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Die
vorliegende Erfindung betrifft P-Selectin-Targeting-Liganden und Zusammensetzungen,
die solche Liganden enthalten, einschließlich Kits.
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Hintergrund
der Erfindung
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Entzündungen
und entzündliche
Prozesse spielen eine Hauptrolle in der Pathophysiologie von zahlreichen
Krankheiten und Zuständen.
Zustände
des Gehirns, in denen erhöhte
Spiegel von Entzündungsvermittlern
gefunden wurden, schließen
schwere traumatische Gehirnverletzung, rezidivierend-remittierende
multiple Sklerose, Gehirnarterienverschluss, Ischämie und
Schlaganfall ein. Zustände
des Herzens, in denen Vermittler, wie z.B. Selectine, in Verdacht
stehen, eine Rolle zu spielen, schließen akuten Herzinfarkt, Arterienverletzung,
die beispielsweise bei der Angioplastie erzeugt wird, und Ischämie ein.
In gleicher Weise sind Selectine in Zuständen der Nieren involviert,
wie z.B. Nierenverletzung aus Ischämie und Reperfusion sowie Nierenversagen.
Darüber
hinaus scheinen Selectine eine Rolle bei der Organtransplantatabstoßung, der
kalten Ischämie,
dem hämorrhagischen
Schock, dem septischen Schock, der Tumormetastase, der chronischen
Entzündung,
dem Gelenkrheumatismus, der entzündlichen
Darmkrankheit, der Atherosklerose, der Restenose, der Angiogenese,
der disseminierten intravaskulären
Gerinnung, der posttraumatischen Lungeninsuffizienz und dem Kreislaufschock
zu spielen.
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Zelloberflächenadhäsionsmoleküle wurden
als Schlüsselvermittler
in zahlreichen zellulären
Prozessen einschließlich
Zellwachstum, Differenzierung, Immunzellentransmigration und -antwort
und Krebsmetastase erkannt. Vier Hauptkategorien von Adhäsionsmolekülen wurden
identifiziert: die Zelladhäsionsmoleküle (CAMs)
aus der Immunoglobulinsuperfamilie, Cadherine, Integrine und Selectine.
Die Selectine stellen eine Familie von derzeit drei tramsmembranösen Kohlenhydrat-bindenden
Glycoproteinen dar: "endotheliales" E-Selectin, L-Selectin
auf Leukozyten und P-Selectin auf Thrombozyten. Alle drei Selectine
sind an ein zweiwertiges Kation (z.B. Calcium) gebunden und besitzen
eine extrazelluläre
Domäne
mit einem Kohlenhydrat-Erkennungsmotiv,
einem epidermalen Wachstumsfaktormotiv und einigen kleineren auf
Komplementregulatorproteine bezogene Domänen.
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Humanes
P-Selectin (das auch als GMP-140, LECAM-3, PADGEM, CD62, CD62P bezeichnet
wird) wird durch Thrombozyten und Endothelzellen exprimiert. Wenn
es auf deren Zelloberflächen
exprimiert wird, ist seine nennenswerteste Wirkung das Verlangsamen
von Leukozyten beim Verlassen der Kapillaren und Eintreten in die
postkapillaren Venülen,
wobei letztere die Hauptregionen für Leukozyt-Endotheladhäsion darstellen.
Der Verlangsamungsprozess wird als Leukozytenrollen beobachtet,
wodurch eine anfängliche
Adhäsion mit
relativ geringer Affinität
bezeichnet. Die feste Adhäsion
von rollenden Leukozyten wird vornehmlich durch Integrine vermittelt.
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In
Endothelzellen wird P-Selectin auf Weibel-Palade-Körperchen
gelagert; in Thrombozyten wird es in α-Granula gefunden. Nach der
Aktivierung wird P-Selectin innerhalb von wenigen Minuten als Reaktion
auf eine Vielzahl von Entzündungserregern
und thrombenbildenden Mitteln zur Zelloberfläche mobilisiert. Die Hauptfunktion
des endothelialen P-Selectins ist das Begleiten der Leukozyten in
die postkapillaren Venülen, während P-Selectin
auf Thrombozyten auch zur Bildung von Thromben führt. Einer der derzeit bekannten
natürlichen
Liganden von P-Selectin ist PSGL-1 (P-Selectin-Glycoprotein-Ligand-1),
ein 160 kDa-Sialoprotein, das
an der Oberfläche
von Leukozyten exprimiert wird, wo es an dem Uropod konzentriert
vorliegt.
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Detailliertere
Beschreibungen der Struktur und Funktionen des P-Selectins sind
in zahlreichen Publikationen, wie z.B. J. Panes, Pathophysiology
5: 271 (1999); F. Chamoun et al., Frontiers in Bioscience 5: e103 (01.
Nov. 2000); S.-I. Hayashi, Circulation 102: 1710 (2000), zu finden.
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P-Selectin
scheint auch direkter in der Blutplättchenaggregation involviert
zu sein, wie kürzlich
durch Studien der Ca-unabhängigen
Wechselwirkungen von P-Selectin mit 3-sulfatiertem Galactosylceramid
(auch als Sulfatide bezeichnet) gezeigt wurde. Diese Wechselwirkung
findet wahrscheinlich an einer anderen Bindungsregion des P-Selectins
statt, da die Bindung durch den Antikörper WASP12.2, jedoch nicht
durch AK4 inhibiert werden kann, während die Bindung des natürlichen
P-Selectin-Liganden PSGL-1, der in der Leukozytenadhäsion involviert
ist, sowohl durch WASP12.2 als auch durch AK4 blockiert wird. Die
Bindungsregionen scheinen jedoch zu überlappen. Es wird vermutet,
dass Sulfatid-Wechselwirkungen Blutplättchenaggregate stabilisieren.
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Andererseits
scheint es plausibel zu sein, diese und andere Zustände, die
die Aktivierung von Endothelzellen und Leukozyten und insbesondere
die Mobilisierung und Exprimierung von P-Selectin einbeziehen, durch
spezifisches Unterbrechen der P-Selectin-Kaskaden zu verbessern.
Dies kann beispielsweise durch Verabreichung von Liganden geschehen,
die selektiv an humanes P-Selectin binden, jedoch nicht seine biologische
Wirksamkeit besitzen. Durch dieses Verfahren könnte mobilisiertes P-Selectin
inaktiviert und Leukozyteninduzierte Gewebeschädigung verhindert werden. Voraussichtlich
könnte
dieselbe Wirkung durch Gentherapie erzielt werden, vorausgesetzt,
dass der P-Selectin-Ligand oder -Antagonist ein Peptid oder modifiziertes Peptid
ist. Gemäß diesem
Verfahren würden
Körperzellen
einer Person, die einer Therapie bedarf, mit einem Expressionsvektor
transfiziert werden, der eine DNA-Sequenz encodierend für einen
P-Selectin-Antagonisten trägt.
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Andererseits
können
P-Selectin-bezogene Krankheiten und Zustände durch Wirkstoffe behandelt
oder verhindert werden, die nicht direkt mit P-Selectin interagieren,
jedoch einige der nachteiligen Wirkungen der P-Selectin-Aktivierung
in den entsprechenden Zellen und Geweben unterdrücken. Unter diesen Wirkstoffen sind
entzündungshemmende
Mittel, wie z.B. Glucocorticoide, zur therapeutischen Intervention
potenziell nützlich.
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Ein
Hauptnachteil jeglicher systemischer Therapie mit hochaktiven Verbindungen
ist ihre Verteilung innerhalb des Organismus und die Aussetzung
von nicht betroffenen Zellen und Geweben, die potenziell zu substanziellen
Nebenwirkungen führen.
Es würde äußerst wünschenswert
sein, über
Verfahren und Wirkstofftransportsysteme zu verfügen, die den gezielten Transport
von Wirkstoffen, insbesondere zu betroffenen Zellen, ohne substanzielles
Aussetzen nicht betroffener Zellen zu ermöglichen.
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Während derzeit
kein pharmazeutisches Produkt auf dem Markt erhältlich ist, das ein zellspezifisches gezieltes
Wirkstofftransportsystem umfasst, wurden eine Reihe von experimentellen
Transportsystemen in der wissenschaftlichen und Patentliteratur
beschrieben. Wirkstofftargeting kann auf Konjugaten von Wirkstoffen mit
Target-erkennenden Liganden basieren, wobei solche Konjugate molekulare
Wirkstofftransportsysteme darstellen. Ein genereller Nachteil solcher
Konjugate ist das geringe Verhältnis
von Wirkstoff pro Ligand (oft nur 1:1), was zu einer Einwirkung
von hohen Ligandenspiegeln führt.
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Als
Beispiel berichten Everts et al. (J. Immunol. 168: 883 (2002)) von
einem selektiven intrazellulären Transport
von Dexamethason in aktivierte Endothelzellen unter Verwendung eines
E-Selectin-bezogenen Immunokonjugats. Dexamethason war kovalent
an einen Anti-E-Selectin-Antikörper
gebunden, was zu einem sogenannten Dexamethason-anti-E-Selectin-Konjugat
führte.
