DE4439656A1 - Verfahren zur Verwertung von Altmaterialien - Google Patents
Verfahren zur Verwertung von AltmaterialienInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von
Altmaterialien sowie Formkörper, die mit Hilfe dieses Ver
fahrens hergestellt sind.
Die Beseitigung von Altmaterialien oder Abfallstoffen, wie
sie beispielsweise beim Zerlegen oder Verschrotten von
ausrangiertem Brauchgut, beispielsweise von alten Kraft
fahrzeugen, Kühlschränken oder sonstigen Haushaltsgegen
ständen erhalten werden, stellt insbesondere im Hinblick
auf den knapper werdenden Deponieraum, die steigenden Ko
sten und die zunehmend strengeren Umweltschutzauflagen ein
großes Problem dar. Es wurden daher Verfahren entwickelt,
derartige Altmaterialien nach nutzbaren Materialien auf
zutrennen und diese dann einer Wiederverwertung zuzuführen.
So ergibt die Shredderung von alten Kraftfahrzeugen ein Ab
fallprodukt, aus dem nach der Zerkleinerung Stahl und ande
re Metallteile über Magnete leicht abgetrennt werden kön
nen. Die zurückbleibenden Restbestandteile, die beispiels
weise die weichen Teile der Ausstattung der Kraftfahrzeuge
wie Holz, Kunststoffe und Textilien, sowie u. a. Glas- und
Metallreste enthält, stellen den sog. Shredderleichtmüll
dar, der nur schwer einer sinnvollen Weiterverwertung zu
geführt werden kann.
Die DE-A 40 09 798 beschreibt ein Verfahren zur Verwertung
des beim Shreddern von Kraftfahrzeugen anfallenden Leicht
mülls. Hierbei wird der Leichtmüll zunächst einer Pyrolyse
unterworfen, in der er in feste, flüssige und gasförmige
Bestandteile überführt wird. Diese Fraktionen werden wei
terverwertet, indem man sie einem gasförmigen, flüssigen
oder festen Stoffgemisch zuführt, das als Vor- oder Zwi
schenprodukt eines bekannten chemischen Prozesses geläufig
ist, und mit diesem entsprechend dem bekannten chemischen
Prozeß weiterverarbeitet. Dieses Verfahren ist jedoch tech
nisch aufwendig und außerdem können den bekannten Stoff
gemischen nur relativ geringe Mengen des pyrolysierten
Leichtmülls zugesetzt werden, um die Zusammensetzung dieser
Stoffgemische für die Weiterverarbeitung nicht negativ zu
beeinflussen.
Die DE-A 41 21 842 beschreibt ein Verfahren, bei dem Shredderleichtmüll
und Klärschlamm miteinander verbrannt werden,
wobei der Shredderleichtmüll und der Klärschlamm in einem
solchen Verhältnis in den Brennprozeß einer Anlage der
zirkulierenden Wirbelschicht eingebracht werden, daß der
Phosphatanteil aus dem Klärschlamm in der Asche des ver
feuerten Mischguts den Anteil von 3,5% nicht übersteigt.
Die erhaltenen Aschen können dann gezielt mit Zement und
Wasser zu Baustoffen weiter verarbeitet werden. Die Ver
brennung von Abfällen ist jedoch wegen der hiermit verbun
denen Schadstoffemissionen nachteilhaft und unerwünscht.
Das der Erfindung zugrunde liegende Problem war es daher,
ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich Altmate
rial, insbesondere Shredderleichtmüll, auf einfache Weise
einer sinnvollen Wiederverwertung zuführen läßt.
Dieses Problem wurde durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst, also einem Verfahren zur Verwertung
von Altmaterial, worin man das Altmaterial in Gegenwart
eines Bindemittels einem Formgebungsprozeß unterwirft,
wobei das Bindemittel die Komponenten umfaßt:
- a) ein lignocellulosehaltiges Material,
- b) ein Material, das Stoffe enthält, die ausgewählt sind aus ungesättigten Carbonsäuren und/oder deren Deri vaten, Verbindungen mit wenigstens zwei funktionellen Gruppen, die zur Reaktion mit einer einen aktiven Wasserstoff enthaltenden Gruppe fähig sind, und Mi schungen dieser Stoffe, und gegebenenfalls
- c) ein thermoplastisches Material und/oder ein syntheti sches Harz.
