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GEBIET DER
TECHNIK
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Die
Erfindung liegt auf den Gebieten der Impfstoffentwicklung und -anwendung
und bezieht sich auf abgeschwächte
lebende Impfstoffvektoren, konkreter auf solche Vektoren, die auf
genetisch modifizierten Influenza A-Virenstämmen beruhen oder davon abgeleitet
sind, sowie auf die Herstellung rekombinanter Influenzaviren und
Impfstoffe.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Influenzaviren
sind Viren aus segmentierten Negativstrang-RNA und gehören zur
Familie der Orthomyxoviridae. Das Influenza-A-Virus besteht aus
neun strukturellen Proteinen und kodiert zusätzlich ein nichtstrukturelles
NS1-Protein mit regulatorischen Funktionen. Das nichtstrukturelle
NS1-Protein wird während des
Reproduktionszyklus in grossen Mengen synthetisiert und ist im Zytosol
und Kern der infizierten Zellen lokalisiert. Die segmentierte Natur
des viralen Genoms ermöglicht
es, dass der Mechanismus eines genetischen Reassortments (eines
Austausches von Genomsegmenten) bei Mischinfektion einer Zelle mit
verschiedenen Virenstämmen
abläuft.
Mehrere Merkmale machen Influenzaviren zu attraktiven Kandidaten
für die
Entwicklung wirksamer lebender Impfstoffvektoren gegen verschiedene
Krankheiten:
- 1) Influenzaviren induzieren nach
der Infektion starke zelluläre
und humorale Immunantworten gegen virale Proteine auf systemischem
und auf Schleimhautniveau;
- 2) als ein RNA-Virus enthält
das Influenzavirus in seinem Replikationszyklus keine DNA-Phase.
Daher kann eine chromosomale Integration von viralen Genen in den
Wirt ausgeschlossen werden;
- 3) viele verschiedene Subtypen von Influenzaviren sind verfügbar. Da
die Antikörper
gegen diese verschiedenen Subtypen keine oder nur geringe Kreuzreaktivität zeigen,
kann eine schon bestehende Immunität gegenüber dem viralen Vektor im Wirt,
die häufig
ein Problem für
andere lebende Vektoren darstellt, umgangen wer den. Auch könnten wirksame
Booster-Immunisierungen mit Influenzaviren unterschiedlicher Subtypen,
die die gleichen Antigene exprimieren, möglich sein; und
- 4) abgeschwächte
Influenzaviren sind als lebende Influenza-Impfstoffe, die im Menschen
als sicher und immunogen erwiesen worden sind, verfügbar.
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Bisher
besteht das Hauptproblem beim Einsatz von Influenzaviren als einem
Vektor in der Grösse
des Virusgenoms und seiner begrenzten Fähigkeit, fremde Sequenzen zu
tolerieren. Von zehn Proteinen des Influenzavirus sind nur die Oberflächen-Glykoproteine
Hämagglutinin
(HA) und Neuraminidase (NA) erfolgreich gentechnisch für eine stabile
Expression fremder Epitope verändert
worden. Da das Influenzavirus nur eine Einfügung von ungefähr zehn
Aminosäuren
in sein HA-Molekül
toleriert, bestehen nur begrenzte Möglichkeiten, die Konformationseigenschaften
der eingefügten
Epitope zu beeinflussen, die wahrscheinlich besser zum Ausdruck
kämen,
wenn längere
Sequenzen eingeführt
würden.
Ausserdem können
Oberflächen-Influenzaglykoproteine
wie HA oder NA wegen ihres Zusammenhanges mit antigenen Eigenschaften
der Viren nicht als optimale Ziele für die Präsentation fremder Sequenzen
betrachtet werden. Ein lebendes HA-Viruskonstrukt, das ein erwünschtes
fremdes Antigen enthält,
kann wegen der bereits bestehenden Immunität gegen das HA, die durch die
erste Immunisierung oder durch eine natürliche Vireninfektion bereits
vorhanden ist, nicht für Boost-Immunisierungen
(zum Beispiel durch zweite und weitere Verabreichungen) angewendet
werden. Eine Boost-Immunisierung wäre nur nach Einführung der
erwünschten
antigenen Struktur in ein anderes HA-Molekül, das zu einem anderen Influenzaviren-Subtyp
gehört,
möglich.
Es ist offensichtlich, dass ein solcher Prozess schwierig, mühsam und
extrem zeitaufwändig
und daher für
eine routinemässige
Impfstoffherstellung wahrscheinlich nicht geeignet ist.
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Vorausgegangene
Untersuchungen im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung haben
Hinweise geliefert, dass das NS-Gen des Influenza-A-Virus eine aussichtsreiche
Alternative zu HA als viraler Träger zur
Präsentation
eines erwünschten
fremden Antigens an das tierische oder menschliche Immunsystem sein kann.
Das kürzlich
begründete
Verfahren der reversen Genetik (Egorov und Mitautoren, 1998, J.
Virol. 72 (8) 6437–41)
ermöglicht
die Rettung von Influenzaviren, die lange Deletionen oder Einfügungen fremder
Sequenzen auf der Carboxylseite des nichtstrukturellen Proteins
1 (NS1-Protein)
enthalten. NS1-Protein ist in mit Influenzaviren infizierten Zellen
reichlich vor handen und stimuliert zytotoxische T-Lymphozyten-(CTL-)Antworten wie
auch Antikörper-Antworten
im natürlichen
Verlauf einer Influenzavireninfektion.
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Weitere
Einzelheiten über
das NS-Gen des Influenzavirus finden sich in WO 99/64571 oder WO 99/64068.
Ausserdem wird in WO 99/64571 und WO 99/64068 offenbart, dass gefunden
wurde, dass abgeschwächte
Influenza-A-Virus-Transfektanten, die Knockout-Deletionen des ganzen
NS1-Gens enthalten, einen starken, Interferon (IFN) induzierenden
Phänotyp
besitzen. Das wurde daraus geschlossen, dass solche Transfektanten
auf IFN-armen Verozellen, aber nicht auf Hühnereiern oder Madin-Darby-Hundenieren-(MDCK-)Zellen
wachsen konnten.
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WO
99/64068 offenbart einige Mutanten des Influenzavirus, die Deletionen
im NS1-Gen enthalten, darunter Mutanten mit voller Deletion des
NS1-Gens wie auch Mutanten mit partiellen Deletionen des NS1-Gens.
Weiter wird darin offenbart, dass Deletionen innerhalb des N-endständigen Teils
zwischen den Aminosäurepositionen
1 und 124 Mutanten ergeben, die mehr oder weniger stark verfehlen,
eine Interferonantwort zu antagonisieren, während die Antagonisierung einer
Interferonantwort bei voller Deletion des NS1-Gens gänzlich versagte.
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Das
Influenza-NS1-Protein ist ein RNA bindendes Protein, das mit einer
Anzahl von regulatorischen Funktionen während einer Influenzavireninfektion
in Verbindung gebracht worden ist. Es wird in grossen Mengen synthetisiert
und findet sich früh
während
der Infektion hauptsächlich
im Kern, aber später
im viralen Zyklus im Zytoplasma der infizierten Zellen. Ein anderes
regulatorisches virales Protein, nämlich das Nef-Protein von HIV-1,
das ein myristyliertes Protein ist, ist zum Unterschied vom Influenza-NS1-Protein
im Zytosol in Verbindung mit der Zellmembran lokalisiert.
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Eine
gegen früh
exprimierte regulatorische HIV-1-Proteine gerichtete Immunantwort
könnte
es möglicherweise
erlauben, virusinfizierte Wirtszellen vom Replikationszyklus zu
eliminieren, noch ehe neue infizierende virale Teilchen freigesetzt
werden. Da das Nef-Protein zu den ersten freigesetzten Proteinen
gehört
und des Weiteren eines der hauptsächlichen, nach der Infektion
erzeugten HIV-Proteine ist, könnte
es eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung eines wirksamen
Impfstoffes gegen AIDS spielen.
