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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein in vivo-Verfahren zur
Identifizierung von Modulatoren von Sekretaseaktivitäten.
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Stand der Technik
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Proteinsekretion
ist zentral für
die einwandfreie Entwicklung und Funktion von eukaryontischen Organismen.
Zudem sind verschiedene pathophysiologische Prozesse wie Neurodegeneration,
Onkogenese, Apoptose und Entzündung
assoziiert mit der Fehlfunktion oder der aberrierenden Regulation
von Proteinsekretion. Es ist klar, dass es keinen einzigen biosynthetischen
Mechanismus gibt, der allen sekretorischen Proteinen gemein ist.
Sekretion von Proteinen kann entweder über regulierte oder konstitutive
Wege geschehen, und in einigen Zelltypen kann diese Sekretion auf
bestimmte zellulären
Domänen
polarisiert sein. Eine wachsende Anzahl von Proteinen sind jetzt
erkannt als abgeleitet von integralen Membranproteinen mit Typ I
und Typ II Topologie und in diesem Fall beinhaltet das sekretorische
Ereignis deren selektive posttranslationelle Hydrolyse von der Zelloberfläche. Diese
Sekretion ist durch Proteine katalysiert, die als Sekretasen bekannt
sind. Die Spaltung von Membranproteinen geschieht im allgemeinen
nahe der extrazellulären
Seite der Membran, obwohl in einigen Fällen gezeigt wurde, dass sie
auch innerhalb der Transmembrandomäne geschieht. Proteine, die
in dieser Weise sekretiert werden, schliessen Membranrezeptoren
und Rezeptorliganden, Ectoenzyme, Zelladhäsionsmoleküle und andere ein. Beispiele
von Proteinsekretion durch die Wirkung von Sekretasen schliessen
das vasoregulatorische Enzym ACE (angiotensin convering enzyme),
den Tumor-Nekrose Faktor (TNF) Liganden und Rezeptoren-Superfamilien,
den transformierenden Wachsumsfaktor α (Transforming Growth Factor-α), gewisse Cytokinrezeptoren,
das Alzheimer-Amyloid-Vorläuferprotein
(APP) und andere ein (7).
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Die
Beteiligung von Sekretasen an der Entwicklung von menschlichen Krankheiten
macht diese zu möglichen
Zielkandidaten für
Arzneimittel in verschiedenen Krankheitsgebieten, einschliesslich
Antikrebsmittel, kardiovaskuläre
Arzneimittel, anti-neurodegenerative Arzneimittel und anti-inflammatorische
Arzneimittel.
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In
der Vergangenheit wurden verschiedene in vitro/in vivo und biochemische
Verfahren benützt,
um Modulatoren von Sekretaseenzymen zu identifizieren.
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US-Patent
Nr. 5,942,400 und WO 96/40885 offenbaren in vitro-Verfahren für das Screening
von Kandidaten-Arzneimitteln mit der Fähigkeit, die Aktivität von beta-Sekretasen
zu hemmen. Diese Verfahren gründen
auf der Detektion von APP-Spaltprodukten unter Verwendung von spezifischen
Aktikörpern.
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WO
98/13488 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung der Aktivität von Modulatoren
von APP-Sekretasen, die in gezüchteten
menschlichen Zellen aktiv sind. Dieses Verfahren beinhaltet Transfektion
von Gewebskulturzellen mit Vektoren, die spaltbare Reporterproteine
exprimieren. Nach Spaltung durch die endogenen Sekretasen wird eine
Reporterdomäne
ausgeschieden und kann mittels standardbiochemischen und immunologischen
Verfahren detektiert werden.
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WO
01/49871 offenbart ein in vivo Verfahren um Substanzen zu finden,
welche spezifisch die γ-Sekretase inhibieren.
Dieses Verfahren umfasst Zellen, die eine Sekretaseaktivität exprimieren
und ein Fusionsprotein, welches das Substrat dieser Sekretasen mit
der spezifischen Schnittstelle und einen Reporter enthalten. Diese
Zellen werden mit einer Testsubstanz kontaktiert, und die Menge
an abgespaltenem Reporter wird entweder direkt oder indirekt gemessen.
Geeignete Reporterproteine, die eine direkte Detektion gestatten,
sind GFP, Luciferase, β-Galactosidase
und sekretierte alkalische Phosphata se. Im Falle einer indirekten
Detektion des Reporters ist der geschnittene Reporter ein Transkriptionsfaktor
oder Teil eines Transkriptionsfaktors, welcher in den Zellkern wandert
und die Expression eines Reporters, z.B. Luciferase induziert.
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WO
01/75088 offenbart ein Verfahren zur Identifizierung von Modulatoren
einer Sekretaseaktivität ("ein Interaktionspartner-Protein", Seite 5, Zeile
5; oder "ein Protein,
das in der Lage ist, eine spezifische Sekretase zu prozessieren"; Seite 6, Zeile
33) in einem eukaryontischen Wirtszellsystem (Hefemutante). Diese Zellen
exprimieren ein Transmembran-Fusionsprotein, das ein sekretorisches
Invertase-Fragment umfasst, eine Sekretaseschnittstelle (a-Sekretase
[recte: α-Sekretase]),
und einen transkriptionellen Aktivator, der Teil eines stabil in
das Wirtszellgenom integrierten Reportersystems ist (HIS3, zum Beispiel)
(siehe Seite 5, Zeile 27, bis Seite 6, Zeile 24). Das sekretorische
Fragment ist ein funktionelles Invertaseprotein (Aminosäuren 1-532
von SUC2), welches Sensitivität
gegenüber
einer Chemikalie (Saccharose, Glucose, Galactose) verleiht, ein
zweites Reportergen darstellt, das Auxotrophie (SUC2) komplementiert
und eine enzymatische Aktivität
hat.
