DE4417460B4 - Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Blechformteilen durch Streck- oder Tiefziehen aus Platinen - Google Patents
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Abstract
Verfahren
zur Herstellung von Blechformteilen durch Streck- oder Tiefziehen
aus Platinen, wobei ein Druckmedium über eine Zwischenplatte an
die Wirkstelle einer zwischen einem Ziehring und einem Niederhalter
gehaltenen Blechplatine geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass
die Platine eingelegt und über
die Zwischenplatte, die als Niederhalter mit Dichtfunktion eingesetzt wird,
ein Niederhalterdruck aufgebracht wird, wobei der Druckverlauf des
Druckmediums und der Niederhalterdruck während der Umformung, bei der
sich zunächst
eine freie Umformzone ausbildet und sich das Blech dann im Laufe
des Umformprozesses an die Matrize anlegt, geregelt wird, um eine
Faltenbildung und einen Druckaustritt zu verhindern.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von Blechformteilen durch Streck- oder Tiefziehen aus Platinen, wobei ein Druckmedium über eine Zwischenplatte an die Wirkstelle einer zwischen einem Ziehring und einem Niederhalter gehaltenen Blechplatine geleitet wird.
- Beim Streck- oder Tiefziehen treten radiale Zug- und tangentiale Druckspannungen auf, die noch von Biegekräften im Bereich des Ziehringes überlagert werden. Damit der Flansch unter der Einwirkung der tangentialen Druckspannung nicht ausknickt und Falten bildet, wird der am Niederhalter wirkende Druck möglichst hoch eingestellt. Dabei darf die maximale Ziehkraft nicht größer sein als die Bodenreißkraft, so dass das Grenzziehverhältnis durch den Anfangsdruck des Niederhalters begrenzt ist.
- In manchen Anwendungsfällen ist eine Variation der Niederhaltekräfte während des Umformvorganges erforderlich. Bisher wurden die Niederhalterkräfte und damit eine Veränderung der Blechdicke oder Tiefe ausschließlich über die Federvorspannung aufgebracht. Zur Abdichtung gegenüber den Kontaktflächen der Druckkammer ist üblicherweise eine Dichtung im Außenbereich der Druckkammer angeordnet. Eine Abdichtung zwischen dem Formraum und dem Druckreservoir ist nicht vorgesehen.
- Ein Verfahren der eingangs genannten Art ist aus der
US 2,399,775 bekannt. - Zur Herstellung von Produkten unterschiedlicher Blechdicke und Tiefe kann gemäß
US 2,399,775 der über Federn auf die Druckplatte ausgeübte Anpressdruck mechanisch eingestellt werden. Diese Einstellung muss im Ruhezustand durch Auswechseln der Federn erfolgen, wobei der geeignete Anpressdruck über mehrere Umformversuche vorher zu ermitteln ist. - Aus der DE PS 465103 ist ein Verfahren zum freien Wölben von Gefäßwänden beschrieben, bei dem keine Druckplatten oder Zwischenplatten eingesetzt werden sondern übliche Niederhalter, die ringförmig ausgebildet sind.
- Ein Verfahren zur Herstellung dünnwandiger Hohlkörper durch Blasumformen ist aus
DE 3418691 A1 bekannt. Die Verwendung einer Zwischenplatte in der Doppelfunktion als Niederhalter mit Dichtfunktion und zur Druckkammerbegrenzung ist in dieser Druckschrift jedoch nicht beschrieben. Eine als Niederhalter wirksame Zwischenplatte wird inUS 1,800,133 genannt, wobei hier die Abdichtung zwischen den Gesenkhälften erfolgt und daher nicht als Druckkammerbegrenzung wirksam ist. - In der Dissertation von U. Herold „Verbesserung der Form- und Maßgenauigkeit kreiszylindrischer Werkstücke aus unterschiedlich verfestigten Werkstoffen durch hydromechanisches Tiefziehen" (Universität Dortmund 1984) geht hervor, dass das Hydro-Mec-Tiefziehverfahren bei der Herstellung von Blechformteilen wie Scheinwerfern, Reflektoren und Filtergehäusen bevorzugt angewendet wird wegen der dort bestehenden hohen Anforderungen an die Werkstückqualität, die durch hydromechanische Tiefziehen leicht erreichbar sind.
