DE4438323C1 - Verfahren zum Recyceln von abgesputterten Indiumoxid-Zinnoxid-Targets - Google Patents
Verfahren zum Recyceln von abgesputterten Indiumoxid-Zinnoxid-TargetsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Recyceln
abgesputteter Indiumoxid-Zinnoxid-Targets (ITO-
Targets), sowie von bei der Fertigung von Targets
anfallender verdichteter Materialreste. Das Ver
fahren ist insbesondere bei teilreduzierten Tar
gets einsetzbar.
Oxidkeramische Targets aus Indium-Zinnoxid (ITO)
werden zur Herstellung transparenter, elektrisch
leitfähiger, dünner Schichten durch Kathodenzer
stäubung (Sputtern) eingesetzt. Anwendung finden
solche Schichten vor allem in der Flachbildschirm
technik. Die Indiumoxid-Zinnoxid-Dünnschichten
können entweder durch Sputtern metallischer Tar
gets in sauerstoffreaktiver Atmosphäre oder durch
Sputtern oxidkeramischer Targets hergestellt wer
den.
Der Sputterprozeß mit oxidkeramischen Targets hat
den Vorteil, daß die Regelung des Sputterprozesses
bei einem nur geringen Sauerstofffluß in der Sput
terkammer leichter möglich ist als bei hohen Sau
erstoffflüssen, wie sie beim Sputtern mit metalli
schen Targets notwendig sind.
Gegenüber volloxidischen Targets aus In₂O₃ + SnO₂
bieten Targets, die einen unterstöchiometrischen
Sauerstoffgehalt aufweisen, den Vorteil, daß der
für die Schichtleitfähigkeit entscheidende Sauer
stoffgehalt während des Aufsputterns der Schicht
in einem größeren Bereich eingestellt werden kann.
Außerdem ist der Arbeitsbereich, d. h. der Bereich
optimaler Schichtleitfähigkeit in Abhängigkeit von
dem Sauerstofffluß, bei diesen teilreduzierten Tar
gets breiter als bei volloxidischen Targets.
Die Herstellung solcher teilreduzierter Targets
ist recht aufwendig und teuer. Geeignete Verfahren
werden z. B. beschrieben in der DE-OS 33 00 525,
der DE-OS 41 24 471 und der DE-OS 44 07 774.
Ein wesentlicher Teil der Targetkosten rührt von
dem hohen Preis für den Rohstoff Indiumoxid her.
Abgesputterte Targets weisen je nach Sputterkatho
de noch 60-80% ihres ursprünglichen Gewichts auf.
Diese abgesputterten Targets stellen also noch
einen erheblichen Wert dar, wenn es gelingt, sie
wieder als Rohstoff einzusetzen.
Eine in der Technik schon praktizierte Lösung be
steht darin, die abgesputterten Targets in einer
Säurelösung aufzulösen (z. B. als InCl₃) und dem
Materialkreislauf so ganz am Anfang vor dem
Schritt der Pulverherstellung wieder zuzuführen.
Da hierbei alle Schritte der Pulverherstellung er
neut zu durchlaufen sind, handelt es sich hierbei
aber um ein sehr zeitaufwendiges und kostspieliges
Verfahren. Außerdem ist der Umgang mit ätzenden
bzw. giftigen Chemikalien erforderlich, was für
den Targethersteller häufig ein Problem darstellt.
Ein weiterer Nachteil dieses Verfahrens besteht
darin, daß es wegen der damit verbundenen Anlagen
technik erst bei sehr großen Materialmengen wirt
schaftlich betrieben werden kann und das gesamte
know-how der Pulverherstellung erfordert.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein möglichst einfaches und preisgünstiges Verfah
ren zum Recyceln abgesputterter ITO-Targets sowie
anderer beim Herstellungsprozeß anfallender kom
pakter ITO-Stücke zu finden, das möglichst direkt
beim Targethersteller eingesetzt werden kann.
Insbesondere soll das Recyceln hochdichter teilre
duzierter ITO-Targets ermöglicht werden. Die aus
Recycling-Material hergestellten ITO-Targets sol
len dabei ITO-Targets aus ungebrauchtem Pulver
weder in ihrer Reinheit, noch in ihren mechani
schen Eigenschaften oder dem Sputterverhalten nen
nenswert nachstehen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß das ITO-Material zu einem Pulver mit Korngrö
ßen kleiner als 500 µm aufgemahlen wird und das so
erhaltene Pulver alleine oder in einer Mischung
mit ungebrauchtem ITO-Pulver bei gleichzeitiger
Einwirkung von Druck und Temperatur zu neuen Tar
getrohlingen geformt wird.
Weitere Einzelheiten und Merkmale sind in den Pa
tentansprüchen näher beschrieben und gekennzeich
net.
Bei Laborversuchen mit kleinen Materialmengen hat
sich überraschenderweise gezeigt, daß teilredu
ziertes hochdichtes ITO-Material schon nach mäßi
ger Zerkleinerung auf Korngrößen < 250 µm anschließend
problemlos wieder zu Targetscheiben mit mehr
als 95% der theor. Dichte kompaktiert werden kann,
wenn bei der Verdichtung nur genügend hohe Preß
drücke verwendet werden. Der Reduktionsgrad des
Ausgangsmaterials bleibt dabei nahezu unverändert,
wenn das Pulver vor der Verdichtung in Kapseln
eingeschweißt wird, wie dies für das heiß
isostatische Pressen üblich ist. Die mechanischen
Eigenschaften sowie das Sputterverhalten solcher
Recycling-Targets entsprechen denen ungebrauchter
ITO-Targets. Im Lauf der weiteren Entwick
lungsarbeiten hat sich gezeigt, daß sowohl teilre
duzierte als auch volloxidische ITO-Materialien
über ein Zerkleinern des Ausgangsmaterials auf
Korngrößen < 250 µm und anschließendes Kompaktieren
über HIP (Heiß-Isostatisches-Pressen) erfolgreich
zu neuen Targets verarbeitet werden können. Im Ge
gensatz zu anderen Kompaktierungsverfahren wie
Heißpressen oder Sintern kann man beim HIP-Verfah
ren wegen des hohen Kompaktierungsdrucks die Pro
zeßtemperatur so niedrig wählen, daß keine nen
nenswerte Rekristallisation auftritt. Auf diese
Weise kann schon einmal verdichtetes Pulver erneut
kompaktiert werden, ohne daß es bis auf Korngrößen
im Bereich der Primärkörper (typisch < 1 µm) aufzu
mahlen ist. Beim Verdichten über Heißpressen und
vor allem über Sintern ist ein entsprechend feines
Aufmahlen unumgänglich. Nur dann besitzt das Pul
ver eine genügend hohe Sinteraktivität, um bei
diesen druckarmen Verdichtungsverfahren zu ausrei
chend dichten Körpern verarbeitet werden zu kön
nen. Das Kompaktieren über HIP macht es außerdem
möglich, den Reduktionsgrad des Pulvers beim Ver
dichten konstant zu halten, da das Kompaktieren
hier in einer hermetisch abgeschlossenen Kanne
durchgeführt wird. Im Gegensatz hierzu erfolgt das
Heißpressen wegen der üblicherweise eingesetzten
Graphitstempel in der Regel unter leicht reduzie
renden Bedingungen und das drucklose Sintern unter
oxidierenden Atmosphären wie Luft oder O₂.
Die durchgeführten Versuche haben weiterhin ge
zeigt, daß die Verdichtung der aufgemahlenen Pul
ver besonders dann einfach möglich ist, wenn sie
von teilreduzierten Targets hergestellt werden. Es
ließen sich sowohl Mischungen aus jungfräulichem
Pulver mit Recyclingpulver kompaktieren als auch
reine Recyclingpulver. Dadurch, daß eine Ver
kleinerung auf < 250 µm ausreicht, wird der Ein
satz einfacher und preiswerter Mühlen möglich.
Außerdem kann so ohne größeren technischen Aufwand
verhindert werden, daß das Pulver durch den Mahl
vorgang kontaminiert wird. Setzt man Pulver mit
Körnern ein, die zu einem erheblichen Teil größer
als 250 µm sind, ist keine zuverlässige Verdich
tung mehr möglich; es entstehen Körper, die Risse
aufweisen oder die nicht mehr ausreichend verdich
tet sind. Mahlt man die Pulver auf Korngrößen, die
deutlich unter 250 µm liegen, so ist die Verdich
tung nach wie vor problemlos möglich; diese Pulver
weisen in der Regel jedoch zu hohe Verunreini
gungsgehalte durch den Mahlschritt auf oder es
sind sehr teure Mahlaggregate wie zum Beispiel
Pulvergegenstrahlmühlen einzusetzen. Für das Recy
clingverfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
können zur Zerkleinerung übliche Mahlaggregate wie
Backenbrecher, Kugelmühlen, Mörsermühlen etc. ein
gesetzt werden. Zur Vermeidung von Pulverkontami
nation ist lediglich auf eine geeignete Auswahl
der mit dem Pulver in Berührung kommenden Mühlen
teile zu achten.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die erfindungs
gemäße Herstellung von Recycling-Targets beschrei
ben.
1,2 kg abgebondete und gereinigte Kacheln aus 10%
teilreduziertem und 96% dichtem ITO-Material wur
den zunächst mit einem Hammer in grobe Stücke zer
schlagen. Diese Stücke wurden in einem Backenbre
cher vorgemahlen und und auf Korngrößen
< 2 mm abgesiebt. Das so erhaltene Granulat wurde
in einer Mörsermühle mit ZrO₂-Mahlgarnitur gemah
len und auf Korngrößen < 250 µm abgesiebt. Die
Pulverausbeute betrug 900 g. Der Gehalt an Zr im
Recyclingpulver lag unter 100 ppm. 600 g dieses
Pulvers wurden in eine ausgekleidete Stahlkanne
gefüllt und bei 800°C und 200 MPa in einer heiß
isostatischen Presse kompaktiert. Die erhaltene
Scheibe hatte eine Dicke von 15,9 mm und einen
Durchmesser von 83,4 mm, entsprechend 96,5% der
theor. Dichte. Der Reduktionsgrad des Recycling-
Targets betrug 9,8%. Wie bei dem Ausgangsmaterial
lag die Primärkorngröße des Recyclingmaterials im
Bereich von 0,2-10 µm. Die mechanische Bearbei
tung konnte problemlos durchgeführt werden. Von
dem Target der Größe ⌀ 75 × 6 mm hergestellten
ITO-Schichten wiesen einen spezifischen Widerstand
von weniger als 200 µΩcm auf.
300 g des in Beispiel 1 erhaltenen Pulvers wurden
mit 300 g eines ungebrauchten ebenfalls 10% teil
reduzierten ITO-Pulvers gemischt und auf die glei
che Weise kompaktiert. Die erhaltene Scheibe hatte
eine Dicke von 15,5 mm und einen Durchmesser von
84,2 mm entsprechend 97% der theor. Dichte. Der
Reduktionsgrad des Recycling-Targets betrug 9,9%.
Die Primärkorngröße des Materials lag im Bereich
von 0,1-10 µm. Die mechanische Bearbeitung konnte
problemlos durchgeführt werden. Von dem Target der
Größe ⌀ 75 × 6 mm hergestellten ITO-Schichten wie
sen einen spezifischen Widerstand von weniger als
200 µΩcm auf.