Die Bindung des Konjugats an E-Selectin wurde unter Verwendung von
Oberflächenplasmonresonanz
und Immunhistochemie untersucht. Darüber hinaus wurde die Internalisierung
des Konjugats unter Verwendung von konfokaler Laserrastermikroskopie
und Immuno-Transmissionselektronenmikroskopie
untersucht. Es wurde gezeigt, dass das Dexamethason-anti-E-Selectin-Konjugat
genauso wie der nicht-modifizierte Anti-E-Selectin-Antikörper selektiv
an TNF-α-stimulierte
Endothelzellen und nicht an ruhende Endothelzellen gebunden war.
Nach der Bindung wurde das Konjugat internalisiert und zu multivesikulären Körperchen
geleitet, die einen Lyosom-bezogenen Zellraum darstellen. Nach intrazellulärem Abbau
wurde pharmakologisch aktives Dexamethason freigesetzt, wie in Endothelzellen
gezeigt wurde, die mit einem Glucocorticoid-Responsive-Reportergen transfiziert
wurden. Darüber
hinaus war extrazellulär
transportiertes Dexamethason fähig,
das proinflammatorische Gen IL-8 runterzuregulieren.
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Alternativ
können
Träger-basierte
Wirkstofftransportsysteme durch Anlagerung von geeigneten Target-erkennenden
Liganden auf ihrer Oberfläche
Target-spezifisch gemacht werden. Beispielsweise wurde diese Vorgehensweise
unter Verwendung von Liposomen als Träger eingesetzt. Einige der
kürzlichen
auf dieser Vorgehensweise basierenden Entwicklungen wurden durch
Maruyama (Biosci. Rep. 22: 251 (2002)) zusammengefasst.
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Zum
Beispiel wurden Verfahren für
den gezielten Wirkstofftransport von E-Selectin von Spragg et al. (Proc.
Nat. Acad. Sci. USA 94: 8795 (1997)) untersucht. Gemäß dieser
Druckschrift wurde E-Selectin als molekulares Target für den Endothel-selektiven
Transport von therapeutischen Wirkstoffen oder Genen zur Behandlung
von verschiedenen Krankheitszuständen
ausgewählt.
Liposome verschiedenen Typs (klassische, sterisch stabilisierte,
kationische, pH-empfindliche),
die jeweils mit mAb H18/7 konjugiert wurden, einem murinen monoklonalen
Antikörper,
der die extrazelluläre
Domäne
des E-Selectins erkennt, binden selektiv und spezifisch an IL-1 β-aktivierten
HWEC bei bis zu 275-fach so hohen Levels wie an nicht-aktiviertem
HWEC. E-Selectin-Targeted-Immunoliposome
traten in sauren, perinuklearen Vesikeln 2-4 h nach der Bindung
an die Zelloberfläche übereinstimmend
mit der Internalisierung über
den endosomallysomalen Pathway auf. Aktiviertes, mit E-Selectin-Targeted-Immunoliposomen inkubiertes
HWEC, das mit dem zytotoxischen Wirkstoff Doxorubicin beladen war,
wies signifikant erniedrigtes Zellüberleben auf, während nicht-aktiviertes
HWEC durch eine solche Behandlung nicht betroffen war.
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Andererseits
gibt es Beweise, dass P-Selectin zumindest als geeignetes molekulares
Target für
aktivierte Endothelzellen auch in entzündlichen Prozessen involviert
sein kann, wie oben beschrieben wurde. Es gibt daher einen Bedarf
für Wirkstofftransportsysteme,
die spezifisch auf dieses Mitglied der Selectinfamilie und dadurch
auf Zellen und Gewebe ausgerichtet sind, die eine (erhöhte) P-Selectin-Expression
oder Darstellung zeigen.
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Die
meisten der derzeit bekannten P-Selectin-bindenden Verbindungen
sind Kohlenhydrate, die auf Sialyl Lewis X (sLeX), ein Tetrasaccharid
und natürlicher
Ligand der Selectine, basieren. Diese Imitatoren weisen jedoch den
Nachteil auf, eine geringe Affinität (im mikromolaren bis millimolaren
Bereich) und eine geringe spezifische Wirksamkeit zu zeigen, da
sie dazu neigen, an andere Mitglieder der Selectinfamilie mit nahezu derselben
Affinität
zu binden, die sie für
P-Selectin aufweisen.
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Daher
existiert auch Bedarf an solchen, auf P-Selectin gerichteten gezielten
Wirkstofftransportsystemen, die eine hohe Affinität und spezifische
Wirksamkeit für
das Targetmolekül
aufweisen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Ein
Ziel der Erfindung ist die Bereitstellung von P-Selectin-Targeting-Ligandenmolekülen.
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Ein
weiteres Ziel der Erfindung ist die Bereitstellung von Zusammensetzungen,
die solche P-Selectin-Targeting-Ligandenmoleküle umfassen
und zur Verwendung als pharmazeutische Zubereitungen, die sicher
und effektiv verabreicht werden können, und als diagnostische
Zubereitungen nützlich
sind.
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In
einem weiteren Aspekt ist ein erfindungsgemäßes Ziel, Kits zur Herstellung
von solchen Zusammensetzungen bereitzustellen.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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In
einem ersten Aspekt stellt die Erfindung ein Targeting-Ligandenmolekül, umfassend:
- – einen
Target-erkennenden Rest
- – einen
Abstandhalter, der aus einem wasserlöslichen Oligomer oder Polymer
gebildet wird und
- – einen
Verankerungsrest, der aus einem amphiphilen Lipid gebildet wird,
das aus mindestens einem hydrophoben apolaren Rest und einer hydrophilen
polaren Kopfgruppe besteht, dadurch gekennzeichnet, dass sich der
Target-erkennende Rest aus folgenden ableitet:
- (1) einem Peptid, Peptoid oder Derivat davon mit einer Aminosäuresequenz
X(AX)mA3A1A2A1Y,
oder einem funktionellen Äquivalent
der Sequenz, worin:
- – A1 D- oder L-Cystein (C), D- oder L-Valin
(V) oder ein Analogon oder Mimetika davon ist;
- – A2 D- oder L-Asparaginsäure (D) oder ein Analogon davon
ist;
- – A3 D- oder L-Phenylanalin (F) oder D- oder
L-Tryptophan (W) oder ein Analogon oder Mimetika davon ist;
- – AX eine D- oder L-Aminosäure ist, die aus der Gruppe
ausgewählt
ist, die aus Glutaminsäure
(E), Asparaginsäure
(D), Glycin (G) und Cystein (C) und Analoga oder Mimetika davon
besteht;
- – X
die N-terminale Seite der Sequenz darstellt und Wasserstoff oder
ein Rest ist, der 1 bis 6 D- oder L-Aminosäuren oder Analoga davon umfasst;
- – Y
die C-terminale Seite der Sequenz darstellt und -OH oder ein Rest
ist, der 1 bis 11 D- oder L-Aminosäuren oder Analoga davon umfasst;
worin X und Y zusammen ein cyclisches System bilden können;
dadurch
gekennzeichnet, dass mindestens eines von X und Y oder X + Y mit
der Gruppe R1-(Z)n-
substituiert ist, worin:
- – Z
aus -CO-, -O-, -NR2- und -CO-NR2-
ausgewählt
ist;
- – worin
R1 und R2 unabhängig voneinander
aus folgenden ausgewählt
sind:
- a) H;
- b) einer C1-C8-Alkylgruppe;
- c) einer C2-C8-Alkylgruppe,
worin mindestens ein C-Atom durch ein Stickstoff-, Sauerstoff- oder
Schwefelatom ersetzt ist;
- d) einer C6-C14-Arylgruppe,
die mit mindestens einer Gruppe substituiert sein kann, die aus
Halogen, C1-C6-Alkyl,
-CF3, -OH, -O-C1-C6-Alkyl, -COOH, -COO-C1-C6-Alkyl, -NO2, -NH2, -NH-C1-C6-Alkyl, -N-(C1-C6-Alkyl)2 und -SO3H ausgewählt
ist;
- e) einer Heteroarylgruppe, die aus 5- oder 6-gliedrigen Ringsystemen
und Benzo-kondensierten Ringsystemen ausgewählt ist und mindestens ein
Heteroatom aufweist, das aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Stickstoff,
Sauerstoff und Schwefel besteht, worin die Heteroarylgruppe mit
mindestens einer Gruppe substituiert sein kann, die aus einem Halogen,
-C1-C6-Alkyl, -CF3, -OH,
-O-C1-C6-Alkyl,
-COOH, -COO-C1-C6-Alkyl, -NO2, -NH2, -NH-C1-C6-Alkyl, -N-(C1-C6-Alkyl)2 und -SO3H ausgewählt ist;
- f) einer Aralkylgruppe, die eine Alkylgruppe, wie in b) oder
c) definiert, und eine Arylgruppe oder Heteroarylgruppe, wie in
d) oder e) definiert, umfasst; und
- – m
und n ganze Zahlen sind, die unabhängig voneinander aus 0 und
1 ausgewählt
werden, unter der Maßgabe,
dass n nicht 0 ist, wenn R1 H ist;
- (2) einer Verbindung, die durch die folgende Formel Ia dargestellt
ist: und seinem Stereoisomer,
das durch die folgende Formel Ib dargestellt ist: worin:
X eine optionale
Gruppe ist, die -O-, -OCH2-, -S-, -SCH2-, -NH- oder -NHCH2-
darstellt;
R1 QR4 darstellt,
worin Q -O-, -NH-, -NH-(C=O)-, -O-(C=O), -NH-(C=O)-O- oder NH-(C=O)-NH-
darstellt; und
worin R4 Wasserstoff
oder eine Verbindung darstellt, die mindestens ein Kohlenstoffatom
umfasst;
R2 ein Rest ist, der eine
negative Ladung trägt
und
R3 jede Gruppe sein kann,
unter
der Maßgabe,
dass X vorhanden ist, wenn Q = -O- und R4 -H ist;
- (3) Gallussäure
oder einem Derivat davon, einem Polyphenol oder einem Polyhydroxyphenol
der Strukturformel II: dadurch gekennzeichnet, dass:
R1 = Wasserstoff; eine geradkettige oder verzweigte
aliphatische (C1-C4)-Alkylgruppe
oder eine aromatische Gruppe, die jeweils optional mit einer Hydroxylgruppe,
einer Carbonsäuregruppe,
einer Aminogruppe oder einer geradkettigen oder verzweigten aliphatischen
Alkylgruppe substituiert sind;
R2 =
eine optionale Gruppe, die eine geradkettige oder verzweigte aliphatische
(C1-C4)-Alkylgruppe
ist; R3 = eine geradkettige oder verzweigte
aliphatische (C1-C4)-Alkylgruppe,
die optional mit einer oder mehreren Carbonsäuregruppen substituiert ist;
eine geradkettige oder verzweigte aliphatische (C1-C4)-Alkylamidgruppe;
oder eine (C3-C8)-Cycloalkylgruppe,
die optional mit einer geradkettigen oder verzweigten aliphatischen (C1-C4)-Alkylgruppe
oder einer oder mehreren Carbonsäuregruppen
substituiert ist.
