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Die
vorliegende Erfindung betrifft neue diagnostische Verfahren, die
für die
Diagnose einer Gruppe von schweren lebensbedrohenden Erkrankungen
nützlich
sind. Die Erfindung kann auch als eine angesehen werden, die das
Gebiet der Intensivmedizin betrifft.
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Genauer
beruht die Erfindung auf dem überraschenden
Befund, dass die physiologische Freisetzung von zwei unterschiedlichen
Typen von vasoaktiven Peptiden, nämlich von Peptiden der Adrenomedullin-
und Endothelin-Familien, für
die bereits beschrieben wurde, dass sie in potentiell lebensbedrohenden
Krankheitszuständen
wie z. B. Sepsis und anderen schweren Krankheitszuständen erhöht gefunden
werden können, dann,
wenn sie in Kombination betrachtet werden, neue und hochrelevante
Informationen zum aktuellen Status eines kritisch kranken Patienten
und zu seiner Prognose liefern. Ein festgestelltes Ungleichgewicht
der Peptide der genannten Familien, und zwar wenigstens dann, wenn
diese mit Hilfe von geeigneten Verfahren bestimmt werden, die eine
Information über
die Freisetzung der genannten Peptide liefern und weniger über ihr
aktuelles Niveau in einer Körperflüssigkeit,
oberhalb bestimmter kritischer Schwellenkonzentrations-Niveaus in
der Zirkulation des Patienten ermöglicht es einem Arzt, zu intervenieren
und das Gleichgewicht wieder herzustellen, so dass der Patient die
Chance erhält,
sich von einer akuten Krise zu erholen, die ansonsten zu seinem
Tod führen
würde.
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Erkrankungen,
für die
angenommen wird, dass für
sie die Erfindung von hohem diagnostischem und therapeutischem Wert
ist, umfassen Sepsis, SIRS, den septischen Schock, MOF (multiple
organ failure; Multiorganversagen), schwere systemische oder lokale
Infektionen, insbesondere bakterielle Infektionen, Peritonitis,
Pankreatitis, lokale und/oder systemische Entzündung, Meningitis, Trauma,
Aortariss-Aneurysmus, Intoxikation, Endotoxämie, Anurie, Niereninsuffizienz,
arteriellen Hochdruck, pulmonalen Hochdruck, Arteriosklerose, verschiedene
Krebstypen, beispielsweise Dickdarmkrebs, Stauungsherzinsuffizienz,
Herzkreislauferkrankungen, Coronararterienerkrankung, Ischämie, antiarrhythmische
Effekte, Nieren- und/oder Herzversagen, Organschäden und Erkrankungen, die wachstumsbezogen
sind, sowie weitere.
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Die
Erfindung beruht auf dem überraschenden
Befund, dass hohe Niveaus von vasoaktiven Peptiden der Endothelin-Familie,
die dadurch bestimmt werden können,
dass man Peptide misst, die eine hohe physiologische Freisetzung
der potenten Vasokonstriktoren wie Endothelin-1 anzeigen, bei kritisch
kranken Patienten mit hohen Niveaus an Adrenomedullin einen vorteilhaften,
potentiell lebensrettenden Effekt ausüben können. In der wissenschaftlichen
Literatur, in der sich gelegentlich Spekulationen bezüglich eines
antagonistischen Verhaltens von Adrenomedullin- und Endothelin-Peptiden
finden, werden hohe Konzentrationen der Vasokonstriktoren der Endothelin-Familie
regelmäßig als
gefährlich
und unerwünscht
angesehen. Hohe Anteile an Adrenomedullin werden, im Gegensatz dazu,
als positiv angesehen. Ein Beispiel für derartige Spekulationen findet
sich in der Veröffentlichung
von Takayuki Shindo et al., Hypotension and Resistance to Lipopolysaccharide-Induced
Shock in Transgenic Mice Overexpressing Adrenomedullin in Their
Vasculature, In: Circulation, 2000; 101: 2309–2316.
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In
einer Veröffentlichung
von Zheng H et al., Oktober 2001, zugänglich über Database Medline, US National
Library of Medicine (NLM) XP002352776 Database accession No. NLM
11773814, wurden die Ergebnisse der Messung von Veränderungen
der Konzentrationen der vasoaktiven Peptide ADM bzw. ET in Verbrennungspatienten
verfolgt, indem man beide Peptide unter Verwendung von RIA-Assays
vermaß,
die für
die beiden vasoaktiven Peptide als solche spezifisch sind.
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Was
gefunden wurde war, dass die Konzentrationen sowohl von ADM als
auch von ET positiv mit der Größe der Verbrennungen
der Patienten korrelierte. Die Konzentrationen erreichten einen
Spitzenwert bei 6 Stunden nach der Verbrennung (ET) und 12 Stunden
nach der Verbrennung (ADM) und kehrten danach allmählich auf
normal zurück.
Das Verhältnis
von ET zu ADM "ist
nahezu normal" während der
kritischsten Anfangszeit der Verbrennung (6 Stunden nach der Verbrennung).
Danach nimmt ET etwas früher
ab als ADM, was zu einer moderaten Abnahme des Verhältnisses
ET/ADM führt.
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Alle
Patienten, die in die Untersuchung einbezogen wurde, wurden geheilt.
Am Ende der Veröffentlichung
suggerieren die Autoren die Verwendung von exogenem ADM als neues
Therapeutikum, da sie zu der Schlußfolgerung gekommen sind, dass
ADM "eine wichtige
Rolle bei der Prävention
und Heilung von kompliziertem Schock spielt".
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In
der Veröffentlichung
Fei Yu-xing et al., veröffentlicht
in Zhonghua Xinxueguanbing Zazhi, Vol. 31, Nr. 8, August 2003 (2203-08),
Seiten 600–602,
XP008053669 ISSN: 0253-3758 werden die Konzentrationen des pro-ADM-Fragments
PAMP sowie anderer vasoaktiver Peptide in Patienten mit Herzversagen
(HF) bestimmt, und es wurde gefunden, dass die Konzentration von
PAMP erhöht
war. Die Autoren ziehen den üblichen Schluss,
dass die "Erhöhen des
Plasmaspiegels von PAMP eine schützende
Rolle für
Patienten mit HF spielen kann".
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Die
Anmelder haben die Bildung oder Freisetzung von Peptiden der Adrenomedullin-
und Endothelin-Familien in kritisch kranken Patienten bestimmt unter
Verwendung neuer Assays, die Prohormon(Propeptid)-Immunreaktivitäten messen,
die Informationen zur physiologischen Freisetzung von beiden Typen
von Peptiden liefern und weniger zu den aktuellen Niveaus der "reifen" Peptide in der Zirkulation,
und sie haben gefunden, dass unter bestimmten Umständen, die
weiter unten in den Beispielen in Verbindung mit den Ergebnissen von
Messungen von Seren von kritisch erkrankten Patienten erklärt werden,
eine dramatische Verminderung der messbaren Endothelin-Bildung dann,
wenn gleichzeitig die Niveaus des freigesetzten Adrenomedullins
kritisch hoch sind, dem Tod derartiger Patienten vorausgeht.
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Auf
der Basis der genannten Befunde haben die Anmelder einen Krankheitszustand
definiert, der als "low
endothelin syndrome" (nachfolgend
kurz LES) oder "Endothelin-Mangelsyndrom" bezeichnet wird,
der gekennzeichnet ist durch eine lebensbedrohende Veränderung
der Freisetzungsphase von Endothelin (spezieller von "Endothelin-r" oder "END-r, wie es weiter
unten definiert wird) in Relation zur Freisetzung von Adrenomedullin
(spezieller "Adrenomedullin-r" oder "ADM-r", wie es weiter unten definiert wird).
Das genannte Syndrom ist charakterisiert durch eine hohe systemische
Freisetzungsrate des Vasodilatators Adrenomedullin und, gleichzeitig,
durch eine unzureichende Freisetzungsrate des Vasokonstriktors Endothelin
(END-r). Die Folge eines derartigen Mißverhältnisses ist eine unkontrollierbare
Vasodilatation und eine unzureichende Versorgung von einem oder
mehreren Organen mit Blut, d. h. ein einzelnes oder multiples Organversagen.
