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Die
Erfindung betrifft den Bereich der Verbindung elektronischer Bauteile.
Genauer gesagt betrifft die Erfindung insbesondere die Montage von
oberflächenmontierbaren
Gehäusen
mit peripheren Matrixanschlüssen
vom Typ BGA (ball grid array) oder CSP (chip scale package) auf
gedruckten Schalten, FCOB (flip chip on board) sowie die Verbindung
der Gehäuse
selbst.
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Diese
Gehäuse
enthalten ein Silizium-Chip, eine integrierte Schaltung, und werden
auf Platinen montiert, die anschließend in elektronische Geräte eingebaut
werden. Sie finden derzeit bei den technologisch ausgereiften GSM
Mobiltelefonen eine bevorzugte Massenanwendung. Während bei
den Gehäusen
der vorausgehenden Generationen die Verbindungen mit der gedruckten
Schaltung durch am Rand eines Gehäuses befindliche Pins beispielsweise
von Typ QFP (quad flat package) o.ä. hergestellt sind, weisen
die BGA-, Mikro-BGA-
bzw. CSP-Gehäuse hierzu
Kontaktelemente auf, die als Kugeln aus einer eutektischen Sn-Pb-Legierung
mit einer Zusammensetzung von 63% Zinn und 37% Blei (Eutektikum
bei 183°C;
es können
gegebenenfalls einige % Silber hinzugefügt werden) ausgebildet sind.
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Eine
Multilayer-Schaltung besteht gewöhnlich
aus übereinander
liegenden, jeweils mit Leiterbahnen aus Kupfer bestückten Ebenen,
die über Durchkontaktierungen
auf einem Isolierträger,
beispielsweise aus Epoxydharz und Glasfaser, miteinander verbunden
werden. Weiterhin weist die gedruckte Schaltung an ihren Außenseiten
Kupferpads zur Aufnahme des zu lötenden
Bauteils auf, wobei die Aufnahmepads bei der Bestückung des
Gehäuses
durch eine Bestückungsmaschine
jeweils mit einer Kugel des Gehäuses
in Berührung
treten. Das Kupferpad wurde vom Schaltungshersteller zur Korrosionsbeständigkeit
mit einer aus einer 5 bis 10 μm dicken
Nickelunterschicht und einem 500 bis 1000 Å dicken Goldfilm bestehenden
Endschicht überzogen, wodurch
man eine plane und lötfähige Oberfläche erhält.
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Hierbei
ist zu beachten, dass das Nickel, wenn es chemisch (also nicht elektrolytisch)
abgeschieden wurde, bis zu 10% Phosphoratome enthält, da Phosphor
bei der Formulierung der zur chemischen Abscheidung des Nickels
verwendeten Nickellösung
beteiligt ist. Die Verbindung des Gehäuses auf der gedruckten Schaltung
erfolgt durch Löten
in einem Reflow-Ofen. Hierzu werden auf die Lötflächen der gedruckten Schaltung
Lötpaste,
die Kügelchen aus
Zinn-Blei-Legierung gleicher Zusammensetzung wie die Kugeln des
Gehäuses
enthält,
ein Flussmittel und verschiedene organische Zusatzstoffe, Aktivierungs-
und Bindemittel aufgetragen. Nach dem Auftragen der Lötpaste mittels
Siebdruck und anschließendem
Anbringen des Gehäuses
auf der gedruckten Schaltung wird die Platine auf einem Förderband in
den Ofen befördert,
wo der Lötvorgang
nach einem genauen Temperatur-/Zeitprofil unter Stickstoffatmosphäre oder
Luft in einem Durchgang erfolgt. Die Lötpaste und die Kugeln werden
in mehreren Stufen mit typischen Aufheizgeschwindigkeiten von 1,2
bzw. 3°C/s
auf 220/230°C,
d.h. über
die eutektische Temperatur, aufgeheizt. Die Verweilzeit im flüssigen Zustand
liegt typischerweise zwischen 40 s und 90 s. Die Höchsttemperatur
ist die Reflow-Peak-Temperatur, nach der die Abkühlung einsetzt. Diese erfolgt
auf herkömmliche
Weise bei einer Höchstgeschwindigkeit
von 2°C/s
und liegt im allgemeinen zwischen 1 und 2°C/s. Es kann beispielsweise
im Ofen vorhandener warmer Stickstoff entnommen werden und in einer „Cold-Box", die auch die vom
Flussmittel abgegebenen Dämpfe
aufnimmt und die durch Wasserzirkulation auf 10°C abgekühlt wird, in Umlauf gebracht werden.