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Als
Targeting-Ligandenmoleküle
sind Verbindungen mit selektiver Affinität für P-Selectin bevorzugt.
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In
diesen Molekülen
kann der Target-erkennende Rest aus einem Peptid, Peptoid oder Derivat
davon stammen.
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Peptide
werden als Amide definiert, die aus zwei oder mehreren Aminosäuren durch
Kombination der Aminogruppe einer Säure mit der Carboxylgruppe
der anderen (Merriam Webster Medical Dictionary 2001) hergeleitet
werden. Wie hierin verwendet wird, kann sich ein Peptid auch auf
eine peptidische Struktur innerhalb eines Moleküls beziehen. Typischerweise
sind Peptide aus natürlich
vorkommenden L-α-Aminosäuren zusammengesetzt,
nämlich
Alanin (Ala oder A), Arginin (Arg oder R), Asparagin (Asn oder N),
Asparaginsäure (Asp
oder D), Cystein (Cys oder C), Glutamin (Gln oder Q), Glutaminsäure (Glu
oder E), Glycin (Gly oder G), Histidin (His oder H), Isoleucin (Ile
oder I), Leucin (Leu oder L), Lysin (Lys oder K), Methionin (Met
oder M), Phenylalanin (Phe oder F), Prolin (Pro oder P), Serin (Ser
oder 5), Threonin (Thr oder T), Tryptophan (Trp oder W), Tyrosin
(Tyr oder Y) und Valin (Val oder V).
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Funktionelle Äquivalente
der erfindungsgemäßen Peptide
sind Protein-Moleküle,
die dieselbe Art der Bindungsaktivität für humanes P-Selectin, aber
nicht notwendigerweise den gleichen Betrag aufweisen und können beispielsweise
modifizierte Peptide, Peptoide, Peptidanaloga oder Peptidomimetika
sein.
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Modifizierte
Peptide sind Moleküle,
die aus Peptiden durch Einführung
von Substituenten oder funktionellen Gruppen hergeleitet werden,
die nicht in natürlich
vorkommenden Aminosäuren
vorliegen. Der Begriff schließt
auch Verbindungen ein, die durch Reaktion von Peptiden mit Molekülen anderer chemischer
Klassen erhalten werden, unabhängig
davon, ob diese Moleküle
natürlich
vorkommen oder nicht. Beispielsweise werden biotinylierte Peptide,
Glycoproteine und Lipoproteine oft in der Natur gefunden, während Peptide,
die mit Polyethylenglycol modifiziert sind, wie z.B. PEG-Interferone,
Beispiele für
chemisch modifizierte Peptide sind, die entworfen wurden, um einige,
jedoch nicht alle der peptidischen Eigenschaften zu ändern.
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Peptoide
sind genauso wie Peptide Amide aus zwei oder mehreren Aminosäuren. Sie
werden jedoch oft nicht direkt aus natürlich vorkommenden Aminosäuren, sondern
aus verschiedenen Typen chemisch synthetisierter L- oder D-Aminosäuren hergeleitet.
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Peptidomimetika
sind im weitesten Sinne Verbindungen, die in ihrer funktionellen
Struktur mehr oder weniger einem Peptid ähnlich sind, die jedoch auch
nicht-peptidische Bindungen in der Hauptkette oder D-Aminosäuren enthalten
können.
Im allgemeinen dienen Peptidomimetika als Substitute für natürliche Peptide
in der Wechselwirkung von Rezeptoren und Enzymen (Pharmaceutical
Biotechnology, Hrsg. D. J. A. Crommelin und R. D.Sindelar, Harwood
Academic Publishers, 1997, S. 138). Pseudopeptide, eine Klasse von
Peptidomimetika, sind Verbindungen, die Amidbindungsisoester anstelle
von Amidbindungen enthalten (siehe oben, Seiten 137-140).
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Erfindungsgemäße Peptidliganden
schließen
außerdem
Salze von Peptiden oder funktionelle Äquivalente, wie z.B. pharmazeutisch
annehmbare Säure-
oder Base-Additionssalze, ein.
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Bevorzugte
peptidische Targeting-Liganden umfassen einen Target-erkennenden
Rest mit einer Aminosäuresequenz
XAXA3A1A2A1Y oder ein funktionelles Äquivalent
dieser Sequenz, worin A1 ein D- oder L-Cystein
(C), D- oder L-Valin (V) oder ein Analogon davon ist; A2 eine
D- oder L-Asparaginsäure
(D) oder ein Analogon oder Mimetikum davon ist; A3 ein
D- oder L-Phenylalanin (F), D oder D- oder L-Tryptophan (W) oder
ein Analogon oder Mimetikum davon ist; AX eine
D- oder L-Aminosäure
ist, die aus der Gruppe ausgewählt
ist, die aus Glutaminsäure
(E), Asparaginsäure
(D), Glycin (G) und Cystein (C) oder Analoga oder Mimetika davon
ist; und worin X die N-terminale Seite der Sequenz darstellt und
Wasserstoff oder ein Rest ist, der 1 bis 6 D- oder L-Aminosäuren oder Analoga davon umfasst;
Y die C-terminale
Seite der Sequenz darstellt und -OH oder ein Rest ist, der 1 bis
11 D- oder L-Aminosäuren
oder Analoga davon umfasst; worin X und Y zusammen ein cyclisches
System bilden können.
In einer der besonders bevorzugten Ausführungsformen umfassen die Liganden
die Aminosäuresequenz
XEWVDVY oder ein funktionelles Äquivalent
dieser Sequenz. Peptidverbindungen, die diese Aminosäuresequenz
umfassen, wurden detailliert in WO 03/020753 und WO 04/018502 beschrieben,
deren Offenbarung unter Bezugnahme darauf hierin eingeschlossen
ist und auf deren Offenbarung der Leser insbesondere bezüglich Details
hinsichtlich der Herstellung verwiesen wird.
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Der
Targeting-erkennende Teil kann auch aus den chemischen Verbindungen
hergeleitet werden, die in WO 04/033473 und in der nicht vorveröffentlichten
internationalen Patentanmeldung PCT/EP04/004898 offenbart werden.
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Die
Verbindungen, die in WO 04/033473 offenbart werden, sind durch die
Formeln Ia und Ib in dieser Anmeldung dargestellt. Diese Glucose-basierenden
Verbindungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einen Substituenten
R1 an dem C-2 der Monosaccharidstruktur
besitzen. Dieser Substituent R1 ist sehr
viel entscheidender als der Substituent R3.
Ohne an jegliche Theorie gebunden zu sein, wird vermutet, dass R1 eine aktive Rolle in der Erkennung von
oder der Selektivität
zu P-Selectin spielt. R1 stellt QR4 dar, worin Q -O-, -NH-, -NH-(C=O)-, -O-(C=O),
-NH-(C=O)-O- oder -NH-(C=O)-NH und vorzugsweise -NH-(C=O)- darstellt
und worin R4 einen Substituenten, umfassend
mindestens ein Kohlenstoffatom, darstellt. Bevorzugte Gruppen R4 sind lineare oder verzweigte Alkyl- oder
Arylgruppen, lineare oder verzweigte Aralkyl- oder Alkarylgruppen, wobei die Gruppen
ein oder mehrere Heteroatome, wie z.B. Stickstoff-, Sauerstoff-,
Phosphor-, Schwefelatome, enthalten können und vorzugsweise bis zu
20 Kohlenstoffatomen, besonders bevorzugt zwischen 1 und 12 Kohlenstoffatomen,
aufweisen und die Gruppen mit Halogenatomen, Hydroxylgruppen, Sauerstoffatomen,
Alkoxy- und Aryloxygruppen, Amino- oder substituierten Aminogruppen
als auch anderen Substituenten substituiert sein können. In
besonders bevorzugten Ausführungsformen
sind an den aromatischen Resten elektronenziehende Gruppen vorhanden.
