring Harbor, NY; 1986) Information.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung ein nicht-menschliches transgenes Säugetier, dessen
Genom eine erste Zerstörung,
welche die des endogenen Artemis-Gens ist, und eine zweite Zerstörung umfasst,
welche die des endogenen p53-Gens ist. In der bevorzugten Ausführungsform
ist mindestens die erste Zerstörung
oder die zweite Zerstörung
eine homozygote Zerstörung.
In der bevorzugtesten Ausführungsform
sind sowohl die erste Zerstörung
als auch die zweite Zerstörung
beide homozygote Zerstörungen, was
insbesondere eine Null-Inaktivierung
sowohl des Artemis- als auch des p53-Gens zur Folge hat.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das transgene Säugetier
ein Nager, insbesondere eine Ratte oder eine Maus.
-
Das
nicht-menschliche transgene Säugetier
kann als Modell zur Untersuchung von Pro-B-Zell-Lymphomen verwendet
werden. In der Tat betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Bereitstellung
eines Modells zur Untersuchung von Pro-B-Zell-Lymphomen, welches umfasst, dass man
das transgene Säugetier
für eine
Person bereitstellt, die ein solches Modell zur Untersuchung von
Pro-B-Zell-Lymphomen benötigt,
und ein Verfahren zur Untersuchung von Pro-B-Zell-Lymphomen, welches
das Studium des transgenen Säugetiers
umfasst.
-
Die
nicht-menschlichen transgenen Tiere und die "Knock-out"-Zellen der Erfindung können auch
zur Identifikation von pharmakologisch interessanten Verbindungen
verwendet werden. Deshalb betrifft die Erfindung auch ein Verfahren
zur Durchmusterung von Verbindungen, welche die V(D)J-Rekombination
und/oder DNA-Reparatur modulieren, umfassend das In-Kontakt-Bringen
einer Verbindung mit dem nicht-menschlichen Säugetier oder der Knock-out-Wirtszelle
der Erfindung und Bestimmen der Zunahme oder Abnahme der V(D)J-Rekombination
und/oder DNA-Reparatur in dem nicht-menschlichen Säugetier
oder der Wirtszelle im Vergleich zur V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur des nicht-menschlichen
Säugetiers
oder der Wirtszelle vor der Verabreichung der Verbindung.
-
Ein
Verfahren zum Testen der Genotoxizität von Verbindungen, umfassend
das In-Kontakt-Bringen einer Verbindung mit dem nicht-menschlichen
Säugetier
oder einer Wirtszelle der Erfindung und das Bestimmen der Zunahme
oder Abnahme der V(D)J-Rekombination und/oder DNA-Reparatur in dem
nicht-menschlichen Säugetier
oder der Wirtszelle im Vergleich zur V(D)J-Rekombination und/oder
DNA-Reparatur des nicht-menschlichen Säugetiers oder der Wirtszelle
vor der Verabreichung der Verbindung, ist ebenfalls ein Gegenstand
der Erfindung.
-
Funktion von
Artemis
-
Obwohl
aus dem Phänotyp
von RS-SCID-Patienten geschlossen werden kann, dass Artemis ein
Teil der ubiquitären
Maschinerie ist, die an der DNA-DSB (Doppelstrangbruch)-Reparatur,
an der auch der V(D)J-Rekombinationsprozess beteiligt ist, beteiligt
ist, muss die genaue Funktion für
diesen neuen Faktor noch ermittelt werden.
-
Die
wiederholte Suche nach einem globalen Homolog von Artemis in anderen
Spezies in Protein-Datenbanken hat bislang keinen vielversprechenden
Kandidaten ergeben. Die einzige Ähnlichkeit
besteht ausgehend von dem Peptid 0083, welches den gesamten N-terminalen
Abschnitt von Artemis umfasst, zu den verschiedenen Mitgliedern
der SNM1-Familie.
-
Artemis
ist jedoch aus mindestens zwei Gründen eindeutig nicht das humane
Ortholog von entweder SNM1 aus der Maus oder PSO2 aus der Hefe:
- – Erstens
unterscheiden sich die drei Proteine trotz ihrer SNM1-Ähnlichkeitsregionen in den
mit diesen assoziierten Domänen.
Insbesondere sind die 331 Aminosäuren,
die die C-terminate Region von Artemis bilden, in SNM1/PSO2 nicht
vorhanden und zeigen keinerlei offensichtliche Ähnlichkeiten zu irgendeinem
anderen bekannten Protein.
- – Zweitens
zeigen, obwohl murine und aus Hefe stammende SNM1/PSO2-Mutanten einen starken
Defekt bei der Reparatur von durch DNA-Strangvernetzungsmittel verursachten
DNA-Schädigungen
zeigen (Henriques und Moustacchi, 1980; Dronkert et al., 2000),
diese keine erhöhte
Empfindlichkeit gegen ionisierende Strahlungen, was anzeigt, dass
diese beiden Proteine wahrscheinlich nicht direkt an der Reparatur
von DNA-DSB (Doppelstrangbrüchen)
beteiligt sind.
-
Dies
steht in scharfem Kontrast zu dem Phänotyp von RS-SCID-Patienten,
deren primärer
molekularer Defekt tatsächlich
das Fehlen von DNA-DSB-Reparatur ist, wie durch das Fehlen der Bildung
von codierenden Verknüpfungen
(„coding
joints") im Verlauf
der V(D)J-Rekombination und die erhöhte Empfindlichkeit von Knochenmarks-
und Fibroblastenzellen gegenüber γ-Strahlen
veranschaulicht wird (Cavazzana-Calvo et al., 1993; Nicolas et al.,
1998).
-
Interessanterweise
weisen Artemis, SNM1 aus der Maus und PSO2 aus Hefe gemeinsam eine
Domäne
auf, die eine Metallo-β-lactamase-Faltung
ausbildet (Aravind, 1997) und wahrscheinlich mit enzymatischer Aktivität assoziiert
ist, angesichts des Vorhandenseins von nahezu allen kritischen katalytischen
Resten (oder von konservierten Resten, die diese für eine Funktion
ersetzen könnten).
Es gibt jedoch keinen offensichtlichen Konsens in Hinblick auf die
Natur der verschiedenen Metallo-β-lactamase-Substrate,
außerhalb
von einer allgemeinen negativ geladenen Zusammensetzung. Eine Sequenzanalyse
enthüllte
die Existenz einer konservierten Region, die die Metallo-β-lactamase-Domäne in Mitgliedern
der Artemis/SNM1/PSO2-Unterfamilie begleitet (Daten nicht gezeigt),
einschließlich
verschiedener anderer Sequenzen, die mit dem Nukleinsäurestoffwechsel
in Zusammenhang stehen, wie zwei Untereinheiten des „cleavage
and polyadenylation specificity factor" (CPSF; Spaltungs- und Polyadenylierungsspezifitätsfaktor).