Gegenstand der Erfindung sind ferner Formkörper, die nach
diesem Verfahren erhältlich sind.
Bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung
sind in den Unteransprüchen wiedergegeben.
Es wurde gefunden, daß die Komponenten a) und b), insbeson
dere über die Hydroxy-Gruppen und die ethylenischen Doppel
bindungen des lignocellulosehaltigen Materials miteinander
zu reagieren vermögen und, gegebenenfalls zusammen mit der
Komponente c), als Bindemittel wirken und dabei eine Matrix
bilden, in die sich das Altmaterial einbetten läßt. Auf
diese Weise können die Altmaterialien mittels herkömmlicher
Formgebungsprozesse, wie einfachen Preßverfahren, in ge
formte Gegenstände (Formkörper), beispielsweise Preßplat
ten, mit zur Wiederverwertung oder Weiterverarbeitung zu
friedenstellenden Eigenschaften überführt werden.
Die Altmaterialien, die sich mit Hilfe des erfindungsgemä
ßen Verfahrens verwerten lassen, können die unterschied
lichsten Zusammensetzungen aufweisen und stellen üblicher
weise Mischungen oder Gemenge von überwiegend festen an
organischen und organischen Reststoffen dar. Als wirt
schaftlich besonders sinnvoll erweist sich das erfindungs
gemäße Verfahren zur Verwertung von Altmaterial mit anorga
nischen Reststoffen, insbesondere Altmaterial, wie es bei
der Shredderung von ausrangiertem Brauchgut, z. B. von alten
Kraftfahrzeugen, als Shredderleichtmüll anfällt. Die erfin
dungsgemäß verwertbaren Altmaterialien können dementspre
chend beispielsweise Reste von Kunststoffen, Holz und Pap
pe, Glas, Lack, Fasern und Textilien, Betriebsstoffe und
mehr oder weniger große Mengen, beispielsweise bis zu unge
fähr 30 Gew.-%, üblicherweise bis zu 10 Gew.-%, Eisen und
Nichteisenmetalle wie Aluminium, Magnesium und Kupfer um
fassen. Falls gewünscht können Eisenmetalle vor der Ver
arbeitung in einfacher Weise magnetisch abgetrennt werden,
um sie einer gesonderten Verwendung zuzuführen, dies ist
jedoch nicht erforderlich.
Der Anteil des Altmaterials in der verarbeitungsfertigen
Zusammensetzung von Altmaterial und Bindemittel, bei dem
noch Endprodukte mit brauchbaren Eigenschaften erhalten
werden, kann bis zu ungefähr 80 Gew.-% betragen. Die untere
Grenze ist nicht kritisch. Zur Gewährleistung einer unten
Kostengesichtspunkten wirtschaftlich sinnvolle Entsorgung
des Altmaterials bei gleichzeitig noch zufriedenstellenden
physikalischen Eigenschaften der bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren erhaltenen Formkörper, beträgt der Anteil des
Altmaterials zweckmäßig wenigstens 10 Gew.% und liegt übli
cherweise in einem Bereich von ungefähr 20 bis 80 Gew.-%,
bevorzugt von 30 bis 70 Gew.-%.
Als Komponente a), dem lignocellulosehaltigen Material,
kommen beispielsweise die üblichen Sorten und Sortierungen
von Holzspänen in Betracht, nämlich Hack-, Säge-, Mahl-,
Schneid- und andere Späne und Stäube beliebiger Holzarten
von Laub und Nadelbäumen, Schleifstaub, Teilchen von Stroh,
Gräsern, Fruchtschalen, Blättern und Rinden von Laub- und
Nadelbäumen, Abfälle der holzverarbeitenden Industrie in
Form von Sägemehl, Holzschnitzeln, Wurzelresten und Holzfa
sern und andere beliebige pflanzliche lignocellulosehaltige
Abfälle, Papier, beispielsweise Altpapier, Pappe und Gemi
sche solcher Materialien.
