DE4340272C1 - Arzneimittel zur optimierten Behandlung des Morbus Alzheimer und zur Verhütung des Fortschreitens dieser Erkrankung - Google Patents
Arzneimittel zur optimierten Behandlung des Morbus Alzheimer und zur Verhütung des Fortschreitens dieser ErkrankungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Arzneimittel zur optimierten Behandlung der neurodegenerativen
Erkrankung Morbus Alzheimer und zur Verhütung des Fortschreitens dieser Erkrankung.
Die Alzheimersche Erkrankung ist eine etwa im 5.-6. Lebensjahrzehnt beginnende, präsenile,
fortschreitende neurodegenerative Erkrankung. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die
Häufigkeit dieser Erkrankung an (zirka 0,5% der Population im Alter von 65 Jahren, 10% der
Population im Alter von 85 Jahren; Breteler, M.M.B. et al., 1992). Bei einer weiteren
Erhöhung des durchschnittlichen Lebensalters der Bevölkerung ist damit zu rechnen, daß
auch die Anzahl der Alzheimer-Patienten wächst. Bisherige Behandlungsversuche zeigten
keine zufriedenstellende Wirksamkeit.
Forschungen der letzten Jahre ergaben, daß es bei dieser Erkrankung zu einer Atrophie des
Kortex und zu einem Zellverlust des Hippokampus, zu einer Reduktion cholinerger Zellen im
basalen Vorderhirn sowie ihrer cholinergen Projektionen kommt, woraus ein globales
cholinerges Defizit resultiert. Außerdem wurden extraneuronale Plaques, bestehend aus dem
unlöslichen Amyloid-β-Protein (ABP), nachgewiesen. Vorstufe dieses ß-Amyloids ist das
Amyloid-Präkursor-Protein (APP), dessen basale Freisetzung nach Aktivierung
postsynaptischer M₁/M₃-Rezeptoren und über eine Aktivierung der Proteinkinase C erfolgt
(Lambrecht, G. et al., 1993). Eine erhöhte Aktivität muskarinerger Rezeptoren wird
diskutiert. Bisherige Therapieversuche schlossen Azetylcholin-Präkursoren, Stimulatoren der
Azetylcholinfreisetzung und Azetylcholinesterasehemmer ein, wovon letztere am ehesten
erfolgversprechend erschienen. Von Tacrin, einem reversiblen nicht-kompetetiven
Azetylcholinesteraseinhibitor, wurde eine erhöhte Wirksamkeit im Vergleich zu Physostigmin
bei Patienten mit Morbus Alzheimer beschrieben (Summers et al., 1986).
Wegen der nicht zufriedenstellenden Wirksamkeit von Azetylcholinesterasehemmern in
Monotherapie hatte sich die Erfinderin die Aufgabe gestellt, ein Kombinationsarzneimittel zu
schaffen, welches den therapeutischen Effekt der Azetylcholinesterasehemmer auf den M.
Alzheimer in optimaler Weise ergänzt und verbessert.
Diese Aufgabe wurde durch das erfindungsgemäße Arzneimittel zur optimierten Behandlung
des Morbus Alzheimer und zur Verhütung des Fortschreitens dieser Erkrankung gelöst,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß es aus einer fixen Kombination einer
Lithiumverbindung mit einem Azetylcholinesterasehemmer sowie gegebenenfalls üblichen
pharmazeutischen Trägern, Verdünnungsmitteln und/oder Hilfsstoffen besteht.
Die Optimierung der Wirksamkeit von Azetylcholinesterasehemmern durch Lithium wird
durch folgende Fakten begründet:
- 1. Untersuchungen aus den späten 70er Jahren deuten darauf hin, daß Lithium zu einer Aktivierung des zentralen cholinergen Transmissionssystems führt (Übersicht bei Greil et al., 1983).
- 2. Außerdem wurden physostigminsynergistische Effekte von Lithium bis hin zur erhöhten Toxizität im Tierexperiment nachgewiesen, die durch Atropin antagonisierbar sind (Honchar, 1982 zit. bei van Calker, 1986).
- 3. Experimentell löste Tacrin nach Lithiumvorbehandlung eine erhöhte ZNS-Toxizität aus (Bagetta et al., 1992), wodurch der Synergismus zwischen Lithium und Azetylcholinesterasehemmern erhärtet wird.
Hinzu kommt, daß Lithium in therapeutisch relevanten Dosen über eine nicht-kompetitive
Hemmung der Monophosphatase den Abbau von Inositphosphaten zu Inosit (Berridge, 1982;
Nahorski, 1991) reduziert. Längerfristig resultiert aus dieser Lithiumwirkung eine Depletion
von IP₃. Dadurch werden Folgereaktionen, wie eine anderweitig ausgelöste Aktivierung der
Proteinkinase C (beispielsweise durch Aktivierung von M₁/M₃-Rezeptoren), die ihrerseits
verantwortlich für die Freisetzung des Amyloid-Präkursor-Proteins (s. o.; rationale
Antiamyloidtherapie) ist, günstig beeinflußt. Darüber hinaus wurden für Lithium
stabilisierende Wirkungen auf Gi- und andere G-Proteinen nachgewiesen.
Außerdem traten nach systemischer Mehrfachapplikation von Lithium an Versuchstiere
höhere Lithium-Konzentrationen im Kortex, Hippokampus und Striatum als in anderen
Hirnregionen auf (Lehmann, 1975). Dies sind Regionen, in denen beim Patienten ein
cholinerges Defizit nachgewiesen wurde (s. o.).
Dies ist die Grundlage für die erfindungsgemäße fixe Kombination einer Lithiumverbindung
mit einem Azetylcholinesterasehemmer zur optimierten Behandlung des Morbus Alzheimer
und zur Verhütung des Fortschreitens dieser Erkrankung. Durch die synergistischen Effekte
von Lithium wird die Wirksamkeit der Azetylcholinesterasehemmer ergänzt und verbessert
und eine effiziente Behandlung von Patienten mit M. Alzheimer ermöglicht sowie das weitere
Fortschreiten der Alzheimerschen Erkrankung bekämpft.
Bei Kombination beider Arzneimittel kann die übliche Dosierung der Komponenten gesenkt
werden, wodurch die Verträglichkeit steigt.
In zweckmäßiger Weise übersteigt in den erfindungsgemäßen Arzneimitteln die Dosierung
der Komponenten die üblichen Tagesdosen nicht. Das Wirkverhältnis der
Lithiumverbindungen zu den Azetylcholinesterasehemmern ist so abzustimmen, daß daraus
eine Erhöhung der Wirksamkeit bei M. Alzheimer resultiert. Die synergistische Wirkung der
Lithiumverbindungen wird auf den molaren Lithiumgehalt bezogen. Die erfindungsgemäßen
Arzneimittel werden systemisch (oral, intravenös oder anders) verabreicht.
Das erfindungsgemäße Arzneimittel läßt sich in üblicher pharmazeutischer Weise zu den
gewünschten Darreichungsformen konfektionieren, wobei Trägerstoffe, Verdünnungsmittel
und/oder Hilfsstoffe eingesetzt werden können.
Bagetta, G., Iannone, M., Scorsa, A.M., Nistico, G.: Tacrine-induced seizures and brain damage in
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Lambrecht, G., Moser, U., Mutschler, E.: Medicinal chemistry approaches in Alzheimer′s disease: Focus on cholinergic mechanisms
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Lehmann, K.: Die Kinetik von Lithium im Serum, in der Leber und im Gehirn der Ratte.
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Van Calker, D., Greil, W.: Biochemische und zellphysiologische Effekte von Lithiumionen in "Die Lithiumtherapie", Hrsg.: Müller-Oerlinghausen, B. und W. Greil, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York-Tokyo, 5-34 (1986).
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Claims (3)
1. Arzneimittel zur Behandlung des Morbus Alzheimer und zur
Verhütung des Fortschreitens dieser Krankheit, enthaltend
einen Acetylcholinesterasehemmer sowie ggf. übliche, pharmazeutische
Träger, Verbindungsmittel und (oder) Hilfsstoffe, dadurch gekennzeichnet,
daß ferner eine Lithiumverbindung in fixer Kombination
vorhanden ist.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die genannten Lithiumver
bindungen aus Lithiumazetat, -adipinat, -aspartat, -hydrogenaspartat, -benzoat,
-bromid, -chlorid, -glukonat, -karbonat, -orotat, -salizylat, -sulfat, -zitrat oder anderen
Verbindungen bestehen.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die genannten Azetylcholin
esterasehemmer aus Physostigmin, Tacrin oder anderen Azetylcholinesterasehemmern
bestehen.
Priority Applications (6)
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-
1993
- 1993-11-26 DE DE19934340272 patent/DE4340272C1/de not_active Expired - Fee Related
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EP2268296A1 (de) * | 2007-11-09 | 2011-01-05 | SNU R&DB Foundation | Zusammensetzungen und verfahren zur diagnose, prävention udn behandlung von alzheimer-krankheit |
EP2268296A4 (de) * | 2007-11-09 | 2012-04-25 | Snu R&Db Foundation | Zusammensetzungen und verfahren zur diagnose, prävention udn behandlung von alzheimer-krankheit |
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Legal Events
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8100 | Publication of the examined application without publication of unexamined application | ||
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