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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von Bewegungsstörungen,
wie Parkinson-Krankheit, unter Verwendung bestimmter Benzoxazinverbindungen.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Bewegungsstörungen sind
fortschreitende neurodegenerative Erkrankungen, die durch Hypokinesie, Tremor
und Muskelsteifigkeit gekennzeichnet sind. Eine der häufigsten
Bewegungsstörungen
ist Parkinson-Krankheit (PD). Sie führt zur Verlangsamung freiwilliger
Bewegungen, einem schleppenden Gang, einer eigentümlichen
Haltung und allgemeiner Muskelschwäche. Es besteht eine fortschreitende
Degeneration in den Kernmassen des extrapyramidalen Systems und
eine charakteristische Abnahme melaninhaltiger Zellen der Substantia
nigra und eine entsprechende Verringerung der Dopaminmengen im Corpus
striatum. Die Ursache von PD ist unbekannt, jedoch wird in weitem
Umfang angenommen, dass multifaktorielle genetische und Umgebungsfaktoren
dazu beitragen. Obwohl sich die Erkrankung in jedem Alter entwickeln
kann, ist sie bei Erwachsenen am häufigsten und sie sucht typischerweise
Personen im Alter von etwa 60 Jahren oder älter heim. Parkinson-Krankheit
wird aufgrund der Tatsache der älterwerdenden
Bevölkerung
zu einer besonders ernsten Krankheit.
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Es
gibt keine bekannten Heilungsmöglichkeiten
für Bewegungsstörungen wie
PD. Die häufigste
Behandlung war die Verabreichung von Levodopa, dem Vorläufer von
Dopamin, von dem bekannt ist, dass dessen Konzentration in der Substan tia
nigra mit fortschreitender Erkrankung abnimmt. Levodopa ergibt häufig unangenehme
Komplikationen, die zu noch schwereren Gesundheitsproblemen führen, die
nicht behandelbar sind.
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Es
gibt eine Gruppe monomerer Proteine, die als Muscarinrezeptoren
bezeichnet werden, die sich überall
im Körper
von Lebewesen einschließlich
Menschen finden. Diese Muscarinrezeptoren sind im Zentralnervensystem,
peripheren Nervensystem und in peripheren Organen vorhanden. Es
wurden nun fünf
Muscarinrezeptorsubtypen identifiziert, und sie werden als M1-, M2-, M3-, M4- und M5-Rezeptoren bezeichnet. Diese verschiedenen
Rezeptoren sind überall
im Körper
vorhanden, und die individuellen Subtypen scheinen für unterschiedliche
Wirkungen verantwortlich zu sein. Beispielsweise verstärken M1-Rezeptoren in peripheren Geweben die Ganglionneurotransmission.
M2-Rezeptoren verursachten eine verringerte
Kontraktilität
und Herzfrequenz, während
M3-Rezeptoren die Kontraktion glatter Muskulatur
verursachen. In Bezug auf Muscarinrezeptoren in Hirngewebe sind
die M1-Rezeptoren für Gedächtnis und Lernen verantwortlich,
die M2-Rezeptoren für die Steuerung autonomer Funktionen
verantwortlich und die M4-Rezeptoren für die Steuerung
des motorischen Verhaltens verantwortlich.
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Verbindungen,
die antagonistisch auf Muscarinrezeptoren wirken, wurden zur Behandlung
von neurodegenerativen Erkrankungen und Bewegungsstörungen,
wie PD, entwickelt. Da die verschiedenen Muscarinrezeptorsubtypen
in zahlreichen Körpergeweben
exprimiert werden und jeder Subtyp eine unterschiedliche Körperfunktion
zu steuern oder zu beeinflussen scheint, wäre es günstig, Verbindungen zu finden,
die für
einen einzelnen Subtyp selektiv sind. Der M4-Subtyp
findet sich in hohen Mengen im Striatum des Hirns und er ist für die motorische
Funktion verantwortlich. Daher wären Verbindungen,
die selektiv antagonistisch auf den M4-Rezeptor
wirken, als Behandlungsmöglichkeiten
für Bewegungsstörungen,
wie PD, ohne eine nachteilige Beeinflussung anderer Körperfunktionen,
die durch die anderen Muscarinrezeptorsubtypen gesteuert werden,
günstig.
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Augelli-Szafram
et al. beschreiben eine Reihe von Benzoxazinen, die M4-selektive
Muscarinantagonisten sein sollen (Bioorg. Med. Chem. Lett. 8, 1998,
1991–1996).
Die Verbindungen erlauben nur Wasserstoff und Methyl an der 2-Position.
Wir fanden nun eine Gruppe von Benzoxazinverbindungen, die an der
2-Position Alkylgruppen mit längerer
Kette aufweisen, die überraschend
wirksame und selektive Antagonisten am M4-Rezeptor
sind. Eine Aufgabe dieser Erfindung ist die Bereitstellung der Verbindungen
als neue chemische Einheiten und deren Verwendung zur Behandlung
von Bewegungsstörungen
unter Nutzung derartiger Verbindungen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Durch
die vorliegende Erfindung erfolgt die Bereitstellung bestimmter
Benzoxazinverbindungen, pharmazeutischer Zusammensetzungen, die
diese enthalten, und deren Verwendung zur Behandlung von Bewegungserkrankungen
durch deren Verabreichung. Insbesondere ist Gegenstand der Erfindung
ein Benzoxazin der Formel I
oder ein pharmazeutisch akzeptables
Salz derselben, worin:
R
1 C
1-C
6-Alkyl, C
2-C
6-Alkenyl oder
(CH
2)
n-Phenyl bedeutet;
R
2 C
3-C
6-Alkyl
bedeutet;
R
3 Wasserstoff, Halogen,
Hydroxy, O-C
1-C
6-Alkyl
oder S-C
1-C
6-Alkyl bedeutet;
R
4 Wasserstoff, C
1-C
6-Alkyl oder (CH
2)
n-Phenyl bedeutet; und
n eine ganze
Zahl von 0 bis 3 bedeutet.
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Zweckmäßige Verbindungen
besitzen die Formel I, worin R2 n-Propyl bedeutet.