Der Anteil der Komponente a) beträgt, bezogen auf die Ge
samtmenge der verarbeitungsfertigen Zusammensetzung von
Altmaterial und Bindemittel, zweckmäßig wenigstens 5 Gew.
%, insbesondere wenigstens 10 Gew.-%, und liegt beispiels
weise im Bereich von ungefähr 10-80 Gew. -%, insbesondere
von 10-60 Gew.-% und bevorzugt im Bereich von 10-50
Gew.-%. Wenn auch das zu verwertende Altmaterial manchmal
bereits lignocellulosehaltiges Material enthält, so ist
dessen Anteil üblicherweise sehr gering. Daher wird das li
gnocellulosehaltige Material dem Altmaterial üblicherweise
in den oben genannten Mengen zugegeben.
Als Komponente b) können Materialien eingesetzt werden, die
ungesättigte Carbonsäuren und/oder deren Derivaten enthal
ten. Bei den ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Deriva
ten kann es sich um künstlich hergestellte oder um natür
lich vorkommende verzweigte oder unverzweigte Carbonsäuren
handeln. Aus wirtschaftlichen Gründen werden die natürlich
vorkommenden Fettsäuren und Fettsäurederivate, insbesondere
Fettsäuren und Fettsäurederivate pflanzlichen Ursprungs,
bevorzugt. Die freien oder derivatisierten Fettsäuren wei
sen üblicherweise wenigstens 12 Kohlenstoffatome (höhere
Fettsäuren), in der Regel von 16 bis 22 Kohlenstoffatome
auf. Hochungesättigte Fettsäuren bzw. deren Derivate werden
bevorzugt. Unter den Derivaten der Fettsäuren sind insbe
sondere deren natürlich vorkommende Ester, beispielsweise
Glyceride wie Di- und Triglyceride, und die Polymeren sol
cher ungesättigter Säuren oder Ester, beispielsweise Dimere
oder höhere Multimere von identischen oder verschiedenen
Fettsäuren und Fettsäurederivaten, die sich über Reaktionen
an den Doppelbindungen in der Kohlenstoffkette der Carbon
säuren ausbilden, zu nennen. Geeignet sind beispielsweise
Fettsäuren wie Ölsäure, Erucasäure, Sorbinsäure, Linolsäu
re, Linolensäure, Elaeostearinsäure, Arachidonsäure und
deren Derivate. Obwohl die Carbonsäuren oder ihre Derivate
auch in Reinform als Komponente b) des Bindemittels einge
setzt werden können, wird es bevorzugt, diese Stoffe unauf
gereinigt und/oder in Form eines Materials zuzuführen, das
solche Stoffe oder Mischungen als Bestandteile enthält,
beispielsweise in Form von Reststoffen, wie sie bei der
Pflanzenverarbeitung anfallen. Beispielsweise können die
ungesättigten Carbonsäuren und ihre Derivate in Form ihrer
aus der Natur erhältlichen Fette, Öle und Harze, bei
spielsweise Colophonium-Harz, und den daraus gewonnenen
Produkten eingesetzt werden. Ein besonders geeignetes, weil
in großen Mengen als Nebenprodukt des Cellulose-Sulfat-
Verfahrens in der holzverarbeitenden Industrie anfallendes
Material ist Tallöl und besonders das bei dessen Rektifika
tion als Rückstand erhältliche Tallpech.