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WO
00/34511 offenbart ein Verfahren zur Identifizierung von Modulatoren
einer Sekretaseaktivität
in einem eukaryontischen Zellsystem (siehe Seite 5, Zeile 15, bis
Seite 8, Zeile 8; Seite 11, Zeile 23, bis Seite 12, Zeile 16; 1 und 2). Das Substrat ist ein Fusionsprotein,
das ein sekretorisches Fragment, einen Membrananker und eine Schnittstelle
(C100 Fragment von APP fusioniert mit GAL4-VP16 Aktivierungsdomäne) umfasst.
Nach Abspaltung durch γ-Sekretase
wird die GAL4-VP16 Aktivierungsdomäne zum Zellkern transloziert, wo
sie ein Reportergen (GFP) unter der Kontrolle eines GAL4 Transkriptions-Aktivierungssystems
aktiviert.
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US
2002/025508 beschreibt ein ähnliches
Verfahren um Inhibitoren von membrangebundenen Proteasen (einschliesslich
Sekretasen) mit einem Fusionssubstrat zu identifizieren, welche
ein APP-Fragment und ein GAL4-Fragment
umfassen. Die γ-Sekretase
enthält
ein ER-Retentionssignal. Nach dem Schnitt wird das GAL4-Protein
abgespalten und zum Zellkern transloziert, wo es die Transkription
des Luciferase-Reportersystems aktiviert (siehe Zusammenfassung;
Seiten 2-4; 1 und 2;
Beispiel 3).
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WO
01/62897 beschreibt ein Verfahren zur Identifizierung von Modulatoren
von intramembranären protoiytischen
Aktivitäten
in einem eukaryontischen Wirtszellsystem (siehe Zusammenfassung; 4A;
Beispiel 5). Ein APP-Notch Transmembran-Chimärenprotein wird als Substrat
von γ-Sekretase
verwendet; wenn das intrazelluläre
Notch-Fragment durch Proteolyse freigesetzt wird, wird es zum Kern
transloziert und aktiviert ein Luciferase-Reportersystem.
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US-B
1-6333167 offenbart ein Verfahren, das dem gleichen Prinzip wie
oben beschrieben folgt, aber ein unterschiedliches Chimärensubstrat
verwendet: extrazelluläres
und transmembranäres
Fragment von P450, intrazelluläres
lacI-NLS transkriptionelles Repressorfragment, beide Fragmente verbunden
durch einen Proteaseschnittstellenstrang. Nach dem Schnitt wird
das LacI-NLS-Fragment freigesetzt und zum Kern transloziert, wo
es die Transkription des RSVO-Luciferase-Reportersystems reprimiert
(siehe Zusammenfassung; 1 und 2;
Spalte 3, Zeile 5, bis Spalte 4, Zeile 19; Spalte 8, Zeile 47, bis
Spalte 10, Zeile 2).
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Obschon
der Stand der Technik bereits Screeningverfahren für Sekretasemodulatoren
offenbart, besteht ein Bedarf für
verbesserte, zuverlässige
in vivo-Screeningsysteme
zur Identifizierung von Modulatoren einer Sekretaseaktivität.
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Darstellung der Erfindung
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Deshalb
ist es ein allgemeines Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Identifizierung/Isolierung von Modulatoren einer Sekretaseaktivität zur Verfügung zu
stellen. Dieses Verfahren ist durch die folgenden Schritte definiert:
geeignete
eukaryontische Wirtszellen, welche mit einer Testsubstanz kontaktiert
werden, wobei diese Wirtszellen umfassen:
- a)
ein Fusionsprotein umfassend ein sekretorisches Protien, eine Membrananker-Domäne und mindestens eine
Sekretaseschnittstelle,
- b) ein Protein umfassend eine Sekretaseaktivität, welche
die Schnittstelle des Fusionsproteins erkennt und
- c) mindestens ein Reportergen unter der Kontrolle eines transkriptionellen
Aktivierungssystems, wobei dieses transkriptionelle Aktivierungssystem
dadurch reguliert wird, dass das sekretorische Protein durch die Sekretaseaktivität von dem
Fusionsprotein abgespalten und anschliessend ausgeschieden wird
dann
Züchten
dieser Zellen unter geeigneten Bedingungen, so dass das Reportergen,
welches die Detektion und/oder das Überleben der Zellen gestattet,
nur in einer Weise exprimiert oder reprimiert wird, die von einer durch
die Testsubstanz veränderten
Sekretaseaktivität
abhängig
ist.
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In
einer bevorzugten Ausführung
bezieht sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren zur Identifizierung
eines Sekretaseinhibitors. Dieses Verfahren ist charakterisiert
dadurch, dass verminderte oder keine Freisetzung des Sekretionsproteins
von dem Fusionsprotein aufgrund einer verminderten/gehemmten Sekretaseaktivität zu einer
verminderten oder zu keiner Sekretion des sekre torischen Proteins
und zur Induktion der Expression dieses Reportergens führt. Die
Induktion der Expression dieses Reportergens gestattet unter geeigneten
Kulturbedingungen die Detektion und/oder das Überleben von Zellen, welche
in Kontakt mit einer Testsubstanz, die einen hemmenden Effekt auf
die Sekretaseaktivität
hat sind.
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Das
Reportergen ist vorzugsweise ausgewählt aus Genen die Antibiotikaresistenz
verleihen, Genen, die Auxotrophien komplementieren und Genen, die
Reportermoleküle
mit einer Aktivität
codieren, welche durch kolorimetrische oder Fluorezenzverfahren
detektiert werden kann, wie z.B. Gene ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus: LacZ, Luciferase-Gen, Gen für
das grün
fluoreszierende Protein und Chloramphenicol Acetyltransferase-Gen.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
bezieht sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren zur Identifizierung
von Stimulatoren einer Sektretaseaktivität. Dieses Verfahren ist dadurch
gekennzeichnet, dass das Abspalten des sekretorischen Proteins von
dem Fusionsprotein aufgrund einer erhöhten Sekretaseaktivität zur Repression
der Expression des Reportergens führt, wodurch Detektion und/oder Überleben von
Zellen gestattet wird, welche in Kontakt mit einer Testsubstanz
sind, die einen stimulierenden Effekt auf die Sekretaseaktivität hat. Geeignete
Kulturbedingungen der Zellen müssen
verwendet werden, so dass das Fusionsprotein in Abwesenheit von
jener Testsubstanz, die einen stimulatorischen Effekt auf die Sekretaseaktivität hat, durch
die Sekretase nicht effizient geschnitten wird.