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In
der vorliegenden Anmeldung steht das Suffix "-r",
das in Begriffen wie END-r oder ADM-r verwendet wird, für "released" (freigesetzt). Es
bedeutet, dass der fragliche Parameter nicht die aktuelle, mehr
oder weniger momentane oder vorübergehende
messbare Serum- oder Plasmakonzentration des biologisch aktiven Biomoleküls (reifen
Peptids) ist, sondern dass er stattdessen dessen kumulative Freisetzung über einen
längeren
Zeitraum widerspiegelt. Sie kann beispielsweise direkt gemessen
werden durch Messung eines Peptidfragments, das aus dem physiologischen
Vorläuferpeptid
(pre-pro- oder pro-Peptid oder -Hormon) paralell zur Bildung des
aktiven Biomoleküls
gebildet wird, wobei dieses Fragment jedoch eine beträchtlich
längere
Halbwerts-Lebensdauer in der Zirkulation (eine beträchtlich
langsamere Abbaurate oder Clearance-Rate) als das aktive Biomolekül aufweist.
Assays zur Messung von ADM-r werden beschrieben in der früheren gleichzeitig anhängigen Anmeldung
PCT/EP04/00806 "Bestimmung eines
midregionalen Proadrenomedullin-Teilpeptis in biologischen Flüssigkeiten
zu diagnostischen Zwecken sowie Immunoassays für die Durchführung einer
solchen Bestimmung".
Assays zur Messung von END-r werden beschrieben in der älteren gleichzeitig
anhängigen
Anmeldung der Anmelder
EP 04003295.5 "Verfahren zur Bestimmung
der Bildung von Endothelinen zu Zwecken der medizinischen Diagnostik,
sowie Antikörper
und Kits für
die Durchführung
eines solchen Verfahrens".
Die Beispiele 1 bis 6 der vorliegenden Erfindung können als
Auszüge
aus den beiden Anmeldungen angesehen werden, damit für die vorliegende
Anmeldung eine nachbearbeitbare Offenbarung gewährleistet ist.
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Sowohl
die messbare Adrenomedullin- als auch Endothelin-Bildung oder -Freisetzung (ADM-r und END-r)
sind Teil der relevanten Kombinationsmessungen gemäß der vorliegenden
Erfindung. Als relevanter Parameter kann ein "Verhältnis" von beiden definiert
werden. Es wird nachfolgend in näheren
Einzelheiten erklärt.
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Die
Erfindung betrifft gemäß einem
ihrer Aspekte die Verwendung des "Verhältnisses" von ADM-r/END-r,
insbesondere ein Verhältnis
pro-Adrenomedullin (pro-ADM)/pro-Endothelin (pro-END) oder von Fragmenten
oder Kombinationen davon, für
die Diagnose des Endothelinmangelsyndroms (LES) in kritisch erkrankten
Patienten, die von einer der Erkrankungen/Krankheitszustände betroffen
sind, die oben aufgelistet werden. Spezieller betrifft die Erfindung
die Messung des genannten Verhältnisses
für die
Verlaufskontrolle und Prognose einer solchen Erkrankung, zur Bewertung
des Mortalitätsrisikos
allein und/oder in Kombination mit einem entsprechenden Computerprogramm.
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Gemäß einer
ihrer bevorzugten Ausführungsformen
betrifft die Erfindung außerdem
die Berücksichtigung
klinischer und/oder anderer Informationen zur Bewertung eines derartigen
Risikos.
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LES
kann die Gruppe von Erkrankungen umfassen, wie sie oben erwähnt werden,
ohne darauf beschränkt
zu sein.
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ADM-r
und END-r werden normalerweise dadurch gemessen, dass man in geeigneten
Körperflüssigkeiten,
insbesondere in der Zirkulation (Serum, Plasma, Vollblut) ein relativ
beständiges
Fragment ihrer physiologischen Vorläuferpeptide (pre-pro- oder pro-Peptide
oder -Hormone) bestimmt. Was gemessen wird, kann daher auch als
pro-Peptid-Immunreaktivität
angesehen werden (pro-Hormon-Immunreaktivität). Die Begriffe pro-ADM und
pro-END beziehen sich auf eine solche messbare Immunreaktivität und sollen
auch Aminosäuresequenzen
erfassen, die eine wenigstens 75%ige Homologie, vorzugsweise wenigstens
80%ige Homologie, stärker
bevorzugt wenigstens 90%ige Homologie zu pro-ADM oder pro-END, ihren
Fragmenten oder Vorläufern
aufweisen.
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Der
Begriff Diagnose umfasst ebenfalls Prognose, Frühprognose und Verlaufskontrolle.
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Die
Befunde der vorliegenden Erfindung ermöglichen die Verwendung von
Endothelin-Formen mit Vasokonstriktor-Aktivität, insbesondere von END-1 und/oder
big-END, sowie ggf. von END-Agonisten
(Molekülen,
die an den END-Rezeptor binden und dort die gleichen oder ähnliche
Wirkungen auslösen
wie das vasoaktive Endothelin) und/oder von ADM-Antagonisten (Molekülen, die
an den ADM-Rezeptor binden und dort die Wirkungen des vasoaktiven
Adrenomedullins blockieren) zur Herstellung eines Medikaments zur
Behandlung von LES und/oder Erkrankungen, die die oben erwähnten einschließen. LES
kann als akute Stoffwechselstörung
angesehen werden, an der ein Ungleichgewicht von bestimmten potenten
Effektormolekülen
beteiligt ist. Indem man einem Patienten das aktive physiologische
Molekül
zur Wiederherstellung des erforderlichen Gleichgewichts zuführt, ähnlich der
Verabreichung von Insulin an einen Diabetes-Patienten, können die
schädlichen
Konsequenzen eines Fehlens des genannten aktiven physiologischen
Moleküls
ausgeglichen werden. Die an LES-beteiligten Moleküle sind
Adrenomedullin (ADM) und Endothelin (END). Bei Sepsis-Patienten
sind die Freisetzungsraten von Endothelin und Adrenomedullin über normal
erhöht,
und zwar in Abhängigkeit
von der Schwere der Erkrankung (1 und 2).
In einem sehr schweren Stadium der Sepsis, das dem Tod vorausgeht,
wurde gemäß der vorliegenden
Erfindung überraschend
gefunden, dass die Konzentration an Endothelin dramatisch abnimmt
(3 und 4). Das führte angesichts der anhaltend
hohen Konzentrationen von ADM in der Folge zu einem dramatischen
Absinken des Blutdrucks. Dieses dramatische Absinken des Blutdrucks,
das durch das Fehlen von Endothelin bewirkt wird (LES), führt häufig zum
Tod des Patienten, wie in der vorliegenden Erfindung beschrieben
wird.
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Im
Hinblick auf das publizierte Wissen, das Adrenomedullin und Endothelin
betrifft, wird Bezug genommen auf die beiden oben erwähnten älteren Anmeldungen.
Zusätzlich
wird auch Bezug genommen auf die früheste Patentanmeldung der Anmelder,
die für
die Bestimmung von pro-ADM und pro-END bei Sepsis relevant ist und
die veröffentlicht
wurde u. a. als
WO 00/22439 .
Nachfolgend werden die wichtigsten Fakten zusammengefasst.
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Adrenomedullin
(ADM) wurde erstmals 1993 als neues hypotensives Peptid mit 52 Aminosäuren beschrieben,
das aus einem Phänochromozytom
isoliert worden war. Im gleichen Jahr wurde das Vorläufer-Protein
pre-pro-Adrenomedullin (pre-pro-ADM) beschrieben, das 185 Aminosäuren enthielt.
Das Vorläuferprotein enthält eine
Signalsequenz von 21 Aminosäuren
an seinem N-Terminus. ADM umfasst die Positionen 95–146 der
Aminosäuresequenz
des pre-pro-ADM und ist ein Spaltprodukt davon. Ein weiteres Spaltprodukt
ist PAMP, ein Peptid mit 20 Aminosäuren, die die Positionen 22–41 umfassen,
die den 21 Aminosäuren
des Signalpeptids folgen.
