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Verfahren zum Beizen von Häuten und Fellen Die Erfindung beruht auf
der bei der Bearbeitung einer vorteilhaften Verwertung von Abfallstoffen in der
Gerberei gemachten Feststellung, daß die tierischen Hautabfallstücke, wie sie als
Leimleder massenweise anfallen, nicht unbedingt dem Verleimungsprozeß unterworfen
werden müssen, sondern in ihrem Urzustande in eine , Art Selbstverdauung (Autolyse)
gebracht, dem Beizwasser im Haspel zugesetzt, überraschenderweise eine ausgezeichnete
Beizwirkung hervorrufen für den der Gerbung vorausgehenden Reinigungsprozeß der
vorbereiteten Blößen.
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Weiterhin wurde gefunden, daß das Eiweiß des unter dem Namen Streckfleisch
bekannten Gerbereiabfallproduktes, durch Säurehydrolyse in lösliche Form von seinen
Abbauprodukten, den Aminosäuren, gebracht, ein sehr wertvolles Beizmittel darstellt.
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An sich ist es schon lange bekannt, tierische Stoffe als Nährboden
zur Bakterienzüchtung zu verwenden, z. B. Streckfleisch (abgekochte Fleischabfälle)
für bestimmte, im Hundekot enthaltene Bakterien oder Schwefeleiweißverbindungen
für Fäulnisbakterien. Tierische Stoffe können auch durch Bakterientätigkeit zersetzt
und dann die erhaltenen Abbauprodukte oder Bakterienfermente zum Beizen. verwendet
werden, bei Benutzung von enzymhaltigen tierischen Organen, wie der Pankreasdrüse,
Leber, Galle und der Därme unter Zusatz anderer nicht enzymhaltiger Proteine, wie
Leim, Kasein und Fleischabfälle, nach vorheriger Tötung der Fermente durch Erhitzen.
Außerdem kennt man eine reine Bakterienbeize, für die die tierischen und pflanzlichen
Eiweißprodukte mit bestimmten Bakterien geimpft und an der Luft gezüchtet werden
zur - direkten Verwendung in der Beize. Schließlich _gibt es auch noch ein Verfahren,
wonach Mikroorganismen auf bewußt kollegenfreier Substanz der tierischen Haut gezüchtet
werden oder auf einem Nährboden aus keratinhaltigen Substanzen.
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Gemäß der Erfindung handelt ges sich dagegen in dem vorliegenden autolytischen
Verfahren um die bewußte Verwertung von Kollageneiweißsubstanz, die als kostbares
Gut der tierischen Haut für die Lederfabrikation möglichst erhalten bleiben muß,
die aber in den Abfällen der Haut bisher durch Einkälkung in Glutin übergeführt
auf Leim und Gelatine verarbeitet wird. Das andere Abfallprodukt der Haut, das Streckfleisch,
bleibt nach der Autolyse weit hinter dem Beizeffekt des durch Kollagenautolyse erhaltenen
Produktes zurück, ergibt jedoch durch Säurehydrolyse unter Druck einen reichen Anfall
an Aminosäuren und übertrifft so das säurehydrolytisch aufgespaltene kollegenhaltige
Abfallprodukt. Beide Produkte, im bestimmten Verhältnis dem Beizwasser zugesetzt,
ergeben einen ausgezeichneten Beizeffekt hinsichtlich des schlanken feinen Beizgrifes.