-
Es
wird vorgeschlagen, diese Domäne,
die detailliert anderswo beschrieben wird, βCASP für Metallo-β-lactamase-assoziierte CPSF
Artemis SNM1/PSO2-Domäne
zu nennen. Obwohl sie hochgradig divergent ist und eine Mehrzahl
von Insertionen (z.B. innerhalb von PSO2 aus Hefe) toleriert, beherbergt
diese Domäne mehrere
konservierte Reste, wie das H319 in Artemis, die eine Rolle bei
der durch Mitglieder dieser Unterfamilie katalysierten Reaktion
spielen könnten.
-
Es
ist verlockend, zu spekulieren, dass diese Domäne zur Substratbindung in einer ähnlichen
Weise wie die α-helikale
Domäne
von Glyoxalase, eines anderen Mitgliedes der β-Lactamase-Familie (Cameron
et al., 1999), beitragen könnte.
-
Artemis in
dem NHEJ-Stoffwechselweg der DNA-Reparatur
-
DNA-DSB
können
entweder durch homologe Rekombination (HR) oder durch den „non-homologous end-joining
pathway" (NHEJ;
nicht-homologe Endverknüpfungs-Stoffwechselweg)
(zusammenfassende Übersicht
in (Haber, 2000)) repariert werden. Obwohl in Hefe HR der vorherrschende
Reparaturweg ist, wird bei höheren
Eukaryoten zumeist NHEJ eingesetzt und dieser repräsentiert
den DNA-Reparatur-Stoffwechselweg, dem
während
einer V(D)J-Rekombination gefolgt wird.
-
Es
wird angenommen, dass wenigstens drei Proteinkomplexe gemeinsam
oder nacheinander an dem Ort des RAG1/2-abgeleiteten DSB wirksam
werden. Der Ku70-80-Komplex wird wahrscheinlich als erstes zu der
Läsionsstelle
rekrutiert, gefolgt von der Hinzufügung der DNA-PKcs-Untereinheit.
Dieser anfängliche
Komplex wird als der primäre
DNA-Schädigungssensor,
der die DNA-Reparaturmaschinerie
aktivieren wird, angesehen. Die XRCC4/DNA-Ligase IV repräsentiert
den besten Kandidaten, um die Lücke
tatsächlich
zu reparieren. Vor kurzem wurde der RAD50/MRE11/NBS1-Komplex, der
bekanntermaßen
an dem NHEJ teilnimmt (Carney et al., 1998; Varon et al., 1998),
an der Stelle der sich umlagernden TCR-Gene gefunden, was für seine
mögliche
Beteiligung an der DNA-Reparaturphase der V(D)J-Rekombination spricht
(Chen et al., 2000).
-
Man
würde selbstverständlich gerne
wissen, wie Artemis seine Rolle in dieser Kaskade spielt. An dieser
Stelle können
nur spekulative Antworten basierend auf der Analogie von Phänotypen
zwischen den verschiedenen defizienten Modellen, einschließlich RS-SCID,
gegeben werden. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass
Artemis mit dem RAD50/MRE11/NBS1-Komplex verknüpft wird. Tatsächlich führen sowohl
bei Patienten mit Nijmegen- als auch Ataxie-Teleangiektasie-Syndrom (ATLD) Mutationen
in dem NBS1- und MRE11-Gen zu einer chromosomalen Instabilität, begleitet
von einer durch einen tiefgreifenden Defekt bei der DNA-Schädigung induzierten
G1-Arretierung des Zellzyklus (G0/G1-Checkpoint), während die V(D)J-Reparatur verschont
wird (Carney et al., 1998; Varon et al., 1998). Dies steht in scharfem
Kontrast zu der normalen G1- Arretierung
bei RS-SCID-Fibroblasten in Folge einer Bestrahlung (unveröffentlichte
Ergebnisse).
-
Bezüglich des
XRCC4/DNA-Ligase IV-Komplexes gibt es zwei hauptsächliche
Unterschiede zwischen den Mäusen
mit RS-SCID-Zustand und den XRCC4- und DNA-Ligase IV-Knock-out-Mäusen:
- – Erstens
führt ein
vollständiges
Null-Allel von Artemis (wie in P6, P15 und P40) nicht zu embryonaler
Letalität
bei Menschen. Diese Beobachtung unterstützt eine Beteilung von Artemis
in dieser Phase von NHEJ nicht.
- – Zweitens
ist die Neuverknüpfung
von linearisierten DNA-Konstrukten,
die in RS-SCID-Fibroblasten eingeführt werden, normal (unveröffentlichte
Ergebnisse), während
dieser Assay, wenn ein Defekt vorliegt, hochgradig diagnostisch
für abnormale
NHEJ in Hefe ist (Teo und Jackson, 1997; Wilson et al., 1997).
-
Die
vielleicht offensichtlichste Verknüpfung zwischen Artemis und
NHEJ wird in Hinblick auf den Ku/DNA-PK-Komplex gefunden. Tatsächlich sind
humane RS-SCID-Patienten
und scid-Mäuse,
die eine Mutation in dem DNA-PKcs codierenden Gen aufweisen, die
einzigen zwei bekannten Zustände,
wo ein mit der V(D)J-Rekombination
assoziierter DNA-Reparaturdefekt allein die Bildung der codierenden
Verknüpfungen („coding
joints") beeinflusst.
-
Die
Signalverknüpfungs
(„signal
joint")-Bildung
ist in dem Kontext einer defekten V(D)J-Rekombination in allen anderen
analysierten Szenarien ebenfalls beeinträchtigt.
-
Darüber hinaus
scheinen die Manifestationen des DNA-Reparaturdefekts sowohl bei
humanen RS-SCID-Patienten als auch scid-Mäusen recht stark auf das Immunsystem
beschränkt
zu sein und scheinen beispielsweise zu keinen neurologischen Störungen oder
zur Entwicklung von Krebs, zwei Manifestationen, die oftmals mit
Defekten bei den anderen Mitspielern der NHEJ assoziiert sind (Roth
und Gellert, 2000), zu führen.
-
Als
Schlussfolgerung beschreibt die Erfindung die Identifizierung und
Klonierung des Artemis, einen neuen Faktor der V(D)J-Rekombination,
codierenden Gens. Mutationen von Artemis bewirken T-B-SCID-Defekte
bei Menschen aufgrund eines Fehlens von Reparatur der RAG1/2-vermittelten
DNA-Doppelstrangbrüche.
Artemis gehört
zu einer großen
Familie von Molekülen,
die als Teil ihrer mutmaßlichen
katalytischen Stelle eine Metallo-β-lactamase-Faltung ausbilden.
Ein Zweig dieser Familie, der auch SNM1 aus Hefe und PSO2 aus der
Maus umfasst, weist angefügt
eine andere Domäne,
welche als βCASP
bezeichnet wird, auf, die die Aktivität dieser Untergruppe von Proteinen
zu Nukleinsäuren
dirigieren könnte,
und dient dementsprechend dem Zweck der DNA-Reparatur.