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Zweckmäßig sind
ferner Verbindungen der Formel I, worin R1 Ethyl
bedeutet.
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Bevorzugte
Verbindungen besitzen die Formel I, worin R1 Ethyl
bedeutet, R2 n-Propyl bedeutet, R4 Wasserstoff oder Methyl bedeutet und R3 OCH3 oder SCH3 bedeutet.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist eine pharmazeutische Zusammensetzung, die eine Verbindung
der Formel I zusammen mit einem pharmazeutisch akzeptablen Verdünnungsmittel,
Streckmittel oder Träger
hierfür
umfasst.
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Eine
weitere Ausführungsform
stellt die Verwendung der Verbindungen der Formel I zur Herstellung von
pharmazeutischen Zusammensetzungen zur Behandlung von Bewegungserkrankungen,
wie Parkinson-Krankheit, bereit.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Der
hier verwendete Ausdruck C1-C6-Alkyl
bedeutet gerade und verzweigte Kohlenwasserstoffketten mit 1 bis
6 Kohlenstoffatomen. Beispiele umfassen Methyl, Ethyl, Isopropyl,
n-Butyl, 1,1-Dimethylbutyl,
Isohexyl und Neopentyl. "C3-C6- Alkyl" bedeutet gerade
und verzweigte Kohlenwasserstoffketten mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen,
Gruppen wie n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, n-Pentyl, Isopentyl und
n-Hexyl.
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Der
Ausdruck "O-C1-C6-Alkyl" bedeutet die im
vorhergehenden genannten C1-C6-Alkylgruppen,
die über
ein Sauerstoffatom gebunden sind. Typische Gruppen sind Methoxy,
Ethoxy, Isopropoxy, n-Pentyloxy und n-Hexyloxy. In ähnlicher
Weise bedeutet "S-C1-C6-Alkyl" eine C1-C6-Alkylgruppe, die über ein Schwefelatom gebunden
ist. Beispiele umfassen Thiomethyl, Thioethyl, Thio-n-butyl und
Thio-n-hexyl.
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"C2-C6-Alkenyl" bedeutet
gerade oder verzweigte Alkylgruppen mit einer Doppelbindung in der
Kette. Beispiele umfassen Ethinyl, 2-Propinyl, 2-Butenyl, 3-Butenyl,
1-Methyl-3-butenyl
und 3-Hexenyl.
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Die
Gruppe "(CH2)n-Phenyl" umfasst Benzyl,
2-Phenylethyl und 3-Phenylpropyl.
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Die
Alkyl-, Alkenyl- und Phenylgruppen können mit bis zu drei Gruppen,
wie Hydroxy, Alkoxy, Halogen, Amino, Alkylamino und Dialkylamino,
substituiert sein. Beispiele umfassen Chlormethyl, Methoxymethyl,
2-Hydroxyethyl, 4-Amino-2-butenyl,
3,4-Dibrombenzyl, 3,4,5-Trimethoxybenzyl und dgl.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Bewegungsstörungen" bedeutet neurologische
Erkrankungen, die sich durch unkontrollierte Körperbewegungen manifestieren.
Typische Bewegungsstörungen
umfassen Ataxie, tardive Dyskinäsie,
Tourette-Syndrom, Wilson-Krankheit, Dystonie, Schreibkrampf, essentiellen
Tremor, Chorea Huntington, Multiple System Atrophy, Myoclonus, Parkinson-Krankheit,
progressive supranukleäre
Palsie, Restless-Leg-Syndrom, Rett-Syndrom, spastisches Verhalten
aufgrund von Schlaganfall, zerebraler Palsie, Multiple Sklerose,
einer Wirbelsäulen-
oder Hirnläsion.
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"Patient" bedeutet einen Säuger und
er umfasst Menschen, Hunde, Katzen, Pferde, Rinder und Schafe.
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"Wirksame Menge" bedeutet die Menge
einer Verbindung der Formel I, die zur Behandlung der Bewegunsstörung, an
der der Patient leidet, erforderlich ist.
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"Halogen" bedeutet Fluor,
Chlor, Brom oder Iod.
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Die
Verbindungen der Formel I können
als pharmazeutisch akzeptable Salze existieren. Der hier verwendete
Ausdruck "pharmazeutisch
akzeptables Salz" bezeichnet
die Additionssalze der Verbindungen der vorliegenden Erfindung,
die im Rahmen einer tiefgreifenden medizinischen Beurteilung zur
Verwendung im Kontakt mit den Geweben von Patienten ohne ungünstige Toxizität, Reizung,
allergische Reaktion und dgl. geeignet sind, mit einem vernünftigen
Nutzen/Risiko-Verhältnis behaftet
sind und für
deren beabsichtigte Verwendung wirksam sind, sowie, falls möglich, die
zwitterionischen Formen der Verbindungen der Erfindung. Der Ausdruck "Salze" bezeichnet die relativ
nichttoxischen anorganischen und organischen Säureadditionssalze von Verbindungen
der vorliegenden Erfindung. Diese Salze können in situ während der
letztendlichen Isolierung und Reinigung der Verbindungen oder durch
getrennte Umsetzung der gereinigten Verbindung in der Form von deren
freier Base mit einer geeigneten organischen oder anorganischen
Säure und
Isolieren des auf diese Weise gebildeten Salzes hergestellt werden.
Repräsentative
Salze umfassen die Hydrobromid-, Hydrochlorid-, Sulfat-, Bisulfat-,
Nitrat-, Acetat-, Oxalat-, Valerat-, Oleat-, Palmitat-, Stearat-,
Laurat-, Borat-, Benzoat-, Lactat-, Phosphat-, Tosylat, Citrat-,
Maleat-, Fumarat-, Succinat-, Tartrat-, Naphthylat-, Mesylat-, Glucoheptonat-,
Lactobionat- und Laurylsulfonatsalze und dgl. Die erfindungsgemäßen Salze
umfassen Kationen auf der Basis der Alkali- und Erdalkalimetalle,
wie Natrium, Lithium, Kalium, Calcium, Magnesium und dgl., sowie nichttoxische
Ammonium-, quaternäre
Ammonium- und Aminkationen, die, ohne hierauf beschränkt zu sein, Ammonium,
Tetramethylammonium, Tetraethylammonium, Methylamin, Dimethylamin,
Trimethylamin, Triethylamin, Ethylamin und dgl. umfassen (siehe
beispielsweise S. M. Berge et al., Pharmaceutical Salts, J. Pharm.
