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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung eines α-Teilchen
emittierenden Thorium- oder Actinium-Radionuklids oder eines Knochentargeting-Komplexes
davon zur Herstellung eines Arzneimittels zur Anwendung in einem
Verfahren der Strahlungsbehandlung erkrankter Knochen beim Menschen
oder einem nichtmenschlichen Säuger,
bei dem man dem Lebewesen einen Knochentargeting-Komplex des Radionuklids verabreicht.
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Ein
erheblicher Anteil der Krebspatienten sind von Knochenmetastasen
betroffen, und bis zu 85 % der Patienten mit fortgeschrittenen Lungen-,
Prostata- und Brustkarzinom entwickeln Knochenmetastasen. Etablierte
Behandlungen wie Hormontherapie, Chemotherapie und externe Radiotherapie
bewirken oftmals ein zeitweiliges Ansprechen, aber letztlich erleiden
die meisten Krebspatienten mit Knochenmetastasen Rückfälle.
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Bei
der Anwendung von Radionukliden zur Schmerzlinderung und/oder Krebsbehandlung
bei Skelettschäden
hat man sich bislang Strahlungsemittern für niedrigen linearen Energietransfer
(LET) (d.h. β-Emitter) und
auch Konversionselektronenemittern bedient. Solche das Knochengewebe
präferierenden
Radiopharmazeutika waren Bestandteile klinischer Studien, und zwei
Produkte, nämlich
Strontium-89 (MetastronTM) und Samarium-153-EDTMP
(LexidronamTM) wurden vor kurzem zur Schmerzlinderung
von Skelettmetastasen zugelassen. Jedoch können solche Niedrig-LET-Emitter
aufgrund der Gewebedurchdringungsreichweite der Strahlung nur in
Dosen, die zur Schmerzlinderung ausreichen, verwendet werden, nicht
jedoch in den höheren
Dosen, die zur Tumortherapie erforderlich sind, da erhebliche Myelotoxizität eintritt,
bevor ein gegen Tumoren wirksames therapeutisches Dosisniveau erreicht
werden kann.
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Für mehrere β-Emitter
und für
den α-Emitter
Wismut-212 wurden, ebenso wie für
das in vivo-Generatorsystem Blei-212/Wismut-212, radioaktive Chelate
mit Präferenz
für das
Knochengewebe beschrieben. Wie oben beschrieben, wurde für knochenpräferierende β-Emitter bei einem
erheblichen Anteil der Patienten mit Skelettmetastasen von Prostata-
und Brustkrebs wirksame Schmerzlinderung gezeigt, aber sie haben
den Nachteil, dass eine Knochenmarkssuppression eintritt, bevor
therapeutische Dosisniveaus erreicht werden. Die Blei-212/Wismut-212-basierten
Verbindungen haben zwei Hauptprobleme, die ihr klinisches Potential
verringern. Zum einen hat Wismut-212 selbst eine sehr kurze Halbwertszeit
(t1/2 = 60,6 Minuten), und daher zerfällt ein
großer
Teil der verabreichten Dosis, bevor eine Lokalisation im Knochengewebe
und Clearance aus den Weichteilgeweben eintreten, was zu einem unerwünschten
Grad der Belastung der Weichteilgewebe führt. Zum zweiten transloziert
in vivo ein bedeutender Anteil des Wismut-212, wenn das Blei-212-Mutternuklid
(T1/2 = 10,6 Stunden), das ein β-Emitter
ist, in Verbindung mit einem Träger
mit Knochenpräferenz
verwendet wird, was u. a. zu einer unerwünscht erhöhten Belastung der Niere führt.
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Daher
gibt es ein starkes Bedürfnis
nach neuen Therapien zur Schmerzlinderung und Verzögerung der Tumorprogression.
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Wir
haben jetzt gefunden, dass α-Partikel-emittierende
Actinium- und Thorium-Radionuklide
wirksam zur Knochenoberfläche
dirigiert werden können,
wenn sie zu Knochentargeting-Komplexen, z. B. Chelatkomplexen, komplexiert
werden, und auf diese Weise therapeutische, prophylaktische oder
schmerzlindernde Strahlungsdosen an der Knochenoberfläche abgeben
können,
ohne eine unerwünscht
hohe Strahlenbelastung der Weichteilorgane wie Niere, Leber und
Milz zu verursachen. Als α-Emitter
sind diese Radionuklide den konventionell verwendeten β-Emittern überlegen,
da die kürzere
Durchdringungsreichweite des α-Partikels
bedeutet, dass die Strahlenexposition des Knochenmarks geringer
ist. Daher zeigen z. B. dosimetrische Berechnungen im Mäusemodell,
dass das Dosisverhältnis
von Knochenoberfläche
zu Knochenmark bei den α-Emittern
mit Knochenpräferenz
etwa drei Mal höher
ist als bei β-Emittern mit Knochenpräferenz.
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Somit
stellt in einem Aspekt die erfindungsgemäße Verwendung ein Verfahren
der Strahlenbehandlung eines Menschen oder nichtmenschlichen Säugers (z.
B. eines Menschen, eines Hunds oder einer Maus) bereit, bei welchem
man dem Lebewesen eine therapeutische, prophylaktische oder schmerzlindernde
Menge eines Knochentargeting-Komplexes eines Radionuklids verabreicht,
wobei die Verbesserung darin besteht, als Radionuklid ein aus der
Gruppe von α-Partikel-emittierenden
Thorium- und Actinium-Radionukliden ausgewähltes Radionuklid zu verwenden.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung eines α-Partikelemittierenden
Thorium- oder Actinium-Radionuklids oder eines Knochentargeting-Komplexes
davon zur Herstellung eines Arzneimittels zur Anwendung in einem
Verfahren der Strahlungsbehandlung eines Menschen oder nichtmenschlichen
Säugers,
wobei dem Säuger
ein Knochentargeting-Komplex des Radionuklids verabreicht wird.
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In
einem noch weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein radiopharmazeutisches
Mittel, umfassend einen Knochentargeting-Komplex eines Radionuklids,
ausgewählt
unter α-Partikel
emittierenden Thorium- und Actinium-Radionukliden, zusammen mit
wenigstens einem physiologisch akzeptablen Träger oder Exzipienten.
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In
einem noch weiteren Aspekt betrifft die Erfindung einen Knochentargeting-Komplex
eines Radionuklids, ausgewählt
unter α-Partikel-emittierenden
Thorium- und Actinium-Radionukliden,
insbesondere zur Verwendung in der Medizin.
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Der
Begriff „Knochentargeting" (oder „mit Präferenz für Knochen") bedeutet, dass
der Radionuklid-Komplex sich vorzugsweise über das Knochengewebe und nicht
in den Weichteilorganen, insbesondere Niere, Leber und Milz, verteilt,
z. B. bevorzugter als das Acetat des Radionuklids. Vorzugsweise
beträgt
das Verteilungsverhältnis
(z. B. durch Strahlungsemissionsmessung im Mäusemodell (z. B. an BALB/c-Mäusen) vier
Stunden nach intravenöser
Verabreichung gemessen) mindestens 3, vorzugsweise mindestens 8,
insbesondere mindestens 15 für
Femur zu Leber; und/oder mindestens 4, vorzugsweise mindestens 5,
insbesondere mindestens 5,5 für
Femur zu Niere; und/oder mindestens 5, vorzugsweise mindestens 15,
insbesondere mindestens 25 für
Femur zu Milz.
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Die
erfindungsgemäß verwendeten
Komplexe sind Komplexe mit einem beliebigen geeigneten Komplexbildner,
z. B. Chelatbildner, der geeignet ist, den Komplex zum Knochen zu
dirigieren. Phosphonat-Komplexbildner, insbesondere Bisphosphonat-
und Polyphosphonat-Komplexbildner,
sind besonders bevorzugt, z. B. Phosphonsäureanaloga der Polycarbonsäure-Komplexbildner, die
als Träger
für paramagnetische
Atomkerne (wie z. B. Gd und Dy) in Kontrastmitteln für Magnetresonanz-Abbildungsverfahren
vorgeschlagen wurden. Solche Polycarbonsäure-Komplexbildner sind in
der Patentliteratur von Nycomed, Schering, Mallinckrodt, Bracco
und Guerbet ausführlich
beschrieben. Geeignete Beispiele solcher Phosphonsäureanaloga
umfassen Diethylentriamin-N,N',N''-pentamethylen-phosphonsäure (DTMP)
und 1,4,7,10-Tetraazacyclododecan-1,4,7,10-tetramethylenphosphonsäure (DOTMP),
d. h. Analoga von DTPA bzw. DOTA.
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Die
Radionuklide sind vorzugsweise Thorium-227 und Actinium-225; jedoch
können
auch andere α-emittierende
Thorium- und Actinium-Radionuklide verwendet werden, z. B. Thorium-225,
Thorium-226, Thorium-228, Actinium-223 und Actinium-224. Die Thorium-
und Actinium-Radionuklide können
getrennt oder in Kombination miteinander oder in Kombination mit
anderen Radionukliden, z. B. α-
oder β-Emittern,
verwendet werden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit eine neue Verwendung von Radioisotopen
von Actinium und Thorium, z. B. Actinium-225 und Thorium-227, in
Kombination mit Chelatormolekülen
mit Knochenpräferenz zur
Behandlung von Knochenoberflächen
und im Zusammenhang mit Knochen stehenden malignen und nicht malignen
Erkrankungen. Diese Elemente haben Radioisotope mit Halbwertszeiten
von mehreren Tagen, was das Risiko der Translokation – verglichen
mit Isotopen mit kürzeren
Halbwertszeiten – verringert.
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Wir
fanden, dass α-Emitter
mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften, aber vergleichbaren Halbwertszeiten,
in Knochen eingebaut werden können.
Obwohl die Knochenablagerung für
andere schwere Elemente beschrieben worden ist, würde ihre
Anreicherung in einigen Weichteilgeweben es verhindern, diese in
ihren kationischen Formen biomedizinisch zu verwenden. Jedoch fanden
wir, dass Thorium und Actinium in der Form von Chelaten mit Knochenpräferenz zu
den Knochenoberflächen
dirigiert und in dieselben eingebaut werden können. Solche Chelate haben
im Allgemeinen eine recht schnelle Clearance aus Weichteilgeweben. Weiterhin
war die Stabilität
der radiomarkierten Verbindungen biomedizinisch relevant, wie durch
hervorragende Knochen/Weichteilgewebe-Verhältnisse 4 Stunden nach der
Injektion gezeigt, und es konnten vielversprechende Verteilungswerte
von Knochen zu normalen Geweben erreicht werden. α-Kaskaden-Emitterserien,
die von z. B. Actinium-225 und Thorium-227 ausgehen, können somit
in Knochenoberflächen
eingebaut und zur Behandlung von Knochenoberflächen und Knochentumoren, ebenso
wie von anderen im Zusammenhang mit Knochen stehenden Erkrankungen,
verwendet werden. Unseres Wissens sind wir die ersten, die die Herstellung
und Verwendung von radioaktiven Chelaten mit Knochenpräferenz,
die die Elemente Actinium und Thorium enthalten, beschreiben.
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Während der
Arbeit an der vorliegenden Anmeldung machten die Erfinder die bedeutsame
und unerwartete Entdeckung, dass es möglich ist, Actinium- und/oder
Thorium-basierte radioaktive Chelate mit hinreichender in vivo-Stabilität zum Knochenoberflächen-Targeting
herzustellen. Dies war deswegen unerwartet, weil Versuche, ähnliche
Arten von Chelatoren mit monoklonalen Antikörpern zu verbinden, keine radiomarkierten
Produkte mit genügender
Stabilität
hervorgebracht hatten. Es existieren einige präklinische Daten über die Verwendung
von Actinium-225-Chelaten, die mit monoklonalen Antikörpern verbunden
waren, für
die Krebsbehandlung, aber die Daten zeigten ungenügende in
vivo-Stabilität
für die
getesteten Verbindungen (siehe Davis, et al., Nucl. Med. Biol. 26:
581–589
(1999); Deal et al., J. Med. Chem. 42: 2988–2992 (1999); Feinendegen et
al., Radiat. Res. 148: 195 (1997); und McClure et al., "α-emitters for medical therapy : Second
bi-annual workshop",
Toronto, Canada, June 4–5,
1998, DOE/NE-0116, U.S. Department of Energy, 19901 Germantown Road,
Germantown, MD 20874, USA). Außerdem
hatte keines der getesteten Chelate Knochenpräferenz (siehe Davis et al.,
(oben); Deal et al., (oben); and Kaspersen et al., Nucl. Med. Commun.
16: 468–476
(1995)). Die Verwendung von Thorium im molekularen Tumor-Targeting
oder Targeting auf Knochenoberflächen
ist nach dem Wissen der Erfinder zuvor noch nicht vorgeschlagen
worden und stellt einen weiteren Aspekt der Erfindung dar.
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Die
erfindungsgemäß verwendeten
Isotope haben typischerweise Halbwertszeiten von mehreren Tagen
(z. B. Thorium-227 : t1/2 = 18,7 Tage und
Actinium-225 : t1/2 = 10,0 Tage), was (durch
die Biosynthese) einen besseren Einbau der Radiopharmazeutika in
die Knochenmatrix vor dem Zerfall sichern kann, wodurch Translokation
der Tochterradionuklide verhindert werden kann. Weiterhin kann der
Zerfall der radioaktiven Serie für Actinium
(z. B. Actinium-225) bis zu 4 α und
für Thorium
(z. B. Thorium-227) bis zu 5 α freisetzen,
d. h. im Zielgebiet treten Kaskadenemissionen von in hohem Maße cytotoxischen α-Partikeln
auf.