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Das
Reportergen ist vorzugsweise ausgewählt aus den Genen wie CYH2
oder CAN1, welche Sensitivität
gegenüber
einer Chemikalie verleihen.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung enthalten geeignete Wirtszellen ein zweites Reportergen,
das ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus:
- a) Genen
codierend für
Reportermoleküle
mit einer Aktivität,
die detektiert werden kann durch kolorimetrische oder Fluoreszenzverfahren
wie z.B. Gene ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus: lacZ, Luciferase-Gen, Gen für das grün fluoreszierende
Protein (GFP) und Choramphenicol Acetyltransferase-Gen (CAT),
- b) Gene die Antibiotikaresistenz verleihen, c) Gene die Sensitivität gegenüber einer
Chemikalie verleihen und
- d) Gene die Auxotrophien komplementieren.
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Anschauliche
Beispiele von geeigneten Reportergenen, die für die vorliegende Erfindung
verwendet werden können,
sind oben erwähnt.
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In
einem Verfahren der vorliegenden Erfindung kann irgend eine eukaryontische
Zelle benützt
werden, vorzugsweise eine Hefezelle.
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Der
Ausdruck Membrananker-Domäne,
wie hier benützt,
bezieht sich auf Moleküle
und/oder Proteindomänen,
welche für
die Verbindung eines Proteins mit der Membran verantwortlich sind
und schliesst z.B. Transmembran-Domänen und GPI Anker mit ein.
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Der
Ausdruck sekretorisches Protein, wie hier benützt, umfasst Polypeptide oder
Fragmente davon, welche für
den Export bestimmt sind. Ein solches sekretorisches Protein hat
vorzugsweise eine enzymatische Aktivität, stärker bevorzugt ist es ein Protein
mit Invertaseaktivität
oder funktionelle Fragmente eines Proteins mit Invertaseaktivität. Eine
speziell bevorzugte Invertase ist eine Hefeinvertase oder funktionelle
Fragmente davon. Es ist jedoch klar für den Fachmann, dass in einem
Verfahren der vorliegenden Erfindung andere sekretorische Proteine
benützt
werden können.
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Irgendeine
Erkennungssequenz einer bekannten Sekretase kann für die Konstruktion
des besagten Fusions proteins der vorliegenden Erfindung verwendet
werden. Vorzugsweise sind Sekretase-Erkennungsstellen ausgewählt aus
der β-Stelle
und der α-Stelle
des menschlichen Amyloidvorläuferproteins
(APP) und der S2-Stelle des Notch 1 Proteins. Eine sehr bevorzugte
Erkennungsstelle ist die β-Stelle
des humanen APP in welcher die Änderungen
Lys595Asn und Met596Leu eingeführt
worden sind (Schwedische APP-Mutante).
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In
einer sehr bevorzugten Ausführung
der Erfindung umfasst das Fusionsprotein die Aminosäurenreste
1-532 von Hefeinvertase, die Aminosäurenreste 590-695 des menschlichen
APP und gegebenenfalls ein ER-Retentionssignal.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführung
umfasst das Fusionsprotein die Aminosäurenreste 1-532 von Hefeinvertase,
die Aminosäurenreste
1714-1976 des humanen Notch 1 und gegebenenfalls ein ER-Retentionssignal.
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Das
Fusionsprotein kann von einem extrachromosomalen Genkonstrukt, z.B.
von einem episomalen Vektor exprimiert werden, der die Expression
des Fusionsproteins in einer Wirtszelle ermöglicht. Vorzugsweise ist das
Nukleinsäurenkonstrukt,
das das Fusionsprotein codiert, in das Genom der Wirtszelle integriert.
Die Nukleinsäure
kann durch irgend ein Transfektionsverfahren, das zur Aufnahme der
Nukleinsäurensequenz
in die Zelle führt,
in die Zelle eingeführt
werden. Solche Verfahren sind dem Fachmann bekannt und sind beispielsweise
beschrieben in Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, New York: Cold Spring Harbor Laboratory, 2001.
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Der
Ausdruck Sekretaseaktivität,
wie er hier benützt
wird, umfasst proteolytische Enzyme oder funktionelle Fragmente
davon, welche membranassoziierte Proteine und integrale Membranproteine
mit Typ I oder Typ II Topologie spalten.
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In
einer bevorzugten Ausführung
umfasst das eine Sekretaseaktivität aufweisende Protein weiter
eine ER-Signalsequenz.
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Bevorzugte
Sekretaseaktivitäten
für die
vorliegende Erfindung sind ausgewählt aus β-Sekretase und α-Sekretase von menschlichem
APP.
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In
einer bevorzugten Ausführung
der Erfindung umfasst das eine β-Sekretaseaktivität aufweisende Protein
weiter eine ER Signalsequenz und Aminosäurenreste 616-695 von menschlichem
APP.
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Das
Protein, das diese Sekretaseaktivität umfasst, kann endogen von
der Wirtszelle exprimiert werden, oder es kann durch ein Nukleinsäurekonstrukt,
z.B. einen episomalen Expressionsvektor oder durch ein Nukleinsäurenkonstrukt,
welches stabil in das Genom der Wirtszelle integriert ist, codiert
sein.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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Die
Erfindung wird besser verstanden und andere Gegenstände als
jene die oben vorgebracht worden sind werden offensichtlich, wenn
die folgende detaillierte Beschreibung davon in Betracht gezogen
wird. Eine solche Beschreibung bezieht sich auf die angehefteten
Zeichnungen, worin
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1 die
Primärstruktur
und das zelluläre
Prozessieren von APP zeigt. APP wird prozessiert durch eine Abfolge
von Schnittreaktionen während
des Durchlaufens des sekretorischen Wegs. Der α-Sekretaseweg ist der bevorzugte
konstitutive Weg, der in Kombination mit der γ-Sekretase ein nicht toxisches
p3-Fragment freisetzt. In Alzheimerpatienten wird der α-Sekretaseweg
durch den Amyloid generierenden β-Sekretaseweg, worin
nach Spaltung durch die γ-Sekretase
die Sekretion des Aβ-Peptids
zur Bildung von extrazellulären Plaques
führt,
konkurrenziert;
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2A zeigt
das Invertase-Selektionssystem. Ein Anteil an APP, der die α- und die β-Stelle enthält, ist
fusioniert zu dem Enzym Invertase. Die β-Sekretase (BACE) wird co-exprimiert
mit dem Invertase-APP- Fusionsprotein.