Sci., 1977, 66: 1–19,
das hier als Bezug aufgenommen ist).
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Ferner
können
die Verbindungen der vorliegenden Erfindung in unsolvatisierten
sowie solvatisierten Formen mit pharmazeutisch akzeptablen Lösemitteln,
wie Wasser, Ethanol und dgl., existieren. Im allgemeinen werden
die solvatisierten Formen für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung als den unsolvatisierten Formen äquivalent
betrachtet. Einige der Verbindungen können chirale Zentren aufweisen,
und diese Erfindung umfasst alle Racemate und individuellen Enantiomere
sowie alle geometrischen Isomere.
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Die
Verbindungen der Formel I können
durch Verfahren unter Verwendung von Standardreaktionen organischer
chemischer Reaktionen ohne weiteres hergestellt werden. Die Ausgangsmaterialien
sind von Handelslieferanten erhältlich
oder können
aus üblichen
Reaktanden unter Verwendung von Standardverfahren hergestellt werden.
Eine typische Synthese von erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel
I ist in Reaktionsschema 1 erläutert,
bei der ein 5-Hydroxy-4-dimethylamino-indol mit einem Dihydroisochinolin
gekoppelt wird. Diese Reaktionsteilnehmer werden einer Diels-Alder-Kondensation unterzogen,
wobei gewünschte
Benzoxazine der Formel I gebildet werden.
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Die
Indol-Mannich-Base und Dihydroisochinolin werden im allgemeinen
in einem neutralen Lösemittel, wie
Dioxan, gemischt, und die Lösung
wird im allgemeinen etwa 2 bis 6 h bei erhöhten Temperaturen von etwa 80°C bis etwa
150°C gerührt. Das
Produkt Benzoxazin wird durch Entfernen der Reaktionslösemittel
problemlos isoliert, und es kann, falls gewünscht, durch Kristallisation,
Chromatographie, Salzbildung und dgl. weiter gereinigt werden.
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Die
zur Herstellung von Benzoxazinen nach Reaktionsschema 1 erforderlichen
Reaktionsteilnehmer sind entweder im Handel erhältlich oder werden ohne weiteres
durch Standardverfahren hergestellt. Die Isochinoline werden nach
den Reak tionsschemata 2 und 3 hergestellt, und die Indol-Mannich-Base wird nach Reaktionsschema
4 hergestellt.
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Das
Reaktionsschema 2 erläutert
die Synthese von 6-Methoxy-3,9-dihydro-isochinolin
(III). Auf die Kondensationsreaktion von N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid
(I) mit Ameisensäure
folgt ein Bischler-Napieralski-Ringschluss.
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Das
Reaktionsschema 3 gibt die Synthese von 6-Methylsulfanyl-3,9-dihydro-isochinolin
(XII) an. Die 3-Amino-benzoesäure
(IV) wird diazotiert, mit Natriumethylxanthat umgesetzt und anschließend verseift
und mit Dimethylsulfat alkyliert, wobei 3-Methylsulfanyl-benzoesäure (V)
erhalten wird. Diese Säure
wird mit Red-Al® (Natrium-bis(2-methoxy-ethoxy)aluminiumhydrid
in Toluol, Aldrich, Milwaukee, Wisconsin, USA) reduziert, wobei
der Alkohol (VI) erhalten wird, der unter Verwendung von Thionylchlorid
in ein Benzylchlorid (VII) umgewandelt wird. Die Benzylnitrilverbindung
(VIII) wird durch Behandeln von (VII) mit Kaliumcyanid in Gegenwart
von 18-Krone-6 synthetisiert. Standardreduktionsbedingungen (beispielsweise
Raney-Nickel) ergeben Phenethylcarbamat (IX), und Entschützen ergibt
das Phenethylamin (X). (XI) wird durch Behandeln von (X) mit Ethylformiat
erhalten, und anschließend
erfolgt Ringschluss unter Verwendung von Phosphoroxychlorid, wobei
das gewünschte
Dihydroisochinolin (XII) erhalten wird.
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Das
Reaktionsschema 4 erläutert
die Kondensationsbedingungen von einem Ketoester (XIII) und einem
substituierten Amin (R3NH2),
wobei der Enaminoester (XIV) erhalten wird, der dann für die Nenitzescu-Reaktion
verwendet wird, wobei ein substituiertes 5-Hydroxy-indol (XV) erhalten
wird. Standard-Mannich-Reaktionsbedingungen ergeben die Mannich-Base (XVI).
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Reaktionsschema
2
Bildung von 6-Methoxy-3,4-dihydro-isochinolin
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Reaktionsschema
3
Bildung von 6-Methylsulfanyl-3,4-dihydro-isochinolin
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Reaktionsschema
4
Bildung von Indolen
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Die
Verwendung von Schutzgruppen für
freiliegende funktionelle Gruppen während der Synthese von Zwischenprodukten
und erfindungsgemäßen Verbindungen
kann gewünscht
sein. Die Verwendung von Schutzgruppen an funktionellen Hydroxy-,
Amino- und Carbonsäuregruppen
ist bei organischen Syntheseverfahren zur Vermeidung unerwünschter
Nebenreaktionen während
einer speziellen chemischen Umwandlung geläufig. Die Verwendung von Schutzgruppen
ist vollständig
bei Greene und Wuts in Protecting Groups in Organic Synthesis (John
Wiley & Sons
Press, 2. Auflage), das hier als Bezug aufgenommen ist, beschrieben. Typische
Hydroxyschutzgruppen umfassen esterbildende Gruppen, wie Formyl
und Acetyl. Amine werden im allgemeinen mit Acylgruppen, wie Acetyl,
Benzoyl oder tert-Butoxycarbonyl (BOC), und mit Gruppen wie Trimethylsilyl
oder Benzyl geschützt.
Carbonsäuren
werden im allgemeinen durch Verestern mit Gruppen wie 2,2,2-Trichlorethyl
und Benzyl geschützt.
Alle derartigen Schutzgruppen werden durch Standardverfahren ohne
weiteres entfernt.
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Die
folgenden detaillierten Beispiele erläutern die Synthese spezieller
erfindungsgemäßer Verbindungen
der Formel I. Die Beispiele sind nur zur Erläuterung angegeben und sollen
als die Erfindung in keinster Weise beschränkend betrachtet werden. Die
Verbindungen werden als substituierte Diazabenzo[a]cyclopent[h]anthracene
unter Bezug auf die in der folgenden Formel angegebene Nummerierung
bezeichnet:
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BEISPIEL 1
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9-Methoxy-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6αH,13H-6-oxa-3,12α-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
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Herstellung von N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid
(Stufe A, Reaktionsschema 2)
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Eine
Lösung
von 2-(3-Methoxy-phenyl)-ethylamin (50,0 g, 0,33 mol) in Ameisensäure (60
ml) wurde über
Nacht unter Rückflusskühlung erhitzt.
Wasser (250 ml) wurde zugegeben, und die Emulsion wurde mit Ethylacetat
(2 × 150
ml) extrahiert. Die organische Schicht wurde abgetrennt, getrocknet
(Na2SO4) und eingeengt,
wobei N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid
erhalten wurde (43,1 g, 73%).
MS: 180,1 (M+1+)
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Herstellung von 6-Methoxy-3,4-dihydro-isochinolin
(Stufe B, Reaktionsschema 2)
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Phosphoroxychlorid
(80 ml, 0,85 mol) wurde tropfenweise zu N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid
(41,1 g, 0,24 mol) gegeben und 1 h unter Rückflusskühlung erhitzt. Das Reaktionsgemisch
wurde auf Raumtemperatur gekühlt
und mit Hexan (3 × 500
ml) versetzt und dreimal abdekantiert. Zu der dunklen öligen Lösung wurde
unter Rühren
langsam Wasser (200 ml) gegeben. Das Gemisch wurde mit NaOH auf
einen pH-Wert von > 13 basisch gemacht,
mit Ethylacetat extrahiert, getrocknet (Na2SO4) und eingeengt, wobei das gewünschte Produkt
erhalten wurde (26,1 g, 67%).
MS: 126,1 (M+1+)
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Herstellung von 5-Hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
(Stufe A, B, Reaktionsschema 4)
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Durch
eine Lösung
von Ethylbutyrylacetat (23 g, 0,145 mol) in Methanol (200 ml) wurde
Ammoniak bei 5°C
15 min perlen gelassen, und dann wurde 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Das
Reaktionsgemisch wurde auf etwa 20 ml eingeengt. Essigsäure (150
ml) und 1,4-Benzochinon (15,7 g, 0,145 mol) wurden zu dem Reaktionsgemisch
gegeben, und es wurde 3 h bei Raumtemperatur gerührt. Die gebildete Suspension
wurde abfiltriert, mit CH2Cl2 (2 × 50 ml)
gewaschen, und der feste Rückstand
wurde in einem Vakuumofen bei 50°C
24 h getrocknet, wobei das gewünschte
Produkt erhalten wurde (2,2 g, 6%).
MS: 248,1 (M+1+)
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Herstellung von 4-(Dimethyl-aminomethyl)-5-hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
(Stufe C, Reaktionsschema 4)
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Zu
einer Lösung
von 5-Hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester (2,2 g, 8,9 mmol)
in Ethanol (20 ml) wurde Formaldehyd, 37% (0,85 ml, 10,7 mmol) und
Dimethylamin, 40% (2,2 ml, 19,6 mmol) gegeben. Das Reaktionsgemisch
wurde bei 50°C über Nacht
stehen gelassen, mit Wasser (200 ml) verdünnt und mit CH2Cl2 (3 × 50
ml) extrahiert. Während
der Zugabe von 7%-iger HCl fiel festes Material aus. Die Wasserschicht
wurde filtriert und der feste Rückstand
wurde mit 10%-iger K2CO3 basisch
gemacht, mit CH2Cl2 (3 × 50 ml)
extrahiert, getrocknet (Na2SO4)
und eingeengt, wobei das gewünschte
Produkt erhalten wurde (1,2 g, 44%).
MS: 305,1 (M+1+)
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Herstellung von 9-Methoxy-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6αH,13H-6-oxa-3,12α-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
(Reaktionsschema 1)
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4-(Dimethyl-aminomethyl)-5-hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
(1,4 g, 4,6 mmol) und 6-Methoxy-3,4-dihydro-isochinolin (0,74 g, 4,6 mmol)
wurden in Dioxan (20 ml) 4 h unter einem Stickstoffstrom unter Rückflusskühlung erhitzt.
Die Lösung
wurde eingeengt und mit CH2Cl2/Methanol
chromatographiert, wobei das gewünschte
Produkt (0,05 g, 5%) erhalten wurde. Fp 191–193°C.
MS: 421,2 (M+1+)
Analyse
für C25H28N2O4 0,11H2O: Ber.:
C, 71,07; H, 6,73; N, 6,63.
Gef.: C, 70,69; H, 6,73; N, 6,50.
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BEISPIEL 2
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3-Methyl-9-methylsulfanyl-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
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Herstellung von 3-Methylsulfanyl-benzoesäure (Stufe
A, Reaktionsschema 3)
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Die
Aminobenzoesäure
(54,8 g, 0,4 mol) wurde in der übli chen
Weise mit Natriumnitrit (27,6 g, 0,4 mol) und Salzsäure (40
ml) diazotiert, und die gebildete Diazoniumsalzlösung wurde in eine heiße (70°C), frisch
hergestellte Lösung
von Kaliumethylxanthat (64,2 g, 0,4 mol), die Natriumcarbonat (55,2
g, 0,4 mol) enthielt, gegossen, um Säure in der Diazoniumsalzlösung zu
neutralisieren. Nachdem die Reaktion vorüber war, was durch das Aufhören der
Entwicklung von Gasen angezeigt wurde, wurde das Gemisch gekühlt. Es
wurde dann mit Kaliumhydroxid (24,7 g, 0,44 mol) und Dimethylsulfat
(50,4 g, 0,4 mol) behandelt. Das Gemisch wurde 5 h unter Rückflusskühlung erhitzt.