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Der „negative
Faktor" (Nef) von
HIV-1 wird durch einen offenen Leseraster kodiert, der sich teilweise mit
der U3-Region der langen 3'-endständigen Wiederholung überlappend
am 3'-Ende des Virus
befindet. Bis zu 80% der Klasse der frühen, mehrfach gespleissten
viralen Transkripte kodieren Nef. Das Nef-Genprodukt ist ein NH2-endständig
myristyliertes Protein von 27 bis 30 kDa, das vorwiegend im Zytoplasma
lokalisiert und mit der Membran und der zytoskeletalen Matrix assoziiert
ist. Es wird bei den verschiedenen Menschen-(HIV-1- und HIV-2-)
und Affen-(SIV-)Immunschwächeviren
gut konserviert.
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Die
nahe entwicklungsgeschichtliche Beziehung zwischen diesen Primaten-Lentiviren
legt nahe, dass das Nef-Protein eine wichtige Rolle bei viraler
Infektion und Pathogenese spielt, obwohl die genaue Rolle im Lebenszyklus
der Viren und seine Funktionen auf der Ebene der Zellen noch Gegenstand
laufender Forschungsarbeiten sind.
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Verschiedene
Einzelheiten über
das Nef-Protein und seine Wirkungen sind aber bereits bekannt. Zum Beispiel
wird berichtet, dass einige Menschen, die mit HIV infiziert waren,
von dem Nef entfernt worden war, krankheitsfrei blieben und 10 bis
14 Jahre nach der Infektion normale CD4-Zählungen aufwiesen, obwohl Nef-Deletion
kein universeller Befund in Langzeitüberlebenden ist. Ausserdem
ist SIV, dem Nef fehlt, nicht in der Lage, AIDS in infizierten erwachsenen
Makaken zu erzeugen. SIV-Mutanten, von denen das Nef-Gen entfernt
worden ist, induzieren sogar einen Schutz gegen einen virulenten
Challenge. Es konnte gezeigt werden, dass Nef die provirale HIV-1-DNA-Synthese
stimuliert, und es wurde auch gefunden, dass seine Expression die
wirksame Internalisierung und den Abbau des CD4-Zelloberflächenrezeptors
für HIV-1
induziert. Diese Nef-induzierte CD4-Herabregulierung, die die Zellen
gegenüber
einer viralen Superinfektion resistent macht, besitzt das Potential,
die Virenreplikation zu steigern, indem sie die Freisetzung der
Nachkommenvirionen erleichtert. Es wurde weiter gezeigt, dass extrazelluläres Nef-Protein
HIV-1 sowohl in infizierten T-Zelllinien als auch in PBMC von asymptomatischen
Trägern
von einer latenten zu einer produktiven Infektion aktivieren konnte.
Weiter wurde gezeigt, dass primäre
Zellen, die mit HIV-1 infiziert waren, nicht wirksam durch CTL lysiert
wurden, wenn das virale Nef-Genprodukt exprimiert wurde.
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Der
Schutz von HIF-infizierten Zellen vor wirksamer Erkennung und Tötung durch
CTL korreliert mit der von Nef vermittelten Herabregulierung von
Molekülen
der MHC-Klasse 1. Nef stört
ferner die Induktion von IL-2-mRNA in T-Zelllinien. Weiter ist eine
grosse Anzahl von Zellpartnern gefunden worden, die mit Nef-Expression
assoziiert sind, darunter Kinasen der Src-Familie, β-COP, eine
Serin-Threonin-Kinase, Thioesterase und p53.
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Es
wird auch berichtet, dass die Mehrheit (etwa 2/3) von HIV-1-seropositiven
Patienten Nef-spezifische CTL erzeugte.
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Zwei
zentrale, mehrfach begrenzte immunodominante Regionen (Aminosäuren 66
bis 100 und 115 bis 146) sowie eine carboxyl-endständige Region
(Aminosäuren
182 bis 206) sind innerhalb des Nef-Proteins identifiziert worden.
Diese drei mehrfach begrenzten immunodominanten Regionen (Aminosäuresequenzen, die
mehr als ein T-Zellepitop enthalten) werden durch humane CD8+-CTL
in Verbindung mit mindestens 14 verschiedenen Molekülen der
MHC-Klasse 1 erkannt, darunter die wichtigen MHC-Haplotypen HLA-A1,
-A3, -A11, -88, -B17, -B18 und -B37.
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Die
beiden zentralen, mehrfach begrenzten Domänen des Nef-Proteins sind die
am höchsten
konservierten Regionen unter den verschiedenen HIV-1-Isolaten und
waren für
die meisten der untersuchten, asymptomatisch HIV-1-seropositiven
Spender immunodominant. Zusätzlich
zu der hohen Immunogenität
des HIV-1-Nef-Proteins, die durch seine Fähigkeit, starke T-Zellen-Immunantworten
zu induzieren, demonstriert worden ist, ist auch über Nef-spezifische
B-Zellen-Immunantworten in der Literatur berichtet worden.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Entwicklung von abgeschwächten lebenden
Impfstoffvektoren, konkreter auf solche Vektoren, die auf genetisch
modifizierten Influenza-A-Virenstämmen beruhen oder davon abgeleitet
sind. Sie bezieht sich weiter auf den Aufbau und die Modifizierung
von gentechnisch veränderten
nichtstrukturellen Genen von Influenza-A-Viren und insbesondere
des NS1-Gensegments, wobei die Modifizierungen Deletionen ausgewählter Teile
des NS1-Gensegments und/oder Einfügungen von heterologen, bevorzugt
antigenen Sequenzen in ausgewählte
Plätze
des NS1-Gens einschliessen.
Ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, chimärische Influenzaviren
zur Verfügung
zu stellen, die solche modifizierte NS1-Gensegmente enthalten, aber
im Gegensatz zu den Transfektanten, die in WO 99/64571 oder WO 99/64068
offenbart worden sind, frei von dem Nachteil sind, IFN-empfindlich
zu sein. Die Erfindung bezieht sich weiter auf rekombinante Proteine,
die durch Expression in einem geeigneten Wirtssystem aus den NS1-modifizierten
Viren gewonnen werden, und weiter auf einen Impfstoff, der die NS1-modifizierten
Viren der vorliegenden Erfindung umfasst.
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Noch
ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur
Gewinnung rekombinanter Influenzaviren wie auch abgeschwächter Influenza-Impfstoffe
zur Verfügung
zu stellen, das auf der Erzeugung kontinuierlicher Zelllinien (zum
Beispiel Vero, MDCK usw.) beruht, die synthetische Influenzagene
(Minus-Sense-RNA) exprimieren, die natürliche oder gentechnisch veränderte Influenzasequenzen
(Deletionen oder Einfügungen)
umfassen. Diese Zelllinien, die grosse Mengen solcher Gene erzeugen,
können
für eine
von Auswahlprozeduren gefolgte Infektion mit Influenzaviren verwendet
werden, um ein interessantes Gen in die viralen Nachkommen eingebaut
zu bekommen.
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Die
gegenwärtigen
Erfinder haben ein System der reversen Genetik an Verozellen aufgebaut,
das es ihnen ermöglicht,
die Virulenz des PR8-Influenza-A-Virenstammes durch Veränderung
der Länge
des translatierten NS1-Proteins zu manipulieren. Während der
zur vorliegenden Erfindung führenden
Forschungsarbeiten ist die Fähigkeit
von Influenza-A-Viren untersucht worden, lange Einfügungen im
NS-Gen zu tolerieren und zu präsentieren.
Eine Sammlung mehrerer chimärischer
NS1-Gen-Konstrukte, in denen heterologe Sequenzen einschliesslich
der von HIV-1 abgeleiteten Sequenzen, die ELDKWA von gp41 oder Nef
kodieren, verwendet werden, ist durch Rasterinsertion einer oder
mehrerer der heterologen Sequenzen oder wahlweise mehrerer Wiederholungen
irgendeiner solchen Sequenz in das NS1-Protein aufgebaut worden.
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Die
erwähnten
heterologen Sequenzen sind an der nt-Position 400 (die der aa-Position 124 entspricht) eingefügt worden,
wahlweise nach einer vorangehenden 2A-Selbstspaltungsstellensequenz und/oder
einer vom Influenza-HA-Molekül
abgeleiteten Leitersequenz. Andere Konstrukte umfassten zusätzlich eine
vom Influenza-HA-Molekül
abgeleitete Ankersequenz als eine Einfügung direkt hinter der (den)
erwünschten
antigenen Sequenz(en), wodurch das Ende der gesamten heterologen
Einfügung
gebildet wurde. In jedem Falle folgte auf die Einfügungen ein
Stopp-Codon, um eine Transkription und Translation des verbleibenden
Abschnitts des NS1-Gensegments (einschliesslich der Effektordomäne) zu verhindern,
dabei aber die Spaltungsstelle für das
NS-Spleissen (die für
die Transkription und Translation des NS2- = NEP-Gensegments erforderlich
ist) voll funktionsfähig
zu erhalten.