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Insbesondere
bevorzugt ist R4 H, ein Alkylrest, ein aromatischer
Rest oder ein elektronenziehender Rest.
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Der
aromatische Rest kann beispielsweise eine Phenyl-, Naphthyl-, Cresyl-,
Tolyl-, Anthracyl-, Phenanthryl-, Pyridyl-, Pyrazyl-, Pyridazyl-
oder Chinolylgruppe sein, die jeweils optional substituiert sein
können. Bevorzugt
ist R4 eine Phenyl- oder Naphthylgruppe.
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In
einer anderen Ausführungsform
ist R4 eine Gruppe, die einen elektronenziehenden
Rest umfasst. Vorzugsweise ist der elektronenziehende Rest ein Rest,
der aus der Gruppe ausgewählt
ist, die aus Nitro, -(C=O)-Alkyl, Cyanonitril, -SO3H,
CCl3 oder CF3 besteht;
besonders bevorzugt ist die elektronenziehende Gruppe eine Nitrogruppe.
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In
dieser Erfindung sind weitere Verbindungen, aus denen der Targeting-erkennende
Rest hergeleitet werden kann, Gallussäure und Derivate davon, Polyphenole
und Polyhydroxyphenole, wie in der nicht vorveröffentlichten internationalen
Patentanmeldung PCT/EP04/004898 beschrieben wird.
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Gallussäure oder
3,4,5-Trihydroxybenzoesäure
ist ein natürliches
Polyhydroxyphenol, das in Früchten,
Gemüse
und Kräutern,
wie z.B. Galläpfeln,
Walnüssen,
Mangokernen, roten Trauben, grünem
Tee und Olivenöl,
gefunden wird. In vielen Pflanzenprodukten ist Gallussäure in Form
von Vorläufern
enthalten, wie z.B. Tanninsäure,
die auch als Tannin oder Gallotannin bezeichnet wird und eine Klasse
von Verbindungen mit einer komplexen und nicht einheitlichen chemischen
Struktur beschreibt. Tannine können
in zwei Gruppen unterteilt werden: (a) Derivate von Flavanolen,
sogenannte kondensierte Tannine und (b) hydrolysierbare Tannine
(die wichtigere Gruppe), die Ester eines Zuckers sind, gewöhnlich Glucose,
mit ein oder mehreren Trihydroxybenzolcarbonsäuren. Gallussäure ist
ein Haupthydrolyseprodukt von Tannin.
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Ferner
kann der Targeting-erkennende Rest aus Gallussäurederivaten und Verbindungen
hergeleitet werden, die chemisch verwandt mit Gallussäure sind
oder ein oder mehrere Gallussäurereste
enthalten. Ebenfalls eingeschlossen sind (Vorläufer-)Verbindungen, die nach
Verabreichung einem chemischen oder enzymatischen Abbau zur in situ-Erzeugung
von Gallussäure
unterliegen, die Gallussäurederivate
oder die Verbindung, die chemisch verwandt mit Gallussäure ist,
enthält
einen oder mehrere Gallussäure-haltige
Reste. Erfindungsgemäße Gallussäurederivate
schließen
chemische Strukturen ein, die aus Gallussäure hergeleitet werden, wie
z.B. Konjugate, Dimere, Multimere, Salze, Ester, Ether, Amide usw.
Darüber
hinaus schließen
die Derivate solche Verbindungen ein, die sich zu einem gewissen
Ausmaß chemisch
von Gallussäure
unterscheiden, wie z.B. durch die Anzahl und/oder Position der phenolischen
Hydroxygruppen oder durch die Gegenwart von einem oder mehreren
zusätzlichen
Substituenten, die jedoch eine Affinität zu P-Selectin aufweisen.
Beispiele für
andere Polyhydroxyphenole sind:
n-Dodecylgallat, Kaffeesäure und
3,4,5-Trihydroxyzimtsäure.
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Polyphenole
zeigen sich in ähnlicher
Weise zu mehr oder weniger gleichem Ausmaß nützlich wie Polyhydroxyphenole,
nämlich
Gallussäure
und Derivate davon. Polyphenole werden als Verbindungen definiert, die
mehr als 6 Kohlenstoffatome tragende aromatische Ringe mit ein oder
mehreren daran gebundenen Hydroxygruppen einschließen. Beispiele
für solche
Polyphenole sind (-)-Epigallocatechingallat, (Epi)catechin, m-Galloylgallussäure und
Ellagsäure.
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In
dieser Anmeldung werden die Polyhydroxyphenole, aus denen der Targeting-erkennende
Rest hergeleitet werden kann, durch die Formel II dargestellt. Einige
weitere Erläuterungen über die
Bedeutung der Substituenten sind unten aufgeführt.
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Eine
geradkettige oder verzweigte aliphatische (C1-C4)-Alkylgruppe
sind beispielsweise Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl
und dergleichen. Eine aromatische Gruppe ist eine Gruppe mit 6 bis
14 Kohlenstoffatomen und umfasst eine carbocyclische Aryl- oder
eine heterocyclische Arylgruppe. Die carbocyclische Arylgruppe ist
monocyclisch bis tricyclisch und vorzugsweise Phenyl, Naphthyl,
Anthryl oder Phenanthryl und dergleichen.
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Die
heterocyclische Arylgruppe ist eine monocyclische bis tricyclische
Gruppe mit 1 bis 4 Heteroatomen, die aus der Gruppe ausgewählt sind,
die aus einem Stickstoffatom, Sauerstoffatom oder Schwefelatom besteht.
Die heterocyclische Gruppe ist Pyrrolyl, Pyrazolyl, Imidazolyl,
Thiazolyl, Oxazolyl, Isothiazolyl, Isooxazolyl, 1,3,5-Triazolyl,
1,2,4-Triazolyl, 1,3,5-Thiadiazolyl, 1,3,5-Oxadiazolyl, Pyrizyl,
Pyridazinyl, Pyrimidyl, Pyrazyl, Benzofuranyl, Isobenzofuranyl,
Benzothienyl, Indolyl, Chromenyl, Chinolyl, Isochinolyl, Phthalazinyl oder
Chinoxalinyl und dergleichen.
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Die
(C3-C8)-Cycloalkylgruppe
stellt Cyclopropyl, Cyclobutyl, Cyclopentyl, Cyclohexyl, Cycloheptyl
oder Cyclooctyl dar. Darüber
hinaus ist die (C3-C8)-Cycloalkylgruppe
optional mit einer geradkettigen oder verzweigten aliphatischen
(C1-C4)-Alkylgruppe oder
einer oder mehreren Carbonsäuregruppen
substituiert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden Polyhydroxyphenole verwendet, die dadurch gekennzeichnet
sind, dass:
R1 = Ethyl, Phenylmethyl,
Indolylmethyl oder 4-Hydroxyphenylmethyl ist;
R2 =
eine geradkettige aliphatische (C1-C4)-Alkylgruppe ist;
R3 =
eine geradkettige oder aliphatische (C1-C4)-Alkylgruppe,
die mit einer oder zwei Carbonsäuregruppen substituiert
ist, die optional mit einer geradkettigen oder verzweigten aliphatischen
(C1-C4)-Alkylgruppe
substituiert sind.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
werden Polyhydroxyphenole verwendet, worin:
R1 =
Ethyl, Phenylmethyl, Indolylmethyl oder 4-Hydroxyphenylmethyl ist;
R2 = Wasserstoff, Ethyl, Propyl oder Isopropyl
ist;
R3 = Ethylcarbonsäure oder
Propyldicarbonsäure
ist.
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Um
als Targeting-Ligand effektiv zu sein, sollten die Molekülstrukturen,
die eine Affinität
zu dem anvisierten P-Selectin aufweisen, auf oder an der Oberfläche von
kolloidalen Trägern
des Wirkstofftransportsystems vorhanden sein. Diese können kovalent
oder nicht-kovalent an Trägerkomponenten
gebunden sein. In einer Ausführungsform
umfassen die Liganden nicht nur Target-erkennende Strukturen oder
Reste, sondern auch einen Molekülteil,
der als Verankerungsrest dienen kann, d.h. der geeignet ist, den
Liganden mit dem Träger
zu verankern, vorzugsweise so, dass der Ligand an Ort und Stelle
gehalten wird, selbst wenn der Target-erkennende Rest bis zur oder
durch die Oberfläche
des Trägers
reicht. Beispielsweise kann der Verankerungsteil ein Polymer darstellen.
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Wenn
der kolloidale Träger
ein Liposom ist, sind eine der am meisten nützlichen Arten von Liganden Konjugate,
die einen peptidischen Target-erkennenden Rest und einen lipidischen
Verankerungsrest und wahlweise einen Abstandhalter zwischen diesen
Resten umfassen.