Verbindungen mit wenigstens zwei funktionellen Gruppen, die
zur Reaktion mit einer einen aktiven Wasserstoff enthal
tenden Gruppe fähig sind, sind insbesondere Verbindungen
mit zwei oder mehr Carboxygruppen (-COOH), reaktiven
Estergruppen und/oder Isocyanatgruppen. Beispielhaft hier
für sind Polycarbonsäuren, insbesondere Dicarbonsäuren mit
mindestens 12, vorzugsweise mindestens 16 Kohlenstoffato
men, und Di- und Polyisocyanate zu nennen. Bei den aktiven
Wasserstoff enthaltenden Gruppen handelt es sich um Grup
pen, wie sie beispielsweise in dem lignocellulosehaltigen
Material vorkommen, insbesondere um Hydroxygruppen (-OH).
Der Anteil der Komponente b) beträgt, bezogen auf die ver
arbeitungsfertige Zusammensetzung von Altmaterial und Bin
demittel, zweckmäßig wenigstens ungefähr 3 Gew.-%, bei
spielsweise ungefähr 3-15 Gew.-%, und bevorzugt wenig
stens 4,5 Gew.-%, beispielsweise 4,5-10 Gew.-%, besonders
bevorzugt 4,5-7,0 Gew.-%. Die Komponente b) wird dem Alt
material zweckmäßig in den oben genannten Mengen zugegeben.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfaßt das Bindemittel
als weitere Komponente c) ein thermoplastisches Material
und/oder ein synthetisches Harz. Es wurde nämlich gefunden,
daß diese Stoffe in Verbindung mit der Komponente b) als
Plastifiziermittel wirken können und sich die physikali
schen Eigenschaften, beispielsweise die Biegefestigkeit von
Preßplatten, wie sie nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhalten werden können, durch die Anwesenheit solcher Mate
rialien noch verbessern lassen.
Bei den erfindungsgemäß geeigneten und bevorzugten thermo
plastischen Materialien handelt es sich zweckmäßig um be
kannte organische thermoplastische Polymere, wie sie in der
Kunststoffindustrie verwendet werden. Gut geeignet sind
insbesondere temperaturbeständige Thermoplaste, d. h. Ther
moplaste, die sich bei Temperaturen bis zu etwa 150°C, vor
zugsweise bis etwa 200°C und mehr, d. h. bei Temperaturen,
wie sie bei möglichen Formgebungsprozessen, beispielsweise
beim Warmpressen, zur Anwendung kommen, nicht zersetzen, da
durch die Bildung von unerwünschten Zersetzungsprodukten,
beispielsweise von Gasen, die Eigenschaften des Endprodukts
negativ beeinträchtigt werden können. Beispiele für ther
moplastische Polymere, die für das erfindungsgemäße Ver
fahren geeignet sind und die einzeln oder in Mischung vor
liegen können, sind Polyvinylchlorid, Polystyrole, Polypro
pylen, Polyacrylate und Polymethacrylate, und Polyamide.
Ein besonders bevorzugtes thermoplastisches Material sind
Polyamide, beispielsweise Polyamid 6 und Polyamid 66. Ge
eignete synthetische Harze sind beispielsweise Phenolharze
und Furfurolharze.
Der Anteil der Komponente c) beträgt, bezogen auf die ver
arbeitungsfertige Zusammensetzung aus Altmaterial und Bin
demittel, zweckmäßig wenigstens ungefähr 5 Gew. -% und be
vorzugt wenigstens 7 Gew.-%. Die Obergrenze der Komponente
c) ist nicht sehr kritisch, übersteigt vorteilhaft jedoch
nicht 50 Gew.-%. Üblicherweise liegt der Anteil an Kompo
nente c) im Bereich von ungefähr 5-30 Gew. -%, vorteilhaft
im Bereich von ungefähr 7-20 Gew.-%.
Da das Altmaterial bereits gewisse Mengen an Material, das
der Komponente c) entspricht, enthalten kann, müssen der
Zusammensetzung gegebenenfalls entweder keine oder nur
geringere Mengen der Komponente c) zugegeben werden. Dabei
können die Thermoplaste entweder im Reinzustand oder in
Form von Abfällen, die bereits Thermoplaste enthalten, zu
gegeben werden. Letzteres wird aus Kostengründen bevorzugt.