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Gerettete
Viren bewirkten eine Expression und Ansammlung fremder Antigene
im Zytosol und/oder auf der Oberfläche der infizierten Zellen.
Die Erfinder haben auch transfektante Viren, die eine an T-Zellepitopen des
HIV-1-Nef-Proteins reiche, mehrfach begrenzte immunodominante Region
(136 Aminosäuren)
beherbergten, erfolgreich gerettet.
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Alle
Transfektanten zeigten normale Wachstumseigenschaften in Verozellen,
Hühnerembryonen
und MDCK-Zellen, aber wurden in Mäusen abgeschwächt. Chimärische Influenza-NS1-Nef-Viren
replizierten nicht in den Atemwegen infizierter Mäuse, aber
waren in der Lage, nach einer einzelnen intranasalen Immunisierung eine
starke Nef-spezifische
CTL-Antwort zu induzieren. Ausserdem wurde eine Nef-spezifische
Antikörperantwort
nach drei Immunisierungen festgestellt. Eine Übertragung des rekombinanten
NS-nef-Gens durch genetisches Reassortment vom viralen PR8-Vektor
(Influenza A/PR/8/34; Egorov und Mitautoren, 1994, Vopr. Virusol.
39: 201–205)
zu anderen Influenzastämmen
führte
zum gleichen Niveau der Abschwächung
und Immunogenität.
Diese Erkenntnis ermöglichte
es den gegenwärtigen
Erfindern, wirksame Boost-Immunisierungen unter Verwendung mehrerer
abgeschwächter
Vektoren verschiedener antigener Subtypen vorzunehmen.
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Die
Erfinder sind somit in der Lage gewesen zu zeigen, dass durch das
Vorgehen, einen Satz von chimärischen
Influenzastämmen
zu schaffen, die zu verschiedenen Influenza-Subtypen gehören, aber
das gleiche rekombinante chimärische
NS1-Gen tragen, die Möglichkeit
gegeben wird, mehrere Stämme
für Boost-Immunisierungen
zu erzeugen. Sie haben weiter bewiesen, dass ein neues chimärisches
NS1-Genkonstrukt, nachdem es einmal gerettet worden ist, routinemässig durch
genetisches Reassortment auf einen anderen Influenzastamm übertragen
werden kann.
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BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 zeigt
eine funktionelle Karte des gentechnisch veränderten NS1-Proteins von PR8;
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2 zeigt
die Struktur von rekombinanten NS1-Proteinen der geretteten transfizierten
Influenzaviren, die gp-41- und IL-1β-Peptid exprimieren;
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3 zeigt
die Struktur des rekombinanten NS1-Proteins des geretteten Influenza-Transfektanten PR82Anef
(PR8/Nef), der aa70-206 des Nef-Proteins von HIV-1 NL4-3 exprimiert;
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4 zeigt
die Replikation von chimärischen
Influenza/Nef-Viren in den unteren Atemwegen von Mäusen;
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5 zeigt
die Anzahl von IFN-γ sekretierenden
Zellen von immunisierten Mäusen,
die pro 106 Milzzellen gefunden wurde, nachdem
immune Milzzellen in Gegenwart von Nef-Peptid, NP-Peptid oder ohne
Peptid als Indikator für
T-Zellenantworten
inkubiert worden waren;
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6 zeigt
die Anzahl von IFN-γ sekretierenden
Zellen aus den die Atemwege entwässernden Lymphknoten
von immunisierten Mäusen,
die pro 106 Milzzellen gefunden wurde, nachdem
immune Milzzellen in Gegenwart von Nef-Peptid, NP-Peptid oder ohne
Peptid als Indikator für
T-Zellenantworten inkubiert worden waren;
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7 zeigt
Nef-spezifische Serum-IgG-Immunantworten nach einer zweiten und
dritten Immunisierung von mit rekombinanten Influenza/Nef-Viren
immunisierten Mäusen;
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8 stellt
Ergebnisse eines Plaquereduktionstests dar;
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9 stellt
Ergebnisse eines Interferoninduktionstests dar;
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10a bis 10c zeigen
die Immunfluoreszenz von Verozellen, die im Voraus mit rekombinanten PR8/Nef-Viren
(10a, 10b)
und Influenza-PR8-Viren vom Wildtyp (10c)
infiziert worden waren;
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11 zeigt
Nef-Peptid-spezifische und NP-Peptid-spezifische Immunantworten
als quantitatives Mass für
IFN-γ sekretierende
Zellen in Mäusemilzzellen;
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12 zeigt
Nef-Peptid-spezifische und NP-Peptid-spezifische Immunantworten
als quantitatives Mass für
IFN-γ sekretierende
Zellen in die Atemwege von immunisierten Mäusen entwässernden Lymphknoten;
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13 zeigt
Nef-Peptid-spezifische und NP-Peptid-spezifische Immunantworten
als quantitatives Mass für
IFN-γ sekretierende
Zellen in urogenitalen Einzelzellpopulationen von immunisierten
Mäusen;
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14 stellt
Ergebnisse eines ELISA-Tests dar, in dem Nef-spezifisches IgG in
Seren von Mäusen zwei
Wochen nach der dritten Immunisierung mit dem PR8/NS-Nef- oder Aichi/NS-Nef-Vektor
bestimmt wurde;
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15 ist
eine schematische Darstellung eines Influenza-NS-Transkriptionssystems
für die
Expression von Minus-Sense-RNA zur Verwendung in der Erzeugung von
rekombinanten Influenzaviren.
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EINGEHENDE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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In
einer Ausführungsform
bezieht sich die Erfindung auf gentechnisch veränderte NS-Gen-Konstrukte eines
Influenza-A-Virus, die Sequenzmodifizierungen, d.h. Einfügungen,
an der Nukleotid-(nt-)position 400 des NS1-Gensegments umfassen
(die Nummerierung basiert auf dem NS-Gen des Influenza-A/PR/8/34-Virus). Unerwartet
erwies es sich, dass ein Erhalt von Funktionalität des NS1-Gensegments bis zur
nt-Position 400 (entsprechend der aa-Position 124 des NS1-Proteins)
bei gleichzeitiger Deletion des übrigen
Abschnitts oder zumindest eines grösseren Teiles davon oder die
Einfügung
einer fremden nt-Sequenz in die Region hinter der nt-Position 400
oder eine Verschiebung des Leserasters, um eine falsche Transkription
und Translation des verbleibenden NS1-Abschnitts zu bewirken, zur
Rettung von NS-Genkonstrukten führte,
die ihre viralen Vektoren IFN-induzierend, aber nicht IFN-empfindlich
machte.