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Der
Verankerungsrest wird vorzugsweise aus einem amphiphilen Lipid gebildet,
das aus mindestens einem hydrophoben apolaren Rest und einer hydrophilen
polaren Kopfgruppe besteht. Das amphiphile Lipid ist aus der Gruppe
ausgewählt,
die aus Phospholipiden, Glycolipiden, Ceramiden, Cholesterin und
Derivaten, gesättigten
oder ungesättigten,
verzweigten oder geradkettigen C8-C100-Mono- oder Dialkylaminen, Arylalkylaminen,
Cycloalkylalkylaminen, Alkanolen, Aldehyden, Carbohalogeniden oder
Alkansäuren
und Anhydriden davon besteht und dadurch charakterisiert ist, dass
die Gesamtzahl an C-Atomen 25 oder größer ist. Vorzugsweise enthält das amphiphile
Lipid mindestens zwei hydrophobe apolare Reste, und Beispiele davon,
die besonders bevorzugt verwendet werden können, sind aus der Gruppe ausgewählt, die
aus 1-Heptadecyloctadecylamin, N-Succinyl-di-octadecylamin und Distearylphosphatidylethanolamin
besteht.
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Das
wasserlösliche
Polymer ist ein Polyethylenglycol, eine Poly(aminosäure), ein
Poly(aminosäurederivat),
ein Poly(aminosäureanalogon),
ein Polyvinylpyrrolidon oder Gangliosid GM1. Für weitere Details bezüglich der
Poly(aminosäure)-basierenden
Polymere wird auf WO 02/98952 verwiesen, die hierin unter Bezugnahme
darauf eingeschlossen ist.
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Beispielsweise
ist eine bevorzugte Ausführungsform
das Targeting-Ligandenmolekül,
worin der Target-erkennende Rest die Aminosäuresequenz XEWVDVY einschließt, der
lipidische Verankerungsrest durch einen Phospholipidrest dargestellt
wird und der Abstandhalter ein Polymer oder Oligomer ist. Eine besonders bevorzugte
Ausführungsform
ist das Molekül
XEWVDVY-PEG-DSPE.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung,
die einen kolloidalen Träger
und mindestens einen der oben beschriebenen Targeting-Liganden mit einer
Affinität
zu P-Selectin umfasst, der mit der Oberfläche des Trägers verbunden ist.
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Wirkstofftransportsysteme
sind üblicherweise
hochentwickelte pharmazeutische Zubereitungen oder Zubereitungskomponenten,
die im allgemeinen darauf abzielen, den Transport von Wirkstoffen
zu optimieren, während
gleichzeitig die Zustimmung durch das Favorisieren von einfacheren
nicht aufdringlichen Transportverfahren maximiert wird. Wirkstofftransportsysteme
wurden für
nahezu alle möglichen
Wege der Verabreichung entwickelt. Ein gezieltes Wirkstofftransportsystem
bezeichnet jegliche Zubereitung oder Zubereitungskomponente, die
einen selektiveren Transport der Wirkstoffsubstanz zu einem Ziel
innerhalb des Körpers
bewirkt. Im Sinne der vorliegenden Erfindung wird das Target durch
Zellen oder Gewebe dargestellt, die P-Selectin exprimieren. Daher
impliziert gezielter Wirkstofftransport, dass das Transportsystem
dafür sorgt,
dass die Targetzellen dem Wirkstoff in erhöhtem Ausmaße, verglichen mit beispielsweise
einer einfachen Lösung
des Wirkstoffs, die intravenös
injiziert wird, ausgesetzt sind.
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Ein
Wirkstoff, wie er hierin verwendet wird, ist jede therapeutische
oder diagnostische Substanz einschließlich natürlichen oder künstlichen
Mischungen oder Kombinationen von Substanzen. Wirkstoffe können aus
natürlichen,
halbsynthetischen oder synthetischen kleinen oder großen organischen
oder anorganischen Molekülen
ausgewählt
werden.
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Wirkstoffe
schließen
beispielsweise Peptide, Proteine, Nukleinsäuren, wie z.B. DNA, RNA, kleine Haarnadel-RNA,
Oligonukleotide und Antisense-Oligonukleotide, ein.
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Das
erfindungsgemäße Wirkstofftransportsystem
umfasst insbesondere (a) einen kolloidalen Träger, (b) einen Wirkstoff, der
mit dem Träger
verbunden ist, und (c) mindestens einen wie oben beschriebenen Targeting-Liganden
mit einer Affinität
zu P-Selectin, der mit der Oberfläche des Trägers verbunden ist.
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Der
Begriff "kolloidale
Träger" wird verwendet,
um alle festen, halbfesten oder flüssigen Partikel oder supramolekulare
Strukturen oder einzelne Makromoleküle im niedrigen Mikrometer-
oder Submikrometer-Größenbereich,
der im allgemeinen der nützlichste
Größenbereich
für intravaskuläre Verabreichung
ist, einzuschließen.
Beispiele für
kolloidale Träger
sind Mikro- und Nanopartikel, Mikro- und Nanosphären, Mikro- und Nanokapseln,
Mizellen, vernetzte Mizellen, kolloidale Hydrogele, Komplexe, Vesikel,
wie z.B. Liposome und Neosome, Virosome, Dendrimere, Emulsionstropfen
und Sternpolymere. Besonders geeignete Träger sind Partikel oder supramolekulare
Strukturen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die erfindungsgemäßen kolloidalen
Träger
Vesikel und besonders bevorzugt Liposome, welche mit Flüssigkeit
gefüllte
Vesikel aus konzentrisch angeordneten Schichten (typischerweise
Doppelschichten) von Lipiden sind, wie z.B. Phospholipide, Ceramide
und Sterole. In Abhängigkeit
von ihrer Größe und Struktur
werden Vesikel und/oder Liposome manchmal in Unterkategorien klassifiziert,
wie z.B. kleine unilamellare Vesikel (SUV), große unilamellare Vesikel (LUV),
multilamellare Vesikel (MLV) oder Riesenliposome, um nur einige
zu nennen. Liposome können
so entworfen werden, dass sie fast jeden Durchmesser zwischen etwa
30 nm und einigen Mikrometern aufweisen.
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Unter
den bevorzugten Liposomen sind solche, die einen relativ kleinen
Durchmesser aufweisen, wie z.B. nicht mehr als 1.000 nm, unabhängig von
ihrer Lamellarität.
Der Durchmesser, wie er hierin verwendet wird, ist ein mittlerer
Durchmesser, der durch konventionelle, auf dem Fachgebiet bekannte
Verfahren, wie z.B. Messungen unter Verwendung von Photonenkorrelationsspektroskopie
und dynamische Lichtstreuungsuntersuchung, bestimmt werden. In einer
anderen bevorzugten Ausführungsform
weisen die Liposome einen Durchmesser von weniger als 400 nm auf,
welches eine Partikelgröße ist,
mit der eine hohe physikalische Stabilität der jeweiligen Suspension
oder eine geringe Tendenz der Liposome verbunden ist, sich abzusetzen
oder aufzuschwemmen. In Abhängigkeit
von der bestimmten Produktanwendung oder Verwendung kann es nützlich sein,
den Durchmesser der Liposome (oder, wenn andere Träger verwendet
werden, den Durchmesser der entsprechenden Partikel oder Strukturen)
auf eine noch kleinere Größe, wie
z.B. nicht mehr als 200 nm, zu beschränken. Beispielsweise kann es
mit Trägern
dieses Größenbereichs
einfacher sein, eine längere
Blutkreislaufhalbwertszeit zu erzielen.
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Liposome
können
aus verschiedenen Typen von Lipiden, wie z.B. natürliche,
halbsynthetische oder synthetische Phospholipide, Sphingolipide,
Ceramide, Sterole oder anderen lipidähnlichen Materialien, die in Lipiddoppelschichten
eingebaut werden können,
hergestellt werden. Bevorzugte Lipide sind solche, die physiologisch
sicher und tolerierbar sind, wie z.B. neutrale (oder eher zwitterionische)
Phospholipide, einschließlich Phosphatidylcholin
(das eine Mischung ist, die hauptsächlich aus neutralen Phospholipiden
zusammengesetzt ist), hydratisiertes Phosphatidylcholin, Lecithin,
hydratisiertes Lecithin, Dimyristoylphosphatidylcholin, Distearoylphosphatidylcholin,
Dipalmitoylphosphatidylcholin, ungesättigte Phosphatidylcholine
mit ein oder zwei Ölsäureketten,
wahlweise gemischt mit Sterolen, wie z.B. Cholesterin.
