DE4340990A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Spritzgießen von mehrschichtigen Gegenständen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Spritzgießen von mehrschichtigen GegenständenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Spritzgießen von mindestens aus zwei unterschiedlichen Schichten
bestehenden Gegenständen.
Das diskontinuierliche Herstellen von Mehrschichtformkörpern
aus unterschiedlichen Werkstoffen ist seit vielen Jahren bekannt.
So sind beispielsweise durch die DE 23 42 794 C3
Mehrschichtformteile aus thermoplastischem Kunststoff
bekanntgeworden, die einen geschäumten Kern und eine ungeschäumte
Außenhaut aufweisen. Es wird dort zuerst ein Teil des
ungeschäumten Kunststoffes und anschließend ein ein Treibmittel
enthaltender Kunststoff gleichzeitig mit weiterem ungeschäumten
Kunststoff über eine zentrale Düse und eine diese umgebende
Ringdüse in eine Form bzw. ein Formwerkzeug eingespritzt, und
zwar der ungeschäumte Kunststoff durch die zentrale Düse und
der ein Treibmittel enthaltene Kunststoff durch die Ringdüse.
Formteile aus treibmittelhaltigem Kunststoff haben gegenüber
Formteilen aus kompaktem Kunststoff den Vorteil, daß sie sich
einerseits wanddickenunabhängig fertigen lassen und andererseits
wesentlich leichter sind, was ohne Nachteil für die Festigkeit
eine Materialersparnis mit sich bringt.
Ein Spritzkopf zum Spritzgießen von Mehrschicht-Formteilen aus
zwei unterschiedlichen, in den Spritzkopf aus zwei getrennten
Spritzzylindern einführbaren Kunststoffen ist aus der
DE 30 25 597 C2 bekannt. In Spritzrichtung ragt eine Zentraldüse
für den einen Kunststoff in den Spritzkopf hinein, deren Mündung
in Spritzrichtung gesehen vor der Mündung einer die Zentraldüse
konzentrisch umgebenden Ringdüse für den anderen Kunststoff
liegt. Ein gemeinsamer, zentraler zylindrischer Ventilkörper,
der mit seinem in Spritzrichtung hinteren Längenabschnitt im
Spritzkopf geführt, sowie durch einen äußeren Antrieb axial
verschiebbar und mit seinem vorderen Ende in die Mündung der
Ringdüse einschiebbar ist, dient zum Schließen und Freigeben
der Mündung der Ringdüse sowie der Zufuhr von Kunststoff zur
Zentraldüse.
Um technische Problemlösungen und gegebenenfalls auch dekorative
Effekte zu realisieren, erhalten die Formteile häufig durch
Oberflächenveredelung ein bestimmtes Aussehen oder besonders
funktionelle Eigenschaften. Die Formteile werden daher häufig
lackiert, was allerdings einen separaten Arbeitsgang und eine
entsprechende Anlage erfordert. In der DE 24 49 758 A wird zum
Stand der Technik ein Verfahren zur Herstellung von Formteilen
aus ein Treibmittel enthaltenden thermoplastischen Kunststoffen
beschrieben, mit dem sich eine verbesserte Oberfläche der
Formteile ergeben soll. Der plastifizierte Kunststoff wird
demnach unmittelbar nach seinem Austritt aus der Düse eines
Extruders gegen ein im Formnest des Formwerkzeuges aufgebautes,
in seiner Druckhöhe einstellbares Luft- oder Gaspolster gedrückt,
das unter dem Gegendruck des einströmenden Kunststoffes aus
dem Formnest entweicht. Allerdings ist auch bei den auf diese
Weise hergestellten Formteilen ein anschließendes Lackieren
erforderlich, das außerdem meist noch einen Spachtel- und
Schleifvorgang voraussetzt.