- Beim Hydro-Mec-Tiefziehen presst der Blechniederhalter die Blechplatine gegen eine im Ziehring eingelassene Kunststoffdichtung und dichtet so das System nach außen ab.
- Gegenüber diesem Stand der Technik bestand die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein Verfahren zur Herstellung von Blechformteilen durch Streck- oder Tiefziehen aus Platinen mit hohem Ziehverhältnis sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zu entwickeln, mit der Blechformteile beliebiger Dicke und Tiefe bei einer größtmöglichen Grenzformänderung βmax hergestellt werden können. Die Vorrichtung soll einen möglichst einfachen Aufbau aufweisen und eine wirtschaftliche Fertigung sowohl in der Kleinserie als auch in der Großserie ermöglichen.
- Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen von Patentanspruch 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung beinhalten die Unteransprüche 2 bis 4.
- Die Motivation zur Entwicklung des vorliegenden Verfahrens war die Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Daher wurde das nachfolgend beschriebene Umformverfahren unter Berücksichtigung der Randbedingungen:
- – Steigerung der Umformleistung z. B. durch eine Erhöhung des erreichbaren Ziehverhältnisses,
- – Eignung sowohl für die Klein- als auch die Großserienfertigung und
- – des möglichst einfachen Aufbaues
- Kennzeichnend für das vorliegende Verfahren ist, dass größere Umformgrade erreicht werden können, wie sie typischerweise in der Blechumformung nur durch Tief-Streckziehoperationen zu erreichen sind. Ein weiteres Merkmal dieses Umformverfahrens ist das bei der Umformung eine nachfolgend beschriebene sog. Zwischenplatte eingesetzt wird. Es können sowohl ebene Blechzuschnitte als auch Halbzeuge, die schon entsprechend bearbeitet worden sind (z. B. durch eine Umformoperation wie beim Tiefziehen) umgeformt werden. Es sind Werkstücke beliebiger Größe herstellbar.
- Das vorgeschlagene Verfahren ist sowohl in konventionellen Pressen als auch auf speziell für dieses Umformverfahren optimierten Umformmaschinen durchführbar.
- Es ist sowohl eine formgebundene Umformung (bei Einsatz einer Matrize) und eine nicht formgebundene freie Umformung möglich. Weiterhin ist es denkbar durch den Einsatz von Hilfsachsen (innerhalb des Werkzeugaufbaues) nach oder während des Hauptumformprozesses zum einen den Umformprozess zu unterstützen oder zum anderen eine Änderung de durch die Hochdruckumformung entstandenen Kontur zu erreichen (Bild 1). So können z. B. Geometrieelemente erzeugt werden die durch den Einsatz einer reinen Hochdruckumformung nicht herstellbar sind. Die Hilfsachsen können so gestaltet werden, dass eine Änderung der Matrizenkontur als auch die Aufnahme geeigneter Hilfsmatrizen
8 möglich wird. - Diese Erfindung stellt eine Weiterentwicklung des Patentes 465103 dar. Sie gewährleistet dass durch die vorgeschlagene Dichtungsanordnung ein sehr hoher Druck ohne Austritt von Wirkmedium realisierbar ist. Mit einer Regelung bzw. Steuerung des Umformdruckes, des Druckmedium-Volumenstromes und der Niederhalterkraft ist eine gezielte Einstellung der Umformgeschichte realisierbar. Weiterhin besteht durch die Verwendung der Zwischenplatte
1 die Möglichkeit bei der Umformung von zwei Werkstücken innerhalb eines Arbeitsspieles die Möglichkeit zu einer sog. asymmetrischen Anordnung. Bei der asymmetrischen Anordnung wird durch eine geeignete Gestaltung der verfahrensrelevanten Werkzeugkomponenten sichergestellt, dass - – nicht notwendigerweise zwei gleiche Werkstücke in einem Arbeitsspiel hergestellt werden müssen. So kann z. B. die Geometrie der Werkstücke oder auch der Werkstoff variieren.
