Die vorliegende Erfindung betrifft ein rundlaufendes spanabhebendes
Werkzeug, insbesondere zur Feinbearbeitung von Innenoberflächen
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
In der heutigen modernen Fertigungstechnik ist die Ver
ringerung der Bearbeitungsschritte vom Rohteil bis zum fer
tigen Produkt in Feinbearbeitungsqualität ein wichtiger
Punkt zur Kostenoptimierung und Zeitersparnis. Schnelldre
hende, stabile Hochleistungsspindeln schaffen neue Möglich
keiten für neue rundlaufende spanabhebende Werkzeugsysteme. Insbesondere
die Bearbeitung von Durchgangsöffnungen oder Sacklochboh
rungen, wie beispielsweise Zylinderkopfbohrungen, fordert
ein hohes Maß an Rundlaufgenauigkeit des Werkzeuges und Zy
lindrizität der bearbeiteten Durchgangsöffnungen. In sol
chen Werkzeugen werden deshalb auch häufig extrem standfe
ste Schneideinsätze verwendet.
Hierfür ist ein rundlaufendes, spanabhebendes Werkzeug bekannt, an des
sen Schneidenträger Schneideinsätze mit Hilfe einer Ein
stellvorrichtung radial ausgerichtet werden können. Die
Einstellvorrichtung besteht aus einer Klemmpratze, die mit
einer Spannschraube am Schneidenträger fixiert werden kann,
um den Schneideinsatz, der z. B. aus Hartmetall besteht, am
Schneidenträger zu befestigen und einer Justierschraube zum
radialen Ausrichten des Schneideinsatzes bzw. der Schneide.
Die Klemmpratze ist dabei in den Spanraum versenkbar. Die
Schneideinsätze weisen an ihrer Oberseite eine geschliffene
Verzahnung auf, in welche eine gleiche Verzahnung auf der
Unterseite der Klemmpratze eingreift. Die Verzahnung ver
läuft parallel zur Hauptschneide, so daß bei einer radialen
Verschiebung der Schneide zur Durchmessereinstellung die
Verzahnung der Klemmpratze mit der Verzahnung der Schneide
in Eingriff bleibt. Die Justierschraube ist schräg zur
Spannschraube der Klemmpratze in einer Ebene parallel zur
Stirnfläche des Werkzeuges angeordnet und an ihrer Spitze
kegelförmig ausgestaltet, so daß die Kegelflanke der
Justierschraube auf die innere seitliche Fläche der Schnei
de wirken kann, um die Schneide beim Justieren radial nach
außen zu drücken.
Ein wesentlicher Nachteil dieses Werkzeugs ist jedoch,
daß speziell zugeschliffene Schneideinsätze mit einer ent
sprechend präzisionsgeschliffenen Verzahnung an ihrer Ober
seite verwendet werden müssen. Der Einsatz von beliebigen
Schneideinsätzen, wie beispielsweise von kostengünstigen
DIN- oder ISO-Wendeplatten ist mit dem bekannten Werkzeug
nicht möglich.
Ein weiterer Nachteil liegt darin, daß die Justier
schraube nur Kräfte aufbringen kann, welche die Schneide
radial nach außen verschieben. Ist nun beim Einstellen des
Durchmessers eine Verrückung der Schneide radial nach innen
erforderlich, so muß dies von Hand durch Druck auf die äuße
re seitliche Schneidenfläche geschehen, was ein nicht uner
hebliches Verletzungsrisiko bedeutet.
Um die Schneide am Schneidenträger fixieren zu können,
muß außerdem eine präzise gefertigte Klemmpratze mit einer
Verzahnung an ihrer Unterseite verwendet werden. Dies
erhöht die erforderliche Anzahl von Teilen, die zum Zusam
menbau des ganzen Werkzeuges benötigt werden. Ein einfaches
Festklemmen der Schneide mit einer Schraube, wie dies bei
herkömmlichen DIN-Wendeplatten der Fall ist, ist mit diesem
Werkzeug nicht möglich. Zudem muß darauf geachtet werden,
daß sich in der Verzahnung der Klemmpratze bzw. in der Ver
zahnung der Schneide keine Schmutzpartikel befinden, da
sonst eine genaue Ausrichtung der Schneide erschwert ist.
Die Handhabung bei der Einstellung der Schneide bei
diesem Werkzeug ist ebenfalls problematisch, da zum Justie
ren der Schneide die Spannschraube der Klemmpratze von
vorne mit Blick auf die Schneide gelöst werden muß und die
Justierschraube von schräg gegenüber angetrieben werden
muß. Das hierfür erforderliche ständige Hin- und Herbewegen
des Werkzeuges erschwert ein genaue radiale Justierung der
Schneideinsätze.
Weiterhin wirkt sich bei dem bekannten Werkzeug nach
teilig aus, daß die Justierschraube die Schneide nur gegen
ein Verrücken radial nach innen sichert. Ein Verrutschen
der Schneide radial nach außen soll durch die Klemmkraft
der Klemmpratze verhindert werden, garantiert ist dies aber
nicht.
Aus der DE 39 06 197 C2 ist eine Kassette für einen
Planfräsmesserkopf bekannt. Die Kassette dient zur Aufnahme
und Feinjustierung einer Wendeschneidplatte und ist im
Grundkörper eines Planfräsmesserkopfes befestigt. Die Kas
sette hat in der Nachbarschaft ihrer wirksamen Ecke eine
flache Ausnehmung zur Aufnahme der Wendeschneidplatte, für
die zwei in die Ausnehmung vorspringende Widerlager für je
eine von zwei unwirksamen Schneidkanten der Wendeschneid
platten vorgesehen ist. Die Einstellung der Winkellage der
Wendeschneidplatte erfolgt mittels eines zapfenförmigen
Drehkörpers, der an der der Schneidenecke gegenüberliegen
den Ecke der Wendeschneidplatte angreift.
Aus der DE 36 07 528 C1 ist ein Fräser gemäß dem Ober
begriff des Anspruchs 1 bekannt, zur spanabhebenden Bear
beitung von Werkstückflächen mit einer Anzahl auf dem Um
fang eines Messerkopfes angeordneter, in entsprechenden
Ausnehmungen desselben eingesetzter Kassetten. Diese Kas
setten dienen zur Aufnahme von Fräswerkzeugen und weisen
weiterhin Stellmittel zu deren Justierung auf. Jede an sich
einstückige Kassette weist dabei einen einen L-förmig abge
winkelten, radial von außen nach innen verlaufenden Ein
schnitt auf, der sie durch eine dadurch im Querschnitt
geschwächte Zone in einen fest im Messerkopf eingespannten
Tragbereich und in einen das Fräswerkzeug aufnehmenden,
gegenüber dem Tragbereich bewegbaren Stellbereich teilt.
Dadurch soll ein ausgesprochen rascher und feinfühliger
Justiervorgang möglich sein. Dieser Justiervorgang dient
allerdings lediglich dazu, ein Fräswerkzeug, wie beispiels
weise eine Wendeschneidplatte, in Längsachsenrichtung des
Fräsers zu justieren. Eine radiale Justierung ist nicht
vorgesehen. Das in der DE 36 07 528 C1 offenbarte Verstell
prinzip beruht auf dem Prinzip eines einfachen, statisch
überbestimmten Kragträgers auf einer verstellbaren Stütze.
Die Vorspannung und somit Stabilität der Stelleinrichtung
entsteht durch Reaktions-Biegemomente am Materialgelenk im
Schlitzgrund. Hierdurch ergibt sich eine Abhängigkeit der
Stabilität der Stelleinrichtung vom jeweiligen Stellweg
relativ zum biegespannungsfreien Zustand im Materialgelenk
im Schlitzgrund. Das Einstellen des Schneideinsatzes in
Richtung des Grundkörpers ist ohne Durchfahren des
vorspannungslosen Zustands nicht möglich.
Aufgabe der Erfindung ist es daher ein rundlaufendes spanabhebendes
Werkzeug zu schaffen, das eine Trennung der beiden Funktio
nen Festklemmen der Schneide einerseits und Justieren der
Schneide andererseits ermöglicht, so daß selbst standardi
sierte Schneideinsätze mit vorbestimmten toleranzbedingten
Maßabweichungen verwendet werden können, wobei die Genauig
keit der Schneideneinstellung in allen Betriebszuständen
sicher feststellbar sein soll.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die kennzeich
nenden Merkmale des Anspruchs 1.
Im Gegensatz zu dem aus der DE 36 07 528 C1 bekannten
Prinzip beruht die erfindungsgemäße Materialgelenkverstellung
(Dehngelenkverstellung) auf dem Prinzip eines zweifach statisch überbestimmten Bie
gebalkens auf zwei verstellbaren Stützen. Die Vorspannung
und somit Stabilität der Stelleinrichtung entsteht durch
einen, dem zunächst aufgebrachten Stellvektor gleichgerich
teten Kraftvektor, wodurch das zunächst vorhandene Reakti
ons-Biegemoment im Materialgelenk wieder weitgehendst kom
pensiert wird und die Vorspannung und somit die Stabilität
der Stelleinrichtung weitgehendst durch Zugspannungen (oder
bei Umkehr der Richtungen der beiden Kraftvektoren durch
Druckspannungen) im Materialgelenk entsteht. Ein Zurückfah
ren bis in die (vorgespannte) Ausgangsstellung ist hierbei
möglich, da eine reine Zugspannung bzw. im Umkehrfalle eine
reine Druckspannung im Gelenk vorherrscht.
Hierdurch ergibt sich überraschend erstmalig die Mög
lichkeit, daß die Vorspannung der Stelleinrichtung unabhän
gig vom jeweiligen Stellweg eingestellt wird. Ein uner
wünschtes Lösen der jeweiligen Einstellung wird durch die
steuerbare Vorspannung bzw. Steifigkeit der Stelleinrich
tung unabhängig vom jeweiligen Stellweg verhindert. Es muß
bei der Justierung lediglich beachtet werden, daß der
gewünschte Einstellwert zunächst überfahren wird, um
anschließend durch einen gleichgerichteten Kraftvektor die
gewünschte Justierung und Vorspannung einzustellen.
Die Trennung des Schneidenträgers in den Schneidenträ
ger selbst und in wenigstens ein Schneidenträgersegment,
welches die Schneide trägt, ermöglicht ferner die Trennung
wesentlicher Funktionen des Schneidenträgers, nämlich in
eine erste Funktion, der Bereitstellung eines festen Sitzes
für die Schneide, und eine zweite Funktion, der Justierung
der Schneide in radialer Richtung. Damit ist es erstmals
möglich, die Schneide am Schneidenträger fest zu fixieren,
ohne sich dabei in der Justiermöglichkeit beschränken zu
müssen. Mit Hilfe des zumindest einen Schlitzes, der den
Schneidenträger vom zumindest einen Schneidenträgersegment
trennend abgrenzt, wobei das Schneidenträgersegment immer
noch einstückig mit dem Schneidenträger verbunden bleibt,
schafft einen neuen Freiheitsgrad, der zur Justierung der
fest am Schneidenträgersegment fixierten Schneide dienen
kann. Erfindungsgemäß wird somit nicht der Schneideinsatz,
sondern ein Bestandteil des Schneidenträgers über die
Variation der Schlitzbreite verstellt.
Eine Einstellvorrichtung stabilisiert die einmal
justierte Schneidkante indirekt durch die Stabilisierung
des Schneidenträgersegments gegenüber dem Schneidenträger.
Da der Schneidenträger und das Schneidenträgersegment ein
stückig miteinander verbunden bleiben, kann vorteilhaft
eine große Teilevielfalt von vornherein vermieden werden.
Zudem entfällt grundsätzlich die Montage von Befestigungs
schrauben für das Schneidenträgersegment, wobei sich der
zusätzliche Vorteil ergibt, daß zwischen Schneide und
Schneidenträger ein Minimum an Bauteilen geschaltet ist,
was der Stabilität des Werkzeugs zugute kommt.
Weiterhin können statt der mit einer Schraube am
Schneidenträgersegment fixierten Schneideinsätze auch
Schneidplatten verwendet werden, die am Schneidenträgerseg
ment in ihrem Sitz aufgelötet werden, wodurch die Teilean
zahl nochmals verringerbar ist. Je nach Anwendungsfall kön
nen ein oder mehrere beispielsweise sternförmig angeordnete
Schlitze ein oder mehrere sternförmig angeordnete Schnei
denträgersegmente erzeugen, deren zusätzlich gewonnene Ela
stizitäten bzw. Freiheitsgrade voneinander entkoppelbar
sind.
Bei der erfindungsgemäßen Ausführungsform sind zwei
Schlitze vorgesehen, so daß das Schneidenträgersegment über
einen zwischen den beiden Schlitzen verbleibenden Materi
alsteg einstückig mit dem Schneidenträger verbunden ist,
ergibt sich vorteilhaft die Einstellung des die Schneide
tragenden Schneidenträgersegments nach Art einer Schaukel
bzw. Wippe. Diese Wippe kann auf beiden Seiten oder nur auf
einer Seite des Materialstegs abgestützt und damit zur Ruhe
gebracht werden. Somit ergeben sich zwei Grundsysteme,
wobei das eine mit einem in seinem mittleren Bereich gela
gerten Biegebalken, an dessen beiden Endabschnitten Zug-
bzw. Schubkräfte angreifen und das andere mit einem in sei
nem mittleren Bereich gelagerten Biegebalken, an dessen
einem Endabschnitt Zug- und Schubkräften angreifen, ver
gleichbar ist. Auch diese beiden Grundsysteme sind jeweils
wiederum statisch bestimmt und bleiben in Ruhe, so daß im
übertragenen Sinn die mittels der beiden Kraftvektoren
justierte Schneide andauernd stabilisiert ist. Im Falle von
an beiden Endabschnitten angreifenden Kraftvektoren sind
diese relativ zueinander gleichgerichtet und relativ zur im
Materialgelenk herrschend Zug- oder Druckkraft entgegenge
richtet. Die Wirkungsrichtung der Kraftvektoren ist dabei
umkehrbar. Vorteilhaft können hier bei bekannten Material
konstanten sämtliche im Werkzeug auftretenden Kräfte berech
net werden, wie beisielsweise Schub-, Zug-, Scher- und
Querkräfte, um das Werkzeug Zwecks Optimierung einer nume
rischen Simulation zugänglich zu machen.
Die beiden Schlitze liegen wenigstens teilweise in
einer gemeinsamen Ebene, wobei jedem Schlitz eine Einstell
vorrichtung zugeordnet ist. Durch die vorteilhafte Anord
nung der Wirkungslinien der entgegengesetzt wirkenden
Kraftvektoren beiderseits des Materialstegs ergibt sich,
bildlich gesprochen, eine Art Schaukel bzw. Wippe. Diese
Wippe kann durch das Abstützen auf beiden Seiten des Mate
rialsteges zur Ruhe gebracht werden, d. h. das Schneidenträ
gersegment mit dem Schneideinsatz kann damit sehr präzise
justiert und stabilisiert werden.
Der Materialsteg weist eine Querschnittsfläche auf,
deren größere Erstreckung in Umfangsrichtung orientiert
ist. Damit ist vorteilhaft sichergestellt, daß der Wider
stand gegen Biegung des Materialstegs um eine in radialer
Richtung orientierte Achse erheblich kleiner ist als um
eine in Werkzeuglängsachse orientierte Achse. Der Quer
schnitt ist dabei so orientiert, daß die Hauptschnittkräfte
an der Schneide im wesentlichen parallel zur größeren
Erstreckung des Querschnitts, d. h. in Umfangsrichtung ver
laufen.
Die Einstellvorrichtung ist von einem Paar parallel
angeordneter und axial gestaffelter Stellglieder gebildet,
deren Achsen vorzugsweise senkrecht zum Schlitz verlaufen.
Somit kann jeweils einem der zueinander entgegengesetzt wir
kenden Kraftvektoren ein Stellglied zugeordnet werden. Mit
Hilfe der Stellglieder ist eine sehr feine und genaue
Justierung der am Schneidenträgersegment fixierten Schneide
in radialer Richtung möglich. Der Zugang zu den Stellglie
dern ist bezogen auf die Schneidkante von zwei Seiten mög
lich, wobei die Funktionsweise beidseitig die selbe bleiben
kann. Bei entsprechender Ausbildung kann der Zugang zu den
Stellgliedern für deren Betätigung beispielsweise von vorne
mit Sicht auf den Schneideinsatz vorgesehen werden, so daß
eine ständige optische bzw. meßtechnische Kontrolle des
Justiervorgangs ermöglicht wird, so daß eine äußerst präzi
se Justierung des Schneideinsatzes im µ-Bereich durchführ
bar ist.
Weist die Einstellvorrichtung gemäß Anspruch 2 zumin
dest ein Justierelement und ein Fixierelement auf, so ist
für den Anwender eindeutig erkennbar, mit welchen Mitteln
er die Schneide in radialer Richtung zu justieren und mit
welchen Mitteln er die justierte Schneide in ihrer Lage zu
stabilisieren hat. Dabei kann das Justierelement dem einen
Kraftvektor und das Fixierelement dem anderen Kraftvektor
zugeordnet sein.
Werden die Stellglieder gemäß Anspruch 3 von Schrauben-
/Mutter-Spanneinrichtungen gebildet, so ergibt sich eine
besonders platzsparende Ausführungsform, die bei entspre
chender Wahl der Gewindegänge eine äußerst feine Unterset
zung ermöglichen kann, damit µ-genaue Einstellungen des
Schneideinsatzes relativ einfach realisierbar sind. Je nach
Wahl des Gewindesinnes, erfolgt beispielsweise bei Rechts
drehung, unabhängig davon ob der Zugang zu den Stellglie
dern von vorne oder von hinten vorgesehen ist, eine Zustel
lung des Schneidenträgersegments und damit des Schneidein
satzes ins Plus bzw. der Durchmesser wird vergrößert. Bei
Linksdrehung ist es entsprechend umgekehrt, der Durchmesser
wird kleiner. Da immer beide Stellglieder unter Spannung
gehalten werden ist sichergestellt, daß die einmal einge
stellte Position des Schneideinsatzes beibehalten und im
Einsatz bei der Bearbeitung von Werkstücken nicht verstellt
wird. Die Spanneinrichtungen können dabei querschnittsmäßig
so groß ausgebildet werden, daß die Schwächung des Schnei
denträgers durch den Schlitz weitestgehend kompensiert ist.
Die Schrauben-/Mutter-Spanneinrichtungen sind nach
Anspruch 4 nach dem Differentialgewindeprinzip aufgebaut.
Dies bietet den Vorteil, daß mit einer relativ kleinen
Antriebskraft, die beispielsweise von Hand aufgebracht wer
den kann, ein relativ große Abtriebskraft erzielt werden
kann.
Gemäß Anspruch 5 ist die Schrauben-/Mutter-Spannein
richtungen zweiteilig aus einem Gewindestift und einer
Gewindehülse gebildet. Damit ist vorteilhaft eine einfache
und kostengünstige Verwendung von handelsüblichen Gewinde
stiften und Gewindehülsen möglich. Bei dieser Variante kann
in Abhängigkeit von der Werkzeuggeometrie und der Breite
des Schlitzes ein Verstellbereich des Durchmessers von
wenigstens ±0,2 mm, d. h. pro Schneideinsatz eine radiale
Verschiebung um wenigstens ±0,1 mm und mehr problemlos
erzielt werden.
Gemäß Anspruch 6 ist die Schrauben-/Mutter-Spannein
richtungen zweiteilig aus einem gestuften Gewindestift und
einer Gewindehülse gebildet. Der Vorzug dieser Variante II
gegenüber der in Anspruch 8 beanspruchten Variante I
besteht hauptsächlich darin, daß die Herstellung und die
Montage der Einstellvorrichtung zur Verstellung der Schnei
den noch weiter vereinfacht werden kann. Für die Herstel
lung ist ein durchgehendes Gewinde G1′ im Schneidenträger
und im durch den Schlitz vom Schneidenträger getrennten
Schneidenträgersegment ausreichend. In eine solche Durch
gangsgewindebohrung wird die vormontierte Schrauben-
/Mutter-Spanneinrichtungs-Einheit aus dem gestuften Gewin
destift mit einem größeren Gewinde G1 und einem kleineren
Gewinde G2 sowie einer Gewindehülse, die ein Innengewinde
des Typs G2 und Außengewinde G1 hat, eingebracht. Montiert
wird diese Vormontageeinheit in einem Zustand, in dem die
Gewindehülse mit einem gewissen axialen Restspiel auf das
kleinere Gewinde G2 der Stufenschraube aufgeschraubt ist.
In diesem vormontierten Zustand kann diese Vormontageein
heit in die Durchgangsgewindebohrung des Werkzeugs einge
schraubt werden, zunächst so lange, bis eine der Komponen
ten auf das später erreichte Innengewinde aufläuft. Nun
wird durch Relativverdrehung zwischen Gewindehülse und
gestuftem Gewindestift Gleichgang des später einlaufenden
Außengewindeabschnitts mit dem Innengewinde hergestellt,
woraufhin beide Elemente (Gewindehülse, gestufter Gewinde
stift) vorzugsweise durch Ansetzen geeigneter Werkzeuge
(Innensechskantschlüssel) synchron in der Gewindebohrung
weitergedreht werden, bis die geeignete Endposition
(kraftfrei) der Vormontageeinheit in der Gewindebohrung
erzielt ist.
Die Besonderheit besteht nun darin, daß unabhängig
davon, welches Bauteil der Vormontageeinheit angetrieben
wird, automatisch das andere Bauteil durch das größere
Reibmoment (größerer Gewindedurchmesser) in Ruhe gehalten
wird, so daß das angetriebene Bauteil relativ zum festste
henden Bauteil gedreht wird. Bedingt durch den Steigungsun
terschied zwischen dem Gewindeabschnitten G1 und G2
(entsprechendes gilt hier auch für die Gewindeabschnitte G1
und G2 gemäß Anspruch 5) ergibt sich bei der Drehantriebs
bewegung des einen Bauteils eine Relativverschiebung der
durch den Schlitz getrennten Abschnitte des Schneidenträ
gerteils. Bei Vorsehen eines Rechtsgewindes an den
Abschnitten G1 und G2 ergibt sich bei Drehen der Komponen
ten im Uhrzeigersinn ein Abstoßen der durch den Schlitz
getrennten Abschnitte des Schneidenträgerteils, bei einer
Drehantriebsbewegung im Gegenuhrzeigersinn, ein aufeinander
Zubewegen, d. h. ein Anziehen. Damit läßt sich der Durch
messer, auf den die Schneiden befindlich sind, nicht nur
ins Positiv drücken, sondern auch in die entgegengesetzte
Richtung nach innen ziehen. Praktisch ausgeführt ist
bereits ein Werkzeug, mit dem Durchmesserverstellungen im
Bereich von 0,3 mm erzielbar sind.
Ein zusätzlicher Vorteil dieser Variante II liegt noch
darin, daß die Einstellung der Schneide von beiden Seiten
der Schrauben-/Mutter-Spanneinrichtung möglich ist. Man
kann deshalb nunmehr die Schneide, die es zu verstellen
gilt, von der Seite beobachten, von der das Verstellwerk
zeug angesetzt wird.
Die Unteransprüche 7 bis 11 haben weitere vorteilhafte
Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes zum Inhalt.
Über die Differenz der Gewindesteigungen läßt sich die
Kraftübersetzung in vorteilhafter Weise auf den verbleiben
den Materialsteg abstimmen. Die Lage des Materialstegs wird
vorzugsweise so gelegt, daß die Haupt-Schnittkräfte an
einem günstigen Punkt von der Schneide über das Schneiden
trägersegment in den Schneidenträger eingeleitet werden
können.
Ein Hauptanwendungsgebiet der Neuerung ist das Gebiet
der Werkzeuge, die sog. DIN- oder ISO-Wendeplatten verwen
den, die regelmäßig mit einem gewissen Toleranzbereich
gefertigt sind, so daß sich oftmals nicht ohne irgendwelche
Zusatzmaßnahmen die gewünschten Genauigkeiten einstellen
lassen. Ein weiterer Vorteil der Neuerung ist noch darin zu
sehen, daß sich diese Technik auch für Werkzeuge anbietet,
die fest eingelötete Schneiden haben und nachträglich auf
das Funktionsprinzip umgerüstet werden.
Eine mögliche beispielhafte Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Werkzeugs ist nachfolgend anhand der Zeichnung
näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine dreidimensionale schematisch verein
fachte Ansicht des erfindungsgemäßen Werkzeugs;
Fig. 2 eine Seitenansicht einer ersten Ausführungs
form des erfindungsgemäßen Werkzeugs mit einem Ausbruch;
Fig. 3 eine Frontansicht der ersten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Werkzeugs mit einem Ausbruch;
Fig. 4 eine Frontansicht einer zweiten Ausführungs
form des erfindungsgemäßen Werkzeugs mit einem Ausbruch;
Fig. 5 eine Seitenansicht der zweiten Ausführungs
form des erfindungsgemäßen Werkzeugs; und
Fig. 6 einen schematischen Ablaufplan beim teilwei
sen Zusammenbau des erfindungsgemäßen Werkzeugs.
In den Figuren sind für Bauelemente unterschiedlicher
Ausführungsformen, die einander jedoch funktional entspre
chen, identische Bezugszeichen verwendet.
In Fig. 1 ist in vereinfachter Darstellung eine Ausfüh
rungsform des erfindungsgemäßen Werkzeugs 1 gezeigt. Am
Schneidenträger 2 sind zwei Schneideinsätze 4 angeordnet.
Eine Einstellvorrichtung 6 dient zur radialen Feinjustie
rung der Schneidkante 8 der Schneideinsätze 4. Der Schnei
denträger 2 weist zwei Schlitze 10 bzw. 10′ auf, die vom
Schneidenträger 2 zwei Schneidenträgersegmente 12 abgren
zen. Die Schneidenträgersegmente 12 tragen jeweils einen
Schneideinsatz 4 und sind in radialer Richtung einstellbar
sowie einstückig mit dem Schneidenträger 2 über ein Materi
al-Gelenk 14 verbunden. Die Schneideinsätze 4 sind mittels
Schrauben 16 am jeweiligen Schneidenträgersegment 12
fixiert. Die Schlitze 10 bzw. 10′ verlaufen teilweise gerad
linig in einer zur Längsachse LA des Werkzeugs 1 im wesent
lichen parallelen Ebene. In der Spannut 18 sind Gewindeboh
rungen 20 angeordnet, die zur Aufnahme der Schrauben-
/Mutter-Spanneinrichtungen 22 vorgesehen sind.
In Fig. 2 ist die Seitenansicht der ersten Ausführungs
form gezeigt. In der Spannut 18 sind im Schneidenträger 2
Gewindebohrungen 20 angeordnet, in welche eine Gewindehülse
24 eingeschraubt ist. Ein Gewindestift 26 ist in eine im
Schneidenträgersegment 12 angeordnete Gewindebohrung 28
eingeschraubt. Die Gewindebohrung 20 mit der Gewindehülse
24 und die Gewindebohrung 28 mit dem Gewindestift 26 wirken
zusammen und bilden die Schrauben-/Mutter-Spanneinrichtung
22, wobei der Gewindestift 26 den Schlitz 10 überbrückt.
Der erste Schlitz 10 erstreckt sich von der Stirnfläche SF
des Werkzeugs 1 im Schneidenträger 2 über eine Länge L1 in
Richtung der Längsachse LA bis zum Material-Gelenk 14. Der
zweite Schlitz 10′ erstreckt sich von diesem Material-
Gelenk 14 über eine Länge L2 in Richtung der Längsachse LA
bis zu einem Bereich, in dem dieser zweite Schlitz 10′
abknickt und im wesentlichen quer in einer Ebene näherungs
weise parallel zur Stirnfläche SF radial nach außen aus
läuft.
In Fig. 3 ist die Frontansicht der ersten Ausführungs
form dargestellt. Die parallel angeordneten, senkrecht zur
Betrachtungsebene in Werkzeuglängsachsenrichtung verlaufen
den Schlitze 10 bzw. 10′ trennen die Schneidenträgersegmen
te 12 teilweise vom Schneidenträger 2. Zwei radial gegen
überliegende Schneideinsätze 4 sind in die radial gegen
überliegenden Schneidenträgersegmenten 12 eingefügt und
mittels der Schraube 16 fixiert. Der Gewindestift 26 über
brückt den Schlitz 10 bzw. 10′ und steht mit der Gewinde
hülse 24 in Eingriff, um den Schneideinsatz 4 radial zu
justieren. Die Gewindebohrung 20 ist näherungsweise fluch
tend bzw. konzentrisch zur Gewindebohrung 28 angeordnet,
wobei die Gewindebohrungen in einer zur Stirnfläche SF des
Werkzeugs 1 parallel gelegenen Ebene ungefähr senkrecht zum
Schlitz 10 bzw. 10′ ausgerichtet sind.
In Fig. 4 ist die Frontansicht einer zweiten Ausfüh
rungsform gezeigt. Die parallel angeordneten, senkrecht zur
Betrachtungsebene in Werkzeuglängsachsenrichtung verlaufen
den Schlitze 10 bzw. 10′ trennen die Schneidenträgersegmen
te 12 teilweise vom Schneidenträger 2. Zwei radial gegen
überliegende Schneideinsätze 4 sind in die radial gegen
überliegenden Schneidenträgersegmenten 12 eingefügt und
mittels der Schraube 16 fixiert. Der gestufte Gewindestift
36 überbrückt den Schlitz 10 bzw. 10′ und steht mit der Ge
windehülse 34 in Eingriff, um den Schneideinsatz 4 radial
zu justieren. Die Gewindebohrung 30 ist näherungsweise
fluchtend bzw. konzentrisch zur Gewindebohrung 38 angeord
net, wobei die Gewindebohrungen in einer zur Stirnfläche SF
des Werkzeugs 1 parallel gelegenen Ebene ungefähr senkrecht
zum Schlitz 10 bzw. 10′ ausgerichtet und als Durchgangsboh
rung mit dem selben Gewinde ausgebildet sind.
In Fig. 5 ist die Seitenansicht der zweiten Ausfüh
rungsform vereinfacht dargestellt. In der Spannut 18 sind
im Schneidenträger 2 Gewindebohrungen 30 angeordnet, in
welche die nicht näher dargestellte Gewindehülse 34 einge
schraubt wird. Der nicht gezeigte gestufte Gewindestift 36
ist in eine im Schneidenträgersegment 12 angeordnete Gewin
debohrung 38 eingeschraubt. Die Gewindebohrung 30 mit der
Gewindehülse 34 und die Gewindebohrung 38 mit dem gestuften
Gewindestift 36 wirken zusammen und bilden die Schrauben-
/Mutter-Spanneinrichtung 32, wobei der gestufte Gewinde
stift 36 den Schlitz 10 überbrückt. Die Gewindebohrung 30
und die Gewindebohrung 38 weisen das gleiche Gewinde auf
und sind miteinander fluchtend als Durchgangsgewindebohrung
ausgebildet.
In Fig. 6 ist ein Ablaufplan für den teilweisen Zusam
menbau der zweiten Ausführungsform des Werkzeugs 1 gezeigt.
Im ersten Schritt wird der gestufte Gewindestift 36 in die
Gewindehülse 34 geschraubt, vorzugsweise mit einem gewissen
Restspiel des Gewindeeingriffs. Das so entstandene Paar aus
Gewindehülse und gestuftem Gewindestift wird in und durch
die Gewindebohrung 38 im Schneidenträgersegment geschraubt,
bis die Gewindehülse 34 den Schlitz 10 bzw. 10′ erreicht
hat. Nun wird zunächst durch Angriff von der gegenüberlie
genden Seite durch die Gewindebohrung 30 hindurch die
Gewindehülse 34 alleine weitergedreht, bis diese in Ein
griff mit der Gewindebohrung 30 gebracht ist. Nun kann das
Paar aus gestuftem Gewindestift 36 und Gewindehülse 34
zusammen durch Angriff von beiden Seiten axial weiter in
der aus den Gewindebohrungen 30 und 38 gebildeten Durch
gangsgewindebohrung bewegt werden, bis in einer Endlage der
gestufte Gewindestift 36 den Schlitz 10 bzw. 10′ überbrückt
und die Gewindehülse 34 im Schneidenträger 2 in der Gewin
debohrung 30 in ihrer Endlage plaziert ist.
Durch die vorstehend beschriebene Montage befindet sich
die Montageeinheit aus Gewindehülse und gestuftem Gewinde
stift im eingesetzten Zustand an beliebig gewünschter Stel
le im kraftlosen Zustand. Dabei kann dieser kraftlose
Zustand unabhängig davon erzielt werden, über welche Über
lappungsstrecke SÜ der abgestufte Gewindeabschnitt in Funk
tionseingriff mit dem Innengewinde der Gewindehülse steht.
Wie am besten anhand der Detailansicht gemäß Fig. 6
gezeigt werden kann, ergibt sich mit der so montierten
Stell- und Fixiereinheit der Vorteil, daß die Betätigung
der Einstellvorrichtung in jedem Fall problemlos funktio
niert, auch wenn das betreffende Werkzeug zum Antrieb der
Einstellvorrichtung von der einen oder von der anderen
Seite angesetzt wird. Wenn nämlich beispielsweise - gemäß
der Detailansicht von Fig. 6 - ein Werkzeug wie z. B. ein
Innensechskantschlüssel von unten in den gestuften Gewinde
stift eingesetzt wird, und letzterer dann in Drehbewegung
versetzt wird, bleibt die Gewindehülse im Teil 2 trotzdem
in Ruhe, da das Reibmoment im Bereich des Gewindes kleine
ren Durchmessers kleiner ist als im Bereich des größeren
Gewindedurchmessers an der Gewindehülse. Die Schlitzbreite
10 wird damit zuverlässig in einer bestimmten Sinnrichtung
verändert.
Wenn umgekehrt ein Werkzeug von der anderen Seite, d. h.
gemäß der Detailansicht von Fig. 6 von oben angesetzt
wird, wird die Gewindehülse zunächst in Drehbewegung ver
setzt und läuft auf das kleinere Gewinde des gestuften
Gewindestifts 36 auf. Der Gewindestift 36 dreht sich nicht
mit, da die Reibkräfte zwischen Gewindehülse und kleinerem
Gewinde des gestuften Gewindestifts 36 auf einem kleineren
Radius wirksam werden, als die Gewindestützkraft im Kopf
des gestuften Gewindestifts 36. Der besondere Vorteil
besteht noch darin, daß eine gleiche Drehrichtung des ange
setzten Werkzeugs unabhängig davon, von welche Seite das
Werkzeug angesetzt wird, eine Verstellung der Schneide im
gleichen Verstellsinn bewirkt.
Selbstverständlich sind Abweichungen von den beschrie
benen Ausführungsformen möglich, ohne den Grundgedanken der
Erfindung zu verlassen. Die Erfindung bietet Möglichkeiten,
die Anordnung, die Lage und die Größe aber auch die Anzahl
der Schlitze in weiten Grenzen zu variieren. Je nach Ein
satzgebiet des Werkzeugs wird ein geeignetes Verhältnis
zwischen Schneidenträgerquerschnitt und Schneidenträgerseg
mentquerschnitt gewählt. Die Schlitzbreite wird schließlich
auch vom gewählten Verfahren für die Herstellung des
Schlitzes beeinflußt. Von Vorteil ist hierbei das Draht
erodierverfahren, mit dem es gelingt, durch die Wahl des
Werkzeugs bereits in einem Arbeitsgang einen Schlitz geeig
neter Breite zu erzeugen.
Auch die Lage des Dehngelenks bzw. der der elastischen
Verformung unterworfenen Materialgelenks zwischen Schnei
denträgersegment und Schneidenträger kann variiert werden,
wobei vorzugsweise auf die Orientierung der Hauptschnitt
kraft Rücksicht genommen wird. Fig. 1 zeigt schematisch
Verhältnisse für die Orientierung einer Hauptschnittkraft
in einer Radialebene des Werkzeugs. Man erkennt, daß die
Querschnittsfläche (gestrichelt schraffiert) des Dehnge
lenks im wesentlichen parallel zur Hauptschnittkraft HSK
orientiert ist.