Der durch die Wasserzirkulation abgekühlte und vom Flussmittel gereinigte
Stickstoff wird zum Abkühlen
der Platine dem Ofen an der Stelle wieder zugeführt, an der die Reflow-Peak-Temperatur erreicht
wird.
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Im
Anschluss an den Lötvorgang
verfügt man
folglich über
die Lötverbindung,
die eine solide und dauerhafte mechanische und elektrische Verbindung
bildet und mehrere übereinander
angeordnete Schichten aufweist:
- – das Kupfer
der Kontaktflächen
der gedruckten Schaltung;
- – eine
Nickelschicht, die bei chemischer Nickelabscheidung Phosphor enthält;
- – eine
Schicht aus einer intermetallischen Verbindung, Zinn-Nickel-Phosphor,
von ca. 1 μm
Dicke;
- – die
Zinn-Blei-Legierung 63/37.
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Das
Gold spielt im weiteren Prozess keine Rolle mehr, da es sich aufgrund
der Zinn-Blei-Legierung während
des Lötvorgangs
aufgelöst
hat.
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Weiterhin
ist zu beachten, dass das Auflöten der
Kugeln aus Zinn-Blei-Legierung auf dem BGA-Gehäuse in einer ähnlichen
Folge von Arbeitsschritten erfolgt und sich dabei die gleichen metallurgischen
Vorgänge
vollziehen. Der Gehäuseboden aus
Harz weist mit einer Nickel/Gold-Endschicht überzogene
Kupferpads auf, auf denen jeweils ein Kleber und anschließend eine
Kugel aus Zinn-Blei-Legierung
aufgebracht wird. Das Ganze wird dann zum Reflow-Löten der
Kugeln auf den Pads in den Ofen eingeführt.
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Dabei
stellt das Vorhandensein der Schicht aus einer intermetallischen
Verbindung, wenn es sich um eine ternäre Nickel-Zinn-Phosphor-Verbindung handelt,
ein Problem dar, da das mechanische Verhalten dieser Verbindung
spröde
ist. Diese Sprödigkeit
macht die Verbindung Gehäuse-Gedruckte Schaltung
anfällig
gegen Stöße, zumal
die Geometrie selbst des Kontaktbereiches Kugel-Chip eine Konzentration
der Spannungen gerade in diesem Kontaktbereich erzeugt. Dort kann
sich folglich im Zusammenhang mit einer schnellen Ausbreitung von Mikrorissen
ein so genannter Sprödbruch
bilden, wenn das Gehäuse
bzw. das Gerät,
in das die Platine integriert ist, Stößen ausgesetzt wird. Dieses
Phänomen
wird bei dem Versuch (allgemein auch „Drop test" genannt), der darin besteht ein Gerät (wie zum Beispiel
ein Telefon) aus einer vorbestimmten Höhe fallen zu lassen, besonders
deutlich.