800 g abgebondete und gereinigte Kacheln aus voll
oxidischem und 94% dichtem ITO-Material wurden zu
nächst mit einem Hammer in grobe Stücke geschla
gen. Diese Stücke wurden in einem Backenbrecher
vorgemahlen und auf Korngrößen < 2 mm abgesiebt.
Das so erhaltene Granulat wurde in einer Flieh
kraftkugelmühle mit Stahl-Mahlgarnitur nachgemah
len und auf Korngrößen < 250 µm abgesiebt. Die
Pulverausbeute betrug 564 g. der Gehalt an Fe im
Recyclingpulver lag unter 100 ppm. 500 g dieses
Pulvers wurden in eine ausgekleidete Stahlkanne
gefüllt und bei 900°C und 200 MPa in einer
heißisostatischen Presse kompaktiert. Die erhal
tene Scheibe hatte eine Dicke von 14,2 mm und
einen Durchmesser von 82,1 mm, entsprechend 93%
der theor. Dichte. Wie bei dem Ausgangstarget lag
die Primärkorngröße des Materials im Bereich von
0,1-8 µm. Die mechanische Bearbeitung konnte
problemlos durchgeführt werden. Von dem Target der
Größe ⌀ 75 × 6 mm hergestellten ITO-Schichten wie
sen einen spezifischen Widerstand von ca. 200 µΩcm
auf.
1,1 kg abgebondete und gereinigte Kacheln aus 10%
teilreduziertem und 96% dichtem ITO-Material wur
den zunächst mit einem Hammer in grobe Stücke ge
schlagen. Diese Stücke wurden in einem Backenbre
cher vorgemahlen und auf Korngrößen < 2 mm abge
siebt. Das so erhaltene Granulat wurde in einem
mit Stahlkugeln gefüllten Attritor unter Zugabe von
Wasser gemahlen. Die mittlere Korngröße betrug 2 µm
abgesiebt. Der Gehalt an Fe im Recyclingpulver lag
bei 650 ppm. Wegen des hohen Fe-Gehalts wurde keine weitere
Bearbeitung durchgeführt.
1,5 kg abgebondete und gereinigte Kacheln aus
10,5% teilreduziertem und 97% dichtem ITO-Material
wurden zunächst mit einem Hammer in grobe Stücke
zerschlagen. Diese Stücke wurden in einem Backen
brecher gemahlen und auf Korngrößen < 1 mm abge
siebt. Die Ausbeute betrug 1,25 kg. 650 g dieses
Pulvers wurden in eine ausgekleidete Stahlkanne
gefüllt und bei 850°C und 200 MPa in einer
heißisostatischen Presse kompaktiert. Die erhal
tene Scheibe zerbrach beim Entkapseln in mehrere
Teile. Die an einem Bruchstück nach der Auftriebs
methode ermittelte Dichte betrug 96% der theor.
Dichte.
Claims (5)
1. Verfahren zum Recyceln von abgesputterten In
diumoxid-Zinnoxid-Targets (ITO-Targets), so
wie von beim Herstellprozeß anfallender ver
dichteter ITO-Materialreste, dadurch gekenn
zeichnet daß das ITO-Material zu einem Pulver
mit Korngrößen kleiner als 500 µm aufgemahlen
wird und das so erhaltene Pulver alleine oder
in einer Mischung mit ungebrauchtem ITO-
Pulver bei gleichzeitiger Einwirkung von
Druck und Temperatur zu neuen Targetrohlingen
geformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das gebrauchte ITO-Material zu
einem Pulver mit Korngrößen kleiner als 250 µm
gemahlen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß eine Mischung von
Pulver aus abgestäubten, teilreduzierten ITO-
Targets und ungebrauchtem, teilreduzierten
ITO-Pulver eingesetzt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß das Pulver in einer
Kapsel durch heißisostatisches Pressen kom
paktiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der letzte Zerkleinerungs
schritt bei der Herstellung von Pulver aus
abgestäubten Targets in einem mit Mahlkugeln
gefüllten Gefäß durchgeführt wird.
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