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Diese überraschende
Entdeckung wurde durch Experimente bestätigt, in denen die chimärischen
Influenzaviren, die gemäss
der vorliegenden Erfindung gentechnisch erzeugt worden waren, nicht
nur eine starke IFN-Antwort in MDCK-Zellen und Hühnereiern induzierten, sondern
auch in der Lage waren, mit einem dem PR8-Virus des Wildtyps vergleichbaren
Wirkungsgrad auf diesen Wirtssubstraten zu wachsen. Im Gegensatz dazu
zeigten chimärische
Influenzaviren, die Deletionen des ersten Drittels des NS1-Gens
oder Deletionen des ganzen NS1-Gens enthielten, sowohl einen IFN
induzierenden als auch einen IFN-empfindlichen Phänotyp. Sie
waren nicht in der Lage, auf Hühnereiern
oder MDCK-Zellen zu wachsen, und konnten daher nur auf IFN-armen
Zelllinien wie Verozellen kultiviert werden. Chimärische Influenzaviren
vom letzteren Typ sind in WO 99/64571 bzw. WO 99/64068 offenbart
worden. Es wird angenommen, dass die Viren der vorliegenden Erfindung,
die nicht so stark abgeschwächt
sind wie die Viren von WO 99/64571 bzw. WO 99/64068, stärker immunogen
und daher besser für
die Herstellung hoch wirksamer lebender Impfstoffe gegen verschiedene
Arten viraler Infektionen geeignet sind.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird das gentechnisch veränderte NS-Gen als ein genomisches
Fragment des Influenza-A-Virus in einem Verfahren verwendet, wo
es durch genetisches Reassortment zu beliebigen erwünschten
Influenza-A-Virenstämmen oder
lebenden Influenza-Impfstoffen übertragen
wird. In diesem Zusammenhang wird bevorzugt, dass das gentechnisch
veränderte
NS-Gen als ein cDNA-Klon aufgebaut wird, der durch Verfahren der
reversen Genetik als ein genomisches Fragment auf einen beliebigen
Influenza-A-Virenstamm oder einen lebenden Influenza-Impfstoff übertragen
werden kann. Zum Beispiel kann ein anderer Vektor wie Aichi/NS-Nef,
der zum H3N2-Subtyp gehört,
aber das gleiche rekombinante NS-Gen enthält, auf diese Art und Weise
gewonnen werden. Im Gegensatz zu Strategien, die die rekombinanten
Influenzaviren, die fremde Antigene exprimieren, im Zusammenhang
mit HA- oder NA-Molekülen erzeugt
haben, ermöglicht
dieses Vorgehen eine schnelle Erzeugung eines Satzes von nicht kreuzreaktiven
Vektoren für
optimale Boost-Immunisierungen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das gentechnisch veränderte NS-Gen für die Expression
von viralen Antigenen und insbesondere für die Expression der HIV-1-Sequenzen
von Nef oder ELDKWA von gp-41 ausgelegt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird das gentechnisch veränderte NS-Gen als ein genomisches
Fragment von Influenzaviren gerettet, dessen Expression als ein
Faktor zur Überexpression
und Aktivierung von Proteinkinase p-68 (PKR) in infizierten Zellen
beiträgt
oder einen solchen Faktor hervorruft.
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In
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung ist das chimärische
NS-Gen Teil eines abgeschwächten
(kälte-adaptierten)
lebenden Influenza-Impfstoffvektors, in dem das gentechnisch veränderte NS-Gen
der Hauptfaktor oder ein zusätzlicher
Faktor für
die Abschwächung
ist. Es ist besonders nützlich
für die
Herstellung von sicheren und hoch wirksamen, auf Influenzaviren
beruhenden Impfstoffen, darunter – ohne darauf beschränkt zu sein – anti-HIV-1-Impfstoffen,
worin das transfizierte chimärische
NS-Gen-Konstrukt Gensequenzen von nef, 2A und/oder gp-41 oder anderen
viralen Genen zur Induktion starker Antikörper- und/oder B- und T-Zellen-Immunantworten
umfasst.
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Der
einen abgeschwächten
(kälte-adaptierten)
lebenden Influenzavirenvektor umfassende Impfstoff kann in einer
geeigneten pharmazeutischen Formulierung hergestellt und sowohl
für prophylaktische
Immunisierungen als auch für
eine therapeutische Impfung verwendet werden, darunter die Induktion
von IFN-Freisetzung in Kombination mit einer Stimulierung der B-
und T-Zellenantwort. In solchen Formulierungen könnten Influenzavektoren in
Kombination mit einem beliebigen anderen Vektor verwendet werden,
der analoge Antigene exprimiert, um eine maximale Boostwirkung zu
gewährleisten.
So bietet die Erzeugung von abgeschwächten Influenza-NS-Vektoren
die Möglichkeit,
neuartige rekombinante Impfstoffe mit einem nahezu optimalen Gleichgewicht
von Sicherheit und gegen eine breite Auswahl von Pathogenen gerichteter
Immunogenität
zu gewinnen.
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In
einer besonderen Ausführungsform
der Erfindung umfasst das gentechnisch veränderte NS-Gen eines Influenza-A-Virus
eine heterologe Nukleotideinfügung,
die vom HIV-1-Nef-Gen (Nukleotide 210–618 des Nef-Gens des HIV-1-Klons
NL4-3) abgeleitet ist, sowie eine Einfügung der Selbstspaltungssequenz
2A (54 Nukleotide) N-endständig
zu der von HIV-1 abgeleiteten Einfügung an der Position 400 der
NS1-Protein-Kodiersequenz. Die ersten 68 Aminosäuren des Nef-Proteins wurden
entfernt, um Domänen
einschliesslich der Myristoylierungsstelle und weitere, mit den
pathogenen Eigenschaften des mehrfunktionellen HIV-1-Nef-Proteins verbundene
Domänen
auszuschliessen.
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In
weiteren Versuchen fanden die Erfinder, dass Influenza-PR8/Nef-Virus
und Influenza-Aichi/Nef-Virus zu einem hohen Gehalt an Antikörpern gegen
den viralen Vektor und einem geringeren, aber immer noch signifikanten
Gehalt gegen das Nef-Gen führten.
Der PR8/Nef-Virus ist ein PR8-124-Virus mit verkürztem NS1, der eine 2A-Selbstspaltungssequenz
an der aa-Position 124 des NS1-Proteins enthält und zusätzlich eine auf die Selbstspaltungsstelle
folgende Nef-Sequenz (aa70-206 des HIV-1-Nef-Proteins) umfasst.
Der Aichivirus ist reassortiert, insofern als alle Gene ausser dem
NS-Gen, aber einschliesslich der die Hüllenproteine HA und NA kodierenden
Gene vom H3N2-Aichivirus
vom Wildtyp stammen, während
das rekombinante NS-Gen vom PR8/Nef-Virus stammt. Ferner wurde beobachtet,
dass die PR8/Nef- und Aichi/Nef-Viren starke T-Zellenantworten gegen das Nef-Gen wie
auch gegen den viralen Vektor hervorriefen. Dieses Experiment bewies,
dass es möglich
ist, das chimärische
NS-Gen auf einen anderen Influenzavirenstamm zu übertragen, um im Wesentlichen
die gleiche Immunantwort hervorzurufen. Diese Entdeckung ist wichtig,
da sie es gestattet, Möglichkeiten
für Boost- Immunisierungen zu
schaffen und jahreszeitliche Influenza-Impfstoffe mit variierenden
immunogenen Subtypen, aber einer konstanten, auf chimärischem
NS1-Gen beruhenden Aktivität
zu entwerfen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
schafft die Erfindung ein Verfahren zur Erzeugung rekombinanter Influenzaviren
durch Konstruktion eines Vektors, der ein modifiziertes NS-Gen umfasst,
worin die NS1-Gensequenz teilweise oder gänzlich entfernt oder verkürzt wurde,
Mischen dieses Vektors mit Lipiden, um eine Selbstorganisation von
Lipid-DNA-Komplexen zu ermöglichen,
und Transfektion der Lipid-DNA-Komplexe in eine erwünschte kontinuierliche
Zelllinie, zum Beispiel eine Vero- oder MDCK-Zelllinie, sowie Auswahl
von Klonen, die das modifizierte NS-Gen stabil integrieren und replizieren,
die dann mit einem beliebigen erwünschten Influenzastamm und
insbesondere einem epidemischen Influenzastamm vom Wildtyp infiziert
werden, um abgeschwächte
virale Nachkommen zu erzeugen, die das modifizierte NS-Gen enthalten.
In diesem Verfahren kann das modifizierte NS-Gen weiter Einfügungen heterologer
Gensequenzen umfassen, die zum Beispiel andere virale Antigene oder
Pathogene kodieren, zum Beispiel die hierin offenbarten.
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Es
ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur raschen Herstellung von Impfstoff zur Verfügung zu stellen, das die Schritte
umfasst, eine kontinuierliche Zelllinie zu transformieren, um ein
gewünschtes
synthetisches virales Gen zu erzeugen, insbesondere ein modifiziertes
NS-Gen des Influenza-A-Virus, worin das NS1-Gen teilweise oder gänzlich entfernt oder verkürzt wurde,
die transformierte Zelllinie mit einem gewünschten Virus und insbesondere
mit einem epidemischen Influenzastamm vom Wildtyp zu infizieren,
um abgeschwächte
virale Nachkommen zu erzeugen, die das modifizierte NS-Gen enthalten,
abgeschwächte
rekombinante Viren auszuwählen
und solche Viren unter Bedingungen zu vermehren, die für eine wirksame
Virenreplikation geeignet sind, bevorzugt unter Verwendung interferonarmer
Substrate, und das geerntete Virenmaterial mit einem pharmzeutisch
annehmbaren Träger
zu kombinieren, was zu einem antiviralen Impfstoff führt. In
diesem Verfahren kann das modifizierte NS-Gen weiter Einfügungen heterologer
Gensequenzen umfassen, die zum Beispiel andere virale Antigene oder
Pathogene kodieren, zum Beispiel die hierin offenbarten.
