DE4406825A1 - Bindemittel auf der Basis von Tannin - Google Patents
Bindemittel auf der Basis von TanninInfo
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Description
Die Erfindung betrifft neue Bindemittel, die bei
höheren Temperaturen aushärtbar und mit
cellulosehaltigen Materialien, wie z. B. Holz
verträglich sind und sich zur Herstellung von
Holzwerkstoffen wie Spanplatten eignen.
Im Zuge der Suche nach natürlichen und insbesondere
nachwachsenden Rohstoffen für die Herstellung von
Bindemitteln für Holzwerkstoffe ist auch die Verwendung
von Tanninen bekannt (J. Macromol. SCI.-Chem. A 16 (7),
1243-1250 (1981).
Trotz guter Verfügbarkeit hat sich ihre Verwendung
bisher nicht durchgesetzt, da die Zugfestigkeit,
insbesondere nach Feuchtigkeitseinwirkung, von
tanningebundenen Holzwerkstoffen nicht
zufriedenstellend ist.
Nun wurde zwar von der Anmelderin in der Vergangenheit
ein Tannin enthaltendes hitzehärtbares Bindemittel
entwickelt (43 28 220.2), das durch Zusatz eines in der
Wärme Formaldehyd abspaltenden Mittel aushärtet und zu
Holzwerkstoffen mit guten Festigkeiten und niedrigen
Quellwerten bei Wasserlagerung führt, jedoch werden
diese guten Werte einzig und allein mit dem Tannin der
Pekan-Nuß erzielt. Außerdem ist, falls die Dosierung
des Formaldehyd abspaltenden Mittels unkorrekt
durchgeführt wird, eine Formaldehydabspaltung, bzw.
-freisetzung nach dem Verpressen nicht ganz
auszuschließen.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, Mittel zur
Verfügung zu stellen, durch die die Rohstoffbasis für
Bindemittel verbreitert wird, die zu Holzwerkstoffen
mit verbesserten mechanischen Eigenschaften führen und
gleichzeitig eine verminderte, bzw. keine
Formaldehydabspaltung aufweisen.
Die Lösung der Aufgabe besteht in einem Bindemittel aus
einem Tannin vom Polyflavonoid Typ und einer schwach
sauer reagierenden Verbindung als Härtungs-Katalysator,
gemäß den Ansprüchen 1 bis 8, der Verwendung des
Bindemittels zur Herstellung von Holzwerkstoffen oder
Werkstoffen auf Basis cellulosehaltiger Produkte gemäß
Anspruch 9 und in einem Verfahren zur Herstellung
dieser Werkstoffe gemäß Anspruch 10. Schwach sauer
reagierende Verbindungen sind anorganische Säuren oder
in wäßrigem Milieu sauer reagierenden Substanzen mit
einem pka-Wert größer als 7,5.
Beispiele für derartige schwach sauer reagierende
Verbindungen sind Borsäure, Aluminiumtrichlorid,
Zinkdichlorid, Zinntetrachlorid oder Siliciumdioxid.
So gelieren z. B. Extrakte von Tannin der Pekan-Nuß
(pH 9,55) nach Zugabe von jeweils 6 Gew.-% bei
Raumtemperatur
AlCl₃ (pka = 8,6) innerhalb 780 s
H₃BO₃ (pka = 9,2) innerhalb 360 s
SiO₂ (pka = 10) innerhalb 49 s.
AlCl₃ (pka = 8,6) innerhalb 780 s
H₃BO₃ (pka = 9,2) innerhalb 360 s
SiO₂ (pka = 10) innerhalb 49 s.
Der bevorzugte Härtungskatalysator in den
erfindungsgemäßen Bindemitteln ist Siliciumdioxid, das
in hochdisperser oder kristalliner Form in einer Menge
von bis zu 10 Gew.-%, bevorzugt in einer Menge von 1
bis 6 Gew.-% enthalten sein kann.
Beispiele für Tannine vom Polyflavonoid-Typ sind
Tannine der Pekan-Nuß, der Pinus radiata (Kiefer), der
Acacia mearnsii (Mimose) oder Schinopsis balansae
(Quebracho) allein oder im Gemisch miteinander.
Diese Bindemittel können zur Herstellung von
Holzwerkstoffen oder Werkstoffen auf Basis
cellulosehaltiger Produkte verwendet werden, indem sie
mit cellulosehaltigem Produkt vermischt oder auf
cellulosehaltige Produkte, insbesondere Holzspäne
aufgesprüht, das Gemisch oder die benetzten
cellulosehaltigen Produkte in eine Form gebracht und
dort bei einer Temperatur im Bereich von 150 bis 210°C
bei einem Druck im Bereich von 0,1 bis 4 MPa/mm²
behandelt werden.
Mit Hilfe solcher formaldehydfreier Bindemittel können
Werkstoffe hergestellt werden, deren Zugfestigkeit
beispielsweise der von Phenolharz gebundenen
Werkstoffen entspricht, deren
Feuchtigkeitsbeständigkeit jedoch höher ist, so daß sie
besonders geeignet sind für Verwendungen im
Außenbereich.