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Bisher
ist bekannt, dass ADM und PAMP den Blutdruck beeinflussen. ADM ist
ein potenter Vasodilatator, wobei angenommen wird, dass die hypotensive
Wirkung im C-terminalen Teil von ADM lokalisiert ist. Peptidsequenzen
am N-Terminus zeigen dagegen hypertensive Wirkungen. Es wurde ferner
gezeigt, dass auch PAMP eine hypotensive Wirkung aufweist, obwohl
der Wirkungsmechanismus unterschiedlich zu sein scheint.
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In
Verbindung mit der Diskussion von therapeutischen Aspekten umfasst
der Begriff "Endothelin" (END) im Allgemeinen
Endothelin-Formen mit Vasokonstriktor-Aktivität, insbesondere Endothelin-1
(END-1) und seinen Vorläufer
big-Endothelin, kann jedoch auch verwandte Moleküle, wie z. B. Endothelin-2
(END-2) oder Endothelin-3 (END-3) sowie deren Vorläufer umfassen.
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In
Verbindung mit analytischen Bestimmungen bedeutet "Endothelin" im Allgemeinen END-r,
wie es oben definiert wird. Die Absolutwerte für messbare Konzentrationen
sowie Verhältnisse
von messbaren Konzentrationen werden natürlich z. B. durch die tatsächlich gemessene
molekulare Spezies beeinflusst, durch die Einheiten, in denen die
Messung ausgedrückt
wird, sowie durch die Eichung des verwendeten Assays. Die absoluten
numerischen Werte, die in der vorliegenden Anmeldung angegeben werden,
sind nur für
die hierin beschriebenen Assay-Designs relevant. Da sie möglicherweise
angepasst werden müssen,
wenn beispielsweise ein anderer Analyt gemessen wird oder die Einzelheiten
seiner Bestimmung verändert
werden, ist es praktisch nicht sinnvoll, die Ergebnisse der vorliegenden
Erfindung in absoluten numerischen Werten auszudrücken. Indem
man der Lehre der vorliegenden Anmeldung folgt, einschließlich der
beschriebenen Bewertung der Messergebnisse, kann ein Fachmann leicht
diejenigen Zahlenwerte und Verhältnisse
bestimmen, die für
irgendein modifiziertes Bestimmungsverfahren einschlägig sind.
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Endothelin-1
umfasst 21 Aminosäuren
und ist der wirksamste bekannte Vasokonstriktor. Es existieren 3
Isoformen von END: Endothelin-1 (END-1), Endothelin-2 (END-2) und
Endothelin-3 (END-3). END-1 liegt in den höchsten Konzentrationen vor
und ist am wirksamsten. Endothelin-1 wird in den Endothelzellen
synthetisiert, in der Lunge, im Herzen, der Niere und im Gehirn.
Das primäre
Translationsprodukt des humanen Endothelin-1-Gens ist pre-pro-Endothelin-1,
das 212 Aminosäuren
umfasst. Im Zuge seiner Sekretion entfernt die Signalpeptidase die
kurze n-terminale Signalsequenz, die 17 Aminosäuren umfasst. Das resultierende
pro-Endothelin wird anschließend
zu einem weiterhin biologisch inaktiven big-Endothelin prozessiert,
das 38 Aminosäuren
umfasst, und zwar durch die Protease Furin, die in der Zirkulation
angetroffen wird. Das reife biologische aktive Endothelin-1 wird
aus big-Endothelin durch das Endothelin-konvertierende Enzym gebildet.
Endothelin übt
seine biologische Wirkung dadurch aus, dass es an spezifische Rezeptoren
bindet, die auf Muskelzellen, Myocyten und Fibroblasten lokalisiert
sind. Diese Bindung führt
zum Ausfluss von Calcium, zur Aktivierung von Phospholipase C und
zur Inhibierung von Na/K-ATPase. Neben der vasokonstriktorischen
Wirkung reguliert Endothelin auch das Wachstum.
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Die
Konzentration von ADM im Blutkreislauf und in anderen biologischen
Fluiden ist bei einer Vielzahl von Erkrankungen signifikant erhöht, wie
beispielsweise bei Stauungsherzinsuffizienz, Myocardinfarkt, Nierenerkrankungen,
hohem Blutdruck, Diabetes mellitus, während der akuten Phase eines
Schocks, bei Sepsis, septischem Schock, Multiorganversagen. PAMP-Konzentrationen
sind bei einigen der oben erwähnten
Erkrankungen/Krankheitszustände
ebenfalls erhöht,
wobei das Plasma-Niveau relativ zu ADM jedoch vermindert ist. Es
ist bekannt, dass bei Sepsis und septischem Schock ungewöhnlich hohe
ADM-Konzentrationen beobachtet werden. Dieser Befund steht in Beziehung
zu den hämodynamischen
Veränderungen,
die für
den Verlauf der Erkrankung in Sepsis-Patienten und anderen schweren
Erkrankungen wie SIRS typisch sind.
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Erhöhte Plasmakonzentrationen
von Endothelin-1 und big-Endothelin wurden für verschiedene Erkrankungen
gezeigt, die kardiovaskuläre
Erkrankungen umfassen, die ihrerseits umfassen pulmonalem Hochdruck,
Artheriosklerose, Stauungsherzinsuffizienz, Herzinfarkt, Sepsis,
septischen Schock und Krebs.
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Ein
Hauptgrund für
die Mortalität
aufgrund von Sepsis ist das sogenannte Multiorganversagen, das durch
eine systemische Vasodilatation bewirkt wird, die ein Absinken des
Blutdrucks und einen Verlust der Prioritätsversorgung von einzelnen
Organen und Geweben beinhaltet. Es wird angenommen, dass Endothelin eine
Rolle beim Schweregrad einer Sepsis und eine Rolle bei der Mortalidät bei Sepsis
spielt.
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Analytische/diagnostische Aspekte der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft gemäß einem ihrer Aspekte die Diagnose
von LES und/oder assoziierten Erkrankungen, die die oben genannten
umfassen. Die vorliegende Erfindung bezieht sich ferner auf die parallele
Bestimmung der Niveaus von END-r und ADM-r, spezieller von pro-END
und pro-ADM und/oder deren Fragmenten. Die kombinierte Messung ermöglicht die
Berechnung eines Verhältnisses
und/oder eines Algorithmus sowie die Verwendung eines derartigen
abgeleiteten Verhältnisses
und/oder Algorithmus für
die Diagnose, die Vorhersage, die Prognose des Schwereverlaufs und
des Mortalitätsrisikos
bei LES und/oder den oben erwähnten
Erkrankungen (1 und 2).
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Die
Erfindung beruht auf dem überraschenden
Befund, dass beide Werte für
pro-ADM und pro-End in Patienten im Verlauf der Erkrankung ansteigen,
wobei die Werte für
pro-ADM stärker
ansteigen als die für pro-END,
was zu einem Anstieg des Gesamtverhältnisses pro-ADM/pro-END bis
zu einem Tag vor dem Tod führt.
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Stärker bemerkenswert
sinkt jedoch die Konzentration von Endothelin am Todestag dramatisch
ab. Folglich steigt das Verhältnis
und/oder der Algorithmus von pro-ADM/pro-END dramatisch an (3 und 4).
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Die
Bestimmung von ADM, spezieller ADM-r sowie von END, spezieller END-r,
liefert daher eine Information über
den Gesundheitszustand eines kritisch erkrankten Patienten, insbesondere
im Hinblick auf die Entwicklung einer lebensbedrohlichen Krise,
die eine Intervention nötig
macht. Das wird vollständiger
unter Bezugnahme auf die nachfolgenden analytischen Befunde und
die in Tabelle 1 (vgl. Beispiel 8) gezeigten Ergebnisse sowie die
Figuren erläutert:
Es
wurden 149 Patienten wurden in einer Studie erfasst, die auf eine
Intensivstation (ICU) aufgenommen wurden und während ihres Aufenthalts auf
der ICU eine Sepsis entwickelten.
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An
jedem Tag ihres Aufenthalts auf der ICU (3–29 Tage) wurde EDTA-Plasma
der Patienten gewonnen. Das Plasma wurde bei –20°C bis zur weiteren Verwendung
gelagert.