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Weitere
Ausführungsformen
werden in den abhängigen
Ansprüchen
definiert. Die folgenden Beispiele werden vorgestellt, damit die
hierin beschriebene Erfindung vollständiger verstanden werden kann.
Die Beispiele dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht
so zu deuten, dass sie diese Erfindung in irgendeiner Hinsicht einschränken.
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Beispiel 1: Herstellung
von rekombinanten Negativ-Strang-Influenza-A-Viren („Verfahren
der reversen Genetik")
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Die
die Nef-Sequenz enthaltenden Plasmidklone wurden auf der Grundlage
des existierenden Plasmidklons des Influenza-NS-Gens pUC 19/NSPR
hergestellt (Egorov und Mitautoren, 1998, J. Virol. 72/8, 6437–41). Die
Nef-Sequenz wurde abwärts
von einer zusätzlichen
Sequenz mit offenem Leseraster in das NS1-Protein eingesetzt, nämlich abwärts von
einer Protease-Erkennungssequenz P2A (NFDLLKLAGDVESNPG/P), die vom
Maul- und Klauenseuche-Virus abgeleitet ist, das posttranslational
durch eine allgegenwärtige zelluläre Protease
gespalten wurde (Mattion und Mitautoren, 1996, J. Virol. 70 (11),
8124–7;
Percy und Mitautoren, 1994, J. Virol. 68 (7), 4486–92), so
dass das gp-41-Molekül vom NS1-Polypeptid
abgespalten und zur Zelloberfläche
transportiert werden sollte. Der Plasmidklon wurde zur Synthese
von chimärischen
RNA verwendet, die in Verozellen transfiziert wurden, um die rekombinanten
Influenzaviren zu retten. In der funktionellen Karte des gentechnisch
veränderten
NS1-Proteins der vorliegenden Erfindung (1) ist angedeutet,
dass die Einfügungen
an der aa-Position 124 erfolgen und danach ein Stopp-Codon eingefügt wird,
das die Wirkung hat, dass der verbleibende benachbarte Abschnitt
des NS1-Gensegments (einschliesslich der Effektordomäne) nicht übersetzt
wird. Aus 2 wird verständlich, wie die erwünschten
antigenen oder anderweit heterologen Sequenzen (zum Beispiel gp-41-
und IL-1β-Sequenzen)
angeordnet werden können,
um immunogene Konstrukte zu liefern, die nach der Transfektion in
einen geeigneten viralen Vektor, bevorzugt ein kälte-adaptiertes Influenzavirus,
die Grundlage für
einen wirksamen Impfstoff gegen verschiedene Infektionskrankheiten bilden
könnten.
Analog zeigt 3 die Anordnung der Einfügung von
aa70-206 des Nef-Proteins HIV-1 NL4-3 im NS1-Protein des geretteten
Influenza-Transfektanten PR82Anef (PR8/Nef).
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Allgemein
zeigten die Versuche die Tendenz, dass die Länge der heterologen Einfügung(en)
dem Grad der Abschwächung
des sich ergebenden Virenstammes direkt proportional war. Ausserdem übertraf
das immunogene Potential der Expressionsprodukte längerer Einfügungen gewöhnlich das
kürzerer
Einfügungen. Gemäss vorliegender
Erfindung wird daher bevorzugt, Einfügungen zu machen, die mindestens
etwa 80 Aminosäuren
kodieren.
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Um
das chimärische
Aichi/NS-Nef-Virus herzustellen, wurden die das rekombinante NS-Segment
des PR8/NS-Nef-Virus darstellenden RNA durch an Verozellen ausgeführtes genetisches
Standard-Reassortment in das Genom des Influenza-A/Aichi/1/68-(H3N2)-Virus eingeführt, wobei
zur Selektion hyperimmunes polyklonales anti-PR8-Virus-Serum vom Kaninchen eingesetzt
wurde. Die Genotypisierung der Reassortanten wurde mit RT-PCR-Amplifikation
und vergleichender Restriktionsanalyse von cDNA-Kopien ausgeführt, die von jedem Genomsegment
abgeleitet waren.
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Beispiel 2: Transfektion
rekombinanter Viren in Verozellen
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Synthetische
Negativ-Sense-RNA sind durch T3-Transkription in Gegenwart von gereinigtem
viralem RNP aus Plasmidklonen abgeleitet worden. Verozellen waren
im Voraus mit dem reassortanten Helfer-Influenzavirenstamm 25A-1
(H1N1, Egorov und Mitautoren, 1994, Vopr. Virusol. 39 (5) 201–5) infiziert
und dann durch DEAE-Dextran-Transfektion
(Egorov und Mitautoren, 1998, J. Virol. 72 (8), 6437–41; Luytjes
und Mitautoren, 1989, Cell 59 (6), 1107–13) mit RNA-Komplexen transfiziert
worden. Gerettete transfektante Viren wurden einer Plaque-Reinigung
unterworfen, dreimal auf Verozellen gereinigt, auf Verozellen amplifiziert
und auf ihre biologischen Eigenschaften überprüft.
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10a bis 10c zeigen
die Immunfluoreszenz von Verozellen, die im Voraus mit rekombinanten RP8/Nef-Viren
(MOI 0,01 in 10a, 0,1 in 10b) und mit Influenza PR8-Viren vom Wildtyp (10c) infiziert worden waren. Die Zellen wurden
24 Stunden nach der Infizierung trypsinisiert und mit 100% Aceton
auf Abdeckgläsern
fixiert. Nach mehreren Waschschritten in PBS wurden die Gläser während 40
min bei 37°C
mit einer 1 : 50-Verdünnung von
monoklonalem Anti-Nef-(aa179-195-Epitop)Mausantikörper inkubiert,
dann zweimal mit PBS gewaschen und mit einer 1 : 100-Verdünnung von
konjugiertem IgG-FITC-Ziege-Antimaus-Antikörper inkubiert.
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Beispiel 3: Immunisierung
von BALB/c-Mäusen
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Gruppen
von je drei BALB/c-Mäusen
wurden mit 2 bis 5 × 105 PFU der Influenzaviren PR8/Nef, Aichi/Nef,
PR8-124 je Maus bzw. mit 4 × 104 PFU von PR8wt je Maus immunisiert, wie
in 5 angedeutet. Milzzellen wurden neun Tage danach
von immunisierten Mäusen
gewonnen und als Effektorzellen im ELISPOT-Test verwendet. 5 zeigt
die Anzahl von IFN-γ sekretierenden
Zellen, die je 106 Milzzellen gefunden wurde,
nachdem die immunen Milzzellen in Gegenwart von EWRFDSRLAFHHVAREL-Peptid (Nef-Peptid), TYQRTRALVRTMGD-Peptid
(NP-Peptid) oder ohne Peptid inkubiert worden waren. Die Ergebnisse
sind als das Mittel ± SEM
(Standardfehler) von Duplikatkulturen ausgedrückt.
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Gruppen
von je drei BALB/c-Mäusen
wurden mit 2 bis 5 × 105 PFU der Influenzaviren PR8/Nef, Aichi/Nef,
PR8-124 je Maus bzw. mit 4 × 104 PFU von PR8wt je Maus immunisiert, wie
in 6 angedeutet. Einfache Zellsuspensionen von den
die Atemwege entwässernden
Lymphknoten von immunisierten Mäusen
wurden neun Tage danach gewonnen und als Effektorzellen im ELISPOT-Test
(Power und Mitautoren, J. Immunol. Methods 227: 99–107) verwendet.