Der Schnitt des Invertase-APP-Reporters an der β-Stelle setzt die Invertase
frei. Sekretion der Invertase führt
zum Spalten von Saccharose in Glucose und Fructose, was das Wachstum
auf Saccharose-Platten erlaubt;
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2B zeigt
eine schematische Zeichnung des Invertase-APP-Reporters. Der Invertase-APP-Reporter
wurde durch Fusionieren der Invertase in voller Länge (Aminosäuren 1-532)
mit einem Teil des APP (Aminosäuren
590-695) konstruiert,
welches die Sekretasestellen, die Transmembran-Domäne und den
cytoplasmatischen Schwanz enthält.
Fusion des ER-Retentionssignals DEKKMP (Seq. ID No. 1) mit dem C-Terminus verlangsamt
ausserdem das Wachstum von Klonen welche keine aktive Sekretase
exprimieren;
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2C zeigt
eine schematische Zeichnung des konstruierten BACE. Die Signalsequenz
von BACE wurde durch die SUC2 Signalsequenz (Aminosäuren 1-19)
ersetzt, um eine effiziente Translokation in das ER von Hefe sicherzustellen.
Um Co-Lokalisierung von BACE mit dem Invertase-APP-Fusionsprotein
zu erreichen, wurde der C-Terminus
von BACE durch einen Teil von APP, der die Transmembran-Domäne und den cytosolischen
Schwanz (Aminosäuren
616-695) enthält,
ersetzt;
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2D zeigt,
dass BACE das Wachstum auf Saccharoseplatten erhöht. Das Invertase-APP Fusionsprotein,
welches die schwedische Mutation enthält, wurde mit den bezeichneten
Konstrukten co-exprimiert [BACE, leerer Vector oder Yap3p (eine
Hefesekretase, welche APP spezifisch an der α-Stelle schneidet)] in einem
Hefestamm, der für
das suc2-Gen und die endogenen α-Sekretasen
mkc7 und yap3 defekt ist. Wachstum auf Saccharoseplatten wurde nach
2.5 Tagen resp. 3 Tagen gemessen;
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3 zeigt Prinzipien eines zellulären Selektionssystems
zur Identifizierung von Sekretasemodulatoren. 3A-C
zeigen schematische Zeichnungen von Hefezellen. Das Reportergen
ist entweder das LacZ oder ver schiedene selektierbare Marker-Gene,
welche entweder positiv oder negativ auf das Wachstum wirken. Diese
Gene sind unter der Kontrolle des Gal1/10 Promotors (bezeichnet
durch den GAL4 Transkriptionsfaktor);
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3A zeigt „Standardanzeigen" (ohne BACE): das
Reportergen ist induziert. Biscre1-Zellen, welche das Invertase-APP-Fusionsprotein
enthalten, exprimieren in Abwesenheit von Sekretaseaktivität das Reportergen,
wenn sie auf 5 % Saccharose/2 % Galactose angezogen werden. Galactose
aktiviert Transkription der Reportergene, wohingegen Saccharose
in Abwesenheit von ausgeschiedener Invertase gegenüber dem
System inert ist;
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3B zeigt
dass das Reportergen in Anwesenheit eines aktiven BACE reprimiert
ist. Das Schneiden der Invertase-APP (Sw) durch die β-Sekretase
führt zur
Freisetzung und nachfolgenden Sekretion der Invertase. Im Periplasma
hydrolysiert Invertase Saccharose zu Glucose und Fructose. Die erhaltene
Glucose wird durch die Zelle aufgenommen, wo sie dominant die Transkription
des Reportersystems reprimiert;
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3C zeigt,
dass in Anwesenheit einer gehemmten BACE das Reportergen induziert
wird. Wenn die Wirkung von BACE durch einen potenten Inhibitor blockiert
wird, ist der Anzeige des Systems gleich wie in Abwesenheit von
BACE (beschrieben in 3A);
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4A zeigt
eine schematische Darstellung des Reportergens. Das HIS3 offene
Leseraster (ORF) wurde mit den 47 N-terminalen Aminosäuren von
GAL10 fusioniert. Die Expression des GAL10-HIS3-Fusionsproteins
ist unter der Kontrolle des GAL10-Promotors, die Expression des
LacZ ORF ist kontrolliert durch den GAL1-Promotor. Die Pfeile bezeichnen
die Startpunkte der Transkription. Die mit I, II, III und IV bezeichneten Boxen
stellen GAL4-Bindungsstellen
dar;
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4B zeigt
LacZ-Versuche. Biscre1-Zellen, welche die angegebenen Produkte enthalten,
wurden in 5 Saccharose, 2 % Galactose -ura -trp Mangelmedium kulti viert.
Expression des LacZ-Reportergens wurde über das β-Galactosidasesubstrat ONPG quantifiziert.
Die Spalten stellen die durchschnittlichen β-Galactosidase-Einheiten von
jeweils drei Proben dar. Fehlerschranken sind angegeben. Invertase:
lösliche
und ausgeschiedene Invertase; Invertase-APP: dargestellt in 2B;
Invertase-APP(Sw):
gleich wie Invertase-APP, aber mit der schwedischen Mutation an
der β-Stelle;
BACE: dargestellt in 2C; BACEi: gleich wie BACE, aber
mit einer Punktmutation im aktiven Zentrum, welche das Enzym inaktiviert.