-
Schließlich sind
wahrscheinlich andere Domänen,
die noch ermittelt werden müssen,
für das
Dirigieren der verschiedenen Artemis/SNM1/PSO2-Proteine zu ihren
spezifischen DNA-Reparatur-Stoffwechselwegen, der DSB-Reparatur
für Artemis
oder der DNA-ICL-Reparatur für
SNM1/PSO2, verantwortlich.
-
Die
folgenden Beispiele sind nur für
Veranschaulichungszwecke bestimmt und sollten nicht so aufgefasst
werden, dass sie den Umfang der Erfindung in irgend einer Weise
beschränken.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Klonierung
der Artemis-cDNA
-
Patienten und Zellen
-
Es
wurden im Rahmen dieser Untersuchung 13 RS-SCID-Patienten aus 11
Familien, die aufgrund ihres typischen Phänotyps von autosomaler rezessiver
SCID bei vollständigem
Fehlen von peripheren T- und B-Lymphozyten, aber Vorhandensein von
natürlichen
Killerzellen (Fischer et al., 1997) ausgewählt worden sind, analysiert.
Alle Patienten zeigten einen beeinträchtigten V(D)J-Rekombinationsassay
in Fibroblasten und für
alle RS-SCID-Familien mit Ausnahme von P16, P40 und P47 konnte der
Strahlungsempfindlichkeitsstatus an Knochenmarkszellen und/oder
Fibroblasten bestimmt werden ((Cavazzana-Calvo et al., 1993; Nicolas
et al., 1998; Moshous et al., 2000) und unsere unveröffentlichten
Ergebnisse). Die Genotypisierung der blutsverwandten Familien unter
Verwendung von polymorphen Mikrosatellitenmarkern, wie anderswo
berichtet (Moshous et al., 2000) stimmte in jedem Falle mit unserer
zuvor beschriebenen Lokalisierung von RS-SCID auf dem Chromosom
10p überein.
Die Untersuchung basierte auf vier Patienten französischer
Herkunft (P1, P3, P6 und P15) und einer davon (P15) stammte von
verwandten Eltern, einer war von italienischer Herkunft (P16), einem Griechen
(P4) und einem Afrikaner (P2). Die verbleibenden Patienten entstammen
vier blutsverwandten türkischen
Familien, wobei zwei von diesen verwandt sind (P38, P5, P11 bzw.
P12). Vor dieser Untersuchung war von den Familien eine Zustimmung
nach Information erhalten worden. Aus Hautbiopsien wurden primäre Fibroblasten-Zelllinien
abgeleitet und mit SV40 pseudo-immortalisiert, wie anderswo beschrieben
(Nicolas et al., 1998), und in RPMI 1640 (GIBCO BRL), ergänzt mit
15% fötalem
Kälberserum,
kultiviert.
-
Klonierung
von Artemis-cDNA und Amplifizierung von genomischer DNA
-
Ausgehend
von Fibroblasten-RNA wurde cDNA des ersten Strangs synthetisiert.
Artemis in voller Länge
codierende Sequenz wurde durch Polymerasekettenreaktion (PCR) an
cDNA amplifiziert unter Verwendung des Advantage-GC cDNA PCR Kit
(Clontech) gemäß den Empfehlungen
des Herstellers und der Primer 0083F1 (5'-GATCGGCGGCGCTATGAGTT-3', SEQ ID Nr. 3) und
169F (5'-TGTCATCTCTGTGCAGGTTT-3', SEQ ID Nr. 4),
die ausgehend von den EST-Sequenzen AA278590 und AI859962 gestaltet
worden sind. Die PCR-Produkte wurden direkt an einem ABI377-Sequenziergerät (Perkin-Elmer) unter Verwendung
der BigDye Terminator Cycle Sequencing Ready Reaction (Applied Biosystems)
mit einer Reihe von internen OligoNucleotiden sequenziert. Aufgrund
von mehreren alternativ gespleißten
Transkripten wurde eine Sequenzierung auch an klonierten PCR-Produkten
ausgeführt.
Artemis- Volllängen-cDNA
wurde in pIRES-EGFP (Clontech) für eine
nachfolgende Verwendung in Transfektionsexperimenten subkloniert.
Die genomische Struktur des Artemis-Gens wurde durch Alignment (auf
Homologie basierende gegenseitige Ausrichtung) der cDNA-Sequenz gegenüber der
als Entwurf ermittelten Sequenz des Bac 2K17 (AL360083) abgel/eitet.
Für die
spezifische Amplifizierung von jedem Exon wurde eine Reihe von OligoNucleotid-Primerpaaren gestaltet.
Exon 4- und Exon 5-PCR-Produkte wurden in pGemT (Promega) für eine nachfolgende
Verwendung bei einer Southern-Blot-Analyse (siehe unten) kloniert.
-
Die
Primer, die für
eine genomische Amplifizierung der verschiedenen Exons 1 bis 14
verwendet wurden, entsprechen SEQ ID Nr. 5 bis SEQ ID Nr. 32. Diese
Paare von Primern ermöglichen
die Amplifizierung von jedem Exon, wie im Sequenzprotokoll angegeben,
wobei die Nummer des Exons nach dem „Ex" steht, „F" Vorwärts und „R" Rückwärts bedeutet.
-
Ergebnisse
-
Als
Teil ihrer Bemühungen
im Rahmen der Sequenzierung des menschlichen Chromosoms 10 hat die „Chromosome
10 Mapping Group" am
Sanger Center mehrere künstliche
Bakterienchromosomen (BACs)-Kontigs, welche das gesamten Chromosom
10 überspannen,
konstruiert (http://www.sanger.ac.uk/HGP/Chr10). Zwei von diesen
Contigs, 10ctg1105 und 10ctg23 (1A),
waren von besonderem Interesse, da sie mehrere BACs umfassten, welche
die die RS-SCID-Region flankierenden Marker D10S1664 und D10S674
wie auch D10S191 und D10S1653, welche die maximalen paarweisen LOD-Scores
bei A-SCID-Populationen zeigten (Li et al., 1998), trugen.
-
Es
wurde eine systematische Überprüfung der
Nucleotidsequenzen, welche die in den beiden von der „Human
Chromosome 10 Sequencing Group" am
Sanger Center veröffentlichten
Contigs (http://webace.sanger.ac.uk/cgibin/ace/simple/10ace) vorhandenen
24 BACs umfassten, initiiert. Die Analysen basierten auf einer in
silico-Nucleotidsequenz-Bewertung mit GENESCAN- (Burge und Karlin,
1997) (http://bioweb.pasteur.fr./seganal/interfaces/genscan.html)
und FGENESH (Salamov und Solovyev, 2000) (http://genomic.sanger.ac.uk/gf/gfb.html)-Software,
zwei Programmen, die darauf abzielen, nach mutmaßlichen Peptid-codierenden
Genen in großen
genomischen DNA-Sequenzen zu suchen. Alle vorhergesagten Peptide
wurden nachfolgend gegenüber
den translatierten nicht-redundanten GENBANK/EMBL-Nucleotid-Datenbanken unter
Verwendung von TBLASTN überprüft. Bei
der Veröffentlichung
der AL360083-Entwurfssequenz, welche aus dem BAC 2K17 stammte, sagte
FGENESH ein 149 Aminosäuren
(aa; AS) langes Peptid (welches nachfolgend als Peptid „0083" bezeichnet wurde)
voraus, innerhalb von welchem sich 121 aa als zu 35% bzw. 31% identisch zu
den Proteinen MuSNM1 (AAF64472) und PSO2 aus Hefe (P30620) erwiesen.
Die gleiche Peptid-Vorhersage wurde bei Verwendung von GENESCAN
erhalten.
-
SNM1
und PSO2 sind zwei Proteine, die an der Reparatur von DNA-Schäden, die
durch DNA-Strangvernetzungsmittel (ICL; „interstrand cross-linking-agents"), einschließlich Cisplatin,
Mitomycin C oder Cyclophosphamid ((Henriques und Moustacchi, 1980;
Dronkert et al., 2000) und darin zitierte Referenzen), verursacht
werden, beteiligt sind. Maus- und Hefe-Mutanten für SNM1/PSO2
sind gegenüber
mehreren Mitteln, die ICLs hervorrufen, hypersensitiv, nicht aber
gegenüber γ-Strahlen, im Gegensatz
zu RS-SCID-Patienten, bei welchen bei einigen Knochenmarkszellen
und Fibroblasten eine Hypersensitivität gegen γ-Strahlen festgestellt wurde.
Das das mutmaßliche
Peptid „0083" codierende Gen repräsentierte
aufgrund seiner chromosomalen Lage und der Ähnlichkeit des „0083"-Peptids zu DNA-Reparaturproteinen
trotz der bedeutenden Diskrepanz in dem Strahlenempfindlichkeits-Phänotyp einen
guten Kandidaten. Die Gültigkeit
des mutmaßlichen „0083"-Peptids wurde ermittelt,
indem nach RNA-Transkripten, welche dieses Peptid codierten, in
der „TIGR human
Gene Indices"-Datenbank
unter Verwendung von TBLASTN (http://www.tigr.org/docs/tigrscripts/nhgi_scripts/tgi_blast.pl?organism=Human)
gesucht wurde.
-
Diese
Anfrage ergab den THC535641-Index, innerhalb von welchem AA278590
die am weitesten 5' gelegene
Sequenz repräsentierte
und dem I.MA.G.E.-Klon 703546 entsprach. Die Nucleotidsequenz des
gegenüberliegenden
Endes dieses Klons (AA278850) stimmte mit dem THC483503-Index überein.
Die AI859962-Nucleotidsequenz
in diesem zweiten Index lieferte die am weitesten 3' gelegene Erstreckung
der cDNA, welche das „0083"-Peptid codiert.
Eine vollständige
cDNA wurde durch RT-PCR-Amplifizierung von Fibroblasten-RNA unter
Verwendung der innerhalb der Nucleotidsequenzen AA278590 bzw. AI859962
ausgewählten
Primer 0083F1 und 169E erhalten. Diese cDNA wurde direkt sequenziert
und in pGemT kloniert. Mehrere Klone stellten nicht-produktive Transkripte
dar, die durch alternative Spleißereignisse erzeugt worden
sind (Daten nicht gezeigt). Die Erfinder konzentrierten sich auf
einen Satz von Klonen, die das längste
offene Leseraster beherbergten. Die vollständige cDNA-Sequenz von 2354
bp (SEQ ID Nr. 1) enthält
ein offenes Leseraster (ORF) von 2079 bp. Es wird angenommen, dass
das ATG an Position 39 oder das ATG an Position 60 die Translationsstartstelle
darstellt, basierend auf der Analyse von umgebenden Nucleotiden,
welche mit der Kozack-Consensussequenz für die Initiation der Translation übereinstimmen.
Das codierte Protein von 692 oder 685 aa, das als Artemis bezeichnet
wurde (und SNM1C entspricht), weist ein vorhergesagtes Molekulargewicht
von ungefähr
78 kD auf. Das „0083"-Peptid (welches
dem durch die Nucleotide 348 bis 800 von SEQ ID Nr. 1 codierten
Peptid entspricht) entspricht I106-H254 (Beginn bei Nukl. 39) und
ist Teil einer größeren Region,
welche Ähnlichkeit
zu scPSO2 und muSNM1 zeigt.
-
Es
ist nicht möglich,
vollständig
sicherzustellen, dass diese cDNA die Volllängen-Sequenz darstellt, obwohl mehrere Versuche,
die 5'-Sequenz weiter
auszudehnen, scheiterten. Der polyA-Schwanz in der 3'-untranslatierten
Region der Sequenz SEQ ID Nr. 1 wird durch die genomische Sequenz
codiert und ist nicht die Folge von RNA-Prozessierung, was nahe
legt, dass diese cDNA sich möglicherweise
weiter strangabwärts
erstreckt. Funktionale Komplementierungsuntersuchungen (siehe unten)
legen jedoch stark nahe, dass der vollständige Artemis-ORF tatsächlich kloniert
worden ist. Die Struktur des Artemis-Gens (Tabelle 1) wurde durch Vergleich
der cDNA-Sequenz mit der genomischen (AL360083) Sequenz abgeleitet.
Artemis besteht aus 14 Exons mit Größen, die von 52 bp bis 1160
bp reichen. In verschiedenen Artemis-cDNA-Klonen wurden vier alternative
Exons identifiziert und führen
zu nicht-produktiven Spleißungen
(Daten nicht gezeigt).
-
Tabelle
1: Exongrenzen des ARTEMIS-Gens
-
RS-SCID
ist zuvor einer 6,5 cM großen
chromosomalen Region, die durch die polymorphen Marker D10S1664
und D10S674 flankiert wird, einer Region, die für klassische cDNA-Selektionsuntersuchungen
(Li et al., 1998; Moshous et al., 2000) zu groß ist, zugewiesen worden. Eine
in silico-Bewertung von als Entwurf vorliegenden genomischen Sequenzen,
welche diese Region überspannen,
führte
die Erfinder zu der Identifizierung des Artemis-Gens.
-
Beispiel 2: Expression
von Artemis
-
Southern-Blot-Analyse
-
Zehn μg DNA mit
hohem Molekulargewicht wurden mit HindIII oder Eco88I verdaut, auf
einem 0,7%-igen Agarosegel aufgetrennt, unter Vakuum auf eine Nylon-Membran
(Genescreen) geblottet und mit P32-markierten Artemis-Exon 5- und -Exon 4-spezifischen
Sonden hybridisiert.