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Bei
den Platine-Gehäuse-Verbindungen
versucht man gewöhnlich,
dieses Problem durch Verstärkung
der mechanischen Verbindung nach dem Löten zu lösen, indem man das Gehäuse an der
Basis der Kugeln mit Harz unterfüllt
(„Underfilling"). Das Harz besitzt
außerdem
den Vorteil, dass es die mechanischen Spannungen, die im Zusammenhang
mit den unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten
der einzelnen Werkstoffe des Systems auftreten, aufnimmt. Seine
Anwendung erfordert jedoch einen zusätzlichen Fertigungsschritt,
der die Herstellung der Platine aufwendiger macht und sich nachteilig
auf den Herstellungspreis auswirkt.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Verbindung einer Platine,
die mindestens ein oberflächenmontierbares
Gehäuse
mit Kugeln vom Typ BGA oder CSP o.ä. aufweist, anzugeben, mit dem
ein Produkt hergestellt werden kann, das zuverlässiger ist als die bekannten
Produkte, insbesondere hinsichtlich seiner Stoßfestigkeit, ohne dass hierfür ein Unterfüllharz erforderlich
wäre. Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Verbindung
der Kugeln am Gehäuse
anzugeben, das die gleiche Zuverlässigkeit besitzt.
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Zur
Lösung
der Aufgabe hat die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer
Lötverbindung zwischen
den Metallkugeln, die Bestandteil eines BGA- oder CSP-Gehäuses o.ä. sind bzw.
werden sollen, und Kontaktflächen,
die zu einer auf einem Träger
aufgebrachten gedruckten Schaltung oder einer vom Gehäuse umschlossenen
integrierten Schaltung, gehören,
zum Gegenstand, bei dem:
- – eine Lötpaste oder ein Kleber auf
die Kontaktflächen
aufgebracht wird;
- – die
Kugeln auf die Kontaktflächen
platziert werden,
- – und
das Ganze zum Erwärmen
der Metallkugeln über
ihre Schmelztemperatur in einen Reflow-Ofen eingeführt wird,
dadurch
gekennzeichnet, dass der Träger
und/oder das Gehäuse
zwangsgekühlt
werden, um die Verweilzeit der Kugeln im flüssigen Zustand zu verkürzen, indem
die Kugeln mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 5°C/s
abgekühlt
werden.
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Vorzugsweise
können
die Kugeln einer mit Abkühlgeschwindigkeit
zwischen 5 und 10°C/s
abgekühlt
werden.
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Die
Verweilzeit der Kugeln im flüssigen
Zustand während
der Abkühlung
kann zwischen 3 und 6 s liegen.
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Insgesamt
können
die Metallkugeln zwischen 20 s und 65 s im flüssigen Zustand verweilen.
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Bei
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der
Erfindung weist die Kontaktfläche
eine Endschicht aus Nickel mit Phosphorgehalt auf, die gegebenenfalls
mit einem Goldfilm überzogen
ist, und die Metallkugeln sind aus Zinn-Blei-Legierung.
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Unter
diesen Bedingungen werden Temperatur, Verweilzeit im flüssigen Zustand
und Abkühlgeschwindigkeit
für die
Metallkugeln und Lötpaste
so gewählt,
dass an der Schnittstelle Kugel-Kontaktfläche eine maximal 0,5 μm dicke intermetallische Zinn-Nickel-Phosphor-Schicht
gebildet wird.
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Die
Erfindung hat weiterhin zum Gegenstand:
- – eine Platine
mit mindestens einer auf einen Träger aufgebrachten gedruckten
Schaltung und mindestens einer von dem BGA- oder CSP-Gehäuse o.ä. umschlossene
integrierte Schaltung, dadurch gekennzeichnet, dass sie mit dem
vorgenannten Verfahren hergestellt werden kann;
- – ein
BGA- oder CSP-Gehäuse
o.ä., dadurch
gekennzeichnet, dass es mit dem vorgenannten Verfahren hergestellt
werden kann.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist schließlich ein Reflow-Lötofen zur
Verbindung der Platinen, die mindestens eine auf einen Träger aufgebrachte
gedruckte Schaltung und mindestens eine von dem BGA- oder CSP-Gehäuse o.ä. umschlossene
integrierte Schaltung aufweisen bzw. zur Herstellung derartiger
Gehäuse,
dadurch gekennzeichnet, dass er im Lötendbereich Mittel zur Zwangsabkühlung des
Platinenträgers
und/oder des Gehäuses aufweist,
mit denen die Kugeln einer Abkühlgeschwindigkeit
von mindestens 5°C/s
ausgesetzt werden können.