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Die
erfindungsgemäß verwendeten
Verbindungen können
hergestellt werden, indem man einen Chelatbildner und/oder Komplexbildner
mit Knochenpräferenz
mit Thorium- und/oder Actinium-Radionukliden mischt, mit oder ohne
nachfolgende Reinigung des radiopharmazeutischen Mittels. Gewünschtenfalls
kann ein radiomarkiertes Chelat zuerst hergestellt und dann nachfolgend
mit einem Molekül
mit Affinität
für verkalkte Gewebe
konjugiert werden. Eine Reinigung der Endprodukte kann unter Verwendung
von Ionenaustauschverfahren erreicht werden.
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Somit
kann es sich bei diesem Herstellungsverfahren um ein Verfahren zur
Herstellung von Chelaten und/oder Komplexen mit Knochenpräferenz,
die ein Actinium- und/oder Thorium-Radioisotop enthalten, zur biomedizinischen
Verwendung handeln, das oder eine Kombination davon, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass man ein oder mehrere Radioisotope mit einem
Chelatbildner und/oder Komplexbildner mit Knochenpräferenz kombiniert,
mit oder ohne nachfolgende Reinigung des Produkts oder der Produkte.
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Wie
oben beschrieben, kann der mit dem/den Thorium- und/oder Actinium-Radioisotop
oder -Radioisotopen verwendete Träger mit Knochenpräferenz aus
der allgemeinen Klasse von Chelatbildnern und/oder Komplexbildnern
mit Knochenpräferenz
sein, einschließend,
aber nicht beschränkt
auf, die spezifische Klasse der Bisphosphonate und Polyphosphonate.
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Die
vorliegende Erfindung offenbart somit die Verwendung eines oder
mehrere Actinium- und/oder Thorium-Radioisotope in Verbindung mit
einem oder mehreren Chelatbildnern und/oder Komplexbildnern mit Knochenpräferenz zur
Herstellung eines pharmazeutisch aktiven Mittels zur Behandlung
erkrankter Knochen, einschließlich
maligner Erkrankungen und Knochenoberflächen. Die nachfolgenden Beispiele
zeigen eine hohe und selektive Aufnahme von Actinium und Thorium,
wenn sie mit Chelatoren mit Knochenpräferenz kombiniert werden. Diese
Verbindungen können
verwendet werden, um die Knochenoberflächen mit α-Partikeln zu bestrahlen, um
mikroskopische Ablagerungen von Krebszellen auf den Knochenoberflächen zu
inaktivieren, und auch zur Behandlung größerer Knochentumorschäden. Im
Vergleich zu den gewöhnlich
verwendeten β-Emittern
und Konversionselektronen-Emittern kann die Verwendung dieser α-emittierenden
Verbindungen die Dosis, die das rote Knochenmark enthält, erheblich
verringern, d. h. die Myelotoxizität wird verringert.
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt weiterhin die Verwendung eines
erfindungsgemäßen Mittels
in einer Kombinationstherapie mit einer anderen therapeutisch aktiven
Komponente oder mehreren Komponenten wie z. B., jedoch nicht beschränkt auf,
Chemotherapie unter Verwendung von Bisphosphonaten, Chirurgie, externe
Bestrahlung, Radiopharmazeutika mit Knochenpräferenz, die Niedrig-LET-Strahlung
emittieren, und/oder Hormonbehandlung. Weiterhin können, wenn
ein erfindungsgemäßes Mittel
zur Therapie und/oder Linderung im Zusammenhang mit nicht malignen
und/oder malignen Erkrankungen, die Knochen- und/oder Weichteilgewebe
betreffen, verwendet wird, die fraglichen malignen Erkrankungen
unter Prostatakrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs, Nieren- und Harnwegskrebs,
primärem
Knochenkrebs, Lungenkrebs und Multiplem Myelom ausgewählt sein,
ohne darauf beschränkt
zu sein.
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Ein
erfindungsgemäßes Mittel
kann weiterhin in einem Verfahren zur prophylaktischen oder therapeutischen
Behandlung von Knochen und Weichteilgeweben bei einem Säuger (wie
z. B. einem Hund oder einem Menschen), die durch nicht maligne und/oder
maligne Erkrankungen befallen sind, verwendet werden, wobei man
dem bedürftigen
Säuger
eine schmerzlindernd oder therapeutisch wirksame Menge des Mittels
verabreicht.
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Das
Mittel kann z. B. eine physiologisch akzeptable Zubereitung zur
intravenösen,
oralen, subkutanen oder intraperitonealen Verabreichung sein, das
dadurch gekennzeichnet ist, dass sie ein Chelat mit Knochenpräferenz umfasst,
das ein Actinium- oder Thorium-Radioisotop oder eine Kombination
von diesen umfasst, mit oder ohne Hilfsstoffe zur Verhinderung von
Ausfällung
und/oder Erzeugung von Kolloiden, zusätzlich zu pharmakologisch akzeptablen
Trägern
und Exzipienten.
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Das
oder die Thorium und/oder Actinium tragendeltragenden Chelat oder
Chelate mit Knochenpräferenz
kann/können,
optional in Salzform mit einem physiologisch akzeptablen Gegenion
(z. B. Natrium, Calcium, Meglumin usw.) einem Säuger (wie zum Beispiel einem
bedürftigen
Hund oder Menschen) auf jedem passenden Verabreichungsweg, wie z.
B. oral, subkutan, intravenös,
intraarteriell oder transkutan, verabreicht werden. Die bevorzugte
Verabreichung ist parenteral durch Injektion oder Infusion.
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Passende
orale Verabreichungsformen umfassen Tabletten, Kapseln, Pulver oder
Flüssigkeiten
(wie z. B. Suspensionen, Lösungen,
Sirupe oder Emulsionen). In Tablettenformulierungen können herkömmliche Exzipienten,
Schmiermittel und/oder Bindemittel verwendet werden. Bei Verabreichung
in Form von Injektions- oder Infusionslösungen ist der Träger vorzugsweise
ein isotoner Kochsalzpuffer mit oder ohne Hilfsstoffe zur Stabilisation
des Chelats oder der Chelate, zur Verhinderung der Ausfällung von
Chelatorsalzen oder unlöslichen
Komplexen und/oder zur Verhinderung der Kolloidbildung.
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Das
erfindungsgemäß aktive
Prinzip kann gleichermaßen
zur prophylaktischen, palliativen und therapeutischen Behandlung
von nicht malignen und/oder malignen Krankheiten, die Knochen und
Weichteilgewebe betreffen, verwendet werden. Die malignen Erkrankungen
können,
die z. B. unter Prostatakrebs, Brustkrebs, Nieren- und Harnwegskrebs,
primärem
Knochenkrebs, Lungenkrebs und Multiplem Myelom, und die nicht malignen
Erkrankungen unter Autoimmunerkrankungen, die Gelenke und Skelett
befallen, z. B. Rheumatoide Arthritis, Skleroderma und Spondylarthropathien
ausgewählt
sein.
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Die
physiologisch akzeptable Zubereitung zur erfindungsgemäßen in vivo-Verabreichung umfasst
typischerweise einen gelösten
Komplex (z. B. ein Salz des Komplexes des Chelators mit den Radionukliden), mit
oder ohne Hilfsstoffe zur Verhinderung von Ausfällung und/oder Verhinderung
von Kolloidbildung, zusätzlich
zu pharmakologisch akzeptablen Trägerstoffen und Exzipienten.
Die Konzentration der aktiven Verbindungen in der Zubereitung liegt
im Allgemeinen unter der individuellen LD50-Dosis,
z. B. bei weniger als 20 % der LD50-Dosis und variiert
daher für
die verschiedenen Bestandteile. Die Aktivität der Radionuklide hängt von mehreren
Faktoren ab, z. B. Halbwertszeit, Energiefreisetzung, Verabreichungsweg
und zugrunde liegendes Krankheitsbild oder Erkrankung, und die Dosis
variiert zwischen etwa 10 kBq – 2
MBq pro kg Körpergewicht bei
Verabreichung in einzelnen oder mehrfachen Dosen an Säuger, wie
z. B. Menschen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft weiterhin einen Kit zur Herstellung
physiologisch kompatibler Lösungen,
die ein oder mehrere Radioisotope von Actinium und/oder Thorium
und pharmazeutisch akzeptable Trägerstoffe
enthalten, zur Behandlung von Knochenoberflächen, primären und/oder metastatischen
Tumoren im Skelett usw., gegebenenfalls mit Verabreichungshilfsmitteln.
Somit betrifft die Erfindung in einem weiteren Aspekt einem Kit
zur Behandlung von Knochenoberflächen
oder primären
und/oder metastatischen Tumoren im Skelett, welcher umfasst: ein α-Partikel
emittierendes Actinium- oder Thorium-Radioisotop und einen Chelator mit
Knochenpräferenz
zur Herstellung physiologisch kompatibler Lösungen eines Chelats eines
Actinium- oder Thorium-Radioisotops; einen pharmazeutisch akzeptablen
Trägerstoff;
und gegebenenfalls Verabreichungshilfsmittel.
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Die
vorliegende Erfindung wird jetzt mit Bezug auf die nachfolgenden,
nicht begrenzenden Beispiele beschrieben.
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Die
folgende Liste zeigt den Hauptverlauf der Zerfallsserie von Actinium-225
und seinen Tochterisotopen (Halbwertszeit und Zerfallsart):
225Ac (10,0 d., α)→ 221Fr
(4,8 min., α)→ 217At (0,032 s., α)→ 213Bi
(47 min., β)→ 213Po (4,2 μs., α)→ 209Pb
(3,3 h, β)→ 209Bi (stabil)
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Die
folgende Liste zeigt den hauptsächlichen
Verlauf der Zerfallsserie von Thorium-227 und seinen Tochterisotopen
(Halbwertszeit und Zerfallsart):
227Th
(18,7 d., α)→ 223Ra (11,4 d., α)→ 219Rn
(3,9 s., α)→ 215Po (1,8 ms., α→) 211Pb
(36,1 min., β)→ 211Bi (2,15 min, α)→ 207TI
(4,8 min., β)→ 207Pb (stabil)
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Die
unten beschriebenen Actinium-Experimente wurden mit Actinium-228
durchgeführt.
Die Identität der
Chemie von Actinium-225 und Actinium-228 kann vernünftigerweise
angenommen werden, da aufgrund des niedrigen relativen Gewichtsunterschiedes
(etwa 1,3 %) zwischen diesen beiden Isotopen angenommen werden kann,
dass die isotopischen Effekte minimal sind. Alle Thorium-Experimente
wurden mit Thorium-227 durchgeführt.
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Tabelle
1: γ-Strahlen
und ihre Wahrscheinlichkeiten beim Zerfall von Thorium-227 und Actinium-225.
Nur die häufigste γ-Strahlung
wird für
jedes Radionuklid aufgeführt.
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Materialien
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Das
in dieser Arbeit verwendete Thorium-232-Tetranitrat und Actinium-227-Oxid
waren mehr als 20 Jahre lang gelagert worden. Zwei verschiedene
Chargen von Thorium-223-Tetranitrat wurden verwendet, nämlich (1)
Th(NO3)4·6H2O (Fluka AG Buchs SG, Schweiz) und (2) Th(NO3)4·4H2O (J. L Baker Chemicai Co., Phillipsburg,
NJ, USA). Das Actinium-227 wurde von einer 28 Jahre alten Protactinium-231-Quelle
gewonnen. Proben wurden von der Nuclear Chemistry Group, Department
of Chemistry, University of Oslo, Oslo, Norwegen, zur Verfügung gestellt.
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Ionen-Austauschharze
wurden von Bio-Rad (Hercules, CA, USA) geliefert.
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Die
Ionen-Austauschharze wurden durch Waschen mit Wasser, dann 7 M Salzsäure, gefolgt
von Aceton und schließlich
Wasser, equilibriert. Vor dem Befüllen der Säulen wurden die Harze in Wasser
gelagert.
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Das
Amberlite XAD7-HP-Harz wurde von Rohm & Haas (Frankfurt, Deutschland) erworben.
Das Harz wurde vor der Verwendung mit 2 M Salpetersäure behandelt.
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Methoden
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Thorium-227
wurde, wie von Müller
in Radiochimica Act 9: 181–186
(1968) beschrieben, durch Anionen-Austauschchromatographie in einer
Nitratlösung
aus einem Actinium-227-Zerfallsgemisch
isoliert. Zur Vorbereitung der Chelatbildung wurde das Thorium-227-haltige
Eluat bis zur Trockne eingedampft. Danach wurde das Thorium-227
in 0,1 M Salpetersäure
aufgelöst.
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Beispiel 1 – Präparation
von Actinium-228
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Actinium-228
wurde durch eine Kombination von Lösungsmittelextraktion und Ionenaustausch
gewonnen.
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Lösungsmittelextraktionsverfahren
zur Trennung von Thorium und Radium: Als Generatormaterial für Actinium-228
dienendes Radium-228 wurde durch Extraktion aus Thorium-232 isoliert.
Eine Menge von 15–20 g
Thorium-232 Tetranitrathydrat wurde in 20 ml 0,1 M Salpetersäure aufgelöst, in einer
250 ml-Scheidetrichter gegeben und mit 3 × 70 ml einer 2M Lösung von
Di(2-ethylhexyl)orthophosphorsäure
(HDEHP) in Heptan in Kontakt gebracht. Die vereinigten wässrigen
Phasen aus vier Extraktionsansätzen,
von denen jeder aus dem Extraktionsverfahren von 15–20 g Thorium-232-Tetranitrathydrat
stammte, wurden dreimal mit 30 ml Heptan gewaschen. Danach wurde
die wässrige
Lösung
auf 10 ml eingedampft. Anschließend
wurden zwei Extraktionen der Lösung
mit 20 ml Heptan durchgeführt.
Zur Vorbereitung auf das Ionenaustauschverfahren wurde die Lösung durch
eine Säule
von Amberlit XAD-7HP-Harz zur Entfernung von Resten organischer
Verbindungen eluiert.