Die Konstrukte, die mit "leer" bezeichnet sind,
tragen nur Hefe-Markergene, die für das Wachstum im Mangelmedium
nötig sind.
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4C zeigt
Flüssigwachstumsversuche.
Biscrel-Zellen, welche die bezeichneten Konstrukte enthalten, wurden
in nicht selektivem -ura -trp 2 % Glucose Medium und in selektivem
-his -ura -trp 5 % Saccharose 2 % Galactose Medium gezüchtet. Nach
24 Stunden wurde die Zelldichte der Kulturen durch Messung der optischen
Dichte (OD600) bestimmt. Die Zelldichte im selektiven Medium ist
ein Indikator für
die Expression des HIS3-Gens. Zur Erklärung der verschiedenen Konstrukte
siehe Legende von 4B. Für die selektiven Kulturen ist
die durchschnittliche OD600 von drei Kulturen dargestellt. Die Standardabweichung
ist mit einem Fehlerbalken bezeichnet.
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5 zeigt
dass das Spalten der Invertase-APP
durch die Hefesekretase Yap3p mit dem zellulären System zur Identifizierung
von Modulatoren von Sekretasen verfolgt werden kann. Induktion von
Reportergen-Expression
(LacZ) wurde in einem LacZ-Versuch gemessen.
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6 zeigt
eine schematische Zeichnung des Invertase-Notch 1-Reporters. Der
Invertase-Notch 1-Reporter wurde konstruiert durch Fusionieren der
Invertase in voller Länge
(Aminosäuren
1-532) mit einem Teil von Notch 1 (Aminosäuren 1714-1876), welcher die
S2-Stelle, die Transmembran-Domäne
und den cytoplasmatischen Schwanz des Notch 1-Proteins enthält. Die
Fusion des ER-Reten tionssignales DEKKMPO (Seq. ID. No. 1) mit dem
C-Terminus verzögert
das Wachstum von Klonen weiter, welche keine aktive Sekretase exprimieren
und
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7 zeigt,
dass das Spalten von Invertase-Notch
durch die Hefe α-Sekretase
Yap3p mit dem zellulären
System zur Identifizierung von Modulatoren von Sekretasen verfolgt
werden kann. Induktion der Expression des Reportergens (LacZ) wurde
in einem LacZ-Versuch gemessen.
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Wege zur Ausführung der
Erfindung
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Ein
Reportergen zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung ist unter
der Kontrolle eines transkriptionellen Aktivierungssystems. Ein
bevorzugtes transkriptionelles Aktivierungssystem ist ein GAL-Genregulationssystem,
stärker
bevorzugt ein Hefe-GAL-Genregulationssystem.
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In
einer bevorzugten Ausführung
der Erfindung ist diese Reportergen unter Kontrolle der Hefe-GAL1-10-genregulatorischen
Region.
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Die
Verwendung dieses Systems in einer bevorzugten Ausführung der
vorliegenden Erfindung hat den folgenden theoretischen Hintergrund:
Das
bevorzugte Kohlenhydrat von Hefezellen ist Glucose, weil sie direkt
metabolisiert werden kann. Andere Kohlenhydrate werden in mehreren
Schritten in das glycolytische Substrat Glucose-1-Phosphat umgewandelt. Zugabe
von Galactose zu Hefekulturen, die in Glycerol gezüchtet wurden,
induziert die Expression der GAL-Gene mindestens 1000-fach. Wenn
Glucose zu den Galactose enthaltenden Medien gegeben wird, werden
die GAL-Gene nur zu 1 % der Werte induziert, die mit Galactose allein
erhalten werden. Dieses Phänomen ist
als Glucoserepression bekannt. GAL2, GAL1-GRL7-GAL10, und MEL1 sind
die GAL-Strukturgene.
Ihre Produkte transportieren Galactose in die Zelle und wandeln
sie zu Glucose-1-Phosphat um. Die hauptsächlichen Regulationsproteine
dieses Systems sind die Produkte der Gene GAL3, GAL4 und GAL80.
Gal4p, das Produkt des GAL4-Gens, ist ein transkriptioneller Aktivator
der spezifische regulatorische DNA-Elemente genannt UASG bindet,
welche in der Nähe
der Promotorregionen von Galactose induzierbaren Genen vorhanden sind.
Seine Aktivität
wird benötigt
um die Expression der GAL-Gene in Anwesenheit von Galactose zu stimulieren.
Gal80p ist ein direkter Repressor von Gal4p, währenddem Gal3p das Aufheben
der Glactose abhängigen
Gal80p Inhibition von Gal4p steuert (für ein Review siehe [5)).
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Die
Glucoserepression wird durch verschiedene Mechanismen ausgeübt [5].
Hier beschränken
wir uns auf die Regulation von divergent orientierten GAL1-10-Genen,
von welchen die regulatorische Region für die unten beschriebenen Experimente
benützt
wurde. Die GAL1-10 regulatorische Region enthält vier UASG-Elemente,
die zwischen den divergenten Promotoren GAL1 und GAL10 liegen. Diese
UASG-Elemente sind durch Gal4p in kooperativer
Weise gebunden. Wegen dieser Kooperativität ist das System ziemlich sensitiv
gegenüber Änderungen
in der Konzentration von Gal4p, welches in Anwesenheit von Glucose
3- bis 5-fach reduziert ist. Gal80p trägt signifikant bei zur Glucoserepression
der GAL1-10-Gene, indem es Gal4p bindet um dessen Aktivierungsdomäne zu maskieren,
wodurch die Expression dieser GAL-Gene verhindert wird [6]. Der GAL1-Promotor enthält ein zusätzliches
regulatorisches Element, nämlich
die Bindestelle für
den Repressor Mig1p. Die Aktivität
dieses Repressors ist also durch Glucose reguliert. (Eine Mig1p-Stelle
ist auch in dem GAL4-Promotor
vorhanden.)