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Die
Mittel zur Zwangsabkühlung
können
von mindestens einer Düse
gebildet sein, die einen Gasstrahl auf die Innenseite des Platinenträgers und/oder
des Gehäuses
richtet.
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Der
Ofen kann seinerseits Mittel zum Abkühlen des Gases, bevor dieses
von der Düse
ausgeblasen wird, aufweisen.
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Das
Gas kann eine Gasmischung mit hoher Wärmeleitfähigkeit wie zum Beispiel Wasserstoff oder Helium
sein.
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Die
Mittel zur Zwangsabkühlung
können auch
von Mitteln zum Aufspritzen von kryogenem Medium, wie Zweiphasen-Gas/Flüssigkeit-
oder Gas/feststoff-Strömung,
zum Beispiel eine von gasförmigem
Stickstoff transportierte Flüssigstickstoff-Tröpfchensuspension
oder eine von CO2 transportierte Kohlensäureschnee-Suspension,
auf den Platinenträger
und/oder das Gehäuse
gebildet sein.
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Die
Mittel zum Aufspritzen einer Zweiphasen-Gas/Flüssigkeit- oder Gas/feststoff-Strömung auf
den Platinenträger
und/oder das Gehäuse
können
eine Düse
oder eine Anordnung von mehreren Düsen aufweisen, die sich senkrecht
zur Platine bzw. zum Gehäuse
bewegen, oder eine Düse
oder eine Anordnung von mehreren feststehenden Düsen, die das Gehäuse dann
selectiv besprengen, wenn es vor den Düsen vorbei transportiert wird.
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Der
erfindungsgemäße Ofen
weist vorzugsweise Inertisierungsmittel auf, mit denen das Vorhandensein
von Luft mindestens in dem Bereich, in dem Lötung und die Abkühlung der
Lötstellen
erfolgt, verhindert wird.
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Die
Mittel zum Aufspritzen einer Zweiphasen-Gas/Flüssigkeit-Strömung sind
vorzugsweise über
eine vakuumisolierte Leitung mit einer Flüssigkeitsquelle verbunden.
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Bei
Verwendung einer Kohlensäureschnee-Suspension
in gasförmigem
CO2 sind die Auf spritzmittel vorzugsweise über eine
isolierte Leitung und einen Vorschalldämpfer mit einer Quelle von
unter Druck stehendem Flüssig-CO2 verbunden.
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Dementsprechend
besteht die Erfindung darin, neben den herkömmlichen Fertigungsschritten bei
der Herstellung der Platine bzw. des Gehäuses einen Abkühlschritt
vorzusehen, bei dem die Platine bzw. das Gehäuse einer energischen Zwangsabkühlung unterzogen
werden, sodass die Metallkugeln und die Mischung, die sie nach dem
Erreichen des Reflow-Peaks mit der Lötpaste bzw. dem Kleber bilden,
nur kurzzeitig im flüssigen
Zustand verweilen. Durch die energische Zwangsabkühlung kann
das Wachstum der Schicht aus der intermetallischen Verbindung beeinflusst
werden.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand eines nicht einschränkenden
Ausführungsbeispiels
näher beschrieben.
Bei diesem Beispiel soll eine Platine, die eine gedruckte Schaltung
mit Leiterbahnen und Kontaktflächen
aus Kupfer aufweist, mit einem FR4-Träger (Epoxydharz und Glasfaser)
und einem BGA Standardgehäuse
(Abmessungen 27 mm × 27 mm,
Gewicht 2,62 g, Gesamtdicke 2,4 mm, mit 256 Kugeln von 0,5 mm Durchmesser
im 1,27 mm Raster) verbunden werden.
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Die
Oberfläche
der Kontaktflächen
der gedruckten Schaltung mit 25 μm
dicken Kupferbahnen ist auf herkömmliche
Weise mit einer chemisch abgeschiedenen, 5 μm dicken Nickelschicht überzogen, was
die Einschließung
mehrerer Prozent Phosphoratome in der Nickelabscheidung (bis zu
10%) zur Folge hat. Ein Goldfilm durch Tauchabscheiden von 500–1000 Å bedeckt
das Nickel und schützt
es vor Oxydation. Auch die Kontaktelemente des Gehäuses sind
auf herkömmlich
Weise von Kugeln aus einer eutektischen Zinn-Blei-Legierung (63–37%) gebildet, die
auch ein wenig Silber (2 Gew.%) enthalten kann.
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Gemäß einer
bekannten Verfahrensweise wird eine Lötpaste auf Zinn- und Bleibasis
deren Flussmittel, Aktivierungsmittel und verschiedene organische
Zusatzstoffe dazu beitragen sollen, die Oxyde zu beseitigen und
die Lötflächen zu
reinigen, durch Siebdruck auf die zu lötenden Bereiche der gedruckten
Schaltung aufgetragen. Anschließend
wird das Gehäuse
auf der gedruckten Schaltung platziert und das Ganze in den Reflow-Lötofen, der
ein Strahlungs- oder Konvektorofen oder ein Strahlungs- und Konvektorofen
sein kann, eingeführt,
den es vom Eingang bis zum Ausgang bei einer Geschwindigkeit von
ca. 1 m/min. durchläuft.
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Die
Platine durchläuft
auf herkömmliche
Weise einen ersten Ofenbereich, wo sie bei einer Geschwindigkeit
von 0,6 bis 2°C/s
bis auf eine Temperatur von ca. 150°C aufgeheizt wird. Anschließend verweilt
die Platine 45 bis 90 s lang in einem zweiten Ofenbereich bei einer
Temperatur von 150 bis 180°C. Die
Entfernung der Oxyde und die Reinigung der Lötflächen durch das Flussmittel
erfolgt in dieser Phase.
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Das
eigentliche Löten
erfolgt in einem dritten Schritt, bei dem sich die Kugeln aus Zinn-Blei-Legierung
und die Lötpaste
bis zu einer Höchsttemperatur von
200–225°C (Reflow-Peak)
miteinander verbinden, wenn sie in den Flüssigzustand überführt werden.
Bei den bekannten Verfahren, bei denen abgekühlter Stickstoff über Kaltwasserkühler (10°C) im Bereich
des Reflow-Peaks eingespritzt wird, um eine Abkühlgeschwindigkeit von 1 bis
2°C/s zu
erreichen, verweilen die Kugeln insgesamt 45 bis 90 s lang im flüssigen Zustand.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird die Verweilzeit der Lötung
im flüssigen
Zustand durch energische Zwangsabkühlung im Ofenendlötbereich verkürzt, typischerweise
sobald der Reflow-Peak erreicht ist. Die Lötung muss insgesamt so lange
im flüssigen
Zustand verweilen, bis sich der Goldfilm auflösen konnte, die Oberfläche der
Nickelbeschichtung von der Zinn-Blei-Legierung ausreichend befeuchtet
wurde und das Zinn an die Oberfläche
im Nickel diffundiert und durch die Bildung der intermetallischen
Diffusionsschicht die Lötung
einwandfrei erfolgen kann.
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Durch
die energische Zwangsabkühlung nach
Erreichen des Reflow-Peaks kann die Dicke der Schicht aus der intermetallischen
Zinn-Nickel-Phosphor-Verbindung, die an der Schnittstelle Nickel-Kugel
entsteht, reduziert werden. Die weiteren Merkmale der Lötung entsprechend
denjenigen der üblichen Praxis.
