-
Verfahren und Vorrichtung zum fortlaufenden Herstellen von überfangenen
Stäben und Röhren aus Glas Ziel der Erfindung ist die Erzeugung von überfangenen
Stäben und Röhren aus Glas oder ähnlichen in der Hitze plastischen Massen, d. h.
Stäben oder Röhren, die aus zwei oder mehreren hinsichtlich ihrer chemischen oder
physikalischen Eigenschaften verschiedenen Sorten des gleichen Materials bestehen.
-
Es ist bekannt, derartige überfangene Stäbe o. dgl. maschinell herzustellen.
Hierbei wurde bisher von dem bekannten Verfahren ausgegangen, bei welchem ein Strom
flüssie n Glases auf die Außen- oder Innenfläche eines umlaufenden Körpers geleitet
wird, von dem das Glas dann in Form eines zusammenhängenden Stabes oder Rohres abgezogen
wird. Zum Erzeugen von Überfangglasrohren oder -stäben hat man bei diesem bekannten
Verfahren dem noch flüssigen Grundglase einen weiteren Strom Glases anderer Beschaffenheit,
z. B. anderer Farbe, zugeleitet, der mit dem Grundglase derart verschmolz, daß die
fertigen Glasrohre oder Stäbe aus zwei oder mehreren übereinandergelagerten verschiedenartigen
Glasschichten bestanden.
-
Die Erfindung betrifft nun ein neues, besonders einfaches und zuverlässig
arbeitendes Verfahren zum Erzeugen derartiger Ü'berfangrohre oder -stäbe. Das Verfahren
besteht darin, daß auf die Oberfläche der Glasschmelze, aus der der Stab oder das
Rohr in bekannter Weise über einen senkrechten, in der Schmelze vorgesehenen, zweckmäßig
gekühlten Dorn ausgehoben wird, in unmittelbarer Nähe der Erzeugungsstelle des Glasstabes
oder -rohres zusätzliches Glas anderer chemischer oder physikalischer Beschaffenheit
aufgebracht wird. Bei diesem Verfahren bildet die den Ziehdorn umgebende, aus der
Tiefe der Glasschmelze herausgezogene Glasschicht den Kern des fertigen Stabes bzw.
die Innenwandung des erzeugten Glasrohres. Die äußeren Schichten des Glasstabes
oder -rohres bestehen dagegen aus dem Zusatzglas anderer Beschaffenheit von der
Oberfläche der Glasschmelze in der Nähe der Erzeugungsstelle.
-
Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Zusatzglas in pulverförmigem
Zustand nahe der Erzeugungsstelle des Glasstabes oder -rohres aufgebracht wird.
Einerseits läßt sich auf diese Weise das Zusatzglas gut verteilen und außerdem die
jeweils zu verarbeitende Menge des Zusatzglases leicht regeln. Anderseits wird gleichzeitig
eine Erhöhung der Ziehgeschwindigkeit ermöglicht, da sich die Oberfläche des Glases
rascher als bisher abkühlt, denn das der Schmelze zugesetzte Glaspulver muß zunächst
schmelzen, bevor es sich mit dem Grundglase verbinden kann; es nimmt also hierbei
Wärme auf.
-
Um ein Auseinanderfließen des Zusatzglases zu begrenzen, findet ein
die Erzeugungsstelle des Glasstabes oder -rohres in geringem Abstand umgebender
Schwimmer Anwendung, der mit seinem unteren Teil in die Glasschmelze
eintaucht
und zur Aufnahme des Zusatzglases dient.
-
Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht.
-
In die Glasschmelze A ragt von unten her bis dicht unter den Spiegel
der Schmelze ein sogenannter Dorn 117, in dessen Längsachse ein Kanal Z angeordnet
ist. Dieser Kanal steht in bekannter Weise einerseits mit einer nicht dargestellten,
regelbaren Druckluftquelle in Verbindung und mündet andererseits am oberen Ende
des Dorns M frei in die Glasschmelze.
-
In den hohlen Dorn M ragt ein Rohr Ml hinein, durch welches in den
Dorn ein Kühlmittel eingeführt werden kann, das nach Aufnahme der abzuleitenden
Wärmemenge durch den Anschlußstutzen M2 wieder abgeführt wird.
-
Oberhalb der Glasschmelze ist in gleicher Flucht mit dem Dorn M ein
Fangstück F in bekannter Weise heb- und senkbar angeordnet, mittels dessen der Ziehvorgang
eingeleitet wird.
-
Zum Herstellen von Ü"berfanggläsern wird die an der oberen Mündung
des Dorns M liegende Erzeugungsstelle im Abstand von einem ringförmigen Schwimmer
R umgeben, dessen unterer Teil in die Glasschmelze eintaucht.
-
Das Ziehverfahren wird in der bei der Herstellung von Rohren üblichen
Weise folgendermaßen durchgeführt.
-
Das Fangstück F wird so weit herabgesenkt, bis es das Glas oberhalb
des Dorns M an derjenigen Stelle berührt, an welcher die durch den Kanal Z von unten
her zugeführte Luft im Glas eine Blase bildet. Hatte der Luftdruck diese Blase bereits
vorher durchbrochen, so erfaßt das Fangstück den durch den Luftdruck gebildeten
Glaskrater. Unter Luftzufuhr wird nun das Fangstück allmählich nach oben gezogen.
Die eingeführte Luft sorgt dabei dafür, daß ständig ein hohler Glasstrang der Schmelze
entnommen wird. Wird der Luftdruck konstant gehalten, so kann ein Glasrohr von stets
gleichbleibendem Querschnitt und gleichbleibender lichter Weite erzeugt werden.
-
Zum Erzeugen von Glasstäben braucht nur die Zufuhr von Blasluft durch
den Kanal Z hindurch abgesperrt zu werden. Es kann sich dann im Innern kein Hohlraum
bilden, da die hierzu benötigte Luft fehlt. Die vom Umfange des gekühlten Dorns
M abgezogene lederhautartige Glasschicht verbindet sich vielmehr oberhalb der Mine
M zu einem vollen Glasstab.
-
Um einerseits das auf die Glasschmelze etwa an der Stelle p1 aufgebrachte
Zusatzglas gleichmäßig zu verteilen, anderseits eine vorzeitige Vermischung dieses
Zusatzglases mit der übrigen Glasschmelze zu vermeiden, wird zweckmäßig ein ringförmiger
Schwimmer R vorgesehen, der die Erzeugungsstelle im Abstand umgibt und mit seinem
unteren Teil in die Glasschmelze eintaucht.
-
Die Erzeugung überfangener Stäbe und Rohre o. dgl. aus Glas oder ähnlichen
in der Hitze plastischen Massen mit Hilfe von nahe an der Erzeugungsstelle aufgebrachtem
Glaspulver oder flüssigem Glas kann selbstverständlich auch mit einer anderen als
der hier nur als Ausführungsbeispiel beschriebenen Einrichtung erfolgen.