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Die
Konstruktion von geeigneten Wirtszellen und die anderen molekularbiologischen
Reagenzien für die
Verwendung in der vorliegenden Erfindung, z.B. Fusionsproteinskonstrukte,
können
hergestellt werden, indem standardbiologische Techniken, wie sie
z.B. in Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual, New
York: Cold Spring Harbor Laboratory, 2001, beschrieben sind verwendet
werden.
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Der
Fachmann ist ebenso fähig,
geeignete Wachstumsbedingungen zu bestimmen, welche die Detektion
und/oder das Überleben
der verwendeten Zellen erlauben. Diese Bedingungen sind abhängig von
den verwendeten genetischen Konstrukten und den Wirtszellen.
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Es
gibt mindestens drei verschiedene Kategorien von Stoffen, die durch
ein Screening-Verfahren der vorliegenden Erfindung gesucht werden
können:
chemische Bibliotheken, Bibliotheken von natürlichen Produkten und kombinatorische
Bibliotheken. Chemische Bibliotheken bestehen aus Strukturanaloga
von bekannten Chemikalien. Bibliotheken von natürlichen Produkten sind Sammlungen
von Mikroorganismen, Tieren, Pflanzen oder Meeresorganismen, welche
verwendet werden, um Mischungen für Screenings herzustellen,
z.B. durch Fermentation und Extraktion von Brühen aus dem Boden, aus Pflanzen
oder aus Meeresmikroorganismen, oder durch Extraktion von Pflanzen
oder Meeresorganismen. Kombinatorische Bibliotheken bestehen aus
einer grossen Zahl von Peptiden, Oligonukleotiden oder organischen
Molekülen
in einer Mischung. Sie sind relativ einfach herzustellen z.B. durch
traditionelle Syntheseverfahren, PCR oder Klonierung.
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In
einem Screeningtest der vorliegenden Erfindung kann eine Testsubstanz
z.B. zu dem Kulturmedium der Wirtszellen zugefügt werden, oder sie kann durch
die Wirtszellen exprimiert werden, z.B. von einem Expressionskonstrukt.
Die Expression von Testsubstanzen in den Wirtszellen ist z.B. geeignet
für das
Screening von Peptidbibliotheken.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun weiter veranschaulicht durch Beispiele.
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Rekonstitution von Sekretaseaktivitäten in Hefe
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Um
BACE-Aktivität
in Hefezellen zu messen, machten wir Gebrauch vom Invertasereportersystem, das
in unserer Patentanmeldung WO 01/75088, Titel: "Method for identification of polypeptides
with protease activity" beschrieben
worden ist.
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Sekretion
von Invertase befähigt
Hefe Saccharose als Kohlenstoffquelle zu benützen. Die Invertase hydrolysiert
Saccharose, um Fructose und Glucose zu bilden. Für das Reportersystem, das in
unserer Patentanmeldung WO 01/75088 beschrieben ist, wurde das endogene
Gen, das die Invertase (das SUC2-Gen) codiert, ausgeschaltet. Eine
rekombinante Invertase wurde fusioniert mit dem N-Terminus eines Anteils
von APP, der sowohl die transmembrane Domäne als auch die α- und β-Stelle (Reste
590-695) enthält. Zusätzlich wurde ein
ER-Retentionssignal zum C-Terminus dieses Fusionskonstruktes hinzugefügt (2A,
B). Diese Änderungen
verhindern, dass Invertase sekretiert wird, und infolgedessen sind
die Hefezellen unfähig,
auf Platten, die Saccharose als einzige C-Quelle enthalten, effizient
zu wachsen. Das hier beschriebene System basiert auf der Beobachtung,
dass nach dem Abspalten des APP-Anteils an der α- oder β-Stelle die Invertase freigesetzt und
in die extrazelluläre
Umgebung ausgeschieden wird, wo sie Saccharose zu Fructose und Glucose
hydrolysiert.
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Es
gibt zwei in der Literatur beschriebene endogene Hefesekretasen,
welche APP an der α-Stelle schneiden
können:
Yap3p und Mkc7 [1, 2]. Weil diese Proteine α-Sekretaseaktivität haben,
die APP konstitutiv schneidet, mussten deren Gene ausgeschaltet
werden, um die β-Sekretaseaktivität in Hefe
unter Gebrauch des Invertase-Reportergens, das in WO 01/75088 beschrieben
ist zu untersuchen.
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Um
APP-spezifische BACE-Aktivität
in Hefezellen zu detektieren, musste das Protein modifiziert werden.
Weil transmembrane und cytosolische Sequenzen zur subzellulären Lokalisierung
von Transmembran-Proteinen beitragen, wurden die transmembranen
und cytosolischen Anteile von BACE ersetzt durch die transmembranen
und cytosolischen Anteile von APP ersetzt. Auf diese Weise wurde
die Co-Lokalisierung des Enzyms mit seinem Substrat erleichtert.
Um effiziente Translokation in das Hefe-ER sicherzustellen, wurde
die Signalsequenz von BACE durch das SUC2-Signalpeptid am N-Terminus
des Proteins ersetzt (2C). Weil BACE das Wildtyp-APP
weniger effizient schneidet als die sogenannte schwedische APP-Mutante
[3], wurde die β-Stelle
des Invertase-APP (590-695) Reporterkonstruktes so verändert, dass
die Austausche Lys595Asn und Met596Leu eingeführt wurden, was als Invertase-APP(Sw) bezeichnet
wurde. 2D zeigt den Wachstumseffekt
auf Saccharose Platten aufgrund der Spaltungs des Invertase-APP(Sw)
Reporterproteins durch BACE oder Yap3p.
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Zelluläres System für das Screening
von Sekretaseinhibitoren
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Um
das beschriebene zelluläre
System für
das Screening von BACE-Inhibitoren aufzustellen, kombinierten wir
das BACE-abhängige
Invertase-Sekretionssystem mit dem endogenen GAL-Genregulationsnetzwerk.