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Pro-ADM-
und pro-END-Werte wurden unter Verwendung eines Assays mit beschichteten
Teströhrchen
bestimmt, wie sie in den früheren
anhängigen
Patentanmeldungen des Anmelders beschrieben werden, die bereits
oben erwähnt
wurden. Für
die Assays wurden synthetisierte Peptide dazu verwendet, Antigene
herzustellen, und zur Produktion von Antikörpern gegen die unterschiedlichen
Peptide in Tiere injiziert, wie bereits beschrieben wurde. Gemäß einer
bevorzugten Ausfüh rungsform
waren die Peptide an das Trägerprotein "keyhole limpet hemocyanin" unter Verwendung
von MBS (m-Maleimidobenzoyl-N-hydroxysuccinimidester) gebunden und
zur Immunisierung von Schafen verwendet worden.
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Spezieller
wurden Aminosequenzen von Teilpeptiden 83–94 [SSPDAARIRVKR = Sequenz
ID 2] und 69–86
[RPQDMKGASRSPEDSSPD = Sequenz ID 3] von pre-pro-ADM 1–185 [Sequenz
ID 1] synthetisiert sowie Teilpeptide 168–181 [RSSEEHLRQTRSET = Sequenz
ID 6] und 200–212
[SRERYVTHNRAHW = Sequenz ID 7] von pre-pro-END 1–212 [Sequenz ID 5]. Diese
Sequenzen finden sich in pre-pro-ADM 1–185 und in pre-pro-END 1–212. An
jedes Peptid wurde ein Amino-terminaler Cysteinrest angefügt. Die
Peptide wurden mit einem Hämocyanin
konjugiert, und es wurden in Schafen Antikörper gegen die oben erwähnten Peptide produziert,
wie bereits früher
beschrieben wurde. Polyklonale Antikörper wurden gegen die oben
erwähnten Peptide
erzeugt. Die Antikörper
wurden gereinigt. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wurde das erreicht durch
eine ligandenspezifische Affinitätschromatographie
unter Kopplung der Peptide über
den aminoterminalen Cysteinrest an SulfoLink-Gel von Pierce (Boston, USA) gemäß den Verfahren
von Pierce. Die Antikörper wurden
ferner mit einem Marker versehen, um ihren Nachweis zu ermöglichen.
Der verwendete Marker ist vorzugsweise ein Lumineszenzmarker und
noch stärker
bevorzugt ein Chemilumineszenzmarker, wie bereits früher beschrieben
wurde.
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Verfahren
zum Nachweis der Bindung des Antikörpers an das entsprechende
Molekül
sind dem Fachmann bekannt und umfassen Sandwich-Immunoassays, Radio-Immunoassays,
ELISA- oder Point-of-care-Tests. Vorzugsweise wird die Bindung des
Antikörpers
an das Zielmolekül
mittels Chemilumineszenz detektiert.
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Die
Detektion und die Bestimmung der Konzentration von pro-ADM und pro-END kann
in verschiedenen Körperflüssigkeiten, Geweben
und anderen Biomaterialien durchgeführt werden, wird jedoch vorzugsweise
in Serum oder Plasma durchgeführt.
Sie kann in verschiedenen Stadien aller Arten und Erkrankungen erfolgen,
wie sie beispielhaft oben angeführt
wurden, die zu LES, Sepsis, septischem Schock, SIRS und verwandten
schweren Krankheitszuständen
führen
können.
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Die
Erfindung nutzt ferner die signifikante Veränderung von Vorläufer-Proteinkonzentrationen
in Körperflüssigkeiten,
Gewebe und anderen Biomaterialien bei der Krankheit oder Gesundheitsstörung, insbesondere
in einem schweren Krankheitsstadium, der von LES als akute Komplikation
begleitet wird.
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ADM-r,
wenn es wie hierin beschrieben gemessen wird, liegt im Plasma von
gesunden Individuen in Konzentrationen von < 1 nmol/l (Median 0,7) vor. Kritisch
erkrankte Personen, die eine Sepsis überlebten, zeigten eine signifikant
erhöhte
ADM-r-Konzentration (Median 3,1). Der Median von sterbenden Patienten
ist gegenüber
der Gruppe überlebender
Patienten signifikant erhöht
(Median 11,8/17,1/17,7; 2 Tage vor dem Ableben/1 Tag vor dem Ableben/am
Todestag, 1).
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Die
Konzentration von END-r als potentieller Antagonist von ADM nimmt,
wenn sie wie hierin beschrieben, gemessen wird, von einem Median
von 0,035 nmol/l Plasma auf 0,054 nmol/l in überlebenden Patienten zu. Die
Konzentration steigt in sterbenden Patienten weiter auf 0,096 und
0,133 nmol/l zwei Tage vor dem Ableben bzw. einen Tag vor dem Ableben
an. Überraschenderweise
nimmt jedoch die Konzentration an END-r am Todestag dramatisch ab
(Median 0,064 nmol/l, 2).
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Diese
Befunde können
mit der Prognose bezüglich
des Überlebens
in einem schweren Stadium von LES oder anderen Erkrankungen korreliert
werden, die die oben erwähnten
umfassen, indem man die Konzentration von ADM-r und END-r bestimmt
und, als zusätzlichen
Parameter, ein Verhältnis
der oben erwähnten Proteine
und/oder einen Algorithmus davon bildet.
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Zuerst
wurde die Konzentration von ADM-r allein dazu verwendet, die Überlebungsprognose
zu bestimmen (Tabelle 1 und 1). Spalte
2 (Spezifität)
zeigt die Zahl überlebender
Patienten mit einer Konzentration von weniger als 17 nmol/l Serum/Plasma
von ADM-r, d. h. 117 von 126 Patienten hatten eine Konzentration
von weniger als 17 nmol/l, 102 Patienten eine Konzentration von
weniger als 8 nmol/l. Somit zeigt AMD-r eine Spezifität von 93%
bezüglich
des Überlebens
bei einem Cut off-Wert von 17 nmol/l sowie von 81% bei einem Cut
off-Wert von 8 nmol/l.
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Die
Sensitivität
bezüglich
der Mortalität
wird auf folgende Weise bestimmt. 23 Patienten starben während ihres
Aufenthalts auf der ICU. Bei einem Cut off-Wert von 17 nmol/l von
ADM-r zeigten sechs Patienten (26% = Sensitivität der Mortalität) Konzentrationen über 17 nmol/l
zwei Tage vor dem Ableben, 12 Patienten (52%) einen Tag vor dem
Tod und 13 Patienten (57%) am Todestag. Bei einem Cut off-Wert von
8 nmol/l zeigten 19 (83%) von 23 Patienten Konzentrationen über 8 nmol/l
ADM-r zwei Tage vor dem Ableben, 21 Patienten (91%) einen Tag vor
dem Ableben und 19 Patienten (83%) am Todestag (Tabelle 1; vergleiche
Beispiel 8).
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Somit
werden bei einem Cut off-Wert von 8 nmol/l ADM-r (d. h. bei einem
Ausschluss von Patienten mit einer Konzentration unter 8 nmol/l
ADM-r) die meisten derjenigen Patienten erfasst, die während ihres
Aufenthalts auf der ICU starben.
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Es
wurde ferner von den Erfindern festgestellt, dass das Verhältnis von
ADM-r/END-r gemäß der vorliegenden
Erfindung einen zusätzlichen
Parameter von hoher Validität
im Zusammenhang mit der Prognose septischer Patienten in ICUs bildet.
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Überraschenderweise
steigt dieses Verhältnis
während
des Verlaufs der Krankheit an, und noch überraschender steigt es am
Todestag dramatisch an. Gemäß diesen
Ergebnissen werden die Spezifität
und Sensitivität
eines Überlebens
bzw. der Mortalidät
bei LES und verschiedenen anderer Erkrankungen angezeigt, die die
oben erwähnten
umfassen, sowie die Prognose der Schwere der Krankheit und das Mortalidätsrisiko.
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Die
gemessenen Verhältnisse
von AMD-r/END-r sind in Tabelle 1 und 3 gezeigt.
Das ADM-r/END-r-Verhältnis
weist bei gesunden Personen einen Maximalwert von etwa 50 auf (Median
20). Der Median von überlebenden
Patienten in einer ICU steigt auf 56 an. Ein signifikanter weiterer
Anstieg kann zwei Tage (Median 135) und einen Tag (Median 129) vor
dem Ableben beobachtet werden, und ein überraschend dramatischer Anstieg
am Todestag bei einem Median von 336. Die Prognose beträgt bei einer
Spezifität
von 76% (Tabelle 1, d. h. die erfassten Patienten weisen eine Konzentration
von ADM-r von weniger als 43 nmol/l auf) 91% zwei Tage vor dem Ableben,
96% einen Tag vor dem Ableben und 87% am Todestag (Tabelle 1 und 3).
Bei einer höheren
Spezifität
von 93% (d. h. die erfassten Patienten haben eine Konzentration
von ADM-r von weniger als 18 nmol/l) ist eine Prognose erst am Todestag
möglich,
und zwar mit einer Sensitivität von
61% (Tabelle 1).
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Aus
den Ergebnissen kann überraschenderweise
abgeleitet werden, dass die Lebensbedrohung bei LES nur bei hohen
ADM-Konzentrationen
vorhanden ist, da ein hohes Vasodilatationspotential erreicht werden muss.
Hohe Konzentrationen an ADM werden nur toleriert, wenn sie durch
die entsprechende END-Konzentration
ausgeglichen werden.
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Für eine weitere
Analyse der Ergebnisse wurden die Patienten noch weiter selektiert:
- 1. gemäß den AMD-r-Konzentrationen
(> 8 nmol/l) und
- 2. gemäß dem Verhältnis ADM-r/END-r
(4).
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Es
wurde gezeigt, dass ein hoher Anteil an überlebenden Patienten mit einer
ADM-r-Konzentration > 8
nmol/l an einem Tag ihres Aufenthalts in der ICU, N = 24, ein Verhältnis von
weniger als 90 (N = 15) aufwiesen, und somit war ihr Überleben
sichergestellt. Gemäß dieser
Annahme würden
jedoch auch die sterbenden Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit
2 Tage vor ihrem Tod erfasst werden (Sensitivität 87% zwei Tage vor dem Ableben/91%
einen Tag vor dem Ableben/78% am Todestag). Wenn man die Summe der
Patienten berücksichtigt,
die von der Studie erfasst wurden (126 überlebende Patienten), ist
die Spezifität überraschenderweise
sehr hoch und beträgt
93%.
-
Die
sequentielle Analyse von ADM-r, END-r und des Verhältnisses
und/oder Algorithmus ADM-r/END-r zeigt bei einer vergleichbar hohen
Spezifität
(93%) überraschenderweise
eine höhere
Sensitivität
für die
Prognose (87%/91%/78%) als die Analyse von ADM-r allein (26%/52%/57%)
oder des Verhältnisses
allein (0/0/61) (Werte 2 Tage vor dem Ableben/1 Tag vor dem Ableben/Todestag).
Die Erfindung betrifft folglich die Bestimmung, frühe Bestimmung,
Schweregradbestimmung, Verlaufskontrolle und Prognose der Erkrankungen/Gesundheitsstörungen,
die oben erwähnt
wurden, wobei man das genannte Verhältnis oder den bestimmten Algorithmus
verwendet.
-
In
diesem Kontext sieht die Erfindung die Verwendung eines Computerprogramms
vor, um die Daten zu nutzen, die aus dem Verhältnis erhalten werden, und
zwar für
den Nachweis, den frühen
Nachweis, die Bestimmung des Schweregrads, die Verlaufskontrolle
und Prognose von LES und/oder den oben erwähnten Erkrankungen.
-
Um
die Messungen durchzuführen,
wie sie oben erwähnt
werden, können
Assays für
ADM-r und END-r, wie sie in den früheren anhängigen Patentanmeldungen des
Anmelders beschrieben werden, die oben erwähnt wurden, sowie die entsprechenden
Kits mit Vorteil verwendet werden.
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Von der Erfindung ableitbare
therapeutische Gesichtspunkte
-
Im
Gegensatz zum Stand der Technik offenbart die Erfindung den überraschenden
Befund, das erhöhte
Konzentration von Endothelin (insbesondere bei einer Bestimmung
als END-r) für
einen Patienten vorteilhaft sind, der stark erhöhte Konzentrationen von ADM-r
aufweist, wie sie typischerweise bei Patienten in schweren Krankheitszuständen, zum
Beispiel Sepsis und den verwandten Erkrankungen, die oben erwähnt wurden,
gefunden werden. Mit anderen Worten zeigen die Ergebnisse, dass
hohe Niveaus an END-r es einem Patienten ermöglichen, hohe, anderweitig
tödliche
ADM-r-Niveaus zu tolerieren, die für Krankheitszustände wie
Sepsis typisch sind, so dass der Tod vermieden werden kann. Kurz
gesagt, scheinen hohe ADM-Niveaus durch physiologische END-Niveaus
ausreichender Größe ausbalanciert
werden zu können.
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Eine
messbare Abnahme von END-r, oder Serum-END, in einem derartigen
kritisch erkrankten Patienten stellt ein klares klinisches Zeichen
dar, das ein hohes Todesrisiko für
den Patienten mit hohen ADM-r-Niveaus anzeigt. Die beobachtete scharfe
Abnahme an messbarem END-r bzw. END kann interpretiert werden als
Anzeichen einer Erschöpfung
der zellulären
Reservoirs von END-Vorläufern
unter dem physiologischen Stress eines Krankheitszustandes wie Sepsis
oder als Unfähigkeit
der physiologischen molekularen Maschinerie, die END und dessen
Vorläufer
produziert, mit der parallelen anhaltenden Produktion von ADM mitzuhalten
und/oder die sich fortsetzende vasodilatatorische Wirkung von hohen
ADM-Konzentrationen auszubalancieren.
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Demgemäß wird die
Verabreichung von vasokonstriktorischen Endothelin-Formen, insbesondere
von END-1 und/oder big-END, an kritisch erkrankte Patienten mit
hohen gemessenen Niveaus an ADM-r zur externen Ergänzung des
aktiven END in derartigen Patienten vorgeschlagen. "Vasokonstriktorische
Endothelin-Formen" sollen
direkt wirkende Endothelin-Formen wie END-1 einschließen, sowie
Vorläufer
wie big-END, die als solche nicht aktiv sind, jedoch leicht in eine
aktive Form umgewandelt werden können,
wenn sie in den Kreislauf eines menschlichen Patienten eingeführt werden.
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Der
Verabreichung von Endothelin kann in einer klinischen Umgebung wie
zum Beispiel in ICUs (intensive care units; Intensivstation) eine
Analyse der aktuellen Konzentrationen von ADM-r, END-r sowie eine Bestimmung
des oben diskutierten "Verhältnisses" vorausgehen. Eine
derartige vorausgehende Messung und Analyse ist jedoch nicht als
unverzichtbare Voraussetzung für
die Verabreichung von Endothelin zu betrachten.
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In
einer Umgebung des Gesundheitswesens, zum Beispiel in einer ICU,
kann nicht genug Zeit zur Verfügung
stehen, auf die Ergebnisse der Messungen von Biomolekülen, zum
Beispiel ADM-r und END-r zu warten, bevor eine Entscheidung bezüglich einer
therapeutischen Intervention getroffen werden kann. Es ist daher vorgesehen,
aktives Endothelin kritisch erkrankten Patienten in Reaktion auf
charakteristische Veränderungen anderer
physiologischer Parameter zu verabreichen, die für das zugrundeliegende Endothelin-Mangelsyndrom
(LES) kennzeichnend sind. Derartige Parameter können sein die Messung von physiologischen
Variablen wie Blutdruck, Körpertemperatur,
Pulsfrequenz und ähnliche
Parameter, wie sie zur Überwachung
des Status eines Sepsis-Patienten verwendet werden. In Kenntnis
der vorteilhaften Wirkung einer Verabreichung von Endothelin kann
eine derartige Verabreichung auf der Basis rein empirischer klinischer
Daten erfolgen.
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Es
ist jedoch möglich,
Endothelin auch nach Maßgabe
einer quantitativen oder halbquantitativen Messung von ADM-r allein
zu verabreichen, d. h. dann, wenn das ADM-Niveau kri tisch hoch wird.