Schließlich ist durch die DE 23 46 135 C2 ein Verfahren zum
kontinuierlichen Herstellen von Mehrschicht-Formteilen aus
thermoplastischem Kunststoff mit einem geschäumten Kern und
einer ungeschäumten Außenhaut bekanntgeworden, bei dem ein nicht
schäumender Kunststoffstrang mit ringförmigem Querschnitt und
ein in diesem befindlicher, ein Treibmittel enthaltender
Kunststoffstrang in eine Form eingespritzt werden. Hierbei wird
der das Treibmittel enthaltende Kunststoffstrang mit einer Seele
aus nicht schäumendem Kunststoff in den Hohlraum des
Formwerkzeuges eingespritzt. Hierdurch läßt sich erreichen,
daß ohne Erhöhung der die ungeschäumte Außenhaut bildenden
Kunststoffmenge sichergestellt ist, daß die Außenhaut über die
gesamte Oberfläche des fertigen Formteiles annähernd gleich
dick und insbesondere völlig geschlossen ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mit
denen sich in einfacher Weise verbesserte - insbesondere
hinsichtlich der Oberflächengüte - Formteile spritzgießen lassen.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren dadurch gelöst, daß
mindestens eine Schicht, vorzugsweise die Außenschicht, aus
einem Lack hergestellt wird. Hierbei kann für die Außenhaut
beispielsweise auch ein Kunststoff mit Lackeigenschaften
geeignet sein. Die Spritzfolge läßt sich gegebenenfalls von
Fall zu Fall variieren bzw. ändern; es ist somit möglich,
zunächst den Lack und dann den Kunststoff bzw. alternativ
zunächst den Kunststoff und danach den Lack in den Formhohlraum
einzubringen. Je nach verwendetem Lackmaterial kann ein
Schneckenspritzaggregat oder eine andere zum Einspritzen des
Lackes geeignete Vorrichtung zum Einsatz kommen.
Ein zweischichtiges Formteil kann sich aus einem - gegebenenfalls
beispielsweise mit Calciumcarbonat gefülltem oder mit Glas-
oder Kohlenstoffasern verstärktem - Grundwerkstoff aus Kunststoff
- beispielsweise ein Thermoplast, aber auch wärmehärtende
Materialien, z. B. Duroplaste bzw. Elastomere - und der
Außenschicht bzw. -haut aus Lack zusammensetzen. Wie sich nämlich
in Versuchen überraschend bestätigt hat, läßt sich eine
Lack-Außenschicht, d. h. ein Spritzgießformteil mit einer
lackierten Oberfläche sogleich beim Spritzgießen erreichen.
Für ein Zweikomponenten-Spritzgießformteil ergibt sich bei der
Einspritzfolge Haut/Kern/Haut bzw. Haut/Kern - wobei die Haut
von der Lackschicht und der Kern aus einem Nichtlack, z. B.
Kunststoff gebildet wird - das gewünscht Produkt. Unter
Verwendung eines zweischichtigen Lackaufbaus läßt sich in
Verbindung mit dem Kernmaterial gleichermaßen ein
Dreikomponenten-Spritzgießformteil erreichen, wozu über den
eigentlich farbgebenden Lack der Außenschicht noch ein Klarlack
aufgebracht werden kann. In diesem Fall muß folgender Aufbau
eingespritzt werden:
- - Lack außen (z. B. Klarlack)
- - Lack in der Mitte
- - Kunststoff innen.
Eine alternative Spritzfolge kann zu dem folgenden Aufbau führen:
- - Lack außen
- - Kunststoff in der Mitte (z. B. verstärkt oder unverstärkt)
- - Kunststoff innen (z. B. verstärkt oder unverstärkt).
Sowohl beim zwei- als auch beim dreischichtigen Aufbau des
Mehrkomponenten-Formteils sollten die Viskositäten der
verwendeten Materialien aufeinander abgestimmt werden, z. B.
die Viskosität des Hautmaterials, d. h. der Lackschicht kleiner
oder gleich der Viskosität des Kernmaterials sein.
Zum Herstellen der Mehrkomponenten-Formteile kann unter Anwendung
beispielsweise des Zwei-Farben-Spritzgießverfahrens zunächst
der Lack in den Formhohlraum eingespritzt und nach dem
Zwischenöffnen des Werkzeugs das in der einen Werkzeughälfte
verbleibende Formteil aus Lack in Verbindung mit einer anderen
Kavität gebracht werden, die den Hohlraum zum Hinterspritzen
des Kunststoffes bildet; alternativ läßt sich zunächst der
Kunststoff und danach der Lack in die neu zu bildende Kavität
einbringen.
Ein bevorzugtes zweistufiges Spritzgießen läßt sich z. B. mit
zwei Werkzeugsätzen durchführen, die zwei identische und zwei
unterschiedliche Werkzeughälften besitzen, wobei nach dem
Einspritzen des ersten Materials die Werkzeughälften durch Drehen
oder Verschieben in eine für das Einspritzen des zweiten
Materials korrespondierende Position gebracht werden. Mittels
eines Schiebetisches ist es auch möglich, zwei unterschiedliche
Werkzeughälften alternierend zum Einsatz zu bringen und im ersten
Schritt den Lack und im zweiten Schritt Kunststoff einzuspritzen,
oder umgekehrt. Wenn im zweistufigen Spritzgießprozeß mit zwei
nebeneinanderliegenden Spritzgießmaschinen gearbeitet wird,
kann ein zwischengeschalteter Roboter ein Formteil aus den
geöffneten Werkzeughälften der ersten Maschine entnehmen und
in die Werkzeughälften der zweiten Maschine einlegen. Vor allem
dann, wenn nur partielle Lackierungen am Formteil gewünscht
werden, eignet sich das Verbund-Spritzgießen (Combiform). Hierbei
wird lediglich ein Werkzeug eingesetzt, das aber verschiebbare
Einsätze aufweist, mit denen sich bestimmte Bereiche im Werkzeug
zunächst verschließen und danach öffnen lassen.
Schließlich ist darauf hinzuweisen, daß sich die Formteile, die
nach einem der beschriebenen bzw. bekannten Verfahren mit Lack
beschichtet werden, auch unter Anwendung des
Gasinnendruck-Verfahrens bzw. beim Mehrkomponenten-Spritzgießen
in Verbindung mit dem Gasinnendruck-Verfahren herstellen lassen,
wobei folglich Gas zur Bildung von Hohlräumen in die mit Lack
zu beschichtenden Formteile eingespritzt wird.
Es empfiehlt sich, daß ein thermoplastischer Pulverlack zum
Einsatz kommt bzw. verwendet wird; alternativ lassen sich
flüssige Lacke einsetzen. Gegenüber einem flüssigen Lack entfällt
allerdings beim festen, thermoplastischen Pulverlack - der auch
als Granulat vorliegen kann - das Lösungsmittel, was eine
umweltschonendere Handhabung gestattet. Eine Pulverbeschichtung
anstelle einer Lösungsmittelbeschichtung durchzuführen ist für
Metall seit langem bekannt. Als Grundstoffe für die
thermoplastischen Pulverlacke kommen hierbei insbesondere
Acrylate, Polyester und Polyurethan sowie Epoxide und
Epoxy/Polyesterhybride in Frage, daneben aber auch Vinylharze,
Nylon und Thermoplaste. Aus der DE 42 04 266 A1 sind zur
Abdeckung von Dosenschweißnähten und insbesondere für die
Innenbeschichtung von Verpackungsbehältern geeignete
thermoplastische Pulverlacke bekannt und charakterisiert. Die
dort beschriebenen Pulverlacke können beispielsweise auch bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden.
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß das Material
der Grund- bzw. Kernschicht und/oder der Lack der Außenschicht
beim Einspritzen geschert wird, was die Plastifizierung
insbesondere des Kunststoffmaterials des Kerns, das sich
gegebenenfalls aus Lack und Kunststoff zusammensetzen kann,
begünstigt.
Weiterhin wird vorgeschlagen, daß eine nachträgliche Härtung
ermöglichende Lacke zum Einsatz kommen, z. B. unter
Elektronenstrahl oder Strahlenvernetzung, wie durch die
EP 0 297 520 B1 bei einem Verfahren und einer Vorrichtung zum
Lackieren von Werkstücken mit elektrisch isolierender Oberfläche
durch elektrischen Auftrag bzw. Spritzauftrag bekanntgeworden.
Die zu lackierenden Oberflächen werden direkt einer
Gleichspannungskorona ausgesetzt.
Es kann zweckmäßig sein, daß vorzugsweise dem Kernmaterial
und/oder dem Lack Additive zugegeben werden. Dabei kann es sich
beispielsweise um Haftvermittler handeln, um die Verträglichkeit
von Kunststoff und Lack zu verbessern.
Eine Ausgestaltung sieht weiterhin vor, daß ein Kernmaterial
- wie an sich bekannt - mit Treibmittelzusatz zum Einsatz kommt.
Eine Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens besitzt ein
Formwerkzeug, dem mindestens ein Hauptspritzaggregat mit einer
das Spritzgießen mehrschichtiger Gegenstände erlaubenden
Spritzeinheit vorgeschaltet ist. Es kann sich folglich um als
solche bekannte, z. B. für die Mehrkomponenten-Spritzgießtechnik
nach dem Zwei-Kanal- bzw. Drei-Kanal-Verfahren betriebene
Spritzgießmaschinen handeln, die zwei
Plastifizier-/Spritzaggregate aufweisen, die hinsichtlich der
Temperaturführung, der Plastifiziersteuerung und der
Einspritzregelung voneinander unabhängig sind. Beide Aggregate
lassen sich über eine gemeinsame Düse, alternativ einen als
Düse verwendeten entformbaren Anguß miteinander verbinden. Die
nach dem bekannten Zwei-Kanal- oder
Mehrkomponenten-Spritzgießverfahren hergestellten Formteile
weisen immer einen dreischichtigen Aufbau auf, d. h. von einer
zur anderen Seite ergibt sich der Aufbau Haut/Kern/Haut.
Demgegenüber lassen sich im zweistufigen Spritzgießprozeß auch
solche mehrschichtigen Formteile herstellen, die nicht allseitig
mit Hautmaterial umgeben sind.
Gleichwohl ist es in der Regel das Ziel, das Kernmaterial
allseitig mit Hautmaterial zu umgeben. Im Gegensatz zur
Zwei-Kanal-Technik werden beim Drei-Kanal-Spritzgießverfahren
allerdings drei Rohstoffe eingespritzt, so daß beim fertigen
Formteil im inneren ein Kernmaterial vorliegt, welches allseitig
von einem Mittelmaterial umgeben ist, das seinerseits wiederum
allseitig von dem Hautmaterial umgeben ist. Beim
Zwei-Kanal-Verfahren wird zunächst eine bestimmte Menge
Hautmaterial und danach Haut- und Kernmaterial eingespritzt,
wobei die letztere Einspritzphase länger oder kürzer sein kann,
um das Umschalten von Haut- auf Kernmaterial möglichst
übergangslos zu gestalten. Anschließend wird das Formnest
vollständig mit dem Kernmaterial ausgefüllt, das entweder kompakt
oder mit Treibmittel versehen sein kann, abhängig von den
Wanddicken und dem Einsatzzweck des spritzgegossenen Formteils.
Beim Drei-Kanal-Spritzgießverfahren ist die Spritzfolge im
Prinzip die gleiche wie zuvor, nur mit dem Unterschied, daß
die drei Materialien in der Reihenfolge Haut, Mittelmaterial
und Kernmaterial eingespritzt werden. Schließlich eignet sich
auch die sogenannte Mono-Sandwich-Technik, bei der zwei Schmelzen
zunächst nacheinander in einem gemeinsamen Spritzzylinder
gesammelt werden, um anschließend mit einem einzigen Hub in
die Kavität des Formwerkzeugs gespritzt zu werden. Dabei wird
entsprechend den Strömungseigenschaften zunächst die vorne
liegende Schmelze in die Kavität strömen und dann zwangsläufig
beim weiteren Spritzen von der hinten liegenden Schmelze
durchströmt, womit sich ein Mehrkomponenten-Formteil erreichen
läßt, dessen Außenhaut bzw. -schicht aus Lack besteht, wenn
es sich bei dem einen der Schmelzeströme um einen Lack,
insbesondere thermoplastischen Pulverlack handelt.
Es wird vorgeschlagen, daß in den für die Schichtmaterialien
in der Spritzeinheit ausgebildeten Zuführungskanälen und/oder
den dazugehörigen Düsenspalten Scherspalte vorgesehen sind.
Diese begünstigen die Plastifizierung der zu verspritzenden
Kunststoffmaterialien. Das läßt sich auch dadurch erreichen,
daß die Düsenspalte der Spritzdüse für jeden Kanal geregelt
sind. In diesem Fall erfolgt die Scherung während des
Einspritzens durch Regelung der Düsenspalte für jeden einzelnen
Kanal.
Wenn das Formwerkzeug vorteilhaft mit Überlaufkanälen ausgebildet
ist, die gesteuert oder ungesteuert sein können, lassen sich
Nebenkavitäten erreichen. Damit läßt sich begünstigen, daß auch
an Stellen, zu denen kein Kernmaterial kommt, durch Verdrängen
von überschüssigem Hautmaterial das Kernmaterial dann doch an
diese Stelle gelangen kann.
Nach einem Vorschlag der Erfindung läßt sich das Formwerkzeug
als Tauchkantenwerkzeug ausbilden. Hierunter werden Werkzeuge
verstanden, deren Formraumvolumen zunächst auf einen kleineren
Wert verringert wird. In dieses verringerte Volumen erfolgt
nun die Einspritzung. Erst nach vollständiger Werkzeug- bzw.
Formraumfüllung wird das Formnestvolumen vergrößert,
beispielsweise durch Zurückziehen von Kernen. Enthält das
Kernmaterial, z. B. beim Zwei-Kanal-Spritzgießverfahren, ein
Treibmittel, so folgt durch Expansion des Treibmittels die
Außenkontur des Formteils der Werkzeugkontur, d. h. es entsteht
ein Formteil mit gegenüber dem Anfangswert vergrößertem Volumen,
und infolge der Expansion des Treibmittels mit einer
Schaumstruktur im Innern. Die Technik mit Tauchkanten - bzw.
-kern - Werkzeugen läßt sich mit einem Prägevorgang kombinieren,
indem nämlich nach dem Einspritzen des Kunststoffs das Werkzeug
geöffnet und eine dem gewünschten Volumen entsprechende Menge
an Lack eingespritzt sowie im Anschluß daran das Werkzeug
zugefahren wird, so daß sich eine Prägung und in Folge des
Druckes eine gleichmäßige Verteilung über die gesamte
Kunststoffoberfläche ergibt. Auf diese Weise können zudem sehr
dünne Lackschichten erzielt werden.
Das Tauchkanten-Werkzeug läßt sich durch Abdichten des Formnestes
und Anlegen - noch vor der Einspritzung der Schmelze - eines
Gegendruckes modifizieren. Der in der Kavität aufgebrachte
Gasgegendruck muß größer als der Druck des Treibmittels in der
Schmelze sein, um während der Füllung mit zunächst verkleinertem
Volumen ein Aufschäumen des Treibmittels zu verhindern. Erst
nach der Werkzeugfüllung und -öffnung expandiert das Treibmittel
des Kernmaterials und füllt den Hohlraum aus. Es wird darauf
hingewiesen, daß der Gegendruck beim Spritzgießen von Lack in
Verbindung mit Tauchkantenwerkzeugen und geschäumtem Kunststoff
im Kern nicht unbedingt erforderlich ist, um eine gute Oberfläche
des spritzgegossenen Artikels zu erzeugen. Das Lackmaterial
selbst umhüllt nämlich die treibmittelhaltige Schmelze und
verhindert ein Durchbrechen des geschäumten Kernmaterials. Durch
das Anlegen bzw. Aufbringen eines Gegendruckes - was nicht nur
bei einem Tauchkantenwerkzeug, sondern auch bei einem
konventionellen Werkzeug möglich ist - läßt sich aber erreichen,
daß der Gasdruck der Fließfront der Schmelze entgegenwirkt;
ein Durchbrechen des Kernmaterials, insbesondere bei
treibmittelhaltigem Material, an der Fließfront wird somit
unterbunden.
Eine Ausführung der Erfindung sieht vor, daß die Spritzeinheit
eine Spritzdüse mit von vorne eingesetzten Düsennadeln aufweist.
Gegenüber den üblichen Düsenköpfen, bei denen die beiden
Düsennadeln für das Haupt- und Kernmaterial nur nach hinten,
in Richtung auf das Hydraulikteil bzw. die -anschlüsse
herausgezogen werden können, ist auf diese Weise eine wesentliche
Montageerleichterung gegeben; die Düse bzw. der Düsenkörper
braucht nicht mehr abgebaut zu werden. Gleichermaßen wird ein
schnelles Reinigen der Düseneinsätze ermöglicht.
Es wird vorgeschlagen, daß die Düsennadeln über Schnellkupplungen
mit dem Hydraulikteil verbunden sind. Nach dem Abschrauben des
Düsenkopfes liegt ein von vorne freier Zugang zur äußeren
Düsennadel vor, und nach dem Lösen der Kupplungen
(Klauenkupplung, Verschraubung, etc.), die die Verbindung
zwischen den mechanischen Düsennadeln und den für die Betätigung
erforderlichen Hydrauliken herstellen, kann die äußere Düsennadel
nach vorne herausgezogen und dann auch die innere Düsennadel
demontiert werden.
Zum Spritzgießen von mehrschichtigen Formteilen, die mindestens
eine aus einem Lack bestehende Schicht aufweisen, können nach
einem Vorschlag der Erfindung alle für die Herstellung von
Mehrschicht-Formteilen geeigneten - an sich bekannten -
Werkzeugdüsen die Funktion der, gegebenenfalls drei getrennte
Materialzuführungen mit einem entsprechenden
Verschließmechanismus (vgl.DE 22 47 995 C2 und DE 23 46 135
C2) besitzenden, Spritzdüse übernehmen.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
den Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung, in der ein
in den Zeichnungen dargestelltes Ausführungsbeispiel der
Erfindung anhand der Zwei-Kanal-Spritzgießtechnik näher erläutert
ist. Es zeigen:
Fig. 1 bis 3 in schematischer Darstellung die Einspritzfolge
einer nach der Zwei-Kanal-Technik zwei
unterschiedliche Materialien zu einem
Zweikomponenten-Formteil spritzenden
Spritzgußmaschine; und
Fig. 4 eine Düseneinheit mit nach vorne herausziehbaren
Düsennadeln, im Querschnitt schematisch
dargestellt.
Von einer im einzelnen nicht dargestellten Spritzgußmaschine
zum Herstellen von Zweikomponenten-Formteilen 1 (vgl. Fig. 3)
sind in den Figuren lediglich die beiden Spritzaggregate 2,
3, von denen jeweils ein Zuführkanal 4 bzw. 5 an eine ihnen
gemeinsame, im Ausführungsbeispiel eine außerhalb der Düsenplatte
angeordnete Spritzdüse 6 umfassende Spritzeinheit 7 führt, und
ein an der Mündung der Spritzdüse 6 anliegendes, einen
Formhohlraum bzw. -nest 8 einschließendes Formwerkzeug 9 gezeigt.
Zum Herstellen des zweischichtigen Formteils 1 mit einer aus
Lack bestehenden Außenschicht bzw. -haut 10 befindet sich in
einer Dosiervorrichtung 11 des Spritzaggregates 3
thermoplastischer Pulverlack 12, der in dem Spritzaggregat 3
plastifiziert und als Schmelzestrom über den Zuführkanal 5 in
die Spritzeinheit 7 und von dort über die Spritzdüse 6 in das
Formnest 8 des Formwerkzeugs 9 gelangt. Dort bildet sich die
Außenschicht 10 aus. Während dieser in Fig. 1 gezeigten Phase
ist das Spritzaggregat 2, das in ihrer Dosiervorrichtung 11
das Kunststoffmaterial für die Grund- bzw. Kernschicht 14
bevorratet, in Ruhe.
Sobald der Lack 12 für die Außenschicht 1 eingespritzt worden
ist, setzt mit mehr oder weniger langer Übergangsphase das
Einspritzen von sowohl thermoplastischem Pulverlack 12 als auch
Kunststoffmaterial 13 ein, d. h. beide Spritzaggregate 2, 3 sind
in Betrieb, was durch die im Gegensatz zu Fig. 1 an beiden
Spritzaggregaten 2, 3 voll ausgezeichneten Pfeile verdeutlicht
wird. Das Kunststoffmaterial 13 der Kernschicht 14 bzw. der
plastifizierte Schmelzestrom des Kunststoffmaterials 13 ist
in den Figuren zur Verdeutlichung gegenüber dem Schmelzestrom
des Lacks gepunktet hervorgehoben. Die Phase des gemeinsamen
Einspritzens von Pulverlack 12 und Kunststoffmaterial 13 kann
länger oder kürzer und sollte auf jeden Fall so ausgelegt sein,
daß sich ein möglichst übergangsloses Umschalten von Haut- auf
Kernmaterial erreichen läßt.
In der in Fig. 3 gezeigten letzten Betriebsphase wird dann nur
noch das Kunststoffmaterial 13 der Kernschicht 14 eingespritzt
(vgl. den oberhalb des Spritzaggregates 2 voll ausgezeichneten
Pfeil), bis das Formnest 8 vollständig mit dem Kern- bzw.
Kunststoffmaterial 13 gefüllt ist. Nach dem Aushärten des
Formteils 1 brauchen danach lediglich die Formhälften des
Formwerkzeuges 9 geöffnet zu werden, so daß sich das fertige
Formteil 1 ausstoßen läßt. Dieses besteht dann aus einer
Kernschicht 14 aus Kunststoff und einer Außenschicht 10 aus
einem thermoplastischen Pulverlack 12. Neben der konkret
beschriebenen Ausführung eignen sich zum Herstellen des
Mehrkomponenten-Formteils 1 insbesondere auch die weiteren
bekannten, zum Teil eingangs genannten, gegebenenfalls
miteinander zu kombinierenden Spritzgießverfahren bzw.
Spritzgußmaschinen, auf deren Darstellung wegen ihres
Bekanntseins hier verzichtet worden ist; weiterhin können die
für die Herstellung von Mehrschichtformteilen geeigneten bzw.
bekannten Werkzeugdüsen die Funktion der Spritzdüse 6 übernehmen.
Eine in Fig. 4 dargestellte Spritzeinheit 107 ist mit nach vorne
herausziehbaren Düsennadeln 15, 16 versehen, und ohne eine
komplette Demontage zu erfordern, ist auf einfache Weise eine
Reinigung oder ein Austausch der Düseneinsätze der Spritzdüse
106 möglich. Es braucht lediglich der Düsenkopf 17 von dem
Düsenkörper 18 abgeschraubt zu werden, um einen von vorne freien
Zugang zu den Düsennadeln 15, 16 zu schaffen. Sowohl die äußere
als auch die innere Düsennadel 15 bzw. 16 ist über
Schnellkupplungen 19, 20 mit einem für ihre Betätigung
erforderlichen, schematisch als black-box angedeuteten
Hydraulikteil 21 verbunden. Nach dem Lösen der Schnellkupplungen
19, 20 kann zunächst die äußere Düsennadel 15 zusammen mit der
inneren Düsennadel 16 aus dem Düsenkörper 18 und anschließend
die innere Düsennadel 15 aus der äußeren Düsennadel 16
herausgezogen werden.
Claims (17)
1. Verfahren zum Spritzgießen von mindestens aus zwei
unterschiedlichen Schichten bestehenden Gegenständen,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Schicht, vorzugsweise die Außenschicht,
aus einem Lack hergestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein thermoplastischer Pulverlack zum Einsatz kommt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein flüssiger Lack zum Einsatz kommt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Grund- bzw. Kernschicht aus einem Gemisch aus Lack
und Kunststoff hergestellt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Material der Grund- bzw. Kernschicht und/oder der
Lack der Außenschicht beim Einspritzen geschert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine nachträgliche Härtung ermöglichende Lacke zum
Einsatz kommen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Kernmaterial und/oder dem Lack Additive zugegeben
werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Kernmaterial mit Treibmittelzusatz zum Einsatz kommt.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mehrkomponenten-Formteil durch einen zweistufigen
Spritzgießprozeß hergestellt wird.
10. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet,
daß einem Formwerkzeug (9) mindestens ein Hauptspritzaggregat
(2; 3) mit einer das Spritzgießen mehrschichtiger Gegenstände
erlaubenden Spritzeinheit (7) vorgeschaltet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß in den Zuführkanälen (4; 5) und/oder den Düsenspalten
der Spritzeinheit (7) Scherspalte vorgesehen sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Düsenspalte der Spritzdüse (6) für jeden Kanal
geregelt und/oder gesteuert sind.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Formwerkzeug (9) mit Überlaufkanälen ausgebildet
ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Formwerkzeug (9) als Tauchkantenwerkzeug ausgebildet
ist.
15. Vorrichtung zum Spritzgießen, insbesondere nach einem der
Ansprüche 10 bis 14,edadurch gekennzeichnet,
daß die Spritzeinheit (107) eine Spritzdüse (106) mit von
vorne eingesetzten Düsennadeln (15, 16) aufweist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Düsennadeln (15, 16) über Schnellkupplungen (19, 20)
mit einem Hydraulikteil (21) verbunden sind.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Herstellung von Mehrschichtformteilen (1)
geeignete Werkzeugdüsen die Funktion der Spritzdüse (6; 106)
übernehmen.
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