Kurz gesagt, wurden dreifache serielle Verdünnungen von Zellpopulationen, die
von Mäusemilzen,
entwässernden
Lymphknoten und Urogenitaltrakten abgeleitet worden waren, zu mit IFN-γ mAb (R4-6A2;
BD PharMingen) beschichteten Titerplattenlöchern überführt. Die Zellen wurden während 22
Stunden bei 37°C
und 5% CO2 in Gegenwart von synthetischen
Peptiden in einem DMEM-Medium inkubiert, das 10% FCS, IL-2 (30 E/ml),
Penicillin, Streptomycin und 30 μM
2-ME enthielt. Ein biotinyliertes Anti-IFN-γ mAb (XMG1.2; BD PharMingen)
wurde als ein konjugierter Antikörper
eingesetzt, dann wurden die Platten mit Streptavidinperoxidase (0,25
E/ml; Boehringer Mannheim Biochemica) inkubiert. Punkte, die IFN-γ sekretierende
CD8+-Zellen darstellten, wurden entwickelt, indem als Substrat 3-Amino-9-ethylcarbazol
(Sigma) in 0,1 M Natriumacetat von pH 5,0 in Gegenwart von Wasserstoffperoxid
eingesetzt wurde. Die Punkte wurden mit Hilfe eines Präparationsmikroskops
ausgezählt,
die Ergebnisse wurden als Mittel der Anzahl von IFN-γ sekretierenden
Zellen ± SEM
von Triplikatkulturen ausgedrückt.
In Abwesenheit von synthetischen Peptiden inkubierte Zellen entwickelten < 10 Punkte je 106 Zellen. Da die Erschöpfung des Vorrats an CD8+-Zellen gewöhnlich zu
einer > 92-%igen Verringerung
der Punktebildung führte,
wurde in den meisten Tests eine Zelltrennung unterlassen. 6 zeigt
die Anzahl von IFN-γ sekretierenden
Zellen, die je 106 Milzzellen gefunden wurde,
nachdem die immunen Milzzellen in Gegenwart von EWRFDSRLAFHHVAREL-Peptid
(Nef-Peptid), TYQRTRALVRTMGD-Peptid (NP-Peptid) oder ohne Peptid
inkubiert worden waren.
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Aus 4,
die die Replikation der chimärischen
Influenza/Nef-Viren in den unteren Atemwegen von Mäusen zeigt,
wird verständlich,
dass die PR8/Nef- und Aichi/Nef-Viren in diesem Gewebe nicht replizierten, also
stark abgeschwächt
waren, während
sie gleichzeitig für
die Mäuse
hoch immunogen waren, indem sie starke T- und B-Zellen-Immunantworten
hervorriefen (wie in 5, 6 und 7 gezeigt).
Um die für
die Einfügung
(Nef-Peptid) und den Vektor (NP-Peptid) spezifischen CD8+-T-Zellenantworten
zu charakterisieren, wurden weibliche BALB/c-Mäuse einmal oder zweimal i.n.
ohne Narkose mit 106 PFU des PR8/NS-Nef-,
Aichi/NS-Nef-, PR8/NS-124- bzw. PR8wt-Virus pro Tier immunisiert.
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Drei
BALB/c-Mäuse
je Gruppe wurden einmal oder zweimal i.n. ohne Anästhesie
mit 106 PFU von Influenza PR8/NS-Nef, Aichi/NS-Nef,
PR8/NS-124 bzw. PR8wt je Maus immunisiert, wie in 11 angedeutet. Die
Boost-Immunisierung erfolgte 21 Tage nach der ersten Immunisierung.
Die 10 Tage nach Immunisierung von Mäusemilzen gewonnenen Einzelzellsuspensionen
wurden in einem ELISPOT-Test auf Nef-Peptid-spezifisch (A) oder NP-Peptid-spezifisch
(B) IFN-γ sekretierende
CD8+-T-Zellen analysiert. 11 zeigt
die mittlere Anzahl von antigen-spezifisch IFN-γ sekretierenden Zellen ± SEM von
Triplikatkulturen.
-
Die
Atemwege entwässernde
Lymphknoten (mediastinale und postbronchiale Lymphknoten) wurden 10
Tage nach der Immunisierung von immunisierten BALB/c-Mäusen gesammelt, wie in 11 beschrieben. Einzelzellsuspensionen
wurden in einem ELISPOT-Test auf Nef-Peptid-spezifisch (A) oder
NP-Peptid-spezifisch (B) IFN-γ sekretierende
CD8+-T-Zellen analysiert. 12 zeigt
die mittlere Anzahl von antigen-spezifisch IFN-γ sekretierenden
Zellen ± SEM
von Triplikatkulturen.
-
Drei
BALB/c-Mäuse
je Gruppe wurden zweimal i.n. ohne Anästhesie mit 106 PFU
von Influenza-PR8/NS-Nef-, Aichi/NS-Nef- bzw. PR8/NS-124-Viren je
Maus immunisiert, wie in 13 angedeutet.
Die Boost-Immunisierung erfolgte 21 Tage nach der ersten Immunisierung.
Die 10 Tage nach der zweiten Immunisierung aus digerierten Urogenitaltrakten
(Scheide, Gebärmutterhals,
Gebärmutterhorn
und Harnröhren)
von immunisierten Mäusen
gewonnenen Einzelzellsuspensionen wurden in einem ELISPOT-Test auf
Nef-Peptid-spezifisch (A) oder NP-Peptid-spezifisch (B) IFN-γ sekretierende
CD8+-T-Zellen analysiert. 13 zeigt die
mittlere Anzahl von antigen-spezifisch IFN-γ sekretierenden Zellen ± SEM von
Triplikatkulturen.
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Einmal
entweder mit PR8/NS-Nef- oder mit Aichi/NS-Nef-Viren immunisierte
Mäuse induzierten
eine signifikante Anzahl von Nef-Peptid-spezifischen CD8+-T-Zellen
in Einzelzellsuspensionen, die von Milzen (139 ± 4 Punkte in PR8/NS-Nef-immunisierten
Mäusen;
137 ± 39
Punkte in Aichi/NS-Nef-immunisierten Mäusen; 11B)
und Lymphknoten (173 ± 23
Punkte in PR8/NS-Nef-immunisierten Mäusen, 160 ± 25 Punkte in Aichi/NS-Nef-immunisierten
Mäusen; 12B) abgeleitet waren. Keine erhebliche
Nef-Peptid-spezifische CD8+-T-Zellenantwort wurde in den beiden
Abteilungen von Mäusen
festgestellt, die mit PR8/NS-124- oder PR8wt-Viren immunisiert worden
waren (die Anzahl der Punkte war immer kleiner als 13; 11B und 12B).
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Beim
Vergleich der vektor-(NP-Peptid-)spezifischen CD8+-T-Zellenantworten
wurde eine ähnliche
Anzahl von spezifischen CD8+-Milzzellen in allen geprüften Mäusegruppen
gefunden (11A). Im Gegensatz zur systemischen
Abteilung (Milzen) wurden signifikante Unterschiede in den mit Schleimhaut
assoziierten Atemwege-Lymphknoten gefunden. Der replikationskompetente
PR8/NS-124-Virus induzierte eine deutlich höhere Frequenz von NP-Peptid-spezifischen
CD8+-T-Zellen, während
rekombinante Influenza/NS-Nef-Viren und der pathogene PR8wt-Virus
geringere Grössenordnungen
von NP-Peptid-spezifischen CD8+-T-Zellen induzierten (12A).
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In 7,
die die Nef-spezifischen Serum-IgG-Immunantworten von mit rekombinanten
Influenza/Nef-Viren immunisierten Mäusen zeigt, wurde gefunden,
dass die auf eine zweite und dritte Immunisierung folgenden Immunantworten
der B-Zellen am stärksten
in dem Falle waren, in denen die Mäuse zweimal mit PR8/Nef und
danach in einer dritten Immunisierung mit Aichi/Nef immunisiert
worden waren, während
die Antwort bei zwei Immunisierungen mit PR8-124-Virus weniger auffällig war.
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Des
Weiteren wurde eine Gruppe von Mäusen
i.n. zuerst mit dem PR8/NS-Nef-Virus
immunisiert und erhielt dann 21 Tage später eine Boost-Immunisierung
mit dem Aichi/NS-Nef-Virus. Eine weitere Gruppe von Mäusen wurde
mit den gleichen Viren immunisiert, aber in der umgekehrten Reihenfolge.