-
RNA-Expressionsanalyse
-
PCR-ready
cDNA aus mehreren Geweben wurde von Clontech erworben und mittels
der Artemis-spezifischen Primer 0083F4 (5'-AGCCAAAGTATAAACCACTG-3', SEQ ID Nr. 33)
und 169F (SEQ ID Nr. 4) oder den vom Hersteller bereitgestellten
GAPDH-Primern als Kontrolle amplifiziert und auf 1%-igen Agarosegelen aufgetrennt.
Artemis-spezifische PCR-Produkte wurden auf eine Nylonmembran geblottet
und mit einem internen P32-markierten OligoNucleotid
hybridisiert, wohingegen die GAPDH-PCR-Kontrolle durch Ethidiumbromid-Färbung sichtbar
gemacht wurde.
-
Ergebnisse
-
Erhöhte Strahlenempfindlichkeit
von RS-SCID gegenüber γ-Strahlen
ist nicht auf die Zellen des Immunsystems beschränkt, sondern ist auch ein Charakteristikum
von Fibroblasten, was nahe legt, dass Artemis ubiquitär exprimiert
wird. Dies wurde durch eine PCR-Analyse an einer Gruppe von 15 cDNAs,
welche ein breites Spektrum von hämopoetischen und nicht-hämopoetischen
Geweben repräsentierten,
bestätigt.
-
Das
Ausmaß der
Artemis-Expression ist ubiquitär,
aber schwach und benötigte
30 PCR-Zyklen (38 Zyklen für
den Skelettmuskel), um mit einem internen P32-markierten OligoNucleotid ein geeignetes
Signal zu erhalten, verglichen mit der starken Ethidiumbromid-Färbung, die
für das
Kontrollgen GAPDH erhalten wurde.
-
Die
nur in einem geringen Ausmaß erfolgende
Expression von Artemis könnte
eine allgemeine Eigenschaft der SNM1-Proteinfamilie reflektieren,
da festgestellt worden war, dass die Grundexpression von mSNM1 in
ES-Zellen ebenso sehr gering war (Dronkert et al, 2000). Es ist
anzumerken, dass verglichen mit anderen Geweben die Artemis-Expression
im Thymus oder Knochenmark, den Orten der V(D)J-Rekombination, nicht
erhöht
war.
-
Wie
angesichts der generalisierten erhöhten Strahlenempfindlichkeit
bei RS-SCID-Patientenzellen (Cavazzana-Calvo
et al., 1993) erwartet, zeigte Artemis ein pleiotropes Expressionsmuster.
-
Beispiel 3: Das Artemis-Gen
ist bei humanen RS-SCIDs mutiert
-
Mutationsanalyse
-
Artemis-Mutationssequenzanalysen
wurden entweder an cDNA nach RT-PCR-Amplifizierung oder an genomischer DNA
nach einer Exon-spezifischen PCR-Amplifizierung
ausgeführt.
Alle PCR-Produkte wurden unter Verwendung der BigDyeTerminator Cycle
Sequencing Ready Reaction direkt sequenziert.
-
Ergebnisse
-
Die
Struktur und die Sequenz des Artemis-Gens wurden in einer Reihe
von 11 RS-SCID-Familien, welche 13 Patienten umfassten, analysiert
(Tabelle 2 und 1). Drei Patienten (P6, P15
und P40) waren durch ein vollständiges
Fehlen des Artemis-Transkripts, welches durch eine sich von Exon
1 bis 4 erstreckende genomische Deletion verursacht wurde, gekennzeichnet.
Diese Mutation kann als ein vollständiges Null-Allel angesehen
werden.
-
Die
gleiche genomische Deletion war auf einem Allel in P1 vorhanden,
der eine C279T-Nucleotidveränderung
auf dem anderen Allel trug, die zu der Bildung eines Nicht-Sinn-Codons
bei R74 führte.
Eine homozygote C279T-Mutation war auch bei P2 vorhanden und wurde
bei P4 heterozygot gefunden.
-
Für diese
Reihe von RS-SCID-Patienten waren zwei andere genomische Deletionen
charakteristisch. Eine die Exons 5 bis 8 überspannende homozygote Deletion
bei P47 führte
zu der Bildung einer cDNA, in welcher Exon 4 im Raster an Exon 9
gespleißt
war, was zu einem mutmaßlichen
Protein, welchem K96 bis Q219 fehlt, führt. Bei P3 führte eine
heterozygote genomische Deletion der Exons 5 und 6 zu dem außerhalb
des Rasters erfolgenden Spleißen
von Exon 4 an 7, was zu einer Rasterverschiebung bei K96 führt. Das
zweite Allel trug bei diesem Patienten eine heterozygote G- gegen
C-Nucleotid-Veränderung
in der kanonischen Spleißdonorsequenz
des Exons 11, welche das außerhalb
des Rasters erfolgende Spleißen
von Exon 10 an 12, welches zu einer Rasterverschiebung bei T300
führt,
bewirkte.
-
Als
letztes wurden bei sechs Patienten drei andere Spleißdonorsequenz-Mutationen identifiziert.
Eine heterozygote G- gegen A-Nucleotidveränderung in der Spleißdonorstelle
des Exons 10 in P4 bewirkte die Produktion einer cDNA, wo die Fusion
von Exon 9 an 12 das offene Leseraster bewahrte und potentiell zu
der Herstellung eines Proteins, welchem A261 bis E317 fehlt, führte. Eine
homozygote G- gegen T-Mutation in der Exon 5-Donorstelle wurde bei
den Geschwistern P5, P11 und P12 wie auch bei P38 gefunden, welche
das außerhalb
des Rasters erfolgende Spleißen
von Exon 4 an 6 und die Erzeugung einer Rasterverschiebung bei K96
bewirkte. Obwohl diese Form von cDNA, welcher das Exon 5 als ein
Ergebnis eines alternativen Spleißereignisses fehlt, auch in
geringem Ausmaß in
RNA aus normalen Zellen nachgewiesen wurde (Daten nicht gezeigt),
war sie für
alle cDNAs in P5 und P38 verantwortlich. Bei dem Patienten P16 bewirkte
eine homozygote Deletion von G818 in Exon 9 zusammen mit einer homozygoten
C- gegen T-Veränderung
neun Nucleotide strangabwärts
in dem Intron die Bildung einer Rasterverschiebung bei A254.
-
Wann
immer Proben von den Eltern der Patienten verfügbar waren, wurden sie auf
das Vorhandensein der Mutationen getestet. Dies konnte die Vererbung
der Mutationen bei P5, P11 und P12 wie auch P38 und P16 durch direkte
Sequenzierung der Exon-spezifischen genomischen PCR-Produkte, erhalten
von der DNA der Eltern, (Daten nicht gezeigt), bestätigen, die
mit der autosomalen rezessiven Vererbung übereinstimmt.
-
Zusammengefasst
tragen alle der in dieser Reihe getesteten 13 RS-SCID-Patienten homozygote
oder heterozygote Mutationen in dem Artemis-Gen. Keine dieser Mutationen
waren einfache Missense-Mutationen und eine von diesen (genomische
Deletion von Exon 1 bis 4) kann als ein wahres Null-Allel angesehen
werden angesichts des vollständigen
Fehlens von Artemis-Transkript in P6, P15 und P40. Alle Mutationen
werden in
1 und Tabelle 2 rekapituliert. Tabelle
2 : Mutationen des Artemis-Gens in RS-SCID-Patienten
-
Der
erste Hinweis darauf, dass Artemis tatsächlich das an RS-SCID beteiligte
Gen war, kam aus der Identifizierung von Mutationen bei mehreren
Patienten. Insgesamt wurden 8 unterschiedliche Mutationen des Gens
bei 11 Familien gefunden. Obwohl einige der Mutationen rekurrent
waren, war es nicht möglich,
irgendeine eindeutige Korrelation mit der geographischen Herkunft
der Patienten zu ermitteln.
-
Aus
der Analyse dieser Mutationen ergeben sich mehrere interessante
Merkmale:
- – Erstens
umfassen drei der identifizierten Modifikationen genomische Deletionen,
welche mehrere Exons überspannen,
welche zu Rasterverschiebung und Auftreten einer vorzeitigen Termination
in zwei Fällen und
einer im Raster erfolgenden Deletion von 216 aa in einem Falle führen. Dies
zeigt an, dass das Artemis-Gen möglicherweise
einen Hot-Spot für eine Gendeletion
darstellen könnte.
- – Zweitens
besteht keine der Mutationen in einfachen Nucleotidsubstitutionen,
welche Aminosäure-Veränderungen
erzeugen, und nur eine, die C279T-Transversion, erzeugt eine Nonsense-Mutation (Nicht-Sinn-Mutation). Die
anderen Nucleotidveränderungen
betreffen Spleißdonorsequenzen,
was in drei Fällen
entweder zu Rasterverschiebungen oder in einem Falle zu einer im
Raster erfolgenden Deletion eines Teils des Proteins führt.
- – Drittens
umfasst bei drei Patienten (P5, P15 und P40) die genomische Deletion
Exon 1 bis 4 und führt
zu einem vollständigen
Fehlen von Artemis codierender cDNA. Diese Deletion, die so aufgefasst
werden kann, dass sie zu einem Null-Allel führt, demonstriert dementsprechend,
dass Artemis kein essentielles Protein für die Lebensfähigkeit
ist im Gegensatz zu beispielsweise XRCC4 und DNA-Ligase IV (Barnes
et al., 1998; Frank et al., 1998; Gao et al., 1998) oder dass es
teilweise redundant ist.
-
Diese
Information ist von besonderem Interesse im Kontext eines murinen
Knockout-Gegenstücks
zu dem humanen RS-SCID-Zustand. Die Beteiligung von Artemis an dem
RS-SCID-Zustand wurde unzweideutig ermittelt durch Komplementierung
des V(D)J-Rekombinationsdefekts in Fibroblasten von Patienten nach Transfektion
mit einer Artemis-wt-cDNA (nächstes
Beispiel).
-
Beispiel 4: Artemis komplementiert
den RS-SCID-V(D)J-Rekombinationsdefekt
-
V(D)J-Rekombinationsassay
-
Der
V(D)J-Rekombinationsassay wurde ausgeführt, wie zuvor beschrieben
(Nicolas et al., 1998). Kurz zusammengefasst, wurden 5 × 106 sich exponentiell vermehrende SV40-transformierte
Haut-Fibroblasten in 400 μl
Kulturmedium (RPMI 1640, 10% FCS) einer Elektroporation mit 6 μg RAG-1 und
4,8 μg RAG-2
codierendem Expressionsplasmid zusammen mit 2,5 μg der extrachromosomalen V(D)J-Substrate
pHRecCJ (codierende Verknüpfung
(„coding
joint")) oder pHRecCJ
(Signalverknüpfung
(„signal
joint")) unterzogen.
Diese Plasmide tragen ein LacZ-Gen, welches durch eine DNA-Stuffersequenz,
welche von V(D)J-Rekombinationssignalsequenzen
flankiert wird, unterbrochen wird. Nach einer Rekombination wird
die Stuffer-DNA herausgeschnitten und das LacZ-Gen erneut zusammengefügt, was
blaue Bakterienkolonien erzeugt, wenn auf XgaI/IPTG-Medium ausplattiert
wird. pARTE-ires-EGFP (2,5 μg)
wurde für
eine Komplementationsanalyse hinzugefügt. Für die Transfektion verwendete
Konstrukte wurden nach 48 h gewonnen, erneut in DH10B-Bakterien
eingeführt
und auf XgaI/IPTG enthaltenden Platten ausplattiert. Der Rekombinationsprozentsatz
wurde bestimmt, indem blaue und weiße Kolonien gezählt wurden
und das Verhältnis
berechnet wurde. Blaue Kolonien wurden zufällig gepickt und die Plasmid-DNA
sequenziert, um die Qualität
der V(D)J-Junktionen
zu analysieren.
-
Ergebnisse
-
Die
Erfinder haben zuvor das Fehlen einer sich aus einer V(D)J-Rekombination
ableitenden Bildung von codierenden Verknüpfungen („coding joints") bei Fibroblasten
von RS-SCID-Patienten nach einer Transfektion mit RAG1- und RAG2-Expressionskonstrukten
zusammen mit extrachromosomalen V(D)J-Rekombinationssubstraten, welche für die Analyse
der codierenden (pHRecCJ) Verknüpfung
spezifisch sind, gezeigt (Nicolas et al., 1998). Im Gegensatz dazu wurde
bei RS-SCID-Fibroblasten die Signalverknüpfungs („signal joint")-Bildung stets als
normal ermittelt ((Nicolas et al., 1998) und Tabelle 3).
-
Das
Artemis-Gen wurde in den Säugetier-Expressionsvektor
plres-EGFP kloniert und dessen funktionale Komplementationsaktivität in dem
V(D)J-Rekombinationsassay
in Fibroblasten aus 7 RS-SCID-Patienten unter Verwendung des pHRecCJ-Substrats
bestimmt (Tabelle 3). In allen Fällen
wurden nach Transfektionen in Gegenwart von wt-Artemis blaue Bakterienkolonien
gewonnen, was die RAG1/2-gesteuerte Rekombination des Substrats
bescheinigt, während
in Abwesenheit von exogenem wt-Artemis praktisch keine derartigen
Kolonien erhalten wurden.