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Der
Wirkstoff kann mit dem Träger
auf verschiedene Art und Weise verbunden sein, was von dem jeweilig
ausgewählten
Träger,
dem Herstellungsverfahren und der Natur des Wirkstoffs selber, insbesondere
im Hinblick auf die physikochemischen Eigenschaften abhängt. Wenn
der Träger
beispielsweise ein Liposom und der Wirkstoff ein lipophiles, schwach
lösliches
Molekül
ist, wird letzterer wahrscheinlich mit den lipophilen Bereichen
der Lipiddoppelschichten verbunden sein. Wenn der Wirkstoff andererseits
eine lösliche
hydrophile Substanz ist, könnte
sie innerhalb des wässrigen
inneren Kernbereiches des Liposoms eingeschlossen sein. Wenn der
Träger
ein polymeres Mikro- oder Nanopartikel ist, könnte der Wirkstoff in der Polymer-(oder
Hydrogel-)matrix eingebettet sein. In Kern-Schalen-Strukturen, wie
z.B. Mikro- oder
Nanokapseln, könnte
der Wirkstoff im Kern eingeschlossen sein. Alternativ könnte er
entweder physikochemisch oder chemisch mit der Schale verbunden
oder an die Schale gebunden sein.
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Wenn
das Wirkstofftransportsystem für
systemische intravaskuläre
Verabreichung ausgelegt ist, kann die Wahrscheinlichkeit der spezifischen
Wechselwirkung mit den Targetzellen oder -geweben erhöht werden, wenn
die Clearance des Trägers
reduziert wird, da die meisten Prozesse, die auf die Clearance gerichtet
sind, mit der Target-Wechselwirkung konkurrieren. Kolloidale Partikel
neigen dazu, recht schnell aus dem Blutkreis entfernt zu werden,
da sie auf effiziente Weise durch die Makrophagen des Reticuloendothelialsystems
aufgenommen werden, das hauptsächlich
in der Leber und in der Milz vorkommt. In Abhängigkeit von der Größe und den
Oberflächeneigenschaften
der kolloidalen Partikel können
sie aus dem Kreislauf innerhalb einer Halbwertszeit von Minuten
entfernt werden. Durch Auswählen
einer relativ kleinen Partikelgröße und insbesondere durch
Modifizieren der Partikeloberfläche,
kann die Eliminierungshalbwertszeit jedoch mindestens auf Stunden erhöht werden.
Verschiedene polymere Beschichtungen sind bekannt, die die Blutkreislaufzeit
von Liposomen, Nanopartikeln und anderen kolloidalen Wirkstoffträgern ausdehnen.
Eine der am meisten wirksamen Polymerbeschichtungen, die bis heute
bekannt ist, ist aus Polyethylenglycol oder Copolymeren, die Polyethylenglycol umfassen,
zusammengesetzt. Vorliegend ist daher eine bevorzugte Ausführungsform,
dass die Beschichtung der erfindungsgemäßen Träger Polyethylenglycol oder
mit Polyethylenglycol verwandte Reste umfasst. Andere Beschichtungen,
die aus Poly(aminosäuren),
Poly(aminosäurederivaten),
Poly(aminosäureanaloga),
Polyvinylpyrrolidonen und Gangliosid GM1 basieren, schienen jedoch
genauso wirksam wie Polyethylenglycol zu sein.
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Das
erfindungsgemäße Wirkstofftransportsystem
dient als Mittel zum Geleiten (Targeting) von Wirkstoffen zu Zellen
oder Geweben, die P-Selectin exprimieren, einem Membranglycoprotein,
das durch vaskuläre
Endothelzellen und Thrombozyten exprimiert wird und in der Leukozytenadhäsion an
das Endothel und Thrombozyten involviert ist. Es ist besonders nützlich zum
Targeting von Zellen oder Geweben, die P-Selectin überexprimieren,
oder von Zellen, die eine erhöhte
P-Selectinaktivität
aufweisen. Beispielsweise weisen aktivierte Endothelzellen mehr
P-Selectin-Moleküle
an ihren Oberflächen
auf. Folglich ist die typische pharmakologische Aktivität eines
Wirkstoffs, der in das Transportsystem eingebaut ist und erfindungsgemäß mit dem
kolloidalen Träger
verbunden ist, so dass die Verbindung für die Vorbeugung, Diagnose
oder Behandlung von Krankheiten und Zuständen geeignet ist, die mit
einer P-Selectin-Aktivität
oder Überaktivität verbunden
sind. Unter diesen bis heute bekannten Bedingungen, die wahrscheinlich
P-Selectin einbeziehen, sind Herzkranzgefäßkrankheit, Thrombose, Atherothrombose,
Krebs, chronische Entzündungskrankheiten,
Gelenkrheumatismus, entzündliche
Darmkrankheit, Multiple Sklerose, Atherosklerose, Restenose, Ischämie, Reperfusionsverletzung
einschließlich
Niereninsuffizienz, Tumormetastase, bakterieller Sepsis, disseminierter
intravaskulärer
Gerinnung, posttraumatische Lungeninsuffizienz, Schlaganfall, Angiogenese,
Transplantatabstoßung, Beinvenenthrombose,
Herzinfarkt oder Kreislaufschock.
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Insbesondere
Verbindungen, die gegen den entzündlichen
Prozess in P-Selectin-aktivierten Zellen wirken, sind nützliche
Kandidaten für
solche Wirkstoffe.
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Entzündungshemmende
Verbindungen schließen,
wie hierin definiert wird, Steroide, insbesondere Glucocorticoide,
nicht-steroidale entzündungshemmende
Wirkstoffe und Immunosuppressiva ein. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Wirkstoff aus der Gruppe der Glucocorticoide, wie z.B. Dexamethason,
Betamethason, Prednisolon, Methylprednisolon, Cortison, Hydrocortison,
Triamcinolon, Deflazacort, Rimexolon, Cloprednol und Fluocortolon,
ausgewählt.
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Das
Targeting zu Zellen, die P-Selectin exprimieren oder vorweisen,
wird mit Hilfe von Targeting-Liganden erreicht, die mit der Oberfläche der
kolloidalen Träger
verbunden sind, die in dem erfindungsgemäßen Wirkstofftransportsystem
umfasst sind. Diese Targeting-Liganden müssen eine selektive Affinität zu P-Selectin aufweisen. "Selektiv" bedeutet hierin,
dass die Liganden eine höhere
Affinität
zu P-Selectin aufweisen als für andere
molekulare Strukturen, die üblicherweise
auf Zelloberflächen
gefunden werden. In einem etwas engeren Sinne bezieht sich Selektivität auf solche
Liganden, die eine höhere
Affinität
für P-Selectin
haben als für andere
Zelladhäsionsmoleküle, die
mit P-Selectin verwandt sind, wie z.B. E-Selectin. Die Affinität oder Bindungseigenschaften
von Verbindungen oder Liganden zu P-Selectin kann beispielsweise
anhand der Konzentration bei 50 % Inhibierung der Bindung (IC50) quantifiziert werden.
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Üblicherweise
würde eine
Konzentration von 50-100 μM
oder weniger als Beweis für
Affinität
und Bindung angesehen werden. Wünschenswertere
Liganden sind Substanzen mit Konzentrationswerten bei 50 % Inhibierung
der Bindung von 10 μM
oder weniger. Die höchsten
erreichbaren Werte für
den nicht-kovalenten Bindungstyp, der eine Rolle bei den erfindungsgemäßen Wechselwirkungen
oder Bindungen spielt, ist 10–15 M. Im allgemeinen
sind die Werte aber höher
als 10–12 M
und in den meisten Fällen
höher als
etwa 10–9 M.
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Um
eine ausreichende Bindungswahrscheinlichkeit zwischen dem kolloidalen
Träger
und dem Targetmolekül
P-Selectin zu sichern, sollten vorzugsweise mindestens zwei Targeting-Liganden mit der
Oberfläche eines
Trägerpartikels
verbunden sein. Besonders bevorzugt sollte die Zahl der Liganden
pro Träger
beträchtlich
höher als
zwei, z.B. mindestens 5 oder mindestens 10, sein. Unter der Annahme
einer statistischen räumlichen
Verteilung der Liganden über
die Trägeroberfläche würde die
Anzahl der Liganden pro Träger,
die angemessen scheint, um eine substanzielle Wahrscheinlichkeit
einer Wechselwirkung mit dem Target zu sichern, auch vom Durchmesser
der Trägerpartikel
abhängen.
Beispielsweise können
kleine Träger
im Bereich von etwa 50 bis 100 nm nahezu als gespickt bezeichnet
werden, wenn sie mit einer Zahl von mehreren Dutzend bis mehreren
hundert Liganden beladen sind. Größere Träger. im niedrigen Mikrometerbereich
zeigen andererseits erwartungsgemäß eine signifikante Targeting-Effizienz, wenn sie
zumindest etwa ein paar hundert Liganden auf ihrer Oberfläche aufweisen.
In einer bevorzugten Ausführungsform
beträgt
die Trägerpartikelgröße weniger
als 400 nm und die Zahl der Targeting-Liganden pro Trägerpartikel
20 bis 10.000.
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Die
vorliegende Erfindung stellt außerdem
pharmazeutische Zusammensetzungen bereit, die ein wie oben definiertes
gezieltes Wirkstofftransportsystem umfasst. Üblicherweise umfasst eine solche
pharmazeutische Zusammensetzung weitere Hilfsstoffe, die anhand
der pharmazeutischen Formulierungstechniken des Standes der Technik
ausgewählt
werden. Ein Hilfsstoff, wie er hierin verwendet wird, ist jede pharmazeutisch annehmbare
Substanz oder Mischung von Substanzen mit nahezu keiner pharmakologischen
Aktivität,
die als Vehikel oder Hilfssubstanz zur Formulierung einer Verbindung
oder eines Wirkstofftransportsystems in einer Dosierungsform verwendet
werden kann, die stabil und leicht zu verabreichen ist. Beispiele
für pharmazeutisch annehmbare
Hilfsstoffe sind in den Einzeldarstellungen aller Hauptarzneibücher zu
finden.