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Beispiel 2 – Ionenaustauschverfahren
zur Trennung von Radium und Actinium
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Ein
Beispiel der Trennung von Radium und Actinium unter Verwendung starker
Kationenaustauschharze wurde von Campbell in Can. J. Chem. 37: 1094–1101 (1959)
beschrieben, worauf vollinhaltlich Bezug genommen wird. Die Radium-228
und Actinium-228 enthaltende Lösung,
erhalten gemäß obiger
Beschreibung, wurde auf eine 3 × 50
mm Säule
von AG50W-X12 aufgetragen. Die Säule
wurde mit 10 ml 1 M Salpetersäure
gewaschen. Blei-212, Wismut-212, Radium-224 und Radium-228 wurden
danach mit 3 M Salpetersäure
eluiert, die Lösung
wurde einen Monat lang gelagert, um das co-eluierte Radium-224 zerfallen
zu lassen.
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Zur
Gewinnung von Actinium-228-Quellen wurde die Radium-228 in 3 M Salpetersäure enthaltende Lösung bis
zur Trockne eingedampft. Das Radionuklid wurde unter Verwendung
von 1 ml 1 M Salpetersäure aus
dem Gefäß ausgelaugt.
Diese Lösung
wurde auf eine 3 × 40
mm Säule
von AG50W-X12 aufgetragen. Wiederum wurde Radium-228 in 3 M Salpetersäure eluiert.
Actinium-228 wurde in 6 M Salpetersäure eluiert, die Lösung wurde
dann bis zur Trockne eingedampft und zur Vorbereitung auf den chemischen
Chelatbildungsschritt in 0,1 M Salpetersäure aufgelöst.
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Beispiel 3 – Herstellung
von koordinativen Komplexen
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20–30 ml einer
50 mM wässrigen
Lösung
von DTMP oder DOTMP, mit Ammoniumacetat auf pH 5–5,5 eingestellt, wurden den
Radionukliden in 50 bis 100 μl
von 0,05–0,1
M Salpetersäure
zugesetzt. Der pH-Wert wurde mit Ammoniumacetat auf 5–5,5 eingestellt,
das Reaktionsgemisch wurde 10 Stunden lang (für Thorium) oder eine Stunde
lang (für
Actinium) auf 60 °C
gebracht. Danach wurde jeder Radionuklidkomplex auf einer 2 × 20 mm
Säule aus
Chelex-100-Kationenaustauschharz eluiert. Etwa 80 % des Thorium-227
wurden aus der Säule
eluiert, während
der entsprechende Wert für
Actinium-228 bei 50 bis 60 % lag (unter Berücksichtigung des Verfalls).
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Lösungen zur
Injektion wurden durch Verdünnung
der Komplexe in einem 0,1 M Natrium-N-morphvlinethansulfonat-Puffer
(NaMES), gefolgt von Filtration durch sterile 0,22 μm-Spritzenfilter (Nylonmembran,
5 mm Durchmesser, Whatman, Maidstone, UK) hergestellt.
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Herstellung von Thorium-227
in Ammoniumacetat/MES-Lösung
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Thorium-227
zur Injektion als schwach komplexiertes Kation wurde hergestellt,
indem man die 0,1 M Salpetersäure-Lösung mit
Ammoniumacetat neutralisierte, dann die Lösung auf die gewünschte Aktivitätskonzentration
mit 0,1 M MES-Puffer verdünnte,
gefolgt von Sterilfiltration.
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Beispiel 4 – Biadistributionsversuche
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Die
Biodistribution von an Polyphosphonat gebundenem Thorium und Actinium
wurden an Mäusen
untersucht.
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BALBIc-Mäuse mit
einem Körpergewicht
im Bereich von 11–16
g wurden in den Biodistributionsversuchen verwendet. Jedem Tier
wurden in paarweise markierten Arrangements die Verbindungen durch
intravenöse
Injektion von 100–200 μl der Zubereitung
verabreicht. Die Verbindungen Actinium-228-DOTMP, Thorium-227-DOTMP,
Thorium-227-DTMP und Thorium-227-acetat/MES
wurden untersucht. Ungefähr
5 kBq Thorium-228 und 5 KBq aktivem Actinium-228 wurden injiziert. Die Tiere wurden
durch Genickbruch getötet.
Für jedes
Paar von Verbindungen wurde die Gewebsdistribution in 3 Mäusen bestimmt.
Die Gewebsverteilung wurde für
Actinium-228-DOTMP, Thorium-227-DOTMP, Thorium-227-DTMP und Thorium-227-acetat
nach 4 Stunden bestimmt.