In 11 und 12 gezeigte
Daten deuten darauf hin, dass die Reihenfolge, in der die betreffenden
rekombinanten Vektoren für
eine erste und eine Boost-Immunisierung verwendet wurden, entscheidend
zu sein scheint, da einheitlich beobachtet wurde, dass eine erste
Immunisierung mit Aichi/NS-Nef (H3N2), gefolgt von einer Boost-Immunisierung
mit PR8/NS-Nef (H1N1) eine signifikant niedrigere Anzahl (ungefähr im Bereich
der primären
CD8+-T-Zellenantwort) der Nef-Peptid-spezifischen
und NP-Peptid-spezifischen CD8+-T-Zellen in Milzen und entwässernden
Lymphknoten induzierte als bei der umgekehrten Reihenfolge der Immunisierung. Eine
starke sekundäre
antigen-spezifische CD8+-T-Zellenantwort wurde in beiden geprüften Abteilungen
nach einer ersten Immunisierung der Mäuse mit rekombinantem RP8/NS-Nef-(H1N1-)Vektor,
gefolgt von einer Boost-Immunisierung mit dem H3N2-Vektor des Aichi-NS/Nef-Subtyps,
gefunden. In diesem Fall waren die Nef- und NP-Peptid-spezifischen
sekundären
Antworten ungefähr
1,5 bis dreimal höher
als nach einer einzelnen Immunisierung (11 und 12).
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Aus
den Urogenitaltrakten abgeleitete Einzelzellsuspensionen wurden
von immunisierten Mäusen
gewonnen. Zwei Immunisierungen waren erforderlich, ehe eine signifikante
Anzahl von Nef-Peptid-spezifischen CD8+-T-Zellen nachgewiesen werden
konnte. Die stärkste
Nef-Peptid-spezifische CD8+-T-Zellenantwort wurde gefunden, wenn
die Mäuse
eine erste i.n. Immunisierung mit PR8/NS-Nef-(H1N1-)Virus und danach
eine Boost-Immunisierung mit dem Aichi/NS-Nef-(H3N2-)Virus erhielten
(342 ± 18
IFN-γ sekretierende
Zellen je 106 Zellen; 13B).
Es wurde gefunden, dass das gleiche Immunisierungsprotokoll auch
die stärkste
NP-Peptid-spezifische CD8+-T-Zellenantwort induziert (13A).
-
Wie
für den
Nachweis der T-Zellen-Antworten beschrieben, wurden Mäuse benutzt,
um die Nef-spezifische Serum-Antikörperantwort zu beurteilen.
Mäuse erhielten
eine erste Immunisierung i.n. mit 106 PFU/ml, entweder
des PR8/NS-Nef-(H1N1-) oder des Aichi/NS-Nef-(H3N2-)Virus, und drei
Wochen später
eine Boost-Immunisierung mit dem gleichen Vektor. Die dritte Immunisierung
erfolgte nach weiteren drei Wochen mit dem Vektor eines anderen
Subtyps. Die Kontrollgruppe wurde dreimal mit dem PR8wt-Virus immunisiert. Die
Reaktivitäten
der Serummuster (gewonnen zwei Wochen nach der dritten Immunisierung)
mit dem GST-Nef-Fusionspeptid wurden durch ELISA bestimmt und sind
in 14 gezeigt. Nef-spezifische Antikörper wurden
nur in Gruppen von Mäusen
gefunden, die aufeinanderfolgend mit dem H1N1- und dem H3N2-Vektor immunisiert
worden waren (14). Das höchste Niveau von Nef-spezifischem
IgG wurde in Mäusen
gefunden, die zweimal i.n. mit 106 PFU des
RP8/NS-Nef-(H1N1-)Virus immunisiert worden waren und eine Boost-Immunisierung
mit 106 PFU des Aichi/NS-Nef-(H3N2-)Virus erhalten
hatten, verglichen mit der Kontrollgruppe, die dreimal i.n. mit
PR8wt-Virus immunisiert worden war (14).
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Beide
Influenzavirusvektoren (PR8/NS-Nef und Aichi/NS-Nef) waren in Mäusen vollkommen
abgeschwächt,
da keine viralen Titer im Atemwegegewebe der Mäuse nachgewiesen werden konnten.
Diese abgeschwächten
Phänotypen
der beiden rekombinanten Viren weisen darauf hin, dass die Einführung von
zusätzlichen
Aminosäuren
abwärts
von der Position 125 des NS1-Proteins gewisse Funktionen des NS1-Proteins
beeinträchtigen
kann, da PR8/NS-124-Viren, die die gleiche Grösse des NS1-Proteins kodieren,
in den Atemwegen von Mäusen
wirksam wuchsen (4). Die geringe Wirksamkeit
der 2A-Stelle insbesondere im späten
Stadium der Infektion, Nef-Antigen vom N-endständigen Teil des NS1-Proteins
abzuspalten, könnte
für die
zusätzliche
Abschwächung
verantwortlich sein, obwohl eine direkte Wirkung des mit bestimmten
intrazellulären
Komponenten wechselwirkenden Nef-Polypeptids nicht ausgeschlossen
werden kann.
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Die
Daten weisen darauf hin, dass völlig
abgeschwächte
rekombinante Influenza/NS-Nef-Viren in der Lage sind, in Milzen
und in den die Atemwege entwässernden
Lymphknoten von i.n. ohne Anästhesie
immunisierten Mäusen
eine primäre
CD8+-T-Zellenantwort
zu induzieren, die auf das eingefügte Nef-Polypeptid gerichtet
ist. Gleichzeitig lagen die vektor-(NP-Peptid-)spezifischen CD8+-T-Zellenantworten
in den Milzen und entwässernden
Lymphknoten von Mäusen,
die i.n. entweder mit dem PR8/NS-Nef- oder dem Aichi/NS-Nef-Vektor immunisiert
worden waren, im Bereich der durch den virulenten PR8wt-Virus induzierten, obwohl
die stärkste
NP-Peptid-spezifische CD8+-T-Zellenantwort,
die in entwässernden
Lymphknoten nachgewiesen wurde, in Mäusen gefunden wurde, die mit
dem PR8/NS-124-Virus immunisiert worden waren, der in der Lunge
wirksam repliziert.
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Die
Ergebnisse weisen darauf hin, dass es möglich ist, eine ähnliche
Wirkung unter Einsatz von Influenzavektoren zu erzielen, die zu
unterschiedlichen antigenen Subtypen gehören. Es ist wichtig, dass Influenzavirusvektoren
in der Lage sind, eine CD+-T-Zellenantwort
zu induzieren, wobei eine durch einen anderen Influenzaviren-Subtyp
verursachte, schon existierende Immunität umgangen wird.
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Das
immunogene Potential von abgeschwächten Influenza/NS-Nef-Vektoren
kann vielleicht durch die Tatsache erklärt werden, dass Viren, die
verkürzte
Formen des NS1-Proteins enthalten, hohe Spiegel des Typ-1-Interferons
in vivo induzieren. Nef-exprimierende
Vektoren ebenso wie PR8/NS-124-Viren induzieren nach einer Immunisierung
von Mäusen
signifikant höhere
Spiegel des Typ-1-Interferons im Serum als die entsprechenden Mutterviren
vom Wildtyp (Daten nicht gezeigt).
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Beispiel 4: Plaquereduktionstest
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MDCK-Zellen
wurden während
24 Stunden mit einem Überstehenden
von MDCK-Zellen behandelt, die mit delNS-Viren infiziert worden
waren (das gleiche Konstrukt wie in WO 99/64571 offenbart, d.h.
gänzliche NS1-Deletion
enthaltend), die als potente IFN-α/β-Induzierer
bekannt sind (8). Der Gehalt an IFN-α/β wurde nach
einer Behandlung über
Nacht mit pH 2 zu 100 Einheiten geschätzt. Die Ergebnisse in 8 sind
als der Logarithmus der plaque-bildenden Einheiten (PFU) angegeben
und reflektieren die Unterschiede in den viralen Titern zwischen
unbehandelten Zellen und Zellen, die mit IFN-α/β behandelt worden waren.