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In
einer Ausführungsform
ist die Zusammensetzung für
die parenterale Injektion, vorzugsweise für die intravaskuläre Injektion,
wie z.B. intravenös
oder intraarteriell, aber auch für
intramuskuläre,
subkutane, intraläsionale,
intraperitoneale oder andere Wege der parenteralen Verabreichung
formuliert und verarbeitet. Dieselben Prinzipien, die die Zubereitungen
anderer Wirkstoffe für
diese Verabreichungswege bestimmen, lehren dem Fachmann auch, wie
diese Zusammensetzungen herzustellen sind. Beispielsweise ist eines
der Erfordernisse für
parenterale Dosierungsformungen ihre Sterilität. Andere Erfordernisse werden
in allen Hauptarzneibüchern,
wie z.B. in USP 24, in der Einzeldarstellung "General Requirements for Tests and Assays.
1. Injections",
S. 1775- 1777.
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Um
die Stabilität
einer Zubereitung zu erhöhen,
ist es notwendig, eine Trockendosierungsform bereitzustellen, die
wiederhergestellt werden muss, bevor sie verabreicht werden kann.
Ein Beispiel für
eine solche Dosierungsform ist eine gefriergetrocknete oder lyophilisierte
Zubereitung. Zur weiteren Erhöhung
der Bequemlichkeit und Sicherheit kann die trockene Dosierungsform
mit einer geeigneten flüssigen
Zusammensetzung kombiniert werden, mit der sie zur Bildung einer
Flüssigkeit
wieder hergestellt werden kann. Mit anderen Worten stellt diese
erfindungsgemäße Ausführungsform
ein Kit zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung dar,
das eine feste und eine flüssige
Komponente umfasst, worin die feste Komponente ein gezieltes Wirkstofftransportsystem
zum Transport eines Wirkstoffs zu Zellen umfasst, die P-Selectin
exprimieren, wie oben definiert, während die flüssige Komponente
eine wässrige
Zusammensetzung ist. Parenterale Zubereitungen liegen natürlich innerhalb
des Bereichs der Erfindung.
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Hilfsstoffe,
die besonders nützlich
zur Herstellung von parenteralen Zubereitungen sind, sind Lösungsmittel,
Hilfslösungsmittel
und flüssige
oder halbflüssige
Träger,
wie z.B. steriles Wasser, Ethanol, Glycerol, Propylenglycol, Polyethylenglycol,
Butandiol, Fettöle,
kurz- oder mittelkettige Triglyceride, Lecithin, Polyoxyethylen-Kastoröl-Derivate;
Substanzen zur Einstellung der Osmolalität und des pH-Werts, wie z.B.
Zucker, insbesondere Glucose, Zuckeralkohole, insbesondere Mannitol,
Natriumchlorid, Natriumcarbonat, Zitronensäure, Acetat, Phosphat, Phosphorsäure, Salzsäure, Natriumhydroxid
usw.; Stabilisatoren, Antioxidantien und Konservierungsmittel, wie
z.B. Ascorbinsäure,
Natriumsulfit oder -hydrogensulfit, EDTA, Benzylalkohol usw.; andere
Hilfsstoffe und Lyophilisierungshilfsmittel, wie z.B. Albumin, Dextran
usw.
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Alternativ
können
die pharmazeutischen Zusammensetzungen für die orale Verabreichung entworfen werden
und entsprechend verarbeitet werden. Geeignete orale Dosierungsformen
schließen
Tabletten, harte Kapseln, weiche Kapseln, Pulver, Granalien, Dosierungsformen,
die sich im Mund auflösen,
Sirupe, Tropfen, Suspensionen, Brausetabletten, Kautabletten, orale
Filme, lyophilisierte Dosierungsformen, Langzeitwirkende Dosierungsformen,
Controlled-Release-Dosierungsformen
ein. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist die orale Dosierungsform eine magensaftresistente feste Dosierungsform
zum Schutz der Verbindung vor der sauren und proteolytischen Umgebung
im Magen.
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Es
kann außerdem
vorteilhaft sein, das erfindungsgemäße gezielte Wirkstofftransportsystem
als eine transmukosale Dosierungsform oder Zusammensetzung zu verabreichen.
Dieser Weg der Verabreichung ist nicht invasiv und patientenfreundlich;
gleichzeitig kann er zu einer verbesserten Bioverfügbarkeit
im Vergleich zur oralen Verabreichung führen. Die transmukosale Verabreichung
ist beispielsweise über
nasale, bukkale, sublinguale, gingivale oder vaginale Dosierungsformen
möglich.
Diese Dosierungsformen können
durch bekannte Techniken hergestellt werden; sie können als
Nasentropfen oder Sprays, Einlagen, Filme, Lappen, Gele, Salben
oder Tabletten zubereitet werden. Vorzugsweise schließen die
für eine
transmukosale Dosierungsform verwendeten Hilfsstoffe ein oder mehrere
Substanzen ein, die zur Mukoadhäsion
dienen, wodurch die Kontaktzeit der Dosierungsform mit der Absorptionsstelle
verlängert
wird und damit potenziell das Ausmaß der Absorption erhöht wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
wird das erfindungsgemäße Wirkstofftransportsystem über den pulmonalen
Weg unter Verwendung eines Dosierungsinhalators, eines Zerstäubers, eines
Aerosolsprays oder eines Trockenpulverinhalators verabreicht. Geeignete
Zubereitungen können
durch bekannte Verfahren und Techniken hergestellt werden. Transdermale,
rektale oder Okulare Verabreichungen können in einigen Fällen auch
praktikabel sein. Vorliegend werden jedoch injizierbare Zusammensetzungen
besonders bevorzugt, die das auf P-Selectin abgezielte Wirkstofftransportsystem
enthalten.
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Die
folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiter erläutern, jedoch
nicht ihren Bereich auf die darin dargestellten Ausführungsformen
beschränken.
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Beispiele
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Beispiel 1: Synthese eines
peptidischen Targeting-Liganden mit Affinität zu P-Selectin.
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Das
Peptid H2N-DVEWVDVSY-COOH (Pstar), das humanes
P-Selectin bindet, wurde mittels Festphasenchemie unter Verwendung
des Applied Biosystems 9050 peptide synthesizers (Warrington, UK)
und Standard Fmoc-Chemie synthetisiert. Das Peptid wurde auf einer
C8 RP-Säule
(Alltech, Breda, Niederlande) unter Verwendung eines Acetonitril/Wasser-Gradienten
mit 0,1 % TFA gereinigt. Die Sequenz und Reinheit wurde durch MALDI/LC-MS
und Größenausschlusschromatographie
unter Verwendung eines SMART-Systems (Pep30-Säule) bestimmt.
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In
einem zweiten Schritt wurde das Peptid gemäß dem ICl-Verfahren radioaktiv markiert. Freies 125I wurde durch Sephadex G10-Filtration
mit PBS als Eluent entfernt. Die Reinheit wurde durch SDS-PAGE-Gelelektrophorese
(20 %) bestimmt und unter Verwendung eines Phosphorimagers analysiert.
Das Peptid wurde bei 4°C
in PBS gelagert.
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In
einem dritten Schritt wurde das radioaktiv markierte Peptid in HEPES-Puffer(Biosolve,
Valkenswaard, Niederlande) (10 mM HEPES, pH 6,6) gelöst, und
N-Hydroxysuccimidylpoly(ethylenglycol)distearoylphosphatidylethanolamin
(MW 3400)(DSPE-PEG3400-NHS: 7 Äquivalente)
(Shearwater Polymers Inc., Huntsville, U.S.A.) wurde zu dieser Lösung in
mehreren Portionen hinzugefügt.
Nach sanftem Rühren
bei Raumtemperatur für
18 Stunden wurden die verbleibenden NHS-Gruppen durch Addition von
Glycin gequencht. Die Bildung des DSPE-PEG-(125I)-Pstar
wurde durch SDS-PAGE-Gelelektrophorese (20 %) und SMART-Analyse
unter Verwendung einer Pep30- oder Superose 6-Säule mit PBS (0,02 % NaN3 und 1 mM EDTA (Roche Molecular Biochemicals))
als Eluent bestimmt.