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Die Autolyse von Leimleder, das nach dem Schneiden der geweichten
Haut, z. B. an den Klauen usw., in den Gerbereien massenweise
anfällt,
geschieht bei etwa 30° C. Man zerkleinert diese Abfallprodukte, wäscht gut aus und
setzt sie mit der etwa vierfachen Wassermenge unter Zusatz geeigneter Puffersalze
an. Es eignen sich zur zielbewußten Leitung der Autolyse am besten Phosphatpuffer
von pH = 6-7. Nach kurzer Zeit beginnt die Arbeit der in der Rohhaut vorhandenen
Bakterien und Bakterienfermente, welche sich bei vorgeschrittenem Eiweißabbau vermehren
und hauptsächlich neben zahlreichen gelatineverflüssigenden Streptokokken auf die
stark gelatineverflüssigenden Stäbchenbakterien der Proteusarten beschränken. Andere
Bakterienarten oder Fermente dürfen nicht zugesetzt werden, ebensowenig angefaulte
oder sönstwie verdorbene Hautstücke. Dagegen kann zur beschleunigenden Einleitung
des bakteriologischen Abbaues (Bakteriolys!e) eine Kultur der Proteusarten (Proteus
vulgaris) zugesetzt werden. Nach etwa 3 bis q. Tagen ist das Hauteiweiß bei pn =
6,5-6,8 so weit bakteriolysiert, daß man die Haare leicht abtrennen kann. Die Haare
werden in der üblichen Weise gereinigt und weiterverarbeitet. Die Autolyse wird
unterbrochen und damit die überaus rege Bakterientätigkeit. Man trennt. die Bakterien
ab durch bekannte Methoden -der Filtration oder tötet sie durch Konservierungsmittel,
wie Toluol, oder-durch Aufnahme in Trockenmittel, wie Holzmehl, mit nachfolgender
Trocknung. Auf diese Weise wird eine schädigende Bakterienwirkung auf der zu beizenden
Blöße unterbunden. Die wirksamen Bestandteile der so erhaltenen Eiweißabbauprodukte,
Bakterienfermente, Peptide und Amine bewirken. in: der heize, in Mengen von
0,5 bis I o;o vom Blö@e.-kigewicht zugesetzt, ein. langsames, aber starkes
Vfallen.
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Ein scn ;eres und stärkeres Verfallen bewirken die durch Säurehydrolyse
erhaltenen Eiw:eißabbauprödukte von Leimleder oder besser von Streckfleischin Form
ihrer Aminosäuren. Die Säurehydrolyse -geschieht unter Druck nach bekannten. Verfahren._,
- Die erhaltenen Produkte prüft -man vor ihrer Verwendung auf die Beizkraft
nach-den bekannten Methoden des Kasein- oder Gelä--_ tineabbaues sowie auf Stickstoff.
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Je nach der Hautart oder gewünschten Lederqualität werden verschiedene
Anforderungen an das Beizen gestellt. So wird einmal schwaches, das andere Mal starkes
Beizen verlangt. Für starkes Beizen empfiehlt sich eine Vergrößerung der Fermentwirkung,
wozu sich für die autolytisch und hydrolytisch abgebauten Hautabfallprodukte am
besten reine pflanzliche Fermente, Pilze und Pilzfermente eignen, insbesondere die
proteolytischen Strahlenpilze, welche durch Züchtung auf Kleienährboden unter Ausschaltung
von Spaltpilzen nach bekannten Verfahren gewonnen werden. Der Beize können zur Erzielung
bestimmter Ergebnisse auch Abbauprodukte anderer tierischer Eiweißkörper, z. B.
von Bluteiweiß, oder auch Kohlehydrate nach Bedarf zugesetzt werden. Außerdem ergibt
ein geringer Zusatz von bekannten Entkälkungsmitteln, wie die Salze des Ammoniums,
der schwefligen Säure oder organischer Säuren, :eine günstige Beizwirkung. -Die
Erfindung soll an Hand von vier Beispielen erläutert werden.
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Beispiel i . Tierische Hautabfallstügke im Urzustande nach der Weiche
und gutem Waschen werden bei etwa 30° C zur gut geleiteten Selbstverdauung (Autolyse)
gebracht, unter ständiger Überprüfung der notwendigen Bedingungen rechtzeitig abgebrochen
und konserviert oder getrocknet. Aus dem Extrakt von iokg des auf diese Weise erhaltenen
Saftes wird mit 3001 Wasser im Beizhaspel die fertige Beizflüssigkeit hergestellt.
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Beis.piel2 Ungefähr _ 3 kg aus selbstverdauten Leimlederschnitzeln
hergestellter und auf die gewünschte Wirkung geprüfter Extrakt wird unter Zusatz
von etwa 5 bis io ojo durch Säurehydrolyse in Lösung gebrachte Eiweißkörper anderer
Herkunft, z. B. von Streckfleisch, etwa ioool Beizwasser zugegeben. In diese fertige
Beizbrühe gibt man die vorbereiteten Blößen.
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Beispiel 3 Man verfährt nach Beispiel i oder 2 unter Zusatz von etwa
o, 5 bis i oi`o des Blößengewichtes an Pflanzenfermenten oder Pilzfermenten, wie
sie z. B. auf Weizenkleie gezüchtet werden.
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Beispiel q.
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,-Man verfährt nach Beispiel i, 2 und 3 unter- Zusatz von etwa i bis
3 kg Anunoniumsulfat, Amunoniumchloxid oder Natriumbisulfit, organischen Säuren
mit und ohne Kohlehydrate in entsprechenden Mengen.