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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Medikamentenzufuhrsysteme
für die
kontrollierte Abgabe von wirksamen Mitteln, die ein schmales Absorptionsfenster
im Magendarmtrakt aufweisen, d.h. normalerweise im Duodenum oder
im Jejunum absorbiert werden. Die Erfindung betrifft auch die Verwendung
dieser Zufuhrsysteme mit kontrollierter Abgabe zur Behandlung von
Funktionsstörungen
und Erkrankungen, die mit dem Magendarmtrakt verbunden sind, bei
Säugern.
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Hintergrund
der Erfindung
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Pharmazeutische
Dosierformen, die im Magen nach oraler Verabreichung eine längere Zeitdauer
zurückgehalten
werden und den wirksamen Inhaltstoff auf kontrollierte Weise abgeben,
sind für
die Zuführung eines
breiten Spektrums von Medikamenten von Bedeutung. In der Literatur
wurden verschiedene pharmazeutische Retardzufuhrsysteme mit verlängerter
Rückhaltezeit
im Magen beschrieben, die auf unterschiedlichen Technologien basieren.
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Es
gibt viele Vorteile bei der Verwendung von Arzneimittelzufuhrsystemen.
Von großer
Bedeutung bei einer kontrollierten Arzneimitteltherapie ist die
verbesserte Effizienz der Behandlung. Die kontrollierte Arzneimitteltherapie
verringert die erforderliche Verabreichungsfrequenz, und einzelne
Dosen in periodischen Intervallen sind ausreichend, was zu einer
verbesserten Patientencompliance führt.
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Konventionelle
Arzneimittelzufuhrsysteme haben jedoch nur einen begrenzten Nutzen
für (1)
Arzneimittel, die ein schmales Absorptionsfenster im Magendarmtrakt
aufweisen, d.h. im Duodenum und/oder Jejunum absorbiert werden;
(2) die lokale Behandlung von proximalen Bereichen des Magendarmtraktes
(Magen und/oder Duodenum); und (3) Medikamente, die im Dickdarm
abgebaut werden. Um die verbesserte Therapie in diesen Fällen zu
ermöglichen,
sollte eine gastroretentive pharmazeutische Dosierform entwickelt
werden. Nach oraler Verabreichung sollte eine derartige gastroretentive
Dosierform im Magen zurückgehalten
werden und das Arzneimittel in einer kontrollierten und andauernden
Weise abgeben. Beispiele für
gastroretentive Dosierformen sind schwimmende Dosierformen und Dosierformen,
die sich im Magen ausdehnen, anschwellen oder sich entfalten.
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Der
Grund dafür,
expandierbare Arzneimittelzufuhrsysteme zu entwickeln, liegt in
der Eigenschaft des Antrum pyloricum begründet, größere Körper durch antiperistaltische
Bewegungen vom Pförtner
in den Magenraum zurückzudrängen, wodurch
deren Aufenthaltszeit im Magen (gastric retention time, GRT) erhöht wird. Derartige
Dosierformen sollten vorzugsweise so ausgestaltet werden, dass sie
biologisch abbaubar sind oder zerfallen, um Ihre Entfernung aus
dem Magen zu ermöglichen.
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Das
U.S.-Patent Nr. 3 574 820 lehrt den Einsatz einer Gelatinematrix,
die im Magen hydratisiert wird, in den Gelzustand übergeht,
anschwillt und mit N-Acetyl-homocysteinthiolacton quervernetzt,
wobei eine Matrix entsteht, die zu groß ist, um den Pförtner zu
passieren.
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Das
U.S.-Patent Nr. 4 207 890 offenbart eine Arzneimittelverteilungsvorrichtung,
die eine kollabierte, expandierbare unperforierte Hülle umfasst,
die aus einem nicht-hydratisierbaren für Körperflüssigkeit und Arzneimittel permeablen
Polymerfilm hergestellt ist, und das Arzneimittel sowie ein ebenfalls
in der Polymerhülle enthaltenes
expandierendes Mittel enthält,
das die Hülle
bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten
veranlasst, sich auf ein Volumen auszudehnen, das ausreichend ist,
um die Vorrichtung im Magen zurückzuhalten.
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Das
U.S.-Patent Nr. 4 434 153 beschreibt eine Vorrichtung, bestehend
aus einer aus einem Hydrogel gebildeten Matrix, das Flüssigkeit
aus dem Magen absorbiert und aufnimmt, sich ausdehnt und anschwillt,
damit es im Magen für
eine längere
Zeit zurückgehalten
wird, und einer Vielzahl von kleinen, über die Matrix verteilten Pillen,
die einen arzneimittelhaltigen Kern sowie eine aus Fettsäuren und
Wachsen bestehende den Kern umgebende Wand aufweisen.
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Ein
wesentlicher Nachteil der Vorrichtungen aus den obigen Veröffentlichungen
ist, dass sie die natürlichen
Kontraktionen des Magens anscheinend nicht berücksichtigen, die zu einer schnellen
Größenverringerung
beitragen können,
was ein vorzeitiges Entfernen der Vorrichtung aus dem Magen zur
Folge hat. Diesen Vorrichtungen fehlt die mechanische Stabilität, um der
natürlichen
mechanischen Aktivität,
die Kontraktionen des Magens einschließt, zu widerstehen.
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Die
U.S.-Patente Nr. 4 767 627, 4 735 804 und 4 758 436 präsentieren
Dosierformen verschiedener Geometrien: kontinuierlichen festen Stab,
Tetraeder; ebene Scheibe; mehrfach gelappte flache Vorrichtung; und
Ring. Die Vorrichtungen sind auf eine für das Verschlucken geeignete
Größe komprimierbar
und expandieren von allein auf eine Größe, die die Passage durch den
Pförtner
verhindert. Sie sind gegenüber
den Kräften
des Magens hinreichend stabil, um eine vorzeitige Passage durch
den Pförtner
für eine
vorgegebene Zeit zu verhindern, und sie werden in Gegenwart von
Magensäften
abgebaut. Die Vorrichtungen sind homogen, d.h. sie haben in unterschiedlichen
Bereichen der Vorrichtung dieselbe Polymerzusammensetzung. Der in
Patent Nr. 4 735 804 präsentierte
Tetraeder ist in seinen vier Lappen, die untereinander durch eine
Polymermatrix verbunden sind, homogen.
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Die
Medikamente sind in der Vorrichtung als flüssige Lösung oder Suspension enthalten,
was die Zugabe der erwähnten
Konservierungsmittel oder Puffermittel erforderlich machen kann.
Alternativ kann das Modul zur kontrollierten Abgabe von Arzneimittel
auch an die Vorrichtung angebunden oder geklebt sein.
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Die
U.S.-Patente Nr. 5 002 772 und 5 443 843 offenbaren ein orales Arzneimittelzufuhrsystem
mit einem verzögerten
Durchgang durch den Magendarmtrakt, das darin enthaltene (s) Arzneimittel
in kontrollierter Weise freisetzt, und das in seiner expandierten
Form dem Magendarmdurchgang widersteht. Diese Zufuhrsysteme umfassen
einen oder mehrere Rückhaltearme
als nicht-kontinuierliches komprimierbares Element, und eine angeheftete
arzneimittelhaltige Vorrichtung zur kontrollierten Abgabe. Die bevorzugte
Konfiguration ist eine Wendel oder Spirale. Diese Systeme müssen mindestens
zwei getrennte Teile umfassen (mindestens einen Rückhaltearm
und eine Vorrichtung zur kontrollierten Abgabe).
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Die
U.S.-Patente 5 047 464 und 5 217 712 beschreiben ein System, das
biologisch abbaubare, duroplastische, kovalent quervernetzte Poly(ortho)esterpolymere
umfasst, die nach der Zufuhr aus einem komprimierten Zustand expandieren.
Die saure Umgebung im Magen führt
schließlich
zum Abbau der im System enthaltenen Polymere, wodurch dessen Entfernung
aus dem Magen ermöglicht
wird. Das System ist durch hohe Elastizität gekennzeichnet.
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Schließlich beschreibt
das U.S.-Patent Nr. 5 651 985 ein System, entwickelt aus einer Mischung
von Polyvinyllactamen und Polyacrylaten, die durch ihren hohen Schwellungsgrad
im Magen gekennzeichnet sind, was zu deren Rückhaltung im Magen für eine längere Zeitdauer
führt.
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Trotz
der Entwicklungen bei den gastrischen Rückhaltesystemen leiden die
bekannten Vorrichtungen an vielen Nachteilen und es besteht Bedarf
für noch
weiter verbesserte Zufuhrsysteme. Die vorliegende Erfindung ist
auf derartige verbesserte Systeme gerichtet, die die Nachteile der
bekannten Vorrichtungen überwinden
würden.
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Arzneimittelzufuhrsystem
mit kontrollierter Abgabe bereitzustellen, das im Magen für eine ausreichende
Zeit zurückgehalten
wird, während
das wirksame Arzneimittel daraus abgegeben wird.