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Ein
Reporterkonstrukt wurde kloniert, welches das LacZ-Gen unter der
Kontrolle des GAL1-Promotors und das divergent orientierte HIS3-Gen
unter der Kontrolle des GAL10-Promotors exprimiert. Wie im Falle
der endogenen GAL1 und GAL10-Gene sind vier UASG-Elemente
zwischen diesen beiden Promotoren lokalisiert. Um den Stamm Biscrel
herzustellen, wurde dieses Reporterkonstrukt in Hefezellen integriert,
die defekt für suc2,
mkc7 und yap3 sind. Wenn dieser Stamm in Anwesenheit von Galactose
gezüchtet
wird, wird Expression des LacZ-Gens und des HIS3-Gens durch den UASG-bindenden
Aktivator Gal4p induziert. Wie im Falle der endogenen GALT und GAL10-Gene
werden diese Reportergene nach Zugabe von Glucose zum Medium dominant
reprimiert. Das Produkt des HIS3-Gens wird benö tigt für Wachstum auf Histidin-Mangelmedium
(-his). Infolgedessen kann Biscre1 nur auf -his-Medium wachsen,
welches Galactose aber keine Glucose enthält. Das HIS3-Reportergen des Stammes
Biscre1, dem die endogene Invertaseaktivität fehlt, wird ebenfalls durch Gal4p
induziert, wenn diese Zellen in Anwesenheit von Saccharose zusammen
mit Galactose wachsen (3A). Wenn jedoch Biscre1 Invertase
sekretieren kann, wird Glucose durch die Hydrolyse von Saccharose erzeugt.
Als Folge davon reprimiert die neu erzeugte Glucose dominant das
HIS3-Gen, das vom GAL10-Promotor exprimiert wird, und Wachstum auf
-his Medium ist gehemmt.
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Biscre1,
das auf Saccharose und Galactose gezüchtet ist und das Invertase-APP(Sw)
Fusionsprotein exprimiert ist ein Werkzeug um auf gehemmte BACE
zu selektieren. Wenn in Biscre1 exprimierte BACE aktiv ist, wird
in der Tat das membranverankerte Invertase-APP(Sw) Fusionsprotein
an der β-Stelle
geschnitten und der Invertaseteil ausgeschieden. Die ausgeschiedene
Invertase hydrolysiert Saccharose zu Fructose und Glucose, wobei
letztere die HIS3- und LacZ-Reportergene reprimiert (3B).
Wenn BACE entweder durch Mutationen oder durch eine hemmende Substanz
inhibiert ist, bleibt der Invertaseteil mit der ER-Membran über die
APP-Domäne
verankert, die Saccharose im Medium wird nicht hydrolysiert und
die Expression der HIS3 und LacZ-Gene ist durch Galactose induziert
(3C).
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Resultate
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Expression
des LacZ-Genprodukts, einer β-Galactosidase, kann
unter Verwendung des Substratanalogons o-Nitro-phenyl-β-galactopyranosid
(ONPG) gemessen werden. Ein Spaltprodukt von ONPG ist gelb. OD-Messungen
bei 420 nm gestatten die Quantifizierung der durch β-Galactosidase katalysierten
Reaktion und indirekt der LacZ-Expression. Dieser Versuch erlaubte
uns den Effekt des Schnittes von Invertase-APP durch BACE im Zusammenhang
mit Biscre1 zu untersuchen.
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Biscre1
wurde transformiert mit Plasmiden, die verschiedene β-Sekretaseaktivitäten zusammen
mit dem Invertase-APP (Sw)-Konstrukt, oder seiner Wildtypvariante
(Invertase-APP) exprimierten. Leere Plasmide und ein Plasmid, das
eine Invertase exprimiert, wurden als negative bzw. positive Kontrollen
verwendet. Flüssigkulturen
wurden in 5 % Saccharose, 2 % Galactose, 0,1 % Glucose-Mangelmedium gezüchtet (das
Medium enthielt in diesem Versuch Histidin, weil die Kulturen gleichmässig wachsen
sollten). Die maximale Menge an LacZ-Expression in diesem Versuch
wurde mit Transformanden erhalten, die zwei leere Plasmide enthielten.
In diesen Zellen war keine Invertaseaktivität vorhanden und deshalb wurde
in Anwesenheit von Saccharose keine Glucose produziert. Auf diese
Weise wurden Werte von > 0,6 β-Galactosidase
Einheiten gemessen (4B, Spalte 1). Expression von
löslicher
und ausgeschiedener Invertase resultierte in einer starken Repression
der Reportergene (4B, Spalte 2). Expression des
Invertase-APP(Sw) Fusionsproteins alleine resultierte in einer β-Galactosidase-Aktivität von 0,25
Einheiten (4B, Spalte 3). Expression des
Invertase-APP-Wildtyproteins
resultierte in einer vergleichbaren Menge an LacZ-Genaktivierung
(4B, Spalte 4). Die 2-3-fache Reduktion an LacZ-Expression,
die in Anwesenheit dieser Ivertasefusionsproteine beobachtet wurde,
ist wahrscheinlich eine Folge des restlichen Vorkommens des Invertaseanteils
an der Oberfläche
der Zelle. Dies könnte
verursacht sein durch einen kleinen Anteil des Fusionsproteins,
welches die Zelloberfläche erreicht
oder durch eine verbleibende endogene Sekretaseaktivität, die in
der Zelle anwesend ist, obschon die beiden hauptsächlichen
endogenen α-Sekretasen
Yap3p und Mkc7p ausgeschaltet worden waren.
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Co-Expression
von BACE mit dem Invertase-APP (Sw)-Fusionsprotein führte zu
einer signifikanten Reduk tion der β-Galactosidaseaktivität (0,026 β-Galactosidaseeinheiten, 4B,
Spalte 5), währenddem Co-Expression
mit dem Konstrukt das die APP-Wildtypsequenz enthielt (Invertase-APP),
nur in einer leichten Reduktion (4B, Spalte
6) resultierte. Eine katalytisch inaktive Version von BACE (BACEi)
verhielt sich ähnlich
wie wenn ein leeres Plasmid zusammen mit der einen oder der anderen
dieser Fusionskonstrukte exprimiert wurde (4B, Spalten
7, 8).