- – das Druckniveau auf beiden Seiten der Zwischenplatte unabhängig von einander eingestellt werden kann.
- – Die Menge des für die Umformoperation erforderlichen Druckmediums auf beiden Seiten der Zwischenplatte unabhängig von einander eingestellt werden können.
- Die in dem Patent
DE 465103 der Fa. Luftschiffbau Zeppelin vorgeschlagenen Dichtungsanordnungen sind nur für den Einsatz bei relativ kleinen Umformungen geeignet. Ein Einsatz beim Tief-Streckziehen scheidet aus, da dort i.a. größere Umformgrade erreicht werden sollen. - Werden mit diesen Umformverfahren große Umformgrade erreicht, haben zumeist vorher große Relativbewegung zwischen dem bzw. den Werkstücken und der Dichtung bzw. dem oder den Niederhalterringen stattgefunden. Diese Relativbewegung führt erfahrungsgemäß zu einer Verlagerung der Dichtung. Damit kommt es aber i.a. zu Undichtigkeiten und damit zu einem Druckabfall. Somit ist dann aber auch keine weitere Umformung mehr möglich.
- Werkzeuganordnung
- Eine für die Durchführung des Verfahrens typische Vorrichtung bzw. Werkzeuganordnung soll im folgenden Beschrieben werden.
- Eine für dieses Umformverfahren geeignete Werkzeuganordnung besteht im wesentlichen aus der Zwischenplatte, dem bzw. den Ziehringen und der oder den ggf. erforderlichen Matrizen (Bild 1).
- Wesentliches Bauteil bzw. Komponente ist die sog. Zwischenplatte (Pos. 1, Bild 1). Die Zwischenplatte übernimmt neben Dicht- und Niederhalterfunktionen auch die Funktion der Druckmediumzuführung zur Wirkstelle.
- Die sog. Zwischenplatte muss nicht zwingenderweise als starre Platte ausgeführt werden, noch muss sie eben sein. Selbst folienähnliche Ausführungen sind denkbar solange sie die zuvor genannten Funktionen übernehmen können.
- Zur Gewährleistung der Dichtfunktion kommen insbesondere Dichtungen
7a –d bzw. Dichtprinzipien zum Einsatz die sich im Bereich des hydromechanischen Tiefziehens bewährt haben. - Die Zuführung des Druckmediums kann durch geeignet angeordnete Elemente wie z. B. Bohrungen oder Kanäle erfolgen. Wenn diese Elemente zur Druckmedien-Zuführung auf einer Seite der Zwischenplatte verschlossen (bzw. keine Zuführungselemente eingebracht werden) werden, kann auch nur ein Werkstück pro Arbeitsspiel angefertigt werden. Eine Möglichkeit des Zuleitungsverschlusses ist bei Bedarf durch eine geeignete bauliche Ausführung zu berücksichtigen.
- Für die Durchführung der Umformung sind weiterhin zwei bzw. ein ringförmiges bzw. in anderer Art geeignet gestaltetes Bauteil erforderlich welches die Funktion eines sog. Ziehringes (Pos. 2, Bild 1) übernimmt.
- Bei Bedarf kann innerhalb des Ziehringes eine sog. Matrize (Pos. 3, Bild 1) angeordnet werden. Somit ist neben der eigentlichen freien Umformung auch die formgebundene Umformung möglich, d. h. die Kontur des Werkstückes wird durch die Negativkontur der Matrize vorgegeben. Die Negativkontur der Matrize kann dabei sowohl auf konventionelle, im Werkzeugbau üblicherweise durch eine spanende Bearbeitung hergestellt werden oder aber durch ein Zusammensetzen geeigneter Segmente zu der gewünschten Negativkontur. Vorteilhaft lässt sich hier auch die am Lehrstuhl für Umformende Fertigungsverfahren der Universität Dortmund entwickelte flexible Matrize einsetzen (Bild 2).
- Die Herstellung eines bzw. zweier Werkstücke mittels des zu patentierenden Hochdruckumformverfahrens läuft ab wie im folgenden vorgeschlagen.