Als besonders günstig hat sich erwiesen, das thermoplasti
sche Material dem Altmaterial in Form von kurzfaserigen Ab
fällen, wie sie beispielsweise bei der Teppichproduktion
als Schurspitzen anfallen, zuzuführen. So kann eine typi
sche Zusammensetzung von Faserabfällen aus der Teppichpro
duktion beispielsweise ungefähr 25 Gew.-% Polyamidfaser,
ungefähr 50 Gew.-% Polyacrylfaser, ungefähr 20 Gew.-% Wolle
und ungefähr 5 Gew.-% Polypropylenfaser aufweisen.
Falls gewünscht können der Zusammensetzung aus Altmaterial
und Bindemittel noch weitere Zusatzstoffe zugefügt werde,
beispielsweise Füllmaterialien oder Pigmente.
Für eine technisch zufriedenstellende Verarbeitung beträgt
der Feuchtegehalt der verarbeitungsfertigen Zusammensetzung
aus Altmaterial und Bindemittel zweckmäßig nicht mehr als
6 Gew.-%.
Die Zusammensetzung aus Altmaterial und Bindemittel kann
mittels im Stand der Technik bekannter Formgebungsprozesse,
beispielsweise durch Pressen (Warm- und Kaltpressen), ver
arbeitet werden. Auf diese Weise lassen sich Formkörper
verschiedener Art, insbesondere Platten und Profile, her
stellen, die beispielsweise in der Bauindustrie Verwendung
finden können. Bevorzugt wird das Altmaterial zusammen mit
dem Bindemittel durch Strang-oder Flachpressen auf den
hierfür vorhandenen Preßanlagen verarbeitet.
Zur Verarbeitung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wer
den die einzelnen Bestandteile der Zusammensetzung, d. h.
das Altmaterial und die Komponenten des Bindemittels sowie
eventuell weitere Zuschlagstoffe, zusammengegeben und
zweckmäßig in herkömmlicher Weise vermengt. Zur leichteren
Verwertung werden die einzelnen Bestandteile der Zusammen
setzung, beispielsweise der Shredderleichtmüll, üblicher
weise in zerkleinerter Form eingesetzt. Die Größe der Teil
chen spielt jedoch für das Verfahren als solches keine ent
scheidende Rolle. Sie ist dem Bedarf anzupassen und ist
beispielsweise von der Art des Formgebungsprozesses und der
Art und den Eigenschaften abhängig, die für den herzustel
lenden Formkörper gewünscht werden. Wird das Altmaterial
beispielsweise zusammen mit dem Bindemittel als Preßkom
position einem Prozeß zur Herstellung von Preßplatten ver
wendet, so sollte die Größe der unter dem angewandten Druck
nicht verformbaren Bestandteile des Altmaterials den halben
Wert der für die Preßplatte gewünschten Dicke nicht über
schreiten. Ganz allgemein haben sich maximale mittlere
Teilchengrößen von weniger als 15 mm, bevorzugt von weniger
als 10 mm, für die praktische Verarbeitung als günstig
erwiesen.
Bei der Herstellung von Preßgut, beispielsweise von Preß
platten, wird die Zusammensetzung aus Altmaterial und Bin
demittel üblicherweise zunächst kalt vorgepreßt und an
schließend warmgepreßt. Das Warmpressen der Zusammensetzung
erfolgt in Abhängigkeit von den verwendeten Materialien
zweckmäßig bei Temperaturen von ungefähr 150-250°C, ins
besondere bei ungefähr 165-200°C, und bevorzugt bei unge
fähr 180 bis 195°C. Der Preßdruck beträgt zweckmäßig wenig
stens 40 kg/cm², bevorzugt wenigstens 50 kg/cm². Bei der
Herstellung von Preßplatten liegt die Preßzeit bei
spielsweise bei 0,5 bis 10 Minuten, insbesondere bei 1 bis
5 min je mm Plattendicke.