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Diese
Resultate zeigen, dass der Expressionsgrad des Reportergensystems
von der Anwesenheit von freigesetzter Invertase abhängig ist.
Freie Invertase wurde entweder durch direkte Expression des natürlichen SUC2-Gens oder durch Freisetzen
von dem membrangebundenen Fusionsprotein erzeugt. Das Freisetzen und
die folgende Sekretion des Invertaseteils erfolgte nur effizient,
wenn die aktive BACE-Sekretase mit dem Invertase-Fusionsprotein, das die schwedische
Mutation enthielt, co-exprimiert wurde, womit die Spezifität des Systems
unterstrichen wird.
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Die
Expression des HIS3-Gens wurde durch einen Wachstumsversuch in Flüssigmedium
quantifiziert. Für
diesen Versuch wurde Biscre1-Zellen in flüssigem -his Medium kultiviert,
das 5 % Saccharose und 2 % Galactose (selektive Bedingungen) enthielt.
Zwei-ml-Kulturen wurden mit gleichen Zellmengen beimpft, die mit den
Konstrukten von Interesse transformiert worden waren. Die Zelldichte
wurde nach 24 Stunden gemessen. Die gleichen Zellmengen wurden verwendet,
um Kulturen in nicht-selektives Medium zu überimpfen. Dieses Kontrollexperiment
zeigte, dass keines der Konstrukte per se einen Effekt auf Zellwachstum
unter nicht-selektiven Bedingungen hatte (4C; Spalten
1-4). Die Zelldichten, die nach Wachstum in selektivem Medium gemessen
wurden, sind in 4C, Spalten 5-8 dargestellt.
Biscre1, das zwei leere Plasmide enthielt, induzierte das HIS3-Gen
vollständig
und konnte unter selektiven Bedingungen wachsen (4C,
Spalte 5).
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Die
Zelldichte dieser Kultur war vergleichbar mit jener von allen Kulturen,
die in nicht selektivem Medium gezüchtet wurden. Die Zellen, die
mit dem Invertase-APP(Sw)-Konstrukt,
zusammen mit einem zweiten Plasmid oder mit dem inaktivierten BACE
transformiert waren, wuchsen zu einer Dichte von ungefähr 75 % jener,
die mit zwei leeren Plasmiden erreicht wurde (4,
Spalten 6, 7). Expression von aktiver BACE zusammen mit dem Invertase-APP(Sw)-Fusionsprotein
verminderte Zellwachstum um ungefähr 10 % des Wertes der mit
inaktiviertem BACE erhalten wurde (4C, Spalte
8). Deshalb stellt dieser Versuch ein Werkzeug zum Screenen von
Stoffbibliotheken zur Verfügung,
um BACE-Inhibitoren zu identifizieren, die in einer eukaryontischen
zellulären
Umgebung aktiv sind und nicht grundlegende zelluläre Funktionen
in negativer Weise beeinflussen.
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Das
Screeningsystem ist ebenfalls geeignet um Modulatoren von anderen
Sekretasen zu suchen. 5 zeigt die Resultate eines
solchen Experimentes. Yap3p ist eine Hefe Sekretase, welche APP
an der α-Stelle
schneidet. Die experimentellen Verfahren waren die gleichen wie
für 4B beschrieben.
Das mutierte Yap3p und die Wildtypversion wurden auf einem Hefe-Expressionsvektor
zur Verfügung
gestellt. Yap3p schneidet das Invertase-APP-Fusionsprotein an der α-Stelle,
wobei die Invertase freigesetzt wird. Der beobachtete Effekt auf
LacZ-Expression ist vergleichbar zu dem Effekt der beobachtet wurde,
wenn lösliche
und ausgeschiedene Invertase exprimiert wurden (letzte Spalte).
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Um
die allgemeine Anwendbarkeit unseres Systemes weiter zu untersuchen,
wurde ein anderes Zielprotein, nämlich
das menschliche Notch 1 Protein mit der Invertase fusioniert (6).
Die Eigenschaften dieses neuen Konstruktes sind identisch mit jenen
des Invertase-APP
Fusionsproteins, ausser dass der APP-Teil durch die Aminosäuren 1714-1876
des Notch 1-Proteins (NCBI Protein Datebank accession number AAG33848)
ersetzt ist, welche die Transmembran-Domäne einschliessen. Das Invertase-Notch-Konstrukt wurde
mit Yap3p (α-Sekretase)
oder mit einem leeren Vektor in dem Biscre1 Stamm co-exprimiert,
und ein β-GalactosidaseVersuch
wurde durchgeführt.
Die Resultate dieses Experimentes sind in 7 dargestellt.
Die erste Spalte bezeichnet den Wert der mit leerem Vektor (0,4532 β-Gal-Einheiten)
erhalten wurde; die zweite Spalte bezeichnet den Wert, der mit Yap3p
(0,0724 β-Gal-Einheiten)
erhalten wurde. Die Spaltung des Invertase-Notch-Fusionsproteins
wurde durch Detektion des Spaltproduktes in einem Westernblott bestätigt (Daten nicht
gezeigt).
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Während derzeit
bevorzugte Ausführungen
der Erfindung gezeigt und beschrieben sind, ist ausdrücklich zu
verstehen, dass die Erfindung nicht darauf beschränkt ist,
sondern im Umfang der folgenden Ansprüche anders und auf verschiedene
Weisen ausgeführt
und praktiziert werden kann.
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Referenzen
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- 1. Zhang, W., et al., Characterization of beta-amyloid
peptide precursor processing by the yeast Yap3 and Mkc7 proteases.
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- 2. Komano, H., et al., Involvement of cell surface glycosyl-photphatidylinosiol-linkes
aspartyl proteases in alpha-secretase-type cleavage and ectodomain
solubilization of human Alzheimer beta-amyloid precursor protein
in yeast. J Biol Chem, 1998. 273(48): S. 31648-51.
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Gal4p binding sites is required for complete GAL gene repression.
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- 7. Hooper, N.M., Karran, E.H., Turner, A.J. Membrane protein
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