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Diese
und weitere Aufgaben der Erfindung werden in der folgenden Beschreibung
deutlicher werden.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein pharmazeutisches gastroretentives
Arzneimittelzufuhrsystem, das faltbar oder aufrollbar ist, zur kontrollierten
Abgabe eines wirksamen Mittels in den Magendarmtrakt, wobei das
System folgendes umfasst:
- (a) eine ein- oder
mehrschichtige Matrix, die eine zwei- oder dreidimensionale geometrische
Konfiguration aufweist, umfassend ein Polymer, das nicht mehr als
eine konventionelle Dosierform im Magen zurückgehalten wird, wobei das
Polymer ausgewählt
ist aus:
(1) einem abbaubaren Polymer, das ausgewählt ist
aus
(i) einem hydrophilen Polymer, das nicht sofort in Magenflüssigkeiten
löslich
ist;
(ii) einem magensaftresistenten Polymer, das bei einem
pH von weniger als 5,5 unlöslich
ist;
(iii) einem hydrophoben Polymer; und
(iv) irgendeiner
Mischung von mindestens zwei in (i), (ii) oder (iii) definierten
Polymeren;
(2) einem nicht-abbaubaren; und
(3) einer Mischung
von mindestens einem in (1) definierten Polymer mit mindestens einem
in (2) definierten Polymer;
- (b) eine kontinuierliche oder nicht-kontinuierliche Membran,
die im Magen nicht länger
als eine konventionelle Dosierform zurückgehalten wird, und welche
an der Matrix befestigt oder angeheftet ist, wobei die Membran mindestens
ein Polymer von beträchtlicher
mechanischer Festigkeit umfasst; und
- (c) ein Arzneimittel, das in partikulärer Form oder optional innerhalb
eines arzneimittelhaltigen Mittels vorliegen kann;
wobei das
Arzneimittel oder das in dem arzneimittelhaltigen Mittel enthaltene
Arzneimittel in eine Schicht der Matrix eingebettet ist oder zwischen
mindestens zwei Schichten der Matrix eingeschlossen ist, oder an das
Zufuhrsystem angeheftet ist,
wobei die Matrix, wenn sie
an der Membran befestigt oder angeheftet ist, die Räumung des
Zufuhrsystems aus dem Magen für
eine Zeitdauer von etwa 3 bis 24 Stunden verhindert, und wobei die
Räumung
aus dem Magen nach der Auftrennung und/oder dem Kollaps der Membran
stattfindet.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
kann weiterhin eine Schutzschicht enthalten, die wenigstens eine
Fläche
der besagten Matrix bedeckt, optional die gesamte oder Teile der
Membran bedeckt, wobei die Schutzschicht ein Polymer umfasst, das
im Magen nicht mehr als konventionelle Dosierformen zurückgehalten wird,
wobei das Polymer ausgewählt
ist aus (a) einem hydrophilen Polymer, das nicht sofort in Magensäften löslich ist;
(b) einem magensaftresistenten Polymer, das bei pH-Werten unter 5,5
im wesentlichen unlöslich
ist; (c) einem hydrophoben Polymer; und (d) irgendeiner Mischung
aus mindestens zwei der in (a), (b) oder (c) definierten Polymere.
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Das
im erfindungsgemäßen Zufuhrsystem
enthaltene Arzneimittel kann als Rohpulver, als in einer geeigneten
Flüssigkeit
gelöstes,
eingebettetes oder dispergiertes Pulver, halbfestes Material, Mikro-
oder Nanopartikel, Mikro- oder Nanosphären, Tablette, Kapsel oder
als geeignete spezifische zwei- oder dreidimensionale Matrix vorliegen.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
kann darüber
hinaus einen geeigneten Weichmacher umfassen, der in jedem der Bestandtei le
des Zufuhrsystems enthalten sein kann. Der Weichmacher kann bevorzugt aus
der Gruppe ausgewählt
sein, bestehend aus einem Ester, der ausgewählt ist aus Phthalatestern,
Phosphatestern, Citratestern, Fettsäureestern und Tartaratestern,
Glycerin- und Glykolderivaten sowie Sorbitol. Der Weichmacher ist
bevorzugt in der Schutzschicht enthalten.
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Zusätzlich kann
das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
mindestens ein gasbildendendes Mittel umfassen. Das gasbildendende
Mittel ist vorzugsweise ein flüssiges
gasbildendendes Mittel, das bei Körpertemperatur siedet oder
ein festes gasbildendendes Mittel, vorzugsweise ein pharmazeutisch
annehmbares Carbonat.
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In
einer besonderen Ausführungsform
kann das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
zusätzlich
eine Antihaftschicht umfassen, die an mindestens einer äußeren Fläche davon
befestigt ist. Die Antihaftschicht umfasst bevorzugt eine pharmazeutisch
annehmbare Zellulose oder ein Derivat davon, ein Silikat oder ein
magensaftresistentes Polymer, das bei einem pH von unter 5,5 im
Wesentlichen unlöslich
ist. In besonders bevorzugten Ausführungsformen umfasst die Antihaftschicht
mikrokristalline Zellulose.
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Das
von dem erfindungsgemäßen Zufuhrsystem
umfasste hydrophile Polymer kann ausgewählt sein aus der Gruppe, bestehend
aus einem Protein, einem Polysaccharid, einem Polyacrylat, einem
Hydrogel, Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, und Derivaten solcher
Polymere.
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Das
von dem erfindungsgemäßen Zufuhrsystem
umfasste magensaftresistente Polymer kann ausgewählt sein aus einer Gruppe, bestehend
aus Schellack, Zelluloseacetatphthalat, Hydroxypropylmethylzellulosephthalat,
Hydroxypropylmethylzelluloseacetatsuccinat und Methlymethacrylat-Methacrylsäure-Copolymeren,
bevorzugt mit einem Verhältnis
von Ester zu freien Carboxylgruppen von 2:1.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
eine Schutzschicht, die eine Mischung aus dem hydrophilen Polymer
und dem magensaftresistenten Polymer umfasst und optional darüber hinaus
einen Weichmacher umfasst. Bei solchen Ausführungsformen ist das hydrophile
Polymer vorzugsweise mit einem geeigneten Quervernetzungsmittel,
insbesondere mit Glutaraldehyd, quervernetzt. Das hydrophile Polymer
ist bevorzugt eine enzymatisch hydrolysierte quervernetzte Gelatine
oder ein Derivat davon. Das magensaftresistente Polymer ist vorzugsweise
ein Methylmethacrylat-Methacrylsäure-Copolymer,
das ein Verhältnis
von Ester zu freien Carboxylgruppen von 2:1 aufweist. Ein besonders
bevorzugter Weichmacher ist Glycerin.
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In
weiteren spezifischen Ausführungsbeispielen
ist das von dem erfindungsgemäßen Zufuhrsystem umfasste
hydrophobe, nicht-abbaubare Polymer aus einer Gruppe ausgewählt, bestehend
aus Ethylzellulose, einem Copolymer aus Acrylsäure und Methacrylsäureestern
mit 5 bis 10% funktionellen quartären Ammoniumgruppen, Polyethylen,
Polyamid, Polyvinylchlorid, Polyvinylacetat und jedweder Mischung
aus diesen.
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In
noch einer weiteren besonderen Ausführungsform umfasst die Membran
des erfindungsgemäßen Zufuhrsystems
hydrophobe nichtabbaubare(s) Polymer(e), hydrophobe(s) abbaubare(s)
Polymer(e) oder Mischungen davon. Vorzugsweise besteht die Memb ran
aus einer Mischung von 1-Polymilchsäure (1-PLA) und Ethylzellulose
in einem Verhältnis
von 9:1.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
ist geeignet für
die Zufuhr von Arzneimitteln, die ein enges Absorptionsfenster im
Magendarmtrakt aufweisen. Solche Arzneimittel können therapeutische Nukleinsäuren oder
Aminosäuresequenzen,
Nukleinsäuren
oder Aminosäurederivate,
peptidomimetische Arzneimittel, Antibiotika, therapeutische Ionen,
Vitamine, Bronchodilatoren, Anti-Gicht-Mittel, blutdrucksenkende
Mittel, diuretische Stoffe, antihyperlipidämische Mittel oder ACE-Inhibitoren
sein.
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Das
Zufuhrsystem kann auch besonders für die Zufuhr von Arzneimitteln
geeignet sein, die für
die lokale Behandlung des Magendarmtraktes bestimmt sind. Solche
Arzneimittel können
Anti-Tumor-Mittel, Histamin-(H2)-Blocker, Wismutsalze, synthetische
Prostaglandine oder antibiotische Mittel sein.
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Zusätzlich kann
das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
für die
Zufuhr von Arzneimitteln geeignet sein, die im Dickdarm abgebaut
werden, zum Beispiel Metoprolol.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
ist besonders nützlich
bei der Behandlung von Funktionsstörungen, die mit dem Magendarmtrakt
verbunden sind, ausgewählt
aus peptischem Ulkus, Nicht-ulkus-Dyspepsie, Zollinger-Ellison-Syndrom,
Gastritis, Duodenitis und den damit verbundenen ulzerativen Läsionen,
Magen- oder Zwölffingerdarmneoplasmen.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
kann die Form einer Scheibe haben, einer mehrfach gelappten Konfiguration,
eines Drei- oder
Vierecks, es kann eben oder nicht-eben sein.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
kann ferner in eine geeignete Kapsel gefaltet sein. Die Erfindung
betrifft in einer weiteren Ausführungsform
auch eine das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
enthaltende Kapsel.
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Beschreibung
der Figuren
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Die
Erfindung wird ausführlicher
anhand der folgenden Figuren beschrieben, wobei:
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1 eine
teilweise zerlegte perspektivische Explosions darstellung einer
Ausführungsform
einer Vorrichtung gemäß der vorliegenden
Erfindung ist.
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2 eine
teilweise zerlegte perspektivische Explosionsdarstellung einer Modifikation
der in 1 dargestellten Ausführungsform ist.
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3 eine
teilweise zerlegte perspektivische Explosionsdarstellung einer anderen
Ausführungsform einer
Vorrichtung gemäß der vorliegenden
Erfindung ist.
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4 die
Wirkung der Verabreichungsart von 100 mg Riboflavin-5-phosphat auf
die mittlere Konzentration von Riboflavin im Plasma bei Hunden zeigt.
Das Arzneimittel wurde entweder als IV-Bolus, orale Lösung oder
gastroretentive Dosierform (GRDF) gegeben (6 Hunde). Die Konzentrationen
zwischen den gepunkteten Linien A und B repräsentieren die physiologischen
Basislinientiter von Riboflavin.
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5 zeigt
die Wirkung der Verabreichungsart von 100 mg Riboflavin-5-phosphat
auf die mittlere Konzentration von Riboflavin im Plasma von Hunden.
Das Arzneimittel wurde entweder als orale Lösung oder gastroretentive Dosierform
(GRDF) gegeben (6 Hunde). Die Konzentrationen zwischen den gepunkteten
Linien A und B repräsentieren
die physiologischen Basislinientiter von Riboflavin.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Andauernde
gastroretentive pharmazeutische Zufuhrsysteme zur Abgabe von Arzneimitteln
auf kontrollierte Weise, wie die der vorliegenden Erfindung, können viele
therapeutische Nutzen haben. Eine Anwendung, bei der die erfindungsgemäße gastroretentive
Vorrichtung zur kontrollierten Abgabe von Vorteil sein kann, ist
die Verabreichung von Arzneimitteln, die ein enges Absorptionsfenster
haben. Diese Arzneimittel werden gewöhnlich in begrenzten Abschnitten
in den oberen Teilen des Magendarmtraktes absorbiert (meist im Duodenum
oder Jejunum). Zusätzlich
werden viele dieser Arzneimittel durch aktive Transportsysteme in
den zuvor genannten oberen Teilen des Magendarmtraktes absorbiert,
oder sie sind beim pH des Darmmediums schlecht löslich. Es wurde gezeigt, dass
eine verlängerte
duodenale Zufuhr von Arzneimitteln mit einem engen Absorptionsfenster
deren Bioverfügbarkeit
und offensichtlich deren therapeutische Wirkung steigert. Ein Beispiel
für eine
solche Steigerung ist die verbesserte Bioverfügbarkeit und Therapie von Levodopa,
das direkt per Infusion in den Zwölffingerdarm gegeben wurde.
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Eine
andere Anwendung, bei welcher der Einsatz eines gastroretentiven
Arzneimittelzufuhrsystems mit verlängerter Abgabe vorteilhaft
sein kann, ist die lokale Behandlung von Erkrankungen des Magens
oder des Zwölffingerdarmes.
Es ist bei örtlich
begrenzten Störungen
im allgemeinen vorzuziehen, das Arzneimittel dem krankhaften Gewebe
gezielt zuzuführen,
da die erreichte Konzentration des Arzneimittels im erkrankten Gewebe
oder Organ höher
ist als die systemische Konzentration, was zu gesteigerter Wirksamkeit
des Arzneimittels im Zielorgan oder -gewebe bei reduzierten systemischen
Nebenwirkungen führt.
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Gastroretentive
Zufuhrsysteme wie das erfindungsgemäße Zufuhrsystem sind auch für den veterinären Einsatz
geeignet, zur Behandlung von Säugern,
insbesondere domestizierten Tieren und Haustieren.
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Das
dem erfindungsgemäßen Zufuhrsystem
zu Grunde liegende Konzept ist die Bereitstellung eines Kombinationssystems,
bestehend aus mindestens zwei Komponenten, nämlich der Matrix und der daran
befestigten oder angehefteten Membran. Jede für sich genommen, würden weder
die Matrix noch die Membran länger
als eine konventionelle Dosierform im Magen zurückgehalten werden. Wenn jedoch
die Membran an der Matrix befestigt oder angeheftet ist, verhindert
sie die Räumung
der Matrix für
die gewünschte
Zeitdauer. Gleichzeitig verhindert die Matrix, wenn die Membran
an ihr befestigt oder angeheftet ist, für die gewünschte Zeitdauer den so genannten "Kollaps" der Membran, der
zu ihrer schnellen Räumung
aus dem Magen führen würde. Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
ist so ausgelegt, das sein Zerfall nach der gewünschten Arzneimittelabgabezeit
stattfinden kann, so dass alle seine Bestandteile aus dem Magen
geräumt
werden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft daher ein pharmazeutisches gastroretentives
Arzneimittelzufuhrsystem, das faltbar oder auf rollbar ist, zur
kontrollierten Abgabe eines wirksamen Mittels im Magendarmtrakt,
wobei das System folgendes umfasst
- (a) eine
ein- oder mehrschichtige Matrix, die eine zwei- oder dreidimensionale
geometrische Konfiguration aufweist, umfassend ein Polymer, das
nicht mehr als eine konventionelle Dosierform im Magen zurückgehalten
wird, wobei das Polymer ausgewählt
ist aus:
(1) einem abbaubaren Polymer, das ausgewählt ist
aus
(i) einem hydrophilen Polymer, das nicht sofort in Magensäften löslich ist;
(ii)
einem magensaftresistenten Polymer, das bei einem pH von weniger
als 5,5 weitgehend unlöslich
ist;
(iii) einem hydrophoben Polymer; und
(iv) irgendeiner
Mischung von mindestens zwei in (i), (ii) oder (iii) definierten
Polymeren;
(2) einem nicht-abbaubaren; und
(3) einer Mischung
von mindestens einem in (1) definierten Polymer mit mindestens einem
in (2) definierten Polymer;
- (b) eine kontinuierliche oder nicht-kontinuierliche Membran,
die im Magen nicht länger
als eine konventionelle Dosierform zurückgehalten wird, die an der
Matrix befestigt o der angeheftet ist, wobei die Membran mindestens
ein Polymer von beträchtlicher
mechanischer Festigkeit umfasst; und
- (c) einem Arzneimittel, das in partikulärer Form oder optional innerhalb
eines arzneimittelhaltigen Mittels vorliegen kann;
wobei das
Arzneimittel oder das in dem arzneimittelhaltigen Mittel enthaltene
Arzneimittel in eine Schicht der Matrix eingebettet ist oder zwischen
mindestens zwei Schichten der Matrix eingeschlossen ist oder an das
Zufuhrsystem angeheftet ist,
wobei die Matrix, wenn sie
an der Membran befestigt oder angeheftet ist, die Räumung des
Zufuhrsystems aus dem Magen für
eine Zeitdauer von etwa 3 bis 24 Stunden, vorzugsweise von etwa
8 bis etwa 12 Stunden, verhindert, und wobei die Räumung aus
dem Magen nach der Abtrennung und/oder dem Kollaps der Membran stattfindet.
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Sofern
der Kontext nicht etwas anderes erfordert, sind der Ausdruck "umfassen" sowie Varianten
hiervon wie "umfasst" und "umfassend" in dieser Beschreibung
und den folgenden Ansprüchen
durchgehend so gemeint, dass der Einschluss eines genannten Ganzen
oder Schritts oder einer Gruppe von Ganzen oder Schritten impliziert
ist, nicht jedoch der Ausschluss von irgendeinem anderen Ganzen
oder Schritt oder einer Gruppe von Ganzen oder Schritten.
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Mit
dem Ausdruck "wird
im Magen nicht länger
als konventionelle Dosierformen zurückgehalten" ist grundsätzlich ein Polymer von solchem
Inhalt, und optional solcher Größe, gemeint,
das im nüchternen
Magen nicht für
länger
als 2 Stunden zurückgehalten
wird.
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Mit
dem Ausdruck "ein
Polymer, das in Magensäften
sofort löslich
ist" ist im Allgemeinen
ein Polymer gemeint, das sich im Magen innerhalb von etwa 15 Minuten
nach der Verabreichung auflöst.
Solche Polymere sind zum Beispiel wasserlösliche Polymere unabhängig vom
pH der Umgebung (zum Beispiel Byco® oder
Hydroxypropylmethylzellulose (HPMC)).
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Mit
dem Ausdruck "ein
Polymer, das in Magensäften
nicht sofort löslich
ist" ist im Allgemeinen
ein Polymer gemeint, das sich bei seinem Aufenthalt im Magen nach
und nach auflöst.
Solche Polymere sind zum Beispiel quervernetzte Polymere, die sich
mit einer Geschwindigkeit von etwa 50% des Polymers über 24 Stunden
auflösen.
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Mit
dem Ausdruck "eine
beträchtliche
mechanische Festigkeit haben" ist
im Allgemeinen ein Polymer mit einem Young-Modulus von etwa 100–2000 MPa
und einer Streckgrenze (bei 0,5% Dehngrenze) von etwa 2–25 MPa
gemeint, alles gemessen unter Verwendung eines Instron-Zugprüfgerätes bei
einer Kreuzkopfgeschwindigkeit von 25 mm/min.
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Um
die mechanische Festigkeit, den Abbau und die Abgabecharakteristika
für das
Arzneimittel oder die Arzneimittelkombination im Zufuhrsystem zu
kontrollieren, können
optional pharmazeutisch annehmbare, nicht toxische Füllmittel
der Matrix, Membran oder Schutzschicht zugefügt werden. Beispiele für solche
Füllmittel
sind Stärke,
Glucose, Lactose, anorganische Salze wie Natrium- oder Kaliumchlorid,
Carbonate, Bicarbonate, Sulfate, Nitrate, Silikate und Alkalimetallphosphate
und -oxide.
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Die
Membran sollte die Gastroretentivität des Systems kontrollieren,
indem sie das System für
eine vorgegebene Zeit in der gewünschten
Konfiguration stabil hält.
Die Räumung
des Systems aus dem Magen sollte stattfinden, nachdem die Schutzschicht
(oder wenn diese nicht vorhanden ist, die Matrixschicht) biologisch
abgebaut oder biologisch zersetzt wird, gelöst oder zerfallen ist, wodurch
die Auftrennung der Membran in ihre kleineren Fragmente oder der
Kollaps der Membran ermöglicht
wird und das System unvermeidlich in irgend einer anderen Weise.
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Die
bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung
eingesetzten Membranen haben eine beträchtliche mechanische Festigkeit.
Solche Membranen können
zum Beispiel Zelluloseether und andere Zellulosederivate sein wie
Zellulosenitrat, Zelluloseacetat, Zelluloseacetatbutyrat oder Zelluloseacetatpropionat;
Polyester wie Polyethylenterephthalat, Polystyrol, einschließlich Copolymeren
und Mischungen derselben; Polylactide, einschließlich Copolymere davon mit
p-Dioxanon, Polyglykoliden, Polylactidglykoliden; Polyolefine, einschließlich Polyethylen
und Polypropylen; Fluorkunststoffe wie Polyvinylidenfluorid und
Polytetrafluorethylen, einschließlich deren Copolymere mit
Hexafluorpropylen oder Ethylen; Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid-Copolymere, Ethylen-Vinylalkohol-Copolymere,
Polyvinylalkohole, Ammoniummethacrylat-Copolymere und andere Polyacrylate
und Polymethacrylate; Polyacrylnitrile; Polyurethane; Polyphthalamide;
Polyamide; Polyamide; Polyamid-Imide;
Polysulfone; Polyethersulfone; Polyethylensulfide; Polybutadien;
Polymethylpenten; Polyphenylenoxid (welches modifiziert sein kann);
Polyetherimide; Polyhydroxyalkanoate; von Tyrosin abgeleitete Polyarylate
und Polycarbonate einschließlich
Polyestercarbonate, Polyanhydride, Polyphenylenether; Polyalkenamere, Acetalpolymere,
Polyallyle, phenolische Polymere, Polymelaminformaldehyde, Epoxypolymere,
Polyketone, Polyvinylacetate und Polyvinylcarbazole.