Von besonderem Vorteil ist, daß die Tannine auch ohne
Aufschlußbehandlung, wie sie häufig in der Literatur
beschrieben ist, eingesetzt werden können.
Beispielsweise kann das Tannin der Pekan-Nuß (Carya
Illinoensis) als handelsübliches Produkt, wie es
bislang vorwiegend als Gerbmittel eingesetzt wird,
verwendet werden.
Es wurde gefunden, daß zur Herstellung
erfindungsgemäßer Bindemittel der pH-Wert
unterschiedlich eingestellt werden kann. Eine Härtung
wird sowohl im sauren Bereich (pH < 2) als auch im
alkalischen Bereich (pH < 7,5) erzielt. Die Einstellung
des pH-Werts beeinflußt wiederum, wieviel der schwach
sauer reagierenden Verbindung, insbesondere an SiO₂ als
Härtungskatalysator im Bindemittel eingesetzt werden
muß, um eine optimale Aushärtung zu erzielen.
Werden beispielsweise zu einer Pekan-Nuß-Tanninlösung
mit einem pH-Wert von 8,2 6 Gew. -% SiO₂ hinzugefügt,
weisen mit dieser Mischung hergestellte Spanplatten
nach einer verhältnismäßig langen Preßzeit von 7,5
Minuten ein Maximum der Zugfestigkeit von 0,55 MPa auf.
Wird dagegen bei einem pH-Wert von 10,2 die gleiche
Menge SiO₂ hinzugefügt, ist keine
Spanplattenherstellung mehr möglich, da solche
Bindemittel bereits bei niedrigen Temperaturen zu
schnell aushärten. Dieses bedeutet, daß zu reaktiven
Tanninen umso weniger SiO₂ als Härtungskatalysator
hinzugefügt werden muß, je höher der pH-Wert
eingestellt ist. Dieses ist so ausgeprägt, daß eine V-
20-Spanplatte (DIN), die mit einem Pekan-Nuß-Tannin bei
einem pH-Wert von 10,2 jedoch mit nur 0,1 bis 0,2
Gew.-% SiO₂-Zusatz hergestellt wird, nach einer
Preßzeit von 7,5 Minuten eine Zugfestigkeit von 0,71
MPa aufweist. Auch wenn in diesem Fall die Preßzeit auf
2 Minuten reduziert (10 s/mm) wird, weisen die
Spanplatten noch eine Zugfestigkeit von
0,41 MPa auf, also immer noch für V-20-Platten
befriedigende Werte.
Anders sieht dieses aus, wenn weniger reaktive Tannine
verwendet werden. Beispielsweise erreichen Spanplatten,
in denen Tannin aus Mimosen Rinde (Acacia mearnsii) als
alleiniges Bindemittel benutzt wird, nur etwa 39% der
Festigkeit einer Pekan-Nuß-Tannin-Platte. Jedoch durch
die Zugabe von etwa 3 Gew.-% SiO₂ wird eine Festigkeit
erzielt, die den Anforderungen genügt, die an V-
20-Platten gestellt werden.
Tannine aus Kiefernrinde (Pinus radiata) sind an sich
recht reaktionsträge, wenn sie jedoch mit
Pekan-Nuß-Tannin vermischt werden, weisen auch sie in
Gegenwart des erfindungsgemäßen
SiO₂-Härtungskatalysators eine ausreichende Reaktivität
für die Verwendung als Bindemittel für cellulosehaltige
Produkte auf. Bereits die Zugabe von 10 Gew.-%
Pekan-Nuß-Tannin ist für eine industrielle Anwendung
ausreichend.
Insbesondere sind jedoch solche Mischungen geeignet, in
denen das Gewichtsverhältnis von Pekan-Nuß-Tannin zu
Kiefern-Tannin 30 : 70 bis 50 : 50 beträgt. Mit solchen
Mischungen können Preßzeiten von 10 s/mm erzielt
werden.
Bei einem Mischungsverhältnis von 30 : 70 bis
35 : 75 Gew. -Teilen Pekan-Nuß-Tannin zu Kiefern-Tannin
werden auch befriedigende Ergebnisse in der Herstellung
von V 100-Platten erzielt. Kürzere Preßzeiten können
jedoch bei Mischungsverhältnissen zwischen 35 : 75 bis
40 : 60 erzielt werden. Ähnliche Ergebnisse wurden mit
dem recht reaktionsträgen Tannin des Quebracho erzielt.
Insgesamt zeigten die Versuche mit erfindungsgemäßen
Bindemitteln, daß im Vergleich zu
Harnstoff-Formaldehyd-Bindemitteln mit wesentlich
geringeren Bindemittelkonzentrationen gearbeitet werden
kann, und daß sich durch die Verwendung höherer
Bindemittelkonzentrationen die Preßzeiten wesentlich
verringern.
Zur Herstellung cellulosehaltiger, gebundener Produkte
werden die Tannine, bzw. das Tanningemisch auf den
gewünschten pH-Wert gebracht, mit der schwach sauer
reagierenden Verbindung, insbesondere mit dem SiO₂, das
sowohl in kristalliner oder hochdisperser Form
eingesetzt werden kann, und den cellulosehaltigen
Produkten vermischt, bevor diese zu den entsprechenden
Werkstoffen verpreßt werden.