- Wie o.a. kann dieses Verfahren auf einer konventionellen Umformmaschine (Pressen) zum Herstellen von Tief- oder auch Streckziehteilen eingesetzt wird als auch speziell für dieses Umformverfahren optimierten Umformmaschinen eingesetzt werden. Im folgenden soll der Verfahrensablauf für eine Umformung auf einer konventionellen Presse beschrieben werden.
- Ausgegangen wird hier von einer geöffneten Werkzeuganordnung wie sie beispielhaft in Bild 1 dargestellt ist. Soll nur ein Werkstück pro Arbeitsspiel hergestellt werden, muss durch ein geeignetes Verschließen der Druckmedium-Zuführung
6a , b auf der der Platine abgewandten Seite, bzw. dem Einsatz einer entsprechend gestalteten Zwischenplatte, ein Druckmedienaustritt auf dieser Seite der Zwischenplatte verhindert werden. - Nach dem Einlegen der Platine
4 bzw. den Platinen4a , b führt die Umformmaschine eine Schließbewegung aus. Infolge dieser Schließbewegung werden die Platinen4a , b sinnvollerweise mit dem zu Prozeßbeginn erforderlichen Niederhalterdruck beaufschlagt. Nach diesem Prozessschritt beginnt die eigentliche Umformoperation durch die Zuführung des Druckmediums zur Wirkstelle. Die Umformung ist dadurch gekennzeichnet, dass sich zunächst eine sog. freie Umformzone ausbildet. Wird eine Matrize3 ,5 eingesetzt, so legt sich das Blech im Laufe des Umformprozesses an diese an. - Die Hauptumformoperation ist dadurch gekennzeichnet, dass durch eine geeignete Einstellung bzw. Wahl des Druckniveaus, des Volumenstromes und der erforderlichen Niederhalterkraft, über die Prozessdauer sichergestellt wird, dass die Umformgeschichte des umzuformenden Werkstückes gezielt eingestellt werden kann. Durch die o.a. Maßnahmen wird erreicht, dass das Material bei Bedarf definiert in den Zargenbereich nachfließen kann. Dies bedeutet aber dann, dass die Umformbarkeit bzw. Umformfähigkeit des Bleches in optimaler Form genutzt werden kann. So können mit dem zu patentierenden Verfahren während des Umformvorganges unterschiedliche ebene Spannungszustände derartig überlagert werden, dass eine für diese Werkzeug-, Werkstoff-Kombination größtmögliche Grenzformänderung erreicht wird.
Claims (4)
- Verfahren zur Herstellung von Blechformteilen durch Streck- oder Tiefziehen aus Platinen, wobei ein Druckmedium über eine Zwischenplatte an die Wirkstelle einer zwischen einem Ziehring und einem Niederhalter gehaltenen Blechplatine geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Platine eingelegt und über die Zwischenplatte, die als Niederhalter mit Dichtfunktion eingesetzt wird, ein Niederhalterdruck aufgebracht wird, wobei der Druckverlauf des Druckmediums und der Niederhalterdruck während der Umformung, bei der sich zunächst eine freie Umformzone ausbildet und sich das Blech dann im Laufe des Umformprozesses an die Matrize anlegt, geregelt wird, um eine Faltenbildung und einen Druckaustritt zu verhindern.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung von zwei oder mehreren Werkstücken mit unterschiedlicher Kontur in einem Arbeitsspiel sowohl das Druckniveau als auch die zugeführte Menge des Druckmediums auf beiden Seiten der Zwischenplatte variiert werden.
- Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, bestehend aus einer Matrize, einem Ziehring (
2 ) und einer Zwischenplatte (1 ), über die ein Druckmedium an die Wirkstelle der Umformung geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenplatte (1 ) als Niederhalter ausgebildet ist, wobei in der Zwischenplatte ein Dichtungsmittel (7a –d) angeordnet ist, das gegen die Platine (4 ) anpressbar ist. - Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Matrize aus Segmenten zusammengesetzt ist, wobei die Matrizenkontur veränderbar ist.
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