DE55603C - Dreibundmaschine mit einem Hoch- und zwei Niederdruckcylindern - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

KLASSE 14: Dampfmaschinen.

Die in der Zeichnung in Fig. 1 im Längsschnitt und in Fig. 2 im Querschnitt dargestellte Dreibunddampfmaschine ist eine doppelt wirkende Dampf- oder Preisluft-Maschine mit drei Cylindern: einem Hochdrückcylinder a und zwei Niederdruckcylindern b und c.

Die beiden Niederdruckkolben e und f sind in der Gröfse einander gleich, gewöhnlich aber gröfser als der Hochdruckkolben d.

Die Kurbeln des Hochdruckkolbens und des ersten Niederdruckkolbens können um i8o° gegen einander versetzt werden, wie in der Zeichnung in Fig! 1 ; sie erhalten aber richtiger eine und dieselbe Stellung. Die Kurbel zu dem zweiten Niederdruckkolben ist dagegen so zu versetzen, .,dafs sie zu den Kurbeln der beiden anderen Kolben. im rechten Winkel steht und jedesmal der Kurbel des Hochdruckkolbens oder den Kurbeln der beiden anderen Kolben vorauseilt. Durch die Gleichstellung der beiden ersten Kurbeln und die Versetzung der dritten Kurbel in der Weise, dafs sie den beiden anderen Kurbeln um 90 ° vorauseilt, wird die Dampfvertheilung eine annähernd gleichmäfsige, was bei anderer Kurbelstellung, besonders, in Verbindung mit kurzen Pleuelstangen nicht so der Fall ist.

Je nachdem der Dampf schon im Hochdrückcylinder stark expandiren soll oder nicht und je nachdem die Expansion eine feste oder veränderliche sein soll, kann der Hochdrückcylinder mit einfachem Schieber bezw. mit Doppelschieber oder anderer Expansionssteuerung versehen sein.

Dagegen werden die beiden Niederdruckcylinder bei jeder Maschine ausgestattet mit Doppelschieber, weil der Dampf von jedem Niederdruckcylinder bei dreifachem Querschnitt der Niederdruckkolben nach Y₄, bei 2 Y₂ fächern Querschnitt nach ²/₇, bei zweifachem Querschnitt nach Y₃, bei 1Y₂ fächern Querschnitt nach ²/₅ und bei gleich grofsem Hoch- und Niederdruckkolben nach der Hälfte des Hubes abzusperren ist.

Der Einflufs schädlicher Räume kommt bei der vorgeschriebenen Absperrung wenig zur Geltung. Soll dieser Einflufs ausgeglichen werden, so hat die Absperrung nach Verhältnifs zeitiger zu erfolgen. Im übrigen aber genügt bei Maschinen, deren erste und zweite Kurbel gleichgestellt sind, schon eine geringe Abweichung in der Absperrung der beiden Niederdruckcylinder, doch dürfte in vielen Fällen die vorgeschriebene Absperrung genügen.

Bei Maschinen mit gleichgrofsen Hoch- und Niederdruckkolben ist bei richtiger Kurbelstellung schon an sich jeder Druckabfall und jede ungleiche Dampfvertheilung ausgeschlossen; doch ist bei diesen Maschinen auch eine Versetzung der zweiten Kurbel um 18o° noch eher zulässig, sobald die Absperrung der Niederdruckcylinder bei mittlerer Kurbelstellung erfolgt.

Der Abzugkanal des Hochdruckcylinders ist durch das Dampfrohr g, Fig. 2, das ebenso wie jeder Cylinder von einem Heizmantel umgeben sein kann, mit den zu den Niederdruckcylindern gehörigen Schieberkästen zu verbinden. Das Dampfrohr g, Fig. 2, und ebenso die Schieberkästen der Niederdruckcylinder werden möglichst eng hergestellt, wenigstens bei Maschinen, deren Niederdruck-

cylinder gröfser sind als der Hochdruckcylinder. Ein Receiver ist überflüssig. Wo es erforderlich, tritt an die Stelle des fehlenden Schwungrades eine Riemscheibe, die nach Umständen ebenfalls als Schwungrad, aber wesentlich kleiner ausgeführt wird.

Die Wirkungsweise ist folgende. Wenn der im Hochdruckcylinder bereits wirksam gewesene Dampf nach den Niederdruckcylindern übertritt, so gelangt zunächst ein Theil des Dampfes in den ersten Niederdruckcylinder und wirkt darin mit Expansion. Der andere Theil des Dampfes wird nach seiner Absperrung vom ersten Niederdruckcylinder, wenn die Absperrung eher als nach der Hälfte des Hubes erfolgt, durch den weiteren Vorschub des Hochdruckkolbens comprimirt und tritt infolge dessen mit gleichem oder wieder erhöhtem Druck in den zweiten Niederdruckcylinder, darin ebenfalls mit Expansion wirkend.

Natürlich kann die Dreibunddampfmaschine, wenigstens mit Niederdruckcylindern von verhältnifsmäfsig kleiner oder mittlerer Gröfse, auch als Luftmaschine zum Betrieb mit Druckluft benutzt werden.

Zum Schlufs mag noch erwähnt sein, dafs bei einer Dreibunddampfmaschine die Gröfse des ersten Niederdruckcylinders sich bis auf die Gröfse des Hochdruckcylinders vermindern läfst, ohne dafs eine andere Absperrung nöthig ist. Nach der Absperrung des ersten Niederdruckcylinders würde aber in vielen Fällen eine Ueberspannung des Dampfes eintreten, wenn das Dampfrohr g, Fig. 2, und die Schieberkästen der Niederdruckcylinder in gewöhnlicher Weise hergestellt sind.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Eine doppelt wirkende Verbundmaschine (Dreibunddampf- oder Prefsluft-Maschine) mit einem Hochdruck- und zwei Niederdruckcylindern , in welcher der vom Hochdruckcylinder nach seiner Arbeitsleistung abströmende Dampf (oder Prefsluft) beim Rückgang des Hochdruckkolbens zunächst in den ersten der beiden Niederdruckcylinder überströmt und hierauf behufs weiterer Expansionswirkung in diesem ersten Niederdruckcylinder abgesperrt wird, worauf der fernerhin während des Kolbenrückganges aus dem Hochdruckcylinder abströmende Dampf (oder Prefsluft) in den zweiten Niederdruckcylinder tritt, um auch hier noch nach erfolgter Absperrung mitttelst Expansion zu wirken, zu welchem Zwecke die Kurbel des zweiten Niederdruckkolbens gegen die Kurbeln der beiden anderen Kolben um go° versetzt ist.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.