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Erfahrungsgemäß bringt
eine Verkürzung der
Verweilzeit der Zinn-Blei-Kugeln im flüssigen Zustand durch Zwangsabkühlung um
30 bis 50% gegenüber
der üblichen
Praxis, wo sie bei 1–2°C/s abgekühlt werden,
gute Ergebnisse. Im Verhältnis
zur vorgenannten üblichen
Praxis besteht das Verfahren darin, die Kugeln im flüssigen Zustand
insgesamt ca. 20 bis 60 s (inklusive Aufheizphase und Abkühlphase)
verweilen zu lassen. Zur Abkürzung
der Verweilzeit werden die Kugeln mit einer Abkühlgeschwindigkeit von mindestens
5°C/s, beispielsweise
10°C/s, abgekühlt. Das
Metall muss dabei nicht wirklich gehärtet werden (die Abkühlgeschwindigkeit
wäre dann viel
höher)
doch soll die kontrollierte Zwangsabkühlung energischer vorgenommen
werden als üblich. Der
Flüssigzustand
wird beim Abkühlen
folglich 3 bis 6 s lang beibehalten, während diese Zeitspanne gewöhnlich 30
s beträgt.
Damit soll erreicht werden, dass die Höchstdicke bei der Schicht aus
einer intermetallischen Zinn-Nickel-Phosphor-Verbindung 0,5 μm im Vergleich
zu 1 μm
Dicke, die gewöhnlich
erreicht wird, nicht übersteigt.
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Man
geht davon aus, dass die Abkühlmittel zur
Erreichung der gewünschten
Abkühlgeschwindigkeiten
in der Lage sein müssen,
mit der Platine und/oder dem Gehäuse
einen Wärmeaustausch
mit einer Flussdichte von mindestens 1 W/cm2 und
bis zu 3 W/cm2 durchzuführen.
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Direktmessungen
oder Schätzungen
der Temperatur der abzukühlenden
Bereiche können vorteilhafterweise
mit optischen Pyrometern oder Thermoelementen durchgeführt werden.
Damit kann während
des Ofenbetriebs sichergestellt werden, dass die einzelnen Betriebsparameter
so eingestellt sind, dass die erforderliche Abkühlgeschwindigkeit erreicht
wird.
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Zur
kontrollierten Abkühlung
stehen mehrere Lösungsbeispiele
zur Verfügung.
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Zuerst
wird die Platine und/oder das Gehäuse mit einem Gas wie Stickstoff
mit hoher Durchflussleistung beblasen. Das Gas kann zuvor entweder
in einem Wasserkühler
bei 10°C
oder in einem Flüssigstickstoffkühler, der
Kaltgas erzeugt, zum Beispiel bei –100°C abgekühlt worden sein. Das Beblasen
erfolgt über
eine oder mehrere „Blasdüsen", d.h. Blaselemente
mit einem oder mehreren Schlitzen oder zylindrischen Öffnungen,
durch die das Gas austritt und die auf den bzw. die abzukühlenden
Bereiche gerichtet sind. In bestimmten Fällen reicht ein Beblasen der
Unterseite der Platine zwar aus, um das gewünschte Resultat zu erzielen,
doch kann eine höhere
Geschwindigkeit zur Abkühlung
des Lötbereiches erreicht
werden, wenn das Gas direkt auf das Gehäuse geblasen wird. Selbstverständlich können diese beiden
Abkühlmodi
zum schnelleren Abkühlen,
falls erforderlich, miteinander kombiniert werden. Zum Beispiel
kann die Durchflussleistung von gasförmigem Stickstoff bei einem
Beblasen auf 0,30 m Breite 15 Nm3/h betragen.