Der Aufbau der erfindungsgemäß erhältlichen Formkörper,
beispielsweise der Preßplatten, kann ein- oder mehrschich
tig sein. Falls gewünscht können die Formkörper durch Ein
bringen von Verstärkungsmaterialien noch zusätzlich ver
stärkt werden, beispielsweise durch metallische Einlagen
oder durch organische und anorganische Fasern, Gewebe und
Fasergeflechte, beispielsweise Glasfasern, Glasfasergewebe
oder Netze.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich
somit beispielsweise Platten erzeugen, die eine Biegefe
stigkeit von wenigstens 100 kg/cm² und eine Dickenquellung
nach 24 Std. von nicht mehr als 10% aufweisen (jeweils
bestimmt nach der russischen Norm GOST 4598-86).
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich also unter
Einsatz von ansonsten häufig nicht wiederverwertbaren und
recyclingfähigen Altmaterialien einfach und kostengünstig
Materialien wie Preßplatten herstellen, die dann einer
weiteren Verwendung zugeführt werden können. Von besonderem
Vorteil ist es hierbei, daß bei diesem Verfahren nicht nur
anorganisches, beispielsweise glas-, lack- und metallhalti
ges Altmaterial verwertet werden kann, sondern daß auch die
Komponenten des Bindemittels und Matrixmaterials aus Ab
fallstoffen, nämlich organischen Abfallstoffen, wie sie
beispielsweise in der pflanzen- und holzverarbeitenden
Industrie, in der Textilindustrie und in der Teppichproduk
tion anfallen. Insbesondere Schurspitzenabfälle der Tep
pichproduktion waren bislang nur schwer einer Wiederver
wertung zugänglich. Die Verwendung von Materialien auf
Basis von ungesättigten Fettsäuren und deren Derivaten
führt außerdem dazu, daß die Staubentwicklung, die übli
cherweise bei der Herstellung von Preßplatten unter Ver
wendung von lignocellulosehaltigem Material ein Problem
darstellt, weitgehend unterbunden wird.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele weiter
erläutert. Sämtliche Prozentangaben sind hierbei Angaben in
Gewichtsprozent.
Eine Zusammensetzung aus
79% Shredderleichtmüll;
10% lignocellulosehaltigem Material (Karton Altpapier 2:1);
6% Polyamid (PA 6:PA 66 1:1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
10% lignocellulosehaltigem Material (Karton Altpapier 2:1);
6% Polyamid (PA 6:PA 66 1:1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
wurde bei einer Temperatur von 190°C und einem Druck von
55 kg/cm² zu Platten warmgepreßt. Die Preßzeit betrug 2
min/mm Plattenstärke des Endprodukts. Die maximale Teil
chengröße betrug 5 mm. Die physikalischen Eigenschaften der
erhaltenen Preßplatten wurden nach GOST 4598-86 getestet.
Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle wiederge
geben.
Eine Zusammensetzung aus
74% Shredderleichtmüll;
15% lignocellulosehaltigem Material (Karton);
6% Polyamid (PA 6:PA 66 1:1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
15% lignocellulosehaltigem Material (Karton);
6% Polyamid (PA 6:PA 66 1:1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
wurde wie in Beispiel 1 beschrieben verarbeitet. Die physi
kalischen Eigenschaften der erhaltenen Preßplatten wurden
wie oben angegeben getestet. Die Ergebnisse sind in der
nachstehenden Tabelle wiedergegeben.
Eine Zusammensetzung aus
65% Shredderleichtmüll;
20% lignocellulosehaltigem Material (Holzspäne);
10% Polyamid (PA 6:PA 66 1 : 1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
20% lignocellulosehaltigem Material (Holzspäne);
10% Polyamid (PA 6:PA 66 1 : 1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
wurde wie in Beispiel 1 beschrieben verarbeitet. Die physi
kalischen Eigenschaften der erhaltenen Preßplatten wurden
wie oben angegeben getestet. Die Ergebnisse sind in der
nachstehenden Tabelle wiedergegeben.