Im Hinblick auf das Erfordernis, eine schnelle Entscheidung zu treffen,
kann es vorzuziehen sein, die Bestimmung von ADM-r in ICUs mit POC
(point-of care)-Messvorrichtungen
vorzunehmen, d. h. mit Vorrichtungen vom immunchromatographischen
Typ oder Vorrichtungen mit elektrochemischen Sonden, die Schnellablesungen
für die
Konzentration von Interesse liefern, um wenigstens eine halbquantitative
Ablesung zu erhalten, die eine Bewertung der aktuellen Niveaus von
ADM-r in einem Patienten ermöglicht
und es ermöglicht,
eine Entscheidung bezüglich
der intravenösen
Verabreichung von Endothelin zu treffen. Geeignete POC-Messvorrichtungen
sind dem Fachmann gut bekannt. Ein Beispiel für ein geeignetes Design ist
die Schnelltestvorrichtung PCT-Q®, die
von der B. R. A. H. M. S Aktiengesellschaft für die rasche POC-Bestimmung
von Procalcitonin (PCT) beispielsweise in einer Klinikumgebung erhältlich ist.
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Es
ist ferner möglich,
Endothelin an Patienten zu verabreichen, die kontinuierlich auf
die Konzentration(en) von einem oder mehreren der relevanten Biomoleküle oder
auf andere relevante klinische Parametern überwacht werden.
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Wie
bereits früher
ausgeführt,
bedeutet in einem therapeutischen Kontext "Endothelin" Endothelin-Formen mit Vasokonstriktor-Aktivität, insbesondere
Endothelin-1 (END-1) und seinen Vorläufer big-Endothelin, wobei
der Begriff jedoch auch auf verwandte Moleküle einer ähnlichen Aktivität erstreckt
werden kann, wie beispielsweise Endothelin-2 (END-2) oder Endothelin-3
(END-3) und deren Vorläufer.
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Die
Verabreichung des aktivsten, direkt wirkenden END-1 wird derzeit
als bevorzugt in einer Intensivstationssituation angesehen. Vorzugsweise
ist eine derartige Verabreichung eine intravenöse Verabreichung durch Infusion
oder Injektion, unter Verwendung einer flüssigen Formulierung (Lösung oder
Dispersion), die eine geeignete Konzentration von END-1 gemeinsam
mit pharmazeutisch annehmbaren Trägern usw. ent hält. Eine
derartige flüssige
Formulierung (ein Arzneimittel) kann alle pharmazeutisch annehmbaren
und nützlichen Hilfsstoffe,
Stabilisatoren und anderen Bestandteile enthalten, die für einen
derartigen Verabreichungstyp geeignet sind sowie dafür, einen
stabilen Zustand in der verabreichten Formulierung für die Zeit
der Infusion zu gewährleisten.
-
Es
ist ferner möglich,
langsamer wirkende Formen zu Endothelinen zu verabreichen oder mit
zu verabreichen, beispielsweise Mischungen von rasch wirkenden und
langsamer wirkenden Formen. Langsamer wirkende Formen, beispielsweise
in der Form von big-END, können
ein gleichmäßigeres
pharmakokinetisches Profil liefern sowie eine längere Wirkung von Endothelinen.
Derartige Formen können
stärker
für eine
Injektion geeignet sein, während
direkt wirkende Formen für
eine Verabreichung durch Infusion bevorzugt sind.
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Es
ist ferner möglich,
anstelle von, oder zusammen mit, vasokonstriktorischen Endothelinen
Endothelin-Agonisten zu verabreichen, um spezielle Effekte zu erreichen,
zum Beispiel ein vorteilhaftes pharmakokinetisches Profil oder um
den Patienten in Situationen zu unterstützen, wenn die kritischste
akute Phase überlebt
wurde.
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Da
außerdem
der lebensbedrohende Einfluss für
den Patienten nicht der Mangel an Endothelin per se ist, sondern
die vasodilatatorische Wirkung von hohen Konzentrationen von ADM
(ADM-r), ist es ebenfalls möglich,
anstelle von Endothelin und/oder Endothelin-Agonisten, oder in Kombination
damit, Adrenomedullin-Antagonisten zu verwenden, d. h. Moleküle, die
die vasodilatierende Wirkung von Adrenomedulin verhindern oder abschwächen, z.
B. durch Blockieren seiner relevanten Rezeptoren, oder Substanzen,
die das Binden von Adrenomedullin an seine Rezeptoren verhindern
(z. b. spezifische Binder wie beispielsweise Antikörper, die
an Adrenomedullin binden und dessen Rezeptorbindungsstellen blockieren; "immunologische Neutralisierung"). Eine derartige
Verwendung, oder eine kombinierte Verwendung, einschließlich einer
nachfolgenden oder vorausgehenden separaten Verwendung, kann in
bestimmten Fällen
erwünscht
sein, um beispielsweise den therapeutischen Erfolg zu verbessern,
oder um unerwünschte
physiologische Stress- oder Neben-Wirkungen zu vermeiden.
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Die
Erfindung ermöglicht
die Verwendung von Endothelin-Formen
mit Vasokonstriktorwirkung, spezieller von END-1 und/oder big-END,
sowie von END-Agonisten zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung
von LES und anderer Krankheitszustände und Erkrankungen, die die
oben erwähnten
umfassen. Insbesondere werden Endothelin-1, big-Endothelin und/oder
irgendwelche Endothelin-1-Rezeptor-Agonisten als Wirkstoffe dazu
verwendet, Arzneimittel zu ihrer Verabreichung an einen kritisch
erkrankten Patienten herzustellen. Vorzugsweise liegt das Medikament
in einer flüssigen
Formulierung für
eine intravenöse
Verabreichung durch Infusion vor, beispielsweise mittels eines Katheters,
oder durch Injektion.
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In
der verfügbaren
wissenschaftlichen Literatur scheinen keinerlei Vorschläge zu existieren,
vasokonstriktorisches Endothelin für medizinische Zwecke zu verwenden.
Die vorgeschlagene Verwendung kann daher anscheinend als erste medizinische
Verwendung angesehen werden.
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In
Medikamenten, wie sie oben diskutiert werden, kann das erwähnte aktive
END verwendet werden, wie auf dem Fachgebiet üblich ist, in flüssigen Formulierungen,
die geeignete Konzentrationen von zum Beispiel geeigneten Trägern, Stabilisatoren,
Nährmitteln,
Elektrolyten, gelösten
Salzen, Osmosemitteln zur Gewährleistung
isotonischer Bedingungen, Puffern und/oder Lösemitteln oder anderen Adjuvanzien
und Hilfsstoffen enthalten, die für eine Verabreichung in einem
Patienten geeignet sind.
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Beschreibung der Figuren
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1 zeigt
die Konzentration von ADM-r in Plasma von 40 gesunden Kontrollpersonen,
126 überlebenden
Patienten in einer ICU und von 23 Patienten zwei Tage und einen
Tag vor ihrem Ableben sowie am Todestag.
-
2 zeigt
die Konzentration von END-r in Plasma von 40 gesunden Kontrollpersonen,
126 überlebenden
Patienten in einer ICU sowie 23 Patienten zwei Tage und einen Tag
vor ihrem Ableben sowie am Todestag.
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3 zeigt
das Verhältnis
ADM-r/END-r in Plasma von 40 gesunden Kontrollpersonen, 126 überlebenden
Patienten in einer ICU und 23 Patienten zwei Tage und einen Tag
vor dem Ableben und am Todestag.
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4 zeigt
das Verhältnis
von ADM-r/END-r, wobei nur Patienten mit einer ADM-r-Konzentration > 8 nmol/l in Plasma
berücksichtigt
wurden; 24 davon sind überlebende
Patienten einer ICU, und 20 sind weitere Patienten zwei Tage und
einen Tag vor dem Ableben und am Todestag.
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Beispiel 1 – Peptid-Synthese
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Ein
N-terminaler Cystein-Rest wurde synthetisierten Peptiden aus humanem
pro-ADM und pro-END hinzugefügt.