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Bei
einem zweiten Beispiel kann die oben beschriebene Verfahrensweise
dahingehend verbessert werden, dass ein Gas mit hoher Wärmeleitfähigkeit
wie Wasserstoff oder Helium, in reinem Zustand oder eine Mischung
aus solchen Gasen eingesetzt wird. Während bei geläufigeren
Gasen wie Stickstoff die Wärme
zwischen dem Gas und dem Lötbereich überwiegend
durch Konvektion übertragen
wird, wird bei diesem zweiten Beispiel der Anteil der Leitung bei der
Wärmeübertragung
signifikant, sodass, falls erforderlich, eine schnellere Abkühlung erzielt
werden kann. Auch hier kann ein Wasserstoff- bzw. Heliumdurchfluss
bei einem Beblasen auf 0,30 m Breite von beispielsweise 50 Nm3/h erreicht werden. Der Wasserstoff und
das Helium können
in geschlossenem Kreis eingesetzt werden, vorausgesetzt sie werden teilweise
von dem Stickstoff befreit, der sie vor dem Wiedereinführen in
den Ofen verunreinigt hat.
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Diese
beiden Beispiele können
in den Fällen eingesetzt
werden, bei denen das Gaseinblasen zum Erreichen einer entsprechenden
Abkühlgeschwindigkeit
nicht mit extrem hoher Geschwindigkeit erfolgen muss, bei der die
Gefahr besteht, dass das Gehäuse unter
der Triebkraft des Gases oder kleine Bauteile wie Chips abbrechen,
da sie durch ihre im Verhältnis zum
BGA-Gehäuse
kleinen Abmessungen und äußerst geringes
Gewicht von der Platine abgerissen oder in der Lage versetzt werden,
falls der Gasstrahl zu stark ist.
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Bei
einem dritten Beispiel erfolgt die Abkühlung des Lötbereiches durch Aufspritzen
auf die Oberseite der Platine auf ihrer ganzen Breite einer Zweiphasen-Gas/Flüssigkeit-Strömung (zum
Beispiel eine von gasförmigem
Stickstoff transportierte Flüssigstickstoff-Tröpfchensuspension
in der Proportion 90% Flüssigkeit/10
Gew.% Gas) oder Gas/Feststoff (zum Beispiel eine von CO2 transportierte
Kohlensäureschnee-Suspension in der
Proportion 55% Schnee/45 Gew.% Gas) mittels einer Düse oder
einer Anordnung von Düsen,
die sich senkrecht zur Platine bewegen. Bei der letztgenannten Anordnung
sind vorzugsweise nebeneinander angeordnete Flachstrahldüsen einzusetzen,
die ein effizientes Besprengen der gesamten Fläche der durch den Ofen geführten Platine
gewährleistet.
Die gewünschte
Abkühlung kann
beispielsweise mit Hilfe von flüssigem
Stickstoff mit einer Durchflussleistung von 0,2 l/h pro Düse erzielt
werden.
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Bei
einer weiteren Ausführungsvariante
dieses Beispiels wird eine Düse
oder eine feste Düsenanordnung
verwendet, mit der die Zweiphasenströmung selektiv auf das Gehäuse aufgespritzt
wird, wenn es sich vor der bzw. den Düsen vorbeibewegt. Die Geometrie
der Düse
bzw. der Düsenanordnung ist
von der Größe des Gehäuses abhängig.
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Anstatt
der Platinenoberseite oder des Gehäuses oder zusätzlich zu
ihnen kann auch die Unterseite des Platinenträgers besprengt werden.