Bei Ansäuern
mit Salzsäure
wurde das gewünschte
Produkt erhalten (38,5 g, 57%).
MS: 167,8 (M+1+)
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Herstellung von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-methanol
(Stufe B, Reaktionsschema 3)
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Zu
einer Suspension von 3-Methylsulfanyl-benzoesäure (38 g, 0,226 mol) in Toluol
(500 ml) wurden 200 ml Red-Al® tropfenweise bei 50°C während 30
min gegeben. Nach 3-stündigem
Rühren
bei Raumtemperatur wurde 10%-ige NaOH (250 ml) unter Kühlen mit
einem Eisbad zugegeben, und danach wurde über Nacht gerührt. Die
organische Schicht wurde abgetrennt, und die Wasserschicht wurde
zweimal mit Toluol (2 × 100 ml)
extrahiert. Die vereinigten organischen Schichten wurden getrocknet
(K2CO3), eingeengt
und unter vermindertem Druck destilliert, wobei das gewünschte Produkt
erhalten wurde (23,8 g, 68%).
MS: 152,7 (M+1–)
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Herstellung von 1-Chlormethyl-3-methylsulfanyl-benzol
(Stufe C, Reaktionsschema 3)
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Zu
einer Lösung
von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-methanol (23,8 g, 0,156 mol) in Benzol
(250 ml) wurde Thionylchlorid (26,9 g, 0,234 mol) unter Kühlen mit
einem Eisbad gegeben. Das Eisbad wurde entfernt, und das Reaktionsgemisch
wurde 48 h bei Raumtemperatur gerührt. Die Lösung wurde eingeengt und ohne
weiteres Aufarbeiten verwendet (26,9 g).
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Herstellung von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-acetonitril
(Stufe D, Reaktionsschema 3)
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Zu
einer Lösung
von 1-Chlormethyl-3-methylsulfanyl-benzol (26,9 g, 0,156 mol) und
18-Krone-6 (2 g, 7,8 mmol) in trockenem Acetonitril (100 ml) wurde
Kaliumcyanid gegeben und es wurde 48 h bei Raumtemperatur gerührt. Während der
Zugabe von Dichlormethan (400 ml) bildete sich ein Niederschlag.
Die Suspension wurde filtriert, es wurde mit Wasser (2 × 150 ml)
gewaschen, getrocknet (Na2SO4),
eingeengt und unter vermindertem Druck destilliert, wobei ein farbloses Öl erhalten
wurde (22,9 g, 91%).
MS : 161,9 (M+1–)
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Herstellung von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-ethyl]carbaminsäure-tert-butylester
(Stufe E, Reaktionsschema 3)
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Zu
einer Lösung
von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-acetonitril (22,9 g, 0,14 mol) und
BOC-Anhydrid (47 g, 0,25 mol) in Methanol (200 ml) wurde Raney-Nickel
(18 g) gegeben. Das Gemisch wurde 48 h bei Raumtemperatur geschüttelt. Das
Gemisch wurde filtriert und eingeengt. Chromatographie mit Hexan/Ethylacetat
ergab das gewünschte
Produkt (12 g, 33%).
MS: 268, 0 (M+1+)
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Herstellung von 2-(3-Methylsulfanyl-phenyl)-ethylamin
(Stufe F, Reaktionsschema 3)
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Zu
einer Lösung
von (3-Methylsulfanyl-phenyl)-acetonitril (12 g, 45 mmol) in CH2Cl2 (60 ml) wurde Trifluoressigsäure (40
ml) gegeben, und es wurde 10 min bei Raumtemperatur gerührt. Nachdem
die Reaktion vorbei war, was durch das Aufhören der Entwicklung von Gasen
angezeigt wurde, wurde Natriumhydroxid portionsweise bis zu einem
pH-Wert von > 13 zugegeben.
Die Emulsion wurde mit CH2Cl2 (3 × 100 ml)
extrahiert, es wurde getrocknet (MgSO4)
und eingeengt, wobei ein orangefarbenes Öl erhalten wurde (7,4 g, 99%).
MS:
167,9 (M+1+)
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Herstellung von N-[2-(3-Methylsulfanyl-phenyl)-ethyl]-formamid (Stufe G,
Reaktionsschema 3)
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Ein
zu dem zur Herstellung von N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid in
Beispiel 1 beschriebenen Verfahren identisches Verfahren wurde verfolgt,
wobei 2-(3-Methylsulfanyl-phenyl)-ethylamin (7,4 g, 44 mmol) und
Ameisensäureethylester
(3,6 g, 48 mmol) verwendet wurden, wobei das gewünschte Produkt erhalten wurde
(6,7 g, 78%).
MS: 168,9 (M+1+)
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Herstellung von 6-Methylsulfanyl-3,4-dihydro-isochinolin
(Stufe H, Reaktionsschema 3)
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Ein
zu dem zur Herstellung von N-[2-(3-Methoxy-phenyl)-ethyl]-formamid in
Beispiel 1 beschriebenen Verfahren identisches Verfahren wurde verfolgt,
wobei N-[2-(3-Methylsulfanyl-phenyl)-ethyl]formamid (6,7 g, 34 mmol)
verwendet wurde, wobei das gewünschte
Produkt erhalten wurde (0,8 g, 13%).
MS: 178,1 (M+1+)
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Herstellung von 5-Hydroxy-1-methyl-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
(Stufe A, B, Reaktionsschema 4)
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Ein
zu dem zur Herstellung von 5-Hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
in Beispiel 1 beschriebenen identisches Verfahren wurde verfolgt,
wobei Methylamin verwendet wurde, wobei das gewünschte Produkt erhalten wurde
(6,1 g, 39%).
MS: 262 (M+1+)
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Herstellung von 3-Methyl-9-methylsulfanyl-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
(Reaktionsschema 1)
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Ein
zu dem zur Herstellung von 9-Methoxy-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6αH,13H-6-oxa-3,12α-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-l-carbonsäureethylester
in Beispiel 1 beschriebenen identisches Verfahren wurde verfolgt,
wobei 4-(Dimethylaminomethyl)-5-hydroxy-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
mit 6-Methylsulfanyl-3,4-dihydro-isochinolin
(0,8 g, 4,5 mmol) umgesetzt wurde, wobei das gewünschte Produkt erhalten wurde
(0,035 g, 2%). Fp 139–143°C.
MS:
451,1 (M+1+)
Analyse
für C26H30N2O3S 0,27 H2O: Ber.:
C, 68,56; H, 6,76; N, 6,15.
Gef.: C, 68,19; H, 6,67; N, 6,02.
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BEISPIEL 3
-
9-Methoxy-3-methyl-2-propyl-11,12-dihydro-2H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diazabenzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
-
Herstellung von 9-Methoxy-3-methyl-2-propyl-11,12-dihydro-2H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diazabenzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
(Reaktionsschema 1)
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Unter
Verfolgen des allgemeinen Verfahrens von Beispiel 2 zur Herstellung
von 9-Methoxy-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6αH,13H-6-oxa-3,12α-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureester
wurde 4-(Dimethylaminomethyl)-5-hydroxy-1-methyl-2-propyl-1H-indol-3-carbonsäureethylester
(2,1 g, 6,6 mmol) mit 6-Methoxy-3,4-dihydro-isochinolin (1,005 g,
6,6 mmol) umgesetzt, wobei das gewünschte Produkt erhalten wurde
(0,22 g, 8%). Fp 150–151°C.
MS:
435,2 (M+1+)
Analyse
für C26H30N2O4: Ber.: C, 71,87; H, 6,96; N, 6,45.
Gef.:
C, 71,49; H, 6,89; N, 6,22.
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BEISPIELE 4–8
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Die
folgenden erfindungsgemäßen Verbindungen
wurden unter Verfolgen der im vorhergehenden in den Beispielen 1–3 beschriebenen
allgemeinen Verfahren hergestellt.
9-Methylsulfanyl-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester,
Fp 185–186°C;
2-Butyl-9-methoxy-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester,
Fp 180–182°C;
2-Butyl-9-methylsulfanyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester,
Fp 159–161°C;
9-Methoxy-2-pentyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester,
Fp 170–172°C; und
2-Hexyl-9-methoxy-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester,
Fp 157–160°C.
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Die
Verbindungen der Formel I zeigten starke Bindungsaffinität für Muscarinrezeptoren
und sind daher als Muscarin antagonisten verwendbar. Die Verbindungen
sind überraschend
als Muscarin-M4-Rezeptorantagonisten selektiv.
Die Verbindungen wurden in Standardtests, die zur Ermittlung der
Muscarinrezeptorbindung verwendet werden, bewertet, und sie wurden
mit anderen Benzoxazinen gemäß der Beschreibung
in Bioorganic & Medicincal
Chemistry Letters 8, 1998: 1991–1996,
das hier als Bezug aufgenommen ist, verglichen. Insbesondere wurden
die Verbindungen hinsichtlich ihrer Bindungsaffinität gegenüber fünf humanen
Muscarinrezeptorsubtypen (M1–M5) nach dem Verfahren von Dorje et al., J.
Pharm. Exp. Ther. 1991, 256: 727–733, das hier als Bezug aufgenommen
ist, bewertet. Die Bindung wurde durch Ermitteln der Verdrängung der
Bindung von [3H]-NMS (N-Methylscopolamin)
unter Verwendung von Membranen von transfizierten Chinese Hamster Ovary
(CHO)-Zellen bestimmt. Alle Verbindungen wurden zwei- bis viermal
mit zweifachen Röhrchen
getestet (SEM beträgt
in allen Fällen ≤ 10%). Die
Tabelle 1 zeigt die Bindungsaktivitäten (IC50 nM)
von mehreren Verbindungen des Standes der Technik im Vergleich zu
erfindungsgemäßen Verbindungen.
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Tabelle
1
Muscarinbindungsaktivität
-
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Die
Daten in Tabelle 1 belegen, dass die erfindungsgemäßen Verbindungen
der Formel I überraschend
stark und selektiv für
eine Bindung an den M4-Rezeptor sind. Der
hier verwendete Ausdruck "M4-selektiv" bedeutet, dass eine Verbindung an den
M4-Muscarinrezeptorsubtyp mindestens etwa
20-fach stärker als
an einen der anderen Rezeptorsubtypen bindet. Beispielsweise bindet
die erfindungsgemäße Verbindung von
Beispiel 2 an den M4-Rezeptor etwa 52-fach
stärker
als an M3 und etwa 1000-fach stärker als
an M1, M2 und M5. Die Verbindungen der Beispiele 4 und 5
binden an M4 etwa 30-fach stärker als
an M3 und etwa 800-fach stärker als
einige der anderen Subtypen. Die Verbindungen des Standes der Technik
sind nicht M4-selektiv, da sie eine nur
etwa 2- bis etwa 15-fach stärker
Bindungsaffinität
bei M4 als bei einem der anderen Rezeptoren
zeigen. Wegen der Stärke
und M4-Selekti vität der erfindungsgemäßen Verbindungen
sind sie zur Behandlung von Bewegungsstörungen, wie Parkinson-Krankheit,
besonders verwendbar.
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Zur
Verwendung bei der Behandlung von Bewegungsstörungen ist die erfindungsgemäße Verbindung typischerweise
Teil einer pharmazeutischen Zusammensetzung, und sie wird an einen
Patienten nach einem Fachmann bekannten Verfahren verabreicht. Die
erfindungsgemäße Verbindung
ist in einer Menge von etwa 5 bis etwa 95 Gew.-% der Zusammensetzung
vorhanden.
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Bei
den Verwendungszwecken der vorliegenden Erfindung kann eine Verbindung
entweder oral, rektal, parenteral (intravenös, intramuskulär oder subkutan),
intrazisternal, intravaginal, intraperitoneal, intravesikal, lokal
(Pulver, Salben, Pflaster oder Tropfen) oder als Mund- oder Nasenspray
verabreicht werden.
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Zur
parenteralen Injektion geeignete Zusammensetzungen können physiologisch
akzeptable sterile wässrige
oder nichtwässrige
Lösungen,
Dispersionen, Suspensionen oder Emulsionen und sterile Pulver zur Rekonstitution
zu sterilen injizierbaren Lösungen
oder Dispersionen umfassen. Beispiele für geeignete wässrige und
nichtwässrige
Träger,
Verdünnungsmittel,
Lösemittel
oder Vehikel umfassen Wasser, Ethanol, Polyole (Propylenglykol,
Polyethylenglykol, Glycerin und dgl.), geeignete Gemische derselben,
pflanzliche Öle
(wie Olivenöl)
und injizierbare organische Ester, wie Ethyloleat. Eine passende
Fluidität
kann beispielsweise durch die Verwendung eines Überzugs, wie Lecithin, durch
Beibehalten der erforderlichen Teilchengröße im Falle von Dispersionen
und durch die Verwendung von Netzmitteln aufrechterhalten werden.
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Diese
Zusammensetzungen können
auch Hilfsmittel, wie Konservierungsmittel, Feuchthaltemittel, Emulgatoren
und Dispergiermittel, enthalten. Die Verhinderung der Wirkung von
Mikroorganismen kann durch verschiedene antibakterielle und antimykotische
Mittel, beispielsweise Parabene, Chlorbutanol, Phenol, Sorbinsäure und
dgl., sichergestellt werden. Es kann auch günstig sein, isotonische Mittel,
beispielsweise Zucker, Natriumchlorid und dgl., einzuarbeiten. Eine
verlängerte
Absorption der injizierbaren pharmazeutischen Form kann durch die
Verwendung von absorptionsverzögernden
Mitteln, beispielsweise Aluminiummonostearat und Gelatine, beigebracht
werden.
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Feste
Dosierungsformen zur oralen Verabreichung umfassen Kapseln, Tabletten,
Pillen, Pulver und Granulate. In derartigen festen Dosierungsformen
ist die aktive Verbindung mit mindestens einem inerten üblichen
Streckmittel (oder Träger),
wie Natriumcitrat oder Dicalciumphosphat, oder (a) Füllstoffen
oder Streckmitteln, beispielsweise Stärken, Lactose, Saccharose,
Glucose, Mannit und Kieselsäure;
(b) Bindemitteln, beispielsweise Carboxymethylcellulose, Alignaten,
Gelatine, Polyvinylpyrrolidon, Saccharose und Akaziengummi; (c)
Feuchthaltemitteln, beispielsweise Glycerin; (d) den Zerfall fördernden
Mitteln, beispielsweise Agar-Agar, Calciumcarbonat, Kartoffel- oder
Tapiokastärke,
Alginsäure,
bestimmten komplexen Silicaten und Natriumcarbonat; (e) Lösungsverzögerungsmitteln,
beispielsweise Paraffin; (f) Absorptionsbeschleunigungsmitteln,
beispielsweise quaternären
Ammoniumverbindungen; (g) Befeuchtungsmitteln, beispielsweise Cetylalkohol
und Glycerinmonostearat; (h) Adsorptionsmitteln, beispielsweise
Kaolin und Bentonit; und (i) Gleitmitteln, beispielsweise Talkum,
Calciumstearat, Magnesiumstearat, festen Polyethylenglykolen, Natriumlaurylsulfat
oder Gemischen derselben, gemischt. Im Falle von Kapseln, Tabletten
und Pillen kann die Dosie rungsform auch Puffermittel umfassen.
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Feste
Zusammensetzungen einer ähnlichen
Art können
auch als Füllstoffe
in weichen und harten gefüllten
Gelatinekapseln unter Verwendung von Streckmitteln, wie Lactose
oder Milchzucker, sowie Polyethylenglykolen mit hohem Molekulargewicht
und dgl. verwendet werden.
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Feste
Dosierungsformen, wie Tabletten, Dragees, Kapseln, Pillen und Granulate,
können
mit Beschichtungen und Hüllen,
beispielsweise enterischen Beschichtungen und anderen einschlägig bekannten, hergestellt
werden. Sie können
Opakifizierungsmittel enthalten und können auch von einer derartigen
Zusammensetzung sein, dass sie die aktive Verbindung oder die aktiven
Verbindungen in einem bestimmten Teil des Darmtrakts in einer verzögerten Weise
freisetzen. Beispiele für
Einbettungszusammensetzungen, die verwendet werden können, sind
polymere Substanzen und Wachse. Die aktiven Verbindungen können auch
ggf. in mikroverkapselter Form mit einem oder mehreren der im vorhergehenden
genannten Streckmittel vorhanden sein.
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Flüssige Dosierungsformen
zur oralen Verabreichung umfassen pharmazeutisch akzeptable Emulsionen,
Lösungen,
Suspensionen, Sirupe und Elixiere. Zusätzlich zu den aktiven Verbindungen
können
die flüssigen
Dosierungsformen üblicherweise
einschlägig
verwendete inerte Verdünnungsmittel,
wie Wasser oder andere Lösemittel,
Solubilisierungsmittel und Emulgatoren, beispielsweise Ethylalkohol,
Isopropylalkohol, Ethylcarbonat, Ethylacetat, Benzylalkokol, Benzylbenzoat,
Propylenglykol, 1,3-Butylenglykol, Dimethylformamid, Öle, insbesondere
Baumwollöl,
Erdnussöl,
Maiskeimöl,
Olivenöl,
Rizinusöl
und Sesamöl,
Glycerin, Tetrahydrofurfurylalkohol, Polyethylenglykole und Fettsäureester
von Sorbitan oder Gemische dieser Substanzen und dgl. enthalten.
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Neben
derartigen inerten Verdünnungsmitteln
kann die Zusammensetzung auch Hilfsstoffe, wie Befeuchtungsmittel,
Emulgatoren und Suspendiermittel, Süßungsmittel, Aromatisierungsmittel
und Duftmittel, umfassen.
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Suspensionen
können
zusätzlich
zu den aktiven Verbindungen Suspendiermittel, beispielsweise ethoxylierte
Isostearylalkohole, Polyoxyethylensorbit und Sorbitanester, mikrokristalline
Cellulose, Aluminiummetahydroxid, Bentonit, Agar-Agar und Tragant
oder Gemische dieser Substanzen und dgl. enthalten.
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Zusammensetzungen
zur rektalen Verabreichung sind vorzugsweise Suppositorien, die
durch Mischen der Verbindungen der vorliegenden Erfindung mit geeigneten
nichtreizenden Streckmitteln oder Trägern, wie Kakaobutter, Polyethylenglykol
oder. ein Suppositoriumwachs, die bei gewöhnlicher Temperatur fest, jedoch
bei Körpertemperatur
flüssig
sind und daher im Rektum oder der Vaginalhöhlung schmelzen und die aktive
Komponente freisetzen, hergestellt werden.
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Dosierungsformen
zur topischen Verabreichung einer Verbindung dieser Erfindung umfassen
Salben, Pulver, Sprays und Inhaliermittel. Die aktive Komponente
wird unter sterilen Bedingungen mit einem physiologisch akzeptablen
Träger
und etwaigen Konservierungsmitteln, Puffern oder Treibmitteln, die
erforderlich sein können,
gemischt. Ophthalmologische Formulierungen, Augensalben, -pulver
und -lösungen
werden ebenfalls als innerhalb des Schutzumfangs dieser Erfindung
liegend betrachtet. Zusammensetzungen mit gesteuerter Freisetzung
in der Form von Hautpflastern und dgl. werden ebenfalls bereitgestellt.
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Typische
Dosen erfindungsgemäßer Verbindungen
betragen von etwa 0,1 bis etwa 1000 mg/kg und im allgemeinen etwa
5 bis etwa 250 mg/kg. Derartige Dosen können ein- bis etwa viermal
pro Tag oder so häufig,
wie dies ein beistehender Arzt angibt, verabreicht werden.
-
Die
folgenden Beispiele erläutern
typische Zusammensetzungen, die durch diese Erfindung bereitgestellt
werden.
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BEISPIEL
9
Tablettenformulierung
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Die
Verbindung von Beispiel 1 wird mit der Lactose und Maisstärke (zum
Mischen) gemischt und bis zur Gleichförmigkeit zu einem Pulver vermischt.
Die Maisstärke
(zur Pastenbildung) wird in 6 ml Wasser suspendiert und unter Rühren erhitzt,
wobei eine Paste gebildet wird. Die Paste wird zu dem Pulvergemisch
gegeben und das Gemisch wird granuliert. Die feuchten Granulatkörnchen werden
durch ein Hartsieb Nr. 8 gegeben und bei 50°C getrocknet. Das Gemisch wird
mit 1% Magnesiumstearat gleitfähig
gemacht und zu einer Tablette gepresst. Die Tabletten werden einem
Patienten mit einer Rate von 1 bis 4 pro Tag zur Behandlung von
Parkinson-Krankheit
und anderen Bewegungsstörungen
verabreicht.
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BEISPIEL 10
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Parenterale Lösung
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Zu
einer Lösung
von 700 ml Propylenglykol und 200 ml Wasser zu Injektionszwecken
werden 20,0 g der Verbindung von Beispiel 2 gegeben. Das Gemisch
wird gerührt
und der pH-Wert wird mit Salzsäure
auf 5,5 eingestellt. Das Volumen wird mit Wasser zu Injektionszwecken
auf 1000 ml eingestellt. Die Lösung
wird sterilisiert, in 5,0-ml-Ampullen, die jeweils 2,0 ml (40 mg
von Beispiel 2) enthalten, gefüllt
und unter Stickstoff verschlossen. Die Lösung wird durch Injektion an
einen Patienten, der an Parkinson-Krankheit oder einer anderen Bewegungsstörung leidet
und eine Behandlung benötigt,
verabreicht.
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BEISPIEL 11
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Pflasterformulierung
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10
mg 9-Methoxy-3-methyl-2-propyl-11,12-dihydro-3H,6aH,13H-6-oxa-3,12a-diaza-benzo[a]cyclopent[h]anthracen-1-carbonsäureethylester
werden mit 1 ml Propylenglykol und 2 mg eines Polymerklebmittels auf
Acrylbasis, das ein Harz-Vernetzungsmittel enthält, gemischt. Das Gemisch wird
auf eine undurchlässige Unterlage
(30 cm2) appliziert und auf den oberen Rücken eines
Patienten für
eine Behandlung mit verzögerter Freisetzung
bei Parkinson-Krankheit oder einer anderen Bewegungsstörung appliziert.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung stellt die Verwendung der Verbindungen der Formel
I zur Herstellung pharmazeutischer Zusammensetzungen zur Behandlung
eines Patienten, der an einer Bewegungsstörung leidet, unter Verwendung
einer wirksamen Menge einer Verbindung der Formel I bereit. Eine "wirksame Menge" ist die Menge einer
erfindungsgemäßen Verbindung,
die eine positive klinische Reaktion bei einem an einer Bewegungsstörung leidenden
Patienten ergibt. Eine wirksame Menge ist im allgemeinen etwa 0,1
bis etwa 1000 mg/kg. Eine zweckmäßige Dosierung
beträgt
etwa 1,0 bis etwa 500 mg/kg und vorzugsweise etwa 5 bis etwa 250
mg/kg. In einer bevorzugten Ausführungsform
stellt die Erfindung die Verwendung der Verbindungen der Formel
I zur Herstellung pharmazeutischer Zusammensetzungen zur Behandlung von
Parkinson-Krankheit unter Verwendung einer wirksamen Menge einer
Verbindung der Formel I bereit.
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Die
Erfindung und die Art und Weise und das Verfahren zur Herstellung
und Verwendung derselben sind nun in so vollständigen, klaren, knappen und
genauen Ausdrücken
beschrieben, dass ein Fachmann auf dem Gebiet, zu dem dieses gehört, diese
herstellen und verwenden kann. Es ist klar, dass das Vorhergehende bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung beschreibt und Modifikationen hiervon ohne Abweichen
von der Idee oder dem Umfang der vorliegenden Erfindung, die in
den Ansprüchen
angegeben sind, gemacht werden können.
Um den als Erfindung betrachteten Gegenstand besonders herauszuheben
und deutlich zu beanspruchen, beschließen die folgenden Ansprüche diese
Beschreibung.