-
Die
Häufigkeiten
von Rekombinationsereignissen reichten von 1,5 × 10–3 bis
2,9 × 10–3,
was mit der Häufigkeit
von 3,2 × 10–3 übereinstimmte,
die bei einer Verwendung einer Kontroll-Fibroblasten-Zelllinie erhalten
wird. Eine Sequenzanalyse der gewonnenen pHRecCJ-Plasmide, welche
in diesem Assay in Fibroblastenlinien von P1 und P40 blaue Kolonien
bildeten, zeigte, dass die Junktionen bona fide V(D)J-codierende
Verknüpfungen
(„coding
joints") mit einem
begrenzten Zurechtschneiden der codierenden Enden ähnlich zu
jenen, die bei Kontroll-Fibroblasten erhalten wurden (nicht gezeigt),
waren.
-
Zusammengenommen
zeigen diese Ergebnisse an, dass der V(D)J-Rekombinationsdefekt bei RS-SCID in
direktem Zusammenhang mit den beschriebenen Mutationen in dem Artemis-Gen
steht und durch die Einführung
einer wt-Artemis-cDNA in die Fibroblasten der Patienten komplementiert
werden kann. Obwohl eine vorübergehende
Expression von Artemis auf hohem Niveau nicht toxisch zu sein schien,
konnten keine stabilen Transfektanten abgeleitet werden, um die
Komplementierung der Hypersensitivität gegenüber ionisierender Strahlung
zu analysieren. Dies könnte
auf eine Toxizität
einer Expression von wt-Artemis
auf hohem Niveau über
lange Zeit hinweg in den transfizierten Fibroblasten zurückzuführen sein.
Eine analoge zelluläre Toxizität war zuvor
nach einer Überexpression
von anderen humanen oder aus der Maus stammenden Homologen von SNM1
in vitro beschrieben worden und kann ein Charakteristikum dieser
Familie von Proteinen sein (Dronkert et al., 2000). Dies steht auch
in Übereinstimmung
mit der auf niedrigem Niveau erfolgenden physiologischen RNA-Expression dieser
Gene (siehe oben).
-
Es
ist interessant, festzuhalten, dass das aus den ersten 385 Aminosäuren von
SEQ ID Nr. 2 bestehende Protein ebenfalls in der Lage war, den V(D)J-Rekombinationsdefekt
in diesem Assay zu komplementieren.
-
-
Beispiel 5 : Artemis gehört zu der
Metallo-β-lactamase-Überfamilie
-
Datenbasenrecherchen
unter Verwendung des Programms BLAST2 mit der Artemis-AS-Sequenz
als Abfrage enthüllte über die
ersten 360 Aminosäuren
von Artemis signifikante Ähnlichkeiten
zu mehreren Proteinen, einschließlich der Proteine PSO2 aus
Hefe und SNM1 aus der Maus. Nachfolgende Iterationen mit dem PSI-BLAST-Programm
hoben signifikante Ähnlichkeiten
der ersten 150 Aminosäuren
zu gut etablierten Mitgliedern der Metallo-β-lactamase-Überfamilie hervor.
-
Die
Metallo-β-lactamase-Faltung,
die erstmals für
die β-Lactamase
aus Bacillus cereus beschrieben worden ist (Carfi et al., 1995),
wird durch verschiedene Metalloenzyme mit einer weit verbreiteten
Verteilung und breiten Substratspezifität angenommen (Aravind, 1997).
Sie besteht aus einem vierlagigen β-Sandwich mit zwei gemischten β-Faltblättern, die
durch α-Helices
flankiert werden, wobei die Metallbindungsstellen an einer Kante
des β-Sandwichs
lokalisiert sind. Sequenzanalyse wie auch eine Sekundärstruktur-Vorhersage
für Artemis
zeigten klar die Konservierung von für die Metallo-β-lactamase-Faltung
typischen Motiven an. Dies trifft insbesondere für die Aminosäuren D17,
[HXHKDH]33-38, H115 und D316, die an der Metallbindungstasche teilnehmen
und die katalytische Stelle der Metallo-β-lactamasen repräsentieren,
zu. Der letzte Metall-bindende Rest der Metallo-β-lactamasen, H225 in Tenotrophomonas
maltophilia-Metallo-β-lactamase
(1SML), welcher sich am Ende eines β-Faltblatts (Faltblatt β12) befindet,
fehlt bei Artemis/SNM1/PSO2, könnte
aber durch die Asparaginsäure
D165 von Artemis, die bei SNM1/PSO2 ebenfalls konserviert ist, funktional
ersetzt sein. Der letztgenannte Rest befindet sich am Ende eines
vorhergesagten β-Faltblatts,
getrennt durch eine α-Helix
von dem Strang, der den vorangegangenen Metall-bindenden Rest trägt.
-
Zusammengenommen
zeigt diese Analyse nicht nur an, dass Artemis wahrscheinlich die β-Lactamase-Faltung
angenommen hat, sondern möglicherweise
auch eine damit assoziierte katalytische Aktivität konserviert haben könnte, im
Gegensatz zu mehreren anderen Proteinen, die viele der katalytischen
Reste verloren haben (Aravind, 1997).
-
Beispiel 6: In vitro-Mutagenese
des Artemis-Gens
-
Die
Analyse der Proteinsequenz von Artemis enthüllte enthüllte die Existenz einer mutmaßlichen
Metallo-β-lactamase-Domäne (M1 bis
R179), welche nahe legt, dass Artemis irgendeine katalytische Funktion, wie
Hydrolase, haben könnte.
Dieser Domäne
folgt eine andere Domäne
(E180 bis S385), die als β-CASP
für „β Lactamase
CPSF-Artemis-SNM1-PSO2 associated domain" (mit β-Lactamase-CPSF, Artemis, SNM1, PSO2 assoziierte
Domäne)
bezeichnet wurde. Die β-CASP-Domäne ist in
einer Reihe von Proteinen mit einer Funktion im Rahmen des Stofffwechsels
von Nukleinsäuren
(DNA-Reparatur, RNA-Prozessierung ...) stets mit der β-lact-Domäne assoziiert.
Schließlich
umfasst die letzte Domäne
(C-ter) E386 bis T692. Die Rolle und die wechselseitige Abhängigkeit
dieser beiden Domänen
wurden in vitro analysiert, indem Mutanten erzeugt wurden und deren
Aktivität
sowohl auf die V(D)J-Rekombination als auch die DNA-Reparatur getestet
wurde.
-
Ergebnisse
-
V(D)J-Rekombination
-
Der
Assay basiert auf der Transfektion eines Fibroblasten mit Rag1-
und Rag2-Expressionskonstrukten,
um die V(D)J-Rekombination eines extrachromosomalen Substrats (pHRec-CJ
oder pHRec-CS, siehe Beispiel 4) zu analysieren. Die βLact+βCASP-Region
(M1 bis S385) ist ausreichend, um den V(D)J-Rekombinationsdefekt in Fibroblasten
aus Artemis-defizienten (RS-SCID-) Patienten zu komplementieren.