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Diese
Verfahrensweise weist gegenüber
den vorgenannten Beispielen den Vorteil auf, dass das Gehäuse nicht
abreißen
kann. Die gewünschte
Abkühlung
kann beispielsweise mit einem Flüssigstickstoff-Durchfluss
von 0,2 l/h pro Düse
erzielt werden, wobei die Anzahl der Düsen je nach der Breite der
zu besprengenden Fläche
variiert (je nachdem, ob man die Platine auf ihrer ganzen Breite
oder das Gehäuse selektiv
abgekühlt
werden soll). Die Düse
bzw. die Düsenanordnung
ist mit dem unter 3 bar Druck stehenden Flüssigstickbehälter über eine
vakuumisolierte Leitung verbunden, mit der die Flüssigkeitsverluste
durch Verdampfung vor dem Erreichen des Ofens auf ein Mindestmass
reduziert werden können.
Bei Verwendung eines Flüssig-CO2-Behälters ist
zwischen der Düse
und dem unter 30 bar Druck stehenden Behälter ein unter 8 bar stehender
Vorschalldämpfer
vorgesehen. Die Leitung kann auch nur durch organischen Schaum isoliert
sein.
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In
beiden Fällen
ist es ratsam, Mittel zur Inertisierung des Reflow-Ofens mit Gas
vorzusehen, um den Sauerstoffgehalt im Ofen, mindestens in dem Bereich,
in dem gelötet
und abgekühlt
wird, zu reduzieren bzw. zu unterbinden. Durch das Vorhandensein
von Sauerstoff wird die Benetzbarkeit des mit Gold beschichteten
Nickels beeinträchtigt,
während
die Benetzbarkeit in einer inerten Atmosphäre wie reinem Stickstoff gut
ist. Das zur Abkühlung eingesetzte
Gas kann zu dieser Inertisierung beitragen.
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Die
Erfindung wurde im Rahmen einer Anwendung bei der Herstellung von
Platinen mittels einer Kupfer-Nickel-Zinn/Blei-Lötung, mit einer eutektischen
Zinn/Blei-Legierung.
Selbstverständlich
kann sie jedoch zur Herstellung von Platinen eingesetzt werden,
deren Verbindung mit anderen Materialien erfolgt, wenn es sich herausstellt,
dass eine erfindungsgemäße Zwangsabkühlung es
ermöglicht
die Bildung von intermetallischen Verbindungen zu begrenzen, da
diese, wenn in Übermaß vorhanden,
die Lötung
spröde
machen. Insbesondere kann eine nicht eutektische Zinn/Blei-Legierung oder sogar eine
sogenannte bleilose eutektische oder nicht eutektische Legierung
auf Zinnbasis verwendet werden, die zur Bildung einer binären, ternären oder
quaternären
Legierung einen oder zwei oder drei Zusatzelemente von den nachstehend
genannten Metallen wie sie in der Literatur beschrieben sind, enthält: Silber,
Kupfer, Antimon, Wismut, Zink, Indium.
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Selbstverständlich kann
das Verfahren auch zur Herstellung von Platinen mit mehreren Gehäusen eingesetzt
werden. Die Anzahl und die Anordnung der Zwangsabkühlmittel
sind in diesem Fall dementsprechend anzupassen. Zum Beispiel kann
bei einer mit BGA-Gehäusen auf
beiden Seiten ausgerüsteten Platine
die Erfindung vorteilhafterweise nur bei der ersten Seite und anschließend bei
beiden gleichzeitig angewendet werden, um zu verhindern, dass das
bereits gelötete
BGA-Gehäuse
beim zweiten Durchgang den Reflow-Ofen ein zweites Mal durchläuft.
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Schließlich kann
das Verfahren dem Fertigungsvorgang, bei dem mit Kugeln bestückte Gehäuse, wie
BGA o.ä.,
hergestellt werden und bei dem die Kugeln auf die Kontaktflächen des
Gehäuses
aufgelötet
werden, angepasst werden. Die Bedingungen für eine einwandfreie Verbindung
zwischen den Kugeln und den Kontaktflächen sind die gleichen, und zwar
aus dem gleichen Grund, nämlich
die Erzielung einer Schicht aus einer intermetallischen Verbindung an
der Schnittstelle Kugel/Kontaktfläche mit reduzierter Dicke.