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Beispiel 5: Interferoninduktion
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MDCH-Zellen
wurden während
24 Stunden mit 5 MOI verschiedener Influenzaviren infiziert, wie
in 9 umrissen. Die Überstehenden wurden über Nacht
zur Vireninaktivierung bei 4°C
mit pH 2 behandelt. Die behandelten Überstehenden wurden mit 1 N
NaOH auf pH 7,4 eingestellt. Zweimalige serielle Verdünnungen dieser Überstehenden
wurden während
24 Stunden auf MDCK-Monoschichten gegeben, und 50 PFU des vesikulären Stomatitisvirus
(VSV) wurden dann pro Titerplattenloch hinzugefügt. Die Ergebnisse stellen
die Verdünnung
des Überstehenden
dar, bei der sich die VSV-Plaquebildung um 50% verringert hatte.
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Beispiel 6: Verfahren
zur beschleunigten Herstellung von rekombinanten Viren und antiviralen
Impfstoffen
-
a) Erzeugung rekombinanter
Zelllinien, die modifiertes NS-Gen produzieren:
-
Ein
Plasmidvektor wurde in Übereinstimmung
mit der schematischen Darstellung in 15 konstruiert.
Das NS-Gen wurde in die Hauptkette eines pS65T-C1-Vektors (Clontech)
geklont, wobei der CMV-Promotor verwendet wurde, um die Transkription
zu initiieren. Eine Einfügung
von NS in der umgekehrten Ausrichtung (das 3'-Ende zum CMV-Promotor hin) führt zur
Transkription von Minus-Sense-RNA. Die Transkription wird durch
eine Häpatitis-δ-Virus-(HDV-)Sequenz
beendet, die eine selbstspaltende RNA-Stelle einschliesst. Dieser
Vektor enthält
folglich ein Influenza-A-NS-Gen, wo die Kassette der Mehrstopp-Codons
an der nt-Position 140 so eingeführt
worden ist, dass eine Translation dieses Gens (Leseraster 3) zu
einer verkürzten
Form des NS1-Proteins (mit nur 38 Aminosäuren) führt. Es wurde gefunden, dass
Influenza-A-Viren, die ein so kurzes NS1-Protein exprimieren, in
Tieren stark abgeschwächt
sind (Egorov und Mitautoren, 1998, J. Virol. 72 (8) Seite 6473).
-
-
Sequenz
von PR8NS38 (906 nt):
-
Dieser
Plasmidvektor wurde für
die Transfizierung verwendet, um Verozellen zu transformieren. Vor der
Transfizierung wurden Zellen in geeigneten Zellkulturgefässen (z.B.
25 cm) ausgesät
und bei 37°C
inkubiert, bis sie eine Konfluenz von etwa 50% erreicht hatten.
Um die Transfektionswirkung zu verbessern, können die kationischen Lipidreagentien
(Lipofectin, Lipofectamin 2000) in einem Medium ohne Serum vorinkubiert
werden, ehe es mit den Plasmid-DNA gemischt wird. Entsprechend wurden
2 bis 6 μl
des kationischen Lipidreagens in 100 μl serumfreiem OPTI-MEM I-Transfektionsmedium
verdünnt
und 30 min bei Zimmertemperatur inkubiert. In der Zwischenzeit wurden
1 bis 2 μg
DNA in 100 μl
OPTI-MEM I verdünnt,
dann mit der Lipidlösung
vermischt und 15 min bei Zimmertemperatur inkubiert. Während sich
die DNA-Lipid-Komplexe bildeten, wurden die Zellen zweimal mit serumfreiem
Transfektionsmedium gewaschen, um restliche Proteine zu entfernen.
Der Transfektionscocktail wurde mit Transfektionsmedium auf ein
Gesamtvolumen von 1 ml verdünnt
und zu den Zellen hinzugefügt.
Die Zellen wurden während
5 bis 8 Stunden bei 37°C
mit 7% CO2 inkubiert. Danach wurde das Überstehende
der Zellkultur entfernt, und die Zellen wurden mit normalem Kulturmedium
gefüttert.
Stabile Transfektanten wurden 24 Stunden nach der Transfizierung
durch Hinzufügen
eines Selektionsmediums ausgewählt,
das Geneticinsulfat G418 (400 μg/ml)
enthielt. Drei Wochen später
traten stabile Transfektanten auf, die durch Grenzverdünnungen
subkloniert wurden. Verschiedene Subklone wurden auf ihre Fähigkeit
geprüft,
das ts-Helfervirus (25A-1-Mutant, ein reassortantes Virus, worin
das für
den ts-Phänotyp verantwortliche
NS-Gen vom kälte-adaptierten
Influenzastamm A/Leningrad/134/47/57 stammt, während die übrigen Gene vom PR8-Virus stammen;
Egorov und Mitautoren, 1994, Vopr. Virusol. 39: 201–205) bei
einer Temperatur von 40°C
zu retten. Zu diesem Zweck wurden die Zellen mit dem 25A-1-Mutanten
infiziert und während
72 Stunden bei 40°C
inkubiert. Diejenigen Subklone, die eine virale Nachkommenschaft
lieferten, die Influenzaviren enthielten, die das rekombinante NS-Gen
trugen, wurden ausgewählt
und unter Bedingungen vermehrt, unter denen ein wirksames Zellenwachstum
möglich
ist.
-
b) Produktion von rekombinanten
Influenzaviren und Impfstoff:
-
Umgewandelte
Zellen, die ein modifiziertes NS-Gensegment exprimieren, das ein
verkürztes NS1-Gen
mit oder ohne Einfügungen
bevorzugt wie hier zuvor beschrieben umfasst, werden unter den oben beschriebenen
Bedingungen mit einem gewünschten
Influenzavirus und insbesondere mit einem epidemischen Virus vom
Wildtyp infiziert und inkubiert, um die Entwicklukng einer viralen
Nachkommenschaft zu ermöglichen,
in der das NS-Gen vom Wildtyp durch das rekombinante modifizierte
NS-Gen ersetzt ist, das durch die transformierten Wirtszellen geliefert
wird. Die virale Ausbeute kann mit Plaque-Verfahren (zum Beispiel negativen Kolonien
unter einer Agar-Schicht) auf eine normale Verozelllinie geklont
werden, und jede virale Kolonie kann mit der RT-PCR-Methode und/oder
anderen Methoden (je nachdem wie das Gen modifiziert worden war)
auf das Vorhandensein des modifizierten rekombinanten NS-Gens hin überprüft werden.
Positive virale Plaques werden dann durch weitere Plaquereinigungsschritte
gereinigt. Schliesslich sind die rekombinanten Influenzastämme wegen
des abgekürzten
NS-Proteins stark abgeschwächt.
Sie dienen als Impfstoffkandidaten und werden zur raschen Herstellung
von stark abgeschwächten
lebenden Influenza-Impfstoffen bevorzugt unter Verwendung IFN-armer Substrate wie
Verozellen, junger Hühnerembryonen
(weniger als zehn Tage alt) und dergleichen) vermehrt.
-
Es
wird aber darauf hingewiesen, dass das in diesem Beispiel beschriebene
Verfahren nur eine Möglichkeit
darstellt, das zugrunde liegende allgemeine Konzept der Herstellung
und Etablierung von Säugerzelllinien
und insbesondere von immortalisierten oder kontinuierlichen Zelllinien
beispielhaft zu belegen, die nach der Transformation mit beliebigen
erwünschten
viralen Gensequenzen diese Sequenzen stabil integrieren und exprimieren
und so eine verhältnismässig einfache
und rasche Auslegung und Herstellung von reassortierten rekombinanten
Viren beliebigen Urspungs ermöglichen.
-
ABKÜRZUNGEN
-
-
- aa
- amino acid = Aminosäure
- CMV
- Cytomegalovirus
- CTL
- zytotoxischer T-Lymphozyt
- gp
- Glykoprotein
- HA
- Hämagglutinin
- IFN
- Interferon
- Ig
- Immunoglobulin
- IL
- Interleukin
- i.n.
- intranasal
- mAb
- monoclonal antibody
= monoklonaler Antikörper
- MHC
- major histocompatibility
complex = Haupthistokompatibilitätskomplex
- NA
- Neuramidase
- nef
- negativer Faktor von
HIV
- NP
- Nukleoprotein
- NS
- nichtstrukturell
- ORF
- open reading frame
= offener Leseraster
- RNP
- Ribonukleoprotein
- SIV
- simian immunodeficiency
virus = Affen-Immunschwächevirus
- ts
- temperature sensitive
= temperaturempfindlich
- v
- viral
- VSV
- vesikulärer Stomatitisvirus
- wt
- Wildtyp