Sie wurden unter Anwendung einer Massenspektrometrie gereinigt und
ihre Qualität
wurde unter Verwendung der Umkehrphasen-HPLC kontrolliert und sie
wurden in Teilmengen lyophilisiert (Jerini AG, Berlin, Deutschland),
und zwar nach Standardprozeduren, die dem Fachmann bekannt sind.
-
Beispiel 2 – Konjugation und Immunisation
-
Peptide
mit den Sequenzen mit IDs 1–4
wurden an das Trägerprotein
KLH (keyhole limpet hemocyanin) mittels MBS (Malei midobenzoyl-N-hydroxysuccinimidester)
entsprechend den Protokollen für "NHS-Ester-Maleimid
crosslinkers" von
PIERCE, Rockford, IL, USA, konjugiert. Es wurden Schafe immunisiert,
indem sie 100 μg
Konjugat erhielten (μg
entsprechend dem Peptidgehalt des Konjugats). Beginnend im Monat
4 nach der Immunisierung wurden alle vier Wochen 700 ml Blut von
einem jeden Schaf genommen, und Antiserum wurde durch Zentrifugieren
gewonnen. Die Konjugation, die Immunisierungen und die Produktion
von Antiseren wurde vorgenommen durch MicroPharm, Carmerthenshire,
UK.
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Beispiel 3 – Reinigung von Antikörpern
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Die
polyklonalen Antikörper
aus dem Schaf wurden unter Anwendung einer Liganden-spezifischen
Affinitätsreinigung
gereinigt. Für
diese Stufen wurden die Cys(0)-Peptide mit SulfoLink-Gel verknüpft, das
geliefert wird von Pierce (Boston, USA). Die Bindung erfolgte gemäß dem Protokoll
von Pierce. Pro 5 ml Gel wurden 5 mg Peptid zugesetzt.
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Kurz
zusammengefasst wurden Kolonnen dreimal mit 10 ml Elutionspuffer
(50 mM Citronensäure,
pH 2,2) und Bindepuffer (100 mM Natriumphosphat, 0,1% Tween, pH
6,8) gewaschen. 100 ml Schaf-Antiserum wurden filtriert unter Verwendung
eines Filterdurchmessers von 0,2 μm
und dem Kolonnenmaterial zugesetzt. Das Gel wurde mit 10 ml Bindepuffer
quantitativ eluiert. Das Material wurde über Nacht bei Raumtemperatur mittels
leichter Rotation inkubiert. Das Material wurde auf leere Kolonnen überführt (NAP
25, Pharmacia, geleert). Die Eluate wurden verworfen. Anschließend wurden
die Kolonnen mit 250 ml Protein-freiem Bindepuffer gewaschen (Proteingehalt
des gewaschenen Eluats < 0,02
A280 nm). Den gewaschenen Kolonnen wurde Elutionspuffer zugesetzt,
und es wurden Fraktionen von 1 ml gesammelt. Der Proteingehalt einer
jeden Fraktion wurde nach der BCA-Methode bestimmt (gemäß dem Protokoll
von PIERCE, Rockford, IL, USA). Fraktionen mit einem Proteingehalt
von > 0,8 mg/ml wurden
zusammengegeben.
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Beispiel 4 – Markieren
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500 μl von Affinitäts-gereinigten
Antikörpern,
die gegen die Peptide der Sequenz IDs 1–4 erzeugt worden waren, wurden
umgepuffert in 1 ml 100 mM Kaliumphosphatpuffer (pH 8,0) über eine
NAP-5 Gelfiltrationskolonne (Pharmacia) gemäß dem Protokoll von Pharmacia.
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Zur
Markierung mit einem Chemilumineszenzmarker wurden 10 μl MA70-Akridinium-NHS-Ester
(1 mg/ml; Hoechst Behring) zu 67 μl
Antikörperlösung zugesetzt
und 15 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Die Lösung wurde
umgepuffert in 1 ml Lösemittel
A (50 mM Kaliumphosphat, 100 mM NaCl, pH 7,4) in einer NAP-5 Gel-Filtrationskolonne
gemäß den Protokollen
von Pharmacia, wobei die Teilchen mit einem niedrigen Molekulargewicht
eluiert wurden. Zur Eluierung von ungebundenen Markern wurde eine
Gel-Filtrations-HPLC durchgeführt
(Kolonne: Waters Protein Pak SW300). Die Probe wurde zugesetzt und
bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 1 ml/Minute in Lösemittel
A chromatographiert. Die Probe wurde bei einer Wellenlänge von 280
und 368 nm gemessen, um den Grad der Markierung zu bestimmen. Das
Absorptionsverhältnis
368/280 nm hatte einen Spitzenwert von 1,0. Die Fraktionen, die
monomere Antikörper
enthielten, wurden gesammelt (Retentionszeit 8–10 Minuten) und in 3 ml 100
mM Natriumphosphat, 150 mM NaCl, 5% Rinderserumsalbumin, 0,1% Natriumazid,
pH 7,4 aufgenommen.
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Der
markierte Antikörper
wurde in einem Sandwich-Assay verwendet sowie in verschiedenen Assays wie
beispielsweise SPALT-Assays.
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Beispiel 5 – Kopplung
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Für einen
Sandwich-Assay wurden die gereinigten Antikörper gegen die Peptide der
Sequenzen IDs 1–4
an bestrahlten Polystyrolröhrchen
(Greiner, Deutschland) immobilisiert. Für diese Prozedur wurden die
Antikörperlösungen auf
eine Proteinkonzentration von 6,7 μg/ml mit 50 mM Tris, 100 mM
NaCl, pH 7,8 verdünnt. 300 μl der verdünnten Proteinlösung pro
Röhrchen
wurden pipettiert. Letztere wurden 20 Stunden bei Raumtemperatur
inkubiert, und die Lösung
wurde entfernt. Dann wurden 4,2 ml einer 10 mM Natriumphosphat,
2% Karion FP, 0,3% Rinderserumsalbumin, pH 6,5 Lösung zu jedem Röhrchen zugegeben.
Nach 20 Stunden wurde die Lösung
entfernt, und die Röhrchen
wurden in einem Vakuumtrockner getrocknet. Die Prozedur kann auch
als inverser Sandwich-Assay durchgeführt werden nach den Prozeduren,
die dem Fachmann bekannt sind.
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Beispiel 6 – Sandwich-Immunoassay
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Es
wurde der folgende Assay-Puffer verwendet: 100 mM Natriumphosphat,
150 mM NaCl, 5% Rinderserumsalbumin, 0,1% unspezifizierte Schaf-IgG,
0,1% Natriumazid, pH 7,4.
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Der
Proteingehalt von EDTA-Plasma von gesunden Personen und Patienten
mit verschiedenen Erkrankungen, die oben erwähnt wurden, wurde bestimmt.
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In
die Röhrchen,
die den immobilisierten Antikörper
enthielten, wurde EDTA-Plasma von Patienten pipettiert (10 μl ADM und
50 μl END-r).
200 μl PBS
(Phosphat-gepufferte Salzlösung),
0.1% Rinderserumsalbumin wurden jedem Röhrchen zugesetzt und bei Raumtemperatur
2 Stunden inkubiert. Nach einem 3-malignem Waschen mit 4 ml PBS
wurden 200 μl
Acridiniumester-markierter polyklonaler Schafantikörper zugesetzt
(Affinitäts-gereinigt,
erzeugt gegen das Peptid 83–94
[Sequenz ID 2] sowie 69–86
[Sequenz ID 3] von pre-pro-ADM
1–185
sowie gegen das Teilpeptid 168–181
[RSSEEHLRQTRSET = Sequenz ID 6] bzw. 200–212 [SRERYVTHNRAHW = Sequenz
ID 7] von pre-pro-END 1–212,
jeweils 20 ng in PBS, 0,1% Rinderserumsalbumin. Nach einer weiterer
Inkubation von 2 Stunden bei Raumtemperatur wurden ungebundene markierte Antikörper durch
5-malignes Waschen mit jeweils 2 ml PBS entfernt. An das Röhrchen gebundener
markierter Antikörper
wurde quantifiziert durch Messen der Lumineszenz in einem Luminometer
(Berthold LB 952T/16).