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Im
Allgemeinen wurde die Radioaktivität in den Gewebeproben unter
Verwendung eines Natriumiodid/Kalium-Detektors vom Napf-Typ und
durch Flüssig-Szintillationszählung (Beckmann
LS6500, Beckmann, Fullerton, CA, USA) bestimmt. Thorium-227 wurde
unter Verwendung eines HPGe-Detektors (Canberra, CT, USA) und gleichfalls
durch Flüssig-Szintillationszählung nach
Auflösung
von Gewebeproben und Zerfall des Actinium-228 gemessen. Actinium-228 wurde mit dem
HPGe-Detektor und dem Natriumiodid/Kalium-Detektor gemessen. Proben
der radioaktiven Zubereitungen der Nuklide wurden als Referenzen
verwendet, um physikalischen Zerfall und Überschneidung der Messbereiche
bei den Detektionsverfahren zu bestimmen.
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Tabelle
2: Gewebsverteilung der knochenpräferierenden Verbindungen 4
Stunden nach der Injektion (% I.D./g ± Standardabweichung
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- N.V. Keine Daten verfügbar
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Die
Daten in Tabelle 2 zeigen, dass die actinium- und thoriumhaltigen
Polyphosphonate hervorragende Verteilungsverhältnisse von Knochen zu Weichteilgewebe
zeigen, was auf ausreichende Stabilität des Chelator-Radionuklid-Komplexes
für in
vivo-Targeting hindeutet. Die Knochenproben aus Femur, Schädel und
Rippe zeigen durchweg sehr viel höhere Aufnahme als die untersuchten
Weichteilorgane.
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Die
Daten für
das gelöste
Thorium-227-Acetat sind in Tabelle 3 dargestellt. Es ist zu sehen,
dass die Knochenaufnahme kationischen Thoriums hoch und mit den
für die
Polyphosphonat-Komplexbildner mit Knochenpräferenz beobachteten Werten
vergleichbar ist; jedoch macht seine Affinität für einige Weichteilgewebe, z.
B. Leber und Milz, dieses Material für in vivo-Knochentargeting ungeeignet. Tabelle
3: Gewebsverteilung von Thorium-227-Acetat (% der injizierten Dosis
pro g ± Standardabweichung)
4 Stunden nach der Injektion (n = 2)
Blut | 1,2 ± 0,4 |
Niere | 7,7 ± 0,7 |
Leber | 56,5 ± 9,4 |
Femur | 23,4 ± 6,9 |
Schädel | 18,9 ± 7,6 |
Rippe | 14,6 ± 4,4 |
Lunge | 2,6 ± 0,4 |
Muskel | 1,1
(n = 1) |
Herz | 2,6 ± 0,4 |
Gehirn | < 0,1 |
S.I | 2,3 ± 0,1 |
L.I. | 1,7 ± 0,1 |
Milz | 14,2 ± 2,8 |
Magen | 4,6 ± 1,0 |
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Daten
für die
Biodistribution kationischen Actiniums bei Mäusen wurden vor kurzem veröffentlicht
(siehe Davis et al., (oben); und Deal et al., (oben)) und zeigen,
dass dieses Element als kationische Spezies (d. h. als gelöstes Actiniumacetat)
ebenfalls im Verhältnis
zur Aufnahme in Weichteilgewebe keine genügend selektive Aufnahme in
Knochen zeigt, um sich alleine als Therapeutikum mit Knochenpräferenz zu
eignen.
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Verglichen
mit kationischem Radium-223 sechs Stunden nach der Injektion (siehe
Tabelle 4) zeigten Thorium-227-DTMP, Thorium-227-DOTMP und Actinium-228-DOTMP
4 Stunden nach der Injektion bessere Verhältnisse von Femur zu Blut und
Femur zu Gewebe einiger Organe, obwohl das Radium mehr Zeit für die Clearance
aus Weichteilgeweben hatte.
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Tabelle
4: Verhältnisse
von Femur zu Weichteilgewebe für
kationisches Radium-223 im Vergleich zu Chelaten von Actinium-228
und Thorium-227 mit Knochenpräferenz
bei BALB/c-Mäusen.
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Somit
ist es, obwohl Actinium und Thorium als Kationen keine ausreichende
Selektivität
für Knochen besitzen,
möglich,
Radiopharmazeutika mit Knochenpräferenz,
d. h. zum therapeutischen Targeting von Skelettoberflächen geeigneten
Verteilungsverhältnissen
von Knochen zu Weichteilgewebe herzustellen, indem man Actinium-
und/oder Thorium-Radioisotope
mit z. B. Polyphosphonaten mit genügender Komplexierungskraft
kombiniert. Diese Verbindungen zeigen, verglichen mit dem knochenpräferierenden
Alkalimetall Radium-223,
mitunter eine noch schnellere Clearance aus Weichteilgeweben.