-
Jedoch
komplementiert die βLact-Domäne (M1 bis
R179) allein diesen Defekt nicht. Es existiert ebenfalls keine Aktivität, wenn βCASP-Cter-
(E180 bis T692) oder C-ter-(E386 bis T692)-Konfigurationen von Artemis
verwendet werden.
-
Die
katalytische Stelle von Metallo-β-lactamasen
in Bakterien ist durch die Anordnung von mehreren konservierten
His- und Asp-Resten, die Zn-Atome binden und die Hydrolase-Aktivität verleihen,
gekennzeichnet. Viele dieser Reste sind auch bei Artemis konserviert,
was des Weiteren die mögliche
Hydrolase-Aktivität von Artemis
nahe legt.
-
Mehrere
von diesen His- und Asp-Resten wurden zu Val mutiert und die restliche
Funktion des Proteins wurde in dem V(D)J-Assay analysiert.
-
D17A,
H35A, D37A und D136A vernichteten die Funktion von Artemis nahezu
vollständig,
während H165A
und H319A dessen Aktivität
verringerten. H38A und H151A scheinen keine Wirkung zu haben.
-
DNA-Reparatur
-
Dieser
Assay basiert auf der Analyse der Empfindlichkeit von mit einem
retroviralen Vektor, welcher verschiedene Formen von Artemis exprimiert,
transduzierten RS-SCID-Fibroblasten gegenüber γ-Strahlen. Während βLact–βCASP/C-ter die übermäßige Strahlenempfindlichkeit
von RS-SCID-Zellen komplementiert, hat βLact-βCASP keine Wirkung.
-
Schlussfolgerungen
-
Diese
Mutageneseexperimente legen nahe, dass Artemis wahrscheinlich irgendeine
katalytische Aktivität
aufweist, wie aufgrund von dessen Homologie zu bakteriellen Metallo-β-lactamasen
gemutmaßt
wird.
-
Die βLact+βCASP-Domäne von Artemis
trägt dessen
katalytische Aktivität,
da 1) sie eine V(D)J-Rekombination an extrachromosomalen Substraten
sicherstellen kann und 2) eine Mutation von mehreren mutmaßlichen
katalytischen Resten (His und Asp) die Funktion vernichten kann.
-
Nichtsdestotrotz
ist es interessant, festzuhalten, dass die βLact+βCASP-Domäne an sich nicht ausreichend
zu sein scheint, um Artemis-Aktivität im Kontext des gesamten Chromosoms
zu ermöglichen,
da das Volllängen-Artemis-Protein
oder wenigstens ein Teil der C-terminalen Domäne erforderlich zu sein scheint,
um den Strahlungsempfindlichkeits-Phänotyp zu komplementieren.
-
Dies
legt nahe, dass Artemis wahrscheinlich mit anderen Proteinen in
dem Kontext von dessen Substrat innerhalb des Chromatins wechselwirkt.
-
Basierend
auf diesem Ergebnis ist es möglich,
dass die V(D)J-Rekombinationsaktivität gegenüber endogenen
(in Chromatin befindlichen gegenüber
extrachromosomalen) IgG- und TCR-Genen ebenfalls das gesamte Artemis-Protein
erfordern könnte.
-
Diese
Situation ist in gewisser Weise ähnlich
zu jener des Rag2-Proteins. Bei Rag2 ist eine Kernregion erforderlich
und ausreichend, um die Rekombination von extrachromosomalen Substraten
zu bewirken, ist aber bei der Umlagerung von endogenen Loci unwirksam.
-
Beispiel 7: Analyse von
Patienten mit partiellem Artemis-Mangel
-
Beobachtung
-
Bei
einer Begutachtung von SCID-Patienten trafen die Erfinder auf 4
Fälle (bei
2 Familien), welche einen komplexen Phänotyp aufwiesen, welcher Ataxia-Teleangiectasia,
gleichwohl ohne eindeutige Ataxie, ähnelte. Diese Patienten litten
unter schwerer Lymphopenie und Hypogammaglobulinämie.
-
Bei
einigen dieser Patienten legte die Feststellung von Chromosomenaberrationen
bei Lymphozyten nahe, dass sie einen DNA-Reparaturdefekt aufweisen
könnten, was
weiter betätigt
wurde, indem Hypersensitivität
von Knochenmark gegenüber γ-Strahlen gezeigt
wurde.
-
In
Fibroblasten von zwei dieser Patienten (welche die beiden Familien
repräsentierten)
war eine V(D)J-Rekombination entweder nicht vorhanden oder stark
verringert und wurde auf das normale Niveau durch Hinzufügen von
wt-Artemis wiederherstellt,
wie in Beispiel 4.
-
Als
letztes war es möglich,
zu zeigen, dass das Artemis-Gen in beiden Fällen mutiert war, was zu vorzeitigen
Stop-Codons bei T432 bzw. D451 (am Beginn der C-Ter-Domäne) führte.
-
Diese
Beobachtung bestätigt
irgendwie die Ergebnisse der in vitro-Mutagenese (siehe Beispiel
6), was zeigt, dass ein Artemis-Protein, dem die vollständige C-Ter-Domäne fehlt,
nach wie vor Rekombinationsaktivität in dem Chromatin-Kontext in vivo aufweisen
kann (diese Patienten haben tatsächlich
einige Lymphozyten), aber die Effizienz gegenüber endogenen Loci sehr schwach
ist (diese Patienten sind stark lymphopenisch).
-
Bei
zwei Patienten aus der ersten Familie wurde der Immunmangel von
der Entwicklung einer sehr aggressiven und disseminierten lymphoproliferativen
Erkrankung (SLP), assoziiert mit der Anwesenheit von EBV, begleitet.
-
Diese
SLPs können
wahrscheinlich basierend auf ihrer Klonalität und ihrer Aggressivität mit wahren B-Zell-Lymphomen
verglichen werden.
-
Schlussfolgerung
-
Die
hauptsächliche
Schlussfolgerung aus dieser Beobachtung ist, dass Artemis wahrscheinlich
als ein „Wärter" („Caretaker") angesehen werden
kann, da ein Mangel an diesem offensichtlich mit der Entwicklung von
B-Zell-Lymphomen verbunden ist.
-
Diese
Idee wird durch die Literatur gestützt, die (in mehreren Berichten)
zeigt, dass Mängel
an anderen Faktoren der V(D)J-Rekombination/DNA-Reparatur (wie Ku80,
DNA-PK, XRCC4, DNA-Ligase IV) in Tiermodellen stets zu der Entwicklung
von pro-B-Zell-Lymphomen führen,
wenn sie vor einem P53-/--Hintergrund eingeführt werden, was diese als wahre
Wächter
enthüllt.
-
Diese
Hypothese kann in einem Tiermodell experimentell getestet werden.
-
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