Eine Zusammensetzung aus
55% Shredderleichtmüll;
30% lignocellulosehaltigem Material (20% Holzspäne,
10% Altpapier);
10% Polyamid (PA 6:PA 66 1 : 1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
30% lignocellulosehaltigem Material (20% Holzspäne,
10% Altpapier);
10% Polyamid (PA 6:PA 66 1 : 1); und
5% Tallpech (enthaltend ca. 75% Polymere und 25% Ester)
wurde wie in Beispiel 1 beschrieben verarbeitet. Die physi
kalischen Eigenschaften der erhaltenen Preßplatten wurden
wie oben angegeben getestet. Die Ergebnisse sind in der
nachstehenden Tabelle wiedergegeben.
Claims (8)
1. Verfahren zur Verwertung von Altmaterial, worin man
das Altmaterial in Gegenwart eines Bindemittels einem
Formgebungsprozeß unterwirft, wobei das Bindemittel
die Komponenten umfaßt:
- a) ein lignocellulosehaltiges Material,
- b) ein Material, das Stoffe enthält, die ausge wählt sind aus ungesättigten Carbonsäuren und deren Derivaten, Verbindungen mit wenig stens zwei funktionellen Gruppen, die zur Reaktion mit einer einen aktiven Wasserstoff enthaltenden Gruppe fähig sind, und Mischun gen dieser Stoffe, und gegebenenfalls
- c) ein thermoplastisches Material und/oder ein synthetisches Harz.
2. Verfahren nach Anspruch 1, worin der Anteil des Alt
materials bis zu 80 Gew.-%, der Anteil der Komponente
a) wenigstens 5 Gew.-%, der Anteil der Komponente b)
wenigstens 3 Gew.-% und der Anteil der Komponente c)
gegebenenfalls wenigstens 5 Gew.-% beträgt, jeweils
bezogen auf die Gesamtmenge von Altmaterial und Bin
demittel.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
worin der Anteil des Altmaterials bis zu 80 Gew.-%,
der Anteil der Komponente a) wenigstens 10 Gew.-%, der
Anteil der Komponente b) wenigstens 4,5 Gew.-% und der
Anteil der Komponente c) gegebenenfalls wenigstens 7
Gew.-% beträgt, jeweils bezogen auf die Gesamtmenge
von Altmaterial und Bindemittel.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
worin die Komponente b) ein ungesättigte Fettsäuren
und/oder deren Derivate enthaltendes Material ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
worin die Komponente c) ein thermoplastisches Material
ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, worin das thermoplastische
Material aus Polyamiden ausgewählt ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
worin in die Zusammensetzung aus Altmaterial und Bin
demittel zusätzlich ein Verstärkungsmaterial einge
bracht ist.
8. Formkörper, erhältlich gemäß dem Verfahren nach einem
der vorhergehenden Ansprüche.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944439656 DE4439656A1 (de) | 1994-11-07 | 1994-11-07 | Verfahren zur Verwertung von Altmaterialien |
PCT/EP1995/004083 WO1996014356A2 (de) | 1994-11-07 | 1995-10-17 | Verfahren zur verwertung von altmaterialien |
AU38432/95A AU3843295A (en) | 1994-11-07 | 1995-10-17 | Method of recycling used materials |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944439656 DE4439656A1 (de) | 1994-11-07 | 1994-11-07 | Verfahren zur Verwertung von Altmaterialien |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4439656A1 true DE4439656A1 (de) | 1996-05-09 |
Family
ID=6532637
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944439656 Ceased DE4439656A1 (de) | 1994-11-07 | 1994-11-07 | Verfahren zur Verwertung von Altmaterialien |
Country Status (3)
Country | Link |
---|---|
AU (1) | AU3843295A (de) |
DE (1) | DE4439656A1 (de) |
WO (1) | WO1996014356A2 (de) |
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