Überlicherweise werden für Bindemittel auf der Basis
weniger reaktiver Tannine und zur Erzielung kurzer
Preßzeiten bis zu 10 Gew. -%, insbesondere 1 bis
6 Gew.-% der schwach sauer reagierenden Verbindung
eingesetzt. Höhere Zusätze an Härtungskatalysator als
10 Gew.-% haben sich als nicht sinnvoll ergeben, da
dadurch keine Verbesserung mehr erzielt werden kann.
Entsprechende cellulosehaltige Produkte, sind z. B.
Holzfurniere, Holzspäne, Fasern auf Cellulosebasis oder
auch Stroh, aus denen Spanplatten, Sperrholz oder
Schall- und Wärmedämmplatten hergestellt werden.
Die Herstellung der Werkstoffe erfolgt in der Art, daß
die erfindungsgemäßen Bindemittel mit cellulosehaltigen
Produkten vermischt, das Gemisch in eine Form gebracht
und bei einer Temperatur unterhalb der
Zersetzungstemperatur des Tannins, bevorzugt bei 150
bis 210°C unter Druck gehärtet werden. Der Druck liegt
dabei, je nach Einsatzmaterial und gewünschter Dichte
im Bereich von 0,1 bis 4 MPa/mm².
So ist z. B. auch die Herstellung dreilagiger
Spanplatten möglich, mit einem Druck von 2 bis 3,5
MPa/mm².
Die Menge des Bindemittels liegt je nach gewünschtem
Werkstoff und gewünschter Festigkeit im Bereich von 4
bis 20 Gew.-%, bezogen auf das cellulosehaltige
Produkt. Das Bindemittel kann als Lösung der
Komponenten in Wasser, Alkohol oder im
Wasser-Alkohol-Gemisch vorliegen.
Die folgenden Tabellen zeigen die erfindungsgemäßen
Bindemittel bei ihrem Einsatz zur Herstellung von
Spanplatten unter Verwendung von hochdispersem SiO₂
(Aerosil® 200) als Härtungsbeschleuniger.
Holzspäne werden mit wäßrig-alkoholischer Lösung, die
11 Gew.-% Bindemittel, bezogen auf das Gewicht der
eingesetzten Holzspäne enthält, besprüht und
getrocknet. Danach werden sie in an sich bekannter
Weise (2,5 N/mm²; 195°C) zu Platten der Dimension
400×350×12 mm geformt, gepreßt und gehärtet.
Einfluß der zugesetzten SiO₂-Menge auf Pekan-Nuß-Tannin
als Bindemittel für Spanplatten von 12 mm Dicke bei
einem pH von 8,2 und einer Preßzeit von 7,5 Minuten.
Einfluß der zugesetzten SiO₂-Menge auf Mimosen-Tannin
als Bindemittel für Spanplatten von 12 mm Dicke bei
einem pH von etwa 10 und einer Preßzeit von 7,5
Minuten.
Einfluß des Mischungsverhältnisses von Pekan-Nuß-Tannin
und Kiefern-Tannin bei einem pH von 10,2 und einer
Preßzeit von 7,5 Minuten auf die Eigenschaften von
Spanplatten einer Dicke von 12 mm.
Claims (10)
1. Hitzehärtbares, formaldehydfreies Bindemittel auf
Basis von Tannin, dadurch gekennzeichnet, daß es
Tannin vom Polyflavonoid-Typ und als
Härtungskatalysator eine schwach sauer reagierende
Verbindung enthält.
2. Bindemittel gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß es als Härtungskatalysator
SiO₂ enthält.
3. Bindemittel gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß es als Härtungskatalysator
Borsäure enthält.
4. Bindemittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß es den
Härtungskatalysator in einer Menge von bis zu 10
Gew. -% enthält.
5. Bindemittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß es den
Härtungskatalysator in einer Menge von 1 bis 6
Gew.-% enthält.
6. Bindemittel gemäß Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß es einen pH-Wert von 0 bis 2
besitzt.
7. Bindemittel gemäß Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß es einen pH-Wert von 7,5 bis
14 besitzt.
8. Hitzehärtbare Bindemittel gemäß einem oder
mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß sie Tannine der Pekan-Nuß, der
Pinus radiata, der Acacia mearnsii (Mimose) oder
Schinopsis balanse (Quebracho) allein oder im
Gemisch enthalten.
9. Verwendung hitzehärtbarer formaldehydfreier
Bindemittel gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 8 zur Herstellung von
Holzwerkstoffen oder Werkstoffen auf Basis
cellulosehaltiger Produkte.
10. Verfahren zur Herstellung von Werkstoffen, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Bindemittel gemäß einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8 mit
cellulosehaltigem Produkt vermischt, daß Gemisch
in eine Form gebracht und dort bei einer
Temperatur im Bereich von 150 bis 210°C und einem
Druck im Bereich von 0,1 bis 4 MPa/mm² behandelt
wird.
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---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |