DE4341631C2 - Multifunktionales Einbeinstativ - Google Patents

Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein multifunktionales Stativ für eine Kame­ ra oder ein anderes technisches Gerät, entsprechend dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

Film- und Fernsehkameras sind derzeit über eine Kameraschnellmontage­ platte mit einem Dreibeinstativ verbunden, welches mit einem sogenannten 3-D Kopf horizontal und vertikal schwenkbar ist. Ist größere Mobilität ge­ fordert, so kann die Kamera über eine integrierte Schulterstütze auf der Schulter aufliegend geführt werden, mit dem Nachteil unruhiger Bild­ führung. Vor allem bei Kameragängen sind Schritte des Kameramannes im Bild als unruhige Stöße sichtbar. Das Einbeinstativ mildert diese Unruhe bei Ständen, ist aber für Kameragänge ungeeignet. Dazu gibt es sogenann­ te Steady-cam, das ist ein Brustkorsett mit gefedertem Ausleger, an dem ein im indifferentem Gleichgewicht befindlicher Pendel die Kamera trägt und durch Massenträgheit den Bildstand beruhigt. Diese Systeme sind sehr schwer, können aufgrund des sensiblen indifferenten Gleichgewichts nur von eigens geschulten Kameraleuten bedient werden. Außerdem kann das System nicht zu Standaufnahmen wie beim Dreibein- und Einbeinstativ ab­ gesetzt werden, um den Kameramann vom Gerätegewicht zu entlasten.

Improvisierte Führstative, wie im Hobby-tip der Hobbythek Nr. 216, Köln 1993, beschrieben, können nur vorab austariert werden; sie können wäh­ rend eines Kameragangs (z. B. Treppe herauf und wieder hinunter) die sta­ bile, horizontale Lage der Kamera nicht mehr verändern.

Aufgabe der Erfindung ist es, die Vorteile von Einbeinstativ, Schulter­ betrieb und Steady-cam-betrieb in einem Gerät zu vereinigen unter Vermeidung der Nachteile der vorgenannten Systeme.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des An­ spruchs 1 gelöst.

Weitere Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen multifunktionalen Ein­ beinstativs ergeben sich aus den Unteransprüchen 2 bis 8.

Die Erfindung beruht auf der Überlegung, daß die stabile Gleichgewichts­ lage eines Pendels, gebildet aus Kamera, Einbeinstativ und Gegengewicht, der in dem Drehpunkt auf dem Rücken der Hand, bei leicht angewinkeltem Arm, frei pendeln kann, nur dann einerseits eine bildberuhigende Wirkung durch Massenträgheit bietet, andererseits die freie Bewegungsfähigkeit der Kamera in vertikaler Richtung aufrecht erhält, wenn unterhalb der Pendel­ achse eine weitere vertikale, aber stark bedämpfte Pendelachse vertikale Schwenkbewegungen der Kamera zuläßt; unruhige, wackelnde Vertikal­ bewegungen aber unterdrückt.

Dadurch kann der Bildaufbau der Kamera auch während Kameragängen jederzeit korrigiert werden. Das war bislang nur mit dem Steady-cam in ei­ ner sensiblen indifferenten Gleichgewichtslage möglich.

Damit der gewichtsentlastende Einbeinbetrieb bei abgesetzter Kamera mit den Kameragängen zu einer durchgehenden Einstellung verbunden werden kann, verfügt die vorliegende Erfindung über einen horizontal drehbaren, hochelastischen Fuß, so daß die Kamera nach einem Kameragang weich ab­ gesetzt werden kann und hernach Schwenkbewegungen der Kamera in al­ len Richtungen ermöglicht.

Das Gewicht, das einerseits zur stabilen Pendellage, andererseits zur Massenträgheit beiträgt, ist sinnvollerweise als Tasche ausgeführt. So kön­ nen ohnehin erforderliche Ausrüstungsgegenstände wie z. B. Kamera-accus die Rolle des Gegengewichts spielen.

Die vom Gelenk geforderte Dämpfung wird durch einen Stoßfänger bewirkt. Dieser kann entfallen, wenn die Dämpfung vom Gelenk selbst ausgeht. Handelsübliche Ölkopfgelenke können dies leisten.

Üblicherweise werden professionelle Kameras mit einer herstellerspezifi­ schen Kameraschnellmontageplatte geliefert. Da diese primär zur Montage an ein Dreibeinstativ gedacht ist, wird nicht sonderlich auf Gewicht geach­ tet.

Anspruch 3 beschreibt eine in das Einbeinstativ integrierte Kameraschnellmontageplatte. Die Kamera wird im vorderen und hinteren Befestigungspunkt derart befestigt, so daß der Handgriff auf der Unterseite des kameraeigenen Schulterpolsters endet. Somit kann das Schulterpolster der Kamera im Einbeinbetrieb als Handrückenpolster dienen, um bei Kameragängen die Pendelachse zu bilden. Dadurch wird der Drehpunkt auch ein wenig nach oben verlagert, was eine noch stabilere Gleichgewichts­ lage zur Folge hat. Ein Schulterpolster hinten unter der Montageplatte gibt zudem die Möglichkeit, bei Standortwechsel die Kamera und das Ein­ beinstativ dort über die Schulter zu hängen.

Die schlichte Montageform nach Anspruch 4 hat vor allem den Vorteil, daß die Tasche mit dem Gegengewicht zum Transport leicht abgenommen wer­ den kann und mit einem Schulterriemen über den Rücken getragen werden kann.

In Anspruch 5 wird die integrierte Schnellmontageplatte durch die Dreh­ achse dahin modifiziert, daß das gesamte Einbein unter der Kamera nach rechts um 90 Grad herausgeschwenkt werden kann. So kann bei Stand­ bildern ein noch ruhigerer Bildstand erzielt werden, weil zusätzlich zum Einbein die Kamera noch auf der Schulter sitzend durch einen Auflage­ punkt stabilisiert wird, denn durch das Herausschwenken wird die Schulterauflage freigegeben.

Wenn nun das Gewicht demontiert, das Einbein zusammengeschoben und das Gelenk um 90 Grad nach hinten hochgeklappt wird, kann das Einbein­ stativ durch Einklemmen unter dem Arm als zusätzliche Schulterstütze ge­ braucht werden, wobei der Kameramann wie im üblichen Schulterbetrieb frei beweglich bleibt.

Das Einbeinstativ ist mit einer Achse drehbar in einer doppelten Montage­ platte integriert. Der vordere Montagefuß ruht in dem vorderen Teil der Montageplatte.

Die Montageplatte beschreibt ein U, in dem der Handgriff mit dem Einbein drehbar um 90 Grad mit der Achse eingelassen ist. Unter der Montage­ platte ist wiederholend der vordere Montagefuß der Kamera nachgebildet. Im herausgeschwenkten Zustand kann dann die Kamera mit nachgebilde­ ten vorderen Montagefuß und dem originalen hinteren Montagefuß mit Hil­ fe einer handelsüblichen Kameramontageplatte auf ein Dreieinstativ mon­ tiert werden. Dazu braucht das Einbein nicht mehr abgebaut zu werden, sondern dient nach dem Herausschwenken und Hochklappen mit Gelenk als Schwenkarm.

Die in Anspruch 6 geforderte stufenlos verstellbare Dämpfung des Gelenks hat den Vorteil, daß das Gelenk nicht nur bei Gängen als gedämpfter Pen­ del nutzbar ist, sondern auch als vertikales Schwenkgelenk bei Standauf­ nahmen.

Da die sonst beim Einbein üblichen kippenden Vertikalbewegungen nunmehr in ihrer Horizontallage korrigierbar sind, können nun auch Kamerafahrten im Kippbereich des Einbeins ermöglicht werden. Daß das Einbein bei dieser Bewegung einen Kreisabschnitt beschreibt, fällt im Bild nicht weiter auf. Natürlich ist bei dieser Gebrauchsform eine ande­ re Dämpfung erforderlich als bei den Kameragängen.

Die in Anspruch 7 geforderte Ausstattung des Handgriffs mit Zoomwippe und Auslöseknopf macht es erforderlich, daß der Handgriff, wenn er für die in Anspruch 5 beschriebene Technik gebraucht wird, um 90 Grad drehbar gebaut wird.

Über Druckknopf, Hebel, Widerlager und Druckfeder kann das Gelenk ge­ löst oder arretiert werden. Dieser in Anspruch 8 geforderte Mechanismus ist bei Standaufnahmen eine große Hilfe, da die Kamera in seiner einge­ stellten Horizontallage verbleibt.

Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert:

Fig. 1 zeigt eine Übersichtsskizze der Erfindung. Die Kamera 1 ist mit einem Einbeinstativ aus ineinander verschiebbaren Teleskoprohren 5 verbunden und bildet mit der Handrückenauflage 3 als Drehpunkt einen Pendel mit dem Gegengewicht 6. Das gedämpfte Gelenk 4 ermöglicht ein Neigen der Kamera 1 ohne die bildberuhigende Wirkung des am halb angewinkeltem Arm zu tragenden Systems zu stören. Das Einbeinstativ ist mit einem halb­ kugelig geformten, drehbaren Fuß 26 verbunden.

Fig. 2 zeigt die vertikale Bewegungsfreiheit der Kamera durch das gedämpfte Ge­ lenk 4.

Fig. 3 zeigt die Ausführung des Stativs mit integrierter und ausschwenkbarer Kameramontageplatte. Über die Drehachse 8 ist das gesamte Einbein­ stativ in der doppelten Montageplatte 9 drehbar gelagert.

Fig. 4 zeigt das Einbeinstativ, wie es mit der Kamera 1 zusammenmontiert ist. Das Schulterpolster 30 der Kamera 1 bildet hier das Handrückenpolster und damit die Pendelachse. Befestigt ist die Kamera 1 mit dem vorderen 31a und hinteren 31 Befestigungspunkt der Kameramontageplatte 13.

Fig. 5 zeigt Fig. 4 als Aufsicht.

Fig. 6 zeigt das Einbeinstativ im herausgeschwenkten Zustand. Das Einbein ist um 90 Grad herausgeschwenkt und am Gelenk 4 um 90 Grad hochgeklappt.

Fig. 7 zeigt die Aufsicht zu Fig. 6.

Fig. 8 zeigt in einer Seitenansicht die doppelte Montageplatte 9 mit der das Ein­ beinstativ heraus schwenkbar gestaltet wird. Die Oberseite 15 ist dem vor­ deren Teil der Kameramontageplatte nachempfunden und nimmt den vor­ deren Kamerafuß auf. Die Unterseite 16 empfindet den vorderen Kamera­ fuß nach und ist somit zur Montage auf einer handelsüblichen Kamera­ montageplatte geeignet.

Fig. 9 zeigt Fig. 8 als Vorderansicht.

Fig. 10 zeigt Fig. 8 als Aufsicht. Die Widerlager 17 für einrastende Kugelschnäpper zur Arretierung in der um 90 Grad verdrehten Positionen sind hier eingezeichnet.

Fig. 11 zeigt den schwenkbaren Teil der Kameraplatte 13 von der Seite. Die Kugelschnäpper 18 zum Einrasten sind hier eingezeichnet.

Fig. 12 zeigt Fig. 11 von oben.

Fig. 13 zeigt Fig. 11 von vorn.

Fig. 14 zeigt den Handgriff 11 in detaillierter Ausführung. Der Druckknopf 19 be­ wegt den Hebel 35 über das Widerlager 20 und die Druckfeder 21 zum Ge­ lenk 4, um es bei Druck auf den Knopf 19 zu entriegeln. Damit der Druck­ knopf 19 vorn bleibt, muß der Handgriff 11 auch um 90 Grad drehbar auf­ gebaut sein, um in dem System zu funktionieren; auch hier werden die Endpositionen mit Kugelschnäppern 18 und deren Widerlagern 17 ein­ gerastet. Der Träger, der den Handgriff 11 mit den Montagepunkten zur Kamera 1 verbindet, ist hier nur als Abriß 22 eingezeichnet.

Fig. 15 zeigt Fig. 14 von der Seite. Hier sind die Aussparungen für Startknopf 23 und Zoomwippe 24 deutlich zu erkennen.

Fig. 16 zeigt Fig. 14 als Aufsicht.

Fig. 17 zeigt den hochelastischen Fuß 26 im Detail. Der halbkugelige hoch­ elastische Fuß 26 ist über ein Rillenlager 25 mit dem dickeren Teleskop­ rohr 5 des Einbeinstativs verbunden.

Fig. 18 zeigt Fig. 17 im Schnitt.

Fig. 19 zeigt Fig. 17 als Aufsicht.

Fig. 20 zeigt das Einbeinstativ mit integrierter Kameraplatte 13. Der Stoßdämpfer 27 sorgt für die Dämpfung des Gelenks 4, der Handgriff 11 ist eingebettet in der integrierten Kameramontageplatte 13, welche über den vorderen 31a und den hinteren 31 Befestigungspunkt mit der Kamera verbunden ist. Die Schulterauflage 12 zum Wegtragen ist ebenso eingezeichnet wie die Arretierschrauben 14 des aus ineinander verschiebbaren Teleskoprohren 5 zusammengesetzten Einbeinstativs, sowie das Gegengewicht 6 und der hochelastische Fuß 26.

Fig. 21 zeigt eine andere Version des Einbeinstativs. Der Stoßdämpfer 27 ist gelen­ kig mit der Kameramontageplatte 36 verbunden, die entweder hersteller­ spezifisch ausgeführt ist, passend zur Kamera, oder mit einer Foto­ gewindeschraube 29 mit einer handelsüblichen Montageplatte verbunden ist. Ansonsten entspricht diese Zeichnung der Fig. 20.

Fig. 22 zeigt die Tasche 32, die als Gegengewicht 6 wirkt. Die Bohrung 33 öffnet sich zu dem Schlitz 34, um die Tasche 32 auf das unterste der Teleskop­ rohre 5 des Einbeinstativs anbringen zu können.

Claims (8)

1. Multifunktionales Einbeinstativ für eine Kamera oder für ein anderes tech­ nisches Gerät (1) mit einem um eine horizontale Achse schwenkbaren Ge­ lenk (4), an dem einerseits ein nach oben stehender Handgriff (11) befestigt ist, und von dem andererseits ein nach unten wegstehendes Stativbein aus­ geht, welches aus ineinander verschiebbaren Teleskoprohren (5) besteht, dadurch gekennzeichnet, daß das schwenkbare Gelenk (4) in seiner Bewegungsfähigkeit durch einen Stoßdämpfer (27) gedämpft wird, der einer­ seits mit dem Handgriff (11) über eine als Querverbindung ausgeführte Kameramontageplatte (36), andererseits mit den ineinander verschiebbaren und mittels eines Feststellmechanismus (14) arretierbaren Teleskop­ rohren (5) des Einbeinstativs gelenkig verbunden ist, wobei das schlankeste Teleskoprohr oben an der Unterseite des Gelenks (4) befestigt ist, und das untere dickeste Teleskoprohr in seinem unteren Endbereich zum einen ei­ nen demontierbaren Behälter zur Aufnahme eines Gegengewichts (6) trägt, zum anderen in einem halbkugelig geformten, um eine vertikale Achse drehbar gelagerten Fuß (26) endet, der zum Zwecke guter Bodenhaftung und Bewegungsfreiheit aus hochelastischem Material besteht.

2. Stativ nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gelenk (4) selbst gedämpft ausgebildet ist.

3. Stativ nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeich­ net, daß eine Schnellmontageplatte (13) für die Kamera (1) derart in dem Stativ integriert ist, daß die Schulterauflage (30) der Kamera (1) rechtwink­ lig auf dem oberen Ende des Handgriffs (11) angeordnet ist, so daß diese Schulterauflage (30) als Polster für den Handrücken nutzbar wird, wobei der vordere (31a) und hintere (31) Befestigungspunkt der Kameraschnell­ montageplatte (13) durch einen seitlich um den Handgriff (11) herumgeführten Kreisbogenabschnitt zusammen mit einem unter dem Handgriff (11) herumge­ führten Kreisbogenabschnitt verbunden sind.

4. Stativ nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeich­ net, daß das Gegengewicht (6) am unteren Teleskoprohr als Tasche (32) ausgeführt ist, die über einen vertikal angeordneten Schlitz (34), der in ei­ ner mittig angeordneten vertikalen Bohrung (33) endet, deren Durchmesser dem des unten verdickt ausgeführten unterem Teleskoprohrs entspricht, während die lichte Weite des vertikal angeordneten Schlitzes (34) dem Durchmesser des übri­ gen unteren Teleskoprohres entspricht, von seitlich oben auf das untere Teleskoprohr aufgeschoben werden kann und mit der Innenfläche ihrer Bohrung (33) den unteren verdickten Teil des unteren Teleskoprohrs umfaßt.

5. Stativ nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der vordere Befestigungspunkt (31a) der Kameraschnellmontageplatte (13) so über eine Drehachse (8) an einer doppelten Montageplatte (9) angeordnet ist, daß das Einbeinstativ, bestehend aus Fuß (26), Gegengewicht (6), Teleskoprohren (5), Gelenk (4) und Handgriff (11) unter der Kamera (1) um 90 Grad nach rechts vorn parallelschwenkend heraus schwenkbar ist.

6. Stativ nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeich­ net, daß die Dämpfung des Gelenks (4) stufenlos verstellbar ausgeführt ist.

7. Stativ nach einem der genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Handgriff (11) mit einer Zoomwippe (24) und einem Auslöser (23) aus­ gestattet ist.

8. Stativ nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeich­ net, daß die Arretierung des Gelenks (4) über einen Hebel (35) erfolgt, der im Inneren des Handgriffs (11) gelagert ist und aus diesem Handgriff (11) an seinem vorderen oberen Ende als Druckknopf (19) heraustritt.