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In
einem bevorzugten Beispiel umfasst die Membran eine Mischung aus
1-Polymilchsäure
(1-PLA) und Ethylzellulose in einem Verhältnis von 9:1.
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Die
Membran kann in das Zufuhrsystem dieser Erfindung integriert ein
geeignetes inertes Metall, z.B. Titan, oder inerte Metalllegierungen
enthalten oder von diesen ersetzt sein. Solche Metalle oder Metalllegierungen
dienen dazu, das System vor einem schnellen Dahinschwinden nach
Verabreichung zu schützen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsformen
kann die erfindungsgemäßen gastroretentive
Zufuhrvorrichtung eine Schutzschicht beinhalten, die mindestens
eine Fläche
der Matrix und optional die gesamte oder einen Teil der Membran
bedeckt. Die Schutzschicht umfasst ein Polymer, das im Magen nicht
länger
als konventionelle Dosierformen zurückgehalten wird, ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus (a) einem hydrophilen Polymer, das in
Magensäften
nicht sofort löslich
ist; (b) einem magensaftresistenten Polymer, das bei einem pH von
unter 5,5 im wesentlichen unlöslich
ist; (c) einem hydrophoben Polymer; und (d) jedweder Mischung aus
mindestens zwei der in (a), (b) oder (c) definierten Polymere.
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Mit
dem Ausdruck "verhindert
nicht den biologischen Abbau oder die biologische Zersetzung, die
Lösung
oder den Zerfall dieser Schicht nach einer vorgegebenen Zeit" ist im Allgemei nen
eine Zeitspanne von 3–12
Stunden, und bis zu 24 Stunden, vorzugsweise 8–12 Stunden, je nach Therapiebedarf,
gemeint.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
umfasst eine pharmazeutisch wirksame Menge von mindestens einem
Arzneimittel, die optional in einem arzneimittelhaltigen Mittel
enthalten sein kann. Das Arzneimittel kann in Form von Rohpulver
oder gelöst,
dispergiert oder eingebettet in einer geeigneten Flüssigkeit,
eines halbfesten Materials, Mikro- oder Nanopartikeln, Mikro- oder Nanosphären, einer
Tablette, Kapsel oder als geeignete Matrix vorliegen. Das Arzneimittel
oder Mischungen von Arzneimitteln in jeder der Formen können in
mindestens einer Schicht der Matrix des erfindungsgemäßen Zufuhrsystems
eingebettet sein. Alternativ kann bei einer Ausführungsform mit einer mehrschichtigen
Matrix, vorzugsweise einer zweischichtigen Matrix, das Arzneimittel
zwischen zwei der Schichten eingeschlossen sein, entweder in freier
Form oder enthalten in einem arzneimittelhaltigen Mittel. So kann
zum Beispiel ein halbfestes Arzneimittel zwischen zwei beliebigen
Schichten der Matrix enthalten sein. Ein anderes Beispiel ist jenes,
bei dem das Arzneimittel in einer Tablette, Kapsel oder irgendeiner
pharmazeutisch kompatiblen Matrix enthalten ist und die arzneimittelhaltige
Tablette, Kapsel oder pharmazeutisch kompatible Matrix zwischen
beliebigen zwei Schichten der Matrix eingeschlossen ist. Solche
mehrschichtigen Ausführungsformen
weisen vorzugsweise eine Schutzschicht auf.
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Es
kann vorteilhaft sein, die erfindungsgemäße Vorrichtung mit einem Antihaftmaterial
zu beschichten, das auf der(den) äußeren Oberfläche(n) der
Vorrichtung befestigt werden kann. Solch ein Material kann jedes inerte,
nicht schwellende Material sein, das die Selbstanheftung der äußeren Schichten (d.h.
der Matrix oder der Schutzschicht) der Vorrichtung bei dessen Hydratation
verhindert. Das Antihaftmaterial kann zum Beispiel Zellulose sein
oder ein Zellulosederivat, ein Silikat wie Magnesiumsilikat oder
Aluminiumsilikat, oder ein magensaftresistentes Polymer, das bei
einem pH von unter 5,5 im Wwesentlichen unlöslich ist. Ein bevorzugtes Beispiel
für solch
ein als Antihaftschicht eingesetztes Material ist mikrokristalline
Zellulose.
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Um
die Verabreichung zu erleichtern, kann die Zufuhrvorrichtung gemäß der vorliegenden
Erfindung in einer gefalteten Konfiguration verabreicht werden.
Das System wird vorzugsweise in eine Kapsel, bevorzugt in eine Gelatinekapsel,
gefaltet. Bei solchen Ausführungsformen
ist es bevorzugt, dass die Vorrichtung darüber hinaus mit der pharmazeutisch
annehmbaren Antihaftschicht beschichtet ist, um zu verhindern, das
ihre äußeren Schichten
in gefalteter Konfiguration aneinanderhaften, wodurch es ihr ermöglicht wird,
sich nach ihrer Verabreichung während
des Befeuchtungsvorgangs im Magenlumen zu entfalten.
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Darüber hinaus
können
gefaltete Vorrichtungen des weiteren ein gasbildendes Mittel beinhalten,
das nicht für
das Aufblähen
oder Auftreiben der Vorrichtung gedacht ist, sondern vielmehr für Innendruck
sorgen soll, der es dem gefalteten Systems nach Verabreichung der
Kapsel und deren Auflösung
im Magen erlaubt, sich zu entfalten. Das gasbildende Mittel kann
ein flüssiges
gasbildendes Mittel sein, das bei Körpertemperatur (34°C–40°C) siedet,
oder ein festes gasbildendes Mittel. Ein Beispiel für ein festes
Mittel ist jedes geeignete Carbonat, wie Calciumcarbonat, Natriumcarbonat
oder Natriumhydrogencarbonat, wobei Natriumhydrogencarbonat bevorzugt ist.
Flüssige
gasbildende Mittel können
Methylformiat, Tetramethylsilan, Isopentan, Isomere von Perfluorpentan,
Diethyl- oder Diethenylether
sein. Das gasbildende Mittel kann in Kombination mit der Matrix
oder direkt oder indirekt an dieser befestigt vorliegen.
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Die
erfindungsgemäße Zufuhrvorrichtung
kann ferner optional einen pharmazeutisch annehmbaren Weichmacher
umfassen. Der Weichmacher kann in jedem Teil der Vorrichtung enthalten
sein, zum Beispiel in der Matrix, in der Schutzschicht oder in der
Membran. Der Weichmacher kann jedes geeignete weichmachende Mittel
sein, welches dem Fachmann bekannt ist. Zum Beispiel kann der Weichmacher
ein Ester sein, wie zum Beispiel Phthalatester, Phosphatester, Citratester,
Fettsäureester
und Tartaratester, Glycerin und Glykolderivate, oder Sorbitol. Ein
bevorzugter Weichmacher, der in der Schutzschicht enthalten sein
soll, ist Glycerin.
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Jeder
der Bestandteile der Vorrichtung kann durch jedes konventionelle
dem Fachmann bekannte Verfahren an anderen Bestandteilen befestigt
sein, um die Vorrichtung zu bilden, zum Beispiel durch Erhitzen
oder Schmelzen jeder Schicht, oder durch Verwendung kompatibler
konventioneller Klebematerialien wie α-Cyanoacrylate, Acryl- oder
Methacryl-Klebstoffe, Epoxide oder mit Weichmachern versehene Polyvinylklebstoffe. Das "Kleben" der Schichten wird
jedoch vorzugsweise mit organischen Lösungsmitteln wie Ethylalkohol,
Aceton, Methylenchlorid, Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff durchgeführt, die
die Polymere etwas anlösen.
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Das
hydrophile Polymer, welches für
die verschiedenen Bestandteile des erfindungsgemäßen Zufuhrsystems geeignet
ist, kann jedes Polymer sein, das nach gegebenenfalls erforderlicher
geeigneter Behandlung in Magensäften
nicht sofort löslich
ist, wie zum Beispiel ein Protein, ein Polysaccharid, ein Polyacrylat,
ein Hydrogel oder jedwedes Derivat dieser Polymere.
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Beispiele
für Proteine
sind Proteine, die aus Bindegeweben gewonnen werden, wie Gelatine
und Kollagen, oder ein Albumin wie Serumalbumin, Milchalbumin oder
Sojaalbumin. In bevorzugten Ausführungsformen
ist das hydrophile Polymer Gelatine oder ein Gelatinederivat, bevorzugt
enzymatisch hydrolysierte Gelatine. Ein spezifisches Beispiel ist
enzymatisch hydrolysierte Gelatine mit einem Molekulargewicht von 10.000–12.000.
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Beispiele
geeigneter Polysaccharide sind Natriumalginat oder Carboxymethylzellulose.
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Andere
hydrophile Polymere können
Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon oder Polyacrylate wie Polyhydroxyethylmethacrylat
sein.
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Das
hydrophile Polymer kann mit einem geeigneten Quervernetzungsmittel
quervernetzt sein. Solche Quervernetzungsmittel sind dem Fachmann
auf dem Gebiet der Pharmazie und Arzneimittelentwicklung gut bekannt.