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Beispiel 2: Herstellung
eines Liposom-Wirkstofftransportsystems,
umfassend Dexamethason
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Liposome
wurden durch Extrusion hergestellt. Kurz gesagt wurden Eidotter-Phosphatidylcholin
(Lipoid, Ludwigshafen, Deutschland) (EYPC; 100 mg/ml in MeOH/CHCl3, V/V 1:1) und Cholesterin (10 mg/ml in
MeOH/CHCl3 V/V 1:1) in einem Gewichtsverhältnis von
5,0:0,44 (mg/mg) gemischt, und die Mischung wurde unter einem Stickstoffstrom
getrocknet. Nach Hydratation der Lipide in 2 ml Puffer (0,1 M KCl,
10 mM Tris-HCl,
pH 8,0) wurde die Suspension 31-mal durch eine Whatman Nuclepore-Polycarbonatmembran
(100 nm, Pleasanton, CA) unter Verwendung eines Liposo Fast-Pneumatic
(Cavestin Inc., Ottawa, Kanada) extrudiert. Die Partikelgröße wurde
durch Photonenkorrelationsspektroskopie (Malvern 4700 C System,
Malvern Instruments, Malvern, UK) bei 27°C und einem Winkel von 90° zwischen
dem Laser und dem Detektor (65-73 nm, Polydispersität 0,1-0,27)
bestimmt. Der Phosphatidylcholingehalt der Liposome wurde enzymatisch
unter Verwendung eines Enzym-Kits für Phospholipide von Roche Molecular
Biochemicals mit Precipath L (Roche Molecular Biochemicals) als
internen Standard bestimmt. Fluoreszierend markierte Liposome wurden
durch Zugabe von 1,1'-Dioctadecyl-3,3,3',3'-tetramethylindocarbocyanid
(Molecular Probes, Leiden, Niederlande) (DiI; 1 % in MeOH/CHCl3, V/V 1:1) zu der Rohlipidmischung hergestellt.
Dexamethasonphosphat (10 mg) wurde zu einem Ultraschallpuffer hinzugegeben,
um Dexamethasonphosphat-haltige Liposome zu erhalten.
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In
einem nachfolgenden Schritt wurde der Targeting-Ligand DSPE-PEG(125I)-Pstar (gemäß Beispiel 1 hergestellt) mit
den Liposomen verbunden. Die gewünschten
Mengen von DSPE-PEG3400-(125I)-P-star
und Poly(ethylenglycol)distearoylphosphatidylethanolamin (MW 2000)
(Shearwater Polymers Inc., Huntsville, U.S.A.) (DSPE-PEG2000% insgesamt 5 mol%) wurden durch Inkubation
mit den Liposomen bei 37°C
für 2 Stunden
eingebaut. Die Anzahl der verbundenen Konjugate pro 70 nm Liposome
wurde unter der Annahme von 1,12 × 1011 Liposomen/mg Phospholipide
berechnet. Liposome, enthaltend 100 (LP100)
und 500 (LP500) wurden hergestellt. Zur
Herstellung der Kontrolliposome (P0) wurde dieselbe Menge an mit
Glycin gequenchtem DSPE-PEG-NHS hinzugefügt. Eine Probe dieser Liposome
wurde dann einer SMART-Analyse unter Verwendung einer Superose 6-Säule bei
50 ul/min mit PBS mit 10 mM EDTA und 0,02 % NaN3 als
Eluent unterzogen.
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Beispiel 3: Bewertung
der Affinität
-
Die
Affinität
des in Beispiel 2 hergestellten Liposom-Wirkstofftransportsystems wurde unter
Verwendung eines Verdrängungsassays
bewertet. TM11-PO, ein durch Molenaar et al. (Blood 100: 3570-3577
(2002)) beschriebener tetramerer TM11/strepPO-Komplex, wurde durch
Inkubieren von Streptavidin-Peroxidase (Amersham Life Science, Little
Chalfont, Großbritannien)
(strep-PO; 8,4 μl,
2,0 μM)
und Biotin-CDVEWVDVSSLEWDLPC (synthetisiert von Dr. Van der Zee,
Department of Immunology, Universität von Utrecht, Utrecht, Niederlande)
(TM11-Biotin; 1,5 μl
190 mM) für
2 Stunden bei Raumtemperatur in einem Assay-Puffer (20 mM HEPES,
150 mM NaCl, 1 mM CaCl2, pH 7,4) frisch
hergestellt. Für
Verdrängungsstudien wurde
eine Mikrotiterplatte mit 96 Vertiefungen (wells) (hochbindend,
Flachboden, Costar, Corning, U.S.A.) über Nacht bei 4°C mit 10 μg/ml Ziege-antihumanes
IgG (Sigma-Aldrich, Zwijndrecht, Niederlande) in einem Beschichtungspuffer
(50 mM NaHCO3, pH 9,6) beschichtet. Anschließend wurden
die Vertiefungen mit einem Assay-Puffer gewaschen und für eine Stunde
bei 37°C
mit einem Blocking-Puffer
(3 % BSA im Assay-Puffer) inkubiert. Nach dem Waschen mit Assay-Puffer
wurden die Vertiefungen für
2 Stunden bei 37°C
mit humanem P-Selectin/IgG-Fc (R & D
Systems Europe Ltd., Abingdon, Großbritannien) (0,3 μg/ml) inkubiert.
Anschließend wurden
die Vertiefungen mit Assay-Puffer gewaschen und für eine Stunde
bei 4°C
mit dem TM11-PO-Komplex inkubiert. Die Vertiefungen wurden sechsmal
mit einem Waschpuffer (0,1 % Tween 20 im Assay-Puffer) gewaschen.
3,3',5,5'-Tetramethylbenzamidin
(TMB)/Wasserstoffperoxid (H2O2)
(Pierce, Rochford, U.S.A.) wurde hinzugefügt, und die Vertiefungen wurden
bei Raumtemperatur für
15 Minuten inkubiert. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 2 M-H2SO4 gestoppt, und
die Absorption wurde bei 450 nm gemessen. Im Ergebnis zeigten die
P100- und die P500-Liposome
eine höhere
Affinität
(IC50 = 0,78 bzw. 0,34 nM) für P-Selectin
als beide Kontroll-Liposome ohne Targeting-Liganden, die keine Affinität zeigten,
und freies Pstar, das eine niedrige mikromolare Affinität (IC50 = 7 μM)
zeigte.
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Beispiel 4: Bewertung
der Targeting-Eigenschaften
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Die
Targeting-Eigenschaften des in Beispiel 2 hergestellten Liposom-Wirkstofftransportsystems
wurden unter Verwendung eines Zellkulturmodells bewertet. Zur Bestimmung
der Targeting-Wirksamkeit der Dexamethason-beladenen P100-
und P500-Liposome wurde ihre Kapazität, Corticosteroid-Responsive-Gen-Exprimierung
zu induzieren, gemessen und mit Liposomen ohne Liganden (P0) verglichen.
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Humane
CHO-Zellen, die stabil mit humanen P-Selectin (CHO-P-Zellen, großzügige Spende
von Dr. Modderman, University of Amsterdam, Amsterdam, Niederlande)
transfiziert wurden, wurden in DMEM gezüchtet, das 10 % fötales Kälberserum
(Bio Whittaker, Verviers, Belgien), 5 mM L-Glutamin, 20.000 Einheiten Penicillin/Streptomycin
(BioWhittaker, Verviers, Belgien) und 5 mM nicht-essenzielle Aminosäuren enthielt. Kulturkolben
wurden bei 37°C
in 5 % CO2 für 3 oder 4 Tage inkubiert,
bis die Zellen bis zum Zusammenfluss gewachsen waren. Die Zellen
wurden in Kulturplatten mit 24 Vertiefungen (ca. 100.000 Zellen
pro Vertiefung) ausgesät
und bis zu 90%igem Zusammenfluss in steroidfreiem DMEM (10 % FCS)
aufgezogen. Die Zellen wurden durch Inkubation für 5 Stunden mit einer frisch
hergestellten Lipofectinmischung inkubiert, die ein Reportergenkonstrukt,
codierend für
Firefly-Luziferase
aus Glucocorticoid-Responsive-Element aus (Clontech) (TAT3-Luc-Gen; 10 ng/Vertiefung), pCMV-Luc, codierend
für Renilla-Luziferase
(Promega) (0,1 ng/Vertiefung) enthielt, und ein leerer Vektor wurde
bis zu 1 μg
DNA/Vertiefung in Optimem hinzugefügt. Die Renilla-Luziferase aus CMC
wurde zur Korrektur für
die Transfizierungswirksamkeit hinzugefügt. Die Transfizierungsmischung
wurde entfernt und steroidfreies DMEM zu den Zellen hinzugegeben.
Nach 18 Stunden wurden P500-Liposome (1 nM mit
oder ohne Dexamethasonphosphat), die Kontrolle P0 (1 nM) oder Dexamethasonphosphat (1 μM) zu den
Zellen hinzugegeben und zur Inkubierung für 5 Stunden stehen gelassen.
Das Medium wurde entfernt und die Zellen wurden mit PBS gewaschen.
Nach Inkubierung mit einem Lysispuffer wurden die Renilla- und Firefly-Luziferaseaktivität gleichzeitig
mit einem Dual-Luziferase-Assay-Kit (Promega) gemessen.
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Die
Luziferase-Exprimierung wurde 5 Stunden nach der Transfizierung
beobachtet: die relative Transfizierung wurde mit Dexamethason-beladenem
P500 im Vergleich zu P0 und P500 ohne
Dexamethason 5-fach erhöht.
Bei einer Liposom-Konzentration
von 1 nM weisen diese Liposome eine vergleichbare Wirkung auf die Liziferaseaktivität wie freies
Dexamethason bei einer Konzentration von 1 μM auf.