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Die
individuellen gemessenen Werte wurden gemäß einer üblichen Eichkurve quantifiziert,
die erstellt worden war unter Verwendung definierter Verdünnungen
von synthetisiertem pre-pro-ADM
45–92
und pre-pro-END 169–212
als Standardlösungen.
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Beispiel 7 – Messungen
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Konzentrationen von ADM-r
und END-r in gesunden Personen und im Zustand der Krankheit
-
In
die Untersuchung wurden 149 Patienten aufgenommen, die sich aus
unterschiedlichen Gründen
auf der Intensivstation befanden und die während ihres Aufenthalts auf
der Intensivstation eine Sepsis entwickelten (Kriterien:
www.talessin.de/scripte/medizin/sepsis1.html).
Jeden Tag während
ihres Aufenthalts auf der Intensivstation (3–29 Tage) wurde EDTA-Plasma
der Patienten gewonnen und bei –20°C zur weiteren
Verwendung gelagert.
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ADM-r
ist im Plasma von gesunden Individuen in Konzentrationen von < 1 nmol/l vorhanden
(Median 0,7). Kritisch erkrankte Personen, die eine Sepsis überlebten,
zeigen eine signifikant erhöhte
ADM-r Konzentration (Median 3,1). Der Median von sterbenden Patienten
ist im Verglich mit der Gruppe überlebender
Patienten signifikant erhöht
(Median 11,8/17,1/17,7; 2 Tage vor dem Ableben/einen Tag vor dem
Ableben/am Todestag; 1).
-
Die
Konzentration von END-r (pro-END) als potentieller Antagonist von
ADM nimmt zu von einem Median von 0,035 nmol/l Plasma auf 0,054
nmol/l bei überlebenden
Patienten. Die Konzentration steigt weiter auf 0,096 und 0,133 nmol/l zwei
Tage vor dem Ableben bzw. einen Tag vor dem Ableben. Überraschenderweise sinkt
die Konzentration von END-r am Todestag dramatisch (Median 0,064
nmol/l, 2).
-
Beispiel 8 – Auswertungen
-
ADM-r und die Prognose betreffend die
Schwere einer Erkrankung/Gesundheitsstörung
-
Die
Konzentration von ADM-r wurde dazu verwendet, die Überlebensprognose
zu bestimmen (Tabelle 1 und 1). Spalte
2 von Tabelle 1 (Spezifität)
zeigt die Zahl von überlebenden
Patienten mit einer Konzentration von weniger als 17 nmol/l Plasma
an ADM-r, d. h. 117 von 126 Patienten weisen eine Konzentration
von weniger als 17 nmol/l auf, 102 Patienten eine Konzentration
von weniger als 8 nmol/l. Somit zeigt ADM-r eine Spezifität von 93%
für das Überleben
bei einem Cut off von 17 nmol/l und von 81% bei einem Cut off von
8 nmol/l. Die Sensitivität
der Mortalität
wurde auf folgende Weise bestimmt: 23 Patienten starben während ihres Aufenthalts
auf der ICU. Bei einem Cut off-Wert von 17 nmol/l ADM-r zeigten
sechs Patienten (26% = Mortalitätssensitivität) Konzentrationen über 17 nmol/l
zwei Tage vor dem Ableben, 12 Patienten (52%) einen Tag vor dem
Ableben und 13 Patienten (57%) am Todestag. Bei einem Cut off-Wert
von 8 nmol/l zeigten 19 (83%) von 23 Patienten Konzentrationen über 8 nmol/l
ADM-r zwei Tage vor dem Ableben, 21 Patienten (91%) einen Tag vor
dem Ableben und 19 Patienten (83%) am Todestag (Tabelle 1).
-
Somit
schließt
ein Cut off-Wert von 8 nmol/l ADM-r, d. h. unter Ausschluss derjenigen
Patienten mit einer Konzentration unter 8 nmol/l ADM-r, die meisten
derjenigen Patienten ein, die während
ihres Aufenthalts auf der ICU verstarben. Tabelle
1:
| Spezifität | Sensitivität |
Überlebende
n = 126 | 2.
Tag vor dem Tod n = 23 | Letzter
Tag vor dem Tod n = 23 | Todestag
n = 23 |
ADM-r | |
|
Cut
off 17 nmol/l | 117 | 6 | 12 | 13 |
Cut
off 8 nmol/l | 102 | 19 | 21 | 19 |
|
Verhältnis ADM-r/END-r | |
|
Cut
off 215 | 117 | 0 | 0 | 14 |
Cut
off 90 | 96 | 21 | 22 | 20 |
|
Ratio
ADM-r/END-r | |
|
ADM-r > 8 nmol/l Cut off 90 | 117 | 20 | 21 | 18 |
|
| Spezifität | Sensitivität |
Überlebende | 2.
Tag vor dem Tod | Letzter
Tag vor dem Tod | Todestag |
|
ADM-r | |
|
Cut
off 17 nmol/l | 93% | 26% | 52% | 57% |
Cut
off 8 nmol/l | 81% | 83% | 91% | 83% |
|
Verhältnis ADM-r/END-r | |
Cut
off 215 | 93% | 0% | 0% | 61% |
Cut
off 90 | 76% | 91% | 96% | 87% |
|
Verhältnis ADM-r/END-r | |
|
ADM-r > 8 nmol/l Cut off 90 | 93% | 87% | 91% | 78% |
-
Beispiel 9 – Verhältnis
-
Verhältnis
ADM-r/END-r
-
Das
Verhältnis
von ADM-r/END-r ist in Tabelle 1 und in 3 gezeigt.
Das ADM-r/END-r-Verhältnis weist
in gesunden Personen einen Maximalwert von etwa 50 auf (Median 20).
Der Median von überlebenden Patienten
auf der ICU steigt an auf 56. Ein signifikanterer weiterer Anstieg
kann zwei Tage (Median 135) und einen Tag (Median 129) vor dem Ableben
beobachtet werden, und ein überraschend
dramatischer Anstieg am Todestag bei einem Median von 336. Die Prognose
bei einer Spezifität
von 76% (Tabelle 1, d. h. die erfassten Patienten weisen eine Konzentration
von ADM-r von weniger als 43 nmol/l auf) beträgt 91% zwei Tage vor dem Ableben,
96% einen Tag vor dem Ableben und 87% am Todestag (Tabelle 1 und 3).
Bei einer höheren Spezifität von 93%,
d. h. die erfassten Patienten weisen eine Konzentration von ADM-r
von weniger als 18 nmol/l auf, ist eine Prognose nur am Todestag
mit einer Sensitivität
von 61% möglich
(Tabelle 1).
-
Beispiel 10
-
Verhältnis
ADM-r/END-r unter Erfassung nur von Patienten mit einer Konzentration
von ADM-r über
8 nmol/l
-
Somit
wurden die Patienten gemäß ihrer
ADM-Konzentration (> 8
nmol/l) und gemäß dem Verhältnis von
ADM-r/END-r weiter
selektiert (4).
-
Es
wurde gezeigt, dass ein hoher Anteil an überlebenden Patienten mit einer
ADM-Konzentration > 8 nmol/l
an einem Tag ihres Aufenthalts in der ICU, N = 24, ein Verhältnis von
weniger als 90 (N = 15) aufwiesen, somit war ihr Überleben
sichergestellt. Entsprechend dieser Vermutung wurden jedoch auch
die sterbenden Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit 2 Tage
vor ihrem Tod erfasst (Sensitivität 87% zwei Tage vor dem Ableben/91%
einen Tag vor dem Ableben/78% am Todestag). Berücksichtigt man die Summe an
Patienten, die an der Untersuchung teilnahmen (126 überlebende
Patienten), ist die Spezifität überraschend
hoch und beträgt
93%.
-
Somit
zeigt die aufeinanderfolgende Analyse von ADM-r, END-r und dem Verhältnis oder
Algorithmus von ADM-r/END-r
bei einer gleichmäßig hohen
Spezifität
(93%) überraschenderweise
eine höhere
Sensitivität für die Prognose
(87%/91%/78%) als die Analyse von ADM (26%/52%/57%) oder des Verhältnisses
(0/0/61) allein (Werte 2 Tage vor dem Tod/ein Tag vor dem Tod/Todestag).
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