Es können
zum Beispiel Aldehyde (z.B. Formaldehyd und Glutaraldehyd), Alkohole,
di-, tri- oder tetravalente Ionen (z.B. Aluminium-, Chrom-, Titan-
oder Zirkoniumionen), Acylchloride (z.B. Sebacoylchlorid, Tetraphthaloylchlorid)
sein, oder jedes andere geeignete Quervernetzungsmittel wie Harnstoff,
bis-Diazobenzidin, Phenol-2,4-disulfonylchlorid, 1,5-Difluor-2,4-dinitrobenzol,
3,6-bis(Mercuromethyl)-dioxanharnstoff, Dimethyladipimidat; N,N'-Ethylen-bis-(iodacetamid)
oder N-Acetylhomocysteinthiolacton. Andere geeignete Hydrogele und
deren geeignete Quervernetzungsmittel sind zum Beispiel im "Handbook of Biodegradable
Polymers" [A.J.
Domb, J. Kost & D.M.
Weisman, Hrsg. (1997), Harwood Academic Publishers] aufgeführt, das
hier durch Inbezugnahme aufgenommen ist. Ein bevorzugtes Quervernetzungsmittel
ist Glutaraldehyd.
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Das
magensaftresistente Polymer ist ein Polymer, das bei einem pH von
weniger als 5,5 im Wesentlichen unlöslich ist. Solche Polymere,
im Allgemeinen als magensaftresistente Polymere bezeichnet, werden von
der pharmazeutischen Industrie für
magensaftresistente Beschichtungen von Tabletten verwendet. Beispiele
sind Schellack, Zelluloseacetatphthalat, Hydroxypropylmethylzellulosephthalat,
Hydroxypropylmethylzelluloseacetatsuccinat oder Methylmethacrylat-Methacrylsäure-Copolymere.
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Das
Einschließen
eines magensaftresistenten Polymers in die Matrix oder in die Schutzschicht
hat mehrere Vorteile, da magensaftresistente Polymere bessere mechanische
Eigenschaften haben (z.B. Young-Modulus und Streckgrenze). Die Zugabe
eines magensaftresistenten Polymers zur Schutzschicht verhinderte
ein schnelles Zerreißen
der Schutzschicht in vitro. Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung
eines magensaftresistenten Polymers besteht darin, ein vollständiges Auflösen und/oder
einen vollständigen
Zerfall der Bestandteile der Vorrichtung, z.B. der Matrix, der Schutzschicht
oder der Membran, im Darm sicherzustellen, sofern dieser nicht schon
im Magen aufgetreten ist. Ein bevorzugtes in die Schutzschicht aufgenommenes
magensaftresistentes Polymer kann Methylmethacrylat- Methacrylsäure-Copolymer
bei einem Verhältnis
von 2:1 Ester zu freier Säure
sein.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
der Erfindung umfasst die Matrix ein Arzneimittel, das in ein magensaftresistentes
Polymer eingebettet ist. Bei einer solchen Ausführungsform, die die Matrix,
die Membran und eine Schutzschicht umfasst, umfasst die Schutzschicht
etwa 50% des hydrophilen Polymers, welches auf geeignete Weise quervernetzt
wurde, um seine Löslichkeit
zu verringern, etwa 30% magensaftresistentes Polymer und etwa 20%
Weichmacher, vorzugsweise Glycerin.
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Die
Matrix oder die Schutzschicht der Zufuhrvorrichtung kann allein
oder in Kombination ein abbaubares oder ein nicht abbaubares hydrophobes
Polymer enthalten. Beispiele für
nicht abbaubare hydrophobe Polymere, welche in der erfindungsgemäßen Zufuhrvorrichtung
eingesetzt werden können,
sind Ethylzellulose oder ein Acrylsäure-Methacrylsäureester-Copolymer,
das etwa 5 bis 10% funktionelle quartäre Ammoniumgruppen aufweist.
Andere geeignete Polymere sind Polyethylen, Polyamid, Polyvinylchlorid,
Polyvinylacetat und Mischungen davon. Da solche nicht-abbaubaren
Polymere nicht dem Zerfall/Abbau unterliegen, wenn sie in der Matrix
eingesetzt werden, sollte die Größe der Matrix
oder ihre mechanischen Eigenschaften es nicht verhindern, das die
Vorrichtung den Magen verlässt.
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Beispiele
abbaubarer hydrophober Polymere sind Poly-α-Hydroxysäuren, zum Beispiel Polymilchsäure, Polyglykolsäure, Copolymere
und Mischungen derselben.
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Gemäß der Erfindung
ist das Arzneimittel in der Zufuhrvorrichtung enthalten, so dass
die Aufgabe der Matrix darin be steht, das Arzneimittel zu enthalten.
In Fällen,
in denen das/die die Matrix aufbauende/n Polymer/Polymermischungen,
sich nicht sofort in Magensaft löslich
sind, ist die Schutzschicht optional, wohingegen die Schutzschicht
in Fällen
essentiell wird, in denen der Arzneistoff eingebettet ist in einer
flüssigen
Lösung oder
Suspension, in irgendeiner Art von halbfestem Material wie zum Beispiel
einem Gel, einer Salbe oder Creme, oder in einem sofort löslichen
Polymerfilm oder einer sofort löslichen
Matrix, die wiederum in einer Schicht der Matrix eingebettet sind
oder zwischen Schichten der Matrix eingeschlossen sind.
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Die
Aufgabe der Schutzschicht ist es, sowohl die körperliche Integrität des Zufuhrsystems
aufrechtzuerhalten (mit anderen Worten zur Befestigung der Matrix
und der Membran beizutragen) als auch dabei mitzuwirken, die Abgabegeschwindigkeit
des Arzneimittels aus dem Zufuhrsystem zu kontrollieren. Die Schutzschicht
sollte nicht aufgrund ihrer selbst die Gastroretentivität des Systems
steuern, außer
indirekt, indem sie bei der Anheftung der Matrix an die Membran
mitwirkt.
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Offensichtlich
sind alle Bestandteile des erfindungsgemäßen Zufuhrsystems dieser Erfindung
inerte, pharmazeutisch annehmbare Substanzen. Mit "inert" ist gemeint: nicht
mit dem wirksamen Arzneimittel reagierend oder dessen Eigenschaften
in irgendeiner anderen Weise beeinflussend, oder selbst eine biologische oder
andere Wirkung hervorrufend, insbesondere keine negative Wirkung
bei Verabreichung an die behandelte Person.
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Das
erfindungsgemäße Zufuhrsystem
umfasst eine pharmazeutisch wirksame Menge von mindestens einem
wirksamen Arzneimittel.
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Diese
Menge ist für
die vorliegenden Zwecke diejenige, die durch im Stand der Technik
bekannte Erwägungen
bestimmt wird, und bedeutet im Allgemeinen eine Menge, die ausreicht,
um eine Krankheit oder Funktionsstörung zu verhindern, zu lindern,
zu behandeln oder zu heilen. Das wirksame Mittel kann in die Matrix
aufgenommen sein (als Pulver, Lösung,
Dispersion oder in irgendeiner anderen geeigneten Form) oder in Kombination
damit vorliegen. Mit dem Ausdruck "eingebettet in die Matrix" ist jegliche Form
von Einschluss oder Kombination des Arzneimittels mit der Matrix
gemeint. Das wirksame in die Matrix eingebettete Arzneimittel kann
in Kombination mit geeigneten Trägerstoffen,
Verdünnungsmitteln
und Adjuvantien vorliegen, die alle inerte, nicht toxische, feste
oder flüssige
Substanzen sind, welche dazu beitragen, das Arzneimittel dem Zielgewebe
oder -organ zuzuführen.
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Die
arzneimittelhaltige Schicht (das Medikamentenreservoir) kann in
Form einer/eines kontinuierlichen oder nichtkontinuierlichen Matrix
oder Hydrogels vorliegen, die/das das Arzneimittel in Lösung, Dispersion oder
in beiden Formen enthält.
Optional kann das Arzneimittel zuerst in Mikro- oder Nanopartikel
oder Mikro- oder Nanosphären
mit kontrollierter Abgabe eingeschlossen werden, um dann mit der
Matrix oder dem Hydrogel zusammengebracht zu werden. Das Arzneimittel
kann in irgend eine Art von habfestem Material, beispielsweise ein
Gel, eine Salbe oder eine Creme aufgenommen sein, oder kann direkt
in einer Tablette oder Kapsel enthalten sein, und die das Arzneimittel
enthaltende Tablette oder Kapsel in die Matrix eingebettet. Optional kann
eine Tablette oder Kapsel, die ein anderes Arzneimittel enthält, an das
Zufuhrsystem angebunden oder an ihm befestigt sein. Die Tablette
oder Kapsel kann mit Hilfe jedes pharmazeutisch annehmbaren Anbindungs mittels
angebunden sein, wie zum Beispiel abbaubaren oder nicht abbaubaren
Fäden,
einschließlich Kontrastfäden.
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Das
wirksame Arzneimittel gemäß der Erfindung
kann jedes Arzneimittel sein, das geeignet ist, eine Krankheit oder
Funktionsstörung
im Magendarmtrakt zu verhindern, zu lindern, zu behandeln oder zu
heilen.
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Das
Arzneimittel kann ein Arzneimittel mit einem schmalen Absorptionsfenster
im Magendarmtrakt sein. Beispiele für Arzneimittel mit einem schmalen
Absorptionsfenster im Magendarmtrakt sind therapeutische Nukleinsäuresequenzen
oder -derivate, Aminosäuresequenzen
oder -derivate, peptidomimetische Arzneimittel, Antibiotika, therapeutische
Ionen, Vitamine, Bronchodilatoren, blutdrucksenkende Mittel, diuretische Mittel,
Anti-Gicht Mittel, antihyperlipidämische Mittel oder ACE-Hemmer.
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Therapeutische
Nukleinsäurederivate
sind zum Beispiel Acyclovir, AZT oder Didanosin.
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Beispiele
therapeutischer Aminosäuresequenzen
oder deren Derivate sind Gabapentin, Levodopa, α-Methyldopa, Baclofen oder Valacyclovir.
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Beispiele
für antibiotische
Mittel mit einem schmalen Absorptionsfenster sind Nitrofurantoin,
Ciprofloxacin oder β-Lactam-Antibiotikamittel
wie Amoxycillin oder Cephalexin.
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Beispiele
für therapeutische
Ionen sind Lithiumcarbonat oder -citrat, Calciumcarbonat oder -citrat.
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Beispiele
für Vitamine
sind Riboflavin, Ascorbinsäure,
Folsäure
oder Vitamin E.
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Das
antihyperlipidämische
Mittel kann Pravastatin sein.
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Beispiele
für ACE-Hemmer
sind Captopril, Benazepril, Enalapril, Cilazapril, Fosinopril oder
Ramipril.
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Beispiele
für Bronchodilatoren
sind Albuterol oder Pirbuterol.
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Andere
Beispiele für
Arzneimittel mit einem schmalen Absorptionsfenster im Magendarmtrakt
sind Furosemid, Allopurinol oder Atenolol.
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Zusätzlich zu
Arzneimitteln mit einem schmalen Absorptionsfenster im Magendarmtrakt
kann das erfindungsgemäße Zufuhrsystem
ein Arzneimittel zur lokalen Behandlung des Magendarmtraktes beinhalten. Diese
können
zum Beispiel bei der Behandlung von Neoplasmen des Magens, wie beispielsweise
dem Adenokarzninom des Magens oder bei gastrischem Lymphom eingesetzt
werden.
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Beispiele
für Arzneimittel
zur lokalen Behandlung des Magendarmtraktes sind Antitumormittel,
Histamin-(H2)-Blocker, Wismutsalze, synthetische Prostaglandine
oder antibiotische Mittel.
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H2-Blocker
können
Cimetidin, Famotidin oder Ranitidin sein.
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Wismutsalze
können
Wismutsubsalicylat oder Wismutsubcitrat sein.
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Ein
Beispiel für
synthetische Prostaglandine ist Misiprostol.
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Das
Antitumormittel kann 5-Fluoruracil, Doxorubicin, Mitomycin, Semustin,
Cisplatin, Etoposid oder Methotrexat sein.
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Geeignete
antibiotische Mittel können
Clarithromycin, Amoxycillin, Metronidazol oder ein Tetrazyklin sein.
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Zusätzlich zu
den oben genannten Mitteln, die ein enges Absorptionsfenster im
Magendarmtrakt aufweisen oder die zur lokalen Behandlung des Magendarmtraktes
vorgesehen sind, kann die erfindungsgemäße Zufuhrvorrichtung als wirksames
Mittel ein Arzneimittel enthalten, welches im Dickdarm abgebaut
wird, zum Beispiel Metoprolol.
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Jedes
Mittel, das eine therapeutische Wirkung im Magendarmtrakt aufweist,
oder das ein enges Absorptionsfenster im Magendarmtrakt aufweist,
oder das im Dickdarm abgebaut wird, welches oben nicht genannt wurde,
kann durch die erfindungsgemäße Vorrichtung
zugeführt
werden. Solche Mittel sind dem Fachmann gut bekannt und können allein
oder in Kombination mit anderen geeigneten therapeutischen Mittel
zugeführt
werden.
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Ein
Beispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist in 1 dargestellt. Die Vorrichtung (1) umfasst eine
Matrix (100), die eine dreidimensionale Konfiguration aufweist,
welche das Arzneimittel enthält.
Streifen (110) sind an den Seiten der dreidimensionalen
Matrix (100) befestigt und bilden eine kontinuierliche
Membran (die auch als Rahmen bezeichnet wird), die eine mechanische
Festigkeit aufweist. Die Streifen (110) sind zueinander
benachbart, so dass die arzneimittelhaltige Matrix in ihnen eingerahmt
ist. Die Vorrichtung umfasst Schutzschichten (120), die
auf ihren exponierten Seiten von Antihaftpulverschichten (130)
bedeckt sind.
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Eine
alternative Vorrichtung (2) ist in 2 dargestellt.
Wie aus der Figur ersichtlich ist, sind die Streifen (210)
an der arzneimittelhaltigen Matrix mit Lücken dazwischen befestigt,
wodurch ein nicht-kontinuierlicher Rahmen entsteht.
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Eine
andere Ausführungsform
ist in 3 dargestellt. Bei dieser Ausführungsform (3) besteht
die Membran (310) aus nur einer Einheit. Sie ist oben auf
der arzneimittelhaltigen Matrix (300) befestigt. Alternativ kann
die Membran (der Rahmen) fragmentiert-kontinuierlich sein, wie im
Rahmen der 1 gezeigt, oder nicht-kontinuierlich
in einer Weise, die dem Rahmen in 2 ähnlich ist.
Auf der Unterseite der Matrix (300) und auf der Oberseite
von Membran (310) und Matrix sind Schutzschichten (320)
befestigt. Antihaftpulverschichten (330) sind an den exponierten
Flächen
der Schutzschicht befestigt. Die arzneimittelhaltige Matrix und
die damit verbundene mechanisch stabile Membran ist daher sandwichartig
zwischen den Schutzschichten angeordnet.
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Es
sollte beachtet werden, dass die Membran, sei sie kontinuierlich
oder nicht kontinuierlich, fragmentiert oder nicht-fragmentiert, nicht
auf die in den 1 bis 3 dargestellten
Ausführungsformen
beschränkt ist.
So kann die Membran eine kontinuierliche oder nicht-kontinuierliche,
fragmentierte oder nicht-fragmentierte kreisförmige, mehrfach gelappte oder
kreuzförmige
Konfiguration haben. Diese kontinuierlichen oder nicht-kontinuierlichen,
fragmentierten oder nicht-fragmentierten Membranen können aus
abbaubarem(n) Polymer(en), nicht abbaubare(m) Polymer(en) oder Mischungen
daraus bestehen, und sind aufgrund ihrer stabilen mechanischen Eigenschaften
dafür vorgesehen,
den Magen daran zu hindern, die Größe der Vorrichtung durch seine
natürliche
mechanische Aktivität,
was Kontraktionen einschließt,
schnell auf eine Größe zu verringern,
die den schnellen Durchgang der Vorrichtung in den Darm ermöglicht.
Die Membran kann in jeden geeigneten Teil des Zufuhrsystems integriert
werden, zum Beispiel in den gesamten oder nur einen Teil des Rahmens,
und sie kann eine symmetrische oder eine asymmetrische Konfiguration
haben. Die Membran kann auch in bestimmten anderen Teilen des Zufuhrsystems
als dem Rahmen integriert sein.
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Mit
dem Magendarmtrakt verbundene Erkrankungen und Funktionsstörungen,
die durch Einsatz des erfindungsgemäßen Zufuhrsystems verhindert,
gelindert, behandelt oder geheilt werden können, schließen peptischen
Ulkus, Nichtulkus-Dyspepsie, Zollinger-Ellison Syndrom, Gastritis,
Duodenitis und die damit verbundenen ulzerativen Läsionen,
Magen- oder Duodenum-Neoplasmen
ein, sind jedoch nicht hierauf beschränkt. Offenbar kann die erfindungsgemäße Vorrichtung
für jede
andere Funktionsstörung
im Zusammenhang mit dem Magendarmtrakt eingesetzt werden, was durch
Erwägungen
bestimmt werden kann, die dem Fachmann bekannt sind.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
kann zahlreiche zwei- oder dreidimensionale Konfigurationen aufweisen,
wie zum Beispiel eine Scheibe, eine mehrfach gelappte Konfiguration,
ein Dreieck oder ein Viereck, und kann eben sein oder nicht eben.
Sofern das System eine rechteckige Geometrie besitzt, hat es vorzugsweise
eine Oberfläche
und Dicke von etwa 2–8
cm × 1,5– 5 cm bzw.
0,1–3
mm. Vorzugsweise beträgt
die Oberfläche
5 cm × 2,5
cm und die Dicke 0,9 mm.
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Es
ist nicht notwendig, das das Arzneimittel- oder Medikamentenreservoir
in der inneren Matrix gleichmäßig verteilt
ist. Wenn das System zum Beispiel eine mehrfach gelappte Konfiguration
aufweist, ist es möglich,
dass nur einige Lappen das Arzneimittel- oder Medikamentenreservoir
enthalten. Ferner kann das wirksame Mittel auch in nur einen Lappen
(oder in einen Teil irgendeiner anderen Form der Vorrichtung) als
daran befestigte Tablette aufgenommen sein.
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Die
Matrix hat vorzugsweise die Abmessungen von 0,5–7,0 cm × 0,5–4 cm, besonders bevorzugt
sind 4 cm × 1,5
cm.
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Die
Abmessungen der Streifen, welche die Membran bilden, betragen vorzugsweise
0,5–7,0
cm × 0,1–1,0 cm
bei einer Dicke von 0,05–2,5
mm, besonders bevorzugt 2–4,5
cm × 0,5
cm bei einer Dicke von 0,65 mm.
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Die
Abmessungen der Schutzschichten sind bevorzugt 2–8 cm × 1,5–5 cm, und besonders bevorzugt 5
cm × 2,5
cm.
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Da
die Oberfläche
der Vorrichtung ziemlich groß ist,
kann sie, um ein leichtes und bequemes Schlucken zu ermöglichen,
in einen geeigneten Träger,
wie zum Beispiel eine pharmazeutisch annehmbare Kapsel, gerollt
oder gefaltet sein. Nach Erreichen des Magens löst sich der Träger auf
und die Vorrichtung entfaltet sich auf ihre ursprüngliche
Größe, was
zu seiner Rückhaltung
im Magen für
die gewünschte
verlängerte
Zeitdauer führt.
Das Arzneimittel wird dann in kontrollierter Weise am Zielort abgegeben.
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Die
Erfindung wird ausführlicher
anhand der folgenden Beispiele beschrieben werden, die lediglich
zur Veranschaulichung dienen und in keiner Weise die Erfindung beschränken, die
in den angefügten
Ansprüchen definiert
ist.
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Beispiele
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Material und Methoden
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Glycerin,
Ethanol und Methylenchlorid wurden von Frutarom bezogen; enzymatisch
hydrolysierte Gelatine mit einem mittleren Molekulargewicht von
10.000–12.000
wurde von Croda bezogen; Hexansulfonsäure stammte von BDH; Methylmethacryat-Methacrylsäure-Copolymere
wurden von Rhom Pharma bereitgestellt; 1-PLA mit einem Mg von 427.000
und Mn von 224.500 wurde von Böhringer
Ingelheim bezogen; Triethylcitrat wurde von Morflex bereitgestellt;
Ethylzellulose wurde von Teva bereitgestellt; Polyvinylpyrrolidon
wurde von Taro bereitgestellt; 25% Glutaraldehyd und Acetonitril
wurden von Merck bezogen; Chloroform, Orthophosphorsäure und
Trichloressigsäure
wurden von Baker bezogen. Mit Ausnahme von Acetonitril, welches HPLC-Reinheitsgrad
aufwies, waren alle Lösungsmittel
analysenrein.
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Die
Schichten der Beispielvorrichtungen wurden hergestellt, indem die
geeignete Polymerlösung
gegossen wurde und das Lösungsmittel
entweder bei 37°C
oder unter einer Querstrombank bei Raumtemperatur verdampft wurde.
Bei der Herstellung von 1-PLA und Ethylzellulose enthaltenden Schichten
wurde Chloroform als Lösungsmittel
verwendet.
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Eine
Mischung aus 50% Ethanol und 50% NaOH-K2HPO4-Puffer (pH 12,7) wurde als Lösungsmittel bei
der Herstellung der äußeren Schichten
(Schutzschichten) eingesetzt, insbesondere für solche, die eine Mischung
aus einem hydrophilen Polymer und einem magensaftresistenten Polymer
umfassen.
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Beispiel 1 – Riboflavinhaltige
pharmazeutische Systeme
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A.
Eine Scheibe von 9,5 cm Durchmesser, die Riboflavin (30%) in Kombination
mit Schellack (70%) enthielt, wurde hergestellt, indem Schellack
in Ethylalkohol (1:10) gelöst
und Riboflavin darin dispergiert wurde. Die Mischung wurde gegossen
und das Lösungsmittel
bei 37°C
eingedampft. Die getrocknete Scheibe wurde in ein Segment von 5
cm × 2,5
cm geschnitten.
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Das
Gussstück
wurde dann sandwichartig zwischen zwei identische Zwischenschichten
(die Schutzschichten) angeordnet, die hergestellt wurden, indem
enzymatisch hydrolysierte Gelatine (48%, mittleres Molekulargewicht
10.000–20.000),
Methylmethacrylat-Methacrylsäure-Copolymer
mit einem Verhältnis
von Ester zu freien Carboxylgruppen von 2:1 (30%) und Glycerin (20%)
in einer Mischung von 50% Ethylalkohol und 50% NaOH-K2HPO4-Puffer gemischt wurde. In demselben Lösungsmittel
verdünntes
Glutaraldehyd (2%) wurde während
des Mischens zur Quervernetzung und Verdampfung kurz vor dem Gießen zugegeben.
Kontrastfäden
(0,5 cm lang) wurden dem Gussstück
vor dem endgültigen
Verdampfen des Lösungsmittels
zugegeben, um den röntgenographischen
Nachweis der Vorrichtung nach Verabreichung zu ermöglichen.
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Die
entstandenen Schichten wurden dann mit einer dünnen (äußeren) Schicht aus mikrokristallinem Zellulosepulver
(dem Antihaftmittel) beschichtet.
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Prinzipiell
wurden alle Schichten, d.h. die riboflavinhaltige Schicht (die innere
Schicht), die Zwischenschichten (Schutzschichten) und die äußeren Schichten
befestigt, indem eine Lösung
aus Ethylalkohohl darauf aufgebracht wurde und trocknen gelassen
wurde, so dass die Zwischenschichten auf der Oberfläche der
inneren Schicht befestigt wurden und die mikrokristallinen Zelluloseschichten
(äußere Schichten)
auf den Zwischenschichten fixiert wurden.
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Die
erhaltene Vorrichtung wies eine rechteckige Form von etwa 5 cm × 2,5 cm × 0,75 mm
auf.
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B.
Eine rechteckige arzneimittelhaltige Schicht (die innere Schicht)
wurde wie in A beschrieben hergestellt, wurde in ein 4 cm × 1,5 cm
großes
Segment geschnitten und durchgängig
umrahmt mit vier 0,5 cm breiten Streifen (4,5 cm und 2 cm lang),
welche 1-PLA (90%) und Ethylzellulose (10%) enthielten, welche vorher in
Chloroform gelöst
und gegossen worden waren. Der erhaltene Rahmen, ohne Lücken zwischen
den Streifen, verlieh der Vorrichtung eine gewisse mechanische Festigkeit.
Die Streifen enthielten Fäden
eines Kontrastmaterials (die längeren
Streifen enthielten zwei Fäden,
während
die kürzeren
nur einen Faden enthielten).
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Eine
Zwischenschicht (Schutzschicht) wurde wie in A beschrieben hergestellt.
Die innere Schicht wurde an einer Schutzschicht befestigt, indem
darauf eine Lösung
aus Ethylalkohol aufgebracht wurde.
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Der
Rahmen wurde mittels minimaler Mengen Methylenchlorid, welches danach
eingedampft wurde, auf die Seiten der Schutzschicht geheftet.
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Die
zweite Schutzschicht wurde mittels der genannten Lösungsmittel,
d.h. Ethanol bzw. kleine Mengen Methylenchlorid, an die innere Schicht
und den Rahmen geheftet.
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Bei
dieser Ausführungsform
enthielt eine der Schutzschichten drei Kontrastfäden. Die längeren Streifen enthielten
je zwei Kontrastfäden,
während
die kürzeren
Streifen je einen Kontrastfaden enthielten.
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Dann
wurden die Zwischenschichten mit mikrokristalliner Zellulose beschichtet,
die mittels Ethylalkohol daran angeheftet wurde.
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Die
gleichen Prinzipien wurden angewendet, um Vorrichtungen mit anderen
Eigenschaften, z.B. anderer Dicke der Kunststoffmembran; Polymerzusammensetzung
der Plastikmembran; Größe der Vorrichtung;
sowie Größe, Anzahl
und Kontinuität
der Kunststoffstreifen, herzustellen.
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Beispiel 2 – In-vivo-Untersuchung
der Wirkung unterschiedlicher Eigenschaften der gastroretentiven
Dosierform (GRDF) auf ihre Durchgangszeit im Magen.
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Beagle-Hunde
(sechs) wurden für
mindestens 18 Stunden ohne Nahrungszufuhr gehalten, bevor ihnen
eine Zufuhrvorrichtung verabreicht wurde (#1 – #8). Den Hunden wurde Wasser
ad libitum gegeben. Jeder Hund erhielt dann oral, durch eine Magensonde, 400
ml Puffer (HCl-KCl, pH 1,5), und anschließend die in eine Gelatinekapsel
gefaltete Zufuhrvorrichtung (000). Das Experiment wurde für jede der
Zufuhrvorrichtungen mit jeweils sechs Hunden wiederholt.
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Vorrichtung #1: (die keinen
Bestandteil der Erfindung bildet)
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Die
zwei äußeren Membranen
(Schutzschichten) waren identisch und setzten sich aus 48% enzymatisch
hydrolysierter Gelatine mit einem mittleren Molekulargewicht von
10.000 – 20.000,
30% Methylmethacrylat-Metharcylsäure-Copolymer
mit einem Verhältnis
von Ester zu freien Carboxylgruppen von 2:1, 20% Glycerin und 2%
Glutaraldehyd zusammen, und waren mit einer dünnen Schicht aus mikrokristallinem
Zellulosepulver beschichtet.
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Die
Matrix umfasste 70% Schellack und 30% Riboflavin.
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Die
Dicke jeder Schutzschicht und der Matrix betrug 0,135 mm bzw. 0,5
mm. Die Größe der Matrix
und der die Matrix bedeckenden Schutzschichten, und somit der Vorrichtung,
betrug 5 cm × 2,5
cm.
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Eine
der Schutzschichten enthielt neun Kontrastfäden von jeweils 0,5 cm Länge.
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Das
Kleben all dieser Membranen und der Schicht aus mikrokristalliner
Zellulose erfolgte mittels Ethylalkohol.
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Vorrichtung #2:
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Die
Größe der Matrix,
welche dieselbe Zusammensetzung wie bei Vorrichtung #1 aufwies,
betrug 4 cm × 1,5
cm. Die beiden Schutzschichten waren wie bei Vorrichtung #1.
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Die
Matrix besaß einen
Rahmen aus vier Plastikstreifen aus einer Mischung von 90% 1-PLA – 10% Ethylzellulose.
Die Breite der Streifen betrug 0,5 cm. Die Länge von jeweils zwei Streifen
betrug 4,5 bzw. 2 cm. Die Dicke der Streifen betrug 0,65 mm.
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Die
längeren
Streifen enthielten jeweils zwei Kontrastfäden, während die kürzeren Streifen je einen Kontrastfaden
enthielten. Eine der Schutzschichten enthielt drei Kontrastfäden.
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Das
Kleben der Schutzschichten an die Matrix und der mikrokristallinen
Zellulose erfolgte mit Ethylalkohohl, während die Kunststoffmembran
unter Verwendung von Methylenchlorid angeheftet wurde.
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Vorrichtung #3:
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Die
zwei Schutzschichten, die Matrix und deren Größen waren wie bei Vorrichtung
#2.
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Alle
Kunststoffstreifen befinden sich im Rahmen der Matrix. Zwei Kunststoffstreifen
auf jeder der länger
dimensionierten Seiten wiesen eine Länge von 2,1 cm auf (insgesamt
vier Streifen). Zwei Kunststoffstreifen, einer in jeder der kürzer dimensionierten
Seiten, besaßen
dieselbe Länge
wie bei Vorrichtung #2 (2 cm). Die Dicke der Streifen war wie bei
Vorrichtung #2 (0,65 mm). Es bestand ein deutlicher Abstand von
2 mm zwischen jeder der sechs Kunststoffstreifen.
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Jeder
der Kunststoffstreifen enthielt einen Kontrastfaden. Eine der Schutzschichten
enthielt drei Kontrastfäden.
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Die
Klebung aller Schichten erfolgte wie bei Vorrichtung #2.
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Vorrichtung #4:
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Die
zwei Schutzschichten, die Matrix und deren Größen waren wie bei Vorrichtung
#2.
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Alle
zwölf Kunststoffstreifen
befanden sich im Rahmen der Matrix. Zwei und vier Kunststoffstreifen
in jeder der kürzer
bzw. länger
dimensionierten Seiten des Rahmens besaßen alle eine Größe von 0,5
cm × 1 cm.
Die Dicke der Streifen war wie bei Vorrichtung #2. Es bestand ein
deutlicher Abstand von 2 mm zwischen jeder der zwölf Kunststoffstreifen.
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Jeder
der Kunststoffstreifen enthielt einen Kontrastfaden. Eine der Schutzschichten
enthielt drei Kontrastfäden.
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Die
Klebung der Schichten erfolgte wie bei Vorrichtung #2.
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Vorrichtung #5:
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Die
Schutzschichten, die Matrix und die Streifen waren in ihren Bestandteilen
identisch zu Vorrichtung #2.
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Die
Größe der Matrix
betrug 1,5 cm × 1,5
cm. Die Größe der vier
Kunststoffstreifen betrug 0,5 cm × 2 cm. Die Dicke der Streifen
war wie bei Vorrichtung #2. Alle Kunststoffstreifen befanden sich
im Rahmen der Matrix. Die Größe der Schutz schichten,
die die Matrix und die Streifen bedecken (und daher auch die Größe der Vorrichtung
ist), betrug 2,5 cm × 2,5
cm.
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Jeder
Streifen und eine der Schutzschichten enthielten einen 0,5 cm langen
Kontrastfaden.
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Die
Verklebung der Schichten erfolgte wie bei Vorrichtung #2.
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Vorrichtung #6:
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Die
zwei Schutzschichten, die Matrix und deren Größen waren wie bei Vorrichtung
#2.
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Die
Kunststoffstreifen bestanden aus 97% Ethylzellulose – 3% Triethylcitrat,
vorher in Methylenchlorid gelöst
und dann gegossen. Die Streifen, die sich im Rahmen der Matrix befanden,
waren in ihrer Größe und Dicke
identisch zu den Kunststoffstreifen in Vorrichtung #2.
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Kontrastfäden und
die Verklebung der Schichten waren wie Vorrichtung #2.
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Vorrichtung #7:
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Vorrichtung
7 war Vorrichtung #2 ähnlich,
jedoch betrug die Dicke der Plastikstreifen 0,2 mm.
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Vorrichtung #8: (die keinen
Bestandteil der Erfindung bildet)
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Tabletten,
die aus 98% Ethylzellulose – 2%
Polyvinylpyrrolidon bestanden, wurden mit dem Feuchtgranulierungsverfahren hergestellt.
Die Abmessungen der Tabletten betrugen 0,8 cm Durchmesser und 0,35 cm
Dicke.
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Jede
Tablette enthielt zwei 0,5 cm lange Kontrastfäden, die rechtwinklig zueinander
angeordnet waren.
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Röntgenbilder
wurden nach 1, 2, 4, 6, 8 und 13 Stunden aufgenommen. Die Ergebnisse
der GRTs sind in Tabelle 1 wiedergegeben.
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Tabelle
1 Zahl
der Vorrichtungen (von 6), die im Magen zurückgehalten wurden.
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Beispiel 3 – Wirkung
anhaltender Abgabe von Riboflavin via GRDF auf dessen Bioverfügbarkeit
und pharmakokinetisches Profil im Vergleich zu oralen und intravenösen Bolus-Verabreichungsarten.
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Um
die Wirkung der Verabreichungsart auf die Bioverfügbarkeit
von Riboflavin zu untersuchen, erhielten Beagle-Hunde (n = 6), die
mindestens 18 Std. ohne Nahrung gehalten wurden (wobei Wasser ad
libitum zur Verfügung
stand), 100 mg Riboflavin-5-phosphat
(Flavinmononukleotid) auf drei unterschiedliche Verabreichungsarten:
(1) 5 ml einer sterilen isotonischen Lösung des Arzneimittels, verabreicht
als intravenöser
Bolus, zusätzlich
zu gleichzeitiger oraler Verabreichung von 400 ml Pufferlösung (HCl-KCl,
pH 1,5), dem Magen zugeführt
mittels Magensonde; (2) perorale Bolus-Lösung des Arzneimittels in 400
ml derselben sauren Pufferlösung;
(3) GRDF (eine Vorrichtung ähnlich
der in Beispiel 2 beschriebenen Vorrichtung #2, mit der Ausnahme, dass
die Matrixschicht aus Schellack:Riboflavin-5-phosphat im Verhältnis 5,5:4,5
bestand) wurde in einer Gelatinekapsel mit 400 ml derselben Pufferlösung an
den Magen verabreicht und gab dort auf eine anhaltende Weise das
Arzneimittel ab. Jeder Hund erhielt das Arzneimittel auf jede der
beschriebenen Arten, mit einer einwöchigen Auswaschperiode zwischen
jeder der Phasen der Untersuchung.
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Nach
jeder Verabreichung wurden in heparinisierte und mit Aluminiumfolie
(als Lichtschutz) umwickelte 5 ml-Reagenzgläser Blutproben (4 ml) gesammelt,
für die
Verabreichungsmodi (1) und (2) zu den Zeiten 0, 0,25, 0,5, 1, 1,5,
2, 2,5, 3, 3,5, 4, 6, 8, 11, 24 Stunden, für Modus (3) zu den Zeiten 0,
0,5, 1, 1,5, 2, 2,5, 3, 4, 6, 9, 12, 15, 18, 21, 24, 27, 30, 33,
36 und 48 Stunden. Das Plasma wurde im Anschluss an eine Zentrifugation (4000
Upm für
10 Minuten) abgetrennt und bei – 20°C bis zur
Analyse gelagert.
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Nach
der GRDF-Verabreichung (Modus 3) wurden Röntgenbilder bei 4,6,8,12,24,36
und 48 Stunden aufgenommen, um den Aufenthaltsort des Zufuhrsystems
festzustellen. Den Hunden wurde 24 Stunden nach Beginn des Experimentes
gestattet, zu essen.
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Die
Plasmakonzentrationen an Riboflavin wurden mittels einer HPLC-Methode
wie folgt bestimmt: 100 μl
Trichloressigsäure
(20%) wurden mit 300 μl
Plasmaprobe gemischt. Nach Zentrifugation des Gemisches (13.000
Upm für
10 Minuten) wurde der Überstand
abgenommen und 10 Minuten bei 85°C
inkubiert. Nach erneuter Zentrifugation (13.000 Upm für 10 Minuten)
wurden 60 μl
der Lösung
auf eine C18-HPLC-Säule
gegeben, mit einer mobilen Phase, die aus 15% Acetonitril in Lösung A (10
mmol Kaliumdihydrogenphosphat/L und 5 mmol Hexansulfonsäure/L, eingestellt
auf pH 3 mit Orthophosphorsäure)
bestand, bei einer Flussrate von 1 ml/min. Ein spektralfluormetrischer
Detektor mit einer Anregungswellenlänge von 445 nm und einer Emissionswellenlänge von
530 nm wurde zum Nachweis des Arzneimittels verwendet. Die Konzentrationen
des Arzneimittels wurden mit geeigneten Standardkurven ermittelt.
Bei Modus (3) zeigten die Röntgenbilder,
dass sich alle Vorrichtungen auch nach 48 Stunden noch im Magen
der sechs Hunde befanden.
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Die
graphische Darstellung der Plasmakonzentrationen von Riboflavin
in den Hunden gegen die Zeit nach der Verabreichung von 100 mg Riboflavin-5-phosphat
durch die drei Verabreichungsarten ist in den 4 und 5 wiedergegeben.
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Die
Steigungen der logarithmischen Abfallphase nach den drei verschiedenen
Verabreichungsmodi betrugen 0,44 ± 0,13, 0,35 ± 0,14,
und 0,021 ± 0,014
(h–1)
für intravenös, orale
Lösung
bzw. GRDF. Aus diesen Ergebnissen (es gibt keinen statistisch signifikanten
Unterschied zwischen den intravenösen und den PO-Daten) kann
geschlossen werden, dass die Geschwindigkeit der Riboflavin-Beseitigung
bei 0,4 h–1 (gefunden
sowohl nach I.v.- als auch nach PO-Verabreichung) liegt. Dieser
Befund bestätigt
auch, dass die Geschwindigkeit der Riboflavinabsorption die Geschwindigkeit
der Riboflavin-Beseitigung übersteigt.
Andererseits zeigt die Tatsache, dass der logarithmische Abfall
nach GRDF-Verabreichung beträchtlich
langsamer ist als der Beseitigungsvorgang, dass es sich um eine
Flip-Flop-Kinetik
handelt, und das diese Steigung in diesem Fall die Geschwindigkeitskonstante
der Absorption von Riboflavin repräsentiert, wodurch bestätigt wird,
das das Muster anhaltender Abgabe des Arzneimittels aus der GRDF
der geschwindigkeitsbegrenzende Schritt im Absorptionsprozeß ist.
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Es
wurde gefunden, dass die absolute Bioverfügbarkeit von Riboflavin nach
oraler Verabreichung 5,8 ± 2,2%
beträgt.
Durch Berechnung der anteiligen AUC-Werte der Zeiten Null bis 48
Stunden, normalisiert durch die intravenösen AUC-Werte, wird geschlossen,
dass die GRDF die Bioverfügbarkeit
von Riboflavin deutlich über
das 3,5-fache steigert, wie aus den für die GRDF erhaltenen pharmakokinetischen
Profilen im Vergleich zu den anderen Verabreichungsarten ersichtlich
ist (4 und 5).